Benutzer
Benutzername: 
sommerlese
Über mich: 
Zu meinen Hobbies gehört Lesen einfach dazu. Meine Rezensionen erscheinen auch auf meinem Blog. Schaut doch bei Interesse mal rein! https://sommerlese.blogspot.com/
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 2754 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2022
Goodall, Jane;Abrams, Douglas

Das Buch der Hoffnung


ausgezeichnet

Ein Plädoyer für den Natur- und Tierschutz mit persönlichen Einblicken

Jane Goodall hat sich als Natur- und Verhaltensforscherin der Schimpansen Tansanias einen Namen gemacht, sie gilt als leidenschaftliche Botschafterin des Artenschutzes. Mit ihrem Engagement, der Erfahrung und dem geschärften Blick auf die Natur wurde sie zum Vorbild der jungen Generation im Bereich des Klimaschutzes. Sie setzt trotz Pandemien, Kriegen und drohenden Umweltkatastrophen auf Hoffnung und macht Mut. Nicht Resignation hilft, sondern gezieltes Handeln.

In den Gesprächen mit ihrem Co-Autor Douglas Abrams erfahren wir von Janes Forschungen, den persönlichen Erfahrungen und ihrem Engagement in der Umweltbildung von Jugendlichen und Kindern.

"Wenn man keine Hoffnung mehr hat, dass das eigene Handeln etwas Positives bewirkt, wird man nicht handeln. Man braucht Hoffnung, um überhaupt in Aktion zu treten; aber hat man sich ... zum Handeln entschlossen, entsteht dadurch auch mehr Hoffnung. Es ist also ein Kreislauf." Zitat S. 25

Jane Goodall gilt eine Ikone der Umweltbewegung, ihren weltweiten Ruf als erfahrene Verhaltensforscherin hat sie genutzt, um sich bis ins hohe Alter auch als Aktivistin für den Umweltschutz einzusetzen. Sie wollte der Natur etwas zurückgeben, als Dank für ihre positiven Erlebnisse in der Primatenforschung.

Wie kann man Hoffnung schöpfen, wenn die Klimaerwärmung, das Artensterben und menschliche Katastrophen uns verzweifeln lassen? Korruption, steigende Weltbevölkerung und Machtstreben sind ebenfalls Themen, die angesprochen werden. In den Gesprächen mit Doug kommen all die derzeitigen Probleme ungeschönt auf den Tisch. Und Jane Goodall erklärt, wie wir mit unserem eigenen Handeln in kleinen Schritten die Hoffnung wieder zu einem Teil unseres Lebens machen können. Denn Hoffnung gibt Kraft und Mut und Stärke, so hat es auch Jane Goodall erlebt. Diese Hoffnung können wir in der Natur finden. Solange sich Menschen für die Natur engagieren, gibt es Hoffnung.

In diesem Buch erfährt man viel Wissenswertes über Jane Goodalls Forschungsarbeiten, ihre Reisen, Erfahrungen mit Menschen und Tieren. Sie leistet Überzeugungsarbeit, aber nicht mit erhobenem Finger, sondern aus ihren persönlichen Erfahrungen heraus. Sehr unterhaltsam ist auch der Teil, in dem sie von ihrem privaten Leben (mit Originalfotos) erzählt und wie sie dazu kam, ihr Leben dem Schutz der Natur zu widmen. Der Gesprächswechsel mit Douglas Abrams wirkt freundschaftlich und geht in die Tiefe. Das Buch lässt sich interessant erlesen, die Dialoge berühren und manche Äußerungen sind wirklich bemerkenswert, weil sie Sachverhalte und Erlebnisse beschreiben, die über die Begriffe Hoffnung weit hinausgehen. Hinter diesen Ausführungen erkennt man als roten Faden ihres Handelns die tiefe Überzeugung Jane Goodalls für ihr Lebenswerk.

