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leseratte1310
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Niederrhein
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Bewertungen

Insgesamt 3644 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2021
Fink, Ada

Blütengrab


sehr gut

Kurz nach der Wende wird in einem abgelegenen Waldstück bei Wussnitz ein totes Mädchen von einem Kind gefunden. Die Leiche liegt auf Blütenzweigen drapiert und ist mit Runen gezeichnet. Die junge Polizistin Ulrike Bandow aus dem Ort ermittelt mit dem neuen Kollegen Ingo Larssen aus dem Westen. Sie stoßen auf widerwärtige Verbrechen in der Vergangenheit. Die Verstrickungen reichen in die höchsten Kreise und so werden ihnen bald eine Menge Steine in den Weg gelegt.
Es ist kurz nach der Wende und in dem kleinen Ort Wussnitz ist es ziemlich trostlos. Die Einwohnerzahl hat stark abgenommen und vieles verfällt einfach. Anscheinend traut man Ulrike Brandow die Ermittlungen nicht so wirklich zu, denn man stellt ihr den westdeutschen Kollegen Ingo Larssen an die Seite. Vorbehalte und Misstrauen gibt es auf beiden Seiten, doch um den Fall zu lösen, müssen sie aufeinander zugehen und sich vertrauen. Dabei haben beide ihre Geheimnisse, die sie auch weiter wahren wollen. Aber Brandow muss in ihre eigene Vergangenheit eintauchen, damit sie in diesem Fall weiterkommen. Die persönlichen Seiten der Kommissare spielen also in diesem Thriller auch eine Rolle. Ulrikes Bruder sympathisiert mit der rechtsextremen Szene. Beziehungen sollen dabei helfen, alles unter der Decke zu halten.
Auch wenn ich finde, dass es zwischendurch ein paar Längen gibt, ist dieser komplexe Thriller mit seiner etwas düsteren und trostlosen Atmosphäre durchaus spannend.

Bewertung vom 14.06.2021
Berg, Mathias

Der Preis der Rache / Lupe Svensson und Otto Hagedorn Bd.1


ausgezeichnet

Bei Abrissarbeiten an einer Tankstelle wird ein Skelett gefunden, dem ein Fuß fehlt. Im Jahr 1975 gab es eine Mordserie, bei der auch jeweils ein Fuß abgetrennt wurde. Der damalige Ermittler Otto Hagedorn konnte den Fall nicht aufklären. Nun wird er wieder mit dem Fall beschäftigt und dabei von der Praktikantin Lupe Svensson unterstützt, die forensische Psychologin studiert.
Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, detailliert und packend. Einer der beiden Handlungsstränge befasst sich mit der Vergangenheit. So bekommt man einen guten Überblick über die Ermittlungen damals und heute.
Es ist ein ungewöhnliches Ermittlerduo, dass in diesem Fall ermittelt. Der erfahrende Polizist Otto Hagedorn wird begleitet von der jungen Praktikantin Lupe Svensson, die einen anderen Blick auf die Sache hat als Otto, der schon damals ermittelt hat. In den gut dreißig Jahren hat sich in der Kriminaltechnik natürlich vieles weiterentwickelt, was nun genutzt werden kann. Obwohl die Ermittler so unterschiedlich sind, arbeiten sie gut zusammen. Beide haben mir gut gefallen.
Nach und nach fügen sich immer mehr Puzzleteile zusammen. Der Fall ist komplex und spannend. Mir hat dieser Krimi sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf weitere Fälle mit diesem sympathischen Team.

Bewertung vom 13.06.2021
Kouchner, Camille

Die große Familie (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Jahrelang hat Camille Kouchner geschwiegen, ihrem Bruder zuliebe und auch der Familie zuliebe. Aber nun macht sie die Geschichte ihres Zwillingsbruders Victor und damit auch ihre Geschichte öffentlich, denn seit Jahren leidet sie. Sie fühlt sich einerseits schuldig, weil sie geschwiegen hat, und schämt sich gleichzeitig.
Sie wächst in einer Familie auf, in der das Credo ist: „Es ist verboten zu verbieten…“ Ihre freiheitsliebende Mutter und ihr charismatischer Stiefvater sammeln Menschen - "La familia grande" - um sich und leben im Sommer in Sanary ein ungezwungenes und sehr freizügiges Leben. Den Kindern werden keine Grenzen auferlegt, es grenzt schon fast an Verwahrlosung. Doch dann erfährt die zwölfjährige Camille, dass ihr Stiefvater sich an ihrem Zwillingsbruder vergeht. Ihr Bruder beschwört sie, keinem etwas zu sagen, denn er ist sich sicher: „Du wirst sehen, sie werden mir zwar glauben. Aber es wird ihnen vollkommen egal sein.“ Er soll recht behalten.
Dies ist ein Roman, der unter die Haut geht, umso mehr, weil man weiß, dass die Autorin alles miterlebt hat. Jahrelang hat sie gelitten und sich an ihr Versprechen gehalten, doch irgendwann wurde das Leiden übermächtig.
Es ist erschreckend mitzuerleben, was geschehen ist und wie weggesehen und das, was passiert ist, bagatellisiert wurde.
Verhängnisvoll, abgründig, schwer zu ertragen, aber lesenswert.

