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Christina P.
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Hamburg

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Insgesamt 1122 Bewertungen
Bewertung vom 02.05.2019
Schirach, Ferdinand von

Der Fall Collini


ausgezeichnet

Vollwertiges Kopfkino in Spielfilmlänge
Das Hörspiel zur aktuellen Romanverfilmung „Der Fall Collini“ von Ferdinand von Schirach ist eine gelungene Kombination aus Erzähler und akustischen Einspielungen des Films. Thematisch behandelt der Roman den Mord von Fabrizio Collini, einem seit Jahrzehnten in Deutschland lebenden Italiener, an dem Industriellen Jean-Baptiste Meyer. Collinis Verteidigung übernimmt der junge Anwalt Caspar Leinen. Brisant ist, dass der Ermordete der Großvater von Caspars Jugendliebe war und diesen während seiner Kindheit wie einen Sohn behandelte. Und obwohl der erfolgreiche Strafverteidiger Professor Richard Mattinger ihm einen Deal vorschlägt, falls Collini sich für schuldig erklärt, geht Caspar Leinen seinen eigenen Weg und versucht, Collinis Tat zu verstehen. Dabei deckt er im Rahmen des Mordprozesses Fakten auf, welche einst geschickt unter den Tisch gekehrt wurden.
Nicht nur die Story selbst ist sehr gut erdacht, auch das Hörspiel zum Film konnte mich überzeugen. Der Erzähler Stephan Schad macht seine Rolle sehr gut und verbindet gekonnt die Originaleinspielungen aus dem Film zu einer stimmigen Erzählung. Zudem nutzt er die Möglichkeit, die Story um Wissen und Gedanken der Protagonisten zu ergänzen. Das Hörspiel liegt mit 140 Minuten Spielzeit nahe der Spielfilmlänge , was bei Hörspielen selten ist. Und dennoch hatte ich nicht das Gefühl, dass Wichtiges fehlen würde. Meiner Meinung nach ist dieses Hörspiel zum Film ein gelungenes, vollwertiges Kopfkino!

Bewertung vom 02.05.2019
Läckberg, Camilla

Golden Cage. Trau ihm nicht. Trau niemandem / Golden Cage Bd.1


gut

Mir zu unrealistisch und vorhersehbar
Faye lebt in ihrer Ehe mit Jack wie ein Vogel im goldenen Käfig: Sie soll gut aussehen und gefügig sein. Dabei war sie einst die schlauere von den beiden und half ihrem Mann, die eigene Firma zum Erfolg zu bringen unter dem Opfer ihrer eigenen Karriere und zugunsten der Familie. Als es zur Trennung kommt und Jack sie dabei unfair abserviert schwört sie Rache. Und sie hat auch bereits einen Plan…
Der als Psychothriller kategorisierte Roman beginnt mit dem Verschwinden der gemeinsamen Tochter Jahre nach Fayes Trennung von Jack. In Rückblicken wird anschließend erst Fayes Leben mit Jack beschrieben, von Kennenlernen bis zur Trennung, gefolgt von Fayes Neuorientierung des Lebens und ihren Racheplänen.
Ich muss sagen, ich war regelrecht schockiert, in welche Rolle Faye sich damals als Mutter selbst hinein bugsiert hatte und wie Jack sie behandelte. Zum Ende der Beziehung hatten weder Jack noch Faye selbst Respekt vor ihr und beide lebten ein Leben voller Lügen und Betrug, während nach aussen der Schein der Perfektion gewahrt wurde.
Die Beschreibung, wie Faye nach der Trennung im Leben Fuß fasste, war ziemlich unrealistisch, mir ging das alles zu schnell, wie sie plötzlich Karriere machte. Erschreckend kam hinzu, dass sie, die jahrelang als devotes Weibchen lebte, buchstäblich über Leichen ging, sobald sie in die Enge gedrängt wurde. Das stand im Gegensatz zur mir unverständlichen Selbstaufgabe innerhalb der Ehe. Das Frauen- und Männerbild wird im Roman etwas klischeehaft dargestellt: Männer machen primär die Frauen unglücklich. Und sollte es einmal nicht so sein, sorgt das Schicksal schon dafür, dass das Glück nicht von Dauer ist. Zudem blieben die Charaktere alle durch den gesamten Roman ziemlich distanziert.
Die Idee des Roman ist nicht übel, jedoch hätte ich mir eine Protagonistin gewünscht, in welche ich mich eher hineinversetzen könnte, was dem Roman mehr emotionalen Tiefgang verliehen hätte. So ließ mich der Roman gefühlsmäßig doch eher kalt und mich interessierte lediglich, welchen Weg Faye einschlagen würde. Der Umstand, dass mir Fayes Werdegang nach der Trennung, ihr beruflicher Aufstieg in so kurzer Zeit, zu unwirklich erschien, machte es nicht besser. Letztendlich muss ich sagen, war der Ausgang doch ziemlich vorhersehbar, die Spannung hielt sich in Grenzen. Schade.