Ein großartiges und wichtiges Buch! Denn es ist ein Plädoyer für den Natur- und Tierschutz mit persönlichen Einblicken. Ein Hoffnungsschimmer am Horizont, diese Frau setzt neue Impulse und überzeugt mit ihrer klaren Linie.

Bewertung vom 08.02.2022
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar / Mord ist Potts' Hobby Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Kriminalroman "Mrs Potts' Mordclub und der tote Nachbar" von Robert Thorogood erscheint im KiWi Verlag.

Dieser Krimi liefert ein originelles Clübchen an Ermittlerinnen, die durch eine Zufallsbeobachtung überhaupt erst in den Fall involviert werden. Neugierig und interessiert verfolgen sie die Spuren, die vermeintlich in die Kunstszene führt.

Mrs Judith Potts ist 77, liebenswert skurril, lebt in einem großen Herrenhaus und liebt es, abends einen Whisky zu trinken und nackt in der Themse zu schwimmen. Bei so einer Gelegenheit hört sie einen Schrei und anschließenden Schuß im Garten ihres Nachbarn. Die Polizei vermutet Selbstmord, aber Judith ist anderer Meinung und sofort dabei, Erkundigungen einzuholen. Dabei bekommt sie schnell Hilfe von Becks, die perfekte Hausfrau und Ehefrau des Pfarrers, die mit ihrem umgänglichen Wesen stets Wogen glätten kann. Und die Hundefrau Suzie mit ihrem speziellen Kleidungsstil ist die unkonventionelle Ergänzung des Trios. Auf Seiten der Kripo ermittelt die Polizistin Tanika, die scheinbar erkennt, mit welchem intelligenten Ermittlungstrupp sie es hier zu tun hat und scheinbar toleriert, wie die Frauen hier mitmischen.

Ein flüssiger Schreibstil führt durch die bildhaft beschriebenen Szenen, die Ausarbeitung der charakteristischen Besonderheiten der drei Protagonistinnen werden ausführlich dargestellt, sodaß man die Frauen gut vor Augen hat und ihren persönlichen Typ und ihre Eigenarten einschätzen kann. Immer wieder werden Einzelheiten der Frauen preisgegeben, die allmählich auch ihr persönliches Leben näher beleuchten.

Der Fall hat es in sich, denn es wird nicht schnell ersichtlich, worauf es dem Täter überhaupt ankommt. Immer wieder sorgen die Erlebnisse des Trios für Schmunzelmomente und man freut sich diebisch, wie sie trotz ihres Alters an Informationen und Beweisstücke kommen.

Mit ihren Nachforschungen katapultieren sich die Ermittlungen die Seniorinnen mehrfach in prekäre Situationen, die ihnen gewieftes Handeln und intelligentes Auftreten abverlangt. Sie verfügen über genügend Lebenserfahrung, um sich in jeder noch so schwierigen Situation zu behaupten, sie wachsen zusammen, können sich aufeinander verlassen und schaffen es, die einzelnen Puzzleteile zusammen zu tragen und daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Es gibt immer wieder neue Erkenntnisse, die die Ermittlung vorantreiben, der entscheidende Hinweis ist gleichzeitig auch ein gefährliches Unterfangen, denn der Mörder könnte seine Verfolgerinnen kennen. Zwischendurch gibt es etwas langatmige Szenen, die dem Krimi die nötige Ruhe verleihen. Trotzdem ist ein mittelmäßig Grundspannung vorhanden, die zum Ende hin noch einmal ansteigt.

Ich habe mich mit den originellen Seniorinnen über ihren Zusammenhalt im "Marlow Murder Club" gefreut und hoffe auf weitere Fälle, die in ihrer englischen Heimat stattfinden werden. Ein unterhaltsamer und durch die Figuren auch origineller Krimi nach englischem Strickmuster.

