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Fredhel
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Deutschland

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Insgesamt 1249 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2021
Peters, Katharina

Bornholmer Falle / Sarah Pirohl ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Alles fängt ganz gemächlich an auf der Ferieninsel Bornholm. Eine Familie vermisst ihren gerade volljährigen Sohn. Da ich aber schon einige Bücher von Katharina Peters gelesen habe, ist klar, dass es auch hier nicht auf einen beschaulichen Regionalkrimi hinauslaufen wird. Zwar kenne ich den ersten Band dieser Bornholmer Reihe nicht, aber auch so werden die Zusammenhänge schnell verständlich. Die zuständige Polizistin Sarah Pirohl hatte Deutschland bewusst verlassen, nachdem sie ihren Vater wegen rechtsnationaler Umtriebe hinter Gitter gebracht hat. Doch die Thematik lässt Sarah auch in Dänemark nicht los, denn der verschwundene Junge ist nur die Spitze eines Eisbergs eines internationalen Geflechts rechtsradikaler brutaler Strukturen, die ihre Erfüllungsgehilfen auch in der deutschen Polizei untergebracht haben.
Katharina Peters hat wieder einen sehr spannenden, weitverzweigten Plot entworfen. Ihre Personen bekommen auch ein privates Umfeld, sodass man sie sich lebendig vorstellen kann, ohne dass sie sich in Nebenschauplätzen verzetteln. Ihr Schreibstil ist klar verständlich und mitreißend. Das Ende hätte ich mir vielleicht etwas früher dafür ausführlicher gewünscht. Der Cliffhanger jedenfalls ist ein Knaller! Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.04.2021
Tomasson, Ben Kryst

Sylter Schuld / Kari Blom Bd.6


sehr gut

Kaum zu glauben, es gibt schon 5 Vorgängerromane aus der Sylt-Reihe des Autors Ben Kryst Tomasson. Seine Ermittlerin Kari Blom ermittelt in "Sylter Schuld" also jetzt zum sechsten Mal undercover. Sie soll den Betreibern einer neuen Wellness-Oase Unterschlagung und Geldwäsche im großen Stil nachweisen. Kari Bloms Freund ermittelt dagegen als Sylter Polizist in Sachen einer angespülten unbekannten, männlichen Leiche.
Auch wenn es sich hier um Kapitalverbrechen handelt, so ist dieser sympathische Regionalkrimi doch eher in der Sparte Cosy-Crime anzusiedeln. Einen relativ großen Raum nehmen die Beziehungsprobleme der beiden Liebenden ein. Einen gewissen Kick erfährt die Handlung, wenn die beiden beruflich aufeinander treffen und Karis Undercoverstatus um jeden Preis gewahrt werden muss. Ein richtiges Schmunzelhighlight sind in jedem Fall die vier rüstigen alten Damen, von Kari liebevoll die Häkelmafia tituliert, die mit großem Eifer und erstaunlichen Erfolg auf eigene Faust Nachforschung betreiben. Ihre Ergebnisse sind absolut hilfreich, doch leider bringen sie sich auch in gefährliche Situationen.
Eine große Rolle spielt die wunderschöne Insel Sylt. Unaufdringlich, aber immer präsent, hat man eine herrliche Landschaft vor Augen, was der Handlung ein unverwechselbares Flair verleiht. Auch wenn es hier "nur" ein Regionalkrimi ist, so kann der Plot doch mit allerhand Wendungen punkten und für spannenden Lesegenuss sorgen.

