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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 29.02.2012
Collins, Paul

Der Mord des Jahrhunderts


ausgezeichnet

New York 1897. Die ganze Stadt ist in Aufruhr, es werden in Wachstuch eingewickelte Leichenteile gefunden. Die Vermutung, diese seien das Werk von Medizinstudenten, wird schnell widerlegt. Die schrecklichen Funde entpuppen sich als mysteriöser Mordfall, bei der die Identifikation der Leiche unmöglich scheint, denn der Kopf bleibt trotz zahlreicher Hinweise unauffindbar. Vielfältige Spuren lassen den Schluss zu, dass es sich bei dem Toten um William Guldensuppe handelt, wahrscheinliches Opfer einer Beziehungstat.

Anhand dieses spektakulären wahren Kriminalfalls schildert Paul Collins die Entwicklung des Boulevardjournalismus. Dafür fasst er chronologisch die Ereignisse aus mehreren Tausend Zeitungsartikeln zu einer spannenden Berichterstattung zusammen und vermittelt dabei Seite um Seite, wie rasant das Zeitungsgeschäft ist. Fast atemlos stürmt man mit den Reportern durch die Stadt, hetzt von Spur zu Spur, prescht von einer Sensation zur nächsten. Die Polizei gerät dabei immer mehr ins Hintertreffen, die Ermittlungen sind fest in Hand der Zeitungen, Journalisten sind allgegenwärtig. Eine Tatsache, die mich sehr verblüfft hat. Ich hätte nicht gedacht, dass sich die Polizei bei Mord dermaßen das Heft aus der Hand nehmen lässt.

Collins benutzt eine nüchterne, emotionslose Sprache und trifft damit genau den richtigen Ton für diese aufregende Jagd. Auch wenn sich über ein Dutzend Zeitungen an der Fahndung beteiligen, findet der eigentliche Wettstreit zwischen den Zeitungsmogulen Josef Pulitzer (NY World) und William Randolph Hearst (NY Journal) statt. Es geht um die größte Auflage, die Aufklärung des Mordes ist hierbei Mittel zum Zweck. Beide Verleger haben schnell erkannt, dass es die Sensationsnachrichten sind, die die Käufer anlocken (Zitat Hearst: „Die Öffentlichkeit zieht es vor, unterhalten statt informiert zu werden“). Ob es dabei gelungen ist, in dem Mordfall die Wahrheit ans Licht zu bringen, wird wohl nie ganz geklärt werden können.

Paul Collins ist mit „Der Mord des Jahrhunderts“ ein fantastisches Werk gelungen – ein Kriminalfall vereint mit einem Stück Zeitungsgeschichte, fesselnd und spannend erzählt.

Bewertung vom 23.02.2012
Caspers, Ralph;Henning, Christine

Du bist kein Werwolf


ausgezeichnet

„Du bist kein Werwolf: Eine Gebrauchsanweisung für die Pubertät“. Nun, anfangs habe ich mir gedacht: Naja, was soll an diesem Pubertätsratgeber schon so besonders sein? Sind doch alle gleich. Jetzt, nachdem ich dieses Buch gelesen habe, denke ich: Wow! Dieser Ratgeber ist anders – er ist einfach klasse!
Ich erwarte von einem guten Ratgeber, dass er unkompliziert ist, meine Sprache spricht, möglichst auf alle Fragen eine Antwort hat und mir darüber hinaus Tipps gibt.
Das alles bekomme ich in diesem Buch: Es ist klar und übersichtlich gegliedert, Tabellen und Infokästen ergänzen die Texte. Es hat eine lockere jugendliche Sprache mit Worten, die nicht belehren sondern auf eine unterhaltsame Art und Weise informieren. Es werden meiner Meinung nach alle für Jugendliche wissenswerten und wichtigen Themen bezüglich Liebe und Sex aufgegriffen und erläutert, dazu gibt es immer wieder Tipps und Anmerkungen. Nicht nur die körperlichen Veränderungen und die Unsicherheiten, die diese mit sich bringen, werden angesprochen, sondern auch das seelische Durcheinander, das die Pubertät verursacht, wird beschrieben und erklärt.
Mich als Mutter hat dieser Ratgeber überzeugt, ich werde ihn meinem Kind mit gutem Gewissen empfehlen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2012
Horwood, William