Bewertung vom 04.02.2022
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


sehr gut

Herrlicher charmanter Cosy Crime

Willkommen im Londoner Regency Grand Hotel! Die Gäste erwarten besten Komfort und die hier arbeitenden (fast unsichtbaren) Zimmermädchen sorgen für makellos saubere und aufgeräumte Zimmer. Zu ihnen gehört auch Molly Gray, die ihren Job liebt und wie sie es von ihrer Großmutter vermittelt bekam, auch mit größter Ordnung und Sorgfalt ausübt. Eines Tages findet sie in der Suite die Leiche des reichen Mr. Black und wird kurz darauf zur Hauptverdächtigen. Denn sie hat nicht nur den Fund gemeldet, sondern sie hat auch gründlich aufgeräumt und sauber gemacht.

Wir begleiten Molly dabei, wie sie im Regency Hotel ihre Arbeit verrichtet und die Zimmer täglich aufs Neue in einen Zustand höchster Perfektion versetzt. Denn die Herstellung von Ordnung und Sauberkeit gibt Mollys Leben Struktur, der Umgang mit anderen Menschen ist für sie eher schwierig. Deshalb ist ihr Job auch ihr absoluter Traumjob, sie ist ein liebenswerter, hilfsbereiter Mensch, der vor kurzem ihre einzige Bezugsperson, ihre Granny, verloren hat. Molly ist anders, etwas schrullig, ihr Leben ist bestimmt von Ordnungs-Zwängen, Folgen von Inspektor Colombo und Lebensweisheiten ihrer verstorbenen Großmutter. Nun droht Molly zu vereinsamen und findet den einzigen Halt bei ihrer Arbeit. In ihrem Verhalten entdeckt man gewisse autistische Züge, deshalb kann sie die Mimik anderer Menschen nicht genau einordnen und traut niemandem etwas Böses zu.

Nita Prose besondere Art der Darstellung Mollys hat mir sehr gut gefallen, man taucht in diesem Buch in ihre Mollys Gedankenwelt und ihre spezielle Sicht auf die Dinge ein und lernt sie immer besser verstehen. Sie scheint als Zimmermädchen unsichtbar zu sein, niemand nimmt sie wirklich wahr. Und in ihrer Gutmütigkeit lässt sie sich auf Dinge ein, die sie in den Fall verwickeln und sie als Tatverdächtige darstehen lassen. Doch sie hat Glück, denn sie findet Menschen, die es gut mit ihr meinen und ihr helfen wollen.

Während des Lesens baute ich eine immer stärker werdende Verbindung zu Molly auf und hoffte, dass sich ihre Unschuld herausstellen würde. Natürlich habe ich mitgerätselt, wer denn nun Mr. Black auf dem Gewissen haben könnte.

Molly ist überkorrekt und eine Herzensseele und erinnert ein wenig an Forrest Gump. Ihre Gutmütigkeit wird ihr zum Verhängnis, denn das wird von Menschen in ihrem Umfeld ausgenutzt und am Ende steht sie als Hauptverdächtige in diesem Mordfall da.

Die Geschichte entwickelt ungefähr ab der Mitte eine immer stärker ansteigende Spannung, die davon lebt, dass man mit einen geschickt ausgetüftelten Plan mitfiebert, durch den sich Mollys Fallstricke und Tatverdacht entwirren sollen.

Nita Prose schreibt ihre Geschichte sehr flüssig, bildhaft genau und ausgestattet mit vielen unterhaltsamen Details. Auch wenn sich anfangs die Handlung etwas zieht, genau so soll man sich auf Molly und ihre Art einstellen und sie immer besser kennenlernen. Denn erst dann sieht man den Mordfall aus ihrer speziellen Perspektive und kann mitfiebern und auf den Beweis ihrer Unschuld hoffen.

Einen Kritikpunkt möchte ich aber noch erwähnen. Und zwar erschien mir eine besondere Handlung Mollys sehr unrealistisch und damit nicht zu ihrem Charakter passend. Auch wenn diese Aktion der Story noch eine entscheidende Note verliehen hat.

Dieser Cosy Crime besticht mit einer liebenswerten, etwas ungewöhnlichen Protagonistin und einer wendungsreichen Handlung und Mordaufklärung. Eine gute Unterhaltung nach englischer Art!

