Benutzer
Benutzername: 
Marie aus E.

Bewertungen

Insgesamt 867 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2018
Raabe, Melanie

Der Schatten


sehr gut

Die Journalistin Norah ist gerade frisch nach Wien gezogen und beginnt einen neuen Job. Eine Trennung liegt hinter ihr und irgendwie trifft sie immer auf Frauen, den sie helfen möchte, es aber nicht kann.

Aber auch Wien ist nicht der Ort für einen harmonischen Neustart, gleich zu Beginn prophezeit ihr eine Bettlerin, dass sie bald einen Menschen töten wird. Sogar den Namen und den genauen Zeitpunkt bekommt sie genannt.

Was gruselig beginnt, steigert sich im Verlauf des Buches immer weiter. Obwohl Melanie Raabe völlig auf brutale Details verzichtet, fühlt man beim Lesen stets unterschwellig die Bedrohung, auch die düstere Stimmung Norahs geht auf den Leser über. Obwohl eigentlich gar nicht so viel passiert, kann man nicht aufhören weiterzulesen, das hat mich sehr fasziniert.

Ich fand den Spannungsaufbau überragend, genauso wie die Auflösung von Täter/-in und Motiv.

Lediglich zum Ende hin (zweiter Hälfte des Showdowns) war der Verlauf dann absehbar und die beklemmende Grundspannung entwich, aber insgesamt ein sehr überzeugender Thriller. Die Autorin werde ich auf jeden Fall weiter verfolgen.

Bewertung vom 23.09.2018
Molcho, Haya

Tel Aviv by Neni


ausgezeichnet

Tel Aviv, das Buch von Haya Molcho und ihren Söhnen trägt den Untertitel "Food. People. Stories" und das trifft es sehr gut.

Denn ein gewöhnliches Kochbuch ist es nicht, was hier schon optisch beeindruckend vor mir liegt.

Es lebt natürlich von den Rezeptideen, die so vielfältig sind, wie die unterschiedlichsten kulinarischen Traditionen, die sich in Tel Aviv treffen.
Ich habe selten ein Kochbuch gelesen, dessen Rezepte mir fast alle so völlig unbekannt waren, es ist eine richtige Entdeckungsreise.

Meine "muss ich unbedingt ausprobieren-Rezeptideen" aus dem Buch sind allerdings nichts für mal schnell zwischendurch. Es sind alles aufwändigere Gerichte, selbst das auf den ersten Blick schnöde Avocado-Sandwich erfordert erst einmal, dass man Karotten in zehnerlei Zutaten einlegt und über Nacht ziehen lässt, dann ein spezielles Brot bäckt, bevor man mit einem gar köstlich aussehendem Sandwich belohnt wird.
Und falls man wie ich gerne etwas schludert und es mit einem Rezept nicht so genau nehmen will, fühlt man sich gleich ertappt, denn Haya durchschaut uns "Hayas Tipps: Jede Geschmackskomponente ist wichtig, also bereiten sie wirklich alle Bestandteile zu. Auch wenn es etwas Arbeit macht. Erst die Kombination macht das Gericht aus" Danke - ich hätte nämlich tatsächlich abgekürzt..

Was das Buch so besonders macht, ist die Kombination aus den Rezepten mit optisch perfekt harmonierenden Fotos, sowohl zu den Rezepten als auch über Tel Aviv an sich, man kann in jede Menge Gastro-Ecken der Stadt spähen. Eigentlich müssten die Molchos vom Tourismusverband gesponsert werden, denn das Buch macht auch richtig Lust auf eine Tel Aviv Reise.
Garniert wird das Ganze mit verschiedenen Stories, verschiedene Gastrogrößen der Stadt werden porträtiert. Damit eine richtig runde Sache.

Ein Buch zum Lesen, Weg-Träumen, immer wieder in die Hand nehmen...und natürlich zum Kochen.

Bewertung vom 20.09.2018
Jaffe, Rona

Die Welt war so groß


sehr gut

Die Geschichte startet mit dem Eintreffen eines neuen Collegejahrgangs in den 50er Jahren. Vier Mädchen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, werden Freundinnen.
Und damit beginnt eine kleine Zeitreisen, denn wir können die Vier begleiten, bis zum ersten Klassentreffen zwanzig Jahre später.

