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dorli
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Berlin
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2012
Sieben, Vera

Frösche, die quaken, töten nicht


sehr gut

Kriminalreporterin Liv Oliver hat Urlaub und möchte sich eine Woche lang in einem Düsseldorfer Wellness-Hotel verwöhnen lassen. Doch gleich der erste Morgen beginnt mit einer Leiche: Der Seniorchef bricht tot an seinem Tisch zusammen. Schnell ist von Mord die Rede. Liv reagiert sofort und nutzt die Gelegenheit, sich etwas genauer umzusehen. Als sie von ihrem Vorgesetzten den Auftrag bekommt, über diesen Fall zu berichten, beginnt sie in Absprache mit ihrem Ex-Freund und zuständigem Kommissar Frank Golström zu ermitteln…

In ihrem ersten Krimi hat Vera Sieben ein Düsseldorfer Wellness-Hotel als Schauplatz gewählt. Und genau die Ruhe, die man sich bei so einem Wellness-Aufenthalt wünscht, strahlt auch dieser Krimi aus. Es wird viel geredet, alles läuft sehr gemächlich ab. Liv nutzt die Behandlungen und Anwendungen ihres Wellness-Plans, um Angestellte und Familienangehörige auszufragen und will so dem Täter auf die Spur zu kommen. Das hat mir manchmal beim Lesen das Gefühl gegeben, dass Liv zwar voller Tatendrang ist, aber ihre Ermittlungen nie so richtig in Fahrt kommen.
Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin Liv mit Karl von Schenck einen älteren Herrn an die Seite stellt. Die Zusammenarbeit dieses ungleichen Detektivgespanns bringt nicht nur die Ermittlungen voran, sondern trägt auch gut zur Unterhaltung des Lesers bei.
Sehr schön ist, dass man ganz nebenbei sehr viel Wissenswertes über Düsseldorf und seine Sehenswürdigkeiten erfährt. Und auch die Informationen über diese kleinen, farbenprächtigen Frösche sind sehr interessant.
Insgesamt hat mir in diesem Krimi ein wenig Pep gefehlt. Die eine oder andere muntere Kabbelei mit Kommissar Frank Golström hätte der Geschichte vielleicht ein bisschen mehr Schwung gegeben. Trotzdem ein gelungenes und amüsant erzähltes Debüt.

Bewertung vom 15.08.2012
Licht, Kira

Mein Leben in Seife / Anais Bd.27


ausgezeichnet

Die junge Geschichtsstudentin Louise lebt gemütlich und zurückgezogen in ihrem Schneckenhaus. Neben Hausarbeiten schreiben und Aushelfen im Buchladen besteht ihr wichtigster Lebensinhalt aus einer allabendlichen Folge von „Sturmherzen“. Sie schwärmt für den Hauptdarsteller Jerôme, er ist für sie der Mann der Männer, auch wenn sie ihn noch nie persönlich getroffen hat.
Mit dem Einzug ihrer neuen Mitbewohnerinnen wird Louises monotoner Alltag völlig umgekrempelt. Sandy und Isabelle wecken Louise auf und wirbeln ihr Stubenhocker- Dasein mächtig durcheinander – jetzt stehen Party und Männer auf dem Programm.

„Mein Leben in Seife“ ist ein kurzweiliger, flott zu lesender Erotikroman. Kira Licht erzählt lebendig, frech und witzig wie die sympathische Louise mit Hilfe ihrer neugewonnenen Freundinnen Sandy und Isabelle ihre Traumwelt hinter sich lässt und im wirklichen Leben landet.
Die Autorin lässt die drei Frauen die unterschiedlichsten Männer kennenlernen und schildert dann sowohl die positiven wie auch die negativen Erlebnisse, die Louise, Sandy und Isabelle dabei machen.
Louises Entwicklung vom Mäuschen zu einer aufgeschlossen jungen Frau sowie die Erfahrungen, die sie während dieser Zeit macht, stehen im Vordergrund der Geschichte. Dabei hat man beim Lesen durchweg das Gefühl, dass die Handlung echt ist, also wie aus dem Leben gegriffen und genau so jederzeit an jedem Ort spielen könnte. Die Sexszenen passen gut in den Ablauf der Geschichte, sie wirken an keiner Stelle aufgesetzt oder gar plump.
Realistisch, glaubwürdig und ganz wunderbar in Worte gefasst – einfach ein toller, unterhaltsamer Roman!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2012
Langer, Siegfried