Bewertung vom 03.02.2022
Roeder, Annette

Wie süß das Mondlicht auf dem Hügel schläft!


ausgezeichnet

Zum Träumen schön!

Diese bunt gemischte und schön illustrierte Sammlung nächtlich inspirierter Bilder und Lyrik führt Kinder in die Welt der Kunst und Gedichte ein. Alte Gedichte und Traditionen zur Schlafenszeit aus aller Welt wurden hier zusammen getragen und mit einem ausdrucksstarken Bild ergänzt.

Schon das schöne Vorwort von Annette Roeder stimmt auf die nächtlich angehauchten Stimmungen ein.

Es sind fröhliche, aber auch gruselige Geschichten, Märchen, Lieder und Rezepte zu entdecken, immer begleitet von Gemälden namhafter Künstler. Die Poesie reicht von Rilke, Brecht, Mascha Keleko, James Krüss bis hin zu Frantz Wittkamp und gleichzeitig werden Kinder an so bedeutsame Werke herangeführt. wie von Theodor Alt, Vincent van Gogh, Ernst Ludwig Kirchner, Caspar David Friedrich, Gustav Klimt, Paul Klee, Claude Monet, Georgia O'Keeffe, Utagawa Hiroshige und Henri Le Sidoner

Vor der Schlafenszeit ist meistens Vorlesezeit, mit diesen Texten werden unterschiedliche Stimmungen geweckt, von fröhlich bis gruselig ist alles dabei. Für Eltern und Kinder sorgt dieses edel in Halbleinen eingebundene Hausbuch für gemütliche, abendliche Vorlesezeit, die auch die Herzen aller Buchliebhaber mit Vorliebe für Poesie höher schlagen lässt.

Das allbekannte Laternenlied wird in Kombination mit einem wunderschönen Ausschnitt des Gemäldes von John Singer Sargent gesetzt. Da bekommt man sofort Lust, sich eine bunte Papierlaterne zu basteln und damit die dunkle Nacht zu erleuchten.

Ein Rezept für Einschlafschokolade darf nicht fehlen, kleine Kindergebete von Ringelnatz, die Wiegenlieder "Au Clair de la Lune", "Heitschi Bumbeitschi" und andere sorgen für angenehme Nachtstimmung.

Etwas Gänsehautgefühl bekommt man mit der Walpurgisnacht und der Geschichte "Birkennase".

Traumhaft schön und mit etwas Humor gewürzt ist das Gedicht "Gute Nacht" von Frantz Wittkamp.

Alles zu erwähnen, würde hier zu weit führen. Aber es ist eine Mischung aus aller Welt, von bekannten Gedichten und Liedern hin zu weniger bekannten.

Ich finde die jeweiligen gewählten Kombinationen zwischen Texten, Gedichten, Lieder und Gemälden sehr stimmig und passend. Damit verbinden sich beide Kunstformen zu einem Ganzen und machen Kinder auf die Ausdruckfähigkeit von Wort und Bild aufmerksam. Diese Eindrücke sind wichtig für die Entwicklung zu einem Bewusstsein für die Kunst und Poesie.


Ein wunderschönes Buch für gemeinsame Vorlesezeit, die die Kunst und Poesie zu einem nächtlichen Gesamteindruck verschmelzen lässt. Zum Träumen schön!

Bewertung vom 02.02.2022
Larsen, Julie

Nordlichtträume am Fjord


sehr gut

Neubeginn vor traumhafter Kulisse
Julie Larsen ist die Autorin von "Nordlichtträume am Fjord" aus dem Harper Collins Verlag.

