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Marie aus E.

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Insgesamt 885 Bewertungen
Bewertung vom 20.12.2018
Indriðason, Arnaldur

Graue Nächte / Flovent & Thorson Bd.2


sehr gut

Der Titel ist hier gut gewählt, das Buch spielt überwiegend während der Besetzung Islands durch die USA und die Armut der Bewohner, das harte und entbehrungsreiche Leben der Ärmsten sowie die Abneigung gegenüber den fremden Soldaten wird eindrucksvoll vermittelt, inklusive einem Einblick in den Teil der Geschichte, der mir bis dato völlig unbekannt war. Alleine schon deshalb hat sich für mich die Lektüre gelohnt.

Die Handlung beginnt eher gemächlich und im ersten Drittel musste ich mich erst sortieren, da mir nicht klar war, dass die Handlung in unterschiedlichen Zeitebenen spielt. Ab dann hat das Buch deutlich an Fahrt aufgenommen und wurde sehr spannend. Motiv und mögliche Verbindung der zwei Morde waren für mich in dem Teil des Buches nicht erkennbar.
Ich mag auch den eher spröden Schreibstil des Autors, der sich auf die eigentliche Handlung konzentriert und dem Privatleben seiner Ermittler nicht viel Raum lässt - das passt hier meines Erachtens sehr gut.

Lediglich der Abschluss des Buches hat mir nicht ganz so gut gefallen: für mich war schon relativ früh erkennbar, wer für den einen Mord verantwortlich war und auch das Motiv war klar.
Und es endet für meinen Geschmack zu plötzlich, fast meint man, der Autor hat die Lust verloren; hier hätte ich mir etwas mehr an Abrundung gewünscht.

Insgesamt aber ein spannendes Buch mit sehr interessanten Einblicken in ein Kapitel isländischer Geschichte, von dem ich bislang gar nichts wusste. Weiterempfehlung meinerseits!

Bewertung vom 19.12.2018
Hub , Ulrich

Das letzte Schaf


sehr gut

Das sehr putzige Cover und die witzige Beschreibung haben uns sofort zum Kauf bewogen. Die CD ist mit 56 Minuten relativ kurz, also genau richtig für eine Plätzchen-Verzier-Länge im Advent.

Sie wird vom Autor selbst gelesen und das macht er sensationell gut. Unglaublich, dass er alleine diese Stimmvariationen hinbekommt - ich bin deshalb froh, dass wir uns in diesem Fall für die Hör- statt Printbuchvariante entschieden haben. Wenn ich an das Zahnspangen-Schaf denke, muss ich gleich wieder kichern...

Die bekannte Weihnachtsgeschichte, minimal (hihi) abgewandelt aus der Sicht von Schafen - ist das wirklich witzig?
Hier scheiden sich die Geister in unserem Haushalt.
Während ich als Erwachsene den Humor spitze fand und mich gar köstlich unterhalten habe, fand das Kind es eher ....mittel. Um nicht zu sagen: langweilig. Die komischen Passagen trafen leider so gar nicht den Kinderhumor (obwohl mit neun Jahren in der empfohlenen Alterskategorie).

Aber so ist das eben manchmal, Geschmäcker sind verschieden - und je nach Alter kann sich das auch ändern. Vielleicht sieht es nächsten Advent auch schon ganz anders aus.

Ich kann "Das letzte Schaf" auf jeden Fall für Erwachsene sehr empfehlen und vergebe fünf Sterne, das Kind drei Sterne, ergibt einen Durchschnitt von vier weihnachtlichen Familiensternen für die drolligen Schafe.

Bewertung vom 15.12.2018
Guterson, Ben

Winterhaus 01


ausgezeichnet

Elizabeth hat schon als Kleinkind ihre Eltern verloren und lebt jetzt bei Onkel und Tante. Diese haben weder besonders viel Geld noch besonders viel Herz.
Ausgerechnet kurz vor Weihnachten verreisen sie und schicken Elizabeth für die Zeit mit dem Bus ganz alleine in das Hotel Winterhaus, wo Elizabeth noch nie war und auch niemanden kennt.

Im Hotel lernt Elizabeth viele nette, herzliche Menschen kennen, aber sie hat immer öfter auch ein ganz seltsames Gefühl. Und wer ist dieses seltsame Ehepaar? Was wollen sie?
Außerdem erwarten sie merkwürdige codierte Botschaften und eine Geschichte um ein ganz besonderes Buch...

Dieses Buch ist ein richtiggehender Bücherschatz, beginnend mit dem Einband. Der Schutzumschlag hat ausgeschnittenen Fenster, die die perfekte Hotelillusion vermitteln. Auch sonst sehr hochwertig aufgemacht, ein Buch das man gerne in die Hand nimmt.

