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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 936 Bewertungen
Bewertung vom 07.07.2019
Pauly, Gisa

Die Hebamme von Sylt / Die Insel-Saga Bd.1


sehr gut

Während einer Sturmnacht werden auf der Insel Sylt gleich mehrere Schicksalsschläge das Leben der Menschen auf den Kopf stellen. Die junge Hebamme Geesche Jensen lebt in einem kleinen Haus und richtete hier ein Zimmer für Gebärende ein. Sie ist die einzige Fachfrau auf der Insel und hat einen guten Ruf. In einer Sturmnacht des Jahres 1872 kommen gleichzeitig zwei Schwangere zu ihr. Das eine ist ihre Freundin Freda und die andere die Gräfin Katerina von Zeiderlitz, die mit ihrem Mann auf der Insel Urlaub macht. In der Nacht geschehen schreckliche Dinge und eins davon ist, dass der Ehemann von Freundin Anne auf dem Meer verunglückt und nicht mehr zu ihr zurückkehrt. Geesches Verlobter ist schwermütig und kann es nicht verwinden, dass er als Arbeiter an der neuen Inselbahn tätig sein muss. Viel lieber wäre er Fischer, hat aber kein eigenes Boot. Er verunglückt ebenfalls kurz nach der Sturmnacht.

Schon schnell wird dem Leser klar, was noch in der ereignisreichen Nacht geschah. Darum geht es aber nicht nur und das Buch ist dennoch spannend. Weil viele Dinge passieren. Es wird gemordet, gelogen und denunziert. Der Graf von Zeiderlitz und sein Bruder Marinus entzweien sich, weil sie kein Vertrauen mehr zueinander haben. Geesche muss gegen die Wut der Einwohner Sylts kämpfen. Sie wird falsch verdächtigt und gerät in Lebensgefahr. Fast verliert sie ihre Existenz und es gibt nur einen Menschen, der ihr helfen könnte.

Besonders gut gefielen mir die historischen Fakten. Ich wusste zum Beispiel nicht, wer sich hinter dem Pseudonym Carmen Silva verbirgt. Oder wer damals den Ort Westerland kaufte und zum Aufstieg verhalf. Das Buch zeigt, was aus einem schlichten Fischerdorf mit armen Menschen im Laufe der Zeit werden kann. Am Ende ist auch kein sogenannter Cliffhanger. Jeder, den die beiden folgenden Bücher nicht mehr lesen mag, kann darauf verzichten. Ich werde es nicht tun, da ich wissen möchte, wie es mit Geesche und der Insel weiter geht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.07.2019
Bombarde, Sabrina

Nie wieder ohne dich (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

#NieWiederOhneDich ist ein sehr bewegendes Buch. Beim Lesen kamen mir oft die Tränen und das nicht nur aus Mitleid. Auch eine große Portion Wut war dabei. Worum es geht ist rasch beschrieben. Ein junges Ehepaar fährt mit seinem sehr kranken Baby zur Klinik. Dort sind sich sowohl Ärzte als auch Pflegepersonal rasch einig. Das Kind wurde misshandelt und das von den Eltern. Sie lassen gar keine andere Meinung zu und die beiden jungen Menschen erleben einen regelrechten Alptraum. Sie werden von Polizisten gefoltert (ja, mit Worten und dummen Fragen) und von Ärzten als Unmenschen angesehen. Sie müssen ihr Kind in die Obhut einer Pflegefamilie geben und dürfen es erst nach harten Auseinandersetzungen mit Staatsanwalt und Richter wenige Stunden in der Woche sehen. Welches Unrecht und welche unnötigen Verletzungen, die der kleinen Familie angetan wurden.

Das Erlebte wird in dem Buch von beiden Elternteilen unabhängig voneinander erzählt. Die Mutter, Simone, war damals 18 Jahre alt und litt an einer sehr seltenen Krankheit, dem Angioödem. Dabei schwellen plötzlich und offenbar ohne äußere Einwirkungen Körperteile an. So war es auch bei dem Baby, der kleinen Luna. Sie hatte geschwollene Augen und auch andere Körperteile waren betroffen. Eine simple Untersuchung des Blutes hätte direkt belegt, dass sie die Krankheit der Mutter erbte. Aber nein, die Halbgötter in Weiß ignorierten die Bitten der Eltern. Waren doch beide noch sehr jung und hatten nach Ansicht der Studierten so gar keine Ahnung. Drei Jahre und acht Monate dauerte die Odyssee der Familie und nur das Eingreifen von Journalisten, konnte Abhilfe geschaffen werden. Luna ist zuhause und hat sogar ein Brüderchen bekommen. Sabrina ist eine liebevolle Mutter und Yoan ein toller Vater, der den Unterhalt seiner Lieben verdient.