Bewertung vom 27.04.2019
Hoffman, Jilliane

Nemesis / C.J. Townsend Bd.4


sehr gut

Zuviel Auf und Ab in der Spannungskurve
Beim "Spiel ohne Grenzen" sind Männer mit Geld und Einfluss per Livestream beim Dreh von Snuff-Videos dabei. Videos, in denen ahnungslos geköderte Frauen sadistisch gefoltert werden, bis der Tod sie erlöst. Staatsanwältin C. J. Townsend weiß von diesem Club und hat Informationen, um den Männern auf die Schliche zu kommen. Doch erhielt sie diese Informationen nicht auf legalem Weg, die Weitergabe könnte sie schwer belasten. Daher beschließt sie, im Alleingang gegen den Club der Frauenschänder zu kämpfen. Die Rachegöttin in ihr erwacht.
Staatsanwältin C. J. Townsend ist eine Frau mit Vergangenheit. Eine Vergangenheit, welche man in den Vorgängerbänden "Cupido", "Morpheus" und "Argus" nachlesen kann, wobei sich "Nemesis" als vierter Band auch ohne Vorwissen lesen lässt. Wer ihr Leben nachhaltig prägte war der als "Cupido" bekannt gewordene Serienmörder William Bantling, aus dessen Gewalt sie einst knapp entkam und der nach seiner Flucht auf dem Gefängnis Rache an ihr verüben wollte. Dass C. J. Townsend den Psychopathen getötet und verscharrt hat statt ein weiteres seiner Opfer zu werden, weiß nur sie. Dies war der Moment, in welchem die Nemesis, Göttin der Rache und Gerechtigkeit, das erste Mal in ihr erwachte und sie wertvolle Informationen über den Snuff-Club von Bantling erhielt. Und der Grund, warum sie diese Informationen nicht weitergeben kann, ohne als potentielle Mörderin Bantlings ins Visier der Polizei zu geraten. Als nun wiederholt junge Frauen verschwinden und Leichen mit dem Branding des Snuff-Clubs gefunden werden, erwacht die Rachegöttin in C. J. erneut, denn wenn es um Gewalt gegen Frauen geht ist sie ein gebranntes Kind.
Beim Lesen der ersten zwei Drittel des Buches kam ich mir vor wie bei einer Urlaubsdia-Show. Bei einer, wo der Urlauber vorher keine Vorauswahl getroffen hat und man den gesamten Ausschuss an Bildern mit ansehen muss. Das bedeutet, dass jedes bisschen Spannung immer wieder unterbrochen wurde von Parts mit einer immensen, den Leser fast erschlagenden Infoflut oder viel zu umfangreichen Dialogen. Vieles davon empfand ich als uninteressant bzw. unwichtig für die Handlung. Entsprechend ging die Spannungskurve immer wieder rauf und runter und rauf und runter und... das war sehr ermüdend und führte dazu, dass ich schon begann, Abschnitte zu überfliegen, in denen sowieso nichts Wichtiges vorkam Hinzu kam noch eine private Nebenhandlung, in der C. J. plant, ein Baby zu adoptieren. Was auf mich arg schizophren wirkte: Im einen Moment zieht sie als mordender Racheengel durchs Land um im nächsten Moment heuchelt sie, eine liebevolle Mutter sein zu können, die niemandem ein Haar krümmen würde.
Bewundernswert war dafür, wieviel Know-How C. J. nicht nur in Rechtsdingen hat sondern auch im technischen Bereich und Cyberkriminalität. Wertvolle Tipps für den Heimanwender gab es jedoch nicht. Erst im letzten Drittel blieb der Roman endlich überwiegend spannend, wie ich es mir für die komplette Story gewünscht hätte.
Eine überzeugende Story mit einer mich nicht überzeugenden Spannungskurve. Weniger wäre an einigen Stellen mehr gewesen, um die Spannung konsequent aufrecht zu erhalten.

