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Rebecca1120
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Oranienburg
Über mich: 
bin eine absolute Leseratte; besonders gerne lese ich Krimis, Thriller und historische Romane

Bewertungen

Insgesamt 975 Bewertungen
Bewertung vom 22.02.2019
Tsokos, Michael

Abgeschlagen / Paul Herzfeld Bd.1


sehr gut

Paul Herzfeld arbeitet in der Rechtsmedizin in Kiel. Mit seinem Vorgesetzten, Prof. Schneider, verbindet ihn nicht viel. Dazu sind die beiden zu verschieden. Schneider ist geltungsbedürftig und sieht im beruflichen Aufstieg seinen Lebensinhalt. Paul Herzfeld dagegen geht es um die Aufklärung der Taten. Als Prof. Schneider bei einer gemeinsamen Obduktion einer zerstückelten Frauenleiche, sehr schnell eine Machete als Tatwerkzeug bestimmt, sind Anfänge von Argwohn bei Herzfeld gepflanzt. Wie sehr diese Saat aufgehen, wuchern und sich vermehren wird, ahnt er da noch nicht….
Auch dieses Buch von Michael Tsokos ist wieder nichts für schwache Nerven. Detailgetreu und anschaulich beschreibt er den Zustand der Opfer und die anschließende Arbeit der Pathologen. Aber genau das liebe ich an diesem Autor. Wenn man das liest, dann merkt man, er weiß genau worüber er schreibt. Der Fall, den es diesmal zu lösen gibt, hat es in sich und Herzfeld ahnt sicher nicht, wie persönlich die Aufklärung für ihn wird. Die Geschichte finde ich sehr gut konstruiert und glaubhaft geschildert. Mit den Alleingängen von Paul Herzfeld kann ich mich gar nicht anfreunden. Er hat mich damit stellenweise sehr aufgeregt. Jetzt wo er Vater ist, sollte er mehr Rücksicht auf seine kleine Familie nehmen. Ich fand ihn stellenweise verantwortungslos.
Als überlegt handelnden ruhigen Pol empfand ich dagegen die italienische Kollegin Tattoli. Fachlich brillant bleibt sie auch in kritischen Situationen ruhig, wird nicht von übersteigertem Selbstbewusstsein getrieben und kann sich wunderbar in andere Menschen hineinversetzten. Ich mag sie. Da würde ich mir noch weitere Fortsetzungen wünschen, in denen Herzfeld und Tattoli zusammenarbeiten.
Der Größenwahn des Täters, seine durch Verzweiflung sich immer mehr in Extreme getriebenen Fantasien und Handlungen fand ich spannend und aufregend. Darum habe ich mich mit dem Buch auch wunderbar spannend und kurzweilig unterhalten gefühlt. Von mir gibt’s 4,5 Lese-Sterne und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 22.02.2019
Moström, Jonas

Mitternachtsmädchen / Nathalie Svensson Bd.3


gut

Psychiaterin Nathalie Svensson wird von der Polizei um Hilfe gebeten, denn in Uppsala treibt ein Serientäter sein Unwesen und die Brutalität seiner Taten ist zunehmend. Dabei hat Nathalie gerade selbst so viele private Probleme. Sie steckt mitten im Scheidungskrieg und im Kampf um das gemeinsame Sorgerecht für ihre beiden Kinder. Aber Nathalie stellt sich den Herausforderungen – privat wie dienstlich….
Diese Hauptfigur ist in meinen Augen sehr streitbar. Auf der einen Seite beruflich brillant und engagiert, aber auf der anderen Seite auch ausgehungert nach Wärme, Geborgenheit und Liebe. Und das ist es auch, was mich an ihr gestört hat: sie kämpft um das gemeinschaftliche Sorgerecht, wartet auf das Urteil des Familiengerichts, schickt dann aber ihre Kinder zur Mutter ab. Gut, zum Teil wegen beruflicher Eingebundenheit, aber mehr noch, um sich via Dating-Plattform mit Männern zu treffen. Im Buch selbst fasst Nathalie ihre Gedanken dazu in folgende Worte: „Was bin ich nur für eine Mutter!“ Ja das finde ich auch. Dadurch hat sie bei mir Negativpunkte gesammelt, die bis zum Ende des Falls nicht aufgewertet wurden. Besser als Romanfigur hat mir dagegen ihr Kollege Tim Walter gefallen. Noch jung an Jahren und Erfahrungen, ist er doch an seinem Laptop unschlagbar. Süß fand ich auch, dass er sich, entgegen seinen Neigungen und Fähigkeiten und wohl mehr um Nathalie zu beeindrucken, in das Treffen der illegalen Studentenvereinigung eingeschleust hat und erwartungsgemäß dabei gescheitert ist. Ich glaube, trotz des Altersunterschieds ist er ein wenig in Nathalie verknallt.
Bei der Aufklärung der Vergewaltigungsfälle sowie des Tötungsdelikts kristallisieren sich drei Verdächtige heraus. Die ganzen Ermittlungen dazu fand ich sehr umfangreich und langatmig beschrieben. Bei mir kam daher erst ab Mitte des Buchs etwas Spannung auf, die sich aber schnell wieder legte als die Ermittlungen in eine völlig andere Richtung wiesen. Da ab diesen Zeitpunkt klar war, wer der Täter ist, kam bei mir auch keine Spannung mehr auf. Schade. Insgesamt betrachtet vergebe ich daher auch nur 3,5 Lese-Sterne für diesen Krimi.