#NieWiederOhneDich nahm mich so sehr mit, weil ich mich absolut in die Eltern hineinversetzen konnte. Wer schon einmal mit seinem Kind in der Notaufnahme saß und zitterte, der weiß, wie sich das anfühlt. Man ist hilf- und machtlos und was bleibt einem denn übrig, als den Ärzten zu vertrauen? Ich wünsche der Familie Bombarde, dass ihr Alltag erträglich bleibt und sie weiter zu den Glücklichen Menschen gehören.

Ich danke dem Verlag und #NetGalleyDE, dass ich das Buch lesen durfte.

Bewertung vom 18.06.2019
Tichatzki, Tim

Roter Herbst in Chortitza - Teil 1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

In seiner „Botschaft an die Leser (Hörer) schreibt Tim Tichatzki, dass er mit der Veröffentlichung von Roter Herbst in Chortitza einen Konflikt verbreiten möchte. Und zwar den zwischen dem stillen Erdulden von Ungerechtigkeit und Misshandlung, also dem der konsequenten Verweigerung jeglicher Gewalt. Auf der anderen Seite dann sieht er jene, die in einer Gewaltspirale gefangen sind und sich durch ihre Idole zu unnötigen Taten veranlasst sehen.

Hauptfiguren des Buches Roter Herbst in Chortitza sind Deutsche, die auf Einladung der Zarin Katharina nach Russland kamen. Es sind zahlreiche Mennoniten die in der Ukraine in Ruhe und Frieden ihres Glaubens leben wollten. Zwei Jungen gehören zur Gemeinschaft im Ort Osterwick. Die Geschichte beginnt damit, dass diese beiden, Willi und Maxim, ein Maschinengewehr. Hier zeigt sich schon, wie verschieden die Charaktere der beiden sind. Der eine möchte am liebsten sofort schießen, der andere will mit dem Gewehr nichts zu tun haben und es sofort im Fluss versenken. Maxim gehört nicht zur Glaubensgemeinschaft. Er und sein Vater fanden hier Zuflucht vor Männern, die ihre Familie überfielen und töteten.

Nach dem Ersten Weltkrieg kommt das Zarenreich nicht zur Ruhe. Anhänger des abgesetzten Herrschers kämpfen gegen Andersdenkende und die Soldaten sind brutal. Die gläubigen Mennoniten leiden besonders, da sie immer wieder mutwillig schikaniert werden. Stalin kommt an die Macht und der Zweite Weltkrieg bringt erneut Leid und Tod. Das Leben von Willi und Maxim entwickelt sich ganz unterschiedlich.

Das Hörbuch wird von Makke Schneider gelesen. Für mich präsentiert er das Buch perfekt. Seine Stimme passt sich den Emotionen der Handelnden an und ich fühlte mich sehr oft, als sei bei ihnen. Es lässt mich nachdenklich zurück. Zum einen, weil ich niemals verstehen werde, was Menschen ihren Artgenossen antun. Zum anderen weil ich mir fast sicher bin, dass ich nicht so geduldig wäre, wie viele der hier beschriebenen Gläubigen. Sowohl Buch als auch Hörbuch Roter Herbst in Chortitza verdienen viel mehr Beachtung und sollten häufiger gelesen werden. Besonders jetzt, in einer Zeit, wo Gewalt und Mord leider wieder Akzeptanz erhalten.

Bewertung vom 12.06.2019
Shah, Bina

Die Geschichte der schweigenden Frauen


sehr gut

Simon Kristensen veröffentlichte eine Kurzgeschichte und diese war die Grundlage für den Roman #DieGeschichteDerSchweigendenFrauen. Aus ihr wurde das erste Kapitel des Buches. Binah Shah, die Autorin, ist eine pakistanische Frauenrechtlerin. Frau Shah schrieb bereits mehrere Bücher, #DieGeschichteDerSchweigendenFrauen ist jedoch das erste, welches in die deutsche Sprache übersetzt wurde.