Bewertung vom 25.04.2019
Benjamin, Chloe

Die Unsterblichen


gut

Vier Beispiele, wie das Wissen um sein Todesdatum das Leben beeinflussen kann
In der Hitze des Sommer von 1969 machen die vier jüdischen Geschwister Varya, Daniel, Klara und Simon eine Art Wahrsagerin ausfindig, von der gemunkelt wird, sie könne einem sein Todesdatum vorhersagen. Die folgenden Abschnitte handeln jeweils von einem der Geschwister in der Reihenfolge, wie ihnen das Todesdatum vorhergesagt wurde, angefangen beim Jüngsten der Kinder, Simon.
Das Buch begleitet je Abschnitt primär die jeweilige Person, dessen vorhergesagtes Todesdatum am nächsten liegt. Die Abschnitte liegen somit chronologisch hintereinander und greifen locker ineinander über. Schnell wird klar, dass den Kindern selbst als Erwachsene noch mulmig ist, je näher ihr Todesdatum rückt, obwohl sie doch eigentlich nicht daran glauben wollen. Dabei geht jeder anders mit dem Datum um, welches die Wahrsagerin ihnen in ihrer Kindheit voraussagte. Geprägt sind die Abschnitte vor allem durch den jeweiligen Charakter der betreffenden Person, entsprechend unterschiedlich gefielen mir die Abschnitte.
Vor allem den ersten Abschnitt mochte ich nicht. Hier hat die Autorin für meinen Geschmack zu tief in die Klischeekiste gegriffen. Nicht nur, dass mir Simons Egoismus und Rücksichtslosigkeit zuwider waren, hinzu gesellte sich eine Obszönität, welche es mir unmöglich machen, Zugang zum Charakter zu finden und welche auch sehr schnell erkennen ließ, welchem Schicksal Simon erliegen wird, einfach, weil es zur damaligen Zeit das Schicksal vieler war. Vieler, denen man das Klischee anlastete, welchem Simon im Roman entspricht. Sein Handeln entsprach von vornherein einer self fulfilling Prophecy, war frühzeitig absehbar und somit einfach nicht mehr spannend.
Die Abschnitte der anderen Geschwister gefielen mir von Mal zu Mal besser, wobei es mich störte, dass jeder der vier Geschwister eine charakterliche Auffälligkeit abbekommen hatte. Das war mir fast schon zuviel. Am besten gefielen mir die letzten beiden Abschnitte, da diese Charaktere trotz ihrer Macken noch am „normalsten“ und somit mir am zugänglichsten wirkten.
Vermisst habe ich in diesem Roman eine gewisse Leidenschaft, welche dem Buch mehr Spannung verliehen hätte. Alles wurde trocken runtererzählt wie ein Bericht und wirkte zu distanziert. Der Sprecher des Hörbuchs machte dies mit seiner monotonen Art leider noch schlimmer und ist in meinen Augen keine gute Wahl gewesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2019
Treccarichi, Salvatore

