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smartie11
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Bewertungen

Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2015
Callaghan, Tom

Blutiger Winter / Inspektor Akyl Borubaev Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Als mitten im kirgisischen Winter der grausam verstümmelte Leichnam einer jungen Frau in Bischkek aufgefunden wird, kann Inspektor Akyl Borubaew noch nicht ansatzweise erahnen, welch weite Kreise dieser rätselhafte Fall ziehen wird. Erst recht nicht, zwischen welche gefährlichen Fronten ihn dieser Fall führen wird…

Meine Meinung:
Zugegebener Weise hatte ich leichte Startschwierigkeiten mit diesem Buch. Diese lagen insbesondere in der mir sehr fremden Welt und Kultur Kirgisistans begründet. Dazu kommt, dass ich anfangs echte Probleme hatte, mit den kirgisischen Namen der Charaktere klarzukommen und mir diese zu merken und dass ich mit den Orten bislang nichts verbinden konnte. Auf der anderen Seite macht diese für mich fremde Welt Kirgisistans, diese vollkommen andere, manchmal nur sehr schwer nachzuvollziehende Kultur auch einen besonderen Reiz dieses Buches aus. Die Trostlosigkeit, die sich in der eisigen Landschaft, in den Bauten und in den Seelen der Menschen manifestiert, ist schier allgegenwärtig. All das in einem bitterarmen Land, das an seine Zukunft anscheinend selbst nicht mehr zu glauben vermag. Es ist definitiv ein außergewöhnliches Setting für einen Thriller, abseits der inzwischen ausgetretenen Pfade z.B. skandinavischer Bestseller-Thriller.
Auch die Charaktere habe ich als alles andere ans gewöhnlich empfunden. Allen voran Inspektor Borubaew, der zwar wie so viele andere seiner literarischen Zunft auch, stets nicht nur gegen Kriminelle, sondern auch gegen seine eigenen Dämonen im Inneren ankämpfen muss und schon fast selbstzerstörerische Triebe hat. Als sehr fesselnd empfunden habe ich, dass man bei fast allen Charakteren sich nie ganz sicher sein konnte, auf welcher Seite sie tatsächlich stehen und was sie im Schilde führen.
Mindestens genauso rätselhaft wie einige Charaktere ist auch die Story an sich. Sie ist spannend, gar fesselnd, stets temporeich und führt Inspektor Borubaew mitten hinein in ein nahezu undurchdringliches Dickicht von Unwahrheiten und scheinbar nur schwer in Zusammenhang zu bringenden Ereignissen. Je tiefer er bei seinen Ermittlungen gräbt, umso mehr Fragen werfen sich auf. Dabei gerät er zwischen allen Fronten und droht zum Spielball diverser mächtiger und gefährlicher Parteien zu werden. Schnell wird ihm klar, dass er niemandem vertrauen kann.
Aber nicht nur der Inspektor tappt über weite Teile des Buches im Dunkeln, was die Hintergründe der Taten betrifft. In den meisten Thrillern entwickele ich beim Lesen meine eigenen Theorien. In guten Thrillern führen mich die Autoren dabei (ggf. mehrfach) gekonnt aufs Glatteis. In schlechten Thrillern behalte ich mit meinen Theorien Recht. In DIESEM Thriller, tappte ich genauso lange im Dunkeln wie der Inspektor und hatte genau wie er lange Zeit keine blasse Idee einer Theorie. Das muss einem schon gefallen, mir hat es jedenfalls gefallen.
Auch darf man nicht zu zartbesaitet sein, wenn man „Blutiger Winter“ lesen möchte. Es ist durch die Brutalität stellenweise echt harte Kost und auch Wortwahl und Ausdrucksweise des Autors sind hart, absolut schonungslos und oftmals auch erschreckend bildhaft (Zitat S. 18: „Ich konnte ihre Eingeweide riechen, den Gestank und Geschmack von Eisen, als hätte ich meinen Kopf zwischen ihren Beinen gehabt und sie während ihrer Periode geleckt.“). Auch der Humor, der selten zu Tage tritt, ist hart und trieft vor Zynismus.

