Benutzer
Benutzername: 
Marie aus E.

Bewertungen

Insgesamt 881 Bewertungen
Bewertung vom 24.10.2018
Capus, Alex

Königskinder


ausgezeichnet

Obwohl das Buch eher schmal ist, sozusagen ein Büchlein mit seinen 185 Seiten, hat es sogar zwei Erzählstränge, eine Geschichte in einer Geschichte.

Das schon lange verheiratete Ehepaar Max und Tina wird bei einer Passüberquerung im Auto eingeschneit. Das ist für Außenstehende sehr witzig, da sie die typischen kleinen Streitereien länger verheirateter Paare führen, nie bösartig, eher kleine Seitenhiebe.
"Sie stritten über Vollkorn-Pasta und Überwachungskameras, über Geschirrspüler und die korrekte Anwendung des Genitivs im Schweizer Dialekt, aber in den großen Dingen des Lebens...waren sie sich schon immer einig gewesen."
Um die Wartezeit bis zur Schneefräse zu überbrücken, erzählt Max Tina eine Geschichte. Eine zarte Liebesgeschichte, die erst in der Schweiz, dann im Vorfeld der französischen Revolution spielt.

Das ist großes Erzählkunst, denn während die Rahmenhandlung um Max und Tina eher schnoddrig und witzig erzählt wird, wechselt der Erzählton bei der Liebesgeschichte des 18. Jahrhunderts und wird schon fast poetisch. Interessant fand ich auch, dass z.B. das "bedingungslose Grundeinkommen" geschickt ins 18. Jhd. eingeflochten wurde.

Gerade der Wechsel zwischen Zeit und Charaktere und der damit wechselnde Erzählstil haben es für mich richtig "rund" gemacht, ein sehr feines Buch.

Mein Fazit: Obwohl es ein eher dünnes Buch ist, liest man es fast bedächtig, die perfekte Lektüre für ein verschneites Wochenende.

Bewertung vom 15.10.2018
Slaughter, Karin

Ein Teil von ihr


sehr gut

Der Klappentext des Buches hat mich sehr angesprochen, die teilweise doch sehr schlechten Bewertungen haben mich zuerst zögern lassen, doch letztendlich habe ich den Thriller dann gelesen.

Der Plot ist interessant, die erwachsene Tochter sieht ihre Mutter plötzlich aus einem ganz anderen Blickwinkel. Bei einer Schießerei rettet Mutter Laura zum einen das Leben der Tochter und tötet dabei den Täter. Und es sieht nicht so aus, als ob sie das zum ersten Mal gemacht hätte, sie wusste genau, was sie tat...

Das Buch bewegt sich auf zwei Zeitebenen, der Gegenwart, in der die Tochter Andrea herauszufinden versucht, wer ihre Mutter wirklich ist und Rückblenden in die Vergangenheit, wie es zu allem kam.

Es ist vielleicht kein ganz klassischer Thriller und 540 Seiten ein paar Seiten zu lang für den Inhalt, aber insgesamt fand ich das Buch sehr spannend. Bis etwa zur Hälfte hatte ich auch keine Idee, wie die zwei Zeitebenen zusammengehören.

Mein Fazit: Bücher sind immer Geschmackssache, ich hatte viele spannende Lesestunden und kann die negativen Kommentare zum Buch nicht teilen.

Bewertung vom 06.10.2018
Fox, Candice

Redemption Point


ausgezeichnet

Endlich ist er da, der langersehnte Fortsetzungsband um die ungewöhnlichen Detektive Ted und Amanda und er spielt natürlich wieder in Crimson Lake.
Auch hier wieder wie schon in Band 1 der Fall im Fall.

Die Rahmenhandlung ist weiterhin die unaufgeklärte Vergewaltigung, die Ted, einem ehemaligen Polizisten, zur Last gelegt wurde und die sein bisheriges Leben zerstört hat.

Dazu gibt es einen neuen Mordfall, den Amanda und Ted aufklären sollen, da die Eltern des Opfers der Polizei nicht vertrauen.

