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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1464 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2020
Bauer, Jutta

Kater Liam


ausgezeichnet

Kater Liam berichtet über sein Zusammenleben mit Frau B. Es gibt vieles, was aus seiner Sicht verbesserungswürdig oder gar nicht nachzuvollziehen ist. Warum man zum Arbeiten aus dem Haus gehen muss. Oder was Frau B. zum Beispiel gegen lebendige Mäuse in ihrer Wohnung hat. Und warum es nur so selten was zu essen gibt. Und auch nicht immer das, worauf man Lust hat. Wobei "man" in diesem Falle immer Liam ist.

Er überlegt immer wieder, Frau B. ein bisschen was beizubringen an Savoir vivre, solchem, wie es Katern eben ziemt, aber letztendlich ist er dazu doch zu bequem. Und außerdem - so schlecht ist es dann ja doch nicht in seiner WG mit Frau B..

Ein wunderschönes, kleines, feines Bilder- und Geschichtenbuch für Erwachsene, das gute Laune bringt!

Bewertung vom 21.02.2020
Minck, Lotte

Sonne, Mord und Sterne


ausgezeichnet

Sternentreffen
Im neuesten Band um Astrologin Stella und ihre Großmutter widmen sich die beiden Damen ganz ihrem Beruf: Ausgerechnet in ihrer Heimatstadt Bochum findet der Astrologiekongress statt, zu dem sich alles, was in der Branche so kreucht und fleucht, versammelt. Durchaus auch eher undurchsichtige Gesellinnen und Gesellen.

Auch die - mehr oder weniger selbst ernannte - Königin der Branche, nämlich Astrologin Marlene Silberstein, bekannt aus Funk und Fernsehen, gibt sich die Ehre. Nicht zuletzt um einen neu kreierten Preis einzuheimsen.

Dessen sie sich jedoch nicht allzu lange erfreuen kann, denn bald findet sich in ihrer luxuriösen Hotelsuite ihre Leiche. Wie immer gerät Stella eher zufällig in die Ermittlungen - und damit in die Quere des nicht unattraktiven Ruhrpottkommissars Arno Tillkowski.

Wie auch in den Krimödien um Loretta Luchs, Mitarbeiterin eines Call-Centers der besonderen Art und ebenfalls Bochumerin, findet sich hier also ein munteres Trüppchen zum gemeinsamen Ermitteln zusammen. Wobei das manchmal auch eher nebenher läuft. Aber immer wieder sind sie Arno einen Schritt voraus - mindestens.

Dies ist bereits der dritte Band um Astrologin Stella freue mich schon sehr auf den nächsten, weil ich gespannt bin, wie sich die Dynamik unter diesen ganzen Figuren so weiter entwickelt. Und weil ich Stella und Maria, ebenso das weitere Stammpersonal schon richtiggehend in mein Herz geschlossen habe. Eine toll(kühn)e und witzige Ruhrpottstory mit dem gewissen Pfiff!

Bewertung vom 20.02.2020
Burns, Anna

Milchmann


sehr gut

Ja, diese Iren: offenbar gehört es zu ihrer Eigenart, in Romanen viel mitzuteilen, ohne dass sonderlich viel gehandelt wird. Ich denke da an Joyce's 1922 erschienen großen Roman "Ulysses", in dem ein Tag im Leben des Protagonisten auf rund Tausend Seiten erzählt wird.

Im fast hundert Jahre später erschienen Roman "Milchmann" von Anna Burns offenbart sich dem Leser das Innenleben einer jungen Frau. Einer sehr jungen, nämlich achtzehn Jahre alten Frau, die nach dem Willen ihrer Mutter gleichwohl schon längst hätte verheiratet sein müssen.

Sie selbst ist nicht dieser Ansicht, weiß sie doch selbst noch gar nicht so genau, wer sie ist und was sie will. Sie spürt nur, dass sie zu so einigem gedrängt wird, das sie gar nicht will. Vor allem durch den Milchmann, einen um einiges älteren Mann, der ihr immer wieder auflauert. Ein Stalker, würden wir sagen. Und nur einer der Faktoren, die die junge Frau daran hindern, ihr eigenes Leben zu leben.

Auch wenn es keine Namen gibt in diesem Roman - weder für Menschen noch für Orte - wird bald deutlich, dass die Handlung in Nordirland, allem Anschein nach in Belfast stattfindet. Auch auf England wird immer wieder Bezug genommen, gleichsam aus einer sehr großen Distanz heraus.

