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Christina P.
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Hamburg

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Insgesamt 1117 Bewertungen
Bewertung vom 23.04.2019
Pessl, Marisha

Niemalswelt


ausgezeichnet

Und täglich grüßt der Sherlock
Beatrix „Bee“ sieht nach ihrem ersten Jahr auf dem College ihre damalige Clique aus der Schule wieder. Nach einem gemeinsamen Konzertbesuch entgehen sie nur knapp einem Autounfall. Kurz darauf werden sie jedoch von einem unheimlichen Mann aufgesucht, der behauptet, der Vorfall hätte die Freunde in eine Zeitschleife katapultiert und der einzige Weg hinaus aus dieser Niemalswelt sei eine Abstimmung, welcher der fünf als einziger den Unfall überleben darf. Der Schlüssel scheint im ungeklärten Tod eines Mitschülers zu liegen, der vor einem Jahr starb.

„Vor euch sind schon andere durch die Niemalswelt gegangen, und viele werden nach euch kommen.“ (Zitat S. 64/65)

Erzählt wird der Roman aus Sicht von Bee, der damaligen Freundin des Verstorbenen Jim. Die Ich-Erzählerin liebt es, in Metaphern zu reden, was dem Roman eine unterhaltsame Note verleiht. Spannend zu lesen ist, wie die Freunde als Reaktion auf die Zeitschleife unterschiedliche Stadien durchlaufen: Von Unglauben und Wutanfällen, Hass und Gewalt bis hin zu Resignation, Drogen und Nervenzusammenbruch. Dabei kommen nach und nach die wahren Charaktere der Personen zutage. Doch nicht einmal ein Suizid lässt sie aus der Niemalswelt entkommen, die Zeitschleife ist erbarmungslos. Die Freunde entfremden sich zunächst immer mehr, bis sie merken, dass sie nur als Team der Lösung einen Schritt näher kommen können.

„Der Zyklus der Gewalt ist nur ein sinnloses Leugnen der Realität.“ (Zitat S. 75)“

Irgendwie kommt die Clique auf die Idee, dass Jims ungeklärter Tod vor einem Jahr der Schlüssel des Ganzen sei. Diese Schlussfolgerung konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Jedenfalls machen sie sich daran, den Tod aufzuklären und müssen dabei von Zeitschleife zu Zeitschleife immer ausgefeiltere Wege gehen, um an die benötigten Informationen zu kommen, welche sie einen Schritt vorwärts bringen.

„Es ist, als wären die Wände der Niemalswelt glatt und schräg, sodass wie immer wieder zum Ausgangspunkt zurückrutschen.“ (Zitat S. 128)“

Mir hat es Spaß gemacht, zuerst die verschiedenen Reaktionen der Freunde zu beobachten, wobei einige wirklich erschreckend waren. Natürlich erfährt man nur soviel, wie Bee beobachten kann, wobei sie sich allerdings recht viel Mühe gibt herauszufinden, was die anderen so treiben. Als die Clique sich wieder zusammenrappelt, um den täglichen Sherlock zu spielen, ist spürbar, dass jeder der Freunde so sein Geheimnis mit sich trägt und es kristallisiert sich heraus, dass jeder etwas über Jims Todesnacht weiß und bisher vor den anderen verbarg. Und selbst Jim hatte seine Geheimnisse.
Ich empfand den Roman als angenehm spannend und unterhaltsam. Die unterschiedlichen Reaktionen sowie Geheimnisse der Freunde trieben das Buch immer weiter voran, ebenso ihre Pläne, an Informationen zu gelangen. Dabei war ich neugierig, wie Jim wirklich starb, aber auch, wie die Freunde sich wohl zu einer Abstimmung einigen können. Klar, die Tatsache, dass Bee die Erzählerin ist, lässt den Leser den Ausgang der Abstimmung schnell vermuten. Entsprechend war das Ende vielleicht nicht allzu überraschend, dennoch in sich stimmig und es rundete die Erzählung gelungen ab.
Niemalswelt ist ein spannendes, auf seine Art ungewöhnliches Buch, welches definitiv Spaß macht zu lesen.

