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Maddinliest
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Borken

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Insgesamt 952 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2017
Goldammer, Frank

Tausend Teufel / Max Heller Bd.2


ausgezeichnet

Ein ergreifender Kriminalroman

Nach den verheerenden Bombenangriffen vom 13. bis 15. Februar 1945 auf die Stadt Dresden, liegt die Stadt zu großen Teilen in Schutt und Asche. Im Jahre 1947 blüht der Schwarzmarkt und das Elend der Menschen in der Stadt ist groß. Die Überlebenden kämpfen ab nun gegen den Hunger und den Tod an, gerade der raue Winter macht ihnen zu schaffen. In dieser Zeit versucht der Oberkommissar Max Heller seiner Funktion als Ordnungshüter gerecht zu werden. Es wird die blutüberströmte Leiche eines russischen Offiziers gefunden. In der direkten Umgebung des Tatorts stößt der Kommissar auf einen Rucksack mit einem abgetrennten Männerkopf. Obwohl die russische Führung die Taten als Unfall herunterspielen will und die Recherchen stark behindert, nimmt sich Max Heller den Fall an, der immer größere Kreise zieht. Die Nachforschungen bringen bald auch ihn und seine Familie in große Gefahr...
Der Autor Frank Goldammer hat mit "Tausend Teufel" eine sehr gelungene Fortsetzung zum Vorgänger "Angstmann" um den pflicht-bewussten Kommissar Max Heller geschrieben. Auch im zweiten Band gelingt es dem Autor die äußerst deprimierende und verzweifelte Atmosphäre der damaligen Zeit in dem Buch einzufangen. Er erzählt die Geschichte in einer sehr bildreichen und lebendigen Schreibweise, so dass ich mich sehr gut in die Situationen einfühlen konnte. Der historische Hintergrund wirkt sehr gut recherchiert und wird sehr ergreifend wiedergegeben. Die Spannung kommt hierbei aber auch nicht zu kurz. In diesen historischen Kontext verarbeitet der Autor geschickt eine spannende und auch dramatische Geschichte, die mich als Leser in den Bann ziehen konnte. Im Verlauf des Buches musste ich mehrmals über das geschilderte Leid der Menschen schlucken und die Aufklärung des Verbrechens rückte für mich so stellenweise in den Hintergrund. Um so bemerkenswerter erscheint dann die Moral des Hauptprotagonisten Max Heller. der in dieser außergewöhnlichen Umgebung immer noch mit vollem Engagement für die Gerechtigkeit einsteht. Im kommenden Jahr wird ein dritter Teil mit dem Hauptprotagonisten erscheinen, auf den ich mich jetzt schon sehr freue.
"Tausend Teufel" ist ein aus meiner Sicht sehr ergreifender und zum Teil auch erschreckender Kriminalroman mit einem gut recherchierten historischen Hintergrund, der mich voll und ganz überzeugen konnte. Ich bewerte das Buch daher mit vollen fünf von fünf Sternen und spreche sehr gerne eine unbedingte Leseempfehlung aus. Ein tolles Buch!!!

Bewertung vom 12.11.2017
Nagele, Andrea

Kärntner Wiegenlied


ausgezeichnet

Muttergefühle

Simon Rosner wird wieder Vater und freut sich auf den völlig neuen Abschnitt seines Lebens. Ganz reibungslos läuft es allerdings nicht ab, da es sich bei Alice um eine Risiko-Schwangerschaft handelt und sie somit bis zur Geburt im Hospital verweilen muss, um unter ständiger Betreuung stehen zu können. Hier lernt sie Helen kennen, eine frisch gebackene Mutter, die von der Angst bestimmt wird, ihr Säugling Max nicht wiederzuerkennen. Unter dem Einsatz des Krankenhauspersonals gelingt es Helen immer besser diese Ängste zu beherrschen, bis sie eines morgens feststellen muss, dass das Baby im Bettchen nicht ihr Max ist. Handelt es sich wirklich um eine anderes Kind? Wer sollte einen Säugling austauschen? Niemand außer Alice glaubt der jungen Mutter, welche sich in ihrer Not zu einer Verzweiflungsaktion hinreißen lässt...