Besonders gut hat mir das Stück Zeitgeschichte aus den 50ern gefallen, das Leben als junge Frau damals, materiell zwar sehr begütert, aber mit all seinen Zwängen, die man sich heute gar nicht mehr wirklich vorstellen kann. Zwar war ein Collegebesuch möglich, aber er diente einzig und allein dem Kennenlernen eines späteren Ehemanns und eventuell noch eines Berufes, den man halbtags zum Vergnügen ausüben kann. Für einen Berufswunsch außerhalb des gesellschaftlich akzeptierten Rasters musste man sich sehr warm anziehen.
Diese Einblicke fand ich besonders interessant und in dieser Phase ihres Lebens sind mir die vier Freundinnen auch wirklich ans Herz gewachsen.
Ihr weiterer Lebensweg gestaltete sich völlig unterschiedlich und war auch über große Teile ziemlich ernüchternd.
Im letzten Viertel hatte das Buch für meinen Geschmack auch deutliche Längen, da hatte ich zeitweise kein großes Verlangen auf Weiterlesen mehr.

Aber insgesamt eine spannende Zeitreise, ich werde wohl auch den Folgeband lesen, damit ich die Freundinnen noch etwas begleiten kann.

Bewertung vom 11.09.2018
Winkelmann, Andreas

Das Haus der Mädchen / Kerner und Oswald Bd.1


ausgezeichnet

Nur mal schnell reinlesen? Das wollte ich gestern kurz vor dem Zubettgehen machen.
KEINE GUTE IDEE! Plötzlich war es vier Stunden später und ich konnte nicht aufhören zu lesen.

Winkelmann hat einen Thriller ganz nach meinem Geschmack geschrieben, spannend ab der ersten Seite und mit einem Täter, der für mich völlig unerwartet war.
Ich möchte auch die Entwicklung der Figuren, von Landei Leni bis zum Obdachlosen Freddy, alles überzeugend beschriebene Charaktere.

Gut, das Motiv hat mich jetzt nicht völlig überzeugt, das schmälert meine Begeisterung jedoch nicht wirklich.

Mein Fazit: leicht lesbar, durchgängig spannend und große Überraschung bezüglich des Täters, so muss ein Thriller für mich sein.
Leider nicht ohne Nebenwirkungen: bei einem abendlichen Lesebeginn Augenringe am nächsten Morgen einkalkulieren...

Bewertung vom 09.09.2018
Glukhovsky, Dmitry

TEXT


sehr gut

Ich habe mir unter diesem Buch etwas ganz anderes vorgestellt, nämlich einen hochspannenden Thriller.

Bekommen habe ich etwas ganz anderes, die Geschichte eines jungen Menschen, dessen Leben sich durch eine zufällige Begebenheit komplett ändert.

Es ist kein Buch, das man leicht nebenbei lesen kann, schon allein die Sprache wie die russischen Nachnamen und Wörter, wie etwa Elektritschka (umgangssprachliche Bezeichnung für elektrisch betriebene Vorortzüge) erfordern Konzentration beim Lesen. Zumindest ist das bei mir - ohne Russischkenntnisse - der Fall gewesen.

Belohnt wird man dafür mit einer Sprache, die die Atmosphäre wirklich meisterhaft vermittelt. Ich habe mich sofort in das heutige Russland versetzt gefühlt und eine Ahnung bekommen, wie ein Leben mit Polizeiwillkür und ohne Perspektive sein muss (ich kann das natürlich in keinster Weise beurteilen, ich war weder jemals in Russland noch habe ich Freunde aus Russland).

Auch wenn es kein Thriller im klassischen Sinn war und stellenweise auch etwas Längen hatte, das Buch hat mich fasziniert. Nichts für laue Sommerabende, aber perfekt für etwas schwermütige Herbststimmung, ich kann es empfehlen!