Nicht nur die junge Protagonistin lebt unter einem großen Druck, insgesamt ist die Situation der Menschen im Roman keine freie. Männer haben wesentlich mehr zu sagen als Frauen, aber auch sie können nicht immer, wie sie wollen. Und vieles wird durch Klatsch festgelegt - aus Dahergesagtem wird plötzlich eine Wahrheit, die auszumerzen fast nicht möglich ist.

Ein Roman, der nicht nur düster daherkommt, doch muss man den zweifellos ungewöhnlichen Humor der Autorin zu nehmen wissen. Und insgesamt einiges an Geduld aufbringen für die Lektüre. Denn immer wieder entstehen gleiche oder ähnliche Situationen, in denen gleiches oder ähnliches gesagt, gleich oder ähnlich gehandelt wird. Keine leichte Kost. Aber wenn man sich darauf einlässt, wird man mit der Bekanntschaft mit solch ebenso bezaubernden wie ungewöhnlichen Charakteren wie den kleinen Schwestern der Protagonistin belohnt. Und mit einer ungewöhnlichen, kraftvollen Sprache. Für diese Lektüre braucht man Mut, denn man lernt nicht nur einen neuen Roman kennen, sondern auch seine eigene Ausdauer!

Bewertung vom 18.02.2020
Wood, Naomi

Diese goldenen Jahre


gut

Paul studiert am Bauhaus und hat das Glück, gleich eine ganze ganze Clique kennenzulernen. Doch dann gibt es sowohl Missverständnisse als auch Misstrauen. Die Gruppe entzweit sich bzw. spaltet sich in Paare - und in Einzelne.

Und später kam dann auch noch die schwierige politische Situation dazu. Gab es von vorneherein einen Verräter? Das Buch ist stellenweise durchaus spannend und charmant, hat aber etwas von einer Räuberpistole. Und bringt der ganzen Bauhaus-Bewegung nicht genug Achtung entgegen. So scheint es mir, als ob sich die Autorin möglicherweise nicht gründlich in das Thema eingearbeitet hätte.

Bewertung vom 17.02.2020
Lenze, Ulla

Der Empfänger


sehr gut

Joe ist ausgewandert in die Staaten, irgendwann nach dem Großen Krieg und ist in New York gelandet, wo er sich ganz gut durchschlägt und zwar wegen seiner Vorliebe für die Technik, er puzzelt gerne an Maschinen rum und ist Hobbyfunker.

Dann, irgendwann, taucht Hitler auf in Deutschland. "Vaterland" wird nun wieder ein wichtigeres Wort, gerade auch unter Exilanten. Wohlgemerkt unter einem Teil der Exilanten, die auch entsprechende Versammlungen und Feiern organisieren. Joe rutscht da mehr oder weniger rein und hat auf einmal regelmäßig zwei Funker bei sich rumrocken.

Bis es auf einmal um Spionage geht und Joe im Knast landet.

Wir lesen zu großen Teilen aus dem "Danach": 1949. Joe ist ausgewiesen worden aus den Staaten und kommt im heimischen Rheinland unter. Bei der Familie seines Bruders Carl in Neuss. Doch auch hier fühlt er sich gewissermaßen im Exil, fühlt sich unwillkommen, obwohl man sich Mühe gibt, vor allem aber missverstanden. Es zieht in weiter nach Südamerika.

Ulla Lenze schildert hier die Geschichte eines ewigen Exilanten, eines, der sich nirgendwo zuhause und schlimmer: irgendwann nirgendwo mehr willkommen fühlt. Mit sparsamen Worten, oft in Andeutungen lässt sie den Leser mit Josef durch die Handlung ziehen, setzt auf eine reduzierte Art und Weise auf Gefühle, spielt, nein: arbeitet mit den Empfindungen des Lesers.

Ein sehr interessantes Buch zu einem ebenso interessanten Thema. Ich kann nicht sagen, ob mich die Handlung mehr faszinierte oder der Stil. Nur manchmal, da fühlte ich mich befremdet und ganz, ganz weit weg. Aber vielleicht war das ja gewissermaßen eine Absicht.

Bewertung vom 17.02.2020
Awe, Mareike

Wohlfühlgewicht


weniger gut

Sein eigenes Wohlfühlgewicht finden - wer möchte das nicht. Für mich hat das etwas von Freiheit: nicht mehr abhängig zu sein von der Meinung anderer, sondern ganz und gar seinen eigenen Weg gehen, was das Gewicht, dessen Verteilung und damit auch das persönliche Aussehen angeht.

Die Ärztin Dr. Mareike Awe möchte den Lesern - und mehr noch, den Nutzern ihres Programms, das man im Internet abonnieren kann - dazu verhelfen, in jeder Hinsicht die richtige Einstellung zu erreichen, um das eigene Wohlfühlgewicht zu erlangen.