Gerwod I: Das Artefakt (eBook, ePUB)


sehr gut

Wunderbar ausgearbeiteter Einstieg in eine High Fantasy Quest
Die Schlacht im Alten Wald vor 321 Jahren beendete den damaligen großen Krieg. Eine neue Ära begann auf dem Kontinent Heliadan. Kaum einer weiß mehr, was damals wirklich geschah, zu einer Zeit, als noch magische Artefakte ihren Einsatz fanden. An jener vergessenen Stelle, zwischen den verrottenden Rüstungen der damaligen Krieger, entdeckt Waldkehr Gerold einen Kasten, der ihn wie magisch anzuziehen scheint. Doch durch das Öffnen wird nicht nur ein lange verschollenes magisches Artefakt befreit, sondern der einstige Kampf zwischen Gut und Böse erneut entfacht, diesmal auf grausame Weise…
Gerwod 1 ist der Auftakt einer mehrbändigen High Fantasy Saga. Der Autor hat hierfür eine wundervolle, neue Welt erdacht mit Alten Völkern und Kreaturen, welche gemeinsam mit den Menschen auf Heliadan leben. Im Gegensatz zu anderen Autoren hat er sich nicht den gängigen Wesen wie Elfen und Zwergen bedient, sondern sich komplett neue Wesen erschaffen wie den Waldkehren, Nachtalpen, Zähhäuter, Sandläufern und Nachtgreifen, nur um einige zu nennen. Dies macht die Gerwod-Saga auf jeden Fall zu etwas ganz Besonderem!
Inhaltlich erfährt man in Band 1, wie das Böse langsam erwacht, wie ein uralter Bund sich neu formiert und erste Schritte unternommen werden, um das Böse zu bekämpfen. Die Welt ist mittelalterlich orientiert und wunderbar ausgearbeitet. Es gibt mehrere Karten im Buch, anhand derer man sich wunderbar orientieren kann. Zudem hat der Autor es sich nicht nehmen lassen, seine Welt so zu beschreiben, als wäre man mitten drin. Mehrfach hatte ich beim Lesen das Gefühl, ich könne die Atmosphäre spüren, den Duft des Waldes riechen, dem Knistern und Knacken des Kaminfeuers lauschen und Seite an Seite mit den Charakteren die Welt bereisen. Und auch die Handlung ist wunderbar erdacht, es bilden sich mehrere Handlungsstränge, welche sich treffen und wieder trennen und dadurch eine angenehme Komplexität erzeugen, wie ich es von guter High Fantasy erwarte. Unvorhersehbare Wendungen sorgen für zusätzliche Spannung.
Der Erzählstil ist angenehm ruhig und beschreibend, man wird nicht von Seite zu Seite gehetzt sondern kann die Story richtig genießen. Einziges Manko ist, dass es leider in Band 1 noch mehrfach zu Wiederholungen von Aussagen und Details kommt. Das störte mich schon, wenn ich zum wiederholten Mal etwas las, was ich doch bereits längst wusste. Diese Kritik ist allerdings lediglich stilistisch und ändert nichts an dem wunderbar erdachten Abenteuer selbst.
„Gerwod 1 – Das Artefakt“ ist ein gelungener Einstieg in eine mehrbändige High Fantasy Quest mit aussergewöhnlichen Wesen und einer beim Lesen spürbaren, fantastischen Atmosphäre.