FAZIT:
Ein harter, fesselnder und schneller Thriller mit einer für mich nicht vorhersehbaren Storyentwicklung in der mir vollkommen unbekannten Welt und Kultur Kirgisistans, was für mich anfangs durchaus etwas gewöhnungsbedürftig war.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.01.2015
Königstein, Leo

Ich, mein Vater und die Frau seines Lebens


ausgezeichnet

Ein wundervolles Buch mit Charme, Humor und durchaus Tiefgang

Zum Inhalt:
Tom ist 42, nach einem tragischen Unglück verwitwet und alleinerziehend. Er ist Versicherungsangestellter, Nicht-Doktor, nicht groß und sozusagen die Insel der Langeweile im großen Meer seiner tollkühnen und kosmopolitischen Verwandtschaft. Kurz gesagt: alles andere als ein Womanizer.
Doch sein Sohn Paul wünscht sich sehnlichst eine neue Frau für seinen Papa. Und dann auch noch ein Geschwisterchen, also eine richtige Familie. Eines Abends, als Tom sich eigentlich nur über die Lautstärke der Einweihungsparty im Stockwerk unter ihnen beschweren will, begegnet er der wilden, emanzipierten Miriam alias Majorina. Und schnell ist klar: bei Tom ist es die Liebe auf den ersten Blick! Mit einem Mutproben-Siebenkampf will er ihr Herz erobern...
Mein Eindruck:
Es ist ein wunderbarer, humorvoller Start, den Leo Königstein bereits auf den ersten paar Seiten präsentiert. Triefende Ironie ("Das war das Modell von Berufsunfähigkeitsversicherungen") und doch auch mal Inseln von Tiefgang fesseln mich an die Storz und die sympathischen Hauptcharaktere. Bereits in den ersten Sätzen eine Anspielung auf "50 Shades of Grey"; Dann die durchgeknallte(n) Szene(n) mit Jan DeeJay (genau, wie Delay) und Udo Lindenberg. Absolute Kopfkino-Garantie! Gleiches gilt für eine Handvoll weiterer zeitgenössischer Prominenz, die in leicht abgewandelter Form Gastauftritte hat. Neben viel Humor, Ironie und Zwischenmenschlichem (insbesondere zwischen Vater und Sohn) webt Königstein gekonnt aktuelle Themen ebenso mit ein wie die ein oder andere Überraschung!
FAZIT:
Leo Königstein hat ein Buch geschrieben, dass man prima an einem schönen freien Tag in einem Rutsch verschlingen kann. Es ist eine wunderbar leichtfüßige Geschichte voller Witz und Charme, die mir wirklich sehr gefallen hat! Meine persönliche Lieblingsszene war zweifellos die im Gourmet-Restaurant. Ich wüsste wirklich gerne, wie viel autobiografisches in diesem Roman steckt!

Bewertung vom 07.01.2015
Constable, Benjamin

Die drei Leben der Tomomi Ishikawa


ausgezeichnet

Ein kleiner, bittersüßer Literatur-Schatz: Entweder man liebt oder hasst ihn

Das Buch startet unter dem Kapiteltitel „Einführung in das Alles“ mit einem ungewöhnlichen Dialog zwischen dem Ich-Erzähler Benjamin Constable (ja genau, der Autor!) und der Namensgeberin Tomomi Ishikawa, genauer gesagt mit dem Satz „Ich würde gern ein Buch schreiben, in dem du und ich die Hauptfiguren sind«.
So ungewöhnlich der Start, so ungewöhnlich geht es auch weiter, zunächst mit einem Brief von „Butterfly“ Tomomi an ihren Freund Ben Constable, der in Zeiten von email & Co. eine kleine, wunderbare Hommage an den guten, alten, papiergebundenen Brief ist. Gleichzeitig ist der Brief ein wunderbares kleines Stück in sich geschlossener Literatur, dass sich an manchen Stellen in sich selbst zu verlieren scheint. Doch das stört mich wenig. Eigentlich geniesse ich es beim Lesen regelrecht! Und dann nach diesem schönen, leicht bittersüßen Brief: Der Abschied! Tomomi Ishikawa ist tot! Sodann geht es los mit dem Rätsel um Tomomi Ishikawa und einer Schatzsuche, die sie ihrem Freund Ben hinterlassen hat…
Hieraus entwickelt sich eine stellenweise sehr poetische, manchmal liebevoll wirre Geschichte rund um Tomomi und Ben Constable, die von Paris nach New York und wieder zurück führt. Bei dieser literarischen Reise habe ich genau wie Protagonist Ben oftmals im Dunkeln getappt und mich mehr als einmal kräftig überraschen lassen, wobei die Grenze zwischen Fiktion und „Realität“ immer wieder verschwamm. Und auch als ich mich rd. 80 Seiten vor dem Ende nach einem ersten kleinen Finale fragte, was denn jetzt noch kommen sollte, ging es doch spannend und überraschend bis zum letztendlichen Finale weiter.

