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leseratte1310
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Niederrhein
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Insgesamt 3693 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2021
Pflüger, Andreas

Ritchie Girl


ausgezeichnet

In Camp Ritchie war das Ausbildungslager der US-Armee. Hier wurden auch die Ritchie Boys ausgebildet. Es handelte sich um junge Deutsche – nicht nur Boys -, die gegen die Nazi-Diktatur arbeiten sollten. Auch Paula Bloom kehrt nach ihrer Ausbildung dort als Besatzungsoffizierin zurück nach Deutschland, dass sie vor Jahren Hals über Kopf verlassen hatte. In Nürnberg werden die Prozesse gegen Kriegsverbrecher geführt und die Amerikaner arbeiten pragmatisch mit den Deutschen zusammen, auch wenn diese nicht unbescholten sind. Paula wird auf den österreichischen Juden Johann Kupfer angesetzt, der behauptet, der größte Spion während des Zweiten Weltkrieges gewesen zu sein.
Ich habe schon einige Bücher des Autors Andreas Pflüger gelesen und wollte auch diesen Roman unbedingt lesen. Es ist keine leichte Kost, die uns der Autor hier serviert.
Paula Bloom ist eine sympathische junge Frau, die als Tochter einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Geschäftsmannes in Berlin aufgewachsen ist. Nach ihrer Flucht in die USA stellte sie fest, dass ihr Leben eine einzige Lüge war. Sie ist innerlich zerrissen und empfindet Scham und Schuldgefühle. Mit diesen Gefühlen ist sie allerdings nicht alleine, auch ihr Kamerad Sam empfindet so. Paula sieht die verheerenden Auswirkungen des Krieges. Die pragmatische Art der Amerikaner mit der Aufarbeitung der Vergangenheit umzugehen, bringt Paula zur Verzweiflung. Niemand will gewusst haben, was geschehen ist. Keiner zeigt Reue und alle betrachten sich als Opfer. Paula kann den Deutschen nicht verzeihen, aber genauso wenig sich selbst, denn ihr Verhalten hat auch zu Verhaftung und Deportation geführt, ohne dass sie sich dessen bewusst war. Nun versucht sie ihre große Liebe und muss erkennen, dass sie sich auch in Georg getäuscht hatte.
Vieles was hier geschildert wird, ist schwer zu ertragen. Trotzdem hat mich die Geschichte von Anfang an gepackt und ich konnte Paulas Gefühle gut nachvollziehen. Es ist ein Roman, der einen noch lange beschäftigt.
Absolute Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2021
Höflich, Sarah

Heimatsterben (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn man sich in unserer Welt umschaut und sich bewusst macht, welche politischen Gruppierungen immer mehr nach vorne drängen, dann kann einem angst und bange werden. Haben wir aus der Vergangenheit nichts gelernt?
Die Journalistin Hanna Ahrens lebt und arbeitet in den USA. Doch als ihre Großmutter im Sterben liegt, reist sie sofort nach Deutschland. Ihre Oma Tilda legt ihr noch eine schwere, wenn gar unmögliche Bürde auf, denn Hanna soll ihre Familie zusammenhalten. Doch die Mitglieder ihrer großen Familie sind sehr unterschiedlich. Als Hannas Schwager Felix Graf von Altdorff als Kanzlerkandidat der nationalistischen Partei BürgerUnion die Wahl gewinnt, bittet er sie um Unterstützung bei seiner Arbeit. Eigentlich will Hanna gleich ablehnen, doch dann sagt sie zu, da sie glaubt, mit ihrer Einstellung etwas bewirken zu können, damit die Radikalen nicht zu stark werden. Doch sie war wohl zu blauäugig und so zieht sie sich zurück.
Tilda musste seinerzeit aus Schlesien fliehen und hat viel Schweres erlebt. Das hat nicht nur sie geprägt, sondern auch ihre Kinder, die so unterschiedlich sind. Auch wenn ich das Handeln jedes Einzelnen aufgrund seiner Prägung nachvollziehen konnte, gutheißen konnte ich vieles natürlich nicht. Niemand aus dieser verzweigten Familie (der Stammbaum im Buch war hilfreich) war mir sympathisch
Dieser fiktive Roman kommt einem beim Lesen sehr real vor und ist beängstigend. Die Familiengeschichte wird zunehmend zu einem Polit-Thriller. Er macht deutlich, dass wir gut bedenken sollten, wen wir wählen und wem wir damit die Macht geben. Mit einer Wahl verändert sich nicht alles schlagartig, aber die Änderungen kommen und sie werden nicht gefallen.
Ein erschreckender, aber lesenswerter Roman.