Bewertung vom 23.04.2019
Kepler, Lars

Lazarus / Kommissar Linna Bd.7


ausgezeichnet

Spannung, Action und jede Menge Thrill!
Jurek Walter ist zurück! Davon ist Kommissar Joona Linna überzeugt. Als er bei einem Fall Parallelen zu Jureks früheren Morden entdeckt, schrillen bei ihm die Alarmglocken und er versucht, seine Lieben in Sicherheit zu bringen. Hat der psychopathische Serienmörder der vergangenen Bände wirklich die Schüsse auf sich überlebt oder ist es vielleicht nur ein Nachahmungstäter? Keiner glaubt Joona zunächst – ein fataler Fehler…
„Lazarus“ ist der siebte Teil der Reihe um Kommissar Joona Linna des Autoren-Ehepaares Lars Kepler. Angegeben ist, dass das Buch ohne Vorkenntnisse der Reihe gelesen werden kann, und das kann ich bestätigen. Wobei natürlich an der ein oder anderen Stelle Anspielungen auf frühere Geschehnisse vorkommen, bei denen ich dachte, schade, dass ich nicht mehr darüber weiß. Dadurch, dass kleine Rück- und Einblicke zu den Personen eingebaut sind, ist aber alles gut verständlich.
Der Roman liest sich erstaunlich gut und ist frei von gängigen Klischees eines sozial inkompetenten, launischen Ermittlers mit Alkoholproblem. Im Gegenteil, Joona war mir recht sympathisch. Schwierigkeiten hatte ich hingegen mit seiner Kollegin Saga, welche in meinen Augen zu oft inkompetent agiert, so dass ich mich wiederholt fragte, wie sie zu ihrem Job gekommen ist.
Inhaltlich ist die Story durchweg spannend von Anfang bis Ende. Keine unnötig lange Einleitung, keine Durststrecken und kein ewig langes Ausfaden. Ein eindeutiger Pluspunkt! Stellenweise wird es diesmal ziemlich brutal, ohne, dass groß ins Detail gegangen wird. Wer jedoch beim Lesen sein Kopfkino mitlaufen lässt wird da um ein paar blutige Szenen nicht drum herum kommen. Gestört haben mich einige Szenen, welche für den Fortgang der Handlung wie konstruiert wirken, ebenso wie Joonas Alleingang zum Schluss, bei welchem er eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. Das wird aber zum Glück durch ein paar sehr gute Ideen und viele spannende Szenen wieder wettgemacht.
Alles in allem ein hervorragend zu lesender Schwedenkrimi mit brutalen sowie emotional bewegenden Szenen, der durch Spannung und Action schon fast als Thriller durchgeht.

Bewertung vom 18.04.2019
Bardugo, Leigh

Das Lied der Krähen / Glory or Grave Bd.1 (2 MP3-CDs)


