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S.
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Berlin

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Insgesamt 1137 Bewertungen
Bewertung vom 18.11.2020
Gruber, Monika; Hock, Andreas

Und erlöse uns von den Blöden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Mann möchte weinen, wenn man all die Fakten menschlicher Dummheit so geballt präsentiert bekommt. Stichwort: Toilettenpapier, Hefe, Nudeln. Laut schreien aber könnte mann über Behördenunsinn und schlecht bis gar nicht durchdachte Anordnungen. Konkrete Beispiele werden zur Genüge aufgeführt. Ungenutzte Mäusebrücken! Schließungen dort, wo Hygiene und Abstand eingehalten werden, aber Demos ohne Schutz und Distanz! Steuernummern für eine Woche alte Babys ...
Zugespitzt, treffsicher, satirisch und mit rabenschwarzem Humor beschreiben Monika Gruber und Andreas Hock Coronafolgen, den geistigen Lockdown mancher Mitmenschen, eine neue, völlig andere Sicht auf viele Dinge.
Sie thematisieren die Spaltung des Volkes in vorsichtige und gedankenlose Charaktere, bizarre Verschwörungstheorien und
falsch verstandene Toleranz.
Zielsicher nehmen sie Raucher, Fleischesser, Dinkel- und Dörrobstdogmatiker ins Visier, beschreiben ihre Gedanken zum Thema Mülltrennung, Demos statt Schule , saisonales Obst, Elternzeit, Impfgegner, Transfrauen, Sozialromantiker, Influencerinnen, Männerdutts, Benehmen, Anstand, Doppel-Namen, Genderwahnsinn, Selbstdarstellern. Völlig zu recht meinen sie, dass manche Aspekte latente Aggressionen entfachen. Mit spitzer Zunge und höchst aktuellem Bezug werden Verhaltensweisen verdeutlicht, die - wie schon eingangs erwähnt - nicht unbedingt das beste in den Mitmenschen zum Vorschein bringen. Nicht immer bin ich mit der Meinung der Autoren einverstanden, habe dieses Buch aus dem Piper Verlag jedoch verschlungen und mir so meine eigenen Gedanken zur „Gesamtlage“ gemacht.

10 von 11 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2020
Kuhn, Mila

Tafeldienst - Eine Mutter wechselt die Seiten


ausgezeichnet

Eltern wissen Bescheid. Lehrer könnten alles mit ihren Tipps besser machen und gut geht es denen sowieso. Wirklich? Kann man ja mal ausprobieren, wie das so ist, viel Freizeit und ein festes Gehalt zu haben. Das dachte sich auch Mila Kuhn und arbeitete als Quereinsteiger einige Monate an einer Brennpunktschule. Grundschule, wohlgemerkt, also mit den vermeintlich leichter zu erziehenden Kleinen.
Ohne große Einführung, ohne methodische oder didaktische Schulung, aber mit viel Intuition und Bauchgefühl.
Entstanden ist ein aufschlussreicher Erfahrungsbericht mit vielen unerwarteten Vorkommnissen, mit vielen überraschenden Situationen und der Schilderung eines unermüdlichen Kampfes um Autorität, Disziplin und gleichzeitiger Vermittlung von Fähigkeiten und Kenntnissen. Man liest von „1001 wundervollen Überraschungen im Lehreralltag“, von Ungereimtheiten im Schulwesen ( besonders kontraproduktive wie das wöchentliche Losverfahren zur Sitzplatzverteilung oder sinnfreien, sogar schädlichen Methoden wie dem Schreibenlernen nach Gehör), bekommt Tipps, aber keine Patentlösungen präsentiert und empfindet Bewunderung für das Durchhaltevermögen und das Engagement von Frau Kuhn. Tatsächlich gelingen ihr einige bemerkenswerte Erfolge, kann sie manchem Kind neue Ansichten vermitteln. Es gibt unglaublich jedoch viele Missstände in der Schullandschaft, viele Kinder werden nicht so mitgenommen, wie sie es bräuchten. Stichwort: Lehrermangel! Die, die da sind, werden verheizt.
Ein Bericht, der viele Probleme aufzeigt, trotzdem aber Mut macht, den vielseitigen, stressigen, anstrengenden, schönen Beruf des Lehrers wert zu schätzen.

