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Marie aus E.

Bewertungen

Insgesamt 871 Bewertungen
Bewertung vom 30.08.2018
Iland-Olschewski, Barbara

Achtung, gruselig! / Tiergeister AG Bd.1


ausgezeichnet

Kinderbücher über magische Tiere usw. gibt es inzwischen ja schon einige, aber ein Buch über gruselige Tiere? Und das auch noch für Kinder? Hoffentlich gibt es da keine Albträume, denn spontan ist mir ja hierzu Stephen Kings Friedhof der Kuscheltiere eingefallen...
Aber das Cover sah so niedlich aus, also bin ich das Wagnis eingegangen.

So ganz zartbesaitet sollte man als Kind tatsächlich nicht sein, denn alle Tiere der Gruselschule sind verstorbene Haustiere und nicht mehr bildhübsch, da sie beispielsweise einen Unfall gehabt haben. Aber sehr, sehr niedlich!

Barbara Iland-Olschewski hat es geschafft, ein spannendes, außergewöhnliches Kinderbuch zu schreiben, das die richtige Balance aus Gruselmomenten und wohltuender Erleichterung findet.
Die gelungenen Zeichnungen sind eine ideale Ergänzung und nehmen noch zusätzlich den kleinen Schrecken.
Und wo kann man sonst schon einmal kleine Mehlwürmchen-Mädchen kennenlernen?

Für alle kleinen (und großen) abenteuerlustigen Leserinnen und Leser eine große Leseempfehlung!
Und keine Bange: gemütlich aneinandergekuschelt ist das Buch auch eine wunderbare Gute-Nacht-Vorlesegeschichte -ohne anschließende Albträume! Tomato Salata!

Bewertung vom 27.08.2018
Gelman, Laurie

Die Elternsprecherin


ausgezeichnet

„Bitte keine Zigarettenkippen auf den Boden werfen. Die Küchenschaben bekommen sonst Krebs."
(Schild im Lieblingsdiner von Jennifer, der Hauptperson im Buch)

Lustig? Oder nicht lustig? Ich finde es ja lustig...
Falls Sie auch darüber lachen können und Vorschul- oder Grundschulmutter sind, dann ist das Buch vielleicht auch etwas für Sie.

Bücher über das Leben als Mutter gibt es ja zuhauf.
Meist sollen sie komisch sein, das klappt aber nicht immer, genaugenommen sogar eher selten.

Hier aber richtig gut! Wenn man die Art von Humor mag.

Jennifer ist ungewollt die Elternsprecherin der Vorschulklasse ihres Sohnes und wie schon das Titelcover verrät, sind die Mit-Eltern allesamt sehr unterschiedlich, fast alle aber eint eine hohe Erwartung an die Elternsprecherin der Klasse.
Mit ihrer schnoddrigen Art eckt Jennifer bei vielen Eltern ganz schön an, für uns Leserinnen ist es allerdings zum Brüllen komisch, ich musste so viel kichern wie schon lange nicht mehr beim Lesen.

Klar ist das Buch jetzt keine hochgeistige Literatur, aber für lustige Lesestunden eine klare Empfehlung meinerseits. Eine Art Desperate Housewives (nur besser) für Grundschuleltern.
Die Story spielt in den USA, das merkt man dem Buch auch an, was aber kein Nachteil ist, man sollte es nur wissen.

Mein Fazit: Beste Unterhaltung, ich mag das Buch sehr!

Bewertung vom 19.08.2018
Egan, Jennifer

Manhattan Beach


gut

„Sie hatte ihr Leben nur vom Krieg geborgt; der Krieg war ihr Leben.“

Auf „Manhattan Beach“ habe ich mich sehr gefreut, der Klappentext und die Leseprobe haben mich neugierig auf das Buch gemacht.