Bewertung vom 20.08.2021
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wie kann es sein, dass das Bild einer getöteten unbekannten Frau ihrer Mutter so ähnlich ist? Als die Autorin Eva Berghoff dieses Bild in der Zeitung entdeckt, weiß sie gleich, dass sie der Sache auf den Grund gehen muss.
Anja Jonuleit nimmt den Fall der Isdal-Frau, die 1970 gefunden wurde und deren Identität und Todesumstände bis heute nicht geklärt sind, als Grundlage für ihren Roman. Der Schreibstil ist etwas emotionslos, lässt sich aber gut und flüssig lesen. Die Geschichte wird auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. So können wir Evas Recherche mitverfolgen und gleichzeitig miterleben, wie es der kleinen Margarete ergangen ist.
Es gibt Menschen, die haben zu Kriegszeiten so viel Schreckliches erlebt, dass sie nicht mehr zurückschauen wollen und schon gar nicht über Vergangenes reden wollen. Auch Evas Mutter blockt da ab. Doch Eva lässt sich nach dem Blick auf das Bild der unbekannten Frau nicht aufhalten. Sie will erfahren, wieso es diese frappierende Ähnlichkeit gibt. Dann erfährt sie, dass ihre Mutter eine Zwillingsschwester hatte, die im Krieg verloren ging. Eva reist nach Norwegen. Auch wenn es Menschen gibt, die ihre unrühmliche Vergangenheit vergessen wollen und Nachforschungen als Bedrohung betrachten, so kommt doch nach und das Familiengeheimnis ans Licht.
Es ist eine spannende und bewegende Geschichte, die zeigt, dass die Vergangenheit auch Folgen für die nachkommenden Generationen hat.

Bewertung vom 19.08.2021
Ehlers, Jürgen

Fantom


sehr gut

1966 detoniert eine Bombe im Schließfach 134 im Hamburger Hauptbahnhof. Ein Erpresser fordert 50.000 Mark von der Bundesbahndirektion Hamburg. Kommissar Horst Berger erfährt dann, dass es zuvor schon Erpresserbriefe gegeben hat, die aber niemand so wirklich ernst genommen hat. Nun aber zeigt sich, dass es der Erpresser, der sich Roy Clark nennt, doch ernst meint. Er sabotiert weiter Anlagen der Bahn und stellt Forderungen, die in ihrer Höhe aber variieren. Berger und seine Kollegen wollen den Mann schnappen, doch er tappt nicht in die Falle. Dafür werden seine Angriffe immer schlimmer. Er verbiegt Gleise, versucht Züge zum Entgleisen zu bringen und es gibt weitere Bomben, die auch an Sprengkraft zunehmen. Während der Zeit überfällt ein Pärchen diverse Banken und Sparkassen und führt die Polizei an der Nase herum.
Jürgen Ehlers hat in diesem Kriminalroman reale Begebenheiten aufgegriffen. Die Zeit und die politischen Verhältnisse sind gut und authentisch geschildert.
Horst Berger ist ein engagierter Polizist. Bei seinen Ermittlungen ging es ziemlich anders zu als heutzutage. Er fährt noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Tatort und hat sein Telefon nicht in der Tasche, wie das heute üblich ist. Seine privaten Umstände sind auch etwas kompliziert und kompliziert ist es auch, als er seinen Sohn Michael in Berlin besuchen will, welcher der Wehrpflicht entkommen wollte.
Der Täter Roy Clark ist ein seltsamer Mensch, der zwar verheiratet ist, aber ein absoluter Einzelgänger. Wenn er aus seinem Leben erzählt, ist es kaum möglich, zu unterscheiden was Realität oder was Fantasie ist. Sein Leben war nicht leicht und geprägt von Krieg und Gewalt. Daher hat er auch keine Skrupel und macht sich seine Regeln selbst. Dabei ist er nicht immer wirklich konsequent.
Es ist am Anfang nicht ganz einfach in diese Geschichte einzutauchen, aber zunehmend packte mich die Geschichte dann doch. Es war interessant in die vergangene Zeit einzutauchen und spannend zu erleben, wie Roy Clark mit der Polizei ein Katz- und Mausspiel spielt.

