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Insgesamt 1259 Bewertungen
Bewertung vom 20.10.2018

Historischer Weltatlas


sehr gut

Wer viele Ursachen für einen Großteil der aktuellen 'Politik' verstehen will...

... kann diesen Atlas sehr gut verwenden.

Es ist eigentlich und leider ziemlich egal, wohin man den Blick richtet: Türkei = ehemaliges und riesiges Osmanisches Reich. Levante, Syrien, Libanon, Jordanien, Irak = die auch heute noch bestehende Grenzziehung von England und Frankreich mit dem Lineal gezogen, ohne Rücksicht auf Volkszugehörigkeiten, Brauchtümer, Kulturen, Religionen. Afrika = in weiten Gebieten ohne jede Rücksicht der Kolonialmächte Grenzen mit dem Lineal gezogen. Besonders auffallend in der Arabischen Welt (S. 148).

Wie war doch die Aussage von dem zurückgetretenen britischen Aussenminister Boris Johnson, ehedem Bürgermeister von London? Sinngemäss: wenn der Brexit, wie auch immer, nicht durchgeführt wird, droht Gross-Britannien zu einer Kolonie der EU zu werden...
Der 'Wirrkopf' sollte mal einen Blick auf die Seiten 104 und 105 werfen. Dann erkennt er (vielleicht?), was die Briten auf der Welt angerichtet haben. Einschliesslich der mit weit überlegenen militärischen Mitteln erfolgten Niederschlagung des Ersten Opiumkrieges gegen China. Um die Chinesen zur Duldung des extrem lukrativen Opiumhandels durch die britische East India Company zu zwingen.
Oder die geplanten Waffenlieferungen an die Südstaaten der USA während des amerikanischen Bürgerkrieges. Grund: die Briten wollten den für sie extrem lukrativen Sklavenhandel auf jeden Fall aufrecht erhalten.
Oder die aus der stärkeren Position heraus durchgeführte Einflussnahme der Briten auf die argentinische Wirtschaft.
Oder der Krieg zwischen Gross-Britannien und Argentinien wegen der Islas Malvinas, von den Briten Falkland Islands genannt. Es wird vermutet, dass zwischen dem Argentinischen Festland und den Islas Malvinas reiche Erdölvorkommen zu finden sind...

Oder, oder, oder...

Wobei die Franzosen, Niederländer, das Deutsche Reich, Spanien, Portugal, die USA, Belgien, Italien, ja selbst Dänemark und oder welcher europäische Staat auch immer nicht gerade zimperlich waren, um ihren jeweiligen wirtschaftlichen Vorteil unter extremer Ausbeutung der Kolonien, deren Bevölkerung und deren Bodenschätze durchzusetzen.

Bedauerlich ist die teilweise nicht herausragend gute Druckqualität. Und die Tatsache, dass (notwendigerweise) die Bindung mitten durch die doppelseitigen Karten läuft.

Dennoch und kurzum: die aktuelle Weltlage ist nur durch einen Rückblick auf die Geschichte halbwegs nachvollziehbar. Um den Überblick zu behalten oder zu bekommen bietet der Historische Weltatlas sehr viele Materialien.

Bewertung vom 18.10.2018
Moore, Graham

Die letzten Tage der Nacht


ausgezeichnet

Ein grandioses Buch, ein grandioser Roman!

Der 'Stromkrieg' fand tatsächlich in den weitesten Teilen so statt, wie es Graham Moore in seinem Buch beschreibt. Die mit zahllosen vor Gericht geführten Patenstreitereien um die Erfindung der Glühbirne. Um die Versorgung der USA mit Gleichstrom (Thomas Alva Edisons 'Erfindung' und Bemühungen) oder Wechselstrom (George Westinghouse). Die von einem Protagonisten Edisons tatsächlich durchgeführten Versuche, Tiere, angefangen bei Katzen und Hunden über Pferde bis hin zu einem Elefanten, auf offener Bühne durch die Einwirkungen von Wechselstrom sterben zu lassen. Um damit die behauptete Gefährlichkeit von Wechselstrom im Vergleich zu Edisons Gleichstrom unter Beweis zu stellen. Was schliesslich zum Einsatz des Elektrischen Stuhls als Hinrichtungsmethode in einigen Staaten der USA führte. Die den Tatsachen entsprechende Beschreibung der Hinrichtung des ersten so ermordeten Delinquenten entspricht den Tatsachen! Es sind überprüfbare Tatsachen.
Auch die Personen, die in dem Roman eine Rolle spielen, die beiden sich befehdenden Erfinder Edison und Westinghouse, der Bankier J.P. Morgan, der junge Anwalt Paul Cravath, eine der Hauptpersonen, seine zunächst heimliche Liebe Agnes Huntington, Nikola Tesla, nahezu alles entspricht realer Geschichte.