Es geht um die Familie Kerrigan, der Vater arbeitet für einen dubiosen Gangster, die Mutter, eine ehemalige Tänzerin, kümmert sich um die behinderte Tochter Lydia und Anna, die ältere Tochter, steht quasi zwischen allen Stühlen.
Als Kind durfte sie ihren geliebten Vater bei seinen Geschäftsgängen begleiten, das endet aber plötzlich als sie älter wird und eines Tages verschwindet ihr Vater.
Anna muss sich zusammen mit ihrer Mutter um ihre Schwester kümmern und durch die kriegsbedingte Abwesenheit vieler Männer eröffnen sich ihr beruflich Türen, die in Friedenszeiten damals kaum möglich gewesen wären.

Der zweite Erzählstrang schildert die damalige Unterwelt Manhattans in Person Dexters, dem Chef ihres Vaters.

Sehr detailreich und dadurch faszinierend, aber leider für mich oft auch ermüdend und ohne den Sinn der ausschweifenden Erzählweise zu sehen, schildert Jennifer Egan unter anderem das Erwachsenwerden von Anna, das Hafenleben in Kriegszeiten (das wird wirklich großartig beschrieben) und ganz viel Drumherum.
Insgesamt war es für mich einfach zu ausschweifend und damit über eine lange Strecke langweilig und schlichtweg uninteressant, ich hätte das Buch am liebsten abgebrochen, bin letztendlich aber doch froh, durchgehalten zu haben.
Die letzten 20 Prozent haben mich wieder mit dem Buch versöhnt, es hat Dynamik gewonnen und mich plötzlich gefesselt.

Mein Fazit: für Freunde von ausschweifenden Erzählungen sicherlich großartig, mir war es too much, allerdings hat mir die Schilderung der Lebensumstände von alleinstehenden Frauen in Kriegsjahren gut gefallen.

Bewertung vom 14.08.2018
Hendricks, Greer;Pekkanen, Sarah

The Wife Between Us


ausgezeichnet

Ich liebe Bücher, die mit den Erwartungen der Leserinnen und Leser spielen.

„The Wife between us“ ist so ein Buch.
Ich konnte es nicht weglegen, es hat mich bis zur letzten Seite gefesselt.
Ist Richard wirklich der Märchenprinz, für den ihn alle halten?
Oder Vanessa? Was steckt hinter ihrer Fassade?
Und Nellie? Die Sanfte - ist sie das wirklich?

Die Story wird aus den Blickwinkeln der verschiedenen Frauen in Richards Leben erzählt, dem Leser erschließt sich erst Stück für Stück, was wirklich geschah. Faszinierend!

Mein Fazit:
Geber Hendricks & Sarah Pekkanen haben einen spannenden Thriller geschrieben, der bis zur letzten Seite mit überraschenden Wendungen aufwartet - genau so soll ein Thriller für mich sein.

Bewertung vom 07.08.2018
Gardam, Jane

Weit weg von Verona


gut

„Habe ich alles?“...“Gasmaske, Personalausweis, Lebensmittelmarken.“ (S. 118)

Die fast dreizehnjährige Jessica Vye fühlt sich schon seit ihrem neunten Lebensjahr als Schriftstellerin berufen.
Als Teenie zu Kriegsbeginn ist die Gasmaske ein ständiger Begleiter und wir begleiten Jessica in ihrem Alltag eines Schulmädchens.

Anfangs war ich von dem Buch fasziniert, der trockene Humor der Ich-Erzählerin und ihre altkluge Art ist witzig, doch leider passiert in dem Buch nicht viel und man fühlt sich auch vom Schreibstil zurückversetzt in die 40-er Jahre des letzten Jahrhunderts. Und der Schulalltag einer Dreizehnjährigen ist nun mal auch damals nicht besonders abwechslungsreich gewesen.

Obwohl das Buch nur schlanke 238 Seiten hat, habe ich mich gegen Ende eher durchgequält.

Mein Fazit: witzig, hat mich aber leider trotzdem gelangweilt.

