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smartie11
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Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2015
Gemmel, Stefan

Das Abenteuer beginnt / Im Zeichen der Zauberkugel Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
In den Ferien findet Alex hinter einer verborgenen Tür auf dem Dachboden seiner Großeltern spannende und geheimnisvolle Dinge seines verschwundenen Großvaters. In einem verstaubten Notizbuch stößt Alex auf eine unglaubliche Geschichte, die sich zu einer anderen Zeit und in einer fernen Wüste zugetragen haben soll. In dieser Geschichte geht es um einen jungen Kamelhirten, einen bösen Dschinn und eine Zauberkugel. Dann findet Alex in einer alten Truhe seines Großvaters eine merkwürdige Kugel…

Meine Meinung:
„Im Zeichen der Zauberkugel – Das Abenteuer beginnt“ ist der erste Band einer neuen Kinderbuchreihe für abenteuerlustige junge Leser ab 7 Jahre. Der bekannte Kinderbuchautor Autor Stefan Gemmel hat mit seinen bisherigen Büchern, u.a. der preisgekrönten „Schattengreifer-Serie“ und „Mumienwächter“, bereits mehrfach sein Talent für spannende und abenteuerliche Kinderbücher unter Beweis gestellt. Darüber hinaus wurde er 2011 vom deutschen Buchhandel zum "Lesekünstler des Jahres" gewählt und hält im Guinness-Buch der Rekorde den Rekord für die "größte Lesung eines einzelnen Autors".

Schon das liebevoll gestaltete Hard-Cover mit Glanz-Effekten zieht den Betrachter in seinen Bann. Doch auch im Innenteil wurde nicht mit schönen und sehr passenden Illustrationen gespart. Im Gegenteil! Die im Notizbuch des Großvaters niedergeschriebene Geschichte, die sich über weite Strecken als zweiter Handlungsstrang präsentiert, wurde grafisch sehr schön als alte Papierseiten gestaltet. Darüber hinaus illustrieren mehrere ganzseitige „Bleistiftzeichnungen“ die Geschichte sehr treffend und äußerst Detailreich, so dass sich ein sehr runder und wertiger Gesamteindruck ergibt.

Die 170 Seiten starke, in 14 Kapitel aufgeteilte Geschichte an sich hat mich beim Lesen, einer kleinen Hommage gleich, sehr positiv an die exotischen Märchen aus Tausendundeine Nacht erinnert. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen und hebt dieses Buch ein Stück aus der Masse hervor. Bereits der Start ist mit dem geheimnisumwitterten Dachboden spannend und weckt die Neugier. Hierdurch fällt der Einstieg in die Geschichte sehr leicht und auch die Anzahl der Hauptcharaktere ist sehr überschaubar.

Die Hauptfiguren, Alex und Sahli, sind mutig und halten stets fest zusammen. Man muss die beiden einfach mögen. Die Zwillinge Sally und Liv sind dagegen ein Bisschen blass geblieben. Ich könnte mir vorstellen, dass Mädchen sich in diesem Buch ein Wenig „unterrepräsentiert“ vorkommen könnten und ihnen eine weibliche Identifikationsfigur fehlt. Der böse Dschinn Argus ist gemein und hinterhältig, hat jedoch auch seine Schwachstellen. Hierdurch erscheint er nicht so übermächtig und unfehlbar, so dass die Geschichte auch für die jüngeren Leser nicht zu bedrohlich wirken dürfte.

FAZIT:
Ein spannendes und magisches Abenteuer wie aus Tausendundeine Nacht, garniert mit tollen Illustrationen und mit zwei mutigen Helden. Ein toller Auftakt für eine neue, vielversprechende Reihe.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2015
Smith, Jennifer E.