Sterbenswort


ausgezeichnet

Kathrin muss feststellen, dass ein Unbekannter in ihre Wohnung eindringt, wenn sie nicht zuhause ist. Anfangs handelt es sich um Kleinigkeiten: ein Bild hängt schief, Gegenstände befinden sich nicht am richtigen Platz. Zunächst vermutet Kathrin, dass ihre vierjährige Tochter Mia dafür verantwortlich ist. Doch diese bestreitet vehement, mit den Vorkommnissen etwas zu tun zu haben. Als Mia dann erzählt, dass sie von einem Mann namens Erik angesprochen wurde, der sich als ehemaliger Freund ihrer Mutter ausgegeben hat, steigt Kathrins Angst schlagartig, denn Erik ist vor vielen Jahren gestorben…

Siegfried Langer lässt diesen Thriller auf verschiedenen Zeitebenen spielen. Im „damals“ bekommt der Leser häppchenweise die folgenschweren Ereignisse aus der ehemaligen Studenten-WG präsentiert, während im „heute“ die Geschehnisse rund um Kathrin und Mia immer dramatischer werden. In beiden Handlungssträngen steigt die Spannung stetig an. Man gerät in einen wahren Strudel aus immer neuen Fragen und Vermutungen und düst dabei auf der Suche nach Antworten mit rasanter Geschwindigkeit durch das Buch.
Der Autor versteht es fantastisch, Kathrins Emotionen zu schildern. Wie sich ihre Angst von einem leichten Unbehagen schnell zu einer ausgewachsenen Panik steigert und sie psychisch an ihre Grenzen bringt. Das ist Gänsehaut pur, nicht nur für Kathrin, sondern auch für den Leser. Und das alles (fast) ohne Blutvergießen.
Am Ende bekommt man eine logische Auflösung, alle Fragen werden beantwortet, alle Geschehnisse nachvollziehbar erklärt.
Einfach klasse. Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.

Bewertung vom 03.08.2012
Henneberg, Marion

Die Tochter des Münzmeisters


ausgezeichnet

Goslar, 1072. Die 16-jährige Henrika wächst bei ihrem Vater, dem Münzmeister Clemens, auf. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt und Henrika weiß wenig über deren furchtbare Vergangenheit, da niemand bisher den Mut hatte, ihr von den schlimmen Ereignissen zu erzählen. Die Situation ändert sich, als König Heinrich IV. beschließt, Henrika zu verheiraten – mit dem Sohn des Mannes, der für das Leid ihrer Familie mitverantwortlich ist. Randolf von Bardolfsburg, Gesandter des Königs und Überbringer der Nachricht war damals Knappe von Henrikas Großvater und drängt die Familie, Henrika über die schreckliche Geschichte aufzuklären. Grausames Unrecht ist damals geschehen, und Henrika will mit Randolf an ihrer Seite die Ehre der Familie wieder herstellen…

In ihrem historischen Roman „Die Tochter des Münzmeisters“ nimmt Marion Henneberg den Leser mit auf eine spannende Reise ins 11. Jahrhundert zu den Unruhen rund um den Sachsenkrieg. Die Beschreibung der politischen Ereignisse ist dabei so gut gelungen, dass man der Handlung um die Streitigkeiten zwischen König Heinrich dem IV. und den Sachsenfürsten sehr gut folgen kann.
Eingebettet in diese lebhaft und anschaulich erzählten Geschehnisse ist die Geschichte der jungen Henrika, die mit ihren ganz persönlichen Wirren sowohl um ihre Familiengeschichte wie auch um ihre Liebe zu dem verheirateten Ritter Randolf zu kämpfen hat.
Besonders gut gefallen haben mir immer wieder eingestreute Rückblenden, die das Verständnis des aktuellen Handlungsverlaufs unterstützen und die Entwicklung der gesamten Geschichte zusätzlich interessant und spannend machen.
Auch Nebenhandlungen wie z.B. das Unglück des Bauern Guntram und seine Rache werden ganz geschickt mit der Haupthandlung und damit auch mit dem Schicksal Henrikas verbunden.
Das Zusammenspiel der historischen und fiktiven Figuren ist gut durchdacht, alle Charaktere werden detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht. Für den Einstieg wäre ein Personenverzeichnis von Vorteil gewesen, aber durch die guten Beschreibungen macht das Fehlen einer Auflistung keine allzu großen Schwierigkeiten.