Bewertung vom 11.04.2021
Sten, Viveca

Das Grab in den Schären / Thomas Andreasson Bd.10


sehr gut

Von der Reihe um Thomas Andreasson habe ich einige Folgen schon gelesen. Mir gefällt, wie er ermittelt und wie sich sein Privatleben verändert. 
Diesmal wird bei Bauarbeiten auf einer bislang unbewohnten Schäreninsel ein Skelett gefunden. Ob männlich oder weiblich, man weiß es lange Zeit nicht. Vorsorglich geht man zwei länger zurückliegenden Vermisstenfällen nach. Schnell fokussiert sich das Ermittlerteam auf den angeblichen Selbstmord einer verheirateten Frau. Doch Nora, Staatsanwältin im Krankenstand und gute Freundin von Thomas Andreasson ermittelt auf eigene Faust in Sachen eines jungen Mädchens. Astrid war vor dem Zeitpunkt ihres Verschwindens oft eine zuverlässige Babysitterin bei Noras Kindern. Nora überschreitet ihre Befugnisse, bringt sich, die Ermittlung und ihre Karriere durch ihr eigenmächtiges Handeln in Gefahr.
Es hat einige Seiten gedauert, bis ich mich diesmal in die Handlung eingelesen hatte. Doch dann nimmt die Handlung an Fahrt auf. Es werden immer Kapitel aus dem Leben der vermissten Frauen eingeschoben. Beide sind damals auf einen gefährlichen Punkt in ihrem Leben hingesteuert.
Nora lernt man diesmal von einer ganz neuen Seite kennen, depressiv und alkoholabhängig, kompensiert sie ihre Probleme, indem sie ihre Befugnisse überschreitet.  Alle drei Handlungsstränge sind wie immer sehr spannend und verknüpfen sich zu einem logischen Finale. Trotz der ganzen Verbrechen hängt für mich bei Viveca Sten Krimis immer ein Hauch Urlaubsfeeling in der Luft. Weil die Personen alle so natürlich agieren und trotz ihrer Fehler sympathisch bleiben, fühle ich mich in ihrer Welt sehr wohl. Deswegen freue ich mich schon auf eine Fortsetzung.

Bewertung vom 08.04.2021
Trost, Dirk

Rattenbrüder für Greetsiel


sehr gut

Jan de Fries ist ein Anwalt mit grossem Gerechtigkeitssinn. Weil er noch Einkünfte aus seiner ehemaligen Kanzlei bezieht, kann er es sich leisten, Fälle anzunehmen, die weder großes Ansehen noch großen Geldsegen versprechen. Es ist ihm im aktuellen Buch wichtig, einem skrupellosen Brüderpaar das Handwerk zu legen. Die beiden haben sich mit hinterhältigen Methoden die besten Grundstücke in Greetsiel angeeignet.Weil die beiden und ihre Handlanger quasi über Leichen gehen, hat diese Folge noch wesentlich mehr Tempo und Action als das Buch davor. Zum Lesespaß tragen die lebensechten Charaktere viel bei. Natürlich ist Jan de Fries ein Sympathieträger, aber schon seine Mandantin ist dagegen eine regelrechte Kratzbürste. Jede Person hat ihren Wiedererkennungswert. Dazu kommt noch das typisch friesische Küstenflair, sodass ein rundum gelungener Regionalkrimi entstanden ist, der noch viel aufregender ist, als der erste Eindruck vermuten lässt. Ich jedenfalls werde Jan de Fries auch weiterhin im Auge behalten.

