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katikatharinenhof

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Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 06.11.2020
Kalisa, Karin

Bergsalz


sehr gut

In einer echten Gemeinschaft wird aus vielen Ich ein Wir

Franziska Heberle hat sich mehr oder weniger in ihr Schicksal gefügt, denn sie ist, wie so viele im Dorf, in den "füreineallein"-Modus gerutscht. Aber für einen alleine kochen, geschweige denn denken, dafür ist der Mensch nicht geboren. Dieses tägliche Einerlei wird jäh unterbrochen, als eine Nachbarin bei ihr klingelt - zunächst erscheint Franziska der Besuch sehr ungelegen, aber dann entwickelt sich daraus eine kleine Gemeinschaft, der sich immer mehr Menschen im Dorf anschließen, deren Kontakte sich bis dato auf ein Mindestmaß beschränkt haben. Daraus entsteht eine wundervolle Idee: ein Mittagstisch für alle, die normalerweise alleine sind. Denn wo sonst schmeckt es besser, als in Gemeinschaft an einem großen Tisch. Ein kleiner Kübel Alpensalz, fast schon leer, in einer ehemaligen Gaststätte setzt den Startschuss für das einzigartige Projekt....

"Bergsalz" von Karin Kalisa ist kein alltäglicher Roman und doch zeigt er leider die bittere und einsame Seite des Alltags von vielen Menschen, die völlig zurückgezogen und isoliert ihr Leben verbringen müssen und somit immer mehr verkümmern. Nach dem Verlust des Partners igeln sich viele ein, werden von der Gesellschaft vergessen und fristen so ihr Dasein in einem Leben ohne Pep, ohne Schwung und Elan.

Die Autorin statuiert ein Exempel, in dem sie die Figur Franziska aus ihrer Lethargie erwachen lässt und ihr mit jeder Nachbarin, mit jedem neuen Treffen in der Gemeinschaft wieder Leidenschaft und Biss fürs Leben verleiht.

Stellvertretend für die Würze im Leben steht hier der noch halbvolle Kübel Speisesalz, der nicht nur die Gerichte würzt, sondern auch die Lebensgeister weckt. Das Schreckgespenst der Einsamkeit verliert immer mehr seine Zugkraft und es kehrt wieder Farbe, Humor und Hunger auf Leben in die Menschen zurück.

Eine Geschichte, die nicht immer einfach zu lesen ist. Gerade die eingeschobenen historischen Teile wirken schwerfällig und bremsen so den Lesefluss ein wenig aus. Wer sich nicht im Allgäuer Dialekt heimisch fühlt, der dürfte einige Schwierigkeiten haben, den Dialogen zu folgen, die zwar interessant und humorvoll gestaltet sind, aber nicht immer erschließt sich dem Leser sofort der Hintergrund dessen, was gesagt wird.

Dabei sind es gerade die kleinen Botschaften in den zwischenmenschlichen Beziehungen, die hier für Ansporn und Leidenschaft, aber auch für das Umdenken sorgen und so die Gemeinschaft zusammenwachsen lässt. Das kommt nicht immer gleich schlüssig rüber und so geht viel Wertvolles verloren. Das, für mich, sehr unerwartete Ende lässt mich mit ganz vielen Fragezeichen zurück - es bleibt vieles ungeklärt, ungesagt und somit verknüpfen sich die losen Enden leider nicht, um ein stimmiges Gesamtbild zu ergeben.

Die Botschaft des Buches und die Allgäuer Bergwelt erreicht zwar den Leser, aber mir fehlt hier definitiv noch ein bisschen Dynamik und ein schlüssiges Ende, um vollkommen mit dem Buch eins zu werden - ich kann daher nur 3,5 Sternchen vergeben

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.10.2020
Taschler, Herbert

Weihnachten in den Alpen


sehr gut

Weiß sind Türme, Dächer, Zweige, und das Jahr geht auf die Neige, und das schönste Fest ist da (Theodor Fontane)

Weihnachten in den Alpen - das bedeutet tiefverschneite Berge, alte Bräuche und Traditionen und ganz viele leckere Köstlichkeiten, die die besinnliche Zeit im Kreis der Familie zu etwas ganz Besonderem machen.