Auch in ihrem dritten Band um Kommissar Simon Rosner spielt die Autorin Andrea Nagele mit den Gefühlen und Gedanken ihrer Protagonisten. Sie stellt die Ängste und Emotionen in den Vorder-grund und baut darauf eine raffinierte und spannende Geschichte auf. Die junge Mutter Helen hat zunächst Angst ihr Kind nicht wiederzuerkennen und später behauptet sie, ihr Max wäre ausgetauscht worden. Andrea Nagele belässt es aber nicht bei den einfachen Fakten, sondern schildert die Situation aus der Sicht der beteiligten Personen, wie dem Vater oder dem behandelnden Arzt. Dies hat bei mir als Leser viele Gedankenspiele um den Wahrheits-gehalt und die Hintergründe der vermeintlichen Tat ausgelöst. Es entwickelt sich eine clever konzipierte und vielschichtige Geschichte, die mich im Verlauf des Buches zunehmend in den Bann gezogen hat. Die Spannung wird dabei auf einem stets sehr hohen Niveau gehalten, um dann in einem für mich sehr überraschenden, aber auch gut nachvollziehbaren Finale endet. Der Schreibstil der Autorin ist mir nach mittlerweile nach sechs gelesenen Büchern sehr vertraut und ich schätze ihn sehr. Ihr gelingt es mit ihrer lebendigen und flüssig zu lesenden Erzählweise immer wieder, das ich mich in  ihre Protagonisten einfühlen kann und verleiht damit ihren Büchern einen besonderen Charme 


"Kärntner Wiegenlied" ist ein aus meiner Sicht hervorragend gelungener Kriminalroman, der bei einem äußerst emotionalen Thema mit Tiefgang überzeugen kann. Aus meiner Sicht eine absolute Leseempfehlung, welche ich mit den vollen fünf von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 08.11.2017
Shepherd, Catherine

Nachtspiel: Thriller


ausgezeichnet

Dinge, die dich niemals loslassen

Kim Wiesinger landet als Opfer eines brutalen Mörders auf dem Obduktionstisch von Julia Schwarz. Der sonst als abgeklärte Eislady bekannten Rechtsmedizinerin setzt der Fall erstaunlich stark zu. Zudem werden in der jüngsten Vergangenheit immer wieder Erinnerungen an ein sehr traumatisches Ereignis ihrer Jugend wach-gerufen und lassen sie kaum noch schlafen. Weitere Todesfälle und ihre persönliche Situation scheinen sie zu überfordern und sie wird von ihrem Vorgesetzen freigestellt. Läuft sie Gefahr die Kontrolle über sich zu verlieren? Oder wird sie bewusst von jemandem manipuliert?

"Nachtspiel" ist der zweite Band um die sympathische Rechts-medizinerin mit dem Kommissar Florian Kessler an ihrer Seite. Wie schon im ersten Band konnte mich die Autorin Catherine Shepherd mit ihrer unglaublich temporeichen und flüssig zu lesenden Schreib-weise an das Buch fesseln. Die Charaktere der beiden Hauptpro-tagonisten sind interessant dargestellt und gerade Julia Schwarz mit ihrem traumatischen Ereignis innerhalb ihrer Familie sorgt für zusätzliche Tiefe in der Geschichte. Sowohl die Gefühlswelt als auch die gut nachvollziehbaren Ermittlungsarbeiten werden authentisch erzählt und laden den Leser zum eigenen Mit-Rätseln ein. Die clever konzipierte Geschichte verbunden mit den geschickt eingebauten Sackgassen der Autorin machen es dem Leser aber nicht sehr leicht. Catherine Shepherd spielt mit den Ängsten der Protagonisten und baut so einen enormen Spannungsbogen auf, den sie erst in einem für mich überraschenden, aber auch gut nachvollziehbaren Finale auflöst. 