FAZIT:
„Die drei Leben der Tomomi Ishikawa“ ist eine bittersüße, poetische Reise mit vielen Fragezeichen zwischendurch und einigen Überraschungen. Ich glaube, diesen Roman kann man nur lieben oder hassen. Ich liebe ihn!

Bewertung vom 26.12.2014
Jonsberg, Barry

Das Blubbern von Glück


ausgezeichnet

Candice Phee macht glücklich!

Zum Inhalt:
Die zwölfjährige Candice hat es alles andere als leicht. Ihre kleine Schwester "Sky" ist am plötzlichen Kindstod gestorben, ihre Mutter hat Brustkrebs und verkriecht sich nur noch in das stockfinstere Schlafzimmer und ihr Vater hat sich mit seinem Bruder ("reicher Onkel Brian - alias ROB") bis aufs Blut zerstritten und zergeht in Selbstmitleid. Aber Candice Phee wäre nicht Candice Phee, wenn sie nicht alles wieder in Ordnung bringen wollen würde!

Meine Meinung:
"Das Blubbern von Glück" ist ein wirklich ganz, ganz besonderes Buch. Allen voran natürlich wegen seiner außergewöhnlichen Protagonistin Candice Phee. Candice ist anders als alle anderen Kinder, aber dennoch geht sie zielstrebig durch ihr Leben, gibt niemals auf und kommt auf die absonderlichsten Ideen, um ihren Mitmenschen zu helfen. Sei es, ihrer Lieblingslehrerin mit dem "Kullerauge", Douglas Benson aus einer anderen Dimension oder auch einfach nur ihr Erdferkel-Fisch. Candice findet für jedes Problem, für jede Situation eine Lösung! Dabei liegen Lachen und Weinen oftmals dicht nebeneinander. Aber genau das ist die wunderbare Kernbotschaft dieses Buches für mich: "Gib niemals auf, Du kannst etwas verändern!".
Aber auch die anderen Charaktere sind wunderbar und in solch schillernder Vielfalt wirklich selten zu finden. Mein persönlicher Liebling, neben Candice, ist eindeutig Douglas Benson aus einer anderen Dimension. Auch er ist anders, auch er trägt sein ganz eigenes, multidimensionales Problem mit sich herum. Aber auch er gibt niemals auf!
Der Schreibstil des Autors ist ebenfalls wirklich etwas besonderes. Leicht, unbeschwert, schon fast tänzelnd, berichtet er durch Candice Phee selbst von den schwersten Schicksalsschlägen ohne in tiefe Melancholie abzurutschen. Und dabei bringt er den Leser des öfteren zum Schmuzeln oder zum Lachen, selbst wenn die Situation an sich eigentlich gar nicht komisch ist (z.B. als Candice Phee mit dem un-umkippbaren Dreirad umkippt).
Dieses Buch ist für mich ein kleines literarisches Gesamtkunstwerk, dass ich uneingeschränkt jedem jugendlichen oder erwachsenen Leser empfehlen möchte. Es ist wahr: Candice Phee bringt Glück!

FAZIT:
Meine Eindrücke zu diesem wunderbaren Buch in nur einem Satz zusammenzufassen ist schier unmöglich. Ich sage nur: Unbedingt Lesen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2014
Applegate, Anne

Akademie der Dämmerung


sehr gut

Zum Inhalt:
Als Camden auf das gediegene Internat „Lethe Akademie“ wechselt, kommt ihr das nach dem Bruch mit ihrer besten Freundin eigentlich ganz recht. Eine neue Welt, neue Lehrer und neue Mitschüler. Doch irgendwie scheint über dem Internat ein dunkles Geheimnis zu lasten. Und was für ein Spiel treibt der mysteriöse wie unheimliche Gönner der Schule, Barnaby Charon?