Sturmbändiger


sehr gut

Zum Inhalt:
Die Zwillinge Ruby und Simon sind mit ihren Eltern auf eine Farm weitab der nächsten Großstadt gezogen. Was als Landidylle begann, nähert sich immer mehr einer existenzbedrohenden Lage. Aufgrund einer anhaltenden Hitzeperiode mit Rekorddürre wirft die Farm nicht genug zum Lebensunterhalt ab. Doch plötzlich taucht ein mysteriöser Fremder auf, Elektrogeräte gehen kaputt, Simon wird krank und das Wetter spielt auf einmal komplett verrückt…

Meine Meinung:
Schon das - für meinen Geschmack sehr gelungene - Cover und der Klappentext hatten mich sehr neugierig auf dieses Buch gemacht. Auf 300 Seiten, aufgeteilt in lesefreundliche 34 Kapitel, entspinnt die US-Autorin Jennifer E. Smith (u.a. „Die statistische Wahrscheinlichkeit von Liebe auf den ersten Blick“) eine abenteuerliche Geschichte rund um Menschen mit einer besonderen Begabung und deren Auswirkungen. Hierbei bedient sie sich des klassischen „Gute gegen Böse“-Motivs, wobei sie streckenweise mit dem Unwissen spielt, wer nun genau auf welcher dieser Seiten steht. Beim Lesen habe ich relativ früh ein entsprechendes Bauchgefühl diesbezüglich entwickelt. Ob es am Ende stimmte, möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten, um keinem Leser hier die Spannung zu nehmen…

Apropos Spannung: diese baut sich für meinen Geschmack im Verlauf der Geschichte, abgesehen von kleineren Spitzen und Tälern, relativ stetig auf. Wenn ich den Verlauf bildhaft beschreiben müsste, würde ich wohl zu Beginn von einem angenehmen Wind sprechen, der sich im Weiteren Verlauf immer mehr zu einem ausgewachsenen Hurrikan entwickelt. Das Finale ist wirklich sehr spannend, turbulent und actionreich gelungen und direkt „filmreif“.

Durch die geschickte Wahl der Charaktere, allen voran den 12jährigen Zwillingen Ruby und Simon, gibt es wohl für alle jugendlichen Leser eine entsprechende Identifikationsfigur. Als sehr gut gelungen habe ich bei diesen beiden das Spannungsfeld zwischen Nähe und Zusammenhalt auf der einen Seite und zunehmende Eigenständigkeit und Abkapslung auf der anderen Seite empfunden. Dieses Zusammenspiel hat für mich einen ganz besonderen Reiz dieses Buches ausgemacht. Aber auch die andern Hauptcharaktere, deren Anzahl erfreulich überschaubar ist, sind für meinen Geschmack gut und individuell gelungen, wobei mein Lieblingscharakter die Automechanikerin Daisy war (auch wenn ich den Namen als nicht wirklich passend empfunden habe).

FAZIT:
Alles in Allem ist „Sturmbändiger“ ein solider, abenteuerlicher und gut unterhaltender Jugendroman für Leser ab ca. 10 Jahren, der auf einer sehr interessanten und eigenen Grundidee basiert.

Bewertung vom 14.09.2015
Pötzsch, Oliver

Das Buch der Nacht / Die Schwarzen Musketiere Bd.1


sehr gut

Zum Inhalt:
Burg Lohenstein bei Heidelberg im Jahr 1631: Mitten in den grausamen Wirrungen des Dreißigjährigen Kriegs wächst Grafensohn Lukas von Lohenstein in behüteten und privilegierten Verhältnissen auf. Doch an einem schicksalhaften Tag wendet sich das Blatt: Inquisitor Waldemar von Schönborn erscheint auf Burg Lohenstein, lässt Lukas Mutter als Hexe inhaftieren, seinen Vater ermorden und seine kleine Schwester Elsa verschleppen. Auf seiner Flucht lernt Lukas das Elend, die Armut und die Gefahren seiner Zeit kennen. Doch auf seiner verzweifelten Suche nach Elsa findet er schlagfertige Verbündete und Freunde fürs Leben…

Meine Meinung:
Bestsellerautors Oliver Pötzsch, selbst Nachfahre der bekannten Henkers-Dynastie Kuisl, ist mit seinen historischen Romanen über den Schongauer Henker Jakob Kuisl und seine Tochter Magdalena bekannt geworden (Die „Henkerstochter-Saga“). Mit „Die schwarzen Musketiere – Das Buch der Nacht“ hat er nun seinen ersten Jugendroman veröffentlicht.