Bewertung vom 23.04.2019
Pessl, Marisha

Niemalswelt


ausgezeichnet

Und täglich grüßt der Sherlock
Beatrix „Bee“ sieht nach ihrem ersten Jahr auf dem College ihre damalige Clique aus der Schule wieder. Nach einem gemeinsamen Konzertbesuch entgehen sie nur knapp einem Autounfall. Kurz darauf werden sie jedoch von einem unheimlichen Mann aufgesucht, der behauptet, der Vorfall hätte die Freunde in eine Zeitschleife katapultiert und der einzige Weg hinaus aus dieser Niemalswelt sei eine Abstimmung, welcher der fünf als einziger den Unfall überleben darf. Der Schlüssel scheint im ungeklärten Tod eines Mitschülers zu liegen, der vor einem Jahr starb.

„Vor euch sind schon andere durch die Niemalswelt gegangen, und viele werden nach euch kommen.“ (Zitat S. 64/65)

Erzählt wird der Roman aus Sicht von Bee, der damaligen Freundin des Verstorbenen Jim. Die Ich-Erzählerin liebt es, in Metaphern zu reden, was dem Roman eine unterhaltsame Note verleiht. Spannend zu lesen ist, wie die Freunde als Reaktion auf die Zeitschleife unterschiedliche Stadien durchlaufen: Von Unglauben und Wutanfällen, Hass und Gewalt bis hin zu Resignation, Drogen und Nervenzusammenbruch. Dabei kommen nach und nach die wahren Charaktere der Personen zutage. Doch nicht einmal ein Suizid lässt sie aus der Niemalswelt entkommen, die Zeitschleife ist erbarmungslos. Die Freunde entfremden sich zunächst immer mehr, bis sie merken, dass sie nur als Team der Lösung einen Schritt näher kommen können.

„Der Zyklus der Gewalt ist nur ein sinnloses Leugnen der Realität.“ (Zitat S. 75)“

Irgendwie kommt die Clique auf die Idee, dass Jims ungeklärter Tod vor einem Jahr der Schlüssel des Ganzen sei. Diese Schlussfolgerung konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. Jedenfalls machen sie sich daran, den Tod aufzuklären und müssen dabei von Zeitschleife zu Zeitschleife immer ausgefeiltere Wege gehen, um an die benötigten Informationen zu kommen, welche sie einen Schritt vorwärts bringen.

„Es ist, als wären die Wände der Niemalswelt glatt und schräg, sodass wie immer wieder zum Ausgangspunkt zurückrutschen.“ (Zitat S. 128)“

Mir hat es Spaß gemacht, zuerst die verschiedenen Reaktionen der Freunde zu beobachten, wobei einige wirklich erschreckend waren. Natürlich erfährt man nur soviel, wie Bee beobachten kann, wobei sie sich allerdings recht viel Mühe gibt herauszufinden, was die anderen so treiben. Als die Clique sich wieder zusammenrappelt, um den täglichen Sherlock zu spielen, ist spürbar, dass jeder der Freunde so sein Geheimnis mit sich trägt und es kristallisiert sich heraus, dass jeder etwas über Jims Todesnacht weiß und bisher vor den anderen verbarg. Und selbst Jim hatte seine Geheimnisse.
Ich empfand den Roman als angenehm spannend und unterhaltsam. Die unterschiedlichen Reaktionen sowie Geheimnisse der Freunde trieben das Buch immer weiter voran, ebenso ihre Pläne, an Informationen zu gelangen. Dabei war ich neugierig, wie Jim wirklich starb, aber auch, wie die Freunde sich wohl zu einer Abstimmung einigen können. Klar, die Tatsache, dass Bee die Erzählerin ist, lässt den Leser den Ausgang der Abstimmung schnell vermuten. Entsprechend war das Ende vielleicht nicht allzu überraschend, dennoch in sich stimmig und es rundete die Erzählung gelungen ab.
Niemalswelt ist ein spannendes, auf seine Art ungewöhnliches Buch, welches definitiv Spaß macht zu lesen.