"Nachtspiel" ist aus meiner Sicht ein rundum gelungener Thriller, den ich Liebhabern der Spannungsliteratur gerne ans Herz lege und folgerichtig mit vollen fünf von fünf Sternen bewerte. Es bleibt zu hoffen, dass es noch einige Fälle für das scheinbar perfekte Paar geben wird und wir sie dabei begleiten dürfen. 

Bewertung vom 07.11.2017
Pflüger, Andreas

Niemals / Jenny Aaron Bd.2


ausgezeichnet

Die Konzentration auf vier Sinne

Jenny Aaron wurde schon im Kindesalter stark von ihrem Vater geprägt und sein Wunsch war, dass seine Tochter einmal in seine Fußstapfen tritt und Polizistin wird. Die langjährige und harte Ausbildung hat aus ihr eine perfekte Waffe gegen das Verbrechen gemacht. Vor 5 Jahren wurde sie allerdings bei einem missglückten Einsatz angeschossen und verlor ihr Augenlicht. In der Folgezeit hat sie versucht ihr Schicksal zu akzeptieren und den verlorenen fünften Sinn durch die verbliebenen zu ersetzen. Dies gelingt ihr so gut, dass sie zur Berliner Spezialeinheit zurückkehren darf. Nur, will sie dies auch? Können sich andere auf sie verlassen? Ist sie der Aufgabe gewachsen? Sie entscheidet sich dafür und wird gleich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Ein ehemaliger Widersacher hat ihr ein großes Vermögen hinterlassen. Eine Falle? Eine Chance zu ihrem Erzfeind Kontakt aufzunehmen?


"Niemals" ist der zweite Band von Andreas Pflüger um die blinde Spezialagentin Jenny Aaron. Wieder ist es dem Autor gelungen, mich mit seinem außergewöhnlichen und unglaublich temporeichen Schreibstil zu begeistern. Er erzählt die Geschichte in kurzen und prägnanten Sätzen, arbeitet mit auf den Punkt gebrachten Dialogen und fügt interessante Stilmittel, wie das Aufzählen unterschiedlicher Optionen für einen Gedanken oder ein Gefühl ein. Den besonderen Charme erhält das Buch aber durch die außergewöhnliche Haupt-Protagonistin. Allein der Umstand, dem Schicksal zu trotzen und als sehbehinderte Frau in einer Spezialeinheit tätig sein zu können, gibt dem Charakter Stärke und Entschlossenheit. Der Autor hat sich mittlerweile drei Jahre mit betroffenen Personen auseinandergesetzt, um in die Sinneswelt eines Blinden eintauchen zu können. Das Ergebnis schildert er in der Wahrnehmungswelt von Jenny Aaron, die weitestgehend in der Lage ist ihren fehlenden Sinn zu ersetzen. Neben dem hohen Tempo überzeugt der Thriller aber auch mit einem hohen Spannungsbogen, der über die Gesamte Länge des Buches aufrechtgehalten werden kann, und einer komplexen Geschichte, die Andreas Pflüger clever aufgebaut und inszeniert hat. Das fulminante Finale konnte mich auch überzeugen und lässt bei mir die Hoffnung auf eine Fortsetzung aufkommen.


Insgesamt ein aus meiner Sicht äußerst spannender Thriller, der mich absolut fesseln konnte, so dass es mir schwer fiel, das Buch zur Seite zu legen. Von mir gibt es dafür eine absolute Leseempfehlung und die vollen fünf von fünf Sternen.

Bewertung vom 07.11.2017
Bergmann, Kaja

30 Sekunden zu spät


ausgezeichnet

Wenn..., dann...

Nepomuk leidet unter der zunehmenden Demenz-Erkrankung seines Großvaters. Er hat in der Krankenpflegerin Liliane eine Gesprächs-partnerin gefunden, die ihm nach seinen Besuchen bei einer Tasse Kaffee im Krankenhaus Unterstützung gibt. An einem Tag, als sein Opa ihn wieder nicht erkannt hat, führt er sich vor Augen, dass er sein Leben leben muss, solange es geht. Er überredet seine Freundin Miranda spontan mit ihm in den Norden zu fahren und damit den Ort aufzusuchen, den seine Großeltern für sich damals genossen haben. Die beiden brechen zu einer Reise auf, die alles verändern soll...