In Annabells Leben läuft gerade alles schief: Freund weg, Wohnung weg und dann auch noch schwanger. Also beschließt sie, Hamburg hinter sich zu lassen und in das norwegische Dorf Elvasund zu fahren, um sich dort über einiges klar zu werden. Sie will bei Familie Solberg als Aushilfe arbeiten und wird gleich bei ihrer Ankunft darüber informiert, dass ein Vertrag gar nicht zustande gekommen ist. Doch die Bewohner des kleinen Dörfchens sind hilfsbereite Leute und dank Berit Solberg bekommt Annabell eine Chance. Es gilt die historische Spinnerei einzurichten, die Marketingaufgaben zu übernehmen und ein touristisches Konzept für die Gegend zu erstellen. In dieser malerischen Landschaft fühlt sich Annabell gleich heimisch und bemerkt auch die heimlichen Blicke von Schäfer Bjarne, zu dem auch sie sich hingezogen fühlt.

In diesem Roman begleiten wir Annabell, die vor den Katastrophen ihres Lebens in Hamburg nach Norwegen flüchtet. Die Schwangerschaft belastet sie mit viel Ungewissheit, denn wahre Mutterliebe hat sie als Kind kaum gekannt. Was kommt da auf sie zu? Bei den Solbergs fühlt sie sich familiär aufgenommen, zwar hat Berit eine harte Schale, aber einen weichen Kern und ihre Tochter Camilla und die Kinder sind ganz liebenswürdig. Ich mag auch den pensionierten Tierarzt Thorbjörn, der Berit überreden will, ihre Spinnerei einer Genossenschaft anzugliedern, damit sie sichere Abnehmer gewinnt. Und dann ist da noch Bjarne, wir lernen ihnen als hilfsbereiten und herzensguten Mann kennen, der sich gern zurückzieht, denn er hat einen Sprachfehlen und die Erinnerungen an einen zurückliegenden Unglücksfall machen ihm schwer zu schaffen. Doch er und Annabell nähern sich an, allerdings gibt es immer wieder Unsicherheit auf beiden Seiten. Für mich war es recht vorhersehbar, dass sie gut zueinander passen. Die Liebesgeschichte, die auch romantische Szenen enthält, zieht sich etwas in die Länge. Die Handlung zeigt abwechslungsreiche Szenen, mal muss ein Lamm von Hand aufgezogen werden oder es gilt die Marketingkampagne für den Ort zu stemmen und auch in der Spinnerei ist einiges zu tun. Mit wachsendem Appetit habe ich die Szenen in der Küche genossen, wo zum Ende des Buches die vorweihnachtliche Zubereitung norwegischer Spezialitäten stattfinden. Zimtschnecken und andere Köstlichkeiten haben mir echt den Mund wässerig gemacht. Auch die bildhaft beschriebenen Ausflüge vor der wunderschönen winterlichen Kulisse mit schneebedeckten Wäldern und zugefrorenen Fjorden sind einfach ein echter Genuß. Dazu noch die tanzenden Nordlichter, die waren natürlich die Kirsche auf der weihnachtlichen Torte.

Bei "Nordlichtträume am Fjord" kann man wunderschön abtauchen ins winterliche Norwegen mit seiner landschaftlichen Schönheit. Aber es werden auch durch die schwierige Ausgangslage Annabells Sorgen und Nöte aufgezeigt und ihre Unsicherheit über ihre Gefühle. Sie macht eine Entwicklung durch und wird erwachsen, doch zuvor muss sie sich über ihre Schwangerschaft klar werden und ob sie Verantwortung übernehmen will. Mit Bjarne führt sie viele Gespräche, fühlt sich verstanden und unterstützt. Kann sie sich hier eine Zukunft aufbauen?


Für den Winter ist diese schöne, teilweise romantische Geschichte mit Norwegen-Flair eine absolut passende Lektüre. Am Ende kommt dann noch weihnachtliche Hygge-Stimmung auf.