Bewertung vom 23.04.2019
Kepler, Lars

Lazarus / Kommissar Linna Bd.7


ausgezeichnet

Spannung, Action und jede Menge Thrill!
Jurek Walter ist zurück! Davon ist Kommissar Joona Linna überzeugt. Als er bei einem Fall Parallelen zu Jureks früheren Morden entdeckt, schrillen bei ihm die Alarmglocken und er versucht, seine Lieben in Sicherheit zu bringen. Hat der psychopathische Serienmörder der vergangenen Bände wirklich die Schüsse auf sich überlebt oder ist es vielleicht nur ein Nachahmungstäter? Keiner glaubt Joona zunächst – ein fataler Fehler…
„Lazarus“ ist der siebte Teil der Reihe um Kommissar Joona Linna des Autoren-Ehepaares Lars Kepler. Angegeben ist, dass das Buch ohne Vorkenntnisse der Reihe gelesen werden kann, und das kann ich bestätigen. Wobei natürlich an der ein oder anderen Stelle Anspielungen auf frühere Geschehnisse vorkommen, bei denen ich dachte, schade, dass ich nicht mehr darüber weiß. Dadurch, dass kleine Rück- und Einblicke zu den Personen eingebaut sind, ist aber alles gut verständlich.
Der Roman liest sich erstaunlich gut und ist frei von gängigen Klischees eines sozial inkompetenten, launischen Ermittlers mit Alkoholproblem. Im Gegenteil, Joona war mir recht sympathisch. Schwierigkeiten hatte ich hingegen mit seiner Kollegin Saga, welche in meinen Augen zu oft inkompetent agiert, so dass ich mich wiederholt fragte, wie sie zu ihrem Job gekommen ist.
Inhaltlich ist die Story durchweg spannend von Anfang bis Ende. Keine unnötig lange Einleitung, keine Durststrecken und kein ewig langes Ausfaden. Ein eindeutiger Pluspunkt! Stellenweise wird es diesmal ziemlich brutal, ohne, dass groß ins Detail gegangen wird. Wer jedoch beim Lesen sein Kopfkino mitlaufen lässt wird da um ein paar blutige Szenen nicht drum herum kommen. Gestört haben mich einige Szenen, welche für den Fortgang der Handlung wie konstruiert wirken, ebenso wie Joonas Alleingang zum Schluss, bei welchem er eine Schneise der Verwüstung hinterlässt. Das wird aber zum Glück durch ein paar sehr gute Ideen und viele spannende Szenen wieder wettgemacht.
Alles in allem ein hervorragend zu lesender Schwedenkrimi mit brutalen sowie emotional bewegenden Szenen, der durch Spannung und Action schon fast als Thriller durchgeht.

Bewertung vom 18.04.2019
Bardugo, Leigh

Das Lied der Krähen / Glory or Grave Bd.1 (2 MP3-CDs)