"30 Sekunden zu spät" ist das zweite Buch von Kaja Bergmann, welches ich gelesen habe. Ich kenne daher bereits ihre von mir sehr geschätzte und außergewöhnliche Schreibweise. Auch in diesem Buch ist es ihr gelungen, mich mit einer sehr direkten und irgendwie manchmal schon sehr vereinfachten Erzählweise an die Geschichte zu fesseln. Während ich das Buch gelesen habe, wusste ich zu keiner Zeit, wo mich die Geschichte hintreiben wird. Die Reise der Beiden wird aus der jeweiligen Perspektive geschildert, was mir gut gefallen hat. Es stellen sich scheinbar zwei unterschiedliche Geschichten dar, die sich dem Leser offenbaren. Welcher ist Glauben zu schenken? Auch das Finale hat es in sich. Ohne zu viel verraten zu wollen, es hat mich noch länger über das Buch nachdenken lassen, was ja sicherlich nicht das schlechteste ist.

"30 Sekunden zu spät" ist sicherlich ein ganz besonderes Buch, auf das man sich einlassen muss. Wahrscheinlich fallen von daher die bisherigen Bewertungen recht unterschiedlich aus. Aus meiner Sicht handelt es sich weniger um einen Thriller, als um ein Drama, kann den Stil aber auch nicht richtig einsortieren. Den mutigen und kreativen Schreibstil möchte ich gerne honorieren und bewerte das Buch mit vier von fünf Sternen. Wer Buchexperimente mag, dem sei es ans Herz gelegt.

Bewertung vom 05.11.2017
Scheurer, Thilo

Fildermädchen


ausgezeichnet

Tolle Fortsetzung


(52)

Das neugegründete Dezernat "Tote ohne Mörder" des Landeskriminal-amtes Stuttgart bearbeitet alte ungeklärte Verbrechen. Nachdem das Team um Oberkommissar Sebastian Franck den ersten Aktendeckel erfolgreich schließen konnten, steht ein neuer unvergessener Fall auf der Agenda. Vor gut sechs Jahren ist die damals siebzehnjährige Jasmin auf ihrem Schulweg spurlos verschwunden. Es konnten kurze Zeit später lediglich ihre blutdurchtränkten Sachen gefunden werden, von der Jugendlichen fehlt seitdem jede Spur. Sebastian Franck ist auf den Fall aufmerksam geworden, da die damalige Entlastungszeugin des Hauptverdächtigen diesen mittlerweile geheiratet hat. Es handelt sich bei der verdächtigen Person um den ehemaligen Lehrer von Jasmin. Der Oberkommissar macht sich als Lehrer undercover auf die Suche nach neuen Spuren...
Der erste Band um das tolle Ermittlungsteam der Sondereinheit in Stuttgart hatte mir schon sehr gut gefallen, "Fildermädchen" steht dem in nichts nach. Ihren besonderen Charme erhalten die Bücher durch die tollen Protagonisten, die sich hervorragend ergänzen. Das Team besteht aus einem sehr korrekten und ein wenig introvertierten Oberkommissar, der Kollegin Kronthaler, die hoffnungslos nikotinabhängig ist, aber immer engagiert und ohne Vorbehalte auf der Suche nach der Wahrheit ist, einer Assistentin, die ein hohes technisches Know-how mitbringt und gleichzeitig für einen gruftigen Heavy-Metal schwärmt und einem gut beleibten türkischen Elvis-Imitator. Eine skurile Mischung, die nicht nur für Spannung, sondern in ihrem Miteinander immer wieder auch für humorvolle Passage gut ist. So entsteht trotz des Verbrechens eine lockere Atmosphäre, die aber durch Spannung getragen wird. Der Autor beschreibt sehr gut und authentisch die schwierigen Ermittlungsarbeiten eines sogenannten Cold Case. Kleine Anhaltpunkte müssen akribisch abgearbeitet und hinterfragt werden, um ein Verbrechen, welches schon länger zurück liegt, aufzuklären. Dies sorgt in dem Buch für viel Spannung und gibt dem Leser immer wieder Gelegenheit selber ein wenig zu rätseln. Das fulminante und clever konzipierte Finale weiß dann auch mit einem guten Plot zu überzeugen. Spätestens seit Jussi Adler-Olson sind die Cold Cases bekannt und Thilo Scheurer muss sich mit seiner Reihe um Sebastian Franck ganz sicher nicht verstecken.
Insgesamt ist "Fildermädchen" ein toller Kriminalroman, der mit einer gelungen Mischung aus Spannung und Humor zu überzeugen weiß und Hoffnung auf weitere Bände um das sympathische Ermittlerteam weckt. Da mir das Buch so gut gefallen hat, empfehle ich es sehr gerne weiter und bewerte es mit fünf von fünf Sternen!!!