Das Abenteuer, das Elizabeth im Hotel Winterhaus erlebt, ist aufregend und spannend und spielt zur Weihnachtszeit - weshalb man das Buch auch unbedingt im Winter lesen sollte.
Empfohlen wird das Buch für Kinder ab elf Jahren - ich teile die Altersempfehlung, jünger sollten die Kinder meines Erachtens tatsächlich nicht sein, da es stellenweise schon sehr, sehr spannend und auch ein klein wenig unheimlich wird.
Erwachsene können das Buch jedoch genauso gut lesen, die Atmosphäre des Hotels und die Winterstimmung sowie die spannende Geschichte haben mich fasziniert.

Das Winterhaus bekommt einen verdienten Platz in meiner "Jedes Jahr immer wieder lesen-Weihnachts- und Winterbücherkiste".
Einfach ein wunderschönes Winterbuch!

Bewertung vom 08.12.2018
Graizer, Ofir Raul

Ofirs Küche


ausgezeichnet

Ich liebe Kochbücher, besonders wenn sie alltagstauglich sind.
Dieses hier verspricht Familienrezepte, die mit wenigen Zutaten auszukommen und leicht nachzukochen sind.

Es sind ausschließlich vegetarische Rezepte, viele davon vegan, laktose- und glutenfrei, verbunden mit Geschichten, Hintergründen oder Hinweisen zur traditionellen Zubereitung und Alternativen, das mag ich sehr.

Beispielsweise werden die Pitas traditionell auf einem Saj gebacken, einem gebogenen Zinkblech, das über die Gasflamme gelegt wird. Eher schwierig bei uns zu bekommen...doch man kann stattdessen auch einfach einen Wok nehmen und ihn verkehrtherum auf die Gasflamme eines Gasherds legen oder man nimmt eine Teflonpfanne, falls man keinen Wok und Gasherd hat.

Viele Fotos - sowohl von den Gerichten als auch Impressionen aus der Heimat des Autors machen das Buch sehr anschaulich.

Lediglich das Cover-Foto des Buches hat mich nicht so angesprochen, meine Tochter fragte mich, als sie es in der Küche sah: "Was ist das denn für ein altes Kochbuch? " Ja, es sieht tatsächlich nicht modern aus, die Rezepte sind aber ja auch traditionell, insofern ist das schon o.k.

Aber nun mal Tacheles gesprochen: halten die Rezepte, was sie versprechen?
Ich habe vorher noch nie israelisch-palästinensisch gekocht, wollte aber schon lange einmal Shakshuka ausprobieren. Das Rezept klang einfach, die Zutatenliste war sehr übersichtlich und das Ergebnis köstlich!
Schon beim Rösten der Gewürze war ein so himmlischer Duft in der Küche, mmmmh.

*****Mein Fazit: Wer vegetarische Rezepte ohne aufwändigen Schnick-Schnack sucht und gerne kulinarisch etwas Neues kennenlernen möchte, dem empfehle ich das hochwertig aufgemachte Kochbuch. Ich vergebe volle fünf wohlschmeckende Sterne *****

Bewertung vom 02.12.2018
Backstein, Bastian

Kathrinchen Zimtstern


ausgezeichnet

Kathrinchen Zimtstern wird mir wohl jetzt für immer mit dem Advent verbunden bleiben...

Das kleine Engelchen aus dem Erzgebirge will eigentlich wie immer eine gemütliche Adventszeit verbringen und nur für das große Engelchen-Konzert am Heilig Abend proben, aber auf einmal steckt es mitten in einem großen Abenteuer. Zum Glück hat es gute Freunde, die hilfreich zur Seite stehen.

Das Buch besteht aus 24 Kapiteln und ist sehr hochwertig aufgemacht. Jedes Kapitel wird durch einen Zimtstern mit der entsprechenden Zahl eingeleitet und jede Doppelseite besteht im Regelfall aus einer Seite Text und einer Seite Illustration. Ich hatte mir das Buch viel kleinformatiger vorgestellt, aber es ist ein richtiges Schmuckstück mit hochwertigen, dicken Papierseiten, schon optisch wunderschön.

Aber erst der Inhalt, ein richtiges "Hach-Buch", das ein glückliches Seufzen nach jedem Kapitel hervorruft. Wunderschön - ein schöneres Adventskalenderbuch kann ich mir kaum vorstellen. Tatsächlich ist Kathrinchen etwas für Jung & Alt, nicht explizit nur für Kinder, sondern für alle, die sich den Adventszauber bewahrt haben.