Der Frühling / Hyddenworld Bd.1


gut

Der 6-jährige riesengeborene Hydde Jack ist Hoffnungsträger bei der Erfüllung einer alten Prophezeiung. Da die Eigenschaft „Riese“ in der Hyddenwelt gleichbedeutend mit einem Todesurteil ist, soll Jack in der Menschenwelt aufwachsen. Hier begegnet er der gleichaltrigen Katherine, die er bei einem durch die bösen Fyrd als Autounfall getarnten Anschlag gerade noch so vor dem Flammentod retten kann. Jack selbst erleidet übelste Verbrennungen. Nach dem Unfall vergehen 10 Jahre, bis Jack und Katherine sich wiedertreffen. Kurz darauf wird Katherine von den Fyrd entführt und Jack macht sich auf in die Hyddenwelt, um sie zu retten…

Die Geschichte hat mich gleich von der ersten Seite an mitgerissen. Leider hielt dieser Sog nicht durch das ganze Buch an, denn nach einem guten Drittel verliert sich die Spannung immer mehr. Was bleibt, ist eine nette Geschichte mit schönen Beschreibungen, die mich mitnehmen auf eine Reise in eine fantastische Welt. Dort begegnet man liebevoll gestalteten Charakteren, die aber leider nicht in der Lage sind, der Geschichte den nötigen Schwung zu verleihen. So wurde das Lesen Seite um Seite immer zäher und zum Ende hin auch langweilig.
Schade, nach der Leseprobe war ich sehr neugierig auf dieses Buch, weil mir die Idee der zwei in sich verschlungenen Welten sehr gut gefallen hat. Aber überzeugt hat es mich letztendlich nicht.

Bewertung vom 12.02.2012
Alexander, Tamera

Die Rückkehr des Fremden


ausgezeichnet

Colorado-Territorium 1867/1868. Kathryn und Larson sind seit 10 Jahren verheiratet. Aber ihre Ehe verläuft vollkommen anders, als Kathryn gehofft hatte, besonders ihre Kinderlosigkeit macht ihr schwer zu schaffen. Als Larson in einer stürmischen Winternacht plötzlich verschwindet, beginnt nicht nur für Kathryn eine schwere aber auch erkenntnisreiche Zeit…

Die Geschichte ist richtig schön geschrieben. Ein Liebesroman mit einem dezenten christlichen Hintergrund, wunderbar intensiv erzählt. Kathryn und Larson lernen in den vielen schwierigen Monaten, in denen sie voneinander getrennt sind, mehr über sich selbst und den Partner, als es ihnen bisher während ihrer langjährigen Ehe gelungen ist. Beide erkennen, wie wichtig Liebe und vor allen Dingen Vertrauen sind. Bis zu dieser Erkenntnis müssen Kathryn und Larson jedoch viele Unwegsamkeiten und Hindernisse beschreiten, bei denen ihnen besonders ihr tiefer Glaube hilft, die Hoffnung nicht zu verlieren.
Ein Buch, das mich berührt und Seite um Seite auf ein gutes Ende hat mitfiebern lassen.

Bewertung vom 08.02.2012
Elfgren, Sara B.; Strandberg, Mats

Zirkel / Engelsfors Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Engelsfors. Eine Stadt in Schweden. Trist und öde ist es hier, die Zukunftsaussichten sind gering, das Leben ist langweilig.
Hier gehen Vanessa, Minoo, Anna-Karin, Rebecka, Ida und Linnéa aufs Gymnasium. Sie mögen einander nicht, jede lebt in einer eigenen Welt, jede kämpft mit ihren ganz persönlichen Alltagsproblemen. Bis eines Tages die Eintönigkeit durchbrochen wird: ein Mitschüler begeht Selbstmord in der Schule. Oder war es Mord? Plötzlich geschehen seltsame Dinge, die Mädchen werden eines Nachts von einer geheimnisvollen Kraft in den nahen Wald gezogen. Hier erfahren sie, dass sie Hexen sind, die Auserwählten, der Zirkel! Sie erhalten besondere Kräfte und müssen kämpfen – gegen das Böse, das in Engelsfors eingezogen ist. Und es gilt: nur gemeinsam sind sie stark – für die sechs ganz unterschiedlichen Mädchen die größte Hürde…


