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katikatharinenhof

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Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2020
Gorman, Greg

It's not about me


ausgezeichnet

Ikonen, Stars und Sternchen

"It's not about me" ist mein Highlight 2020, wenn es um Bildbände und Coffetable-Books geht, denn kein geringerer als Greg Gorman hat hier in über 50 Jahren seines Wirkens als Fotograf alles an Ikonen, Stars und Sternchen porträtiert, die zu Hollywoods Größen oder zu den Musikidolen gehören. Die Bilder sind exquisit und absolut bombastisch, unglaublich beeindruckend und aussagekräftig, spielen mit den Emotionen und vermitteln das Gefühl, mitten in der Fotosession anwesend zu sein und bei der Entstehung der einzigartigen Fotografien zuschauen zu können.

Gorman zeigt die Verletzlichkeit von Michael Jackson, die Wandlungsfähigkeit von Sir Elton John vom schrille Popsänger hin zum liebevollen Familienvater, die mystisch-magische Seite von Siegfried Fischbacher und dem leider dieses Jahr verstorbenen Roy Horn und einen sehr nachdenklichen Robert de Niro.

Die doppelseitige Farbaufnahme von Drew Barrymore ist der absolute Hingucker, Meryl Streep fasziniert mit einer fast schon perfektionierten Gelassenheit, während der Blick von Armin Mueller-Stahl den Betrachter regelrecht gefangen hält.

Der nachdenkliche Blick von Muhammad Ali schweift in die Ferne...ein Penny für seine Gedanken. Grace Jones kokettiert mal frech, mal lasziv mit der Kamera und Patti LuPone verkörpert hingebungsvoll Evita.

Der Fotograf arbeitet hier mit allen Stilmitteln, während er den schwarz-weiß Fotos eindeutig die Vorzüge gibt, denn sie lassen die Tiefe der Aufnahmen erkennen und erzählen so die Geschichte am Set weiter. Eine solche Brillanz und Qualität ist selten zu finden. Der Bildband wird durch den Leineneinband und die Fadenbindung richtig edel und mit dem Vorwort von Sir Elton John quasi in den Adelsstand gehoben.

Dieser Fotoband ist zwar nicht günstig in der Anschaffung, aber jeder einzelne Cent lohnt sich, denn er überzeugt mit hochwertigen und exklusiven Aufnahmen, die die Leidenschaft des Fotografen widerspiegeln.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.12.2020
Landa, Norbert;Spenceley, Annabel

Das Geheimnis der Weihnachtsmaus


ausgezeichnet

Lässt Kinderaugen funkeln

Wer sich schon immer gefragt hat, wohin all die kleinen und großen Geschenkpapierschnipsel und Kekse verschwinden, die in der Weihnachtswerkstatt des Weihnachtsmannes auf den Boden fallen, der bekommt hier endlich eine Antwort Denn die kleine Weihnachtsmaus hat es sich im Keller des Hauses am Nordpol gemütlich gemacht und sorgt dafür, dass all die kleinen Mäuse auf der Erde auch an Weihnachten beschenkt werden.

"Das Geheimnis der Weihnachtsmaus" ist ein liebevoll illustriertes Vorlese-Bilderbuch, das nicht nur Kinderaugen zum Strahlen bringt. Die Texte sind kurz und kindgerecht verfasst, mit unglaublich viel Liebe und Wärme versehen und animiert kleine und große Weihnachtsliebhaber dazu, die süße Maus auf den Buchseiten zu suchen - fast wie in einem Wimmelbuch.

Die kleine Weihnachtsmaus schleicht sich sofort in das Herz der Kinder, denn sie ist mit Fleiß und Eifer dabei, ihre Schätze zusammenzutragen und in glitzerndem Papier zu verpacken. Immer fest davon überzeugt, dass niemand von ihrer Existenz weiß und somit ihr kleines Geheimnis kennt...aber wer weiß, ob nicht vielleicht der Weihnachtsmann doch etwas von dem kleinen Mitbewohner ahnt ?