Bewertung vom 19.08.2021
Beck, Jan

Die Nacht - Wirst du morgen noch leben? / Björk und Brand Bd.2


sehr gut

Hanna will über sich und ihr Leben nachdenken und ist daher seit einiger Zeit auf dem Moselsteig unterwegs. Aber nun hat sie sich verlaufen und gerät auch noch in ein Gewitter. Als sie ein Licht sieht, glaubt sie noch, dass sie Hilfe bekommt. Doch dann findet sie sich kahlgeschoren und nackt in einer engen Glasröhre wieder und erkennt, dass weitere vier Menschen in der gleichen Lage sind. Der Nachtmann hat sie in seiner Gewalt und geht an die Öffentlichkeit um seine Forderung zu stellen. Wenn sie nicht erfüllt wird, muss einer der fünf sterben und jede Nacht gibt es eine weitere Aufgabe. Das wird ein neuer Fall für Inge Björk und Christian Brand.
Auch dieser Thriller ist wie sein Vorgänger „Das Spiel - Es geht um Dein Leben“ brutal und grausam. Dennoch ist er sehr fesselnd, denn man möchte unbedingt wissen, was dahintersteckt. Verwirrend sind die unterschiedlichen Zeitebenen, die man nicht auf Anhieb erkennt.
Brand und Björk haben schon einmal erfolgreich zusammengearbeitet, aber es ist immer noch schwierig mit den beiden. Björk ist sehr verschlossen und eigentlich ein Einzelgänger. Doch sie hat Brand im Auge behalten und ihn aus einer misslichen Situation herausgeholt, was ihm gar nicht gefallen hat. Nun müssen sie gemeinsam wieder einem Serientäter Einhalt gebieten und dieses Mal geht es mit der Zusammenarbeit schon etwas besser. Die beiden sind ein ungewöhnliches Team. Der Täter muss sein Vorhaben von langer Hand geplant haben, denn sein Konzept ist sehr aufwändig.
Die Spannung ist von Anfang an da. Obwohl sich beim Lesen immer mehr Zusammenhänge erschließen, ist man begierig zu erfahren, ob man richtig liegt und was weiter passiert und dahintersteckt. Am Ende wird es wieder sehr dramatisch und es gibt noch eine Wendung, die mich dann doch überrascht hat.
Es ist ein rasanter, spannender und grausamer Thriller.

Bewertung vom 16.08.2021
Vertidi, Nikola

Unerbittliches Kreta / Kommissar Galavakis ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Bloggerin Eleni ist nach Ansicht ihrer Familie störrisch wie ein Esel. Nun hatte sie sich alleine auf den Weg durch die Samaria-Schlucht gemacht. Keine gute Idee, denn sie wird von einem Unwetter überrascht und das Wasser spült dann auch noch menschliche Knochen frei. Kommissar Hyeronimos Galavakis übernimmt diesen Fall. Doch niemand scheint jemanden zu vermissen. Galavakis findet Spuren, die weit in die Vergangenheit reichen und zwar in die Zeit, als die Deutschen Kreta besetzt hatten und es infolgedessen zu Anfeindungen unter den Kretern kam. Das alles ist immer noch nicht vergessen.
Ich war noch nie auf Kreta, doch der Autorin ist die Beschreibung von Land und Leuten sehr geglückt, so dass ich am liebsten gleich losgereist wäre. Der Schreibstil liest sich gut und die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt.
Kommissar Hyeronimos Galavakis ist ein etwas eigenartiger Typ, an den man sich erst wohl gewönnen muss. Doch erst ist ein intelligenter Mensch und ein guter Kommissar, der auch offen für ungewöhnliche Wege ist. Daher merkt er, dass Eleni durchaus hilfreich sein kann. Aber Eleni ist auch jung und glaubt, alles im Leben schon zu kennen. Vieles in ihrer Familie geht ihr gegen den Strich. Aber auch die Gerichtsmedizinerin Penelope Demostaki trägt ihren Teil zu den Ermittlungen bei.
Die Ermittlungen sind natürlich nicht ganz einfach, da sie so weit zurückführen und die Menschen ihre Geheimnisse gerne im Dunkeln lassen.
Am Ende fügen sich alle Handlungsstränge logisch zu einem Ganzen.
Es ist ein spannender Krimi mit viel Lokalkolorit. Ich bin schon gespannt auf den nächsten Band.