Der Roman ist eine Dystopie wobei einige Gegebenheiten gar nicht mal so weit von der Realität entfernt sind. Green City ist ein Ort, der im wahrsten Sinne des Wortes der Wüste abgerungen wurde. Nach einem großen Vernichtungskrieg, bei dem etliche Atombomben fielen, gab es kaum noch Leben in Asien. Green City wurde ganz neu erschaffen und die „Oberen“ hatten nur ein Problem: Es gab zu wenig Frauen. Das hinderte sie nicht daran, diese wie Gebärmaschinen zu behandeln. Jeder Mann konnte einen Antrag auf eine Ehefrau stellen. Sobald dieser positiv beschieden wurde, musste die Frau den Mann heiraten.

Das war aber noch längst nicht alles, was sich die Herrscher in Green City einfallen ließen. Die armen Frauen durften nicht nur einen Mann heiraten, nein sie mussten sich von mehreren Männern schwängern lassen. Zudem bekamen sie von der Regierung Fruchtbarkeitstabletten, damit sie möglichst viele Kinder entbanden. Das Buch berichtet von Sabine Faro, die mit 16 ihre Schule abbrechen musste. Sie sollte auf Befehl des Vaters einen Mann heiraten. Sie floh in die Panah.

Panah ist ein persischer Begriff und bedeutet Zuflucht. Es handelt sich um einen alten Bunker, der von geflohenen Frauen bewohnt wird. Sie wollen nicht als Ware behandelt werden und in Freiheit ihr Leben leben. Jedoch ist ihr Dasein gefährlich. Sobald sie erwischt werden, müssen sie mit dem Todesurteil rechnen.

#DieGeschichteDerSchweigendenFrauen war für mich gewöhnungsbedürftig. Aber es lohnte sich. Es hat spannende Elemente und in den Beschreibungen der Meinung über Frauen liegt viel Wahrheit. Hier geht es zwar um das Leben in Asien, aber in einigen Ländern der Erde ist es wohl kaum anders. Wer sich auf eine Mischung aus Tatsachen und Fiktion einlassen kann, der wird seine Freude an dem Buch haben. Die Sprache ist gefällig und das liegt auch an der Übersetzerin Annette Charpentier. Das Cover ist außergewöhnlich und entspricht nicht den üblichen Titelseiten aktueller Romane.

Ich danke dem Verlag und NetGalleyDE dafür, dass ich #DieGeschichteDerSchweigendenFrauen lesen durfte.

Bewertung vom 29.05.2019
Le Hingrat, Liliana

Die Blutchronik


ausgezeichnet

Endlich war sie da. Die Fortsetzung des Romans Das Herz der Welt von Liliana Le Hingrat mit dem Titel: Die Blutchronik. Damit ich noch einmal so richtig in die Geschichte eintauchen konnte, las ich zunächst Das Herz der Welt noch einmal.

Die Blutchronik knüpft nahtlos an das Ende des letzten Buches an. Vlad und sein Bruder Radu müssen ihr Dasein als Geiseln des Sultans Murad fristen. Dessen Sohn wurde Mehmet wurde verbannt, da er eine Liebesbeziehung mit Radu begann. Das war damals wie mitunter auch heute absolut verpönt und beide hatten Glück, dass sie nicht ermordet wurden. Die Mutter von Vlad Draculea lebt in einem Kloster und ist nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie hat keine Möglichkeit, ihren Söhnen zu helfen und Vlad beim Kampf um die Krone zu unterstützen.

Der junge Radu weiß nicht, was sein großer Bruder für ihn getan hat und lässt sich von Mehmet und dessen Vater beeinflussen. Das bedeutet, dass er seinen Bruder verrät und sich gegen ihn stellt. Obwohl Vlad am 2. Oktober 1448 seine Heimat Targoviste und es dauerte sechs Jahre, bis er wieder zuhause sein kann. Nur wenige erkennen ihn als Herrscher an. Sämtliche Fürsten und Kirchenoberhäupter verweigern ihm die Loyalität.