Meine Meinung:
Eines vorweg: Anne Applegates „Akademie der Dämmerung“ hat mich überrascht und zum Schluss auch überzeugt. Zunächst beginnt die Story wie ein lupenreiner Teenie-Highschool-Roman, doch schon der Titel legt ja die Vermutung nahe, dass Hinter der Fassade der Akademie mehr stecken muss als ein reines Internat. Nach Camdens Ankunft in einem anscheinend x-beliebigen High-School-Internat, bestimmen die typischen Alltagsthemen Camdens Leben: neue Freunde finden, nicht zu viel anecken und nicht zuletzt: Jungs. Doch ganz leise schleicht sich ein zunächst unterschwelliges Gefühl der Bedrohung mit in die Story hinein. Zunächst sehr unkonkret und diffus. Puzzlestück für Puzzlestück setzt sich ein ganz neues Bild der Lethe-Akademie zusammen. Diese Entwicklung der Story, bis hin zu ihrer überraschenden und überzeugenden Auflösung, hat mich insgesamt gefesselt und überzeugt. Sowohl die Grundidee als auch der Storyaufbau haben mir persönlich sehr gut gefallen.
Die Charaktere sind dabei so, wie sie dem Plot entsprechend sein müssen: Amerikanische High-School-Teenies mit einer sympathischen Protagonistin Camden. Anne Applegate hat dabei durchaus ganz unterschiedliche, realitätsnahe Charaktere erschaffen, die allerdings im Fortgang der Story durchaus noch dunkle Geheimnisse bereithalten.
Auch der Schreibstil Applegates passt sehr gut zum Thema. Er ist flüssig, abwechslungsreich und das Vokabular passt im großen Ganzen zum Highschool-Setting.

FAZIT:
Eine überzeugende und spannende Mystery-Story, bei der mir insbesondere die Grundidee und die Storyentwicklung sehr gut gefallen haben.
Zum Inhalt:
Als Camden auf das gediegene Internat „Lethe Akademie“ wechselt, kommt ihr das nach dem Bruch mit ihrer besten Freundin eigentlich ganz recht. Eine neue Welt, neue Lehrer und neue Mitschüler. Doch irgendwie scheint über dem Internat ein dunkles Geheimnis zu lasten. Und was für ein Spiel treibt der mysteriöse wie unheimliche Gönner der Schule, Barnaby Charon?

Meine Meinung:
Eines vorweg: Anne Applegates „Akademie der Dämmerung“ hat mich überrascht und zum Schluss auch überzeugt. Zunächst beginnt die Story wie ein lupenreiner Teenie-Highschool-Roman, doch schon der Titel legt ja die Vermutung nahe, dass Hinter der Fassade der Akademie mehr stecken muss als ein reines Internat. Nach Camdens Ankunft in einem anscheinend x-beliebigen High-School-Internat, bestimmen die typischen Alltagsthemen Camdens Leben: neue Freunde finden, nicht zu viel anecken und nicht zuletzt: Jungs. Doch ganz leise schleicht sich ein zunächst unterschwelliges Gefühl der Bedrohung mit in die Story hinein. Zunächst sehr unkonkret und diffus. Puzzlestück für Puzzlestück setzt sich ein ganz neues Bild der Lethe-Akademie zusammen. Diese Entwicklung der Story, bis hin zu ihrer überraschenden und überzeugenden Auflösung, hat mich insgesamt gefesselt und überzeugt. Sowohl die Grundidee als auch der Storyaufbau haben mir persönlich sehr gut gefallen.
Die Charaktere sind dabei so, wie sie dem Plot entsprechend sein müssen: Amerikanische High-School-Teenies mit einer sympathischen Protagonistin Camden. Anne Applegate hat dabei durchaus ganz unterschiedliche, realitätsnahe Charaktere erschaffen, die allerdings im Fortgang der Story durchaus noch dunkle Geheimnisse bereithalten.
Auch der Schreibstil Applegates passt sehr gut zum Thema. Er ist flüssig, abwechslungsreich und das Vokabular passt im großen Ganzen zum Highschool-Setting.