Band 2 fand ich nicht ganz so spannend wie Band 1, allerdings immer noch sehr gut und die Atmosphäre Australiens um Crimson Lake sowie die ungewöhnliche Detektive Amanda und Ted sind so eindrucksvoll und originell beschrieben, dass das alleine für mich schon Lesegrund genug wäre.
Natürlich ist es auch sehr packend, mitzuverfolgen, ob nun endlich der wahre Täter der Vergewaltigung gefunden wird und ob Ted sein "altes Leben" zurückbekommt oder ob er in Crimson Lake eine neue Heimat finden wird bzw. muss.

Mein Fazit: eine gelungene Fortsetzung, für die man allerdings den Vorgängerband kennen sollte, ich habe den Thriller auch dieses Mal wieder verschlungen.

Bewertung vom 29.09.2018
Meredith, Anne

Das Geheimnis der Grays


weniger gut

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, beworben wird es laut Buchrücken als "nostalgisch-psychologischer Kriminalroman in der Tradition von Agatha Christie".
Ich bin ein riesiger Agatha Christie Fan und finde ihre Bücher - obwohl sie doch schon einige Jahre "auf dem Buckel haben" großartig.

"Das Geheimnis der Grays" hat mich auch optisch sehr angesprochen, ein wunderschönes Cover - dicke Schneeflocken hüllen das Herrenhaus ein und dazu ein textiler Einband, der sich schön anfühlt. Rein optisch auf jeden Fall ein Gewinn für mein Bücherregal.

Der Inhalt war dann aber leider nicht so meines. Man merkt dem Buch an, dass es bereits 1933 erschienen ist. Ich empfand es wie ein Kammerspiel, bei dem ich ständig auf die Uhr sehen muss, weil es sich in detailreicher Schilderung von Personen und Räumen verliert.

Es ist auch kein klassischer Whodunit-Krimi, schon nach wenigen Seiten ist klar, wer der Mörder bzw. die Mörderin ist. Und damit hatte das Buch dann für mich keinerlei Spannung mehr, denn ob der/die Täter/in nun überführt wird oder nicht, das war mir irgendwann nach den langatmigen Schilderungen fast schon egal.

Mein Fazit: Geschmackssache, wer Ausflüge in die englische Vergangenheit mag, keine großen Spannungsbögen braucht und nicht ein Buch ähnlich wie von Agatha Christie erwartet, kann hier fündig werden.

Bewertung vom 24.09.2018
Raabe, Melanie

Der Schatten


sehr gut

Die Journalistin Norah ist gerade frisch nach Wien gezogen und beginnt einen neuen Job. Eine Trennung liegt hinter ihr und irgendwie trifft sie immer auf Frauen, den sie helfen möchte, es aber nicht kann.

Aber auch Wien ist nicht der Ort für einen harmonischen Neustart, gleich zu Beginn prophezeit ihr eine Bettlerin, dass sie bald einen Menschen töten wird. Sogar den Namen und den genauen Zeitpunkt bekommt sie genannt.

Was gruselig beginnt, steigert sich im Verlauf des Buches immer weiter. Obwohl Melanie Raabe völlig auf brutale Details verzichtet, fühlt man beim Lesen stets unterschwellig die Bedrohung, auch die düstere Stimmung Norahs geht auf den Leser über. Obwohl eigentlich gar nicht so viel passiert, kann man nicht aufhören weiterzulesen, das hat mich sehr fasziniert.

Ich fand den Spannungsaufbau überragend, genauso wie die Auflösung von Täter/-in und Motiv.

Lediglich zum Ende hin (zweiter Hälfte des Showdowns) war der Verlauf dann absehbar und die beklemmende Grundspannung entwich, aber insgesamt ein sehr überzeugender Thriller. Die Autorin werde ich auf jeden Fall weiter verfolgen.

Bewertung vom 23.09.2018
Molcho, Haya

Tel Aviv by Neni


ausgezeichnet

Tel Aviv, das Buch von Haya Molcho und ihren Söhnen trägt den Untertitel "Food. People. Stories" und das trifft es sehr gut.