Bewertung vom 29.01.2022
Angeli, Romina

Die letzte Pille bringt den Tod / Walli Schimmel Bd.1


sehr gut

Heitere Krimiunterhaltung mit regionalem Touch
Burglbach ist ein friedliches, verschlafenes Dörfchen im Allgäu, aber als der Apotheker Ludwig Fischlinger tot aufgefunden wird, ist es mit der Ruhe erst einmal aus und vorbei. Eine willkommene Gelegenheit für Walli Schimmel, die flippige, umtriebige Rentnerin, die sich sofort an die Ermittlungen macht. Die Polizei geht nicht von Mord aus, aber Walli schon. Nun muss sie nur noch ihren begriffstutzigen Sohn Wolfi, Polizist, aber nicht gerade ein Top-Ermittler, davon überzeugen. Aber am besten, sie übernimmt selbst die Suche nach dem Mörder!

Bei diesem Buch darf man sich auf eine humorvolle Unterhaltung freuen, die mit einer Krimiermittlung unterlegt wurde und im ländlichen Allgäu spielt.

Walli ist eine verrückte Nudel mit speziellem Kleidungsstil, sie lebt mit ihrem Sohn Wolfi, Ü40 und Polizist, unter einem Dach. Für ihr Alter ist sie noch sehr agil und mit dem richtigen Riecher für Krimifälle ausgestattet. Als ihre Freundin Friedl den toten Apotheker Fischlinger findet, wirft Walli gleich mal ein Auge auf die Leiche. Der wurde ermordet, so lautet ihre Schlussfolgerung. Und weil sie weiß, dass die Polizei hier nicht mit hellen Köpfen ausgestattet ist, sie kennt ja ihren Sohn Wolfi, nimmt sie die Ermittlungen gleich mal selbst in die Hand. Einige Informationen kann sie ja dem Wolfi abluchsen und bringt dann eins und eins zusammen.

Bei diesem Buch ist man ständig mit Walli unterwegs und erkundet die Lebenssituation des toten Apothekers und seiner jungen Witwe. Freundin Friedl lebt noch etwas hinterwäldlerisch ohne Internet und sorgt mit ihren Bemerkungen im Dauerdialekt für lebensnahe Allgäuer Art und den regionalen Charakter in der Story. Man muss sich ihr Kauderwelsch zwar ein wenig zusammenreimen, aber inhaltlich versteht man es schon. "Noi, noi, noi, dis ka it sei." Zitat Seite 176

Nachdem der Fall erst einmal in Gang gekommen ist, stößt Walli bei ihren Ermittlungen auf illegale Geschäfte, gerät damit in Gefahr und lässt sich trotzdem nicht abwimmeln. Da kann ihr "depperter" Sohn Wolfi nur staunen und die Leser ebenfalls. Sehr unterhaltsam sind auch die ungewöhnlichen Ermittlungsmethoden, aber etwas anderes würde zu Walli auch nicht passen. Sehr abwechslungsreich folgt man der Handlung und rät mit, wer wohl die letzte Pille verabreicht hat.

Mir hat besonders der lockere, ironisch, humorige Erzählstil gefallen, der auch mal mit derben Flüchen daherkommt. Nur den "Saupreußen" verzeihe ich nicht! Beim Lesen hatte ich die markanten Personen immer gut vor Augen, die Charaktere sind schon ausgefallen und man kann ihre Eigenarten auch gut erkennen.
Heitere Unterhaltung mit regionalem Touch und einer etwas verrückten Hobbyermittlerin, die man gerne begleitet.

Bewertung vom 28.01.2022
Gerhardt, Sven

Anders? Genau richtig!


ausgezeichnet

Ein toller Bilderbuchspaß über die bunte Welt!
Das Bilderbuch "Anders? Genau richtig!" von Sven Gerhardt und Nikolai Renger erscheint im Penguin Junior Verlag für Kinder ab 2 Jahren.

Bei diesem Buch sind auf jeder Seite verschiedene Tiere dargestellt, man muss schon genau hinsehen, um die Tiere zu entdecken, die sich von ihren Artgenossen im Aussehen unterscheiden. Anfangs tanzt nur ein Elefant aus der Reihe, doch mit jeder Seite kommt ein weiteres buntes Tier hinzu. Bei den Pinguinen sind es schon sechs Tiere, die man suchen muss. Am Ende feiern alle diese Tiere gemeinsam ein fröhliches Fest.