Bewertung vom 09.11.2020
Holden, Wendy

Teatime mit Lilibet (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es findet sich kaum etwas in den Berichten und Aufzeichnungen der königlichen Familie der Neuzeit über Marion Crawford. Warum? War sie unbedeutend? Nein, ganz im Gegenteil. 16 Jahre lang gab sie alles, um die künftige Queen Elizabeth und ihre Schwester Margaret zu erziehen, ihre Persönlichkeiten zu formen. Sie versucht, ihnen die Welt außerhalb des abgehobenen Palastlebens zu zeigen, fährt in der Metro mit ihnen und kauft im Warenhaus ein, begeistert sie für die Pfadfinderinnen und bringt ihnen bei, wie man putzt, auf Bäume klettert und so vieles mehr. Sie unterrichtet anschaulich Naturwissenschaften und Geschichte. Ist immer für sie da, beschützt die Kinder des Königspaares während des Zweiten Weltkrieges und ist mehr Ansprechpartnerin als die Eltern. Sie verzichtet auf anständige Entlohnung, auf ein Privatleben, auf Anerkennung. Gedankt wird es ihr kaum.
Wendy Holden beschreibt anschaulich und lebendig das Leben bei Hofe, erzählt interessante Details über den dortigen Alltag und schildert überholte Ansichten, Ränkespiele und Intrigen. Eine Menge Figuren kommt egoistisch, machtbesessen, herablassend und manipulativ daher. Eingebettet in den historischen Kontext erfährt der Leser viel über Mode, Architektur und Sparmaßnahmen bei „Königs“.
Wer wusste schon, dass im Krieg schwarze Linien in Badewannen in 12 Zentimetern Höhe anzeigten, wie viel Wasser benutzt werden durfte? Schutzbunker in den ehemaligen Verliesen eingerichtet wurden?
All das Trägt Crawfie klag- und selbstlos mit. Bis sie überflüssig wird.
Und nun?
Eine späte, sehr lesenswerte Würdigung einer tollen Frau.
Aus dem Englischen von Elfriede Peschel aus dem Ullstein Verlag.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2020
Neumayer, Gabi

Die dunkle Seite des Dackels (eBook, ePUB)


gut

DIE DUNKLE SEITE DES Dackels
Kevin und ein seltsamer Dackel


Eine nette, irre verdrehte Geschichte um Kevin, der gern Arzt werden möchte ( aussichtslos mit dem Namen), Soraya, die Friseurin, Daniel und Hefteschreiberin Annika, Jojo, Atze und anderen. Skurrile Ideen (Kriminelle, die Unterwassertiere häkeln), chaotische Handlungsabläufe und komödienhafte Verwicklungen reihen sich aneinander. Spaßig, bis auf den Dackel. Dessen Gedanken sind nervig. Leider dreht es sich um ihn, er hat sich von seinen Besitzern verabschiedet und wird von ihnen schmerzlich vermisst. Warum auch immer. Mit tölpelhaften Methoden machen sich Annika und Daniel auf die Suche. Ab jetzt wird es haarsträubend - einige Seiten lang.
Gabi Neumayer hat eine verrückt- verdrehte, unwahrscheinliche und chaotische Geschichte mit durchgeknallten und irrational handelnden und neurotischen Figuren geschrieben.
Wer durchhält, wird vielleicht mit einem versöhnlichen Ende belohnt.
Herausgegeben von »be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG

Bewertung vom 02.11.2020
Horn, Elizabeth

Schadensfall Weihnachten


gut

Elisabeth Horn hat eine sehr leichte romantische Weihnachtsgeschichte geschrieben. Gabriel und Tim arbeiten bei einer Versicherung, sind ganz normale Typen, sportlich oder Teddybär mit Bart und mehr als bereit, sich zu verlieben. Leider ist Tims heimlich Verehrte mit dem attraktiven Maurice zusammen, Gabriels angeschmachtete Nachbarin wird wohl keinen Mann mit Hummeltaille mögen. Die wiederum denkt, dass sie mit ihrer Brille nicht ansehnlich genug ist.
Im Büro nervt ein schleimiger Machomann, dann gibt es noch eine aufdringliche Tante, ein Schornstein spielt auch eine besondere Rolle. Schüchternheit verhindert ein schnelles Happyend. Leider fehlt Spannung, Maurice Geschenk z. B. hätte kriminelles Potenzial gehabt, auch ein oder mehrere originelle Versicherungsfälle ( wenn zwei Protagonisten schon Schadenssachbearbeiter sind) hätten der Story gut getan.
Schnelle Gute-Laune-Lektüre, passend an trüben Vorweihnachtstagen, herausgegeben von Piper Digital und mit einem schönen Cover verziert.

Bewertung vom 02.11.2020
Sellin, Fred

Nur Heringe haben eine Seele


sehr gut

Rudolf Pleil brüstet sich gern damit, Frauen getötet zu haben, nennt sich „bester Totmacher Deutschlands“. Wegen eines anderen Mordes verhaftet, prahlt er damit, Morde, die bisher nicht aufgeklärt wurden, begangen zu haben. Die angeberischen Geständnisse dieses Serienmörders erschüttern den Leser. Was für ein eiskaltes Monster spricht da, ohne Unrechtsbewusstsein, brutal, eitel.
Historische Gegebenheiten der 40-er und 50-er Jahre beleuchten die Verhältnisse dieser Zeit in Deutschland, die Gegebenheiten des mit Grenzen durchzogenen Landes und die wirtschaftliche Situation.
Pleil wuchs unter schwierigen Verhältnissen auf, gewiss, hat nur einen Fünfklassenabschluss, ist Epileptiker, Säufer, das alles erfährt man ungeschönt. Verständnis weckt das aber nicht, das Urteil „Lebenslänglich“ ist mehr als gerechtfertigt.
Pleil berichtet also ausführlich, hat ein sehr genaues Detailgedächtnis, beschreibt seine Taten in aller Abscheulichkeit und hält sich für einen schlauen Ehrenmann. Frauen sind für ihn überflüssige Biester, nur dazu da, seine Bedürfnisse und abartigen sexuellen Gelüste zu befriedigen. Psychiater und Kommissare, die ihn oft befragen, stellen fest, dass Pleil moralische Werte zwar kennt, sie allerdings für ihn nicht gelten. Er ist sehr eitel und für Lob empfänglich, stolz, schlagfertig, vielfach verschlagen und hat eine ausgesprochen lebendige Fantasie.
Dieser Historische True Crime Bericht von Fred Sellin schildert Rudolf Pleils spektakuläre Mordserie der Nachkriegszeit, ein Tatsachenbericht, ein Psychogramm eines gestörten Serienmörders. Unglaubliches und erschütterndes Material.
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur

Bewertung vom 31.10.2020
McFarlane, Mhairi

Aller guten Dinge sind zwei (eBook, ePUB)


sehr gut

Klingt bekannt: Dan, der langjährige Freund von Laurie, behauptet, er müsse sich selbst finden und zieht aus. Gelogen, denn er hat schon länger eine Andere. Laurie kann es nicht fassen, leidet fürchterlich. Wie gut, dass der Bürocasanova ihre Hilfe braucht. Der Plan: durch eine feste Freundin wirkt er seriös, sichert seine Karriere, sie kann Rache an Dan, der in derselben Anwaltskanzlei arbeitet, nehmen. Wird er eifersüchtig genug, um zurück zu Laurie zu kommen? Das soll klappen?
Mhairi McFarlane hat es wieder bewiesen: sie kann Unterhaltung, an vielen Stellen mit echtem britischen Humor! Sympathische Charaktere, Figuren, die aus dem unmittelbaren Umkreis stammen könnten, lebendige und schlagfertige Dialoge plus schonungslose Enthüllung einer machogeprägten Kanzleihierarchie machen den Roman locker-leicht. Man kann Lauries Gefühlsachterbahn gut nachvollziehen, große Überraschungen gibt es nicht, das Ende kommt nicht unerwartet.
Schöner fluffiger Liebesroman, aus dem Englischen übersetzt von Maria Hochsieder, verlegt von Droemer Knaur.

Bewertung vom 28.10.2020
Maurer, Jörg

Den letzten Gang serviert der Tod / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.13


ausgezeichnet

Die Truppe um Kriminalhauptkommissar Jennerwein gibt zum 13. Mal wieder ihr Bestes, leicht getrübt von haarsträubenden Fehlern. Aber wenn im Gourmettempel gleich mehrere Tote aufgefunden werden, kann man schon mal etwas falsch deuten. Eine große Rolle in diesem Alpenkrimi spielen Pilze, teils mit total irrsinnigen Namen. Sie existieren aber tatsächlich. Und werden von Pilzmaler ( was für ein sehr spezieller Beruf!) Siegfried Schlatt mit Liebe und Leidenschaft gemalt und als halluzinogene Substanz genossen. Schöne Einlassungen vom Portal „Schmackofatz“ beschreiben, was Gäste im „Hubschmidt“ gut bzw. weniger ansprechend fanden. Kleine Anekdötchen aus der Kochgeschichte fügen sich nahtlos und interessant ein.
Aber: Wer hat denn nun die Morde begangen? Viele Spuren müssen ausgewertet werden, skurrile Ermittlungsmethoden, wahnwitzige Verfolgungsjagden ( mit Fahrrad, Flugzeug u.ä.) und vor allem: abgedrehte Dialoge machen diesen Maurer-Krimi zu einem unterhaltsamen und super zu lesenden Genuss.
Verlegt von Scherz, S. Fischer Verlag GmbH.

Bewertung vom 26.10.2020
Holzapfel, Falk

Der Schleier von Arken / Millenia Magika Bd.1


ausgezeichnet

Dorthin will man als Jugendlicher ganz gewiss nicht: kein Internet, alles altmodisch: laaangweilig! Adrian aber will nur weg von seinem alten Zuhause, alle dort sehen ihn nur als Freak, sein Stiefvater schikaniert ihn. Also ab nach Arken, zur Tante. Dort aber erlebt er Ungeheuerliches: Hexen, Ghule, verfeindete Gruppen, Entführungen. Seine neuen Freunde haben auch einige merkwürdige Geheimnisse, unglaubliche Abenteuer stehen bevor.
Zapf alias Frank Holzapfel hat eine spannende Geschichte erdacht, in der er für Leser ab 10 Jahren Bekanntes aus dem Alltag mit phantastischen Wesen und Geschehnissen vermischt. Anderssein wird genauso thematisiert wie Umweltprobleme, Freundschaft und Hilfsbereitschaft, das Einstehen für Andere spielt eine große Rolle. Auch Fehler dürfen gemacht werden, Gier und Neid werden verurteilt. Auf eine Fortsetzung wird gehofft.
Super zu lesen, mit anschaulichen, modernen Zeichnungen bereichert, wird der Schleier von Arken im Schneiderbuch der HarperCollins Germany GmbH gelüftet.