Wenige Wochen nach der Ankunft in Targoviste empfängt Vlad eine Abordnung von angeblichen Nachfolgern und unter ihnen ist sein Kontrahent Radislav. Der kann sich der Treue seiner Gefolgsleute sicher sein und alle trachten Vlad nach dem Leben. Er schwebt mal wieder in akuter Gefahr. Kann er sich retten? Und wenn ja, wer zeigt sich als Getreuer?

Die Autorin Liliana Le Hingrat schätze ich sehr. Sie recherchiert sehr genau und schreibt selbst im Anhang des Buches Die Blutchronik, dass sie erst dann Aussagen von Historikern übernimmt, wenn sie diese dreimal gelesen hat. Die Grausamkeit der damaligen Zeit, der Kampf zwischen Muslimen und Christen und der Hass bis aufs Blut. Alles beschreibt sie so klar und anschaulich, dass ich beim Lesen in die damalige Zeit abtauche und mitleide. Ich sehe die Landschaft und auch die Kleidung der Protagonisten vor mir.

Allen Freunden historischer Romane empfehle ich, die Bücher von Liliana Le Hingrat zu lesen. Sie ist eine der wenigen Autorinnen des Genres, die Wert auf Authentizität und gewissenhafte Recherche legen. Die Blutchronik gehört zu den Highlights meines Lesejahres 2019.

Bewertung vom 27.05.2019
Hart, Andrew

Im Dunkeln bist du nie allein


sehr gut

Im Dunkeln bist du nie allein ist ein Thriller des Autors Andrew Hart. Eine junge Frau wird von ihren Bekannten zu einer Wiedersehensfeier auf die Insel Kreta eingeladen. Hier lernten sich vor 5 Jahren diese Frau mit Namen Jan, ihr damaliger Freund Marcus, das Paar Simon und Melissa sowie ein anderes Paar Kristen und Brad kennen. Sie verbrachten eine tolle Woche miteinander und beschlossen damals, dass sie sich in 1999 Tagen auf Kreta wiedersehen. Jan und Marcus müssen mit ihrem Geld haushalten während Simon und Melissa scheinbar im Geld schwimmen, sich alles erlauben können. Das ist eigentlich auch kein Problem. Aber nur eigentlich, weil beide ihren Reichtum zur Schau stellen und ihr Gegenüber damit brüskieren.

Jana lügt ständig und das veranlasste Marcus, sie zu verlassen. Der Grund war ein Erlebnis, welches Marcus erst das Ausmaß von Janas Lügerei vor Augen führte. Auch zu Beginn dieses Aufenthalts auf Kreta und dem Treffen mir ihren Bekannten verstrickt sie sich in Lügen. Gretchen, die ebenfalls an diesem Treffen teilnimmt, weiß das und zeigt es ihr. Doch, woher kennt Gretchen diese Schwäche?

Die Story ist in zwei Stränge aufgeteilt. Zum einen, in kursiver Schrift, wird Jana als Gefangene beschrieben. Ihre Ängste und das langsame Erkennen der Gefahr in der sie schwebt, wird vom Autor authentisch erzählt. Dann ist da noch der andere Strang, der das Zusammensein der Freunde schildert. Wo sie hinfahren, was sie dort erleben und worüber sie sich unterhalten. Dass hierbei sogar noch historische Begebenheiten einfließen, fand ich recht interessant.

Trotz einiger Längen und keiner atemberaubender Spannung gefiel mir Im Dunkeln bist du nie allein. Es zeigt unter anderem, dass Vertrauen die Grundlage jeder Gemeinschaft ist. Aber ebenfalls, dass viel Geld und Angeberei häufig nur Augenwischerei sind und von Problemen ablenken.

Bewertung vom 24.05.2019
Dos Santos, José R.

Vaticanum / Tomás Noronha Bd.3


sehr gut

2017 wurde der Autor von Vaticanum, Herr José Rodrigues dos Santos, als bester Autor Portugals ausgezeichnet. Sein Buch Das Einstein Enigma fand über 1 Million Leser und bei dem Roman Vaticanum werden es mit Sicherheit noch mehr. Der Grund dafür ist schnell gefunden. Herr dos Santos schrieb hier einen Thriller, der sowohl fiktive als auch reale Elemente enthält. Vaticanum ist das dritte Buch, welches zur Reihe um den Historiker Tomás Noronha gehört.