FAZIT:
Eine überzeugende und spannende Mystery-Story, bei der mir insbesondere die Grundidee und die Storyentwicklung sehr gut gefallen haben.

Bewertung vom 04.12.2014
Nesbø, Jo

Der Sohn


ausgezeichnet

^Zum Inhalt:
Der junge, schwer drogenabhängige Sonny Lofthus sitzt wegen Mordes im Hochsicherheitsgefängnis in Oslo und vegetiert dort in seiner eigenen Welt vor sich hin. Für seine Mitgefangenen ist er eine Art Beichtvater, bei dem sie sich ihre Taten ungestraft und urteilsfrei von der Seele reden können. Eines Tages aber erfährt er etwas, dass ihn aus seiner Lethargie wachrüttelt. Er überwindet alle inneren und äußeren Grenzen und Widerstände und begibt sich auf einen beispiellosen Rachefeldzug…

Meine Meinung:
Eins vorab: „Der Sohn“ ist kein „Harry Hole-Krimi“. Aber er ist mindestens genauso gut! Jo Nesbo schafft es mal wieder problemlos, den Leser sofort mitten ins Geschehen hineinzuversetzen, an seine Story zu fesseln und an seine Protagonisten zu gewöhnen. Grade diese (neuen) Protagonisten machen für mich einen ganz großen Reiz dieses Krimis aus. Sie sind vielschichtig, wirken sehr real und menschlich, mit allen Stärken und natürlich auch mit allen Schwächen. Je weiter man in der Geschichte voranliest, desto schneller verschwimmen die Grenzen zwischen gut und böse. Mehr als einmal lässt Nesbo den Leser dabei in tiefe menschliche Abgründe blicken.
Aber auch die Story an sich hat es in Sich. Das Tempo ist von Anfang an hoch, teilweise fast atemlos, ebenso wie die Spannung, die sich ungebrochen bis zum Schluss auf einem sehr hohen Niveau hält. Dabei nimmt die Story weit mehr als nur ein Wendung und grade im letzten Viertel des Buches hat Jo Nesbo es geschafft, mich mit seiner Geschichte gleich mehrmals richtig zu überraschen. Dabei ist die Auflösung, in die die Story mündet, trotz aller Überraschungen in sich rund, überzeugend und (im Nachhinein) absolut nachvollziehbar. Jo Nesbo ist mit „Der Sohn“ ein Verwirrspiel par excellence gelungen. Hier zeigt sich erneut, dass er zu Recht einer der ganz großen Krimi-Autoren ist.
Last but not least: Jo nesbos Schreibstil ist wie gewohnt sehr flüssig, passend und abwechslungsreich. Es gelingt ihm stets, mit seiner Wortwahl eine zur Situation passende Atmosphäre aufzubauen, so dass ich viele Szenen schon fast filmartig vor mir sehen konnte.

FAZIT:
Spannend von der ersten Seite bis zur letzten Seite, tolle Charaktere und dabei mehr als eine absolut überraschende Wendung. Ein absolutes Krimi-Highlight, auch ohne „Harry Hole“!

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.11.2014
Geschke, Linus

Die Lichtung / Jan Römer Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Als Journalist Jan Römer von seinem Chef den Auftrag bekommt, über einen ungelösten Doppelmord aus dem Jahr 1986 zu schreiben, bekommt er erstmal einen Schwächeanfall. Was seine Kollegen nicht wissen: Dieser Mord berührt ihn ganz privat, weil es damals in seiner Clique geschehen ist…