Was sich Graham Moore in Abänderung der Tatsachen hat einfallen lassen, erklärt und begründet er im Anhang. Nach der kurzweiligen und hochinteressanten Lektüre weiß man(n) und Frau dann auch warum das E-Auto Tesla eben Tesla heißt. Man macht sich doch mal Gedanken, was seinerzeit für Ideen, Mühen, Patentstreitereien dahinter standen, um den völlig unbewussten Griff zum Lichtschalter in der Wand zu betätigen und den Raum mit Licht zu erfüllen. Was sich aus all dem innerhalb von knapp 140 Jahren entwickelte. Bis hin zum Smartphone mit Taschenlampenfunktion etc. etc.

Der Roman ist in einem derart passenden Sprach- und Schreibstil verfasst, dass man die Zeiten um 1890 bildhaft vor sich sieht. Ein Plan von Manhattan im Jahr 1880 macht es leicht, sich auch im 'Kopfkino', welches sich beim Lesen unwillkürlich einstellt, räumlich zurecht zu finden.

Einfach nur Klasse.

Bewertung vom 17.10.2018
Bogner, Stefan;Baedeker, Jan

Porsche Drive - Pass Portrait - Großglockner


ausgezeichnet

Es gibt viele wundervolle Alpenpässe - aber einer DER Hochalpenpässe ist wohl der Grossglockner

Bei diesem bildgewaltigen zweisprachigen (deutsch und englisch) Buch mit seinen insgesamt 375 Seiten handelt es sich nicht um eine reine Ist-Beschreibung der Hochalpenstrasse. Sondern mit Reproduktionen von alten Stichen, Dokumenten, Bauplänen für gar manche Serpentinen, Kostennoten, historischen Schwarz/Weiss-Fotos, Auszügen aus damals aktuellen Zeitungen etc. zeigen die Autoren auch die Wie-ist-sie-geworden-Geschichte auf. Sehr interessant.

Beeindruckende Landschaftsaufnahmen, wohl aus einem Hubschrauber oder auch während der Fahrt aufgenommene Fotos diverser Serpentinen lassen auf der Stelle den Wunsch wach werden, diese schönste Verbindung zwischen Zell am See in Österreich und Tolmezzo in Italien zu befahren, zu geniessen. Zumindest bei denjenigen, die einen Sinn für derartig mit grandiosen Kurven, Kehren, Serpentinen durchsetzte Strassen haben. Die Entscheidung, ob das Stilfser Joch oder die Grossglockner Hochalpenstrasse die schönere, die faszinierendere Strecke ist, die kann ich leider noch nicht treffen. Dazu fehlt mir noch die Erfahrung mit dem Großglockner. Weil ein Freund bei einer Rückfahrt von Kroatien vor ein oder zwei Jahren uns über den recht langweiligen Gerloss-Pass gelotst hat. Er hatte wohl noch genug vom Hahntenjoch, vom Timmelsjoch etc. Diesem Bildband nach zu urteilen muss der Grossglocker aber ebenso spektakulär wie das Stilfser Joch, der Umbrail, der Splügen oder der Sankt-Bernhard-Pass sein.

Damit keine falsche Erwartungen entstehen: wie alle anderen Bildbände aus der dazu gehörenden Delius Klasing Reihe "Curves" ist es kein auf Hochglanzpapier gedrucktes Buch. Alle Fotos, ob klein, ob gross, ob doppelseitig, ob mit Porsche, Moped, Rennrad oder reiner Natur, ob Sommer- oder Winteraufnahmen sind auf mattem Papier gedruckt.

Der dazugehörende Text ist locker geschrieben, angenehm zu lesen. Dass auf einigen Fotos mit Fahrzeugen aus Zuffenhausen, manchmal auch Detailaufnahmen von diesen zu sehen sind, ist dem Untertitel des Buches geschuldet:
"Porsche Drive - Pass Portrait"

Aus eigener vielfältiger Erfahrung: es muss wahrhaft kein Porsche sein, um solche Alpenstrassen zu geniessen. Ein anderes Fahrzeug, wenn's denn ein Automobil sein soll idealerweise ein Cabrio, bringt die gleiche Freude, den gleichen Spass! Der Bildband hier bringt auf jeden Fall schon mal jede Menge Vorfreude!