Bewertung vom 05.11.2017
Patak, Yves

Tödlicher Schatten


ausgezeichnet

Ein Höllentrip in New York

Das Leben läuft für Marc Renner gerade nicht wirklich gut. Seine getrennt lebende Frau macht ihm das Leben mit einem Rosenkrieg zur Hölle, seinen Job als Lehrer hat er aufgrund von Budget-kürzungen verloren, seine neue Freundin hat sich aus unerfindlichen Gründen von ihm getrennt und für sein selbstverfasstes Buch findet er trotz alle Bemühungen keinen Verlag. So schlägt er sich mehr schlecht als recht als Taxi-Fahrer in New York durchs Leben. Eines Tages stößt er auf ein Inserat, welches ihm Hoffnung auf eine Wendung in seinem Leben macht. Jemand sucht nach spannenden Geschichten und ist bereit dafür zu zahlen. Nachdem er mittlerweile 69 Absagen von Verlagen erhalten hat ist er schweren Herzens dazu bereit, seinen Thriller gegen eine Zahlung von 9000,00 Dollar an den Interessenten zu verkaufen. Spontan entscheidet er sich zu dem Deal und sein Leben nimmt ab dann eine Wendung, aber anders als Marc es sich vorgestellt hat...

Der Autor Yves Patak nimmt in dem Buch "Tödlicher Schatten" den Leser mit auf einen Höllentrip durch die Stadt New York. Das Leben seines Hauptprotagonist Marc Renner wird durch den Verkauf seiner Fiktion zu einem Fiasko. Clever konzipiert Yves Patak eine zweite Welt, die auf dem verkauften Thriller Cold Blood aufbaut und mich in den Bann geschlagen hat. Er erzählt die Geschichte in einem tempo-reichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil und es gelingt ihm dabei die dunklen Mächte in das normale Leben eines glücklosen Schriftstellers einfließen zu lassen. Gerade die Charakterisierung von Marc Renner und die Veränderung seiner Person im Verlauf der Geschichte geben dem Buch seinen besonderen Charme. Der Spannungsfaktor wird hierbei stets auf einem hohen Niveau gehalten, um dann in einem fulminanten und überraschenden, gleichzeitig aber auch nachvollziehbaren Finale zu enden. Die mystischen Einflüsse des Buches stammen aus der Kabbala, einer Tradition des Judentums, die ihre Wurzeln in der Heiligen Schrift dieses Glaubens, dem Tanach, haben. Die aufgebauten Verbindungen wirken gut recherchiert und geben der düsteren Seite zusätzliche Authentizität. Ich fühlte mich in der Struktur des Romans häufiger an die Werke von Stephen King erinnert, was an dieser Stelle als großes Kompliment gedacht ist.