Meine Meinung:
„Die Lichtung“ ist das Roman-Debüt von Linus Geschke, der in Köln wohnt, als Journalist arbeitet und seine Jugend in den 80´ern verbracht hat. Kurzum: Linus Geschke weiß ganz genau, worüber er schreibt. Und genau das merkt man dem Krimi „Die Lichtung“ auch an. Insbesondere das Flair der 80´er bringt Linus Geschke wunderbar rüber, und das ganz ohne Erwähnung des Zauberwürfels, dafür aber mit vielen Songs der 80´er (Shout, Stripped,…), die sozusagen den geschriebenen Soundtrack zum Buch bilden, wodurch ich während des Lesens tatsächlich mehr als einmal einen Ohrwurm im Kopf hatte.
Die Handlung spielt entsprechen in zwei Zeitsträngen, 1986 und in der Gegenwart, die sich regelmäßig abwechseln. Seine Figuren hat Linus Geschke menschlich, individuell und durchaus auch mit Spleens und Macken gestaltet. Allen voran natürlich seinen Protagonisten Jan Römer, bei dem ich mich gefragt habe, wie viel Autobiografisches in ihm steckt. Die Entwicklung seiner Charaktere ist ebenfalls gut und in Teilen auch sehr überraschend gelungen. Grade der Vergleich der Charaktere als Jugendliche 1986 und als Erwachsene in der Gegenwart ist an diesem Buch sehr reizvoll.
Auch die Story an sich hat Linus Geschke gekonnt konzipiert und über knapp 400 Seiten stetig und nachvollziehbar weiterentwickelt. Wie es sich für einen guten Whodunit-Krimi gehört, fügt sich das Puzzle um den rätselhaften Doppelmord nur Stückchen für Stückchen zusammen, wobei Protagonist Jan Römer dem Leser mehr als einmal ein paar Gedanken voraus ist (da er ihm nicht immer gleich alles verrät). Dabei nimmt die Handlung mehr als einmal einen überraschenden Verlauf. Das Finale schließlich ist spannend, die Aufklärung des Falls im großen Ganzen nachvollziehbar.

FAZIT:
Ein spannender, klassischer Whodunit-Krimi, der mich neben der gekonnt konzipierten Story insbesondere durch das tolle 80´er-Jahre-Feeling überzeugt hat. Ich freue mich auf die nächsten Bände!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.10.2014
Eschbach, Andreas

Der Jesus-Deal / Jesus Video Bd.2 (6 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Hintergrund:
Sechzehn Jahre nach Erscheinen des Bestsellers „Das Jesus-Video“ hat Andreas Eschbach nun mit „Der Jesus-Deal“ sowohl Vorgeschichte als auch Fortsetzung in einem nachgelegt. Dabei kann man den „Jesus-Deal“ ohne große Verständnisprobleme auch ohne Vorkenntnisse des „Jesus-Video“ lesen, allerdings macht es m. E. wesentlich mehr Spaß, wenn man beide Teile kennt. Anzumerken bleibt hier noch, dass der gleichnamige TV-Film zwar auf Andreas Eschbachs Geschichte fusst, ansonsten aber NICHT viel mit dem eigentlichen „Jesus-Video“ zu tun hat, so dass der „Jesus-Deal“ KEINEN passenden Anschluss an den TV-Film bietet!

Meine Meinung:
Sowohl „Das Jesus-Video“ als auch „Der Jesus-Deal“ sind im Kern Zeitreisegeschichten, das muss man wissen und mögen, ansonsten sollte man sich lieber nicht auf die Geschichte einlassen. Entsprechend umfasst die Handlung des „Jesus-Deal“ auch verschiedenen Zeitebenen, wodurch Andreas Eschbach es eben geschafft hat, sowohl Vorgeschichte als auch Fortsetzung zum „Jesus-Video“ in nur einem Band zu präsentieren. Gleichzeitig macht es die Geschichte natürlich auch komplex. Dennoch ist es Andreas Eschbach hervorragend gelungen, alle Themenstränge und (sich selbst unbewusst auferlegten) Vorgaben aus dem „Jesus-Video“ gekonnt aufzugreifen und überzeugend weiterzuentwickeln. An mehreren Stellen habe ich mich gefragt, wie der Autor es wohl schaffen will, manche Dinge nachvollziehbar aufzulösen. Doch er hat es stets geschafft! Selbst Handlungsstellen, die zunächst lose und isoliert wie ein „Zufallskonstrukt“ erschienen, konnte er im weiteren Fortgang der Geschichte wieder in den Hauptstrang integrieren und mit seinen (teils fiktiven) physikalischen Theorien erklären. Dabei war es faszinierend zu lesen, wie anscheinend unglaublich leicht Andreas Eschbach mit „realen“ („Schrödingers Katze“) und fiktiven wissenschaftlichen Gedankenexperimenten spielt. Es gelingt ihm stets, auch die komplexesten Themen und abstraktesten Thesen für den Leser anhand von bildhaften Beispielen lebhaft zu erklären. Dies macht für mich in Summe einen großen Reiz dieser Geschichte aus.
Die Story an sich bietet alles, was zu einem guten Thriller gehört: Einen stets intakten Spannungsbogen, teilweise hohes Tempo, undurchsichtige Machenschaften, Verschwörungen und auch eine Portion Action. Langeweile ist bei mir dabei zu keiner Zeit aufgekommen. In dieser Hinsicht ist „Der Jesus-Deal“ von der Art der Story m. E. zum Beispiel mit „Illuminati“ oder „Sakrileg“ von Dan Brown vergleichbar.
Die Protagonisten sind in Teilen neu, aber auch „Altbekannte“ Charaktere aus dem „Jesus-Video“ spielen wieder eine zentrale Rolle, was mich persönlich sehr gefreut hat! Nicht nur bei der Story, auch bei der Charakterentwicklung ist es Andreas Eschbach gelungen, mich mehr als einmal zu überraschen.