Ganz nebenbei erfährt man auch noch etwas über Adventsbräuche in anderen Ländern und bekommt eine kleine Lektion Sächsisch. Keine Bange, man kann es auch als Nicht-Sachse gut verstehen und es ist nicht überdosiert, kann aber Kicher-Anfälle beim Gegenüber auslösen, wenn man es vorliest (bzw. versucht ...).

Hinter all den Figuren steckt übrigens echtes erzgebirgisches Kunsthandwerk, es gibt die liebgewordenen Figuren auch als Holzfiguren, auf der letzten Seite sind demensprechende weitergehende Informationen.

Mein Fazit: Ich kann mich nur wiederholen - ein rundum gelungenes Adventsbuch, das ich nun bestimmt jeden Advent wieder lesen werde.

Bewertung vom 02.12.2018
Favilli, Elena;Cavallo, Francesca

Good Night Stories for Rebel Girls 2


ausgezeichnet

Was für ein großartiges Buch!

In 100 kurzen Geschichten über Frauen wird Mädchen gezeigt, dass Frauen immer schon Talente, Kraft und Mut hatten, für Ihre Träume zu kämpfen.

Die Auswahl der Porträtierten ist sehr vielseitig, von Agatha Christie und J.K. Rowling zu Mata Hari, Hillary Clinton zu Sappho, insgesamt werden 100 Frauen vorgestellt. Von Mathematikerin über Spionin und Feuerwehrfrau ist alles dabei.

Von vielen Frauen habe ich vorher tatsächlich noch nie etwas gehört - das macht das Buch auch für erwachsene Leserinnen und Leser spannend.

Die Porträts beinhalten jeweils eine Doppelseite, links immer der Text und ein Zitat, rechts die Zeichnung der jeweilig vorgestellten Frau.
Zugegebenerweise ist das dadurch eine sehr verkürzte Darstellung, aber genau richtig für eine Gute-Nacht-Geschichten-Länge und eine Überblicksinformation.

Wir schlagen das Buch jeden Abend zufällig irgendwo auf, ich lese der Tochter eine Geschichte vor, sie liest mir eine Geschichte vor. Immer ist die Story der Aufhänger zu einem Gespräch, das ist wunderbar.

Lediglich die Zeichnungen gefallen der Tochter nicht, sie fände ein Foto der Vorgestellten (wo es möglich ist) besser.

Insgesamt ist das Buch sehr hochwertig aufgemacht, eine schöne Geschenkidee auch für Kommunion, Konfirmation und Firmung.

"Die Good Night Stories for Rebel Girls machen es leichter, Potential an unerwarteten Orten zu entdecken." (Vorwort)
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Bewertung vom 30.11.2018
Dorey-Stein, Beck

Good Morning, Mr. President!


gut

Auf der Buchrückseite steht "Locker-leicht und fesselnd - Bridget Jones im Weißen Haus".
Auch die Leseprobe war dementsprechend, in genau dem locker-leichten Schreibstil und witzig, so dass ich neugierig auf das Buch wurde.

Leider hat sich die Begeisterung dann relativ schnell gelegt. Zwar kann die Autorin gut schreiben, die Angaben auf der Buchrückseite stimmen, allerdings ist aus dem "einzigartigen Blick hinter die Kulissen des Weißen Hauses" für mein Empfinden nichts geworden.

Hauptsächlich dreht sich das Buch um die Hop-on hopp-off-Beziehungen der Autorin samt (langweiligen) Partys in Hotelbars.
Das ist anfangs noch vergnüglich, nutzt sich aber ziemlich schnell ab.
471 Seiten waren für meinen Geschmack viel zu lang für die immerwährenden Wiederholungen.

Mein Fazit: Ich hatte mir eine Kombination aus witzigen Anekdoten und (tiefergehenden) Einblicken in das Berufsleben einer Stenotypistin im Weißen Haus erhofft, der Fokus auf Liebesleben und Partys hat mich etwas enttäuscht

Bewertung vom 24.11.2018
Kagge, Erling

Gehen. Weiter gehen


sehr gut

Das schlanke Büchlein (157 Seiten inkl. Quellen) gefällt mir schon optisch. Entfernt man den Schutzumschlag, dann verbirgt sich ein Wald "von oben" darunter.

Der Essay an sich ist zum Lesen eine bunte Sammlung an Gedanken des Autors im Zusammenhang mit dem Gehen, Ausflüge zu den Philosophen, in die Literatur, Forschungsstudien usw.

