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TochterAlice
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Köln

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Insgesamt 1460 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2020
Baum, Vicki

Vor Rehen wird gewarnt


ausgezeichnet

Irgendwas braucht sie immer
Ann Ambros ist eine Frau, der nicht auskommt ohne ihre Mitmenschen. Irgendetwas braucht sie immer von ihnen: ihre blanke Zuwendung ist ihr zu wenig. Ihr Umfeld muss schon sein gesamtes Leben auf sie abstellen bzw. nach ihr richten - dann ist es ihr gerade so recht.

Wobei sie liebenswert rüberkommt - und vor allem schutzbedürftig! Dabei ist sie eine Ränkeschmiedin erster Güte - was Vicky Baum stilistisch auf ihre ganz eigene und besondere Art rüberbringt!

Ein Roman über einen Menschen, den man besser nicht in sein Leben lässt - schon ein wenig in die Jahre gekommen, aber in seiner Eloquenz, seinem Wortwitz durchaus zeitlos gültig. Auch wenn ich der guten Ann Ambros doch immer wieder überdrüssig wurde und ein Päuschen einlegen musste.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2020
Pfennighaus, Ruth

Kleine Frauenkräuterkunde


sehr gut

Mit Kräutern durch das Jahr
Ein schönes Buch ist der Autorin Ruth Pfennighaus hier gelungen, ein Geschenk für jede Frau! Denn es erhält wundervolle und ausgesprochen hilfreiche Hinweise und Anleitungen zur Verwendung von Kräutern als Heilmittel - ganz im Allgemeinen, jedoch auch im Besonderen für die Zipperlein und Nöte der Frau.

Herrliche Sprüche und Geschichten vervollständigen das Buch, in dem eine ganze Reihe von Heilpflanzen inklusive ihrer Wirkung aufgeführt wird.

Garniert wird das Ganze mit hübschen Sprüchen und Zeichnungen. Diese treffen allerdings leider nicht meinen Geschmack, da die Frauen darauf gesichtslos abgebildet werden. Damit ist sicher gemeint, dass eine jede davon für die Leserin selbst stehen kann bzw. auch für jede andere Frau. Mir jedoch erscheint dies ein bisschen lieb- und gedankenlos, aus meiner Perspektive will es nicht ganz zu dem insgesamt so bezaubernden Büchlein passen.

Insgesamt ist es jedoch ein besonderes Kleinod und ein schönes Geschenk für jede Frau, die im Einklang mit sich und der Natur lebt.

Bewertung vom 24.04.2020
Martin, Noah

Raffael - Das Lächeln der Madonna


sehr gut

Prall und sinnlich
Wie man sich eben so das Leben im Zeitalter der Rennaissance so vorstellt - so ist auch diese Romanbiographie über den Künstler Raffael.

Es geht rund und zwar in jeder Hinsicht: sowohl Ränke und Intrigen als auch jede Menge Frauengeschichten spannen sich um den Maler und seine Zeitgenossen. Da machte es nichts, dass er zeitlebens inmitten des Klerus lebte und wirkte - Medici und Borghia sind nur zwei Namen, die deutlich werden lassen, dass Kirche und Enthaltsamkeit damals zwei verschiedene Paar Schuhe waren.

Wir lernen den Künstler Raffael hier als geselligen und lebensfreudigen Mann kennen, dem seine Mitmenschen am Herzen lagen - so oder ähnlich mag er wohl gewesen sein und ähnlich waren auch die Geschichten, die um ihn kreisten.

Ab und zu war es mir dann doch ein wenig zu üppig und zu viel: auch wenn der Autor Noah Martin dem Werk eine akribisch geführte Liste aller Handelnden vorangestellt hat, war es mir im Endeffekt dann doch ein wenig zu kleinteilig, zu langatmig und insgesamt ein bisschen des Guten zu viel. Auch wenn ich ihn insgesamt sehr gerne gelesen habe, den Roman um Raffael und seine Zeit!

Bewertung vom 20.04.2020
Romer, Knud

Die Kartographie der Hölle


sehr gut

Roman eines sperrigen Lebens Und damit als Buch allein schon gewissermaßen sperrig. Wobei man aus meiner Sicht getrost auch sagen kann: ausgesprochen sperrig.

Denn dies ist alles andere als ein Roman für jedermann. Dieser Roman, der gleich zwei Schicksale darlegt, nämlich das von Knud - sozusagen dem Alter Ego des Autors das jenige von dessen Gefährten M., macht es sich mit keinem von beidem einfach. Ebenso wenig damit, wie der Zuschauer dies auffassen soll. Denn es wird - zumindest aus meiner Sicht - an keiner Stelle deutlich, was denn dieser M. für ein Geselle ist: ist er erfunden, ganz oder nur teilweise oder war oder ist er in irgendeiner Form dann doch existent`?