Das Bilderbuch eignet sich hervorragend dazu, die Wartezeit für die kleinen Weihnachtsmäuse auf der Erde zu verkürzen und ihnen ein bisschen Wunderfunkelglitzerzauber zu schenken.

Bewertung vom 10.12.2020
Toromanoff, Agata

Surrounded by Wood


ausgezeichnet

Stilvolle Bauten, optische Highlights und gemütliche Rückzugsorte

Holz ist das wohl schönste Material, das ein Gewerk verarbeiten kann und darf, um daraus wunderschöne Einzelstücke entstehen zu lassen.

In ihrem Bildband "Surrounded by Wood" hat Agata Toromanoff die unglaublich Wandelbarkeit von Holz mit äussert beeindruckenden Fotos in Szene gesetzt. Man fühlt sich tatsächlich von der Wärme und der Behaglichkeit umgeben, für die Holz nun einmal steht.

Fernab jeglicher altbackner Klischees, das Holz eben nur für traditionelle oder gar rustikale Bauweisen zu nutzen ist, haben hier die Architekten ihren Ideen freien Lauf gelassen und unter baubiologischen und ökologischen Gesichtspunkten stilvolle Bauten, optische Highlights und gemütliche Rückzugsorte erschaffen, die den Betrachter direkt dazu einladen, in eines der wunderschönen Objekte einzuziehen, sich wohlzufühlen und die Seele baumeln zu lassen.

Die Häuser fügen sich hervorragend in das bestehende Landschaftsbild ein, greifen Traditionen auf, oder ergänzen pefekt eine bereits vorhandene Bausubstanz, um ihr neues Leben einzuhauchen.

Es ist für jeden Geschmack, für jeden Bedarf etwas dabei - vom Tiny-House in Litauen mit gerade mal schnuckligen 14qm, über das ausgefallene Haus der drei Bäume in Korea (hier "wächst" eine beeindruckende Baumkonstruktion aus dem Boden zur Decke, die von den "Ästen" der Baumkronen geragen werden), vom poetisch anmutenden Design der Four Leaves Villa in Japan bis hin zum komfortablen Haus in Portugal, dessen Pool scheinbar mit der Umgebung des Waldes verschmilzt - hier findet jeder Architekt, jeder Bauherr in spe genügend Inspiration , um seine Wohn(T)Räume aus Holz zu verwirklichen. Kombiniert mit Metall, Glas, Ziegeln oder Sichtbeton entstehen einzigartige Wohnhäuser, die nicht nur aus Holz gebaut sind , sondern deren Innenausstattung größtenteils auch aus Holz besteht.

Der Buchtitel wird somit perfekt umgesetzt und zeigt eine Bandbreite an vielfältigen Möglichkeiten, um mit einem nachwachsenden Rohstoff respektvoll umzugehen und seine gestalterischen Ideen ausleben und umsetzen zu können.

Absolut empfehlenswert !

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2020
Nedoma, Gabriela

Traditionelle Hautmedizin


ausgezeichnet

Die Natur ist die beste Apotheke

In diesem opulenten Nachschlagewerk mit vielen praktischen Tipps und Rezepten bietet Gabriele Nedoma einen fundierten Einblick in die Welt der Naturmedizin, die sich seit mehr als 3000 Jahren bewährt hat.

Nach einer sehr ausführlichen und informativen Einleitung vermittelt die Autorin Grundlagenwissen für Salben und Öle, ihre Anwendungsgebiete sowie ihre Unterscheidung in verschiedene Salbenarten. Besonders interessant ist die Elementenlehre und ihr Stellenwert in der traditionellen Hautmedizin.

Weiter geht es mit Zutaten und Zubehör - wo kaufe ich ein, wo kannich meine Zutaten in der Natur selbst sammeln, was ist bei der Zubereitung zu beachten und vor allen Dingen, gibt es auch vegane Alternativen.