Bewertung vom 24.01.2019
Suchanek, Andreas;Böhm, Nicole;Bareiss, U.T.

Der Fall Marietta King 1 - Die vergessenen Akten / Ein MORDs-Team Bd.1-3


ausgezeichnet

In Barrington Cove, ein kleines amerikanisches Örtchen, ist nicht so idyllisch wie es scheint. Hier leben die Teenager Mason, Olivia, Randy und Danielle. Sie kommen aus sehr unterschiedlichen sozialen Schichten und lernen sich nur durch Zufall kennen und mit der Zeit auch schätzen. Sie verbindet das Ziel die Umstände des Todes von Marietta King aufzuklären. Den Jahrzehnte zurückliegende Mord an einer Schülerin. Dabei geraten sie selbst in Gefahr…
Diese Geschichte fand ich unwahrscheinlich spannend geschrieben. Zwar ist sie als Jugendbuch deklariert, aber auch mich mit 50+ konnte der Krimi begeistern. Die Figuren der 4 Jugendlichen fand ist alle sympathisch. Hat doch jeder von ihnen seine Stärken und Schwächen und diese werden im Buch glaubhaft dargestellt. Da ist Randy, der Computerfreak, der seine technischen Fähigkeiten optimal für die Recherche nutzt. Dessen Softwareentwicklung ihn aber auch in arge Bedrängnis bringt. Bewundernswert fand ich auch Olivia. Aus den Favelas der Stadt kommend, verfolgt sie ihr Ziel, mit Fotografieren Geld zu verdienen beharrlich. In meinen Augen ist sie die Realistischste in der Gruppe.
Es gibt im Buch immer wieder den Wechsel zwischen dem jetzt und der Zeit des Mordes. Parallelen ergeben sich daraus, dass Masons Vater und Danielles Mutter mit ihrer Schulclique mittelbar beim damaligen Mord dabei waren, sie enge Freundschaftsbande mit Marietta verbanden und die Suche nach dem Mörder auch sie nie richtig losgelassen hat. Geschickt werden von den Autoren immer neue Fragen/Ungereimtheiten aufgezeigt, die die Spannung bei mir auf hohen Level gehalten haben. Aber einen Wermutstropfen gibt es schon: die Geschichte geht weiter und wer wissen will, wer der Mörder von Marietta war, muss auch die anderen Teile lesen, was ich garantiert tun werde.
Da ich mich wunderbar spannend unterhalten gefühlt habe, gibt’s von mir 5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 23.01.2019
Born, Leo