Denn ein gewöhnliches Kochbuch ist es nicht, was hier schon optisch beeindruckend vor mir liegt.

Es lebt natürlich von den Rezeptideen, die so vielfältig sind, wie die unterschiedlichsten kulinarischen Traditionen, die sich in Tel Aviv treffen.
Ich habe selten ein Kochbuch gelesen, dessen Rezepte mir fast alle so völlig unbekannt waren, es ist eine richtige Entdeckungsreise.

Meine "muss ich unbedingt ausprobieren-Rezeptideen" aus dem Buch sind allerdings nichts für mal schnell zwischendurch. Es sind alles aufwändigere Gerichte, selbst das auf den ersten Blick schnöde Avocado-Sandwich erfordert erst einmal, dass man Karotten in zehnerlei Zutaten einlegt und über Nacht ziehen lässt, dann ein spezielles Brot bäckt, bevor man mit einem gar köstlich aussehendem Sandwich belohnt wird.
Und falls man wie ich gerne etwas schludert und es mit einem Rezept nicht so genau nehmen will, fühlt man sich gleich ertappt, denn Haya durchschaut uns "Hayas Tipps: Jede Geschmackskomponente ist wichtig, also bereiten sie wirklich alle Bestandteile zu. Auch wenn es etwas Arbeit macht. Erst die Kombination macht das Gericht aus" Danke - ich hätte nämlich tatsächlich abgekürzt..

Was das Buch so besonders macht, ist die Kombination aus den Rezepten mit optisch perfekt harmonierenden Fotos, sowohl zu den Rezepten als auch über Tel Aviv an sich, man kann in jede Menge Gastro-Ecken der Stadt spähen. Eigentlich müssten die Molchos vom Tourismusverband gesponsert werden, denn das Buch macht auch richtig Lust auf eine Tel Aviv Reise.
Garniert wird das Ganze mit verschiedenen Stories, verschiedene Gastrogrößen der Stadt werden porträtiert. Damit eine richtig runde Sache.

Ein Buch zum Lesen, Weg-Träumen, immer wieder in die Hand nehmen...und natürlich zum Kochen.

Bewertung vom 20.09.2018
Jaffe, Rona

Die Welt war so groß


sehr gut

Die Geschichte startet mit dem Eintreffen eines neuen Collegejahrgangs in den 50er Jahren. Vier Mädchen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, werden Freundinnen.
Und damit beginnt eine kleine Zeitreisen, denn wir können die Vier begleiten, bis zum ersten Klassentreffen zwanzig Jahre später.

Besonders gut hat mir das Stück Zeitgeschichte aus den 50ern gefallen, das Leben als junge Frau damals, materiell zwar sehr begütert, aber mit all seinen Zwängen, die man sich heute gar nicht mehr wirklich vorstellen kann. Zwar war ein Collegebesuch möglich, aber er diente einzig und allein dem Kennenlernen eines späteren Ehemanns und eventuell noch eines Berufes, den man halbtags zum Vergnügen ausüben kann. Für einen Berufswunsch außerhalb des gesellschaftlich akzeptierten Rasters musste man sich sehr warm anziehen.
Diese Einblicke fand ich besonders interessant und in dieser Phase ihres Lebens sind mir die vier Freundinnen auch wirklich ans Herz gewachsen.
Ihr weiterer Lebensweg gestaltete sich völlig unterschiedlich und war auch über große Teile ziemlich ernüchternd.
Im letzten Viertel hatte das Buch für meinen Geschmack auch deutliche Längen, da hatte ich zeitweise kein großes Verlangen auf Weiterlesen mehr.

Aber insgesamt eine spannende Zeitreise, ich werde wohl auch den Folgeband lesen, damit ich die Freundinnen noch etwas begleiten kann.

Bewertung vom 11.09.2018
Winkelmann, Andreas

Das Haus der Mädchen / Kerner und Oswald Bd.1


ausgezeichnet

Nur mal schnell reinlesen? Das wollte ich gestern kurz vor dem Zubettgehen machen.
KEINE GUTE IDEE! Plötzlich war es vier Stunden später und ich konnte nicht aufhören zu lesen.