Danach geht es direkt hinein in die große Naturapotheke In diesem Kapitel wir die Herstellung von Arzneimitteln in der Praxis vorgestellt. Und hier taucht man ein in die unglaubliche Vielfalt der Naturheilmittel, die man sich und seinem Körper gönnen sollte. Vollkommen ohne chemischen Keulen darf hier der Körper gesunden und heilen und das fasziniert mich immer wieder aufs Neue.Die Zubereitung der einzelnen Texturen ist zwar aufwendig und manchmal auch sehr zeitintensiv, aber diese Zeit sollte man für seinen Körper übrig haben, um ihm mit traditionellen Heilmitteln wieder auf Vordermann zu bringen.

Die Autorin regt mit anschaulichen Bildern und leicht verständlichen Rezepturen zum Nachmachen und Ausprobieren an und man findet wirklich für jede Blessur, für jede Erkrankung das passende Mittel.

Bei Gelenkscherzen helfen - Arthritisöl mit Veilchen und Rose, oder eine Wermutsalbe

Bei Kopfschmerzen haben sich Apfelknospen bewährt, bei Migräne eine Schmerzsalbe mit Spanischem Pfeffer

Gerade jetzt in der kalten und grauen Jahreszeit haben spröde Lippen und rauhen Hände Hochkonjunktur und da ist die Apfelheilsalbe eine Wohltat .

Die Autorin gibt unendlich viele Tipps und Anregungen, es ruhig einmal selbst mit der Medizin aus der Natur zu versuchen, gräbt alte, vergessen geglaubte Rezepturen aus und gibt ihnen so die Möglichkeit, wieder Gutes zu tun und zu Heilen. Das Buch ist eine Bereicherung für jede Haus(t)-Apotheke, denn hier wird ein breites Spektrum an Fachwissen für natürliche, sanfte und effektive Hautanwendungen auf moderne Art und Weise vermittelt, um den Leser sanft an die gezielte Behandlung mit dem Guten aus der Natur heranzuführen.

Ein buntes Mosaik aus Wissen, Rezepten, praktischen Tipps und ansprechenden Fotos.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2020
Kasperski, Gabriela

Zürcher Filz


ausgezeichnet

Kurz vor der Mitgliederversammlung des Immobilienimperiums Lombardi verschwindet die Millionenerbin Philomena Lombardi und bleibt wie vom Erdboden verchluckt. Als nach und nach ihre blutigen Schmuckstücke auftauchen ruft das die Ermittler Schnyder und Meier auf den Plan. Doch sie ahnen nicht, dass sie bei ihren Nachforschungen in das sprichwörtliche Wespenenst stoßen, denn der Wohnugnamrkt ist heiß umkämpft und viele Menschen sind für den Traum vom Zuhause bereit, alles zu tun...


Wow, was für ein rasanter und spannender Krimi, den hier Gabriele Kasperski für ihre Leser bereit hält. Schon nach den ersten Seiten ist klar, dass dieser Roman absolutes Suchtpotential hat !

Zürich in der Vorweihnachtszeit verliert sein idyllisches Gesicht, denn die Autorin lässt hier skrupellose und eiskalt berechnende Charaktere auftreten, die falschen Idealen nachrennen, sich in Wahnvorstellungen verlieren und auf Rache sinnen. Dazu kommt noch das alte Gemäuer, das nicht nur bei Nacht für Gänsehaut sorgt, es birgt auch so manch Geheimnis. Den Leser gruselt es , wenn die Schreibende ihren Handlungsort sehr bildich beschreibt und manchmal hat es den Anschein, als würde man sich in einer Filmsequnez von "Shining" wiederfinden - die Gänsehaut ist definitiv vorprogrammiert.

