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smartie11
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Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 14.09.2015
Pötzsch, Oliver

Das Buch der Nacht / Die Schwarzen Musketiere Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Burg Lohenstein bei Heidelberg im Jahr 1631: Mitten in den grausamen Wirrungen des Dreißigjährigen Kriegs wächst Grafensohn Lukas von Lohenstein in behüteten und privilegierten Verhältnissen auf. Doch an einem schicksalhaften Tag wendet sich das Blatt: Inquisitor Waldemar von Schönborn erscheint auf Burg Lohenstein, lässt Lukas Mutter als Hexe inhaftieren, seinen Vater ermorden und seine kleine Schwester Elsa verschleppen. Auf seiner Flucht lernt Lukas das Elend, die Armut und die Gefahren seiner Zeit kennen. Doch auf seiner verzweifelten Suche nach Elsa findet er schlagfertige Verbündete und Freunde fürs Leben…

Meine Meinung:
Bestsellerautors Oliver Pötzsch, selbst Nachfahre der bekannten Henkers-Dynastie Kuisl, ist mit seinen historischen Romanen über den Schongauer Henker Jakob Kuisl und seine Tochter Magdalena bekannt geworden (Die „Henkerstochter-Saga“). Mit „Die schwarzen Musketiere – Das Buch der Nacht“ hat er nun seinen ersten Jugendroman veröffentlicht.

Nach einem kurzen, aber sehr neugierig machenden Prolog nimmt die Geschichte durch den tragischen Vorfall auf Burg Lohenstein sehr rasant an Fahrt auf. So gelang es mir sehr schnell in die Geschichte hineinzufinden, auch dank der überschaubaren Anzahl von Hauptcharakteren. In den folgenden Kapiteln nimmt Lukas Odyssee durch die dunkle Zeit des Dreißigjährigen Krieges breiten Raum ein. Er trifft immer wieder auf andere „gestrandete“ Personen und Gruppen bis er endlich „seinen Platz“ findet. Autor Oliver Pötzsch nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und schildert die Lebensumstände in dieser grausamen Zeit recht schonungslos, seien es Krankheit, Hunger, Hexenverbrennung oder die blutigen Schlachten, die im Namen der Religion geführt wurden. Von daher ist dieses Buch sicher nichts für zartbesaitete Leser und die Leseempfehlung ab 12 Jahren sollte m. E. auch nicht unterschritten werden.

Die Spannung der Story hat sich im Verlauf des Buches immer weiter gesteigert, der große Showdown war tempo- und actionreich und in einem wirklich verwunschenen interessanten Setting angesiedelt. Die deutlichen Mystery-Elemente haben mir persönlich sehr gut gefallen, was allerdings Geschmackssache ist. Man sollte sich vor dem Kauf bewusst sein, dass es sich nicht um einen „reinen“ historischen Roman handelt.

Die Haupt-Charaktere des Buches haben mir gefallen. Mit Lukas konnte ich mithoffen und mitleiden, auch wenn er ob der schlimmen Geschehnisse manchmal etwas „distanziert“ erschienen ist. Auch die Figur des Giovanni Battista Senno habe ich als sehr gut gelungen empfunden. Er ist rätselhaft und undurchschaubar. Nur leider ist er mir persönlich noch ein wenig zu kurz gekommen, ich hätte gerne noch mehr von ihm gelesen. Inquisitor Waldemar von Schönborn ist mit hingegen ein bisschen zu blass geblieben, vielleicht war es aber auch das Unnahbare, das für diese Figur nicht unpassend war.

Komplettiert wird dieses Buch am Ende von einem Lexikon, das viele historische Ausdrücke erklärt, und einem „Kleinen Wörterbuch der Fechtkunde“. Hinzu kommt eine in den Umschlaginnenseiten abgedruckte Karte, die Lukas Weg nachzeichnet. Hierdurch hat sich für mich ein sehr rundes Gesamtbild ergeben.

FAZIT:
Ein gelungener und spannender Mix aus Historischem, Jugend- und Mysteryroman, der mich als Auftakt zu einer neuer Reihe überzeugen konnte.