Ein historischer Roman, der informativ ist und gleichzeitig sehr gute Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 18.07.2012
Beil, Lilo

Die Mauern des Schweigens


sehr gut

Heidelberg 1993. Im Philosophenweg wird eine Leiche gefunden. Der Mann wurde durch Stiche ins Herz getötet und mit barocker Kleidung kostümiert. Kommissar Melzer erhielt kurz zuvor einen anonymen Brief, einen Ausschnitt aus einem Brief der Liselotte von der Pfalz. Eine Kopie dieses Briefes befindet sich in der Tasche des Toten, hier wurde eine Zeile gekennzeichnet, die auf den Missbrauch von Kindern schließen lässt. Melzers Freund Friedrich Gontard ist zwar bereits im Ruhestand, bietet aber in diesem Fall seine Hilfe an. Zusammen nehmen die beiden die Ermittlungen auf. Eile ist geboten, denn weitere Briefe tauchen auf und ein weiterer Mord geschieht…

Der Roman lässt sich flott lesen, die Handlung geht schnell und gradlinig voran. Die eigentliche Krimihandlung kommt für meinen Geschmack etwas zu kurz, denn die Ermittlungen führen eher zufällig zum Erfolg. Aber ich denke, dass das in der Absicht der Autorin lag, um das Augenmerk auf das eigentliche Thema des Buches zu legen, den sexuellen Missbrauch von Kindern. Vielleicht aber auch, um hervorzuheben, wie schwer es für Polizei und Justiz ist, für diese Verbrechen entsprechende Beweise zu finden, wenn alle schweigen.
Die Autorin versucht auf alle erdenklichen Bereiche einzugehen, an denen Missbrauch vorkommen kann: Schule, Familie, Kirche. Die Vorkommnisse in der Odenwaldschule kommen zur Sprache, von Thailand ist die Rede. Ja, und auch die „Liselotte-Briefe“ zeigen, dass diese schrecklichen Taten schon seit Jahrhunderten geschehen und die Gesellschaft schon immer geschwiegen hat, anstatt dagegen vorzugehen und die Kinder zu schützen. Außerdem versucht Lilo Beil aufzuzeigen, warum Betroffene die Fälle verschweigen: aus Scham; aus Angst, gesellschaftlich ausgegrenzt zu werden oder auch, weil sie vom Täter bedroht werden. Am meisten schockiert mich die Tatsache, dass den Kindern, wenn sie denn so mutig sind und um Hilfe bitten, nicht geglaubt wird, schlimmer noch, dass man diese Kinder der Lüge bezichtigt.
Lilo Beil geht sehr vorsichtig mit diesem heiklen Thema um, und schafft es, das nie endende Leid und die Verzweiflung und Hilflosigkeit der missbrauchten Kinder deutlich darzustellen.
Am Ende der Geschichte dann ein nachdenklich machender Satz von Friedrich Gontard: “Selbstjustiz ist nicht erlaubt in unserer Gesellschaft. Aber wenn die Gesellschaft versagt…“ (S.195).
„Die Mauern des Schweigens“ will aufmerksam machen und fordert auf, sich einzumischen und nicht stumm wegzuschauen. Ein lesenswerter, sehr bewegender Roman.