Die Geschichte baut sich langsam auf, man bekommt einen sehr guten Einblick in die fiesen Machenschaften der Immobilienmakler, denen nichts heilig ist, um die große Flut an Wohnungssuchenden in Schach zuhalten. Korruption, Geldgier, Klüngelei, Machtspielchen und Mietwucher sind nur ein paar Schlagworte, die Gabriele Kasperski für ihre Leser bereithält, um sie in ihren spannungsgeladenen Krimi miteinzubauen.

Auch hier gilt - je glitzernder die Oberfläche, desto dunkler die Abgründe der Seele, in die man blicken darf. Die Charaktere arbeiten mit Berechnung und eiskaltem Kalkül, sind herzlos und niederträchtig. Die Suche nach der Traumwohnung entpuppt sich als Gang auf den Scherben der geplatzten Träume der Familie Lombardi.

Neben den Ermittlern Schnyder und Meier sticht Jessi unglaublich hervor, die bravourös das Leben im Martyrium mit ihrer Mutter meistert. Für einen 14-jährigen Teenie hat dieses Mädchen eine unglaublich starke Personlichkeit, die mir imponiert und vor der ich voller Achtung meinen Hut ziehe.

Der Showdown ist von der Autorin perfekt inszeniert - atemlose Spannung macht sich breit, die den Leser regelrecht an die Seiten kettet. Man hängt förmlich an den Buchstaben und inhaliert die Seiten, um endlich hinter des Rätsels Lösung zu kommen. Die Schreibende packt hier noch einmal all ihr Können aus, legt alles an Dramatik, guten Ideen und Nervenkitzel hinein und man wird Zeuge einer familiären Tragödie, deren Dimension zu Begin nicht zu erahnen gewesenen ist.

Ein absoluter Pageturner, der von mir volle 5 Sternchen erhält

Bewertung vom 24.11.2020
Borkner, Fabian

Groumdeifl


sehr gut

Teerdecke drauf, Langzeitbaustelle beendet, Weihnachtsmarkt genießen- so in etwa hatten es sich die Schwandorfer vorgestellt, als endlich die Langzeitbaustelle mitten im Ort fertiggestellt wird. Doch ein Rohrbruch zwingt die Teerdecke in die Knie und die gerade beendete Baustelle muss wieder aufgerissen werden. Aber die Bauarbeiter finden nicht etwa die undichte Stelle, nein, sie finden eine Leiche, gewandet im furchterregenenden im Krampuskostüm. Das ruft die Versicherungsdetektive Viersen und Leitner auf den Plan, die schon bald in einem echten Teufelswerk aus Hinterlist, geplatzten Träumen und schonungslosen Geschäftemachern ermitteln...


Mit "Groumdeifl" lässt Fabian Borkner das weihnactliche Brauchtum der Kramupsläufe in der Oberpflaz als Kulisse für seinen Krimi wieken und er setzt so die finsteren Weihnachtsgeister geschickt in Szene.

Ich mag es sehr, dass der Autor hier auf die Sitten und Gebräuche seiner Heimat sehr detailreich eingeht und sie dem Leser nahebringt. So erfährt man unglaublich viel über die angsteinflößenden Perchten nd Krampusse und das macht den Krimi sehr autehntisch und heimatverbunden.

Das Ermittlerduo Agnes und Gerhard verbindet eine Freundschaft+ und es ist schön zu lesen, wie die beiden manchmal umeinanderschleichen wie die Katze um den Milchnapf. Aber selbst wenn sie sich mal wieder näherkommen,, tut das ihrer Freundschaft keinen Abbruch. Mit Wortwitz und Charme begleiten sie den Leser durch den Regio-Krimi.

Der Fall bietet ein abwechslungsreiches Potpourri an Charakteren - egal ob Klatsch und Tratsch am Frauenstammtisch (hier wird tatsächlich jeder in der Luft zerrissen,der nicht im Raum ist), knallharter Bauunternehmer, eine Schwangere , deren Träume wie Seifenblasen zerplatzen oder ein kleiner kecker Junge, der sich in mein Leserherz schleicht - hier dürfen alle Figuren nach Herzeslust ihre Ecken und Kanten ausleben, Dialekt sprechen und die idyllische Oberpfalz dem Leser nahebringen.