gut

Wenig überzeugende Story, magere Ausstattung des Hörbuchs
Nachdem bereits soviele von Bardugos Grischaversum und diesem Roman schwärmten war ich natürlich neugierig auf Kaz Brekker und seine Krähen. Man startet in Ketterdam, einer Handelsstadt, welche unter mehreren Banden aufgeteilt ist. Kaz gehört hierbei zu den Krähen und ist, wie oftmals zu lesen, nicht der Anführer der Krähen sondern nur ein erfolgreiches Mitglied, welcher den gutbezahlten Auftrag annimmt, einen mächtigen Mann aus dem Eistribunal, eine Art Hochsicherheitsgefängnis, zu befreien. Dafür schart er fünf Leute um sich, welche jeweils durch ihre Fähigkeiten zum Erfolg der Mission beitragen sollen. Neben Kaz, der so eine Art Mastermind ist, wären da sein Freund Jesper (spielsüchtiger Waffenexperte), Inej („das Phantom“, eine Kletterkünstlerin), Matthias (ehemaliger Hexenjäger), Nina (eine Grischa, was im Grischaversum einer Hexe entspricht) und Wylan (Kaufmannssohn mit so einigen Talenten).
Das Buch beginnt leider sehr verwirrend, ich habe zu Beginn kaum verstanden, worum es ging und wunderte mich, was das mit den Krähen zu tun haben sollte. Leider wurde auch nur wenig erklärt, was es mit den Grischa auf sich hat. Als später die Hauptcharaktere ins Spiel kamen wurde es langsam interessanter. Hier gefiel mir, dass jeder Charakter seine eigene, gut ausgearbeitete Vergangenheit hat, welche zwischendurch in Rückblicken beleuchtet wird. Eindeutig ein Pluspunkt der Story. Weniger gefiel mir, dass die Gruppe um Kaz, mit Ausnahme des 15-jährigen Wylan, altersmäßig so um die 17 Jahre alt ist, jedes Mitglied aber bereits Erfahrungen gesammelt haben soll wie eine Person mitte/ende 20. Das passte einfach nicht. Dafür macht sich das junge Alter wiederholt bemerkbar, wenn die Charaktere sich unnötig bockig oder aufbrausend wie Teenager verhalten, welche sie eben auch sind. Am meisten störte mich beim Hörbuch zusätzlich, dass Kaz sprach wie der „Pate“, was einfach nicht zu einem Teenager passt. Zumal mir seine Genialität sowie seine vielfältigen Beziehungen in Ketterdam auch zu übertrieben ausfielen für seine junge Bandenkarriere.
Die Ausstattung der Hörbuchs lässt leider sehr zu wünschen übrig, es gibt weder Kartenmaterial, um die vielen örtlichen Gegebenheiten nachvollziehen zu können, noch ein Personenregister. Beides musste ich mir mühsam im Netz zusammensuchen. Besonders die Karten wären eine Hilfe gewesen, da die Personen aus unterschiedlichen Gebieten mit anderen Gegebenheiten stammen und auch der Einsatz im Eistribunal besser nachvollziehbar gewesen wäre.
Mein Fazit: Die Story hält nicht, was sie verspricht, die Charaktere sind mir zu jung und die Handlung zu vorhersehbar. Wer sich darauf einlassen will, sollte lieber die Printversion nehmen, da sind wenigstens Karten mit dabei.

Bewertung vom 16.04.2019
Grimm, Liza

Die Helden von Midgard


gut

Band zwei bleibt hinter seinem Vorgänger zurück
Der Webstuhl der Nornen zeigt einen neuen Helden für Walhall an: Erik. Manchmal muss jedoch etwas nachgeholfen werden, damit ein Krieger auch wirklich den Heldentod stirbt, statt wie alle anderen in Hel zu landen, dem Reich der Totengöttin. Diesem Auftrag widmet sich momentan Tyr, der Gott des Kampfes, unterstützt von Walküre Kára, die ein ganz persönliches Auge auf Erik geworfen hat. Bisher lief alles ganz aussichtsreich – bis Loki mitmischt und seine eigenen Pläne verfolgt.
Liza Grimms „Die Helden von Midgard“ spielt zeitlich eine ganze Weile vor ihrem Vorgängerroman „Die Götter von Asgard“. Die Idee des Romans ist an sich sehr schön gewählt: Eine Walküre verliebt sich in den Menschen, den sie im Auftrag Odins zum Heldentod führen soll, wodurch sie zusätzlich ein ganz persönliches Interesse hat, Erik nach Walhall zu bringen und ihn bis Ragnarök an ihrer Seite zu wissen. Zudem Loki, der mal wieder alles durcheinander bringt und sich nicht in die Karten schauen lässt. Weniger gefallen hat mir die Umsetzung. So fängt die Handlung mittendrin an, Kára und Erik kennen sich bereits und sind sich auch schon näher gekommen. Die Chance, die beiden aufeinander treffen zu lassen und sich kennen zu lernen, wurde somit vertan, obwohl hier meiner Meinung nach noch Potential zu unterhaltsamen Szenen gewesen wäre. Stattdessen plätscherte die Handlung anfangs etwas dahin, Kára verhielt sich weniger wie eine langjährige professionelle Walküre sondern eher wie ein verliebter Teenager, die mehr an ihre eigenen Bedürfnisse dachte statt an ihren Auftrag an Tyrs Seite. Und das wunderte mich, denn wozu die Eile, wenn Kára in Asgard alle Zeit der Welt mit Erik hätte? Sehr schön gefiel mir hingegen neben ein paar Einblicken in die Welt Asgards Káras Freundschaft zu ihrem Bruder Tyr. Wobei auch hier unglaubwürdig war, dass der Gott des Kampfes plötzlich wie ein Anfänger kämpfte.
Am meisten Pfiff brachte, wie bereits im ersten Band, wieder Loki in die Handlung, der bereits im Prolog einmal mitmischen darf und zu Spekulationen anregt, welches seine Ziele sein mögen.
Leider kommt Band zwei nicht so recht aus dem Schatten von Band eins heraus, welcher ebenfalls bereits einige Längen hatte, dafür zumindest etwas mehr Humor mit sich brachte. Beiden Bänden gemein ist, dass erst mit Lokis Intrigen der Roman interessanter wird. Die Handlung um Kára, Tyr und Erik blieb mir hingegen etwas zu leidenschaftslos und, wie bereits erwähnt, vor allem Káras Handeln zu unprofessionell. Gelungen fand ich wiederum den Schluss der Romans, der diesmal sehr gut passte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2019
Kuwabara, Taku