Bewertung vom 12.06.2021
Neumann, H. Dieter

Haie unter dem Eis / Kira Lund Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Es ist ein eisiger Winter im deutsch-dänischen Grenzgebiet. Die Beamtin der Flensburger Stadtverwaltung, Carola Hansen, taucht mit ihrem Mann Jesper in der zugefrorenen Ostsee. Sie kehrt vom Tauchgang nicht zurück und Jesper gerät in Verdacht. Kira Lund, die Reporterin eines Lokalsenders, war mit Carola befreundet. Sie glaubt nicht, dass Jesper etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun hat. Bei ihren Recherchen stößt sie auf dunkle Machenschaften und bringt sich und ihr Umfeld in Gefahr.
Dieser Krimi beginnt sehr spannend mit dem Tauchgang. Diese Spannung kann leider nicht die ganze Zeit aufrecht gehalten werden. Der Schreibstil lässt sich angenehm und flüssig lesen. Es wird aus wechselnden Perspektiven erzählt.
Die Charaktere sind gut und authentisch gezeichnet. Kira geht bei ihren Recherchen der Sache gerne auf den Grund. Ihr Freund Lukas ist für einige Zeit in der Antarktis, aber zum Glück leistet Ditch, ihr Hund, Gesellschaft. Dieser Fall weckt nicht nur ihr berufliches Interesse, denn sie ist durch die Freundschaft mit Carola auch persönlich betroffen. Aber auch die Helene Christ ist eine fähige und sympathische Person. Nach ein paar Schwierigkeiten arbeitet sie gut mit Kira zusammen, was vorteilhaft für beide ist.
Es braucht ein Weilchen, bis die Ermittlungen in Schwung kommen. Nach und nach setzen sich die Teile zu einem Gesamtbild zusammen und der Fall löst sich schlüssig auf.
Es ist ein gelungener Auftakt dieser Reihe, die ich gerne weiterverfolgen werde.

Bewertung vom 10.06.2021
Müller, Titus

Die fremde Spionin / Die Spionin Bd.1


sehr gut

Die 21-jährige Ria Nachtmann tritt ihre erste Stelle an und ist im Ministerium für Außenhandel Alexander Schalck unterstellt. Dann tritt der BND an sie heran, um sie als Informantin anzuwerben. Ria will ihre Schwester wiederfinden und lässt sich daher auf die Sache ein. Doch dann erfährt sie etwas, dass einschneidende Konsequenzen haben wird – für sie und für die beiden deutschen Staaten.
Dies ist der Auftaktband der Spionin-Trilogie von Titus Müller. Im Jahr 1961 ist Berlin zwar schon geteilt, aber noch ist der Übergang von Ost nach West durchlässig. Berlin ist ein Tummelplatz für Agenten und jeder hofft, aus den Informationen einen Vorteil zu haben. Ziemlich bedrückend ist es zu erleben, wie die Menschen ständig überwacht werden und sich jedes Wort überlegen müssen. Natürlich ist das alles bekannt, aber hier wird es nochmals besonders deutlich und erschreckend.
Ria hat als 10-Jährige miterleben müssen, wie ihre Eltern von der Stasi abgeholt wurden. Sie und ihre Schwester kamen zu linientreuen Eltern. Eigentlich hatte Ria es nicht schlecht getroffen, denn ihre Eltern lieben sie sehr. Doch über die Vergangenheit darf sie nicht reden. Aber Ria kann nicht vergessen, was geschehen ist und sie hat sich immer angepasst, um sich irgendwann zu rächen und ihre Schwester Jolanthe wiederzufinden. Sie ist eine clevere Person und arbeitet sich schnell ein. Dabei lernt sie interessante Personen kennen. Der KGB Spion Sorokin ist auch eine interessante Persönlichkeit, der gerne ein normales Leben führen möchte, aber aus den Zwängen nicht herauskommt.
Es ist eine interessante und komplexe Geschichte, die allerdings auch einige Längen hat. Dennoch hat sie gefallen und ich bin schon gespannt darauf, wie es weitergeht.