Nach einem kurzen, aber sehr neugierig machenden Prolog nimmt die Geschichte durch den tragischen Vorfall auf Burg Lohenstein sehr rasant an Fahrt auf. So gelang es mir sehr schnell in die Geschichte hineinzufinden, auch dank der überschaubaren Anzahl von Hauptcharakteren. In den folgenden Kapiteln nimmt Lukas Odyssee durch die dunkle Zeit des Dreißigjährigen Krieges breiten Raum ein. Er trifft immer wieder auf andere „gestrandete“ Personen und Gruppen bis er endlich „seinen Platz“ findet. Autor Oliver Pötzsch nimmt dabei kein Blatt vor den Mund und schildert die Lebensumstände in dieser grausamen Zeit recht schonungslos, seien es Krankheit, Hunger, Hexenverbrennung oder die blutigen Schlachten, die im Namen der Religion geführt wurden. Von daher ist dieses Buch sicher nichts für zartbesaitete Leser und die Leseempfehlung ab 12 Jahren sollte m. E. auch nicht unterschritten werden.

Die Spannung der Story hat sich im Verlauf des Buches immer weiter gesteigert, der große Showdown war tempo- und actionreich und in einem wirklich verwunschenen interessanten Setting angesiedelt. Die deutlichen Mystery-Elemente haben mir persönlich sehr gut gefallen, was allerdings Geschmackssache ist. Man sollte sich vor dem Kauf bewusst sein, dass es sich nicht um einen „reinen“ historischen Roman handelt.

Die Haupt-Charaktere des Buches haben mir gefallen. Mit Lukas konnte ich mithoffen und mitleiden, auch wenn er ob der schlimmen Geschehnisse manchmal etwas „distanziert“ erschienen ist. Auch die Figur des Giovanni Battista Senno habe ich als sehr gut gelungen empfunden. Er ist rätselhaft und undurchschaubar. Nur leider ist er mir persönlich noch ein wenig zu kurz gekommen, ich hätte gerne noch mehr von ihm gelesen. Inquisitor Waldemar von Schönborn ist mit hingegen ein bisschen zu blass geblieben, vielleicht war es aber auch das Unnahbare, das für diese Figur nicht unpassend war.

Komplettiert wird dieses Buch am Ende von einem Lexikon, das viele historische Ausdrücke erklärt, und einem „Kleinen Wörterbuch der Fechtkunde“. Hinzu kommt eine in den Umschlaginnenseiten abgedruckte Karte, die Lukas Weg nachzeichnet. Hierdurch hat sich für mich ein sehr rundes Gesamtbild ergeben.

FAZIT:
Ein gelungener und spannender Mix aus Historischem, Jugend- und Mysteryroman, der mich als Auftakt zu einer neuer Reihe überzeugen konnte.

Bewertung vom 01.09.2015
Aichner, Bernhard

Totenhaus / Totenfrau-Trilogie Bd.2


weniger gut

Zum Inhalt:
Brünhilde Blum, genannt Blum, hatte ein schwere Kindheit und eine furchtbare Vergangenheit. Im Urlaub mit ihrer Familie wähnt sie sich weit weg von allen Problemen. Doch ein Foto in der Zeitung bringt ihre Welt plötzlich ins Wanken. Übereilt trifft sie eine Entscheidung, die sie später mehr als einmal bitterlich bereuen wird…

Meine Meinung:
„Totenhaus“ ist die Fortsetzung von Barnard Aichners Thriller „Totenfrau“, den ich auch gelesen habe und der mir damals wirklich gut gefallen hat (hierfür hatte ich 4 Sterne vergeben). Diese beiden Bücher haben durchaus Gemeinsamkeiten, die sie verbinden: Allen voran natürlich die sehr verschrobene und polarisierende Protagonistin Blum. Wer Blum bereits aus „Totenfrau“ kennt, erlebt in „Totenhaus“ eine alte Bekannte, die sich in keiner Weise verändert hat. Warum Blum ist wie sie ist, das versteht man m.E. aber am Besten, wenn man zuvor auch „Totenfrau“ gelesen hat, da man sie in diesem Buch sehr intensiv kennenlernt und auch die Gründe für ihre teilweise sehr merkwürdigen Verhaltensweisen (zumindest in Ansätzen) nachvollziehen kann. Wem dieses „Kennenlernen“ fehlt, der könnte es sehr schwer mit Blum haben.