Der Mordfall an und für sich bietet viele Fragen, die zu eigenen Ermittlungen anregen. War das Rohr in der Baustelle vorher schon beschädigt ? Gab es gar Pfusch auf der Baustelle ? Oder wurde der Schaden erst mit dem Vergraben des Toten verursacht ? Und die alles entscheidende Frage - wer hat dem Teufel das Lebensfeuer gelöscht und zieht so einen Nutzen aus seinem Tod ?

Es gilt, viele kleine Puzzleteilchen zu finden und sie zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzusetzen. Manchmal vergisst man beim Lesen, dass es sich um einen fiktiven Fall handelt, denn durch die vielen regionalen Brauchtümer und die sehr gut aufbereiteten Hintergrundinformationen verschwimmt ganz oft die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Ein geschickter Schachzug vom Autor, der seine Leser somit an die Seiten fesselt und ihnen Vorweihnachtszeit mit dieser Mordsgeschicht auf kurzweilige, spannende Art und Weise verkürzt.

Bewertung vom 22.11.2020
Heubisch, Bhavya

Das süße Gift des Geldes


ausgezeichnet

Geld, der beste Köder um nach Menschen zu fischen (Thomas Fuller)

Berlin hat ihr kein Glück gebracht und deswegen kehrt Adele Spitzeder 1868 nach München zurück. Ein paar Gulden sind ihr geblieben und davon muss sie ihr Quartier bezahlen. Der Pfandleiher ist ein Spitzklicker und gibt ihr nur ein Minium dessen, was ihr Schmuck wert ist. Aus der Not macht Adele eine Tugend, denn ihr kommt eine geniale Idee: Sie leiht sich Geld, verspicht aber eine weitaus höhere Zinsauszahlung, als es bei den örtlichen Banken und Sparkassen üblich ist. Die Rückzahlung finanziert sie aus den eingezahlten Geldern ihrer neuen Anleger. Ihr Geschäftsmodell blüht und Adele wird zu einer reichen Frau. Doch wie lange wird das gut gehen, denn Adele macht sich Feinde in Banken und Behörden....

Bhavya Heubisch widmet sich in ihrem Roman "Das süße Gift des Geldes" einer der wohl schillerndsten und skandalträchtigsten Frauenfiguren Ende des 19. Jahrhunderts und erweckt die Schauspielerin Adele Spitzeder wieder zum Leben. Aber nicht nur ihre Schlüsselfigur stellt sie plastisch dar, auch München zur damaligen Zeit wächst aus den Seiten des Romans und man steht inmitten von schäbigen Straßenzügen mit ärmlichen Unterkünften, wandelt auf mit Unrat übersäten Straßen und spürt den quälenden Hunger, der wegen überteuerter Lebensmittel nicht zu stillen ist.

Anfangs wird Adele noch gemieden, aber schon bald sieht sie mit den ersten "Erfolgen" ihrer Geschäftsidee, dass der Mensch käuflich ist und die Gier nach immer mehr Geld lässt die Anleger regelrecht zu Adele strömen wie die Motten zum Licht. Es bilden sich Menschentrauben, um ja etwas vom dem Stück Kuchen abzubekommen. Dass dabei nicht immer alles Gold ist was glänzt, muss Adele am eigenen Leib erfahren, denn Neider und Gauner fühlen sich ebenfalls angezogen von ihr wie ein Magnet. Allen voran Herbergsvermieter Jakob Kramer und sein verlogenes Weib Agnes, denn den beiden ist Adele ein Dorn im Auge und das lassen sie sie immer wieder spüren.