Bewertung vom 31.03.2021
Neuwirth, Günter

Dampfer ab Triest


sehr gut

1907 gehörte die Hafenstadt Triest noch zur k.u.k.- Monarchie. Von hier aus startet der für damalige Verhältnisse moderne und luxuriöse Dampfer Thalia zu einer Vergnügungsfahrt über die Adria. Die an Bord befindlichen Personen sind ein Querschnitt der gehobenen Gesellschaft, die Zerstreuung, Erbauung oder Stärkung der Gesundheit sucht. Die Kabinen sind erlesen eingerichtet, die Küche exzellent und das Unterhaltungsprogramm hervorragend. Noch vor Beginn des Romans stellt ein Personenregister die Akteure vor. Da sie recht zahlreich sind, ist dies eine wirklich gute Hilfe.
An Bord befindet sich unter anderem Graf Urbanau, begleitet von seiner außerordentlich attraktiven Tochter. Der Triester Polizist Bruno Zabini ist zu seinem Schutz abgestellt. Er soll undercover verhindern, dass der Herr Graf einem Attentat zum Opfer fällt.
Das Leben an Bord ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die Damen plaudern belangloses Zeug, die Herren verziehen sich politisierend in den Rauchsalon. Die Standesunterschiede sind wie in Stein gemeisselt. Die Oberschicht strotzt nur so vor Dünkel und Vorurteilen, die Bediensteten müssen alles hinnehmen. Neben manch amourösen Verwicklungen stehen aber die Anschläge auf Graf Urbanau im Vordergrund. Zabini ist ein moderner Polizist, der den neuen Methoden in der Kriminalistik aufgeschlossen gegenüber steht und mit seinen Kenntnissen das Verbrechen auflösen kann. In den Nebenhandlungen verfolgt man die Schicksale einiger anderer Reisenden. Insgesamt wird so eine Art historischer Gesellschaftkrimi geschaffen.
Erfreulicherweise hat der Autor gut recherchiert. Sein Schreibstil ist leicht antiquiert angehaucht, und thematisch berührt er einige sozialen Aspekte der damaligen Zeit, um nur die Stellung der Frau, das Wahlrecht, die Standesunterschiede, aber auch nicht zuletzt die politische Situation im Vielvölkerstaat zu nennen.
"Dampfer ab Triest" ist ein Buch, das Tiefgang als leicht verdauliche Kost serviert.

Bewertung vom 29.03.2021
Arenz, Ewald

Der große Sommer


ausgezeichnet

Wie eine frische Brise wirkt der neueste Roman von Ewald Arenz auf mich. Ein Mann, Friedrich, erinnert sich an den Sommer seines Erwachsenwerdens, der zeitgleich den Beginn seiner großen Liebe markiert. Friedrich ist ein ganz normaler Junge, der irgendwie den Anschluss in der Schule verpasst hat und nun den ganzen Sommer für die alles entscheidende Nachprüfung büffeln muss. Er verbringt die Nachmittage mit seinen Freunden, aber die Zeit ist nicht nur unbelastet, sondern sein bester Freund tickt plötzlich völlig aus.

Der Autor bringt trotz der Leichtigkeit seiner Sprache eine Tiefe in die Handlung, die diesen Roman von Trivialliteratur absetzt. Man spürt den Umbruch in der Persönlichkeit Friedrichs, der mehr und mehr Verantwortung nicht nur für sein eigenes Leben übernimmt und der alle Gefühle des ersten bittersüßen Verliebtseins auskosten kann.

Ein schönes Buch, das mich inspiriert, mehr von diesem Autor zu lesen.

Bewertung vom 29.03.2021
Fink, Ada

Blütengrab


sehr gut

1993 wird im mecklenburgischen Wussnitz mitten im Wald eine Mädchenleiche entdeckt, aufgebahrt auf einem Blütenmeer mit tief in die Haut geritzten germanischen Runen. Ulrike Bandow ist die zuständige Ermittlerin, die gegen ihren Willen mit dem westdeutschen Ingo Larssen zusammenarbeiten muss. Beide sind auf ihre Art spröde und einzelgängerisch. Ein Wunder, dass sie nach einigen Anlaufschwierigkeiten ein Weg zu einer guten Teamarbeit finden, denn beide haben Geheimnisse aus der Vergangenheit, die nicht ans Licht sollen. Doch ganz besonders Ulrike muss sich den Taten ihrer Jugend stellen, um überhaupt einen Ermittlungsansatz greifen zu können. 

Mit beiden Polizisten kann ich nicht warm werden. Sie sind zu verschlossen, zu eigenbrötlerisch. Ich finde einfach keinen Zugang zu ihrem Charakter. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen. Neben einem wirklich guten Handlungsstrangs den Mord betreffend, wird auch im Hintergrund die trostlose Situation im Osten nach der Wende dargestellt. Wie schwer es ist, als Jugendlicher Arbeit zu finden. Die von einigen offen zur Schau getragenen Nazi-Gesinnung. Aber auch die Nebenstory der westdeutschen Familie, die sich bewusst im Osten ansiedelt, um ihre völkisch-germanischen Fantasien in der Bewirtschaftung eine Gutshofes auszuleben.