Herbert Taschler hat mit seinem Buch "Weihnachten in den Alpen" einen kulinarischen Streifzug durch die Alpenküchen gemacht und in die Töpfe und Pfannen von Bäckerinnen und Hausfrauen, Hüttenwirtinnen und Hüttenwirten aber auch Köchinnen und Köchen geschaut und ihnen so manch gut gehütetes Geheimnis entlockt.

Während aromatische Wohlgerüche durch die Räume wabern, der Duft von Glühwein, Punsch und Plätzchen allgegenwärtig ist, schmurgelt im Ofen Gesottenes und Gebratenes vor sich hin und das Wasser läuft einem im Munde zusammen.

Südtiroler Apfelstrudel, Tiroler Kaiserschmarrn und Brandenberger Prügeltorte sind klassische Süßspeisen aus der Alpenregion, die jedes Süßmäulchen glücklich machen.

Spinat- & Speckknödel mit frisch zerlassener Butter und geriebenem Parmesan sorgen für uriges Hüttenflair und sind nach einem Spaziergang im Schnee genau das richtige, um Herz und Seele zu wärmen.

Traditionelle Gerichte wie die Weihnachtsgans, Schlutzkrapfen oder geschmorte Rindswangelen dürfen ebenso wenig fehlen wie Köstlichkeiten aus der modernen Küche.

Die Rezepte sind alle leicht verständlich aufgeschrieben, die Zubereitung ist ausführlich erläutert, sodass einem Nachkochen und Genießen im Kreis der Lieben nichts mehr im Weg steht.

Abgerundet wird das Buch mit Geschichten und Gedichten rund um die Advent- & Weihnachtszeit, Erläuterungen von alten Bräuchen und vielen Bildern, die die Sehnsucht nach den verschneiten Berghängen wecken. Man hört den Schnee unter den Schuhen knirschen, das Feuer im Kamin prasseln und spürt, wie sich die kristallklare Luft in den Lungen ausbreitet.

Leider wirken manche Fotos ein wenig antiquiert und irgendwie wie aus der Zeit gefallen, auch die Strahlkraft der Farben hat ein wenig an Brillanz eingebüßt, sodass beim Durchblättern des Buches ein wenig der optische Reiz verfliegt. Das Cover mit der roségoldenen Prägung entschädigt aber ein wenig für den im Buch verlorenen gegangenen Weihnachtszauber und den den dadurch fehlenden Lichterglanz.

Bewertung vom 27.10.2020
Zerouali, Nadia;Tol, Merijn

Mediterranea


sehr gut

Mit "Mediterranea" entdeckt man auf einer aromatischen und würzigen Rundreise die kulinarischen Köstlichkeiten der arabischen Welt und des Mittelmeeres. Die Sonne des Südens, der Zauber von Palästina, Israel und der Türkei und die Neugier auf das Unbekannte im Nahen Osten - eingefangen in 125 Rezepten, die den Leser einladen, zu Gast bei Freunden zu sein, an einem großen Tisch Platz zu nehmen und zu genießen. Die Rezepte sind leicht verständlich verfasst und übersichtlich angeordnet, sodass auch wirklich nichts schief gehen kann bei der Zubereitung.

Viele Zutaten sind nicht vorrätig und müssen erst in entsprechenden Läden besorgt werden, aber das stellt kein größeres Hindernis dar und die ersten Rezepte können nachgekocht werden. Nicht unbedingt für den Anfänger am Herd geeignet, aber mit Herzblut und ein bisschen Probieren gelingt auch das anfänglich komplizierteste Gericht.

Für die Kategorie "Gaumenaquaplaning" kann ich folgende Rezepte von ganzem Herzen weiterempfehlen:

S. 145 Kamals Orangenhähnchen mit Knoblauch & Kartoffeln

S. 183 Granatapfel-Rosen-Eis

S. 237 Würziger Salat mit Queller, türkischem Käse & Sumach-Granatapfel-Dressing

S. 341 Gartensalat mit Feigen & Haselnüssen

Die wohlschmeckende Rundreise wird nicht nur mit den landestypischen Gerichten verfeinert, sondern auch mit stimmungsvollen Fotos, die den Leser an Ort und Stelle entführen. In der Hitze der Sahara sieht man Kamele durch den heißen Wüstensand ziehen, in Katalonien begleitet der rhythmische Klang der Kastagnetten den Leser auf seiner Reise, in Israel werden die Arme gastfreundlich ausgebreitet und jeder wird herzlich willkommen geheißen.