Blinde Rache / Mara Billinsky Bd.1


sehr gut

Kurz hintereinander geschehen drei brutale Morde im Milieu der Frankfurter Drogenszene. Die Opfer werden vor ihrem Tod auf bestialische Weise gefoltert. Aber Mara Billinsky wird von ihrem Chef aus den aktuellen Ermittlungen dazu herausgehalten. Stattdessen soll sie sich um die Untersuchung von Einbrüchen in Frankfurter Nobelvillen kümmern. Aber Mara wäre nicht Mara, wenn sie sich dadurch abhalten ließe in diesem spannenden Fall auch eigene Recherchen anzustellen….
Das Erscheinungsbild von Mara Billinsky ist nicht unbedingt das, was man mit einer Krimimalbeamtin verbindet - Pircings im Gesicht, stark schwarz umrandete Augen. Von den Kollegen wird sie daher auch abfällig Krähe genannt. Sie ist mehr die Einzelgängerin, fasst schwer Vertrauen zu anderen, leidet noch immer unter einem Kindheitstrauma. Bei ihrer Arbeit ist sie aber beharrlich, lässt sich von Niederlagen und Verboten nicht abhalten. Ich kann nicht behaupten, dass sie mir unbedingt sympathisch gewesen ist. Mit ihren vielen Alleingängen, ihrem Übertreten von Anweisungen hat sie sich oft selbst in Gefahr gebracht. Auf der anderen Seite hat sie mir aber leidgetan, wie die Kollegen sie gemieden, ignoriert und schikaniert haben.
Die Geschichte war für mich nicht vorhersehbar, so dass ich bis fast zum Schluss zwar Vermutungen hatte, aber eben nur Vermutungen. Der Autor hat die Kapitel gerade an den spannendsten Stellen enden lassen, so dass die Spannung und der Zwang zum Weiterlesen während des ganzen Buches erhalten blieb. An einigen Stellen hatte ich allerdings den Eindruck, dass die einzelnen Kapitel einem Blitzlichtgewitter gleichen. Da fühlte ich mich mit der Spannung alleine gelassen, da meine Gedanken wieder auf ein anderes Thema lenkt wird obwohl ich doch unbedingt wissen will wie das alte Kapitel weitergeht.
Insgesamt betrachtet ist das ein packender Thriller mit einer etwas anderen Ermittlerin, die bei mir nicht nur Sympathien hervorgerufen hat. Für mich verlangt die Geschichte eine Fortsetzung. Denn der Leser will wissen wie es mit Mara Billinsky weitergeht. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne

Bewertung vom 23.01.2019
Gerold, Ulrike;Hänel, Wolfram

Allee unserer Träume


ausgezeichnet

Ilse Schellhaas ist ein echtes Papakind. Sie verbringt viele Stunden in seinem Architekturbüro, wodurch sich ihr Interesse und ihre Begeisterung für die Architektur erklären lässt. Was liegt also näher als selbst Architektur zu studieren und eigene Bauten zu entwickeln, zu gestalten. So versucht Ilse nach dem Studium Ihr Wissen, ihre Ideen und ihr Können nach Kriegsende in Ost-Berlin, also besser gesagt in der sowjetischen Besatzungszone, beim Bau der Stalinallee einzubringen. Dabei muss sie sich nicht nur beruflich in einer Männerwelt Gehör verschaffen, sondern hat auch so einige private Hürden zu nehmen.
Mir hat die Figur der Ilse Schellhaas ausgesprochen gut gefallen. Den beiden Autoren ist es gelungen die Geschichte dieser Frau, die sich über mehr als ein halbes Jahrhundert erstreckt, unwahrscheinlich unterhaltsam zu beschreiben. Was habe ich mich manchmal beim Lesen über Helmut, ihren geltungsbedürftigen Ehemann, geärgert. Oft hat Ilse eingelenkt und trotzdem ihr Ziel nicht aus den Augen verloren hat. Wenn ich bei einer Geschichte so „mitgehe“, so mitleide, dann ist das für mich das Zeichen, dass der Autor alles richtig gemacht hat.
Interessant beim Lesen fand ich auch, dass ich mir bekannte Orte neu kennengelernt habe, wie auch Personen wiedererkannt habe, die meinen Lebensweg ebenfalls beeinflusst haben. Herrlich fand ich, dass Honecker nicht namentlich genannt wurde, sondern als kleiner Parteisekretär beschrieben wurde.
Die Sprachwahl war sehr anschaulich, oft bildhaft und einprägend. Beispielsweise als Ilse die Warteschlangen vor dem HO-Kaufhaus als „Jahrmarkt des Elends“ bezeichnet. Das fand ich toll. Da muss man erstmal drauf kommen. Aber auch für traurige Situationen wurden die richtigen Worte gefunden. Ich denke da an die Dezenz des Vaters, wo Ilse von einer traurigen Hülle seiner Persönlichkeit spricht.
Für mich war dieses Buch ein wunderbar unterhaltsamer Familienroman, den ich uneingeschränkt allen Liebhabern dieses Genres weiterempfehle. Von mir gibt’s daher auch 5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 23.01.2019
Sauer, Beate