Winkelmann hat einen Thriller ganz nach meinem Geschmack geschrieben, spannend ab der ersten Seite und mit einem Täter, der für mich völlig unerwartet war.
Ich möchte auch die Entwicklung der Figuren, von Landei Leni bis zum Obdachlosen Freddy, alles überzeugend beschriebene Charaktere.

Gut, das Motiv hat mich jetzt nicht völlig überzeugt, das schmälert meine Begeisterung jedoch nicht wirklich.

Mein Fazit: leicht lesbar, durchgängig spannend und große Überraschung bezüglich des Täters, so muss ein Thriller für mich sein.
Leider nicht ohne Nebenwirkungen: bei einem abendlichen Lesebeginn Augenringe am nächsten Morgen einkalkulieren...

Bewertung vom 09.09.2018
Glukhovsky, Dmitry

TEXT


sehr gut

Ich habe mir unter diesem Buch etwas ganz anderes vorgestellt, nämlich einen hochspannenden Thriller.

Bekommen habe ich etwas ganz anderes, die Geschichte eines jungen Menschen, dessen Leben sich durch eine zufällige Begebenheit komplett ändert.

Es ist kein Buch, das man leicht nebenbei lesen kann, schon allein die Sprache wie die russischen Nachnamen und Wörter, wie etwa Elektritschka (umgangssprachliche Bezeichnung für elektrisch betriebene Vorortzüge) erfordern Konzentration beim Lesen. Zumindest ist das bei mir - ohne Russischkenntnisse - der Fall gewesen.

Belohnt wird man dafür mit einer Sprache, die die Atmosphäre wirklich meisterhaft vermittelt. Ich habe mich sofort in das heutige Russland versetzt gefühlt und eine Ahnung bekommen, wie ein Leben mit Polizeiwillkür und ohne Perspektive sein muss (ich kann das natürlich in keinster Weise beurteilen, ich war weder jemals in Russland noch habe ich Freunde aus Russland).

Auch wenn es kein Thriller im klassischen Sinn war und stellenweise auch etwas Längen hatte, das Buch hat mich fasziniert. Nichts für laue Sommerabende, aber perfekt für etwas schwermütige Herbststimmung, ich kann es empfehlen!

Übrigens: ein Glossar am Ende erklärte viele verwendete Begriffe, ich habe es leider erst am Ende entdeckt; aber auch ohne Kenntnis der Wörter stört es den Lesefluss nicht.

Bewertung vom 01.09.2018
Kelly, Erin

Vier.Zwei.Eins.


sehr gut

Kit und Laura sind ein Paar, das schon viele Jahre zusammen ist. Beide reisen fasziniert von Sonnenfinsternis zu Sonnenfinsternis, aber seit einer SoFi in Cornwall vor fünfzehn Jahren ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Das Buch wechselt von der Gegenwart immer in die Vergangenheit und Stück für Stück erfährt man, was damals geschah. Allerdings in so kleinen Häppchen, dass man als Leser nie wirklich sicher sein kann.
Anfangs hatte ich Probleme mit der Schreibweise, ich habe nicht gleich in die Handlung hineingefunden, der Perpektivenwechsel, Zeitwechsel und Ortswechsel sowie viele Personen gleich zu Beginn haben mir den Einstieg nicht leicht gemacht.
Dranbleiben hat sich aber gelohnt!

Während des Lesens habe ich ständig die dumpfe Bedrohung, die über Kit und Laura liegt, gespürt und die Auflösung war erstklassig. Der Spannungsbogen wurde auf hohem Niveau gehalten, es ist allerdings kein Buch, das mir ein nächtelanges Durchlesen abverlangt hat.

Optisch gab es einen kleinen Leckerbissen: das Buch ist gegliedert nach den Phasen der Sonnenfinsternis und diese wird auch bildlich dargestellt, sehr hübsch.

Mein Fazit: sehr gute Unterhaltung, bis auf den für mich etwas sperrigen Einstieg top!