Bewertung vom 01.09.2015
Aichner, Bernhard

Totenhaus / Totenfrau-Trilogie Bd.2


weniger gut

Zum Inhalt:
Brünhilde Blum, genannt Blum, hatte ein schwere Kindheit und eine furchtbare Vergangenheit. Im Urlaub mit ihrer Familie wähnt sie sich weit weg von allen Problemen. Doch ein Foto in der Zeitung bringt ihre Welt plötzlich ins Wanken. Übereilt trifft sie eine Entscheidung, die sie später mehr als einmal bitterlich bereuen wird…

Meine Meinung:
„Totenhaus“ ist die Fortsetzung von Barnard Aichners Thriller „Totenfrau“, den ich auch gelesen habe und der mir damals wirklich gut gefallen hat (hierfür hatte ich 4 Sterne vergeben). Diese beiden Bücher haben durchaus Gemeinsamkeiten, die sie verbinden: Allen voran natürlich die sehr verschrobene und polarisierende Protagonistin Blum. Wer Blum bereits aus „Totenfrau“ kennt, erlebt in „Totenhaus“ eine alte Bekannte, die sich in keiner Weise verändert hat. Warum Blum ist wie sie ist, das versteht man m.E. aber am Besten, wenn man zuvor auch „Totenfrau“ gelesen hat, da man sie in diesem Buch sehr intensiv kennenlernt und auch die Gründe für ihre teilweise sehr merkwürdigen Verhaltensweisen (zumindest in Ansätzen) nachvollziehen kann. Wem dieses „Kennenlernen“ fehlt, der könnte es sehr schwer mit Blum haben.

Auch in Bezug auf den außergewöhnlichen Schreibstil ist sich Autor Bernhard Aichner treu geblieben: Kurze Stakkato-Sätze. Manchmal auch nur ein Wort. Folgerichtig auch kurze Kapitel. Und immer wieder der Name „Blum“, der schon fast Mantra-gleich immer und immer wieder genannt wird. Blum. Ich glaube, entweder sagt einem dieser Stil zu oder nicht. Wer sich unsicher ist, sollte vor dem Kauf lieber ein bis zwei Kapitel in der Buchhandlung oder auch online durch den „Blick ins Buch“ lesen. Schnell wird man dabei feststellen, ob einem dieser Schreibstil liegt oder nicht. Für mich ist er ein stilistisches Hilfsmittel, das sehr gut zu seiner Protagonistin Blum passt.

Es gibt aber auch deutliche Unterschiede zum ersten Band: Während „Totenfrau“ die Klassifikation „Thriller“ für meinen Geschmack zu Recht hatte (auch wenn es sicherlich kein 0815-Thriller ist), hat „Totenhaus“ recht wenig bis fast gar nichts von einem Thriller. Die Spannung blieb auf den rd. ersten 200 (von 416) Seiten sehr, sehr gering. Eigentlich war von Spannung kaum etwas zu spüren. In der zweiten Hälfte gab es Streckenweise thrillerartige Passagen, mehr aber auch nicht. Für mich ist diese Fortsetzung viel eher eine Mixtur aus Drama und Psychogramm. War die Story in „Totenfrau“ noch solide aufgebaut und folgte einem roten Faden, so wirkte die Storyline von „Totenhaus“ konzept- und richtungslos. Selbst die Auflösung am Schluss habe ich schon weit vor dem Ende erahnt. Schlimmer noch: Ich habe die ganze Zeit gedacht: „So kann es doch nicht sein, das wäre zu einfach“. Leider war es genau so: zu einfach…

Am Ende war es nett zu lesen, wie es mit Blums Schicksal weitergeht. Aber auch nur, weil ich schon „Totenfrau“ gelesen hatte. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte ich „Totenhaus“ wohl nach der Hälfte zur Seite gelegt.

Ein dritter Teil steht zu erwarten. Nach der Enttäuschung des zweiten Bandes bin ich mir aber alles andere als sicher, dass ich diesen auch noch lesen werde. Vielleicht ergibt sich ja dann ein rundes Gesamtbild.