Bewertung vom 16.08.2021
Jorritsma, Sina

Nordseelist. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Aufgrund der Urlaubszeit herrscht Personalmangel bei der Polizei Norden. Daher müssen sich Torsten Köhler und sein Kollege Gerrit Wolter mit einem Fall von Stalking beschäftigen. Die Urlauberin Silke Henriks fühlt sich von einem ihr unbekannten Mann verfolgt. Als die Kommissare den Mann im grünen Wagen vor dem Haus zur Rede stellen wollen, reagiert der nicht, denn er ist tot. Obwohl für ihren Chef Hauptkommissar Freden der Fall damit abgeschlossen ist, besteht Torsten darauf, erst noch die Obduktion und die Untersuchung des Wagens abzuwarten. Es stellt sich heraus, dass der Mann an einer hohen Dosis Atropin starb und dass das Nummernschild nie ausgegeben wurde. Dann ist auch noch Silke Henriks verschwunden. Der Fall wird immer mysteriöser.
Dies ist bereits der neunte Fall für die Kommissare Torsten Köhler und Gerrit Wolter von der Polizei Norden. Ich habe schon einige Krimis aus der Reihe gelesen und wurde auch dieses Mal wieder gut unterhalten.
Torsten Köhler und Gerrit Wolter sind ein tolles Ermittlerteam. Köhler ist noch nicht so lange bei der Polizei Norden. Früher war er BKA-Zielfahner, doch nun fühlt er sich im hohen Norden wohl. Gerrit Wolter stammt aus der Gegend und kennt Gott und die Welt. Er ist ein ruhiger Typ, der oft unterschätzt wird. Auch dieses Mal ergänzen sie sich sehr gut bei den Ermittlungen. Als Torsten sich wegen seiner Freundin, der Kriminalreporterin Dortje Brannum sorgt, die immer wieder in gefährliche Situationen gerät, spürt Gerrit das sofort, aber er hält sich mit Fragen zurück.
Je tiefer die Kommissare in den Fall eindringen, umso mehr Überraschungen erleben sie. Nicht jeder ist das, was er vorgibt zu sein und so manch einer, dem man es nicht zugetraut hat, hat auch seine dunklen Seiten.
Es ging wieder einmal sehr spannend zu im hohen Norden. Lesenswert!

Bewertung vom 14.08.2021
Langroth, Ralf

Die Akte Adenauer / Philipp Gerber Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser Roman spielt im Jahre 1953. Die Wahl zum 2. Deutschen Bundestag steht bevor. Der amerikanische Soldat Philipp Gerber wird von den Amerikanern beim BKA eingeschleust, wo er den Tod seines Vorgängers aufklären soll. Doch natürlich haben die Amerikaner ihre eigenen Interessen und Gerber soll für sie spionieren. Wirklich begeistert ist Gerber nicht, denn er hatte andere Pläne. Auch beim BKA ist man nicht besonders angetan, denn sie hätten den Posten gerne aus den eigenen Reihen besetzt. Bei seinen Ermittlungen trifft Gerber die Journalistin Eva Herden und nun versuchen sie gemeinsam der Sache nachzugehen. Doch es gibt immer noch die alten Netzwerke und dazu neue politische Gruppen. Als es Anzeichen für einen Anschlag auf Herbert Wehner gibt, wird Gerber von Adenauer selbst beauftragt, den Kontrahenten zu schützen.
Dieses Buch ist als Thriller deklariert. Auch wenn ich es sehr spannend fand, in die Nachkriegszeiten mit einer schwierigen Gemengelage einzutauchen, so würde ich selbst diesen Roman nicht als Thriller bezeichnen. Geschickt werden historische Begebenheiten und Personen mit fiktiver Handlung verquickt.
Die Charaktere sind gut und interessant dargestellt. Philipp Gerber tat mir ein bisschen leid. Er steht vor Herausforderungen, die er nicht selbst gewählt hat, denn sein zukünftiger Schwiegervater ist ausgerechnet auch sein Vorgesetzter. Doch wenn Philipp etwas tut, dann will er es auch richtig machen. In Eva Herden findet er eine Partnerin auf Augenhöhe, allerdings gerät er auch zunehmend in einen Loyalitätskonflikt.
Ich fand es interessant und sehr spannend, Gerber bei seinen Aufgaben zu begleiten, die ihm einiges abfordern. Wo wird er sich selbst künftig sehen?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen und ich bin schon gespannt auf weitere Fälle mit Philipp Gerber.