Leider werden die auflockernden Geschichten und Berichte zwischen den Rezepten komplett in Großbuchstaben gehalten, sodass man das Gefühl hat, beim Lesen angeschrien zu werden und das stört zum einen den Lesefluss empfindlich und zum anderen wirkt das an und für sich harmonisch gestaltete Gesamtbild dadurch verzerrt und abgehackt.

Ansonsten ein wirklich schönes Kochbuch, das voller bunter Farben, Sonnenschein und Gastfreundschaft steckt und mit mal mehr, mal weniger bekannten Gerichten die Sehnsucht nach Urlaub, Süden und einer entspannten Auszeit weckt.

Bewertung vom 26.10.2020

Hitchcock


ausgezeichnet

Ein Meisterwerk über des Meisters Werke

Wohl kaum ein Regisseur hat so beindruckend Filmgeschichte geschrieben wie Sir Alfred Hitchcock. Seine Filme und Horrorschocker sind bis heute regelrechte Filmmagnete und zeigen überdeutlich, dass kein Zweiter mit den den Ängsten der Zuschauer so spitzfindig spielen kann, wie er.

Klassiker wie "Die Vögel", "Psycho" und "Das Fenster zum Hof" sind aus der Filmlandschaft nicht mehr wegzudenken und gehören ohne Frage zu den besten Spielfilmen aller Zeiten - egal, ob sie nostalgisch in schwarz-weiß oder in Technicolor gezeigt werden. Doch gibt es auch Werke des Meisters, die den Weg in die Kinos nicht geschafft haben ? Dieser Frage gehen die Autoren nach und lassen eine beeindruckende Aufzählung mit geplanten, aber nicht verwirklichten Projekten wie Titanic (scheiterte an dem Versuch, einen echten Ozeandampfer zu kaufen), R.R.R.R (Hitchcock kann keine Struktur in die Geschichte bringen und gibt auf) oder No Bail for the Judge (Wunschkandidatin Audrey Hepburn erteilt Hitchcock eine Absage und dieser lässt daraufhin das Projekt fallen) in diesem Buch folgen.

Unglaublich viele Details werden hier in dieser Hommage an den Meister preisgegeben - den kleinen Tick des Regisseurs inclusive, in jedem seiner Filme einen kurzen Auftritt zu haben und so dem Film seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken.

Nachbildungen der Originalfilmplakate, Filmausschnitte, Storyboards und Hintergründe zu den Dreharbeiten lassen die Filme wieder lebendig werden und man taucht in die quirlige Atmosphäre am Set ein, die mit dem Perfektionismus von Hitchcock regelrecht durchtränkt ist. Das Wiedersehen mit den Stars und Sternchen am Filmset liest sich wie das Who is who der Schauspielgrößen - Grace Kelly, Sean Connery, Tippi Hedren (wohl kaum einer weiß, dass es sich hierbei um die Großmutter der Hauptdarstellerin aus Fifty Shades of Grey handelt), David o. Selznick, O.E.Hasse - sie alle haben sich am Set von Hitchcock die Klinke in die Hand gegeben und mit ihrem Können die Werke des Meisters bereichert.

Mit den Info-Kästen "Wo ist Hitchcock?" (wo hat der Meister in welcher Filmsequenz seinen Kurzauftritt), "Für absolute Hitchcock-Fans" und "Alfred Hitchcock präsentiert" werden Internas und Backgroundinfos ausgeplaudert, die jeden Hitchcock-Fan glücklich machen und ihn in Zukunft noch mehr Augenmerk auf die Szenen richten lassen.

Ein großartiger Wälzer, der alles, aber auch wirklich alles über Hitchcock und seine Filmklassiker für den Fan bereithält !