FAZIT:
Eine für mich enttäuschende und über weite Strecken spannungsarme Fortsetzung. Kein wirklicher Thriller, eher eine Mixtur aus Drama und Psychogramm.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2015
Schuberth, Gunnar

Der Kreuzweg


sehr gut

Zum Inhalt:
So richtig vom Glück verfolgt war der Nürnberger Schatzsucher und Abenteurer Paul Skamper noch nie. Ein einziges, dafür umso rätselhafteres Artefakt hat er auf seinen Expeditionen gefunden. Doch eines Tages bekommt er unverhofft Besuch von Lucius Brand, der ihm ein Artefakt präsentiert, dass seinem exakt gleicht. Zusammen sollen sie angeblich der Schlüssel zum Versteck einer der bedeutendsten Reliquien des Christentums sein: Der Lanze des Longinus.

Meine Meinung:
Der Titel "Der Kreuzweg - Ein Nürnberg-Krimi" impliziert für dieses Buch zwei Dinge: Erstens, dass es sich um einen Krimi handelt und zweitens, dass es einen starken regionalen Bezug aufweist. Ein reinrassiger Krimi ist dieses Buch für meinen Geschmack nicht, da es hierfür zu viel Elemente eines Abenteuerromans und auch einen deutlichen Mystery-Touch aufweist. Das sollte man vorher wissen, da das nicht jedermanns Geschmack ist. Mir gefällt diese Mischung jedenfalls. Zum Thema Regionalität: Hier hätte es ruhig etwas mehr regionaler Bezug sein dürfen. Hier erwarte ich einfach mehr bekannte Schauplätze und gerne auch ein bisschen Mundart aus der entsprechenden Region, als es „Der Kreuzweg“ bietet.

Trotz dieser Einschränkungen hat Autor Gunnar Schuberth eine durchaus spannende und fesselnde Story entwickelt, die streckenweise geschickt mit den Gegensätzen Realität / Illusion spielt. Über weite Teile des Buches bleibt der Protagonist über etwas vermeintlich „erlebtes“ um Unklaren wie auch der Leser selbst. Hinzu kommen noch die Mystery-Elemente, die i. W. auf einem Handlungsstrang in den 1940´er Jahren, kurz vor Kriegsende, fußen. Den Spannungsbogen habe ich als gut aufgebaut und über die nahezu volle Länge des rd. 240 Seiten umfassenden Buches als intakt empfunden.

Die Charaktere, die Gunnar Schuberth geschaffen hat, können durchaus polarisieren. Protagonist Paul Skamper ist kein „Everybody´s Darling“ wie beispielsweise Indiana Jones. Er hat schon seine ganz eigenen Macken. Vom eigentlichen, größenwahnsinnigen Bösewicht ganz zu schweigen. Mein Lieblingscharakter Arabella kommt für meinen Geschmack über die Story ein bisschen zu kurz. Hier hätte ich mir eine stärkere Einbindung in die Geschichte gewünscht.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Nur habe ich das Gefühl, dass der Autor sich nicht so recht entscheiden konnte, ob er nun wirklich Mystery-Elemente in seine Geschichte einbauen will oder nicht. So ist es diesbezüglich nicht Fisch und nicht Fleisch, was dabei herausgekommen ist.

p.s.: Nicht so gelungen finde ich persönlich, dass der Klappentext des Buches schon den Inhalt der ersten rd. 80 Seiten verrät, was ca. dem ersten Drittel des Buches leider den Überraschungsmoment genommen hat.


FAZIT:
Ein Mix aus Krimi, Abenteurer und Mystery – wer das mag, dem sei „Der Kreuzweg“ durchaus empfohlen.

Bewertung vom 05.08.2015
Till, Jochen

Spackos in Space - Der doppelte Labrox


ausgezeichnet

„Der doppelte Labrox“ ist nach „Spackos in Space“ und „Zoff auf Zombie 7“ das mittlerweile dritte Weltraumabenteuer von Jochen Zapf (u.a. „Einfach ungeheuerlich!“, „Raubritter Rocko“, „Charlie + Leo“) um Cornelius „Conny“ Spacko und das Team der RS Rumpel. Dennoch kann man das Weltallabenteuer um den „doppelten Labrox“ problemlos auch ohne Vorkenntnisse lesen (so wie ich).