Bewertung vom 17.10.2018
Rubin, Reuven

Tel Aviv


ausgezeichnet

Nicht ausschliesslich Kochbuch, zugleich auch Stadt- und Szeneführer

Teilweise sehr ausgefallene Rezepte. Aber schon beim Lesen und erst recht beim Betrachten der zu jedem Rezept gehörenden Foto kommt grosser Appetit auf. Und Lust, dieses oder jenes Rezept ausprobieren und gegebenenfalls ins Standardkochrepertoire aufnehmen zu wollen.

Kombiniert sind die Rezepte mit der Vorstellung der Köchin beziehungsweise des Kochs. Zumeist Betreiber kleinerer oder auch mal grösserer Lokale, Cafés oder Bars. Dazu jede Menge sehr schöner und auch 'geschmackvoller' Farbfotos, einer kurzen Vorstellung der Lokalität und des Stadtviertels, in dem sich diese befindet. 'Geschmackvoll' steht hier in Gänsebeinen, weil die Fotos vom Motiv und auch von der Druckqualität her sehr gelungen sind und etwas vom Geschmack der Gerichte ahnen lassen.

Bedingt durch die aus allen Nationen stammenden Einwanderer, die nach Israel kommen, sind die Rezepte wahrhaft international. Arabische Küche, Argentinien, Bulgarien, Griechenland, Italien, Polen, Russland und so weiter und so weiter.

Ein schönes (Koch-) Buch. Nicht nur für Anhänger Israels jüdischen Glaubens.

Bewertung vom 12.10.2018
Abend, Bernhard

Baedeker Reiseführer Provence, Côte d'Azur


ausgezeichnet

Auch das Gummiband ist Lavendelviolett...

Nach der Überarbeitung der gesamten Aufmachung und Umstrukturierung der BAEDEKER-Reihe steht auch der Reiseführer für die Provence zur Verfügung.

In der gewohnten Baedeker-Manier werden die Besonderheiten der ganzen Region entlang der französischen Mittelmeerküste und das Hinterland ausführlich beschrieben und geschildert. Die zahlreichen Farbfotos wecken entweder Erinnerungen an eine Reise dorthin. Oder sie rufen die Vorfreude auf einen zukünftigen Urlaub in der Camargue, der Côte d'Azur, vielleicht auch in den Alpen der Provence wach.

Je nach Besonderheit eines beschriebenen Ortes werden die entsprechenden Zusatzinformationen präsentiert. Bei der Parfümstadt Grasse beispielsweise die prinzipielle Herstellung von Parfüm, die Duftpflanzen aus denen diese Wässerchen unter anderem gewonnen werden. Bei Avignon ein 3D-ähnliches Schaubild des Papstpalastes und bei Arles ein Illustration des Amphitheaters.

Alles interessant und informativ.

Wie von den bisherigen Baedekers gewohnt kommen auch die Tipps für ansprechende Hotels, Restaurants, Cafés und Bars nicht zu kurz. ebenso wenig wie die allgemeinen und aktuellen Infos zu Anreisemöglichkeiten, Preisen & Vergünstigungen et cetera. Klar, ein kleiner Sprachführer ist im letzten Teil des Reiseführers auch zu finden.

Die beiliegende Landkarte (1:280.000) ist detailliert genug, um sich in der Provence zurecht zu finden. Bei den grösseren Städten macht es der Ausschnitt aus einem Stadtplan leicht, sich zu orientieren.

Bewertung vom 10.10.2018
Schumann, Christoph

Baedeker Reiseführer Dänemark


ausgezeichnet

Eine wichtige Information fehlt leider…

Nämlich, dass es möglich ist, nach 10 Jahren dauerhaftem Wohnsitz und Arbeit in Dänemark einen Antrag auf die Erteilung der dänischen Staatsbürgerschaft zu stellen. Gekoppelt an eine entsprechende Prüfung über Sprachkenntnisse in Dänisch etc.

Denn nach dem Bereisen des nördlichen Nachbarn Deutschlands unter Zuhilfenahme dieses Baedekers wird bei dem einen oder anderen Leser wahrscheinlich der Wunsch vorhanden sein, in dem kleinen Staat mit den glücklichsten Bürgern der Welt dauerhaft leben zu dürfen.