Die Autorin zeigt dem Leser die beiden Seiten der Medaille - auf der einen Seite will Adele immer mehr Geld und Macht, lässt es sich gut gehen und verwandelt sich von der verarmten Schauspieler hin zu einer reichen Frau, die vermeintlich die Fäden in den Händen hält. Sie kauft Häuser, Schmuck, goldene Kutschen und protzt nur so mit ihrem Reichtum, vergisst dabei aber, ordentlich Buch zu führen und verliert den Überblick. Auf der anderen Seite ist Adele die Wohltätigkeit in Personalunion, lässt Volksküchen errichten, organisiert Armenspeisungen und setzt sich für die (Schul-)Bildung von benachteiligten Menschen ein.

Gegensätzlicher kann ein Mensch nicht sein und so kommt, was kommen muss - Adele zieht sich immer mehr den Zorn der Münchner Bürger und Banken zu , ein Skandal jagt den nächsten und man wirft der Spitzederin Skrupellosigkeit, Betrug und Durchtriebenheit vor. Hier bekommt der rachsüchtige Advokat Vicenti seinen großen Auftritt und er gibt nicht eher Ruhe, bis er sein Ziel, die Spitzederin ans Messer zu liefern, erreicht hat. Dass dadurch zehntausende Menschen ihr ganzes Hab und Gut verlieren, scheint ihm egal zu sein - er zieht sein Ding durch.

Die Schreibende zeigt das Bild einer facettenreichen Frau, die wie keine andere die Münchner Stadtgeschichte geprägt hat. Dabei ist ihr Buch aktueller denn je, denn Adele Spitzeder hat vor gut 150 Jahren nur das gemacht, was heute in der Welt der Finanzen gang und gäbe ist - Kunden werden mit dem Versprechen nach dem großen Geld angelockt, aber die grandiose Rendite stellt sich nie ein und nicht selten hat das den Untergang des (Klein-)Anlegers zur Folge. Die großen Bankenskandale der jüngeren Vergangenheit sind leider Beweis dafür :-(

Bhavya Heubisch hält dem Leser einen gesellschaftskritischen Spiegel vor und regt zum Nachdenken an.

Bewertung vom 19.11.2020
Meslet, Francis

Verlassene Kirchen


ausgezeichnet

Poesie zwischen Staub und Verfall

Ich habe schon unglaublich viele beeindruckende Bildbände über Lost Places mit Geschichte durchgeblättert, aber keiner rührt so sehr an Herz und Seele wie "Verlassene Kirchen" von Meslet Francis.

Der Fotograf fängt die sakralen Bauwerke mit unglaublich faszinierenden Momentaufnahmen ein und lässt so die Stille nach dem letzten Gebet, nach dem längst verklungenen Choral auf den Betrachter wirken. Es ist, als könne man noch leise die Töne des "Ave Maria" hören oder die im Flüsterton gemurmelten Worte des "Vater unser" vernehmen.

Die Kirchenbänke verharren unter einer dicken Staubschicht und warten auf die Gläubigen, die jedoch nie mehr kommen werden, um im sanften Licht der Altarkerzen einen Gottesdienst zu feiern, einen Täufling in den Schoß der Gemeinde aufzunehmen oder einem Toten das letzte Geleit zugeben.

Die bemerkenswerten Fotografien lassen jedes Detail der Baukunst und der Ausstattung der Kirche erkennen - Heiligenbilder an Wand und Decke sind stumme Zeugen des Verfalls und des Vandalismus, Altäre stehen in ewiger Erwartung auf das Abendmahl, schmiedeeiserne Tore sind einladend geöffnet und erwecken die Illusion einer Rückkehr der Geistlichen und ihrer Gläubigen. Die Sonne bahnt sich ihren Weg durch brüchige Fenster und alles erscheint in einem fast unwirklichem Glanz, wenn das prächtige Farbenspiel der Buntglasscheiben die Ruinen in magisches Licht taucht.