Jochen Till präsentiert eine total abgefahrene Weltraumstory und nutzt dabei die unerforschten Weiten perfekt aus, um „seine“ Galaxien mit den schrägsten und witzigsten Aliens zu besiedeln. Beispielsweise mit der Riesenkakerlake – sorry – dem Riesenkokerloke Schmusie, dem Bobolaner Bruno (Wer hat denn bloß Benjamin Blümchen in ein Weltraumanzug gesteckt?) oder auch dem amputationsbegeisterten Doktor Meier-Metzel, der dank des unglaublichen Zeichentalents von Zapf aussieht wie ein… ja… ich weiß auch nicht so recht… wie ein interstellarer Doktor Meier-Metzel halt. Wer sich vorab schonmal selbst ein Bild über die multi-weltraumkulti Besatzung der RS Rumpel machen will, dem sei an dieser Stelle die Leseprobe auf der Homepage des Tulipan-Verlags wärmstens empfohlen (http://www.tulipan-verlag.de/out/media/Leseprobe_Spackos3.pdf). Neben den altbekannten Charakteren hält „Der doppelte Labrox“ aber auch eine ganz neue Spezies für seine Leser bereit: Die Trallalakaien, einer Art interstellarer Minions. Genauso fügsam, genauso fleißig und mindestens genauso liebenswert.

Neben der schrägen Story, die durchaus zu einer akuten Lachmuskelentzündung führen könnte, punktet Jochen Till vor allem auch mit seinem unglaublich kreativen Wortwitz und den skurrilsten Wortkombinationen und -schöpfungen. Verfrockte Schlotze aber auch! So ist beispielsweise Kapitän Tsching nicht einfach nur „Kapitän“. Nein seine förmlich korrekte Anrede lautet „Hochwohlgeborene und höchst erlauchte Hoheit Tschingis Rassa Bumbum Khan der Erste und Letzte, König, Kaiser, Kanzler und oberster Chefbefehler des Klein-aber-Oho-Reiches EGOZENTRIUS MAXIMUS“. Respekteinflößend, gell?

Aber Jochen Till wäre nicht Jochen Till, wenn er hier nicht auch noch eine schmalzig-triefende Friede-Freude-Eierkuchen-Ministory aus dem „Kuschelsamt & Schnuckelhörchen“-Mikrokosmos namens „Der schmuse-Biber hat Zahnweh“ einbauen würde. Als Sahnehäubchen obendrauf garniert Zapf die Ministory auch noch mit den entsprechenden Illustrationen á la „Bussi Bär“, die im krassen Kontrast zu Illustrationen wie z.B. dem Zombie Jörg stehen. Schauder. Überhaupt möchte ich an dieser Stelle gerne auch noch auf die genialen Illustrationen von Zapf hinweisen, die perfekt zu Jochen Tills Story und Charakteren passen. Super Kombi!

FAZIT:
Einfach irre witzig und total schräg – Aber Vorsicht: Akute Gefahr einer Lachmuskelentzündung durch Überreizung!

Bewertung vom 03.08.2015
Franklin, Jo

Hilfe, ich bin ein Genie


sehr gut

Total schräg und oberwitzig

„Hilfe, ich bin ein Genie“ ist nach „Hilfe, ich bin ein Alien“ der zweite Band um die irrwitzigen Abenteuer von Daniel „Dan“ Kendal. Um diesen Band zu verstehen und eine Menge Spaß zu haben, muss man den ersten Band allerdings nicht gelesen haben (obwohl es dann bestimmt noch mehr Spaß machen würde).

Daniel ist schlaksig, 10 Jahre alt und trägt mit seinem Kumpel Freddo einen Dauerwettstreit aus, wer von ihnen beiden die größte Hohlbirne ist. Keine leichte Aufgabe für Daniel, sind Freddos Kernkompetenzen doch Chips-Wettessen und Rülpsen. Dritter im Bunde ist ihr nerdiger Freund Gordon, der eine hyperintelligente Streberleiche ist und einfach alles weiß. Die Charaktere sind also schon mal echt klasse und ein bisschen freaky.