Bewertung vom 17.07.2012
Löffler, Rainer

Blutsommer / Martin Abel Bd.1


gut

Martin Abel ist Fallanalytiker. Als bester seines Fachs wird er vom Stuttgarter LKA zur Unterstützung der Polizei nach Köln entsendet. Hier geht ein Serienmörder um – grauenhafte Morde geschehen. Gemeinsam mit der ihm zur Seite gestellten Hannah Christ macht sich Abel auf die Suche…

Angelockt von der superspannenden Leseprobe, war ich sehr neugierig auf diesen Thriller, der mich aber letztendlich nicht durchweg fesseln konnte. Nach dem packenden Prolog wird die Geschichte erst im letzen Viertel des Buchses, als die Ermittlungen in die heiße Phase kommen, wieder richtig rasant und spannend.
Die unkonventionelle Spurensuche und die ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden fand ich zwar interessant dargestellt und auch die Rückblenden in die Vergangenheit, wie aus einem misshandeltem und missbrauchtem Kind ein mordende Bestie wird, sind interessant geschildert, aber die Aneinanderreihung von Grauen und Ekel bis hin zum Kannibalismus baut für mich keine Spannung auf.
Auch die Charaktere bieten keine wirkliche Überraschung, sie wirken auf mich einfach zu klischeehaft und stereotyp. Abel ein griesgrämiger Sonderling; Hannah jung, schön, ehrgeizig und Abel sehr zugetan; Kriminalhauptkommissar Greiner kann als schwergewichtiger Leiter der Dienststelle seinen Bauch gerade so hinter den Schreibtisch quetschen. Und dann ist da noch Hauptkommissar Maas, dem der Fall weggenommen wurde und der natürlich ständig irgendwelche Affären hat. Mir ist, als hätte ich alle schon mehrfach irgendwo getroffen.
Insgesamt ein solides Debüt mit viel Platz nach oben.

4 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2012
Abidi, Heike

Zimtzuckerherz / Amelie Bd.9


ausgezeichnet

Die 35-jährige kaffeesüchtige Singlefrau Veronika Kramer ist privat eine unverbesserliche Chaotin, beruflich schreibt sie als Aufräum- und Ordnungsexpertin Vera Kroemer einen Bestseller nach dem anderen. Dieses Doppelleben gestaltet sich natürlich nicht ganz so einfach, schlittert Vero doch immer wieder von einer vertrackten Situation in die nächste. Wie gut, dass es da Freundin und Büropartnerin Charlotte und die in Spanien lebende Tante Amanda gibt – beide unterstützen Vero und stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite, wenn sie mal wieder ins Schlingern gerät. Die Angst aufzufliegen ist ihr ständiger Begleiter, die große Enttarnung ihr tägliches Schreckgespenst. Auch mit der Liebe hat es Vero nicht leicht, gibt es doch gleich drei interessante Männer, die ihr Herz begehren.

Heike Abedi hat mit „Zimtzuckerherz“ ein wundervolles Debüt geschrieben. Herrlich amüsant erzählt, ist es locker und leicht zu lesen. Die Charaktere machen das Buch so glaubwürdig, lebendig und liebenswert, es macht großen Spaß, der sympathisch-humorvollen, etwas tollpatschigen Vero von einem Schlamassel zum nächsten zu folgen und man ist immer wieder froh, wenn sie von Charlotte und Tante Amanda aufgefangen wird. Durch mehrfach eingestreute Chats mit Tante Amanda oder auch das direkte Ansprechen des Lesers ist die Geschichte sehr abwechslungsreich gestaltet. Das Buch ist auf keiner Seite langweilig – einfach ein tolles Lesevergnügen.

Bewertung vom 12.07.2012
Güth, Christiane

Cheffe versenken / Trixi Gellert Bd.1


ausgezeichnet

Nachdem ihre Eltern die monatliche finanzielle Unterstützung eingestellt haben und auch ihre Schwester sie nicht mehr als keine-Miete-zahlende Mitbewohnerin haben möchte, ist die 30-jährige Trixi gezwungen, sich einen Job zu suchen. Da kommt ihr ein Tipp von Freundin Edith ganz gelegen. Deren Chef Bernold Bellersen sucht jemanden, der eine Chronik seines Reiseführerverlags schreibt. Trixi bekommt den Job und kaum angefangen, steckt sie schon im größten Schlamassel…