"Tödlicher Schatten" ist aus meiner Sicht eine sehr gelungene Mischung aus Horrorroman und Mystery-Thriller, die dem Leser durchaus die eine oder andere Gänsehaut garantiert. Mich hat das Buch auf alle Fälle in den Bann geschlagen, so dass ich es sehr gerne weiterempfehle und mit fünf von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 31.10.2017
Bussi, Michel

Fremde Tochter


ausgezeichnet

Schicksalhaftes Korsika

Mit 15 Jahren verbringt Clotilde die Ferien mit ihren Eltern und ihrem 18-jährigen Bruder auf Korsika. Eines Abends fährt ihr Vater mit der ganzen Familie in einem rasanten Tempo durch die Serpentinen der Insel und verliert die Kontrolle über den Wagen. Er stürzt in die Tiefe und wie durch ein Wunder überlebt Clotilde als einzige diesen tragischen Unfall. 27 Jahre später verschlägt es Clotilde mit ihrer jetzigen Familie wieder nach Korsika. Emotional aufgeladen aufgrund des immer noch nicht vollständig verarbeiteten Schicksalsschlag, wird sie plötzlich wieder  mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Ihr werden Informationen zugetragen, die eigentlich nur ihre vor 27 Jahren verstorbene Mutter wissen kann...

"Fremde Tochter" ist der mittlerweile dritte Roman von Michel Bussi, den ich lesen durfte und er steht den anderen beiden Büchern in nichts nach. Der Autor versteht  es die Emotionen seiner Protagonisten mit seinem gefühlvollen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil hervorragend wiederzugeben. Auch in diesem Buch baut Michel Bussi eine komplexe und vielschichtige Geschichte auf, deren Ausgang aus meiner Sicht nicht vorhersehbar ist und im Verlaufe des Romans immer neue Rätsel aufgibt. Wie schon bei "Das Mädchen mit dem roten Schal" konnte ich mir nicht vorstellen, wie dieses erschaffene Konstrukt schlüssig und nachvollziehbar aufgelöst werden kann, aber der Autor konnte mich mit seinem überraschenden und fulminanten Finale voll und ganz überzeugen. Sehr gut gefallen hat mir auch die Beschreibung des speziellen korsischen Charmes und Stolzes, der auf mich sehr authentisch wirkte. Erzählt wird die Geschichte in zwei Zeitebenen, in denen jeweils Clotilde, einmal als heranwachsende Jugendliche und einmal als Familienmutter, die Schlüsselfigur ist. Michel Bussi gelingt es hierbei sehr gut diese Ebenen miteinander zu verbinden, so dass Situationen der Vergangenheit zu Erklärungen in der Gegenwart werden. 

Mich konnte Michel Bussi auf die französische Insel entführen und mir dort ein paar sehr fesselnde und spannende Stunden bescheren. Ein aus meiner Sicht ist "Fremde Tochter" ein toller Roman mit Ansätzen eines Thrillers, den ich sehr gerne weiterempfehle und mit fünf von fünf Sternen bewerte.

Bewertung vom 28.10.2017
Ryan, Anthony

Das Erwachen des Feuers / Draconis Memoria Bd.1


ausgezeichnet

Verheißungsvoller Beginn einer neuen Fantasy-Reihe

Im Gebiet von Mandinorien gilt das Drachenblut mittlerweile als höchstes und wertvollstes Gut. Aus dem seltenen Blut kann ein Elixier gewonnen werden, welches den Blutgesegneten übermenschliche Kräfte verleiht. Es ist daher wenig verwunderlich, dass die Drachen, egal welcher Kategorie sie angehören, gejagt werden und in der Folge ihre Anzahl immer weiter dezimiert wird. Sollten die Drachen sogar aussterben, droht ein Krieg mit dem benachbarten Corvantinischen Kaiserreich.Das Gerücht eines weißen Drachen macht die Runde und ein kleine Gruppe macht sich auf die gefährliche und abenteuerliche Suche nach diesem sagenumwobenen Drachen, um die drohende Auseinandersetzung zu verhindern...