Auch in Bezug auf den außergewöhnlichen Schreibstil ist sich Autor Bernhard Aichner treu geblieben: Kurze Stakkato-Sätze. Manchmal auch nur ein Wort. Folgerichtig auch kurze Kapitel. Und immer wieder der Name „Blum“, der schon fast Mantra-gleich immer und immer wieder genannt wird. Blum. Ich glaube, entweder sagt einem dieser Stil zu oder nicht. Wer sich unsicher ist, sollte vor dem Kauf lieber ein bis zwei Kapitel in der Buchhandlung oder auch online durch den „Blick ins Buch“ lesen. Schnell wird man dabei feststellen, ob einem dieser Schreibstil liegt oder nicht. Für mich ist er ein stilistisches Hilfsmittel, das sehr gut zu seiner Protagonistin Blum passt.

Es gibt aber auch deutliche Unterschiede zum ersten Band: Während „Totenfrau“ die Klassifikation „Thriller“ für meinen Geschmack zu Recht hatte (auch wenn es sicherlich kein 0815-Thriller ist), hat „Totenhaus“ recht wenig bis fast gar nichts von einem Thriller. Die Spannung blieb auf den rd. ersten 200 (von 416) Seiten sehr, sehr gering. Eigentlich war von Spannung kaum etwas zu spüren. In der zweiten Hälfte gab es Streckenweise thrillerartige Passagen, mehr aber auch nicht. Für mich ist diese Fortsetzung viel eher eine Mixtur aus Drama und Psychogramm. War die Story in „Totenfrau“ noch solide aufgebaut und folgte einem roten Faden, so wirkte die Storyline von „Totenhaus“ konzept- und richtungslos. Selbst die Auflösung am Schluss habe ich schon weit vor dem Ende erahnt. Schlimmer noch: Ich habe die ganze Zeit gedacht: „So kann es doch nicht sein, das wäre zu einfach“. Leider war es genau so: zu einfach…

Am Ende war es nett zu lesen, wie es mit Blums Schicksal weitergeht. Aber auch nur, weil ich schon „Totenfrau“ gelesen hatte. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte ich „Totenhaus“ wohl nach der Hälfte zur Seite gelegt.

Ein dritter Teil steht zu erwarten. Nach der Enttäuschung des zweiten Bandes bin ich mir aber alles andere als sicher, dass ich diesen auch noch lesen werde. Vielleicht ergibt sich ja dann ein rundes Gesamtbild.

FAZIT:
Eine für mich enttäuschende und über weite Strecken spannungsarme Fortsetzung. Kein wirklicher Thriller, eher eine Mixtur aus Drama und Psychogramm.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.08.2015
Schuberth, Gunnar

Der Kreuzweg


sehr gut

Zum Inhalt:
So richtig vom Glück verfolgt war der Nürnberger Schatzsucher und Abenteurer Paul Skamper noch nie. Ein einziges, dafür umso rätselhafteres Artefakt hat er auf seinen Expeditionen gefunden. Doch eines Tages bekommt er unverhofft Besuch von Lucius Brand, der ihm ein Artefakt präsentiert, dass seinem exakt gleicht. Zusammen sollen sie angeblich der Schlüssel zum Versteck einer der bedeutendsten Reliquien des Christentums sein: Der Lanze des Longinus.

Meine Meinung:
Der Titel "Der Kreuzweg - Ein Nürnberg-Krimi" impliziert für dieses Buch zwei Dinge: Erstens, dass es sich um einen Krimi handelt und zweitens, dass es einen starken regionalen Bezug aufweist. Ein reinrassiger Krimi ist dieses Buch für meinen Geschmack nicht, da es hierfür zu viel Elemente eines Abenteuerromans und auch einen deutlichen Mystery-Touch aufweist. Das sollte man vorher wissen, da das nicht jedermanns Geschmack ist. Mir gefällt diese Mischung jedenfalls. Zum Thema Regionalität: Hier hätte es ruhig etwas mehr regionaler Bezug sein dürfen. Hier erwarte ich einfach mehr bekannte Schauplätze und gerne auch ein bisschen Mundart aus der entsprechenden Region, als es „Der Kreuzweg“ bietet.