Die Geschichte, die uns Jo Franklin hier auf rd. 150 Seiten (aufgeteilt in 25 Kapitel) präsentiert ist total schräg, latent chaotisch und absolut witzig. Wen stört es da, dass die Grundstory denkbar einfach und absolut vorhersehbar ist. Es geht hier ja nicht um anspruchsvolle Literatur sondern um ein solides Training der Lachmuskeln und gute Unterhaltung für junge (ab ca. 10 Jahren) und junggebliebene Leser. Besonders gut gefallen haben mir dabei die vielen witzigen und schrägen Ideen, mit denen Jo Franklin seine Story „gewürzt“ hat, angefangen beim regelmäßig erweiterten „Hohlbirnen-ABC“ bis zu den wunderbaren Ideen, wie man im Quiz erfolgreich und unentdeckt schummeln könnte.

Der Schreibstil ist locker-flapsig und sehr passend für die Zielgruppe und die Story. Der Text liest sich sehr flüssig und wird immer wieder von coolen und witzigen Illustrationen aufgelockert, die stets sehr gelungen zum Text passen. Meine persönliche Lieblings-Illustration ist die Übersicht der Wettkampfteilnehmer auf S. 118-119. Allerdings handelt es sich für mich NICHT um einen Comic-Roman, da hierfür m. E. doch noch zu wenig Illustrationen dabei sind.

FAZIT:
Eine total schräge, latent chaotische und absolut witzige Story mit freakigen Charakteren. Sehr cool!

Bewertung vom 31.07.2015
Jackson, Steve

SORCERY! Die Shamutanti-Hügel


sehr gut

Allgemeines zum Thema Spielbücher:
Spielbücher haben ihre Wurzeln in den 1970´er Jahren, also weit vor der Digitalisierung der Welt im Allgemeinen und der Unterhaltungsmedien im Speziellen. Ähnlich wie die artverwandten Pen-&-Paper-Rollenspiele á la „D&D – Dungeons & Dragons“ oder auch „DSA – Das schwarze Auge“ liegt der Fokus bei Spielbüchern darauf, den Fortgang der Geschichte durch eigene Entscheidungen aktiv zu beeinflussen („willst Du links herum gehen, lies weiter bei 306, gehst Du rechts herum lies 357“). Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Verläufen der Geschichten, so dass man ein Spielbuch durchaus mehrmals lesen kann, ohne dass es langweilig wird.

Zum Inhalt:
Die magische „Krone der Könige“ ist in die falschen Hände geraten, das vereinigte Königreich droht ins Chaos zu stürzen. Du wirst beauftragt, die mächtige Krone zurückzubringen. Doch Deine Reise wird sehr lang und extrem gefährlich werden und führt Dich zunächst in die berüchtigten Shamutanti-Hügel mit ihren merkwürdigen Bewohnern…

Meine Meinung:
Mit dem ersten Band der vierteiligen „Sorcery!“-Reihe von Steve Jackson hat der Frankfurter Mantikore-Verlag einen absoluten Klassiker der Spielbuch-Geschichte neu aufgelegt, der in den 1980´er Jahren unter dem Titel „Analand-Saga“ erstveröffentlicht wurde. In einem neuen, zeitgemäßen und sehr ansprechenden Cover ist die Originalgeschichte mit den ursprünglichen Illustrationen erhalten geblieben. Dies empfinde ich allerdings nicht als Nachteil, da die Story an sich zeitlos ist. Nur die alten Fans der Spielbücher, die vielleicht noch die Originalausgaben der Analand-Saga im Bücherregal stehen haben, sollten wissen, dass es für sie hier keine neuen Abenteuer zu bestehen gibt.

Die Vorbereitungen für den Einstieg ins Abenteuer sind relativ einfach, das Regelwerk ist übersichtlich und schnell gelesen. Zunächst gilt es mittels zweier Würfel individuelle Werte für die Eigenschaften Gewandtheit, Ausdauer und Glück zu ermitteln. Dann muss man noch rasch sein Abenteuer-Protokoll ausfüllen und sich entscheiden, ob man als Krieger oder als Magier spielen möchte. Die Krieger können sofort ins Abenteuer aufbrechen, die Magier müssen zunächst die Zaubersprüche aus dem Zauberbuch am Ende des Buches auswendig lernen. Es gehört zum Spielspaß dazu, dass man die Zaubersprüche beherrscht (zumindest weiß, welcher Zauber und welches benötigte Equipment sich hinter den Abkürzungen verbergen).

