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easymarkt3
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Insgesamt 857 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2021
Bell, Robert Richard

ABGRÜNDE - Gier


sehr gut

Persönliche, familiäre Gründe führen zu menschlichen Katastrophen.
Die Journalistin Molly und der Kameramann Adam von Channel News wollen eine mehrteilige Reportage über die Obdachlosigkeit in Boston zusammenstellen. Ein Obdachloser, Malcolm X, erzählt diesem Duo eine absolut absurd klingende Geschichte über das rätselhafte Verschwinden von mehreren Personen über einen längeren Zeitraum bereits.
Gleichzeitig werden innerhalb von wenigen Tagen mehrere seltsame Verbrechen, Morde an jungen Frauen begangen und müssen von Detektiv Forrest Waterspoon aufgeklärt werden. Während der Ermittlungen vereinen sich Anhaltspunkte aus der korrupten Vergangenheit mit der Realität der absurden Gegenwart.
Letztendlich klärt sich alles auf, wenn auch nicht zu einem 100 % - igen ‚Happy End‘ für alle Beteiligten.
Auf mehreren Ebenen verlaufen diverse Aktionen aus der Gegenwart mit erklärendem Rückblick auf die zeitlich teils weit zurückliegende Vergangenheit verschiedener, nicht immer human agierender Akteure. Da deren Zahl nicht gering ist, könnte der Leser vielleicht den Überblick der Zusammenhänge verlieren.
Der Spannungsbogen ist trotz manch kurzer Wiederholung (geschuldet dem Springen von Zeit und jeweiligem Ort) bis zum Schluss fesselnd, auch die überraschende Aufklärung zum Namen des ‚Professors‘.
Das Cover, in Schwarz-Weiß-Tönen gehalten, stellt ein im Wald befindliches Massengrab mit einem Schädel und wirr umher liegenden menschlichen Knochen dar.

Bewertung vom 01.08.2021
Neuschaefer, Katharina

Loser an die Macht! (Band 1 der Loser-Reihe)


sehr gut

Vier üble Beckerbrüder machen Julius, 13 Jahre, nicht nur in der Schule das Leben schwer. Auch sein sehr intelligenter Freund Stefan, dessen Hausaufgaben er immer abschreibt, leidet als Außenseiter unter krassen Gemeinheiten der ganzen Klasse. Als Fan von coolen Superhelden aus Comics sieht Julius sich auch selbst in dieser Phantasierolle, bis Stefan plötzlich verschwindet ohne irgendeine Nachricht. Seinen nerdigen Zweckfreund findet Julius schließlich im Physikraum des alten Schultrakts, wo sie einen äußerst wirkungsvollen, intelligenten Racheplan schmieden unter dem Motto: THE INVISIBLE ONES.
Dieses Buch wendet sich eindeutig an Jungen. Gespickt mit aussagekräftigen Zeichnungen und Logos wird jede Seite auch mit verschieden großen Schrifttypen angenehm und sinnvoll aufgelockert.
Jahrelang gepflegte Freundschaft unter Außenseitern bzw. Losern und deren Kontakten mit den alltäglichen Widrigkeiten und Gemeinheiten ihres Umfeldes wird thematisiert in einem flotten Sprachstil, angereichert mit kreativen Wortneuschöpfungen, passend für diese Altersgruppe.
Diese zwei geschilderten Loser sind intelligent und wissen sich schließlich effektiv und erfolgreich zu wehren. Nur was machen all die zu schwachen Loser in unserer Gesellschaft?

Bewertung vom 26.07.2021
Ward, Felicity

Sag mir, wer ich bin


sehr gut

Die Macht von furchtbaren Erinnerungen und Ängsten, die Leben zerstören – spannungsgeladen präsentiert.
Sally aus Montreal, hält sich mit sechszehn Jahren in Paris auf, um ihre Französisch-Sprachkenntnisse zu verbessern. Nach einer brutalen Beinahe-Vergewaltigung durch einen jungen Franzosen, wacht sie in einem Pariser Krankenhaus nach mehrtätigem Koma auf. Körperlich wieder gesundet, kehrt sie in ihre Heimat zurück mit der von großer Angst geprägten Überzeugung, dass dieser Angreifer sie auch dort finden und töten wird. Doch vielleicht kommt sie ihm zuvor?
In den folgenden Jahren studiert sie, heiratet sogar den verwitweten besten Freund ihres Vaters, geplagt von Pein, nirgends einen sicheren Ort zu finden. Jahre später erkennt sie auf einer Party ihren vermeintlichen, ehemaligen Angreifer, und es entwickelt sich ein elendes, sehr gefährliches Drama mit überraschendem Ausgang.
Interessant in diesem Roman ist auch die Geschichte der kulturell, sprachlich und konfessionell geteilten Stadt Montreal, den Konflikten zwischen französisch- und englischstämmigen Kanadiern.
Nachvollziehbar ist für mich die hier porträtierte, zerstörerische Wirkung einer Vergewaltigung, die das sexuelle Verhalten nicht nur des Opfers für das ganze Leben entscheidend prägt, sondern auch alle Beteiligten in diesem Umfeld mehr als erschöpft.