Eine echte Anleitung, wie der Buchtitel vermittelt, konnte ich nicht erkennen, jedoch bietet das Buch viele gedankliche Anregungen.

Manche Erlebnisse, wie beispielsweise ein Ausflug in die Kanalisation New Yorks erscheinen mir eher der Leidenschaft des Autors zum Bezwingen von Extremsituationen geschuldet zu sein als der Auseinandersetzung mit dem Thema, dominieren aber den Inhalt auch nicht störend.

Vieles ist nichts Neues, aber kompakt in einem Buch zusammengefasst, lenkt es den Blick doch auf wieder darauf und regt zum Nachdenken bzw. zustimmend Nicken an.
Auf einen Berggipfel mit der Seilbahn zu fahren hat auf keinen Fall den Effekt, wie sich den Gipfel zu erwandern.
"Wer nur bei schönem Wetter vor die Tür geht und in der Wohnung sitzt, wenn es stürmt, regnet oder schneit, verpasst die Hälfte. Vielleicht sogar das Beste".

Gehen ist aber natürlich kein Allheilmittel für alle Probleme der Welt, grinsen musste ich bei der Feststellung, dass man durch Gehen keine Steve Jobs wird. Schade eigentlich...

Mein Fazit: Sehr gerne gelesen und nachgedacht

Bewertung vom 18.11.2018
Theurillat, Michael

Lenz / Kommissar Eschenbach Bd.6


sehr gut

"Vereinfachungen machen die Dinge aber nicht richtiger oder wahrer. Komplexität hat seinen Reiz" (Seite 11)

"Lenz" ist kein klassischer Krimi (so wie ich es erwartet habe), sondern eher ein Polit-Thriller, der in leisen Tönen daherkam.

Anfangs habe ich mich etwas schwergetan, bis ich hineingefunden habe. Mir war nicht bewusst, dass die Kriminalromane mit Kommissar Eschenbacher eine Serie sind, so dass der Einstieg für Kenner der Bände vermutlich einfacher ist. Nachdem aber relativ wenig Handlungsakteure im Spiel sind, löste sich mein Zuordnungsproblem im Laufe der Handlung. Ansonsten trotz komplexer Materie ein leicht lesbares und verständliches Buch.

Um was geht es?
Kommissar Eschenbach kommt gerade aus den USA zurück, er hat sich eine Auszeit genommen. Währenddessen wurde ihm eine junge, ehrgeizige Kollegin als Vertreterin zur Seite gestellt, mit der er so überhaupt nicht klarkommt.
Ein angeblicher Selbstmord wurde für seinen Geschmack zu schnell zu den Akten gelegt und er nimmt die Ermittlungen auf.

Die Aufklärung des Falls ist eng verwoben mit der aktuellen Situation in Syrien und war für mich sehr lesenswert. Theurillat hat es geschafft, reale Geschehnisse wie die Versteigerung einer Nobelpreismedaille sowie die Geschichte um eine besondere Münze in seinen fiktionalen Roman einzubauen und das aktuelle Weltgeschehen mit zu verarbeiten und daraus einen interessanten Roman zu schreiben.

Der Humor kam auch nicht zu kurz, zum Beispiel mit so wunderschönen Sätzen wie "Pah ist eine Kampfansage und kein Gejammer".

Mein Fazit: wer einen klassischen Krimi erwartet, könnte hier eventuell enttäuscht sein, mir hat das Buch trotz anderer Erwartungen aber gut gefallen.

Bewertung vom 15.11.2018
Waldis, Angelika

Ich komme mit


sehr gut

Vita Maier ist alt und ziemlich einsam.
Im selben Haus wohnt Lazy, jung und ziemlich krank.
Unter normalen Umständen hätten sie sich vermutlich weiterhin ignoriert, so aber entsteht nach und nach, ganz behutsam, eine besondere Freundschaft.

Das Buch kommt in leisen Tönen und hat viele wunderschöne Sätze.
Ganz oft beginnen sie mit "Leben ist..." und sind manchmal ernst, manchmal aber auch mit einem verschmitzten Humor.

"Leben ist Melodie erkennen im Summen des Kühlschranks".

Obwohl es ein ernstes Thema behandelt, ist das Buch nicht von Verzweiflung geprägt. Ich bin mir immer noch nicht ganz schlüssig, ob ich es merkwürdig finde, dass ich beim Lesen keine einzige Träne verdrücken musste oder ob das eine hohe Kunst des Schreibens ist.

Auf jeden Fall eine andere Herangehensweise als sonst so oft bei dem Thema Tod.

Mir hat das Buch gut gefallen, es war trotz leiser Töne äußerst kurzweilig und tragisch zugleich.