Trotz dieser Einschränkungen hat Autor Gunnar Schuberth eine durchaus spannende und fesselnde Story entwickelt, die streckenweise geschickt mit den Gegensätzen Realität / Illusion spielt. Über weite Teile des Buches bleibt der Protagonist über etwas vermeintlich „erlebtes“ um Unklaren wie auch der Leser selbst. Hinzu kommen noch die Mystery-Elemente, die i. W. auf einem Handlungsstrang in den 1940´er Jahren, kurz vor Kriegsende, fußen. Den Spannungsbogen habe ich als gut aufgebaut und über die nahezu volle Länge des rd. 240 Seiten umfassenden Buches als intakt empfunden.

Die Charaktere, die Gunnar Schuberth geschaffen hat, können durchaus polarisieren. Protagonist Paul Skamper ist kein „Everybody´s Darling“ wie beispielsweise Indiana Jones. Er hat schon seine ganz eigenen Macken. Vom eigentlichen, größenwahnsinnigen Bösewicht ganz zu schweigen. Mein Lieblingscharakter Arabella kommt für meinen Geschmack über die Story ein bisschen zu kurz. Hier hätte ich mir eine stärkere Einbindung in die Geschichte gewünscht.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Nur habe ich das Gefühl, dass der Autor sich nicht so recht entscheiden konnte, ob er nun wirklich Mystery-Elemente in seine Geschichte einbauen will oder nicht. So ist es diesbezüglich nicht Fisch und nicht Fleisch, was dabei herausgekommen ist.

p.s.: Nicht so gelungen finde ich persönlich, dass der Klappentext des Buches schon den Inhalt der ersten rd. 80 Seiten verrät, was ca. dem ersten Drittel des Buches leider den Überraschungsmoment genommen hat.


FAZIT:
Ein Mix aus Krimi, Abenteurer und Mystery – wer das mag, dem sei „Der Kreuzweg“ durchaus empfohlen.

Bewertung vom 05.08.2015
Till, Jochen

Spackos in Space - Der doppelte Labrox


ausgezeichnet

„Der doppelte Labrox“ ist nach „Spackos in Space“ und „Zoff auf Zombie 7“ das mittlerweile dritte Weltraumabenteuer von Jochen Zapf (u.a. „Einfach ungeheuerlich!“, „Raubritter Rocko“, „Charlie + Leo“) um Cornelius „Conny“ Spacko und das Team der RS Rumpel. Dennoch kann man das Weltallabenteuer um den „doppelten Labrox“ problemlos auch ohne Vorkenntnisse lesen (so wie ich).

Jochen Till präsentiert eine total abgefahrene Weltraumstory und nutzt dabei die unerforschten Weiten perfekt aus, um „seine“ Galaxien mit den schrägsten und witzigsten Aliens zu besiedeln. Beispielsweise mit der Riesenkakerlake – sorry – dem Riesenkokerloke Schmusie, dem Bobolaner Bruno (Wer hat denn bloß Benjamin Blümchen in ein Weltraumanzug gesteckt?) oder auch dem amputationsbegeisterten Doktor Meier-Metzel, der dank des unglaublichen Zeichentalents von Zapf aussieht wie ein… ja… ich weiß auch nicht so recht… wie ein interstellarer Doktor Meier-Metzel halt. Wer sich vorab schonmal selbst ein Bild über die multi-weltraumkulti Besatzung der RS Rumpel machen will, dem sei an dieser Stelle die Leseprobe auf der Homepage des Tulipan-Verlags wärmstens empfohlen (http://www.tulipan-verlag.de/out/media/Leseprobe_Spackos3.pdf). Neben den altbekannten Charakteren hält „Der doppelte Labrox“ aber auch eine ganz neue Spezies für seine Leser bereit: Die Trallalakaien, einer Art interstellarer Minions. Genauso fügsam, genauso fleißig und mindestens genauso liebenswert.

Neben der schrägen Story, die durchaus zu einer akuten Lachmuskelentzündung führen könnte, punktet Jochen Till vor allem auch mit seinem unglaublich kreativen Wortwitz und den skurrilsten Wortkombinationen und -schöpfungen. Verfrockte Schlotze aber auch! So ist beispielsweise Kapitän Tsching nicht einfach nur „Kapitän“. Nein seine förmlich korrekte Anrede lautet „Hochwohlgeborene und höchst erlauchte Hoheit Tschingis Rassa Bumbum Khan der Erste und Letzte, König, Kaiser, Kanzler und oberster Chefbefehler des Klein-aber-Oho-Reiches EGOZENTRIUS MAXIMUS“. Respekteinflößend, gell?