Quin Zaza - Die letzten Drachenfänger / Quin Zaza Bd.1


sehr gut

Über das Jagen und Zubereiten von Drachen
Die „Quin Zaza“ ist eines der letzten Drachenfänger-Luftschiffe im Einsatz. In teils gefährlichen Einsätzen jagt die heimatlose Crew Drachen, um diese zu zerlegen, zu verarbeiten und die Produkte an die Bevölkerung zu verkaufen. Vor allem das köstliche Drachenfleisch ist hierbei sehr gefragt, ebenso das Drachenöl.
Der Manga Quin Zaza beinhaltet die verschieden Abenteuer der Crew, welche wie Episoden aneinander gereiht sind. Schwerpunkte eines jeden Kapitels sind ein oder mehrere Drachen sowie eine Zubereitungsart von Drachenfleisch, wobei das ausführliche Rezept an jedem Kapitelende zum Nachkochen anregt.
Die Crew der Quin Zaza ist recht umfangreich, in jedem Kapitel werden ein oder mehrere Mitglieder etwas genauer beleuchtet, so dass man erst nach und nach die Crewmitglieder kennen lernt. Eine farbige Karte mit der gesamten Crew liegt dem Manga bei, was mir ganz gut gefiel, da ich für mich die einzelnen Charaktere auf dem Bild wiederfinden konnte. Am meisten fällt beim Lesen Crewmitglied Mika auf, der einen ständigen Appetit auf Drachenfleisch hat, was ihn immer wieder zu Heldentaten animiert.
Loben möchte ich zudem den Zeichenstil, welcher durchgängig sehr aufwendig und ansprechend ist. Ein Bilderatlas der Drachen vorn und hinten im Buch zeigt, welcher Drache in welchem Kapitel vorkommt. Etwas zu kurz kamen Interaktionen zwischen den Crewmitgliedern, wodurch die Episoden zwar actionreich sind, jedoch ein wenig Tiefgang fehlt. Auch muss man sich darauf einstellen, dass die Zubereitung von Drachenfleisch manchmal etwas umfangreicher ausfällt. Wen das nicht stört, für den ist Quin Zaza eine unterhaltsame Lektüre und vielleicht auch eine Bereicherung für die Rezeptesammlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2019
Suchanek, Andreas