Bewertung vom 18.07.2021
Ferrara, Silvia

Die große Erfindung


ausgezeichnet

Neun geheimnisvolle Schriften allgemein verständlich vorgestellt - das Buch hat mich gefesselt.
Die Entschlüsselung bislang unbekannter Schriften wird auch dem Laien verständlich nahe gebracht, teils auch bebildert. Dem Gedankengang der Autorin in ihrem populärwissenschaftlichen Stil ist leicht zu folgen, auch wenn sie Erkenntnisse aus Archäologie, Neurowissenschaft und Anthropologie verarbeitet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.07.2021
Schami, Rafik

Mein Sternzeichen ist der Regenbogen


gut

Kurzgeschichten besonderer Art

Der Titel des Buches geht hervor aus der ersten Geschichte im Buch über das Geburtsdatum, das wohl nur schwer herauszufinden ist in manchen Fällen in Syrien.
27 Geschichten spielen an diversen Schauplätzen wie Damaskus, Heidelberg, München, Hannover, Pfalz etc.. Sie handeln von Reisen, Geheimnissen, Geburtstagen, Klassentreffen, Tieren, Lachen, Emigranten und Sehnsucht, erzählt in einer besonderen Art. An manchen Stellen erinnert mich mancher Inhalt an die Geschichten aus 1001 Nacht, eine Welt zwischen Orient und Okzident, stets mit einer Überraschung endend. Man erfährt viel über die alte Heimat Syrien, aber auch die neue Heimat Deutschland wird in diesen Geschichten sprachlich ausgefeilt dargestellt, mit Humor oder auch mit vielen tragischen Momenten präsentiert.
Das Cover mit gelbem Untergrund und blau unterlegtem Zentrum zeigt an kreisförmig verlaufenden, weiter ausschweifenden Linien Kästchen in kräftigen bunten Farben. Interpretieren könnte man dies folgendermaßen: im blauen Zentrum des Covers befindet sich das syrische Dorf bei Damaskus mit Zensur, Intoleranz, politischer Willkür etc. , dagegen mit weiteren Stationen – in sonnigem Gelb gehalten - der weitere Lebenslauf des Autors: künstlerisch ansprechend komponiert.

Bewertung vom 13.07.2021
Highsmith, Patricia

Der Schrei der Eule


ausgezeichnet

Spannend bis zur letzten Seite mit offenem Ende.
Robert Forester, Ingenieur bei einem Hubschrauber-Produzenten in Langley nahe New York, 29, frisch geschieden, findet Jenny Thierolf, 23 Jahre alt, in ihrer Küche bei häuslichen Tätigkeiten, indem er sie manchmal von außen heimlich durch ihr beleuchtetes Fenster beobachtet. Ihre Frische ausstrahlende Harmonie fehlt in seinem Leben. Nachdem sie ihn schließlich abends zufällig im Garten entdeckt, lädt sie ihn ins Haus ein. Da Jennys Verlobter Greg die bald darauf folgende Auflösung ihrer Verlobung nicht akzeptiert, kommt es zu einer Kette folgenschwerer Auseinandersetzungen mit Robert, endend mit 3 toten Menschen und einem toten Hund. In Der Schrei der Eule fließt mehr Blut als in vielen anderen ihrer Bücher, und es endet mit einer wahrhaft schockierenden Szene: Greg geht mit einem Messer auf Robert los, verletzt aber stattdessen Nickie, Roberts betrunkene Ex-Frau tödlich. Erneut ist Robert ein Verdächtiger.
Es geht hier nicht um Sex und Liebe bei Robert - im Gegensatz zu Jenny. Aber sie spricht auch sehr oft von Tod. Der Titel des Buches bezieht sich auf Jennys Vorstellung, dass die Ereignisse in ihrem Leben vom Schicksal vorherbestimmt sind und im Vorfeld angekündigt werden: Die Eule ist für sie ebenso ein Todesbote wie das Erscheinen eines unbekannten Mannes in ihrer Kindheit, das dem Tod ihres jüngeren Bruders voranging, und Robert, der für sie im Laufe der Handlung den eigenen nahenden Tod repräsentiert.

Bewertung vom 11.07.2021
Hecht, Janina

In diesen Sommern


sehr gut

Dieses Buch regt zum Nachdenken über wichtige Familienprobleme an.
In kurzen Ausschnitten werden Erinnerungen von Teresa präsentiert in einem neutralen Schreibstil ohne überschwängliche Emotionen, obwohl dazu Grund genug vorhanden wäre bei zunehmendem Alkoholkonsum des Vaters. Angst um jedes Familienmitglied sticht heraus, ebenso Hilflosigkeit, was selbst der Polizei nach einem Anruf durch ihr NICHT-Erscheinen bestätigt werden muss. Auch eine Anzeige einer vorsätzlichen Körperverletzung wird nicht gestellt, denn es gibt auch positive Erinnerungen. Es ist schließlich ein Elternteil, das man ehren soll, wie uns z.B. die römisch-katholische Kirche im 5. Gebot lehrt.
Ich denke, besonders als ältestes Kind in einer Familie mit problematischem Elternteil wird man sehr schnell erwachsen, versucht zu beschützen und zusammenzuhalten. Man lernt schon beim Frühstück auf feine Signale zu achten und weiß sofort, wie der ganze Tag werden wird – das ist ein immenser Druck, den man zu oft alleine ertragen muss. Denn wem könnte man sich unbeschadet anvertrauen!?
Die Ursachen bis zu ihren Anfängen der Alkoholsucht des Vaters findet man hier nicht, dazu ist Teresa zu sehr mit der eigenen Problembewältigung mit Blick auch auf ihre Mutter und ihren Bruder beschäftigt, die alle scheinbar relativ unbeschadet nach der Trennung vom Vater aus dieser Konstellation erwachsen.
Das Cover zeigt eine doppeltbelichtete Aufnahme mit einem geradeaus weisenden Waldweg mit abgestelltem Fahrrad im Sommer als farblich blassen Hintergrund, während im linken Vordergrund in sommerlichem Grün zwei niedrige Gebäude mit einem Holzzaun abgebildet sind – insgesamt eine ländlich idyllische, ruhige, farblich warme, einladende Szenerie für einen aktiven Sommerurlaub.