Bewertung vom 25.10.2020
Benecken, Burkhard

Clan-Land


gut

Deutschland im Jahr 2044 - das Rechtsystem ist abgeschafft und Rechtsprechung erfolgt über eine reißerische Pay-TV-Show, in der das Volk über "schuldig" oder "unschuldig" entscheidet. Die "Zero-Tolerance-Partei" ist an der Macht und hat Deutschland in einen Staat verwandelt , in dem rechtsgerichtetes Gedankengut an der Tagesordnung ist und ausländische Mitbürger unter der Führung ihres Clans in Enklaven leben. Nutznießer der ganzen Geschichte ist Anwalt Lorenz van Bergen, der als Strafverteidiger noch nie einen Fall verloren hat und der im Ansehen der Zuschauer immer höher steigt. Doch wie sagt ein Sprichwort: "Hochmut kommt vor dem Fall" und genau das muss Lorenz erkennen....



Mit seinem Buch "Clan-Land" zeichnet Burkhard Benecken eine recht düstere, aber doch vorstellbare Version eines Deutschlands auf, das sich im Verlauf der Jahre selbst abgeschafft hat und über Recht und Gerechtigkeit das Volk im Rahmen einer effekthaschenden Abstimmung entscheiden lässt.

Der Strafverteidiger Lorenz van Bergen und Clan-Chef Al-Zahidi erinnern mich unglaublich an die Konstellation Keanu Reeves und Al Pacino im Film "Im Auftrag des Teufels" und der Verlauf des Buches zeigt gewisse Ähnlichkeiten mit eben diesem Film. Die Handlung im Buch nimmt dämonische Züge an und die ohnehin schon recht unsympathischen Figuren schüren mit ihren Auftritten meine Antipathie.

Lorenz van Bergen ist ein kompromissloser Selbstdarsteller, der kaltschnäuzig und mit äußerstem Kalkül seine Fälle in Szene setzt. Seine Auftritte haben nichts mehr mit Verteidigung seiner Mandaten, sondern mit absoluter Überheblichkeit und perfekt zurechtgelegter Taktik zu tun. Ich habe mir im Verlauf des Buches mehr als einmal gewünscht, dass dieser schmierige Schnösel endlich mal eins auf die Nase bekommt.

Die Richterin erscheint mir recht naiv und ich zweifle mehr als einmal an ihrer Intelligenz. Wie sie sich von Loren vorführen lässt, grenzt schon wirklich an Dummheit...und das nicht nur einmal. Sie dreht zwar am Ende des Buches den Spieß um, aber so ganz glauben kann und will ich ihr diesen geschickten Schachzug nicht.

Der Plot hat viele gute Stellen, aber manchmal verliert sich der Autor in unglaublich vielen Wiederholungen oder unwichtigen Skizzierungen seiner Szenen, die das Buch nur unnötig aufbauschen und in die Länge ziehen. Der Blick in die sehr rechts gerichtete Zukunft Deutschlands ist erschreckend, denn die ersten Schritte dorthin sind ja bereits jetzt erkennbar - anscheinend hat die Bevölkerung aus der Vergangenheit nichts gelernt, um in der Gegenwart und Zukunft die gleichen Fehler nicht wieder zu begehen.

Das Spiel mit absoluter Macht, Fake-News und übertriebenem Geltungsbedürfnis bietet seinen Reiz, beleuchtet viele gesellschaftskritische Punkte etwas genauer, aber bei der Umsetzung scheint mir ein wenig viel Narzissmus und ein Stück weit Arroganz von Lorenz van Bergen mit eingeflossen zu sein.

Eine düstere Zeichnung unserer Zukunft, die wachrütteln und zum nachdenken anregen soll. Stellenweise schafft es das Buch, eben genau diese Dinge anzustoßen, aber manchmal ist man die Figuren einfach nur leid und möchte, dass die Geschichte zu Ende gelesen ist.

Ich vergebe daher gute 3 Sternchen

Bewertung vom 24.10.2020
Böschemeyer, Uwe

Der innere Gegenspieler


gut

Uwe Böschemeyer setzt sich in seinem Buch "Der innere Gegenspieler" mit der ständigen inneren Aufruhr auseinander, die in jedem Menschen zu finden sind. Während auf der einen Seite das Gute, Positive überwiegt, ist da auf der anderen Seite ein Negativum, das immer wieder trübe Gedanken sät.