Kinder sind vom Wesen her noch unvoreingenommen, sie begegnen deshalb vorurteilsfrei allen Menschen und Tieren, die anders aussehen. Mit diesem herrlich illustrierten Buch wird die Vielfalt aufgezeigt und es wird deutlich gemacht, dass jeder genau richtig ist, so wie er aussieht. Dank der Suchaufgaben haben Kinder Spaß, mit den witzigen Tierfiguren wird die Fantasie angeregt und sie lernen ganz nebenbei die Zahlen von 1-6 kennen. Das Buch ist außerdem total witzig, denn wer muss beim Anblick der gestylten Löwenmähnen, der lächelnden Haie oder der gepunkteten Zebras nicht schmunzeln?

Die Illustrationen von Nikolai Renger sind sehr detailreich und total lustig anzusehen und die kurzen Reime sind gut verständlich und machen Spaß. Da suchen Kinder gern nach den Tieren, die sich von der Masse abheben.

Dieses Buch fördert die soziale Kompetenz, Toleranz und Fantasie, indem es den Blick auf selbstverständliche Weise auf die Unterschiedlichkeiten lenkt. Außerdem führt es Kinder in die Welt der Zahlen ein. Ein toller Bilderbuchspaß mit einer wichtigen Botschaft, witzig verpackt!

Bewertung vom 26.01.2022
Freitag, Kathleen

Das Findelei / Pia Pustelinchen Bd.2


ausgezeichnet

Das Bilderbuch "Pia Pustelinchen - Das Findelei" von Kathleen Freitag wurde illustriert von Anita Schmidt und erscheint im Dragonfly Verlag. Es wird empfohlen ab 4 Jahren.

Pia Pustelinchen lebt auf einer bunten Blumenwiese, sie ist ein neugieriges, liebes Pusteblumenmädchen mit einem großes Herz. Gemeinsam mit ihren Freunden, Marienkäfer Mario und Ameise Frederick, erlebt sie täglich tolle Abenteuer auf ihrer Wiese. Eines Tages entdecken die Freunde ein scheinbar verloren gegangenes Ei im dichten Gras. Wo stecken denn wohl die Eltern? Und was für ein Ei ist das eigentlich? Sie machen sich auf die Suche auf der Sommerwiese.

Sehr warmherzig und kind- und altersgerecht wird hier ein neues Pusteblumen-Abenteuer erzählt, das die Herzen der Leserschaft im Sturm erobert. Der Text ist für kleine Kinder verständlich und es wird sehr lustig durch besondere Wortschöpfungen wie "Mistkäferpech" oder "Pfützenbrühe". Außerdem können Kinder hier auch einiges über die Kinderstube verschiedener Tiere lernen.

Wie schon im ersten Band haben mich auch hier die wunderbaren Illustrationen regelrecht verzaubert, die durch die Farbvielfalt so richtig frühlingshaft bunt wirken. Auf der Wiese summt und brummt es, alle Tiere sind mit etwas beschäftigt. Die einzelnen Details werden naturgetreu dargestellt und man kann sogar die Mimik der Tiere und Figuren wunderbar ablesen.

Die Suche nach der Herkunft des gefundenen Eies führt Pia, Frederik und Mario zu den anderen Wiesenbewohnern. Sie erfahren von den Vögeln, Fröschen und Maulwürfen wie deren Kinderstube aussieht. Ohne Eltern ist dieses Ei hilflos, Pia beschließt, es auszubrüten, aber ob das klappt und wie die Geschichte weitergeht, müsst ihr selbst herausfinden.

Ein weiteres warmherzig erzähltes Pusteblumen-Abenteuer macht alle Leser zu Fans. Dieses Buch mag man gern immer wieder in die Hand nehmen.