Die 200 Seiten starke Story verteilt sich über 456 Spielabschnitte und hat einen klassischen High-Fantasy-Touch. Der Auftrag, den man bekommen hat, ist denkbar einfach und so zieht man unbedarft ins Abenteuer los. Durch die sehr vielen Entscheidungsmöglichkeiten ergibt sich dabei eine Vielzahl von möglichen Verläufen, von denen einige zum Ziel, andere aber auch in den unweigerlichen Tod des Helden führen. Von daher ist es ratsam, immer einen Finger zwischen den Seiten der vorangegangenen ein oder zwei Spielabschnitte zu behalten, damit man nicht wieder ganz von vorne anfangen muss (es sei denn, man möchte es so).

Letztendlich war ich überrascht, wie schnell ich durch das Abenteuer durch gekommen bin, in ungefähr 3 Stunden. In dieser Zeit hatte ich aber eine ganze Menge Spielspaß und eine ordentliche Portion Abenteuer. Gut gefallen hat mir der schnelle und unkomplizierte Einstieg ins Spiel, weniger gut fand ich den sehr schnellen „Nacht- und Tagwechsel“, der dafür gesorgt hat, dass ich gefühlt ständig ein Quartier für die Nacht zu suchen hatte und etwas essen musste (was sonst meinen Ausdauerwert kontinuierlich reduziert hätte).

Ich werde das Buch mit Sicherheit nochmal als Magier durchspielen, wobei der Held dabei viel mehr Möglichkeiten hat, als einfach stumpf auf seine Feinde einzudreschen.

FAZIT:
Eine schöne Neuauflage eines absoluten Spielbuchklassikers, der Spannung und gute Unterhaltung garantiert, sowohl für Anfänger als auch für alte RPG-Hasen.

Bewertung vom 29.07.2015
Meyer, Kai

Nachtland / Die Seiten der Welt Bd.2


ausgezeichnet

Die Macht der Bücher und Ideen – Eine äußerst faszinierende und spannende Fortsetzung

Zum Inhalt:
Sechs Monate sind vergangen, seit Furia und ihre Freunde die Umgarnte besiegt und Siebenstern verbannt haben. Doch der Kampf gegen die Unterdrückung der bibliomantischen Welt durch die Adamitische Akademie geht weiter, und dieser Kampf wird Opfer fordern…

Meine Meinung:
„Die Seiten der Welt – Nachtland“ ist der zweite Band zu Kai Meyers Bestseller „Die Seiten der Welt“, der Anfang 2015 mit dem Fantasy-Literaturpreis „SERAPH 2015“ in der Kategorie „Bestes Buch“ ausgezeichnet worden ist. M.E. ist es unbedingt empfehlenswert, zunächst den ersten Band gelesen zu haben, da die Geschichte über beide Bände hinweg verwoben ist und immer wieder kurze Rückblicke auf die Geschehnisse des ersten Bandes gegeben werden.

Auf rd. 600 Seiten spinnt Kai Meyer die Geschichte um Furia und ihre Freunde weiter, beginnend ca. 6 Monate nach dem Ende des ersten Bandes. Entsprechend leicht fiel mir das Wiedereintauchen in Kai Meyers faszinierende Welt. Ohne großes Vorgeplänkel startet die Story sehr action- und temporeich und katapultiert den Leser mitten hinein in die quirlige bibliomantische Welt von Libropolis. Über insgesamt 62 Kapitel hinweg führt Kai Meyer Handlungsstränge zusammen, reißt sie wieder auseinander um sie dann in veränderter Charakterkonstellationen weiter fortzuschreiben, führt den Leser immer tiefer hinein in seine fantastische Welt, die aus der Kraft der Bücher erschaffen worden ist. Diese literarische Reise führt in ganz neue Mikro-Welten, von düsteren und beängstigenden Gefängnissen bis hin zu bernsteindurchsrtahlten Geheimorten, versteckt in der Unendlichkeit zwischen den Seiten der Welt. Dabei trifft der Leser mitunter auf altbekannt Charaktere aber auch auf einige neue, schillernde Figuren, deren Absichten nicht immer auf den ersten Blick erkenntlich sind.