Ich mag Geschichten, bei denen der ganz normale Alltag plötzlich durch etwas Unerklärliches aus den Fugen gerät. Und genau darum geht es in diesem Buch – in einer kleinen Stadt dümpeln die Tage monoton vor sich hin, bis die trostlose Atmosphäre von rätselhaften Ereignissen durchbrochen wird.

Elfgren/Strandberg verzichten auf langatmige Umschreibungen und Schnörkel, ihr Schreibstil ist gradlinig, ja fast nüchtern. Abwechselnd und sehr ausgiebig lassen die Autoren die Teenagerinnen aus ihrem Leben erzählen, von ihren Problemen, ihren Wünschen, ihren Sorgen. Dabei werden ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten und Eigenschaften besonders deutlich hervorgehoben. Und man merkt schnell, diese sechs mehr oder weniger starken Individualisten unter einen Hut zu bringen, scheint selbst mit einer gehörigen Portion Magie nicht leicht zu werden.
Es gefällt mir richtig gut, dass die Mädchen während des gesamten Handlungsverlaufs ihrem jeweiligen Wesen treu bleiben und bis zum Schluss keine wirklichen Freundinnen werden, aber trotzdem, wenn auch widerstrebend, erkennen müssen, dass sie nur mit gebündelten Kräften gegen das Böse bestehen können.

Es hat mich anfangs verdutzt, dass nicht alle Mädchen gleichzeitig gleichstarke Kräfte verliehen bekommen, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass es viel interessanter war, die unterschiedlichen Entwicklungen und den Umgang der Mädchen mit der Magie zu beobachten. Dabei waren die Reaktionen auf die neuen Begabungen grundverschieden. Da wurden die neuen Möglichkeiten fast spielerisch austestet und erkundet oder sogar schon für eigene Belange eiskalt ausgenutzt; Angst vor dem, was da auf sie zukommt war ebenso gegenwärtig, wie die Weigerung, die magischen Fähigkeiten überhaupt anzunehmen.

Wurde von den Mädels sehr umfassend und eingehend berichtet, haben mir an anderer Stelle Details gefehlt. Gerne hätte ich mehr über den Hausmeister Nikolaus erfahren, da er eine wichtige Figur zu sein scheint. Auch der Rat der magischen Gemeinschaft bleibt ziemlich im Dunklen und hätte meiner Meinung nach mehr Beachtung finden können. Aber da es sich ja um eine Trilogie handelt, hoffe ich hier auf mehr Einzelheiten im zweiten oder dritten Teil.

Zu dem Buch gibt es auch eine interessante Webseite mit umfangreichen Infos: www.zirkel-trilogie.de

Ohne Zweifel ein fabelhafter Auftakt zu einer spannenden Trilogie. Engelsfors hatte mich voll im Griff. Es hat Spaß gemacht, diese Geschichte zu lesen, nicht nur für Jugendliche eine großartige Lektüre.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2012
Bracker, Jörgen

Hinter der Nebelwand


ausgezeichnet

Dithmarschen 1911. Die Schiffstaufe seines Kutters läuft für den Jungfischer Karl Theodor Behr, genannt Flosse, nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Ein falscher Name ziert das Heck. Während der Feierlichkeiten wird er in eine von seinem Vater arrangierte Verlobung mit Marga gezwungen, denn Flosses Beziehung zu der aus Polen stammenden Elsbeth Mandrukeit ist sowohl seinen Eltern und wie auch anderen Dorfbewohnern ein Dorn im Auge. Kurz darauf erfährt er, dass sein Vater seine ganzen Ersparnisse verbraucht hat. Es kommt zu einem großen Streit. Und dann geschieht ein Mord. Eine Leiche wird in einem Motorboot im Hafen von Eckstedt angespült. Landarzt Dr. Frank Wittenborg und Altfischer Jens Ohm werden von der Polizei als Ermittler eingesetzt und machen sich auf, den Mörder zu finden.