gut

Wenig überzeugende Story, magere Ausstattung des Hörbuchs
Nachdem bereits soviele von Bardugos Grischaversum und diesem Roman schwärmten war ich natürlich neugierig auf Kaz Brekker und seine Krähen. Man startet in Ketterdam, einer Handelsstadt, welche unter mehreren Banden aufgeteilt ist. Kaz gehört hierbei zu den Krähen und ist, wie oftmals zu lesen, nicht der Anführer der Krähen sondern nur ein erfolgreiches Mitglied, welcher den gutbezahlten Auftrag annimmt, einen mächtigen Mann aus dem Eistribunal, eine Art Hochsicherheitsgefängnis, zu befreien. Dafür schart er fünf Leute um sich, welche jeweils durch ihre Fähigkeiten zum Erfolg der Mission beitragen sollen. Neben Kaz, der so eine Art Mastermind ist, wären da sein Freund Jesper (spielsüchtiger Waffenexperte), Inej („das Phantom“, eine Kletterkünstlerin), Matthias (ehemaliger Hexenjäger), Nina (eine Grischa, was im Grischaversum einer Hexe entspricht) und Wylan (Kaufmannssohn mit so einigen Talenten).
Das Buch beginnt leider sehr verwirrend, ich habe zu Beginn kaum verstanden, worum es ging und wunderte mich, was das mit den Krähen zu tun haben sollte. Leider wurde auch nur wenig erklärt, was es mit den Grischa auf sich hat. Als später die Hauptcharaktere ins Spiel kamen wurde es langsam interessanter. Hier gefiel mir, dass jeder Charakter seine eigene, gut ausgearbeitete Vergangenheit hat, welche zwischendurch in Rückblicken beleuchtet wird. Eindeutig ein Pluspunkt der Story. Weniger gefiel mir, dass die Gruppe um Kaz, mit Ausnahme des 15-jährigen Wylan, altersmäßig so um die 17 Jahre alt ist, jedes Mitglied aber bereits Erfahrungen gesammelt haben soll wie eine Person mitte/ende 20. Das passte einfach nicht. Dafür macht sich das junge Alter wiederholt bemerkbar, wenn die Charaktere sich unnötig bockig oder aufbrausend wie Teenager verhalten, welche sie eben auch sind. Am meisten störte mich beim Hörbuch zusätzlich, dass Kaz sprach wie der „Pate“, was einfach nicht zu einem Teenager passt. Zumal mir seine Genialität sowie seine vielfältigen Beziehungen in Ketterdam auch zu übertrieben ausfielen für seine junge Bandenkarriere.
Die Ausstattung der Hörbuchs lässt leider sehr zu wünschen übrig, es gibt weder Kartenmaterial, um die vielen örtlichen Gegebenheiten nachvollziehen zu können, noch ein Personenregister. Beides musste ich mir mühsam im Netz zusammensuchen. Besonders die Karten wären eine Hilfe gewesen, da die Personen aus unterschiedlichen Gebieten mit anderen Gegebenheiten stammen und auch der Einsatz im Eistribunal besser nachvollziehbar gewesen wäre.
Mein Fazit: Die Story hält nicht, was sie verspricht, die Charaktere sind mir zu jung und die Handlung zu vorhersehbar. Wer sich darauf einlassen will, sollte lieber die Printversion nehmen, da sind wenigstens Karten mit dabei.