Seelenmosaik / Das Erbe der Macht Bd.17 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Kämpfe beginnen!
Der geheimnisvolle Bran zieht seine letzten Spielzüge auch dem magischen Spielbrett der Macht. Hierzu setzt er Chloe auf ein bedeutendes Artefakt an, welches sie mit Nemos Hilfe bergen soll: Das Seelenmosaik. Währenddessen versuchen Jen und Alex herauszufinden, an welche wichtigen Informationen Mark einst kam, während Johannas lang verschollene Freundin Grace ebenfalls versucht, hinter ein Geheimnis zu kommen: Wer ist Bran?
In Band 17 spitzt sich die Lage gefährlich zu, Bran scheint unbesiegbar und am Ende seiner Machtpläne angekommen. Es gibt diesmal viele gefährliche, brutale sowie auswegslos scheinende Situationen, gleichzeitig kommen häppchenweise neue geheimnisvolle Details ans Licht, welche bisher im Verborgenen lagen. Wie jedesmal natürlich nur soviel, dass der Hunger nach Informationen beim Lesen ein wenig gestillt wird, man am Ende des Bandes jedoch sofort einen Heißhunger auf den nächsten Band verspürt.
Mir gefiel Johannas Freundin, welche als neuer unsterblicher Charakter regelrecht durch die Story wirbelte und in kurzer Zeit viel erreichte. Ein Charakter, den wir hoffentlich noch länger lesen dürfen. Ebenso spannend waren die Abenteuer rund um Kapitän Nemo, wobei uns der Autor mal wieder mit einer auswegslos scheinenden Situation für die beteiligten Lichtkämpfer zurückließ. Auch hier kann ich die Fortsetzung kaum erwarten. Und hinter dem alten Pakt, welchen Jen und Alex versuchen zu ergründen, scheint mehr zu stecken, als wie es zunächst den Anschein hatte. Ganz ehrlich, so, wie dieser Band endet, bin ich echt neugierig, wie der Autor die Lichtkämpfer aus dem ganzen Schlamassel wieder heraus holen will!
Macht euch gefasst auf eine geballte Ladung an Kämpfen, Wissen und Kreaturen aus der Zeit vor dem Anbeginn. Mögen die Kämpfe beginnen…

Bewertung vom 12.04.2019
Ilisch, Maja

Das gefälschte Siegel / Die Neraval-Sage Bd.1


sehr gut

Unter dämonischem Einfluss
Einst bannten Ililiané, Zauberin der Alfeyn, und Damar einen gefährlichen Erzdämon in eine versiegelte Schriftrolle. Diese wird seitdem bewacht von den Steinernen Wächtern, während auf den Resten der Dämonenburg nun Damars Blutlinie über das Königreich Neraval regiert. Doch es gibt den Verdacht, dass das Siegel gebrochen wurde. Falls ja, konnte der Dämon bereits entkommen und jemanden für seine Rachepläne in seinen Bann ziehen?
Die Neraval-Sage erinnert an eine typische High Fantasy Quest: Mehrere Streiter ziehen mit einem gemeinsamen Ziel aus und müssen beim Lösen ihrer Aufgabe mehrere Hürden überwinden. So schart Prinz Tymur Damarel in diesem Fall drei Personen um sich, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Kevron „Kaltnadel“ Florel, der mit seinem Bruder einst zu den geschicktesten Fälschern des Landes zählte und den Auftrag erhält, die gefährliche Schriftrolle zu untersuchen. Lorcan Demirel, langjähriger Freund des Prinzen und einer der Steinernen Wächter über die Schriftrolle. Und Enidin Adramel, eine aus einer Forscherfamilie stammende ehrgeizige Magierin, welche noch dabei ist, ihre Kräfte zu entwickeln. Vor allem bei Enidin war ich erfreut, mal einen weiblichen Physik-Nerd als Charakter zu haben, die zwar sehr gut in ihrem Fachbereich ist, jedoch kaum Ahnung von der wirklichen Welt ausserhalb ihrer Akademie hat.
Sehr gut hat mir gefallen, wie Maja Ilisch mit Worten umgehen kann. So ist vor allem ihr Prolog märchenhaft schön zu lesen. Aber auch sonst schafft sie es, den Leser durch ihr Abenteuer zu führen, ohne jeden Grashalm am Wegesrand begrüßen oder besingen zu müssen. Kurz: Sie hält sich nicht unnötig mit Beschreibungen auf. Wobei ich mir an mancher Stelle ein paar mehr Beschreibungen gewünscht hätte, um meinem Kopfkino etwas mehr Futter bieten zu können.
Dass die Gruppe ein paar Startschwierigkeiten hat, bis sie sich als Team zurechtfindet, hatte ich bereits vermutet. Leider hält sich dieser Zustand sehr lange und diesbezüglich störten mich vor allem im Mittelteil die vielen zwischenmenschlichen Kabbeleien und Dialoge, während die Handlung etwas ins Hintertreffen geriet und für mich persönlich die Spannung abnahm. Da hätte ich den ein oder anderen Charakter gern am Kragen packen und durchschütteln mögen, er solle sich gefälligst endlich mal zusammen reißen. Wobei ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, dass der Dämon vielleicht doch bereits in einem der vier steckt. Eine Durststrecke, welche sich zum Glück zum Ende endlich legte, als die Handlung selbst wieder an Fahrt gewann und andere Punkte als Zwist, Neid und Arroganz in den Fokus rückten.
Ein angenehm zu lesender Start in eine spannende High Fantasy Quest mit einer leider im Mittelteil durch anstrengendes Charakterverhalten bedingten, etwas schwerfälligen Durststrecke.