Bewertung vom 02.08.2018
Allende, Isabel

Ein unvergänglicher Sommer


sehr gut

„Ein unvergänglicher Sommer“ beginnt gar nicht sommerlich mit einem Schneesturm im Winter und Richard, Uniprofessor und Eigenbrötler, wird urplötzlich mit dem Leben mit all seinen Facetten konfrontiert.

Die letzten Jahre, wohl eher Jahrzehnte, hat er ein zurückgezogenes Leben mit seinen Katzen geführt und keine menschliche Nähe zugelassen.
Doch nun poltern Lucia (aus Chile) und Evelyn (aus Guatemala) nicht nur in sein nüchternes Appartement, sondern in sein Leben.
Im Gepäck haben sie nicht nur eine Leiche im Kofferraum, sondern auch ihre Lebensgeschichte.

Isabel Allende hat es wieder geschafft, mit ihren weiblichen Hauptpersonen auf die Geschichte Lateinamerikas aufmerksam zu machen, die politischen Geschichte ist eng mit den Charakteren verbunden und wie gewohnt sehr berührend.
Sie hat mit den Haupt- und Nebenfiguren starke Frauen gezeichnet, die trotz Leid weitermachen (müssen).

Eingebunden in einen abenteuerlichen Krimi und eine Liebesgeschichte ein meist spannendes und sehr berührendes Buch.
Mit den übersinnlichen Erscheinungen in Allendes Büchern kann ich zwar immer nicht so viel anfangen, sie gehören aber zu den Charakteren und ihrer Herkunft und sind insofern o.k.

Zwischendrin hatte das Buch für mich etwas an Kraft verloren, insgesamt aber ein starkes Buch über starke Frauen. Leseempfehlung!

Bewertung vom 28.07.2018
Freund, René

Ans Meer


ausgezeichnet

„Manchmal muss man vielleicht ein bisschen von der Linie abweichen, um das Glück zu finden." (Seite 29)

Anton hat es immer allen recht gemacht, nie aufbegehrt, doch eines Tages verliebt er sich in Doris.
Und für Doris will er ein Held sein, deshalb macht er etwas völlig Verrücktes: er will Carlas Wunsch, noch einmal das Meer in ihrer Heimat zu sehen, erfüllen.
Damit beginnt ein Roadtrip nach Italien, mit einem Schulbus samt völlig unterschiedlichen Insassen. Von der dementen Dame bis hin zum Kaninchen begleiten Anton sehr unterschiedliche Mitreisende. Gut, dass er immerhin einen ausreichenden Startvorrat an Butterbrezen eingepackt hat!

Das relativ schmale Büchlein hat es in sich, es zeigt, wie man über sich hinauswachsen kann.
Rührend, ohne auf die Tränendrüse zu drücken, mit einem trockenen Humor und sehr kurzweilig erzählt René Freund von einer abenteuerlichen Reise mit vielen Hindernissen, von Ablösungsprozessen, der Liebe und den Tragödien, die das Leben bringen kann.

Das schöne Cover passt perfekt zum Inhalt.

Ein wunderschönes Buch!

Bewertung vom 28.07.2018
Hennig, Tessa

Nie wieder Amore!


sehr gut

Sonnenschein? Italienurlaub gebucht? Noch keine passsende Lektüre?
Oder Regenwetter, kein Urlaub in Sicht, aber Sehnsucht nach Sonne und Bella Italia?

Dann ist der neue Roman von Tessa Henning wunderbar geeignet, entweder als passende Urlaubslektüre oder als kleine Flucht in sonnige Gefilde.

Rentnerin Monika, von ihrer Tochter in eine Seniorenresidenz verbannt, bekommt unglaubliche Nachrichten aus Italien. Ihre große Liebe, leider jung verstorben, soll noch leben!
Kurzentschlossen reist sie mit ihrem Enkel nach Sizilien.

Eine turbulente Zeit beginnt und für die Suche nach der Jugendliebe bleibt gar nicht so viel Zeit, weil.....
Lest selbst!