Bewertung vom 16.04.2019
Grimm, Liza

Die Helden von Midgard


gut

Band zwei bleibt hinter seinem Vorgänger zurück
Der Webstuhl der Nornen zeigt einen neuen Helden für Walhall an: Erik. Manchmal muss jedoch etwas nachgeholfen werden, damit ein Krieger auch wirklich den Heldentod stirbt, statt wie alle anderen in Hel zu landen, dem Reich der Totengöttin. Diesem Auftrag widmet sich momentan Tyr, der Gott des Kampfes, unterstützt von Walküre Kára, die ein ganz persönliches Auge auf Erik geworfen hat. Bisher lief alles ganz aussichtsreich – bis Loki mitmischt und seine eigenen Pläne verfolgt.
Liza Grimms „Die Helden von Midgard“ spielt zeitlich eine ganze Weile vor ihrem Vorgängerroman „Die Götter von Asgard“. Die Idee des Romans ist an sich sehr schön gewählt: Eine Walküre verliebt sich in den Menschen, den sie im Auftrag Odins zum Heldentod führen soll, wodurch sie zusätzlich ein ganz persönliches Interesse hat, Erik nach Walhall zu bringen und ihn bis Ragnarök an ihrer Seite zu wissen. Zudem Loki, der mal wieder alles durcheinander bringt und sich nicht in die Karten schauen lässt. Weniger gefallen hat mir die Umsetzung. So fängt die Handlung mittendrin an, Kára und Erik kennen sich bereits und sind sich auch schon näher gekommen. Die Chance, die beiden aufeinander treffen zu lassen und sich kennen zu lernen, wurde somit vertan, obwohl hier meiner Meinung nach noch Potential zu unterhaltsamen Szenen gewesen wäre. Stattdessen plätscherte die Handlung anfangs etwas dahin, Kára verhielt sich weniger wie eine langjährige professionelle Walküre sondern eher wie ein verliebter Teenager, die mehr an ihre eigenen Bedürfnisse dachte statt an ihren Auftrag an Tyrs Seite. Und das wunderte mich, denn wozu die Eile, wenn Kára in Asgard alle Zeit der Welt mit Erik hätte? Sehr schön gefiel mir hingegen neben ein paar Einblicken in die Welt Asgards Káras Freundschaft zu ihrem Bruder Tyr. Wobei auch hier unglaubwürdig war, dass der Gott des Kampfes plötzlich wie ein Anfänger kämpfte.
Am meisten Pfiff brachte, wie bereits im ersten Band, wieder Loki in die Handlung, der bereits im Prolog einmal mitmischen darf und zu Spekulationen anregt, welches seine Ziele sein mögen.
Leider kommt Band zwei nicht so recht aus dem Schatten von Band eins heraus, welcher ebenfalls bereits einige Längen hatte, dafür zumindest etwas mehr Humor mit sich brachte. Beiden Bänden gemein ist, dass erst mit Lokis Intrigen der Roman interessanter wird. Die Handlung um Kára, Tyr und Erik blieb mir hingegen etwas zu leidenschaftslos und, wie bereits erwähnt, vor allem Káras Handeln zu unprofessionell. Gelungen fand ich wiederum den Schluss der Romans, der diesmal sehr gut passte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2019
Kuwabara, Taku

Quin Zaza - Die letzten Drachenfänger / Quin Zaza Bd.1


sehr gut

Über das Jagen und Zubereiten von Drachen
Die „Quin Zaza“ ist eines der letzten Drachenfänger-Luftschiffe im Einsatz. In teils gefährlichen Einsätzen jagt die heimatlose Crew Drachen, um diese zu zerlegen, zu verarbeiten und die Produkte an die Bevölkerung zu verkaufen. Vor allem das köstliche Drachenfleisch ist hierbei sehr gefragt, ebenso das Drachenöl.
Der Manga Quin Zaza beinhaltet die verschieden Abenteuer der Crew, welche wie Episoden aneinander gereiht sind. Schwerpunkte eines jeden Kapitels sind ein oder mehrere Drachen sowie eine Zubereitungsart von Drachenfleisch, wobei das ausführliche Rezept an jedem Kapitelende zum Nachkochen anregt.
Die Crew der Quin Zaza ist recht umfangreich, in jedem Kapitel werden ein oder mehrere Mitglieder etwas genauer beleuchtet, so dass man erst nach und nach die Crewmitglieder kennen lernt. Eine farbige Karte mit der gesamten Crew liegt dem Manga bei, was mir ganz gut gefiel, da ich für mich die einzelnen Charaktere auf dem Bild wiederfinden konnte. Am meisten fällt beim Lesen Crewmitglied Mika auf, der einen ständigen Appetit auf Drachenfleisch hat, was ihn immer wieder zu Heldentaten animiert.
Loben möchte ich zudem den Zeichenstil, welcher durchgängig sehr aufwendig und ansprechend ist. Ein Bilderatlas der Drachen vorn und hinten im Buch zeigt, welcher Drache in welchem Kapitel vorkommt. Etwas zu kurz kamen Interaktionen zwischen den Crewmitgliedern, wodurch die Episoden zwar actionreich sind, jedoch ein wenig Tiefgang fehlt. Auch muss man sich darauf einstellen, dass die Zubereitung von Drachenfleisch manchmal etwas umfangreicher ausfällt. Wen das nicht stört, für den ist Quin Zaza eine unterhaltsame Lektüre und vielleicht auch eine Bereicherung für die Rezeptesammlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.