Alles irgendwie geheimnisvoll, ebenso wie die Motivation Knuds zum Leben - uns Lesern wir bald klar, dass er zwischen seinen beiden Identitäten - der deutschen und der dänischen - gewissermaßen hadert und vor allem mit letzterer nicht so recht klar kommt .Andererseits jedoch davon auch nicht lassen will Und einen Traum hat er - mal was beim InselVerlag zu wuppen!

Parallal wird von M., dem Sohn des Botschafters erzählt, der ein sehr farbiges, doch ebenfalls nicht einfaches Leben hat.

Ein ausgesprochen sperriges Buch, das mich jedoch an keiner Stelle gelangweilt hat. Dennoch; man muss dazu bereit sein und auch jedesmal entsprechend in sich hineinhorchen, sonst bringt das nichts!

Bewertung vom 15.04.2020
Seeberger, Astrid

Goodbye, Bukarest


gut

Astrid erfährt erst sehr spät, dass ihr Onkel Bruno im Zweiten Weltkrieg nicht gestorben ist. Nein, er nahm einen ganz anderen Weg - einen, über den in der Familie nicht gesprochen wird und der führt Astrid auf der Suche nach ihm nach Bukarest.

Ein merkwürdiges Buch, so mein Empfinden. Als Roman kategorisiert, aber doch nahe dran an der Lebensgeschichte der Autorin, der Deutsch-Schwedin Astrid Seeberger. Ob sie sich mit dieser Kennzeichnung gewisse Freiheiten verschaffen wollte? Die Vermutung liegt nahe.

Ich empfinde das Buch mehr als eines über Astrid als über Bruno und mir fiel die Lektüre ausgesprochen schwer. Intellektuell die Sprache, persönlich der Ansatz - mich erreichte er nicht, dieser Roman vermochte es nicht, mich zu faszinieren, nicht einmal, mich durchgehend bei der Stange zu halten. Im Nachhinein frage ich, die dieses Genre der Familiengeschichten im Grunde genommen sehr mag, was das eigentlich sollte! Aus meiner Sicht eine harte Nuss, die ich nicht knacken konnte - irgendwann wollte ich das dann auch gar nicht mehr!

Bewertung vom 14.04.2020
Attenberg, Jami

Nicht mein Ding


weniger gut

Ihren Platz im Leben versucht die New Yorkerin Andrea, bald 40. zu finden. Wie so oft in zeitgenössischen Romanen benötigt sie dazu sehr viel Sex, fast habe ich den Überblick verloren.

Auch die innere Auseinandersetzung mit der Familie ist enorm wichtig, wobei der Vater schon längst seinen letzten Weg gegangen ist und eine Menge von Fragezeichen hinterlassen hat.

Es wird niemanden überraschen, dass Andrea kein glücklicher Mensch ist, leider ist sie und ihre Geschichte auch sehr wenig originell. Eben eine von vielen New Yorker Selbstfindungsgeschichten. Ich bin ziemlich enttäuscht, da ich die Autorin Jamie Attenberg in früheren Büchern auch schon ganz anders kennengelernt habe. Aber dieses hier können Sie sich getrost sparen, es ist sozusagen verlorene Liebesmüh und - Achtung, ich zitiere! - absolut "Nicht mein Ding". Wenn Sie Spaß an hochwertiger Unterhaltungsliteratur haben, dann ist es auch nicht Ihres, dessen bin ich mir ziemlich sicher!

Bewertung vom 13.04.2020
Svensson, Patrik

Das Evangelium der Aale


gut

Schöne Worte und tiefe Gedanken sammeln sich in diesem Buch; jedoch finden sie bei mir keine willige Abnehmerin. Warum genau, das kann ich gar nicht mal sagen - irgendwie ziehen sie alle an mir vorbei. Ob es am Thema Aale liegt, in dem sich der Autor aus meiner Sicht ein wenig verliert? Möglich.

Oder in der Einbeziehung seiner persönlichen Geschichte, seines individuellen Ansatzes? Oh, nein, das ganz bestimmt nicht, denn gerade dies hat mir eigentlich zugesagt.

EIGENTLICH

Vielleicht sollte ich es groß schreiben, dieses Wort, denn es ist genau das; dieses EIGENTLICH, das mich so ein bisschen mit dem Buch hadern lässt.

Denn es lässt dies EIGENTLICH zu einem Werk werden, das nichts für mich ist, ebenso EIGENTLICH aber möglicherweise genau das Richtige für einen anderen Leser. Vielleicht für Sie?

Bewertung vom 10.04.2020
Myers, Benjamin

Offene See


ausgezeichnet

Britische Miner und reinste Poesie : Das scheint so wahnsinnig weit voneinander entfernt zu sein wie nur was und überhaupt nicht zusammen zu passen. Doch Autor Benjamin Myers schafft es, die Geschichte seines Protagonisten in einem unheuer poetischen, dabei klaren und kraftvollen Stil zu vermitteln. Wobei das Buch selbst eher eines der stillen Wasser ist.