Die teilweise moosbewachsenen Wände bilden einen Kontrast zwischen dem Alten und Verfallenen und dem Lebensraum Natur, der sich hier seinen Weg durch die triste Stille bahnt.

Die kurzen informativen Texte erzählen die Geschichte des jeweiligen Bauwerks, lassen den Leser andächtig, manchmal erschrocken, innehalten und verstärken somit die Wirkung der imposanten Aufnahmen. Meslet Francis lässt seine Bilder die längst vergangene Geschichte von Glaube, Hoffnung und Liebe erzählen und erweckt, zumindest für den Augenblick des Betrachtens seiner Fotos, die Bauwerke aus ihrem Schlaf.

Ein kleines Juwel unter den Bildbänden der Lost Places - absolute Kaufempfehlung !

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.11.2020
Krüger, Uwe;Krüger, Jonas Torsten

Frankfurt am Mord


sehr gut

Mord zwischen Bembel und Rotlicht

Das Rotlichtviertel rückt mal wieder in den Fokus der Ermittler, denn ein Toter im Wasserfass auf dem Hof eines Bordells sorgt für ordentlich Aufregung. Was nach einem leicht lösbaren Fall aussieht, entwickelt sich nach und nach immer mehr zu einem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Täter und Polizei, denn der scheint unglaublich Spaß daran zu haben, die Ermittler an der Nase herumzuführen.....

"Im Herzen von Europa liegt mein Frankfurt an Main " (Auszug aus der Eintracht-Hymne) und dort regiert nun mal Geld, Macht, Sex und Gewalt und das zieht verruchte Gestalten, hinterhältige Kreaturen und gewissenlose Geschöpfe an die Motten das Licht. Kein Wunder also, dass das Ermittlerduo Bartsch und Bartsch hier wieder ganz tief eintaucht in die perfiden Gedanken eines Täters, der es faustdick hinter den Ohren hat.

Wer sich in und um Frankfurt auskennt, wird viele liebgewonnene Plätze entdecken, die sich die Autoren hier zu Eigen machen und sie als perfekte Kulisse für ihren klug durchdachten Plot nutzen. Klar, dass das (Wald-)Stadion der SGE nicht fehlen darf, der Eiserne Steg dient als Verbindung zwischen Hibbdebach und Dribbdebach und der Flughafen bietet als Handlungsort für den packenden Showdown eine wirklich tolle Kulisse. Selbst die Erinnerungen an die Demos der Startbahn West und durchtanzte Nächte im Dorian Gray dürfen nicht fehlen, um diesem Regio-Krimi die passende Patina zu verleihen.

Der Fall ist von Beginn an spannend aufgebaut und bietet den mitwirkenden Figuren genügend Raum, um all ihre Facetten auszuleben. Egal ob naturverbundener Ex-Bulle, der mittlerweile sein eigenes Stöffche presst; Ermittlerin mit Fahrangst, ein Täter, der maskiert sein Unwesen treibt oder ein heimatloser Pinguin....hier passt einfach alles zusammen und es fühlt sich so an, als würde man bei einer äußert abwechslungs- und ideenreichen Stadtführung den Krimi als Liveinszenierung erleben. Der heißgeliebte hessische Dialekt darf natürlich nicht fehlen und macht so die Figuren zu echten Originalen, die mit ihren lebhaften Dialogen den einen oder anderen Seitenhieb verteilen. Aber wie sangen schon die Rodgau Monotones "Erbarme, zu spät - die Hesse komme" und genau so ist es auch in diesem Krimi. Gegen die hessischen Ermittler hat der Täter einfach keine Chance und er muss sich am Ende geschlagen geben.

Die Autoren lassen die gemütliche Seite der Mainmetropole, aber auch die hässliche Fratze von Mainhattan aufleben und stricken daraus einen echt kurzweiligen, spannenden Fall, der den Leser mitraten und ermitteln lässt.