Bewertung vom 14.08.2021
Fanto, Judith

Viktor (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wien, 1914. Viktor ist der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie. Er ist kein angepasster Typ, aber er ist empathisch und fühlt nicht nur mit anderen, sondern setzt sich auch für sie ein. Allerdings interessiert er sich wenig dafür, etwas aus seinem Leben zu machen, wie es die Familie erwartet.
Nimwegen, 1994. Geertje weiß nicht viel über ihre Vorfahren, doch sie möchte wissen, warum ihre Familie mit dem Judentum ihre Schwierigkeiten hat. Es ist ein Thema, über das nicht gesprochen wird. Doch Geertje will mehr über ihre Wurzeln erfahren. Je tiefer sie in die Vergangenheit eindringt, umso mehr verbindet sie mit ihren jüdischen Wurzeln und sie nennt sich fortan Judith.
Die Autorin erzählt sehr feinfühlig und interessant, wobei sie durch ihre eigene Familiengeschichte inspiriert wurde. Auch wenn viele so leicht erzählt ist, gibt es doch auch immer wieder Abschnitte, die furchtbar sind.
Was mit den jüdischen Menschen vor und während des zweiten Weltkrieges geschah, wissen wir alle zur Genüge. Das ist auch an Viktor und Geertjes Familie nicht vorbeigegegangen. Das Thema wird aber nicht nur totgeschwiegen, Geertjes Eltern praktizieren ihren Glauben nicht mehr. Doch Geertje kann so nicht leben, sie muss wissen, was geschehen ist, um zu sich selbst zu finden. Mehr noch aber hat mich Viktor beeindruckt, der früh erkannt hat, was auf die Juden zukommt und Widerstand geleistet hat. Da sein Aussehen so gar nicht jüdisch ist, nutzt er dies, um zu helfen. Er ist eine wirklich interessante Persönlichkeit, der mit einer unvergleichlichen Nonchalance seinen Weg geht.
Es ist ein berührender, wundervoller Roman, der einen nicht so schnell loslässt.

Bewertung vom 14.08.2021
Lund, Jesper

Schwedensommer


sehr gut

In der Nähe der Öresundbrücke wird ein Toter im Wasser gefunden. Es handelt sich um die Leiche des erfolgreichen Reeders Lennart Fogeklou, der sich kaum in der Öffentlichkeit zeigte. Kriminalkommissar Niklas Zetterberg und seine Kollegin Emma Steen treffen bei ihren Ermittlungen auf eine Familie, die sich wenig unterstützend zeigt. Doch dann erhält die Ehefrau Camilla ein Paket mit einem Finger ihres Mannes. Es ist erschreckend, was die Ermittler bei ihren Recherchen herausfinden.
Die Geschichte beginnt ein wenig verwirrend mit einem Mann auf der Brücke, der einen Entschluss fasst. Ich habe ein wenig gebraucht, um mich einzulesen, doch dann packte mich dieser Krimi.
Mit den meisten Charaktere hatte ich so meine Probleme. Es war bis auf die Ermittler niemand dabei, den ich sympathisch gefunden habe. Lennart ist ein gnadenloser Chef und Geschäftsmann, der den Kontakt zu Menschen scheut. Aber auch in seiner Familie sind alle ein wenig seltsam und in der Firma herrscht auch ein merkwürdiges Klima. Niklas und Emma haben es nicht leicht, denn so recht rückt keiner mit der Sprache heraus. Außerdem hat Niklas Probleme mit seiner Ex, die psychisch krank ist und ihn stalkt.
Dieser Krimi ist von Anfang an spannend und der Spannung bogen bleibt hoch, denn es gibt immer wieder unverhoffte Wendungen. Vor allem am Ende gab es dann noch eine handfeste Überraschung.
Mir hat dieser spannende und etwas düstere Skandinavien-Krimi gut gefallen und ich würde gerne noch einmal die Kommissare Niklas Zetterberg und Emma Steen bei ihren Ermittlungen begleiten.