Bewertung vom 09.06.2021
Cazon, Christine

Lange Schatten über der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.8 (eBook, ePUB)


sehr gut

Auf dem historischen Friedhof Le Grand Jas in Cannes wird am Gedenktag im November ein junger Mann tot aufgefunden. Kommissar Léon Duval übernimmt die Ermittlungen. Der Tote war Jude und das lässt auf einen antisemitischen Hintergrund schließen. Während Duvals Vorgesetzte das gleich ausschließen wollen, verfolgt Duval alle Spuren. Er muss weit in die Vergangenheit schauen, um in diesem Fall weiterzukommen.
Auch in diesem Roman ist die Atmosphäre an der Côte d'Azur wieder gut dargestellt.
Léon Duval ist ein Kommissar, der die Spuren verfolgt, auch wenn ihm Steine in den Weg gelegt werden. In diesem Fall muss er sich mit der Vergangenheit auseinandersetzen und weit zurückgehen bis in die Zeit der deutschen Besatzung. Neben Duval bleibt sein Team recht blass.
Als wenn die Ermittlungen nicht schon schwierig genug wären, so bekommt er zu Hause nicht viel Ruhe, denn er muss sich auch um sein Töchterchen Julie kümmern, die Zähne bekommt. Leider gerät durch die ausführliche Beschreibung seines Privatlebens der Kriminalfall ein bisschen in den Hintergrund und das nimmt Spannung weg.
Ich lese auch gerne historische Romane und mir hat der geschichtliche Aspekt daher gut gefallen. Allerdings wird der aktuelle Fall eher durch eine Intuition Duvals geklärt. Die Auflösung ist aber schlüssig.
Auch wenn sich die Spannung in grenzen hielt, habe ich diesen Krimi gerne gelesen.

Bewertung vom 08.06.2021
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Wien 1893: Der junge Kriminalinspektor Leopold von Herzfeldt ist gerade erst von Graz nach Wien gekommen, als er es mit einem Fall zu tun bekommt, bei dem Dienstmädchen brutal gepfählt wurden. Herzfeldt hält viel von neuen Ermittlungsmethoden, doch nun braucht er die Unterstützung des Totengräbers Augustin Rothmayer, der auf dem Wiener Zentralfriedhof tätig ist und nebenbei noch einen Almanach für Totengräber schriebt.
Ich mag die lebensfrohe Stadt Wien, die an allen möglichen Ecken Bezüge zur Vergangenheit zeigt und damit die Touristen anzieht. In diesem Roman habe ich es mit einer etwas düsteren Stadt zu tun bekommen, die eher abweisend und morbide ist.
Die Charaktere sind gut und sehr individuelle beschrieben. In Graz hat Leopold Kriminalistik studiert und er ist von den modernen Methoden überzeugt. Doch damit kommt er bei seinen neuen Kollegen nicht gut an, auch stört es sie, dass er Jude ist. Er tut sich sowieso sehr schwer, im Team zu arbeiten. Augustin ist ein kluger Kopf, aber auch ziemlich kauzig. In ihm steckt mehr, als man auf den ersten Blick annehmen würde. Sein Wissen ist eine große Hilfe bei den Ermittlungen. Er weiß auch, dass die alte Methode des Pfählens die Untoten in den Gräbern halten soll. Das Ermittlerduo wider Willen wird unterstützt von der Telefonistin Julia Wolf, die ihren eigenen Kopf hat. Leopold muss sich mit Aberglauben und der Unterwelt von Wien auseinandersetzen und das Misstrauen gegenüber Neuem und schlamperte Arbeit machen es ihm auch nicht leicht. Aber auch er ist nicht unfehlbar und muss aus seinen Irrtümern lernen. Es wird lebensgefährlich für diese ungewöhnlichen Ermittler.
Es ist interessant zu erleben, mit welchen Methoden damals ermittelt wurde. Aber der Fall an sich ist auch sehr spannend. Ich bin schon neugierig auf den nächsten Band, denn dieses spezielle Ermittlerteam hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 06.06.2021
Haller, Elias