Insgesamt liegt eine trostlose Stimmung über den Personen und dem ganzen Ort. Es ist die mitreißende Erzählweise der Autorin, die diesen Krimi in guter Erinnerung bleiben lässt. Sie hat ihre Protagonisten eindrucksvoll beschrieben und in einem raffinierten Plot agieren lassen.

Bewertung vom 28.03.2021
Herzberg, Thomas

Nasses Grab (Zwischen Mord und Ostsee - Küstenkrimi 1)


sehr gut

In der Flensburger Förde wird eine Leiche gefunden, die augenscheinlich gewaltsam zu Tode kam. Zum Glück verzeichnet die Flensburger Mordkommission zwei Neuzugänge, die sich sofort um diesen Fall kümmern muss, der zu Beginn der Tourismussaison denkbar ungünstig liegt. Die beiden, Ina und Jörn, kennen sich überraschenderweise von früher und auch zu ihrem Vorgesetzten gibt es mit Ina eine interessante Vorgeschichte. Es gibt also eine Reihe privater Verwicklungen und familiäre Nebenschauplätze, die in der Erzählhierarchie den gleichen Stellenwert haben wie die eigentliche Mordermittlung. Diese läuft erst mal sehr zäh an. Sie führt in die Menschenschmugglerszene zwischen Deutschland und Dänemark. Den Beteiligten ist so schnell nichts nachzuweisen und schon gar nicht ein Mord. Ina und Jörn finden schnell zu einer harmonischen Arbeitsweise, die zu einem erfolgreichen Einstand in die Mordkommission führt.
Um es vorwegzusagen: Rasant ist dieser Krimi nicht, eher im Gegenteil. Die ganzen familiären Episoden entschleunigen, sind aber auch sehr interessant. Gerade so ein pubertierender Teenie wie Jörns Tochter, kann allerhand Zündstoff bergen. Alles, was den Mordfall betrifft, hätte ich mir noch etwas ausführlicher und spannender gewünscht, doch immerhin bleiben am Ende keine offene Fragen übrig.
Der Schreibstil des Autors ist gleichbleibend ruhig. Irgendwie passt das allerdings auch zu dem friesischen Flair, den friesischen Protagonisten und vor allem den wortkargen Seeleuten.
Mir hat es in der Flensburger Mordkommission ganz gut gefallen und sicher gibt es bald mehr von dort zu lesen.

Bewertung vom 26.03.2021
Ilies, Angelika

15-Minuten-Singleküche


ausgezeichnet

Endlich mal ein pfiffiges Kochbuch, dass sich direkt in die alltagstauglichen Rezepte stürzt, ohne sich erst seitenweise mit Kochutensilien, Vitamintabellen und Nährwerttafeln aufzuhalten. Nein, erst am Ende kommen wirklich praktische allgemeine Hinweise, was man vielleicht im Vorratsschrank horten sollte und wie man mit ein wenig Kreativität eigentlich jedes Gericht noch einmal aufpeppen kann. Doch davor gibt es viele Rezepte, die mit wenigen Zutaten auskommen und die wirklich ratzfatz auf dem Tisch stehen. Diese Zutaten sind dann auch zum Glück nicht exotisch, sondern beim Discounter um die Ecke leicht zu finden. Die Zubereitung sollte auch Kochneulingen gelingen. Jedem Rezept vorangestellt ist ein schönes Foto vom Gericht. Mir hat das Kochbüchlein sehr gut gefallen. Ich finde, man kann es auch gut an junge Leute verschenken, die gerade ihre erste eigene Wohnung beziehen und sich zum ersten Mal fern von Mutters Herd wiederfinden. Gesund kochen ist keine Hexerei.