Aber Jochen Till wäre nicht Jochen Till, wenn er hier nicht auch noch eine schmalzig-triefende Friede-Freude-Eierkuchen-Ministory aus dem „Kuschelsamt & Schnuckelhörchen“-Mikrokosmos namens „Der schmuse-Biber hat Zahnweh“ einbauen würde. Als Sahnehäubchen obendrauf garniert Zapf die Ministory auch noch mit den entsprechenden Illustrationen á la „Bussi Bär“, die im krassen Kontrast zu Illustrationen wie z.B. dem Zombie Jörg stehen. Schauder. Überhaupt möchte ich an dieser Stelle gerne auch noch auf die genialen Illustrationen von Zapf hinweisen, die perfekt zu Jochen Tills Story und Charakteren passen. Super Kombi!

FAZIT:
Einfach irre witzig und total schräg – Aber Vorsicht: Akute Gefahr einer Lachmuskelentzündung durch Überreizung!

Bewertung vom 03.08.2015
Franklin, Jo

Hilfe, ich bin ein Genie


sehr gut

Total schräg und oberwitzig

„Hilfe, ich bin ein Genie“ ist nach „Hilfe, ich bin ein Alien“ der zweite Band um die irrwitzigen Abenteuer von Daniel „Dan“ Kendal. Um diesen Band zu verstehen und eine Menge Spaß zu haben, muss man den ersten Band allerdings nicht gelesen haben (obwohl es dann bestimmt noch mehr Spaß machen würde).

Daniel ist schlaksig, 10 Jahre alt und trägt mit seinem Kumpel Freddo einen Dauerwettstreit aus, wer von ihnen beiden die größte Hohlbirne ist. Keine leichte Aufgabe für Daniel, sind Freddos Kernkompetenzen doch Chips-Wettessen und Rülpsen. Dritter im Bunde ist ihr nerdiger Freund Gordon, der eine hyperintelligente Streberleiche ist und einfach alles weiß. Die Charaktere sind also schon mal echt klasse und ein bisschen freaky.

Die Geschichte, die uns Jo Franklin hier auf rd. 150 Seiten (aufgeteilt in 25 Kapitel) präsentiert ist total schräg, latent chaotisch und absolut witzig. Wen stört es da, dass die Grundstory denkbar einfach und absolut vorhersehbar ist. Es geht hier ja nicht um anspruchsvolle Literatur sondern um ein solides Training der Lachmuskeln und gute Unterhaltung für junge (ab ca. 10 Jahren) und junggebliebene Leser. Besonders gut gefallen haben mir dabei die vielen witzigen und schrägen Ideen, mit denen Jo Franklin seine Story „gewürzt“ hat, angefangen beim regelmäßig erweiterten „Hohlbirnen-ABC“ bis zu den wunderbaren Ideen, wie man im Quiz erfolgreich und unentdeckt schummeln könnte.

Der Schreibstil ist locker-flapsig und sehr passend für die Zielgruppe und die Story. Der Text liest sich sehr flüssig und wird immer wieder von coolen und witzigen Illustrationen aufgelockert, die stets sehr gelungen zum Text passen. Meine persönliche Lieblings-Illustration ist die Übersicht der Wettkampfteilnehmer auf S. 118-119. Allerdings handelt es sich für mich NICHT um einen Comic-Roman, da hierfür m. E. doch noch zu wenig Illustrationen dabei sind.

FAZIT:
Eine total schräge, latent chaotische und absolut witzige Story mit freakigen Charakteren. Sehr cool!

Bewertung vom 31.07.2015
Jackson, Steve

SORCERY! Die Shamutanti-Hügel


sehr gut

Allgemeines zum Thema Spielbücher:
Spielbücher haben ihre Wurzeln in den 1970´er Jahren, also weit vor der Digitalisierung der Welt im Allgemeinen und der Unterhaltungsmedien im Speziellen. Ähnlich wie die artverwandten Pen-&-Paper-Rollenspiele á la „D&D – Dungeons & Dragons“ oder auch „DSA – Das schwarze Auge“ liegt der Fokus bei Spielbüchern darauf, den Fortgang der Geschichte durch eigene Entscheidungen aktiv zu beeinflussen („willst Du links herum gehen, lies weiter bei 306, gehst Du rechts herum lies 357“). Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Verläufen der Geschichten, so dass man ein Spielbuch durchaus mehrmals lesen kann, ohne dass es langweilig wird.