Ostseeschmerz


ausgezeichnet

Hardy Finkel hat für seine Kollegin Greta Silber, die in ihrer Freizeit Krimis schreibt, eine Lesung organisiert. Beim Signieren danach geht Greta eine Frau ziemlich auf die Nerven. Am nächsten Tag werden die Kommissare zu einem Todesfall gerufen. Greta erkennt das Opfer in der Sauna sofort. Es ist die Frau vom Vortag, bei der es sich um die Esoterikerin Simone Dammbeck handelt. Die Spuren führen Hardy und Greta nach Hiddensee, wo vor vielen Jahren Personen spurlos verschwunden sind. Schon bald gibt es ein weiteres Opfer und damit beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Ich kenne Hardy Finkel und Greta Silber schon, da ich auch die Vorgängerbände gelesen habe. Auch dieses Mal konnte mich Elias Haller wieder packen, denn auch dieser Fall ist sehr spannend. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen und die kurzen Abschnitte sorgen für Tempo.
Die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet. Hardy „Sugar“ und Greta sind zwar sehr unterschiedlich, aber sie arbeiten gut zusammen und ergänzen sich bei ihren Ermittlungen. Hardy hat einen Schlag bei Frauen und wird auch von der Praktikantin Lena Lindner angehimmelt. Auch Lena kannte das Opfer, denn sie war bei Simone Dammbeck in Therapie, und kann daher einige Informationen beisteuern. Die Esoterikerin hatte es mit Knochen und „Knochen 1954“ scheint ihr besonders wichtig gewesen zu sein. Aber auch Gretas Lebensgefährte Hannes scheint das Opfer gekannt zu haben, was Gretas Eifersucht weckt. Wenn immer auch Hardy und Greta befragen, alle scheinen etwas zurückzuhalten. Das macht die Ermittlungen nicht einfach, aber die beiden machen verbissen weiter.
Die Spannung ist von Anfang an hoch, aber es gibt auch immer wieder unerwartete Wendungen, die dafür sorgen, dass es so bleibt. Was sich dann am Ende herausstellt, ist einfach nur erschreckend. Die Abgründe, die in manchen Menschen schlummern, sind wirklich abartig.
Der Cliffhanger am Ende lässt auf einen weiteren Band mit diesem sympathischen Ermittlerteam hoffen.
Dieser sehr spannende und lesenswerte Thriller hat mich wieder überzeugt.

Bewertung vom 06.06.2021
Dahl, Arne

Vier durch vier / Berger & Blom Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sam Berger soll die ehemalige Zwangsprostituierte Nadja finden, die entführt wurde und bedroht wird. Ihm bleiben 75 Stunden, um sie zu finden, bevor der Entführer ihr den Kopf abschlagen will. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Glücklicherweise erhält Sam die Unterstützung seiner ehemaligen Kollegin Molly Blom. Die beiden verbeißen sich in die Ermittlungen. Nichts ist so, wie es scheint und dann entdecken sie etwas, das mit Molly zu tun hat.
Ich habe zwar zuvor den ersten Band dieser Reihe gelesen, doch der zweite und dritte Band sind an mir vorbeigegangen. Es wäre sicherlich sinnvoll, alle Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, obwohl man dieses Buch durchaus auch alleine lesen kann.
Dieser Krimi liest sich sehr flüssig. Die Geschichte ist sehr komplex und wird aus verschiedenen Perspektiven und aus unterschiedlichen Zeiten geschildert, so dass es spannend und abwechslungsreich wird. Berger und Blom bekommen es mit der russischen Mafia zu tun und müssen bei den Ermittlungen in menschliche Abgründe blicken.
Bei Sam Berger läuft vieles schief. Seine Frau ist mit den Kindern weg und sein Job bringt auch nicht viel ein. Das alles bringt ihn an seine Grenzen, denn er ist verzweifelt. Doch sobald er einen Fall hat, will er diesen lösen. Mir gefällt Sam als Ermittler, als Mensch weniger. Molly Blom ist mir sympathischer. Sie hat ihr Baby zur Welt gebracht und unterstützt Berger wieder einmal. In der Vergangenheit hat sie Furchtbares erlebt, aber sie schiebt das beiseite, obwohl sie es noch lange nicht verarbeitet hat.
Der Fall nimmt immer mehr Fahrt auf und es gibt Wendungen, welche die Spannung hochhalten und mich auf falsche Fährten gelockt haben.
Ich kann diesen spannenden und raffinierten Krimi nur empfehlen.