Der Hunger der Lebenden / Friederike Matthée Bd.2


sehr gut

Der Titel ist doppeldeutig - einmal im wörtlichen, dann im übertragenden Sinn. Das Buch handelt in Deutschland der Nachkriegsjahre und spielt in Köln. In der Zeit gab es kaum genug zu essen. Die Rationen, die es auf die Lebensmittelmarken gab, konnten nur den Hungertod verhindern, aber satt werden konnte man davon nicht. Auf der anderen Seite hatten die Menschen nach den Entbehrungen durch Krieg und Nachkriegszeit Hunger nach Leben, nach Vergnügungen, nach Normalität. Während dieser Zeit arbeitet Friederike Matthèe bei der Weiblichen Polizei in unterster Hierarchie. Wie auch im ersten Teil ist Friederike eher schüchtern, im Beruf unerfahren. Auf der anderen Seite hat sie einen fast untrüglichen Spürsinn bei den Ermittlungen, ist beharrlich, hasst Ungerechtigkeiten und überschreitet auch gerne mal, um die Wahrheit zu ermitteln, ihre Kompetenzen. Diese Hauptfigur kann man mögen oder auch nicht. Auf jeden Fall ist sie sehr emphatisch. Im Privaten, was ihre Gefühle betrifft ist sie sehr unsicher. Manchmal habe ich mir bei ihr mehr Durchsetzungsvermögen gewünscht, aber direkt unsympathisch war sie mir nicht.
Der Krimi lässt sich gut lesen. Wechselt doch die Autorin kapitelweise zwischen den Handlungsorten und davon abhängig die handelnden Personen, um so einen Spannungsbogen aufzubauen. Spannung ja, aber von kribbelnder Spannung konnte ich nicht viel spüren. Dafür waren die vielen sehr gefühlvoll ausgeschmückten Rand- und Gefühlsbeschreibungen in meinen Augen etwas zu umfangreich. Insgesamt betrachtet vergebe ich für diesen Krimi 4 Lese-Sterne.

Bewertung vom 02.01.2019
Hofelich, Julia

Totwasser


ausgezeichnet

Ehemals international erfolgreiche Anwältin für Wirtschaftsrecht, versucht sich nun als Strafverteidigerin. Und das dann auch noch für eine Mandantin, die gar nicht verteidigt werden will. Aber Linn lässt sich davon nicht abschrecken. Trotz eigener Probleme >körperlicher wie seelischer Art< prüft sie akribisch die bisherigen Ermittlungen und stößt dabei auf immer mehr Nachlässigkeiten und Widersprüche …
Mich hat die Figur der Linn Geller von Anfang bis Ende begeistert. Beharrlich prüft sie alle „angeblichen“ Beweise, stellt neue Thesen auf, verwirft sie wieder, wenn sie nicht haltbar sind, und kommt so Stück für Stück der Wahrheit immer näher. Von Rückschlägen lässt sie sich nur kurzzeitig entmutigen, um dann um so beharrlicher ihre Fehler zu analysieren. Als Leser darf man an diesen Ermittlungen, die ständig aufgrund der neuen Ergebnisse von Linn angepasst werden müssen, teilnehmen. Ich fand dies sehr spannend – bis zum Schluss. Dabei ist Linn beruflich brillant und privat so verletzlich beschrieben, dass man als Leser einfach mitleiden muss. Diese Figur fand ich unheimlich sympathisch und liebenswert. Bleibt zu hoffen, dass man über diese Anwältin noch weitere Fälle lesen darf.
In meinen Augen hat die Autorin hier ein unwahrscheinlich spannendes Szenario entwickelt und dies in einen super spannenden wie kurzweiligen Krimi gepackt. Von mir gibt’s eine 100%ige Lese-Empfehlung und 5 wohlverdiente Lese-Sterne.