Übrigens: ein Glossar am Ende erklärte viele verwendete Begriffe, ich habe es leider erst am Ende entdeckt; aber auch ohne Kenntnis der Wörter stört es den Lesefluss nicht.

Bewertung vom 01.09.2018
Kelly, Erin

Vier.Zwei.Eins.


sehr gut

Kit und Laura sind ein Paar, das schon viele Jahre zusammen ist. Beide reisen fasziniert von Sonnenfinsternis zu Sonnenfinsternis, aber seit einer SoFi in Cornwall vor fünfzehn Jahren ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Das Buch wechselt von der Gegenwart immer in die Vergangenheit und Stück für Stück erfährt man, was damals geschah. Allerdings in so kleinen Häppchen, dass man als Leser nie wirklich sicher sein kann.
Anfangs hatte ich Probleme mit der Schreibweise, ich habe nicht gleich in die Handlung hineingefunden, der Perpektivenwechsel, Zeitwechsel und Ortswechsel sowie viele Personen gleich zu Beginn haben mir den Einstieg nicht leicht gemacht.
Dranbleiben hat sich aber gelohnt!

Während des Lesens habe ich ständig die dumpfe Bedrohung, die über Kit und Laura liegt, gespürt und die Auflösung war erstklassig. Der Spannungsbogen wurde auf hohem Niveau gehalten, es ist allerdings kein Buch, das mir ein nächtelanges Durchlesen abverlangt hat.

Optisch gab es einen kleinen Leckerbissen: das Buch ist gegliedert nach den Phasen der Sonnenfinsternis und diese wird auch bildlich dargestellt, sehr hübsch.

Mein Fazit: sehr gute Unterhaltung, bis auf den für mich etwas sperrigen Einstieg top!

Bewertung vom 30.08.2018
Iland-Olschewski, Barbara

Achtung, gruselig! / Tiergeister AG Bd.1


ausgezeichnet

Kinderbücher über magische Tiere usw. gibt es inzwischen ja schon einige, aber ein Buch über gruselige Tiere? Und das auch noch für Kinder? Hoffentlich gibt es da keine Albträume, denn spontan ist mir ja hierzu Stephen Kings Friedhof der Kuscheltiere eingefallen...
Aber das Cover sah so niedlich aus, also bin ich das Wagnis eingegangen.

So ganz zartbesaitet sollte man als Kind tatsächlich nicht sein, denn alle Tiere der Gruselschule sind verstorbene Haustiere und nicht mehr bildhübsch, da sie beispielsweise einen Unfall gehabt haben. Aber sehr, sehr niedlich!

Barbara Iland-Olschewski hat es geschafft, ein spannendes, außergewöhnliches Kinderbuch zu schreiben, das die richtige Balance aus Gruselmomenten und wohltuender Erleichterung findet.
Die gelungenen Zeichnungen sind eine ideale Ergänzung und nehmen noch zusätzlich den kleinen Schrecken.
Und wo kann man sonst schon einmal kleine Mehlwürmchen-Mädchen kennenlernen?

Für alle kleinen (und großen) abenteuerlustigen Leserinnen und Leser eine große Leseempfehlung!
Und keine Bange: gemütlich aneinandergekuschelt ist das Buch auch eine wunderbare Gute-Nacht-Vorlesegeschichte -ohne anschließende Albträume! Tomato Salata!

Bewertung vom 27.08.2018
Gelman, Laurie

Die Elternsprecherin


ausgezeichnet

„Bitte keine Zigarettenkippen auf den Boden werfen. Die Küchenschaben bekommen sonst Krebs."
(Schild im Lieblingsdiner von Jennifer, der Hauptperson im Buch)

Lustig? Oder nicht lustig? Ich finde es ja lustig...
Falls Sie auch darüber lachen können und Vorschul- oder Grundschulmutter sind, dann ist das Buch vielleicht auch etwas für Sie.

Bücher über das Leben als Mutter gibt es ja zuhauf.
Meist sollen sie komisch sein, das klappt aber nicht immer, genaugenommen sogar eher selten.

Hier aber richtig gut! Wenn man die Art von Humor mag.