Mit „Cheffe versenken“ ist Christiane Güth ein unterhaltsamer, turbulenter und spannender Roman gelungen. Auch wenn die Krimihandlung nicht mit Höchstspannung daherkommt, so konnte ich doch fast bis zum Schluss miträtseln und wurde von der Identität des Täters überrascht.
Die Geschichte ist durchweg mit viel Wortwitz gespickt, der frisch-fröhliche Schreibstil macht das Lesen zu einem großen Vergnügen.
Der Clou sind ganz eindeutig die wunderbaren und zum Teil recht skurrilen Figuren. Allen voran die sportbegeisterte aber arbeitsunwillige Trixi selbst: sie ist ziemlich abgedreht, das Chaos drapiert sich ständig um sie herum.
Aufgefangen wird sie meist von ihrer Vermieterin Florence, dessen französischer Akzent den Dialogen eine Extraportion Humor verleiht. Gemeinsam mit Trixis 14-jähriger Nichte Rahel bildet Florence ein herrliches Gespann, das reichlich kriminalistisches Gespür an den Tag legt. Ohne die beiden und ihre tatkräftige und ideenreiche Unterstützung wäre Trixi so manches Mal aufgeschmissen gewesen.
Der Bellersensche Verlag erweist sich als reinstes Irrenhaus, jeder von Trixis Kollegen scheint eine andere Macke zu haben. Ein bunter Haufen, der seinerseits für gute Unterhaltung sorgt. Vielleicht auch, weil jeder einzeln betrachtet, der Realität gar nicht so fern ist.
Ein spaßiger Krimi, der wunderbar kurzweilige Unterhaltung bietet. Bitte mehr davon.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2012
Martin, Sabine

Die Henkerin


gut

Esslingen, 1325. Familie Wilhelmis befindet sich auf der Rückreise von einer Hochzeitsfeier, als sie in einen von Ottmar de Bruce organisierten Hinterhalt gelockt und brutal niedergemetzelt wird. Nur die 12-jährige Melisande überlebt – gerettet von Raimund Magnus, dem Henkermeister der Stadt Esslingen. Raimund nimmt Melisande als sein Neffe Melchior getarnt bei sich auf und lehrt sie den Beruf des Henkers. Doch Melisande kann mit den grausigen Erlebnissen des Überfalls nicht abschließen, denn sie hat ihrer sterbenden Mutter das Versprechen gegeben, ihre Familie zu rächen…

Melisandes Geschichte wird spannend und interessant erzählt, die Charaktere werden eingehend beschrieben, Städte und Landschaften anschaulich dargestellt. Schön ist auch der flüssige und mitreißende Schreibstil, dem man von der ersten Seite an mühelos folgen kann. Es gibt detaillierte Einblicke in die Arbeit eines Henkers: Hinrichtungen, Folter und auch das Heilen werden ausführlich beschrieben. Im Verlauf der Handlung gibt es ein paar Wendungen, die ich so nicht erwartet habe, die aber die Spannung durch das ganze Buch sehr hoch halten. Es ist klasse, wenn man immer wieder überrascht wird, da macht das Lesen richtig Spaß.
Trotz allem bleibe ich nach dem Lesen unzufrieden zurück. Mit Beginn des dritten Kapitels gab es für mich eine kleine Enttäuschung. Ein Zeitsprung über 5 Jahre! Dabei hätte ich gern mehr darüber erfahren, wie Melisande sich in ihr neues Leben einfindet, hätte gern mehr über ihren Werdegang und die dabei zu überwindenden Schwierigkeiten gelesen, über ihre Ausbildung zum Henker und wie sie es geschafft hat, die sehr grausamen Aufgaben zu lernen und den für sie völlig neuen Alltag zu bewältigen.
Des Weiteren kann ich es einfach nicht nachvollziehen, dass Melisande mehrfach ihre Identität wechseln kann, ohne dass ihr jemand auf die Schliche kommt. Das Haar kürzen und statt einem Kleid Hosen anziehen, reicht meiner Meinung nach nicht aus, die Mitmenschen so zu täuschen, wie es in dem Buch dargestellt wird.
Auch der Schluss wird sehr knapp gehalten, plötzlich lösen sich alle Widrigkeiten in Luft auf, alles läuft viel zu glatt. Schade, dass hier nicht an den ausführlichen Schilderungen der vorangegangenen Kapitel festgehalten wurde.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.