Bei Böschemeyer bekommen diese Konkurrenten einen Namen, nämlich der "Lebensbejaher" und der "Lebensverneiner". Und genau da setzen meine Probleme schon mit dem Buch an, denn Böschemeyer lässt auch Freud'sche Theorien mit in seinem Buch einfließen und es wird für mich immer mehr zu einer tiefenpsychologisch fundierten Sitzung einer psychotherapeutischen Behandlung.

Von der Bekämpfung der beiden Widersacher im Inneren eines Jeden ist nicht mehr viel zu finden, vom Suchen und Finden des Sinns des Lebens bleibt nichts weiter übrig als ein großer Berg fachlicher Ratschläge, die ich nicht gewollt habe und die ich in dieser Form nicht brauche.

Einige Ansätze im Buch sind wirklich gut, aber vieles ist mir einfach zu fachlich, zu gewollt, zu analysierend. Der Autor spricht in seinem Buch oft von Ausgewogenheit, Einsicht und freundlicherer Anschauung - diese Dinge kann man sehr gut im eigenen Alltag integrieren und umsetzen. Manchmal hat man das Gefühl, vom Autor in eine Opferrolle gedrängt zu werden, aus der man sich erst einmal wider befreien muss.

Ich kann mit dem Buch nicht wirklich viel anfangen, werte es aber neutral mit drei Sternchen, denn wie gesagt, ein paar Ansätze gefallen mir ganz gut, aber mir ist das Buch einfach zu wissenschaftlich und fachlich .

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.10.2020
Portisch, Traudi;Portisch, Hugo

Die Olive und wir


gut

Plausch überm Gartenzaun

Traudi und Hugo Portisch sind in der Toskana unterwegs, als sie ein Streik der Tankwarte dazu zwingt, in Benevento bei Freunden Rast zu machen. Und wie das Leben so spielt kommt es erstens anders und zweitens als man denkt, denn aus der fixen Idee, mal eben ein Haus in der Toskana zu kaufen, wird ruckzuck ein handfester Plan und das Ehepaar macht Nägel mit Köpfen.

Aus der Ruine eines alten Bauernhauses wird ihr gemütliches Zuhause, Traudi und Hugo lernen mit den Eigenarten der italienischen Nachbarn umzugehen, die Sprachbarriere wird auch bald umschifft und so entsteht nach und nach der gelebte Traum von Dolce Vita.

Die Episoden werden von Trudi und Hugo wechselseitig erzählt, die Kapitel sind mit toskanischen Sprichwörtern betitelt und mit viel Augenzwinkern und guter Laune formt sich nach und nach das Abbild des Idylls in der Toskana.

Der Einstieg ins Buch ist etwas holprig, man braucht ein wenig, um mit dem Schreib- & Erzählstil warm zu werden, aber dann liest es sich ziemlich locker von der Hand weg. Bei aller Liebenswürdigkeit des Ehepaares Portisch wirken mir manche Szenen einfach zu verklärt und zu romantisiert. Auch fehlen mir Fotos von Land und Leuten, von der Verwandlung der Bauruine zum Traumdomizil und von der zauberhaften Landschaft - dieses Buch wäre doch geradezu prädestiniert für beeindruckende Aufnahmen, die beim Leser Fernweh und Reiselust wecken.

Die Erzählung gleicht eher einem zwanglosen Plausch unter Nachbarn überm Gartenzaun, der mit kleinen Anekdoten gespickt ist. Für einen netten Lesenachmittag gut geeignet, aber nicht ganz das, was ich erwartet habe.

Bewertung vom 23.10.2020
Maier, Johanna

Mein Weihnachten


ausgezeichnet

Wer die Kostbarkeit des Augenblicks entdeckt, findet das Glück des Alltags (Adalbert Stifter)

Mit ihrem Buch "Mein Weihnachten " führt uns die Spitzköchin Johanna Maier durch die Wunderfunkelgitzerzauberzeit und erinnert sich an Weihnachten in ihrer Kindheit im Salzburger Land, erweckt Bräuche und Traditionen wieder zu neuem Leben und zeigt dem Leser, wie eine echte Alpenweihnacht bei ihr Zuhause aussieht.