Nicht im Bergwerk arbeiten wie seine Vorfahren - das ist der Wunsch des 16jährigen Robert, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er vieles er-, durch-, vor allem aber überlebt hat, sowohl körperlich als auch geistig weiter und weiter von Elternhaus und Heimat entfernt. Allerdings nur auf Zeit. Denn trotz seiner Ideen und Wünsche scheint ihm ein eigenes Leben fern vom Bergbau unrealisierbar.

Doch auf Zeit klappt es ganz gut: Vor allem durch seine Bekanntschaft mit Dulcie, einer wesentlich älteren Frau, die um einiges fortschrittlicher denkt und handelt als alle Leute, die er bisher getroffen hat. Dadurch verändert sich bei ihm so einiges nachhaltig, nicht zuletzt seine Wertvorstellungen und Erwartungen ans eigene Leben. Wie er dies mit seiner eigenen Person, seinem eigenen Leben in Einklang bringt - immer mit Dulcie an seiner Seite, versteht sich - das erzählt Benjamin Myers auf ausgesprochen faszinierende Art und Weise: Sprache und Stil des Autoren sind so wunderschön, dass ich nicht genug davon bekomme!

Bewertung vom 09.04.2020
Alter, Divya

Ayurvedische Wohlfühlküche


ausgezeichnet

Ausgesprochen speziell und lohnenswert!

Ich bin kein Kostverächter und mag vor allem gerne diverse Gemüse, Getreide etc., aber auch Fisch. Alles eigentlich nicht ungesund - ganz im Gegenteil. Seit einiger Zeit bemerke ich jedoch, dass ich immer weniger von diesen guten Sachen vertrage. Gerade erst von einer Reha zurückgekehrt, in der ich mich an der abendlichen Rohkostplatte mit reicher Auswahl lediglich an Möhren bedienen konnte und auch vieles andere nicht vertrug, stürzte ich mich voller Erwartungen und mit großer Begeisterung in dieses vielversprechende Kochbuch und machte mich daran, die Rezepte darin zu erforschen.

Sehr positiv aufgenommen habe ich zunächst die umfassende Einführung in die unterschiedlichen Ernährungstypen des Ayurveda. Allerdings kann ich mich keinem der drei bedingungslos zuordnen, aber es gibt einen Typ, zu dem ich mit realitiv großem Übergewicht tendiert. Doch oje: passen die empfohlenen Rezepte wirklich alle zu mir? Sie beinhalten eine Menge Gemüse, aber auch anderes wie Linsen, die ich so gar nicht vertrage! Ich habe beschlossen, mich erstmal vorsichtig über die "sicheren" Rezepte anzunähern und bin schon sehr gespannt. Ein ungewöhnliches Kochbuch, für das man viel Zeit braucht - doch ist aktuell coronabedingt ausnahmsweise in vielen Fällen zur Genüge vorhanden!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.04.2020
Vigan, Delphine

Dankbarkeiten


ausgezeichnet

Michka bröckelt
Vor allen Dingen tut das ihre Sprache - ihr fallen keine Wörter mehr ein, sie kann sich nicht mehr richtig ausdrücken. Gerade sie, für die Sprache ihr Leben lang alles bedeutet hat - oder zumindest sehr, sehr viel.

Ein alltägliches Ereignis ist es also, auf das Autorin Delphine de Vigan ihre Romanhandlung aufbaut - die plötzliche Konfrontation mit dem eigenen Alter und dem seiner Lieben, die Ohnmacht in Bezug auf die Endlichkeit des Seins. Um die achtzig wird Michka sein, so erschließt es sich im Lauf der Handlung und sie möchte ihre Retter kennenlernen. Michka wurde nämlich als kleines Kind von einem Paar versteckt und zwar über mehrere Jahre hinweg. Nur dunkel erinnert sie sich daran, kennt nur noch ihre Vornamen.

Die Suche gibt sie trotz ihres eigenen Alters nicht auf und sie findet Unterstützung. Vor allem in der jungen Marie, der sie über Jahre hinweg sehr geholfen hat, aber auch in Jerome, ihrem Logopäden.

Trotz der mehr als knappen Form ein wirklich warmherziger Roman, der den Leser dazu auffordert, einen Blick - oder auch mehr - auf die Senioren in seiner Umgebung zu werfen, ihre Nöte, Bedürfnisse und Defizite zu sehen und sie zu unterstützen, gerade dann, wenn man ihnen nahesteht. Und das muss nicht unbedingt nur die eigene Verwandtschaft oder die des Partners betreffen. Nein, dieser Roman feiert die Wahlverwandtschaften, was ihn mir besonders sympathisch werden lässt. Und die kleinen bzw. späten Schritte im Leben. Zu beiden ermuntert die Autorin, denn: es kann sich immer noch was ergeben. Nur nicht zu früh die Flinte ins Korn werfen!