Tomás Noronha, ein junger Historiker aus Portugal und seine Verlobte Maria befinden sich in den Katakomben des Vatikans. Tomás soll herausfinden, wo sich das Grab des „Felsen der Kirche“, nämlich des Apostels Paulus befindet. Die Tätigkeit wird abrupt unterbrochen. Der Papst persönlich möchte ihn sprechen aber ohne seine Verlobte. Die ist recht impulsiv und geht ohne ein Wort des Grußes. Tomás hingegen kann auf die Befindlichkeiten Marias keine Rücksicht nehmen und eilt zum Papst.

Seine Heiligkeit fragt ihn unter anderem, ob er die Berichte über die Erscheinungen von Fátima und andere Prophezeiungen kennt. Das ist nicht der Fall und der Papst führt aus, dass die Weissagungen zum großen Teil eintrafen. Die letzte Prophezeiung noch nicht aber er ist der festen Überzeugung, dass auch diese bald ihre Erfüllung findet. Er soll der letzte Papst sein und schon bald sterben. Islamisten werden ihn töten. Tomás glaubt das nicht wirklich muss aber bald hören, dass der Papst von eben jenen Anhängern Mohammeds entführt wurde. Die verlangen Unmögliches und ihr Ultimatum bedeutet gleichzeitig, dass ein Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Das Buch hat mich in seinen Bann gezogen und ich empfehle es ausdrücklich. Nein, nicht weil der Sprachstil des Autors so einzigartig und die Spannung beispiellos ist. Es sind die Fakten über die Mitarbeiter des Vatikans, die das Buch so spektakulär machen. Warum hat der letzte Papst sein Amt aus angeblich gesundheitlichen Gründen niedergelegt? War es wirklich so oder wollte er etwas vertuschen? In welcher Weise arbeiten Vatikanbank und Mafia zusammen und wo fließen die Gelder der Kollekten tatsächlich hin? Das sind Fragen, die der Autor in einer Weise beantwortet, die den Betroffenen nicht gefallen werden. Für mich ist es daher ein Wunder, dass dieser Roman noch nicht von der katholischen Kirche verboten wurde.

Bewertung vom 16.05.2019
Rose Billert, Brita

Der Jäger / Indian Cowboy Bd.2


sehr gut

Endlich geht sie weiter. Die Geschichte um den jungen Indianer Ryan. Er lebte mit seiner Familie in einem Reservat und meldete sich bei der US Air Force, um Geld zu verdienen. Er möchte irgendwann eine Familie gründen und einen eigenen Hausstand haben. Der letzte Band endete mit der Ungewissheit, ob Ryan verhaftet wird.

Der zweite Band des Indian Cowboy hat den Titel Der Jäger. Ryan wird unehrenhaft aus der Air Force entlassen aber zum Glück nicht verhaftet. Er will und muss Geld verdienen und wird künftig als Jäger arbeiten. Das heißt, dass er Menschen aufspürt, die untertauchten. Deren Vergehen sind unterschiedliche und zuweilen wurden sie auch zu Unrecht angeklagt. Bei seinem Job lernt er Keshia kennen und lieben. Wird sie ein Teil seiner erträumten Zukunft sein?

Was mich an den Büchern von Brita Rose Billert so beeindruckt, das ist ihr Wissen um die Situation der Indianer. Sie schreibt keine verklärten Handlungen sondern das, was von eingehender Recherche zeugt. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band und fiebere dann wieder mit, wenn es für Ryan heißt, Abenteuer zu bestehen.

Bewertung vom 15.05.2019
Wendelken, Barbara

Nur wer die Hölle kennt / Nola van Heerden & Renke Nordmann Bd.4


ausgezeichnet

Melody hat sich von ihrem Freund getrennt und zieht mit ihrem kleinen Sohn an den Ort ihrer Kindheit. Hier erlebte sie vor 20 Jahren ein Trauma, welches sie bis heute nicht verarbeiten konnte. Ihre Mutter, die einen Reiterhof besaß und ihr kleiner Bruder kamen durch ein Feuer ums Leben. Die Ermittler stellten damals fest, dass jemand das Feuer legte und drei Menschen (eine Mitarbeiterin des Reiterhofes war ebenfalls im Haus) ermordete.