Bewertung vom 22.01.2022
Gornick, Lisa

Der Pfauengarten


gut

Hier verliert man immer wieder den roten Faden

Oyster Bay 1916: Die herrschaftliche Villa Laurelton Hall des exzentrischen Louis Tiffany mit dem exotischen Pfauengarten ist die Kinderstube von Prudence, die dort als Tochter von Bediensteten mit ihren Geschwistern aufwächst und eine glückliche Kindheit verlebt. Doch ein schicksalsträchtiges Ereignis setzt diesem Zustand ein Ende.

New York 2013: Im Alter von 101 Jahren bekommt Prudence Besuch von ihrer Großnichte Grace. Um ihr Gewissen zu erleichtern, offenbahrt sie Grace ihr lang gehütetes Geheimnis. Sie weiß, was in der verhängnisvollen Nacht geschah und worauf ihre Familie Laurelton Hall verlassen mussten.

"Es gibt keinen Sinn im Leben. Wie ein Baum, eine Rose, ein Rhinozeros überdauern die Menschen einen mehr oder weniger kalkulierbaren Zeitraum. Das Beste, was sie in dieser Zeit tun können, ist zu beschließen, so gut wie möglich zu leben." Zitat Seite 161

Zu Beginn tauchte ich zunächst sehr beeindruckt in die Handlung ein, erlebte das Kennenlernen der zwei verwandten Frauen, wollte das besondere Geheimnis entdecken und war von dem wunderbar gelungenen Erzählstil ganz eingenommen.

Prudence und ihre Großnichte Grace lernen sich spät kennen und beginnen ihre Sicht auf die Familiengeschichte zu erzählen, die immerhin die Spanne von 100 Jahren umfasst, schließlich ist Prudence bereits 101 Jahre alt. Immer mehr fügen sich ihre Puzzleteilchen zusammen und zeigen die Entwicklung der Familie. So weit, so gut! Von da an fügen sich Rückblenden, ausführliche Schilderungen von Ereignissen, Personen und unterschiedlichen Nebenhandlungen zu einer umfassenden Geschichte, bei der ich den roten Faden vermisst habe. Denn diese Story ist reich an Charakteren, die alle ihren Platz in diesem Roman erhalten, für mich sind das zuviele unnötige Details und einfach zuviele Figuren. Hier wäre ein Personenregister definitiv nötig gewesen, dann hätte die Autorin sich wohl auch bewusst gemacht, wer hier für die Geschichte entscheidend ist und wer nicht. Eher am Rande werden Louis C. Tiffany, der legendäre Glaskünstler, und Ann Freud, die Tochter von Sigmund Freud erwähnt. Diese Personen hätten etwas mehr Aufmerksamkeit verdient und ich hätte gern mehr von ihnen erfahren.

Von den Protagonisten Prudence, ihren Eltern und Geschwistern, den Zwillingen Grace und Garcia und von Leo kann man sich ein klares Bild machen, denn sie werden gut dargestellt. Insgesamt muss ich aber sagen, dass die einzelnen Figuren recht emotionslos erscheinen, so als halten sie ihre Gefühle zurück. Es wird auf die Psyche einiger Personen eingegangen, alles ist recht kompliziert, denn hier wird ein Verhalten gelebt, das wohl auch der jeweiligen Erziehung geschuldet ist.

Für mich ist das zwar eine wunderbar erzählte Geschichte mit vielen Wortmalereien, die ich bewundert habe, aber von der Handlung her ist es eher eine mittelmäßige Geschichte, die sich durch viele Nebenhandlungen in die Länge zieht und auch das Geheimnis konnte mich nur mäßig überraschen. An der bildhaften Sprache und den vielen Schauplatzbeschreibungen habe ich mich erfreuen können und auch Prudence Aufgabe, Luxusvillen einzurichten, fand ich sehr interessant.

In diesem Roman werden die Lebenswege vieler Figuren erzählt, vielleicht ein paar zuviele Figuren, die durch ihre Stories die Aufmerksamkeit von den Hauptfiguren abziehen. Wer gerne in Familiengeschichten eintaucht, die vor Beschreibungen nur so trotzen, wird dieses Buch sicher mögen.