„Achter Dünen un Diek…“ geht es nicht immer idyllisch und beschaulich zu. An Pfingsten 1911 ereignet sich an der Küste Dithmarschens ein grausamer Mord. Diese wahre Begebenheit ist die Grundlage für Jörgen Brackers Krimi „Hinter der Nebelwand“.
Zunächst lernt der Leser Land und Leute kennen. Unterschiedlichste Ereignisse, viele entstanden aus der damaligen großen Fremdenfeindlichkeit gegenüber den aus Polen zugezogenen Krabbenfischern, liefern allerhand Motive, die zu dem im Klappentext angekündigten Mord führen könnten. Dabei wird immer mehr Spannung aufgebaut, denn im Vorfeld der Tat lassen sich weder Opfer noch Täter aus den Geschehnissen erkennen.
In die Realität hat der Autor eine Sage von einer „Nebelbraut“ eingewoben, die der ganzen Geschichte eine mystisch-geheimnisvolle Atmosphäre gibt.
Besonders interessant finde ich, dass die während der Ermittlungen genannten Orte und Wege alle der Wirklichkeit entsprechen und zum Teil auch durch Fotos an den Kapitelanfängen dargestellt werden.
Auch die Sprache finde ich sehr gut gelungen. Einige wenige plattdeutsche Einschübe unterstreichen den Schauplatz der Handlung und zeitlich fühle ich mich durch die Sprechweise der Protagonisten in das frühe 20. Jahrhundert zurückversetzt.

Exakt recherchiert, spannend geschrieben und bis zum Schluss fesselnd. Ein absolut lesenswerter Krimi.

Bewertung vom 01.01.2012
Koschyk, Heike

Die Alchemie der Nacht


ausgezeichnet

Jena 1780. Christoph Wilhelm Hufeland ist Medizinstudent und muss eines Abends mit ansehen, wie sein Kommilitone Albert Steinhäuser hinterrücks niedergestochen wird. Die Leiche verschwindet auf rätselhafte Weise. Hufeland macht sich auf die Suche – nach dem Toten und nach der Wahrheit. Begleitet wird er dabei von Helene, einer unerschrockenen Apothekerstochter aus Königsberg und Schwester von Albert sowie von dem Arzt Samuel Hahnemann. Bei ihren Ermittlungen geraten die drei in das Räderwerk einer geheimnisvollen Verbindung, deren Ziel ein Rezept für das ewige Leben ist.

Schon nach den ersten Seiten hatte mich das 18. Jahrhundert fest im Griff. Mit einer der damaligen Zeit angepassten, flüssig zu lesenden Sprache erzählt Heike Koschyk von dem Werdegang zweier Wissenschaftler, deren Lebenslauf sie in eine fesselnde Krimihandlung gehüllt hat. Im Verlauf der Geschichte wird gezeigt, wie schwer es diese beiden Wegbereiter der Medizin hatten, ihre Ideen und die Erkenntnisse aus ihren Forschungen umzusetzen und wie schmal der Grat zwischen Scharlatanerie und Wissenschaft war. Die Lebenswege der historischen und fiktiven Personen werden glaubhaft miteinander verknüpft, dabei bilden die historischen Fakten rund um das Leben von Hufeland und Hahnemann das Gerüst des Romans, alle anderen Erlebnisse und Handlungen werden gekonnt damit verflochten.

Besonders angetan hat es mir die wundervolle Atmosphäre, die zu jeder Zeit und an jedem Ort in dieser Geschichte herrscht. Ob es um das fröhliche Studentenleben in Jena geht, um die unterschiedlichen gesellschaftlichen Erfahrungen, die Helene auf ihrem Weg nach Jena in Berlin macht oder um die düsteren Orte, an denen die zwielichtigen Gestalten ihre Treffen abhalten. Immer hatte ich das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein.

Ein spannender Krimi mit sehr interessanten Einblicken in die Historie der Medizin, hervorragend recherchiert und ausdrucksvoll erzählt.