Das hat natürlich mit der Art und der Menge des Essens zu tun, mehr noch jedoch mit dem eigenen Körperbewusstsein. Und nicht nur mit dem. Es geht nicht, ohne dass man sich selbst liebt und das umfasst alle Bereiche!

Dazu hat Dr. Awe nun ein ganzes Buch verfasst, das dem neuen Wohlfühlgewichtigen zur Seite stehen soll. Und das ist aus meiner Sicht nicht so richtig zielführend, denn sie kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen, verweilt an der ein oder anderen Übung und ist bemüht, sowohl geistige als auch praktische Impulse zu geben, doch findet das alles in einem ziemlichen Durcheinander statt und auch die Vorschläge selbst sind aus meiner Sicht nicht so durchstrukturiert, dass ich mir auf deren Basis einen Konzeptplan für mein Vorgehen erstellen können!

Diese ganzen Ansätze sind durchaus anregend, gehen aber ganz und gar nicht in die Tiefe - ich fühle mich fast ein klein bisschen veräppelt dadurch! Wie man dadurch unterstützt werden oder gar die Kraft zu einer grundlegenden Veränderung finden soll, ist mir, ehrlich gesagt, schleierhaft.

Bewertung vom 16.02.2020
Dylan, Rachel

Du bist die Nächste


sehr gut

Sophie Dawson ist Staatsanwältin in Atlanta und hat gerade die Abteilung am Gericht gewechselt. In ihrem neuen Fall geht es um den jahrelangen Betrug eines Angestellten an kleinen Leuten. Da Sophie - nicht zuletzt aufgrund ihres starken christlichen Glaubens - einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn besitzt, stürzt sie sich voller Engagement in die neue Aufgabe und arbeitet bis spät in den Abend.

Als sie sich müde und hungrig ein paar Kleinigkeiten in einem Geschäft besorgen will, wird sie aus heiterem Himmel Zeugin eines Doppelmordes. Der - das kann sie klar bezeugen - vom jüngeren, bisher "sauberen" Bruder eines stadtbekannten Gangsters. Und der hat ganz andere Pläne für den Kleinen - der soll nämlich studieren und was ordentliches werden und daran soll dieser "Ausrutscher" nichts ändern. Dafür soll seine Anwältin Ashley Murphy sorgen.

Sophie ist nun einerseits Kronzeugin und hat andererseits ihren eigenen komplexen Fall zu verhandeln. Ihr Vater - sie kommt aus reichem Hause - engagiert einen Leibwächter für sie. Es ist Cooper, der Freund und Compagnon einen guten Bekannten, der ihr sehr sympathisch ist. Sogar mehr als das. Doch sie leben so unterschiedlichen Leben. Haben dennoch sie eine Chance?.

Ihre Lage ist schwierig, gerade auch, weil es in ihrer jetzigen Situation gewissermaßen um ihrer beider Leben geht. Denn nur allzu schnell wird deutlich, dass die Befürchtungen von Sophies Vater mehr als begründet sind.

Ein spannender Fall - und einer, in dem klare christliche Werte zur Sprache kommen. Werte wie Gewissen, die Fähigkeit, zu vergeben oder in sich zu hören.

Wobei bei weitem nicht alle Figuren nach christlichen Maßstäben agieren, was das Buch unglaublich spannend macht. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, auch wenn einiges unlogisch bzw. nicht ganz auserzählt war. Auf jeden Fall möchte ich mehr von dieser Autorin lesen!

Bewertung vom 15.02.2020
Fröhlich, Susanne;Kleis, Constanze

Weltretten für Anfänger


weniger gut

"Weltretten" - eigenartig, dass das noch kein Wort oder Unwort des Jahres geworden ist, es ist ja nicht enfach nur in, es ist so dermaßen in aller Munde, dass man gar nicht drumherum kommt. Und jetzt auch noch Frau Fröhlich. Auf ihre übliche flapsige Art, die ganz charmant rüberkommt. Wenn auch nur in Allgemeinplätzen.

Nein, kein Buch, das mich fesselte, polarisierte oder auch nur unterhielt. Ich habe mich sogar etwas geärgert, wurde ich doch sofort in eine Schublade gesteckt. Und zwar die, in sie sich die Autorinnen (ja, es gibt auch noch eine Frau Kleis, die aber weiter nicht auffällt, sich auch selbst stecken. Die der geburtenstarken Jahrgänge nämlich, denen auch gewisse Verhaltensweisen zugeordnet werden. Nämlich die, dass alles bequem sein soll. Komisch, ich dachte immer, dass Vertreter dieser Generation auch diejenigen waren, die sich an irgendwelche Bahngleise ketteten, die Großdemos der frühen 1980er begeistert besuchten und sich, während sie Familien gründeten, tiefe Gedanken über ökologische Ernährung machten.