Dabei breitet sie ganz weit ihre Arme aus, heißt den Leser herzlich willkommen in den Bergen und gibt ihm so das Gefühl, bei ihr Gast zu sein und mit ihr durch den tiefverschneiten Winterwald zu stapfen, mit ihr am Basteltisch zu sitzen und der Kreativität freien Lauf zu lassen und man darf ihr über die Schulter schauen, wenn es bei ihr auf dem Herd köchelt und schmurgelt, aus den Töpfen sich unglaublich wohlriechende Aromen verteilen und über allem liegt der köstliche Duft von Weihnachten .



Unterteilt in die Kapitel

- Weihnachten in meiner Kindheit

- Weihnachten mit meinen Kindern

- Weihnachten mit meinen Enkerln und

- Mein Weihnachtesmenü

darf man mit Johanna die wohl schönste Zeit des Jahres gemeinsam erleben, wunderschönen Weihnachtsgeschichten und -gedichten lauschen und mit ihr gemeinsam traditionelle Weihnachtslieder singen.

Die Rezepte für die Schmankerl sind alle leicht verständlich aufgeschrieben und sowohl für Anfänger am Herd als auch für Kochvirtuosen schnell umzusetzen, sodass die schmackhaften Gerichte auch auf dem heimischen Tisch präsentiert werden können. Dabei reichen die Köstlichkeiten über traditionelle Mettensuppe, über Buchteln bis hin zum geschmorten Rehbraten. Jedes Gericht wird ansprechend mit einem großformatigem Farbfoto perfekt in Szene gesetzt.

Süßes Naschwerk darf an Weihnachten nicht fehlen und die Rezepte von Plätzchen, Torten und Winter-Wohlfühltee sind ebenfalls kinderleicht nachgemacht.

Besonders angetan haben es mir die Bastelanleitungen, denn hier merkt man, wie sehr Johanna Maier Familienmensch ist und mit wieviel Leidenschaft sie die Vorbereitungen auf das Weihnachtsfest trifft. Mit einfachsten Mitteln wird ein Kerzenhalter aus Rinde oder Vogelfutter gefertigt, Bienenwachskerzen oder (mein Highlight) Eiskerzen sorgen für stimmungsvolles Licht. Wer es nachhaltig mag, der darf sich gerne das Geschenkpapier nach Anleitung von Johanna Meier selbst bedrucken .

Die vielen winterlichen Fotos zaubern echte Weihnachtsstimmung, lassen die Augen vor Vorfreude glitzern und stimmen perfekt auf die Advents- & Weihnachtszeit ein.

Bewertung vom 23.10.2020
Frühwirth, Christoph

Nächte zwischen der Zeit


sehr gut

Glück hinein, Unglück hinaus

In den 12 Nächten zwischen dem 25. Dezember und dem Drei-Königs-Tag sind die Geister los und es gibt im Alpenraum unendlich viele Bräuche und Sitten, die sich mit den sagenhaften Raunächten befassen.

Autor Christoph Frühwirth lädt den Leser ein, mit ihm die Zeit um den Jahreswechsel zu erleben, wenn die Nächte wieder länger werden, dem Alten Lebewohl gesagt und das Neue mit offenen Armen empfangen wird.

Für die Nächte zwischen der Zeit hat er Raunachgeschichten, Sagen und Märchen aber auch Rezepte und Räucherrituale zusammengetragen, die die bösen Geister vertreiben und Neuanfang, Glück und Mut für das kommende Jahr bewirken sollen.

Die Anleitungen zum Räuchern sind leicht verständlich aufgeschrieben, die Bedeutungen der Räuchermischungen werden gut erklärt und mit dem leeren Tagebuchseiten für jede einzelne Raunacht bleibt genügend Freiraum, um den eigenen Gedanken nachzuhängen, sie aufzuschreiben und so über Vergangenes nachzudenken und Platz zu machen für das neue Jahr.

Die traditionellen Rezepte versprechen süße Naschereien, bodenständiges Essen und lassen sich einfach nachkochen bzw. backen.

Ansprechende Fotos ergänzen dieses kleine Büchlein perfekt, sorgen für eine heimelige Atmosphäre und sorgen für winterlichen Flair.

Ein schöner Schmöker für die Zeit, in der die Nächte länger werden und Hexen, Geister und Dämonen ihr Unwesen treiben.