Tempo und Spannung variieren im Verlauf dieser Geschichte, fallen aber niemals zu weit oder gar zu lange ab. Es sind eher kleine Verschnaufpausen zwischendurch, um das gerade Gelesene ein wenig sacken zu lassen und sich für die kommenden Herausforderungen zu wappnen. So geht es den Charakteren im Buch und mir als Leser auch. Kombiniert mit regelmäßigen Sprüngen zwischen den Handlungssträngen und einigen unvorhersehbaren Wendungen hat es Kai Meyer problemlos geschafft, mich von der ersten bis zur letzten Seite an sein Werk zu fesseln, einem Absolonbuch gleich. Es ist schier unglaublich, wie viel neue und fantastische Ideen Kai Meyer für „seine“ bibliomantische Welt erdacht hat.

Das Ende dieses Buches, so viel sei an dieser Stelle verraten, ist offen. Band 3 ist für das Jahr 2016 angekündigt und ich erwarte es bereits jetzt sehnsüchtig.

FAZIT:
Eine im wahrsten Sinne des Wortes fantastische Fortsetzung dieser unglaublich spannenden, fantasiereichen und immer wieder überraschenden Hommage an das gedruckte Buch.

Bewertung vom 28.07.2015
Müller, Nina

Die blubberbunte Weltmeisterschaft / Kuschelflosse Bd.2


ausgezeichnet

„Kuschelflosse - Die blubberbunte Weltmeisterschaft“ ist der zweite Band der Abenteuer rund um den knuddeligen Fellfisch Kuschelflosse („Kuschel“) und seine Freunde Seebrillchen Sebi, Schwimmerdbeere Emmi und Herr Kofferfisch. Das 77seitige Hardcover-Buch im handlichen Format ist sehr hochwertig und liebevoll gestaltet, das fängt bei der erhabenen Schrift auf dem Cover an und endet bei der umweltverträglichen und nachhaltigen Produktion (FSC-Papier, lösungsmittelfreier Klebstoff, Farben auf Pflanzen- und Lacke auf Wasserbasis).

Die Geschichte, die Nina Müller erzählt, sprüht nur so vor kreativen, ausgefallenen und vor allem lustigen Ideen und funktioniert auch problemlos ohne Kenntnis des ersten Bandes. Da gibt es heimtückische, verrückende Fischstäbchen-Labyrinthe, Käsefische in alten Schuhen, Pupsfische im Wettkampf, den Unterwasser-Gemischtwarenladen der Kraken Krims und Krams, Mechaniker- und Lieferfische, einen Unter- und Überwasser Himmelskratzer und, und, und. Die Charaktere, die Nina Müller neben ihren Protagonisten für ihre knallbunte Fantasiewelt liebevoll entworfen hat, passen perfekt in diese quirlige und immer wieder überraschende Umgebung, sei es nun der flinke Professorenfisch oder der quasselnde Ö-Baum, der das Vorlesen sowohl zu einer Leseübung als auch zu einer Mordsgaudi macht.

Komplettiert wird dieses wunderbare Gesamtpaket aus toller Story und liebevollen Charakteren von einer Vielzahl wunderbarer Illustrationen, mal kleiner, mal seitenfüllend. Es gibt einfach so viele Details zu entdecken, dass allein schon das Betrachten des Buches einfach Spaß macht und man das Gefühl hat, immer wieder neue Dinge zu entdecken. Fischhausens Unterwasserwelt ist knallbunt, wimmelig und einzigartig.

FAZIT:
Ein wunderbar kreativer, knallbunter und wimmelig aufregender (Vor-)Lesespaß für Klein und Groß. Wir haben großen Spaß gehabt und vergeben gerne eine uneingeschränkte Leseempfehlung!