Mir hat das Buch gut gefallen, es liest sich leicht, ist unterhaltsam und bringt gaaaaaanz viel Sizilien-Flair. Und grande amore, hach!

Bewertung vom 21.07.2018
Motte, Anders de la

Sommernachtstod


ausgezeichnet

Sommernachtstod

Rote Schwedenhäuschen? Sommerfrische? Kinderlachen? Blaubeerpflücken?
Irgendwie habe ich beim Anblick von kleinen roten Schwedenhäuschen immer sofort Bullerbü-Idylle im Kopf, dabei können die Schweden auch ganz anders.

Anfangs klingt es auch hier idyllisch, eine Bilderbuchfamilie: Vater, Mutter und drei Kinder in dörflicher Umgebung in Südschweden. Doch dann verschwindet der kleine Billy (ähem, hier musste ich ja sofort an den Regalklassiker eines bekannten schwedischen Möbelhauses denken…) eines Sommertages urplötzlich und danach ist es aus mit der Dorfidylle.
Die Familie zerbricht daran und auch im Dorf wird das ungeklärte Verschwinden niemals wirklich vergessen.

Die älteste Tochter lebt inzwischen in der Stadt und ist Therapeutin und hat zwanzig Jahre nach dem Verschwinden Billys einen merkwürdigen Patienten, der viele Einzelheiten von damals kennt. Wer ist dieser Patient und was bezweckt er? Vera geht auf Spurensuche in die Vergangenheit…

Sommernachtstod hat mich auf 426 Seiten völlig in seinen Bann gezogen, die Spannung baute sich nach und nach auf und die Charaktere sind differenziert und spannend: vom damals ermittelnden Polizisten, dem der Fall bis heute keine Ruhe lässt bis zur großen Schwester, die mit ihrem Leben gar nicht klarkommt, vom Vater, der Kind und Ehefrau verloren hat bis zum dominanten Onkel, der das ganze Dorf zu beherrschen scheint.

Mein Fazit: Ich konnte das Buch nicht weglegen und habe es innerhalb eines Tages ausgelesen. Fünf Sterne für Anders de la Motte und seinen Sommernachtstod.

Bewertung vom 15.07.2018
Harper, Jane

Ins Dunkel


sehr gut

Optisch führt das Buch perfekt zum Thema hin, das dichte, düstere Grün des australischen Buschs setzt sich auch auf den Coverinnenseiten fort, sehr gelungen.

Um was geht es?
Eine Firma lässt ihre Mitarbeiter eine Art Survival-Training al teambildende Maßnahme im australischen Busch unternehmen, Männer und Frauen getrennt.
Von den fünf Frauen kommen allerdings nur vier zurück...

Jane Harper lässt ihren Thrillern kapitelweise wechseln, einmal begleiten wir die Kollegschaft bei ihrer Buschwanderung und erfahren so Stück um Stück, was dort geschehen ist, jedes zweite Kapitel wird aus Sicht der ermittelnden Polizei geschildert, Zug um Zug fügt sich so alles zu einem Gesamtbild.

Faszinierend war die Beschreibung des Survival Trainings im Busch, das schnell seine spielerische Komponente verlor - fast fühlte man sich vor Ort in der Wildnis.

Die Autorin hat Spannung aufgebaut, in dem über längere Strecken einfach nichts entscheidendes geschah, man hatte aber immer im Hinterkopf, dass vermutlich bald etwas Schreckliches passieren würde. Das steigerte zwar den Spannungsbogen, war mir aber teilweise auch zu langatmig. Über weite Strecken habe ich etwas Tempo und Dynamik vermisst - wobei mir schon klar ist, dass die Stimmung nur auf diese Art und Weise so eindrücklich gespiegelt werden konnte. Insofern bin ich diesbezüglich zwiegespalten.

Die Auflösung hingeben war grandios und hat mich fast völlig mit den für mich vorhandenen Längen des Buches versöhnt. Ganz großes Kino!