Wie, die kennen Sie nicht, Frau Fröhlich und Frau Kleis? So wie ich auch Ihre Mitstreiter nicht getroffen habe und das uns allenfalls zeigt, wie bunt die Welt ist. Und dass für mich solche Themen wie Fleisch oder nicht, Auto oder Bahn schon gar nicht mehr aktuell sind. Es geht um das WIE (wenn Sie beide sich mit TCM beschäftigt hätten, wüssten Sie, dass weder Fleisch noch Fisch schlecht sind), immer wieder das Wie und das Was.

Das kam mir in dieser zweifelsohne launigen Abhandlung überhaupt nicht deutlich rüber. Wir sind keine Anfänger, die die Welt retten, wir müssen nur nochmal neu anfangen - und teilweise ganz anders ansetzen! Aber mit Vorkenntnissen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2020
Kealey, Imogen

Die Spionin


ausgezeichnet

Unterwegs mit der weißen Maus,nämlich mit der Spionin Nancy Wake - durch die dunkelsten Viertel von Marseille und gegen die Deutschen. So gerade eben entwischt sie diesen, denn zunächst ahnen sie nicht, dass es sich beim um von ihnen so dringlich gesuchten Spion um eine Frau handelt!

Nancy ist einerseits ein Kind ihrer Zeit, in einigen Dingen jedoch dieser ganz weit voraus, also eine moderne Frau. Jedensfalls ist sie tollkühn wie nur irgendeine! Andererseits ist sie aber eine Frau, die romantisch liebt und auf Tradionelles wie besten Champagner steht. Sie genießt es, hofiert zu werden und ihr Mann Henri verwöhnt sie nach Strich und Faden - bis er seinerseits in die Fänge der Deutschen gerät.

Was für Nancy bedeutet, dass sie fliehen muss und zwar nach London! Von wo aus sie weiterhin für die Résestance bzw. insgesamt für die Allierten tätig ist: zunächst als Fluchthelferin und nach entsprechender Ausbildung dann auch im operativen Bereich - und irgendwann haben die Nazis sie dann auch auf dem Kieker!

Nancy Wake hat wirklich gelebtund sie ist in hohem Alter von fast 99 Jahren gestorben - als Kriegsheldin, die gekämpft, koordiniert und viele Menschen gerettet hat. Eine tapfere Frau und ein weiblicher Haudegen, deren Leben vom Autorenduo Imogen Kealey in einen spannenden Historienroman verpackt wurde - wobei es mir ab und zu wird es mir doch ein wenig zu bunt wird, da können die beiden es nicht lassen, die ein oder andere Räuberpistole auszupacken. Aus meiner Sicht wäre hier weniger mehr gewesen. Dennoch ist dies eine aufregende Erzählung über eine ungewöhnliche Frau, die mittendrin dabei ist in einer der schwersten Phasen der jüngeren Europäischen Geschichte - ein faszinierender historischer Roman!

Bewertung vom 06.02.2020
Weigand, Sabine

Die englische Fürstin


ausgezeichnet

Es ist wirklich unglaublich wie das früher ablief: Daisy von Pless, die als schönste Frau ihrer Zeit bezeichnet wurde, musste einen langweiligen, älteren deutschen Fürsten heiraten und zwar nur aus dem Grund, dass er steinreich war und ihre bankrotten Eltern aushalten konnte.

Wie es ihr dabei ging, das war egal. Wobei sie in jeder Hinsicht das Beste daraus machte, obwohl ihr Mann nicht nur reizlos, sondern regelrecht unsympathisch war und sie nach Strich und Faden betrog! Dabei konnte ihn eigentlich niemand leiden, weswegen er in der politischen Landschaft des Kaiserreichs vor dem Ersten Weltkrieg überhaupt keine Schnitte hatte, so sehr er sich auch bemühte!

Daisy hingegen hatte neben ihrer Schönheit auch noch was zwischen den Ohren und zudem ein ganz schön lautes soziales Gewissen.

In ihrer spannenden und eindringlichen Romanbiographie bringt Sabine Weigand die englische Fürstin, die es nach Schlesien verschlug, dem Leser unglaublich nahe. Ich habe richtiggehend darin geschwelgt. Nur stand für mich Herzschmerz ein bisschen zu sehr im Mittelpunkt. Dennoch ein sehr empfehlenswertes Buch für alle historisch Interessierten.