Zum Inhalt:
Die magische „Krone der Könige“ ist in die falschen Hände geraten, das vereinigte Königreich droht ins Chaos zu stürzen. Du wirst beauftragt, die mächtige Krone zurückzubringen. Doch Deine Reise wird sehr lang und extrem gefährlich werden und führt Dich zunächst in die berüchtigten Shamutanti-Hügel mit ihren merkwürdigen Bewohnern…

Meine Meinung:
Mit dem ersten Band der vierteiligen „Sorcery!“-Reihe von Steve Jackson hat der Frankfurter Mantikore-Verlag einen absoluten Klassiker der Spielbuch-Geschichte neu aufgelegt, der in den 1980´er Jahren unter dem Titel „Analand-Saga“ erstveröffentlicht wurde. In einem neuen, zeitgemäßen und sehr ansprechenden Cover ist die Originalgeschichte mit den ursprünglichen Illustrationen erhalten geblieben. Dies empfinde ich allerdings nicht als Nachteil, da die Story an sich zeitlos ist. Nur die alten Fans der Spielbücher, die vielleicht noch die Originalausgaben der Analand-Saga im Bücherregal stehen haben, sollten wissen, dass es für sie hier keine neuen Abenteuer zu bestehen gibt.

Die Vorbereitungen für den Einstieg ins Abenteuer sind relativ einfach, das Regelwerk ist übersichtlich und schnell gelesen. Zunächst gilt es mittels zweier Würfel individuelle Werte für die Eigenschaften Gewandtheit, Ausdauer und Glück zu ermitteln. Dann muss man noch rasch sein Abenteuer-Protokoll ausfüllen und sich entscheiden, ob man als Krieger oder als Magier spielen möchte. Die Krieger können sofort ins Abenteuer aufbrechen, die Magier müssen zunächst die Zaubersprüche aus dem Zauberbuch am Ende des Buches auswendig lernen. Es gehört zum Spielspaß dazu, dass man die Zaubersprüche beherrscht (zumindest weiß, welcher Zauber und welches benötigte Equipment sich hinter den Abkürzungen verbergen).

Die 200 Seiten starke Story verteilt sich über 456 Spielabschnitte und hat einen klassischen High-Fantasy-Touch. Der Auftrag, den man bekommen hat, ist denkbar einfach und so zieht man unbedarft ins Abenteuer los. Durch die sehr vielen Entscheidungsmöglichkeiten ergibt sich dabei eine Vielzahl von möglichen Verläufen, von denen einige zum Ziel, andere aber auch in den unweigerlichen Tod des Helden führen. Von daher ist es ratsam, immer einen Finger zwischen den Seiten der vorangegangenen ein oder zwei Spielabschnitte zu behalten, damit man nicht wieder ganz von vorne anfangen muss (es sei denn, man möchte es so).

Letztendlich war ich überrascht, wie schnell ich durch das Abenteuer durch gekommen bin, in ungefähr 3 Stunden. In dieser Zeit hatte ich aber eine ganze Menge Spielspaß und eine ordentliche Portion Abenteuer. Gut gefallen hat mir der schnelle und unkomplizierte Einstieg ins Spiel, weniger gut fand ich den sehr schnellen „Nacht- und Tagwechsel“, der dafür gesorgt hat, dass ich gefühlt ständig ein Quartier für die Nacht zu suchen hatte und etwas essen musste (was sonst meinen Ausdauerwert kontinuierlich reduziert hätte).

Ich werde das Buch mit Sicherheit nochmal als Magier durchspielen, wobei der Held dabei viel mehr Möglichkeiten hat, als einfach stumpf auf seine Feinde einzudreschen.

FAZIT:
Eine schöne Neuauflage eines absoluten Spielbuchklassikers, der Spannung und gute Unterhaltung garantiert, sowohl für Anfänger als auch für alte RPG-Hasen.