Bewertung vom 03.04.2019
Labas, Laura

Der verwunschene Gott / Von Göttern und Hexen Bd.1


gut

Dem ersten Band der Tetralogie und Götter und Magier fehlt noch ein wenig der Zauber

Morgan Vespian schlägt sich als Wölfin durch, als Mitglied einer Bande von Schmugglern und Dieben, und hat nicht selten mit Neid in den eigenen Reihen zu kämpfen. Durch Verrat wird sie bei einem ihrer Aufträge gefasst und landet über Umwege beim früheren Kronprinzen des Landes, der die Rückeroberung seines Thrones plant. Helfen soll ihm dabei eine im Zauberschlaf liegende Prinzessin, fernab in ihrem verwunschenen Schloss. Dabei plant noch jemand anders, die gefährliche Reise dorthin für sich nutzen. Eine mächtige Person, welche sich nicht zu erkennen gibt. Doch Morgan kommt hinter dessen Geheimnis…
„Der verwunschene Gott“ ist der Auftakt einer Tetralogie (laut Verlagsseite) von Laura Labas, durchmischt mit Märchenelementen, Göttern und Magie. Es gibt verschiedene Hauptcharaktere, deren Wege sich kreuzen, welche jeweils ihre Abenteuer erleben und auf unterschiedliche Art mit Magie konfrontiert werden. Zudem trägt jeder seine Geheimnisse mit sich herum. Prinzen gibt es gleich mehrere, auf den „verwunschenen Gott“ hab ich beim Lesen hingegen lange Zeit gewartet, bis dann plötzlich der Aha-Moment kam.
Das Buch ist unterhaltsam geschrieben, auch wenn es anfangs etwas zu lange dauert, bis es allmählich spannend wird. Für meinen Geschmack gibt es von den spannenden und interessanten Szenen zuwenig oder sie fallen zu kurz aus. Auf Götter und Magie wird noch nicht so viel eingegangen, was es stellenweise erschwert, die Welt zu verstehen. Dazu gibt es Momente, die sich nicht stimmig anfühlen, Personen naiv wirken oder mir unverständlich handeln. Dadurch stellte sich bei mir nie das Gefühl ein, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen, was ich sehr schade finde, da ein paar gute Ideen vorkommen. Mir fehlte ein wenig die Charaktertiefe. Und Morgans im Klappentext versprochene Entscheidung, welche „das Schicksal des gesamten Königreiches“ entscheiden soll, konnte ich so für mich auch nicht entdecken. Allerdings bietet der Roman am Ende ein paar gute Möglichkeiten für eine spannende Fortsetzung.
Ein leicht zu lesender Fantasyroman mit Märchen- und Götterelementen, dessen Magie nicht ausreichte, um mich in seinen Bann zu ziehen, der aber gute Ansatzpunkte für eine spannende Fortsetzung liefert.