Anmerkung zum Hörbuch:
Ich habe die gekürzte Version des Hörbuchs gehört, die mit 442 Minuten noch nicht einmal 1/3 der ungekürzten Hörbuchausgabe (1.423 Minuten!) ausmacht. Trotz dieser sehr starken Kürzung ergibt sich eine weitgehend „runde“ und in größten Teilen nachvollziehbare Geschichte, auch wenn aufgrund der Kürzungen ein paar Fragestellungen offen bleiben und ganze Personen aus der Story entfallen sind. Wer also eine gute, zeitlich aber überschaubare Unterhaltung sucht (z.B. für einen Transatlantik-Flug), der kann beruhigt zur gekürzten Ausgabe greifen. Wer allerdings „viel Eschbach“ haben möchte (oder gar nach „Down Under“ fliegt), sollte lieber entweder zum Buch (736 Seiten) oder zum ungekürzten Hörbuch (z. Zt. – Stand 11/2014 - nur als Download verfügbar) greifen!

FAZIT:
Andreas Eschbach präsentiert eine unglaublich kreative, komplexe, fesselnde und überzeugende Fortsetzung zum „Jesus-Video“, die aber auch „stand-alone“ gelesen werden kann. Für Fans des „Jesus-Video“ ein absolutes „Muss“, aber auch für alle anderen Leser mit einem Fokus auf Wis

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2014
Raabe, Marc

Der Schock


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Jan, seine Jugendliebe Laura, seine Schwester Katy und ihr Liebhaber Greg wollen sich eine gemeinsame Auszeit im heruntergekommenen Ferienhaus von Jan und Katys Eltern an der Côte d’Azur nehmen. Doch schon bald verschwindet Laura mitten in der Nacht unter mysteriösen Umständen. Sofort begibt sich Jan auf die Suche nach ihr und ist bald selbst mitten in einem blutigen Albtraum gefangen.

Meine Meinung:
„Der Schock“ ist ein echter Page-Turner, der mich von Anfang an in seinen Bann gezogen hat. Geschickt baut Marc Raabe schon zu Beginn des Buches den Spannungsbogen auf und hält ihn über die ganze Story aufrecht. Dabei entwickelt sich der Plot sehr temporeich, mit viel Action und auch einigen Überraschungen, getragen auch von häufigen Szenen- und Perspektivwechseln. An vielen Stellen habe ich mit den Protagonisten mitgefiebert und über die noch verborgenen Zusammenhänge mitgerätselt. Dabei gelang es Marc Raabe durchaus, mich auch mal auf´s Glatteis zu führen und mich an meinen Theorien zweifeln zu lassen. Die Charaktere haben sich nach und nach entwickelt und immer mehr von sich preisgegeben und auch so die Handlung vorangetrieben. So gelingt es Marc Raabe auch, die wesentlichen Themen am Ende alle zusammenzuführen und (weitgehend) aufzulösen. Selbstverständlich hat er aber auch dafür gesorgt, dass zum Schluss ein wohl platziertes, kleines Fünkchen Zweifel und Neugier auch über die letzte Seite hinaus beim Leser erhalten bleibt.

FAZIT:
„Der Schock“ ist sehr spannend, tempo- und actionreich und auch überraschend. Es ist einer der besten Thriller, die ich seit Langem gelesen habe.