Den Baedeker macht wie üblich die Menge und Qualität der weiteren Informationen über das Reiseziel, die beschriebene Region oder Stadt aus. Angefangen bei allgemeinen Infos wie Natur und Umwelt, Bevölkerung, Mentalität derselben, Politik und Wirtschaft über Geschichte, Kunst und Kultur sowie im letzten Kapitel praktische Hinweise von Anreise über Etikette bis hin zu Preisen, Verkehr und Zeit.
Dass es viele Infos zu Festen, Essen und Trinken, Urlaub mit Kindern und auch Shopping und Übernachten zu finden gibt, versteht sich bei einem Reiseführer prinzipiell. Die vier aufgeführten Touren führen durch ganz Dänemark. Aufgeteilt in quer durch den Westen Jütlands (550 km), den Osten Jütlands (400 km), Fünen (ca. 240 km) und rund um Kopenhagen mit seinen umliegenden Schlössern (rund 230 km). Wobei die beiden Autoren wie in und für Dänemark spezifisch eher geruhsame, genussvolle Zeitangaben zwischen 2 und 5 Tagen machen.

Die in den Abschnitten mit den Touren getroffenen Feststellungen zu Essen, Trinken und Übernachten sind natürlich auch in der alphabetisch nach ihren Namen sortierten Reisezielen zu finden. Ebenso wie die detaillierten Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten wie Kirchen, Schlösser, Museen, besondere Gebäude, Plätze etc.

Was diesen Baedeker wie alle anderen Bände der Reihe gegenüber sonstigen Reiseführern heraushebt ist nicht die schöne Aufmachung mit den vielen Farbfotos, auch nicht der nett und leicht zu lesende Text. Es ist die Ansammlung wissenswerter Infos das beschriebene Reiseziel betreffend. Einschliesslich Querschnittszeichnungen, die dem Leser beispielsweise den Aufbau des Doms von Roskilde, Grabstätte der dänischen Könige, des Märchenschlosses Rosenborg Slot verdeutlicht.

Im Gepäcke eines DomRep-All-inclusive- oder eines Antalya-1.300-Betten-14-Tage-für-350,00-Euro-mit-allem-Drum-und-Dran-Urlauber wird ein Baedeker eher nicht zu finden sein. Dafür aber im Gepäck der Reisenden, die wirklich Land, Leute und auch deren Geschichte besser kennen lernen wollen. Und dann doch mit dem Gedanken spielen, Däne werden zu wollen, zu können
.
Wer unter dieser Prämisse seinen Urlaub plant und/oder erlebt, ist mit dem Baedeker hervorragend beraten.

Bewertung vom 10.10.2018
Irlinger, Bernhard

Zeit zum Wandern Oberallgäu und Kleinwalsertal


ausgezeichnet

Warum denn in die Ferne schweifen...

Mithilfe der gleich im Buchdeckel befindlichen ausklappbaren Übersichtskarte lässt sich gleich und schnell eine zu erwandernde Tour aussuchen. Wobei die farbig unterlegte Nummer der Tour, so wie sie dann auch im Wanderführer selbst aufgeführt ist, es ganz einfach macht, sich den passenden Schwierigkeitsgrad raus zu suchen. Leicht, mittelschwer, schwer. Wobei immerhin zehn der insgesamt 40 Touren als schwer ausgewiesen werden. Eine bei Hindelang "Spieser und Kleiner Hirschberg", die anderen neun in den Allgäuer Alpen, beispielsweise der Heilbronner Weg. Geht dann doch bis auf 2.615 Meter Höhe. Insgesamt sind die Wanderungen im ganzen Allgäu, drei auch in Österreich Richtung Bregenzer Wald zu finden.

Jede Wanderung verfügt über ein Höhenprofil mit Angabe, auf welcher Höhe sich der im Text erwähnte Punkt in etwa befindet. Eine kleine Wanderkarte ist bei jeder Wanderung abgebildet, die beigefügte Wanderkarte im Massstab 1:111.100 gibt einen Überblick über die gesamte Region. Dass die Beschreibungen als solche detailreich sind versteht sich von selbst. Über die Genauigkeit der zum Download auf der Website des Verlages zur Verfügung gestellten GPS-Tracks kann ich mich nicht äussern, da ich diese nicht verwende.

Was ich jedoch sagen kann ist, dass die Wanderungen gut beschrieben sind, allesamt ausreichend über zu bewältigende Distanz, Höhenmeter, mit Hilfe von Piktogrammen auf Sehenswürdigkeiten, Verpflegungsmöglichkeiten Klettersteige, Bademöglichkeit, Anreise etc. informieren. Wobei im ausklappbaren Buchrücken ist tabellarisch nochmals zusammen gefasst dargestellt, was es wo zur erwarten gilt. Einschliesslich Gehzeit, Distanz, Höhenmeter, Anreisemöglichkeit per Bus/Bahn.

Also selbst bei einem Wanderurlaub mit Kindern oder Jugendlichen weiss man, woran man ist. Schön.