Bewertung vom 03.04.2019

Der Nussknacker und die vier Reiche


sehr gut

Claras Abenteuer in den vier Reichen der Fantasie
Wie durch Zauberei gelangt die junge Clara in eine Parallelwelt, welche ihre verstorbene Mutter einst erschuf und die von lebendigen Spielzeugen bevölkert ist. Doch scheinbar werden drei der Reiche von Mutter Ingwer, der Herrscherin des vierten Reiches, bedroht. Zuckerfee, die Herrscherin über das Reich der Süßigkeiten, bittet Clara um Hilfe – und diese willigt ein. Kurz darauf gerät Clara in ein spannendes Abenteuer mit einem Nussknacker und einer Mäusearmee, welches sie sich nie erträumt hätte und das den Verlust ihrer Mutter nach und nach erträglicher macht.
Das Buch begann zu meinem Erstaunen fast schon übertrieben kitschig mit Weihnachten und den Geschenken der kürzlich verstorbenen Mutter. Als Clara jedoch die vier Reiche entdeckte, entwickelte sich die Erzählung zu einem spannenden Märchen, welches auch mir als Erwachsene wirklich Spaß machte. Zudem fand ich es wunderschön, wieviel Spaß Clara und ihre Mutter Marie am Tüfteln hatten, dem Erfinden und Reparieren von Geräten und Maschinen.
Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven wie Clara, ihrer Mutter Marie in der Kindheit sowie Zuckerfee, der Herrscherin über das Reich der Süßigkeiten. Hierbei schafft es Marie Bierstedt, der Geschichte mit ihrer Stimme einen märchenhaften Zauber zu verleihen, der das ungekürzte Hörbuch zu einem traumhaften Erlebnis werden lässt.

Bewertung vom 02.04.2019
Summers, Courtney

Sadie


sehr gut

Eine junge Frau auf Rachefeldzug
Sadie ist verschwunden. Spurlos. Durch den Mord an ihrer Schwester verlor die 19-jährige das Einzige, was ihr im Leben noch wichtig war. Ohne ein Wort bricht sie alle Brücken ab. Warum? Und wohin geht sie? Nur ihr Auto wird später verlassen vorgefunden. Journalist West McCray macht sich auf Bitten der Nachbarin auf die Suche nach Sadies Spuren – und widmet ihr den True-Crime-Podcast „The Girls“.

„Ich wollte einfach jemandem wichtig sein.“ (Zitat S. 119)

Ohne Vater und von der drogenkranken Mutter zurückgewiesen fand Sadie ein neues Lebensziel, als sie im Alter von 6 Jahren ihre kleine Schwester Mattie bekam. Sie kümmerte sich wie eine Mutter um Mattie, bis es zum deren tragischen Tod kam, welcher nicht geklärt werden konnte.
Das Buch beschreibt Sadies Erlebnisse, Erinnerungen und Gedanken aus ihrer Sicht in der Gegenwartsform. Dem gegenüber versucht der Journalist retrospektiv herauszufinden, aus welchem Grund und mit welchem Ziel Sadie verschwand. Dieser Part ist aufgebaut wie ein Podcast, besteht aus zusammengetragenen Recherchen, Interviews und Telefongesprächen. Die Herangehensweise an Sadies Verschwinden ist dadurch recht interessant gestaltet. Nach und nach beginnen Sadies Version und West McCrays Podcast einander zu ergänzen und geben ein Bild von Sadie und ihrer Vergangenheit preis, welches ihr Handeln erklärt.
Mich haben vor allem Sadies Erzählungen mitreissen können, auch wenn ich ihr Handeln und ihre Entscheidungen nicht immer als schlüssig empfand. Dennoch wohnte eine spürbar starke Zielstrebigkeit in ihr, welche mich umso neugieriger machte, was sie letztendlich vorantrieb. Zudem gefiel mir, dass an der Story nichts unnötig geschönt wurde. Der Podcast verlieh dem Ganzen eine zusätzliche Dynamik. Das Ende wirkt auf eine eher unpräzise Art doch wieder eindeutig und ist auf jeden Fall eine etwas ungewohnte Lösung.