Bewertung vom 29.12.2018
Bomann, Corina

Solveigs Versprechen / Die Frauen vom Löwenhof Bd.3


sehr gut

Solveig Lejongard steht vor dem Abschluss ihres Studiums zur Veterinärmedizinerin und sieht ihre Zukunft gemeinsam mit ihrem Verlobten auf dem Löwenhof. Doch dann passiert ein Unglück und alle Pläne können im wahrsten Sinne nur noch begraben werden …..
Auch in diesem letzten Band der Löwenhof-Trilogie versteht es Corina Bomann den Leser mit der Geschichte des Löwenhofes zu fesseln. Einfühlsam beschreibt sie die Sorgen, Nöte, die Liebe der Menschen zu ihrem Gut. Dabei konnte ich mich beim Lesen richtig spüren wie groß die Sorgen um den Erhalt des Gutes an Solveig, ihrer Großmutter und Mutter genagt haben. Was wie immer daran liegt, dass die Autorin Gefühle wunderbar in Worte fassen kann. Ihr gelingt es immer wieder unterhaltsame Frauenromane zu schreiben. Dafür steht der Name Corina Bomann. Wer dieses Buch lesen möchte, dem würde ich empfehlen zuvor die beiden ersten Bände zu lesen. Denn vielfach wird im Buch auf das Geschehen aus diesen Bänden verwiesen.
Wenn ich den Vergleich mit Teil 1+2 ziehe, so haben diese mir mit den ganzen Familiengeheimnissen, den verwandtschaftlichen Wirren besser gefallen. Hier in diesem Buch gab es leider keine Familiengeheimnisse mehr. Dafür musste aber Solveig so einige Schicksalsschläge hinnehmen, finanzielle Schwierigkeiten überwinden und sich intensiv für den Erhalt des Löwengutes einsetzen.
Insgesamt habe ich mich mit dem Buch sehr gut unterhalten gefühlt. Von mir gibt’s eine absolute Leseempfehlung und 4 Lese-Sterne.

Bewertung vom 17.12.2018
Renk, Ulrike

Jahre aus Seide / Das Schicksal einer Familie Bd.1


gut

Die jüdische Familie Meyer lebt in Krefeld der 30er Jahre. Vater Karl ist viel als Vertreter für Schuhe in Deutschland unterwegs. Mutter Martha kümmert sich um Haushalt und die beiden Kinder Ruth und Ilse. Der Familie geht es gut. Aber immer mehr machen sich die Braunen im Lande bemerkbar mit ihren Hassparolen und Ideologien. Mehr will ich nicht verraten!
Wieder einmal hat die Autorin sehr gefühlvoll und einfühlsam das Leben der Meyer beschrieben. Dabei ist der Schreibstil so wunderbar, dass man als Leser einfach abtauchen kann in die damalige Zeit. Ulrike Renk vermittelt mit der Geschichte auch die Sorgen, Nöte und Ängste der jüdischen Bevölkerung, ihren Irrglauben, dass die Nazis sich nicht lange halten werden, sehr glaubhaft. Auch die Charaktere im Buch sind wieder sehr gut beschrieben und gelungen. Am besten > wenn auch als Person eher unsympathisch< gelungen fand ich Marthas Mutter Emilie. Einfach zum Schmunzeln, wie herrisch, altmodisch und uneinsichtig diese Frau dargestellt ist. Ein „Traum“ von Schwiegermutter“.
Ich habe mich gefragt, warum das Buch „Jahre aus Seide“ heißt. Nur weil Ruth von ihrem Nachbarn Seidenstoffe geschenkt bekommt und damit erste Stücke entwirft? Sicher doch nicht. Eher würde ich denken, dass in diesem ersten Teil der Trilogie die Familie noch in „Samt und Seide“ gebettet war. So richtig kritisch wurde es für diese jüdische Familie, außer die finanziellen Einbußen des Vaters bei seinem Vertretergeschäft, ja noch nicht. Und das ist es, was mich an dem Buch gestört hat. So richtig aufregendes ist in diesem ersten Teil nicht passiert. Gestört haben mich die vielen grammatikalischen Fehler im ersten Drittel.
Insgesamt gesehen ist es ein unterhaltsames, lesenswertes Buch. Für die beiden folgenden Teile hoffe ich, dass da dann mehr Handlung, mehr Wendungen auftreten werden. Der erste Teil bekommt von mir 3,5 Lese-Sterne.