Schon damals gab es etliche Verdächtige und auch Melody war darunter. Ebenfalls ihr damaliger Freund und noch einige andere Einwohner des Dorfes. Jetzt, wo Melody wieder in ihrem Heimatdorf lebt, kommt die Geschichte von damals wieder ins Gedächtnis aller Bewohner. Viele sind noch immer der Meinung, dass die junge Frau damals das Feuer legte. Dazu gehört auch der Vater ihres kleinen Bruders, der den Tod des Jungen nicht verwinden kann.

Das Buch berichtet abwechselnd aus der Gegenwart und der Vergangenheit. Die jeweiligen Kapitel sind mit Überschriften versehen, die sehr genau darauf hinweisen. Das ist gut, da der Leser nicht erst lange rätseln muss, zu welchem Zeitpunkt das Geschriebene spielt. Von Anfang an wird ein Spannungsbogen erzeugt, der nie abnimmt. Immer wieder dachte ich, ja, jetzt weißt du wer der/die Mörder/in ist. Und dann? Zack, schon wieder kommen neue Erkenntnisse dazu. Auch wenn ich die vorherigen Bände nicht las, kam ich gut in die Geschichte rein und werde die vorherigen Bücher auch lesen.

Die Autorin hat alle Charaktere sehr gut beschrieben. Dadurch lenkte sich mich auch auf Motive für die Morde, die aber im Endeffekt nicht richtig waren. Sehr fein durchdacht von ihr. Die Beschreibung über den Umgang mit Pferden gefiel mir ebenfalls sehr gut. Auch hier erkannte ich, dass Frau Wendelken weiß, wovon sie schreibt. Von mir gibt es eine ausdrückliche Empfehlung für diesen spannungsgeladenen Krimi.

Bewertung vom 14.05.2019
Fuchs, Peter

Schöneberger Steinigung


sehr gut

Schöneberger Steinigung ist der erste Kriminalroman des Autors Peter Fuchs. Der Krimi spielt in Berlin und ist ein gelungenes Abbild der Situation im Kiez. Mit spitzer Feder zeichnet Herr Fuchs sehr realistisch auf, wie AfD und weitere Rechte Gruppierungen liebend gerne ein Unglück für ihre propagandistischen Zwecke missbrauchen.

Ein junger Mann wird tot in einem Park gefunden. Er wurde übel zugerichtet, ja es scheint als sei er zu Tode gesteinigt worden. Schnell wissen die Ermittler, dass es sich bei dem Toten um einen ehemaligen Priester handelt. Er war auf Facebook äußerst aktiv und hetzte dort gegen Muslime, die aus ihrem Heimatland flüchten mussten. Zudem bekannte er sich öffentlich dazu schwul zu sein und das war den ach so gläubigen Christen in der AfD natürlich gar nicht recht. Es gibt also viele Verdächtige und der junge Kriminaloberkommissar Max Kühn hat die schwere Aufgabe, den Täter zu überführen.

Nicht alleine die Tatsache, dass der Krimi bis zum Schluss sehr spannend ist, macht ihn in meinen Augen so lesenswert. Auch die unterschiedlichen Strömungen der politischen Szene beschreibt der Autor sehr detailliert. Sofort nach dem Mord gibt es Mahnwachen vor einem Flüchtlingsheim, bei denen es zu Ausschreitungen von linken und rechten Gruppen kommt. Dann der Hinweis der Hinweis auf die „geheimen Gruppen“ bei Facebook, wo sich die Elite der AfD-Anhänger im wahrsten Sinne des Wortes „auskotzt“. Sie denken, dass sie unter sich seien und werden doch häufig unterwandert. Genau und richtig erfasst und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Es gibt so viele Verdächtige, aber bis zum Schluss keinen Hinweis auf den oder die Mörder/in. Waren es die jungen Flüchtlinge, die oft im Park sind, oder doch die homophoben Männer aus Berlin? Ein guter Krimi mit sehr viel Anschauungsunterricht zum Vokabular der rechten Szene. Selbst Bärgida, die ja zum Glück kaum noch eine Rolle spielt, wird in der Schöneberger Steinigung erwähnt. Ja, ich freue mich schon jetzt auf einen weiteren Kriminalroman von Peter Fuchs.