Jennifer ist ungewollt die Elternsprecherin der Vorschulklasse ihres Sohnes und wie schon das Titelcover verrät, sind die Mit-Eltern allesamt sehr unterschiedlich, fast alle aber eint eine hohe Erwartung an die Elternsprecherin der Klasse.
Mit ihrer schnoddrigen Art eckt Jennifer bei vielen Eltern ganz schön an, für uns Leserinnen ist es allerdings zum Brüllen komisch, ich musste so viel kichern wie schon lange nicht mehr beim Lesen.

Klar ist das Buch jetzt keine hochgeistige Literatur, aber für lustige Lesestunden eine klare Empfehlung meinerseits. Eine Art Desperate Housewives (nur besser) für Grundschuleltern.
Die Story spielt in den USA, das merkt man dem Buch auch an, was aber kein Nachteil ist, man sollte es nur wissen.

Mein Fazit: Beste Unterhaltung, ich mag das Buch sehr!

Bewertung vom 19.08.2018
Egan, Jennifer

Manhattan Beach


gut

„Sie hatte ihr Leben nur vom Krieg geborgt; der Krieg war ihr Leben.“

Auf „Manhattan Beach“ habe ich mich sehr gefreut, der Klappentext und die Leseprobe haben mich neugierig auf das Buch gemacht.

Es geht um die Familie Kerrigan, der Vater arbeitet für einen dubiosen Gangster, die Mutter, eine ehemalige Tänzerin, kümmert sich um die behinderte Tochter Lydia und Anna, die ältere Tochter, steht quasi zwischen allen Stühlen.
Als Kind durfte sie ihren geliebten Vater bei seinen Geschäftsgängen begleiten, das endet aber plötzlich als sie älter wird und eines Tages verschwindet ihr Vater.
Anna muss sich zusammen mit ihrer Mutter um ihre Schwester kümmern und durch die kriegsbedingte Abwesenheit vieler Männer eröffnen sich ihr beruflich Türen, die in Friedenszeiten damals kaum möglich gewesen wären.

Der zweite Erzählstrang schildert die damalige Unterwelt Manhattans in Person Dexters, dem Chef ihres Vaters.

Sehr detailreich und dadurch faszinierend, aber leider für mich oft auch ermüdend und ohne den Sinn der ausschweifenden Erzählweise zu sehen, schildert Jennifer Egan unter anderem das Erwachsenwerden von Anna, das Hafenleben in Kriegszeiten (das wird wirklich großartig beschrieben) und ganz viel Drumherum.
Insgesamt war es für mich einfach zu ausschweifend und damit über eine lange Strecke langweilig und schlichtweg uninteressant, ich hätte das Buch am liebsten abgebrochen, bin letztendlich aber doch froh, durchgehalten zu haben.
Die letzten 20 Prozent haben mich wieder mit dem Buch versöhnt, es hat Dynamik gewonnen und mich plötzlich gefesselt.

Mein Fazit: für Freunde von ausschweifenden Erzählungen sicherlich großartig, mir war es too much, allerdings hat mir die Schilderung der Lebensumstände von alleinstehenden Frauen in Kriegsjahren gut gefallen.

Bewertung vom 14.08.2018
Hendricks, Greer;Pekkanen, Sarah

The Wife Between Us


ausgezeichnet

Ich liebe Bücher, die mit den Erwartungen der Leserinnen und Leser spielen.

„The Wife between us“ ist so ein Buch.
Ich konnte es nicht weglegen, es hat mich bis zur letzten Seite gefesselt.
Ist Richard wirklich der Märchenprinz, für den ihn alle halten?
Oder Vanessa? Was steckt hinter ihrer Fassade?
Und Nellie? Die Sanfte - ist sie das wirklich?

Die Story wird aus den Blickwinkeln der verschiedenen Frauen in Richards Leben erzählt, dem Leser erschließt sich erst Stück für Stück, was wirklich geschah. Faszinierend!

Mein Fazit:
Geber Hendricks & Sarah Pekkanen haben einen spannenden Thriller geschrieben, der bis zur letzten Seite mit überraschenden Wendungen aufwartet - genau so soll ein Thriller für mich sein.