Anthony Ryan hat sich wieder einer neuen Fantasy-Welt gewidmet. Nach der tollen Trilogie um Vaelin al Sorna war meine Erwartungshaltung sehr hoch und ich wurde nicht enttäuscht. Der Autor hat sich mit der Drachenwelt einem völlig anderen Thema gewidmet, dieses aber wieder in eine akribisch und umfangreich aufgebaute Welt gepackt. Seine bildreiche und gut zu lesende Schreibweise ermöglicht es, bei einer solch komplexen neuen Welt die Übersicht zu behalten. Es ist zwar anfangs schon die volle Konzentration und ein wenig Durchhalte-vermögen erforderlich, aber der Roman entwickelt sich zunehmend zu einem packenden und mitreißenden Fantasy-Abenteuer. Anthony Ryan erzählt die Geschichte aus der Perspektive dreier Protagonisten mit eigenen Handlungs-strängen. Dies sorgt immer wieder für spannende Cliffhanger und zusätzlichem Tempo.

Insgesamt ist "Das Erwachen des Feuers" ein sehr vielversprechender und spektakulärer Start in eine neue Trilogie, wo es nun gilt, möglichst gut die Zeit zum zweiten Teil zu überbrücken. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es folgerichtig mit ollen fünf von fünf Sternen!!!

Bewertung vom 26.10.2017
Seifert, Torsten

Wer ist B. Traven?


ausgezeichnet

Die Identität eines Pseudonyms

Man schreibt das Jahr 1947 und das Buch "Der Schatz der Sierra Madre" soll mit niemand anderes als Humphrey Bogart verfilmt werden. Dem Journalisten Leon Borenstein wird die einmalige Gelegenheit geboten die Filmarbeiten zu begleiten, um hinter die Identität des Buchautoren B. Traven zu kommen. Es handelt sich um ein gutgehütetes Geheimnis, zu dem es schon viele Spekulationen gibt. Leon macht sich auf, um dieses Geheimnis zu lüften, ohne zu ahnen, wie schwierig es werden wird, überhaupt nur Ansätze zur Lösung zu finden und viele mussten ihre Recherchen schon mit dem Leben bezahlen...

"Wer ist B. Traven" ist vom Autor Torsten Seifert als Hommage an das Lebenswerk des sagenumwobenen Schriftstellers gedacht. Geschickt verbindet er in dem Buch gut recherchierte Fakten mit einer clever konzipierten Fiktion. Der Hauptprotagonist Leon Borenstein wird als investigativer Journalist beschrieben, der bereit ist für die Lösung eines Rätsels grenzenlosen Einsatz zu zeigen. Spannend ist seine Entwicklung zu verfolgen. Anfangs weiß er nicht mal von der Existenz des Schriftstellers B. Traven und im Verlauf des Buches entwickelt sich quasi eine Obsession, die Wahrheit zu entdecken, obwohl seine Auftraggeber schon kein Interesse mehr signalisieren. Torsten Seifert erzählt die Geschichte in einem lebendigen und sehr angenehm zu lesenden Schreibstil, der mich schnell an das Buch fesseln konnte. Zudem gelingt es dem Autor gerade zu Beginn des Buches mit den Begegnungen zwischen Leon und Humphrey Bogart die besondere Atmosphäre der damaligen Filmwelt Hollywoods einzufangen. Lange habe ich mich gefragt, wie der Autor das Buch enden lassen wird und auch hier wurde ich positiv überrascht. Ein überzeugendes Finale in gelungener Kulisse rundet die spannende Geschichte um die mysteriöse Identität eines Schriftstellers zu einem tollen Roman ab.

Ich kannte bis zu diesem Buch B. Traven nicht und bin nun wirklich daran interessiert ein Werk von ihm zu lesen, oder zumindest den Film "Der Schatz der Sierra Madre" zu sehen. Den besonderen Charme erhält "Wer ist B. Traven" aus der Vielseitigkeit. So erfüllt er durchaus Kriterien eines Kriminal-, Liebes-, Dokumentar- und Abenteuerromans und kombiniert diese auch noch hervorragend miteinander. Ein sehr unterhaltsames Buch, welches ich sehr gerne weiterempfehle und mit vollen fünf von fünf Sternen bewerte.