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S.
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Berlin

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Insgesamt 1122 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2020
Horn, Elizabeth

Schadensfall Weihnachten


gut

Elisabeth Horn hat eine sehr leichte romantische Weihnachtsgeschichte geschrieben. Gabriel und Tim arbeiten bei einer Versicherung, sind ganz normale Typen, sportlich oder Teddybär mit Bart und mehr als bereit, sich zu verlieben. Leider ist Tims heimlich Verehrte mit dem attraktiven Maurice zusammen, Gabriels angeschmachtete Nachbarin wird wohl keinen Mann mit Hummeltaille mögen. Die wiederum denkt, dass sie mit ihrer Brille nicht ansehnlich genug ist.
Im Büro nervt ein schleimiger Machomann, dann gibt es noch eine aufdringliche Tante, ein Schornstein spielt auch eine besondere Rolle. Schüchternheit verhindert ein schnelles Happyend. Leider fehlt Spannung, Maurice Geschenk z. B. hätte kriminelles Potenzial gehabt, auch ein oder mehrere originelle Versicherungsfälle ( wenn zwei Protagonisten schon Schadenssachbearbeiter sind) hätten der Story gut getan.
Schnelle Gute-Laune-Lektüre, passend an trüben Vorweihnachtstagen, herausgegeben von Piper Digital und mit einem schönen Cover verziert.

Bewertung vom 02.11.2020
Sellin, Fred

Nur Heringe haben eine Seele


sehr gut

Rudolf Pleil brüstet sich gern damit, Frauen getötet zu haben, nennt sich „bester Totmacher Deutschlands“. Wegen eines anderen Mordes verhaftet, prahlt er damit, Morde, die bisher nicht aufgeklärt wurden, begangen zu haben. Die angeberischen Geständnisse dieses Serienmörders erschüttern den Leser. Was für ein eiskaltes Monster spricht da, ohne Unrechtsbewusstsein, brutal, eitel.
Historische Gegebenheiten der 40-er und 50-er Jahre beleuchten die Verhältnisse dieser Zeit in Deutschland, die Gegebenheiten des mit Grenzen durchzogenen Landes und die wirtschaftliche Situation.
Pleil wuchs unter schwierigen Verhältnissen auf, gewiss, hat nur einen Fünfklassenabschluss, ist Epileptiker, Säufer, das alles erfährt man ungeschönt. Verständnis weckt das aber nicht, das Urteil „Lebenslänglich“ ist mehr als gerechtfertigt.
Pleil berichtet also ausführlich, hat ein sehr genaues Detailgedächtnis, beschreibt seine Taten in aller Abscheulichkeit und hält sich für einen schlauen Ehrenmann. Frauen sind für ihn überflüssige Biester, nur dazu da, seine Bedürfnisse und abartigen sexuellen Gelüste zu befriedigen. Psychiater und Kommissare, die ihn oft befragen, stellen fest, dass Pleil moralische Werte zwar kennt, sie allerdings für ihn nicht gelten. Er ist sehr eitel und für Lob empfänglich, stolz, schlagfertig, vielfach verschlagen und hat eine ausgesprochen lebendige Fantasie.
Dieser Historische True Crime Bericht von Fred Sellin schildert Rudolf Pleils spektakuläre Mordserie der Nachkriegszeit, ein Tatsachenbericht, ein Psychogramm eines gestörten Serienmörders. Unglaubliches und erschütterndes Material.
Ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur

Bewertung vom 31.10.2020
McFarlane, Mhairi

Aller guten Dinge sind zwei (eBook, ePUB)


sehr gut

Klingt bekannt: Dan, der langjährige Freund von Laurie, behauptet, er müsse sich selbst finden und zieht aus. Gelogen, denn er hat schon länger eine Andere. Laurie kann es nicht fassen, leidet fürchterlich. Wie gut, dass der Bürocasanova ihre Hilfe braucht. Der Plan: durch eine feste Freundin wirkt er seriös, sichert seine Karriere, sie kann Rache an Dan, der in derselben Anwaltskanzlei arbeitet, nehmen. Wird er eifersüchtig genug, um zurück zu Laurie zu kommen? Das soll klappen?
Mhairi McFarlane hat es wieder bewiesen: sie kann Unterhaltung, an vielen Stellen mit echtem britischen Humor! Sympathische Charaktere, Figuren, die aus dem unmittelbaren Umkreis stammen könnten, lebendige und schlagfertige Dialoge plus schonungslose Enthüllung einer machogeprägten Kanzleihierarchie machen den Roman locker-leicht. Man kann Lauries Gefühlsachterbahn gut nachvollziehen, große Überraschungen gibt es nicht, das Ende kommt nicht unerwartet.
Schöner fluffiger Liebesroman, aus dem Englischen übersetzt von Maria Hochsieder, verlegt von Droemer Knaur.

Bewertung vom 28.10.2020
Maurer, Jörg

Den letzten Gang serviert der Tod / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.13


ausgezeichnet

Die Truppe um Kriminalhauptkommissar Jennerwein gibt zum 13. Mal wieder ihr Bestes, leicht getrübt von haarsträubenden Fehlern. Aber wenn im Gourmettempel gleich mehrere Tote aufgefunden werden, kann man schon mal etwas falsch deuten. Eine große Rolle in diesem Alpenkrimi spielen Pilze, teils mit total irrsinnigen Namen. Sie existieren aber tatsächlich. Und werden von Pilzmaler ( was für ein sehr spezieller Beruf!) Siegfried Schlatt mit Liebe und Leidenschaft gemalt und als halluzinogene Substanz genossen. Schöne Einlassungen vom Portal „Schmackofatz“ beschreiben, was Gäste im „Hubschmidt“ gut bzw. weniger ansprechend fanden. Kleine Anekdötchen aus der Kochgeschichte fügen sich nahtlos und interessant ein.
Aber: Wer hat denn nun die Morde begangen? Viele Spuren müssen ausgewertet werden, skurrile Ermittlungsmethoden, wahnwitzige Verfolgungsjagden ( mit Fahrrad, Flugzeug u.ä.) und vor allem: abgedrehte Dialoge machen diesen Maurer-Krimi zu einem unterhaltsamen und super zu lesenden Genuss.
Verlegt von Scherz, S. Fischer Verlag GmbH.

Bewertung vom 26.10.2020
Holzapfel, Falk

Der Schleier von Arken / Millenia Magika Bd.1


ausgezeichnet

Dorthin will man als Jugendlicher ganz gewiss nicht: kein Internet, alles altmodisch: laaangweilig! Adrian aber will nur weg von seinem alten Zuhause, alle dort sehen ihn nur als Freak, sein Stiefvater schikaniert ihn. Also ab nach Arken, zur Tante. Dort aber erlebt er Ungeheuerliches: Hexen, Ghule, verfeindete Gruppen, Entführungen. Seine neuen Freunde haben auch einige merkwürdige Geheimnisse, unglaubliche Abenteuer stehen bevor.
Zapf alias Frank Holzapfel hat eine spannende Geschichte erdacht, in der er für Leser ab 10 Jahren Bekanntes aus dem Alltag mit phantastischen Wesen und Geschehnissen vermischt. Anderssein wird genauso thematisiert wie Umweltprobleme, Freundschaft und Hilfsbereitschaft, das Einstehen für Andere spielt eine große Rolle. Auch Fehler dürfen gemacht werden, Gier und Neid werden verurteilt. Auf eine Fortsetzung wird gehofft.
Super zu lesen, mit anschaulichen, modernen Zeichnungen bereichert, wird der Schleier von Arken im Schneiderbuch der HarperCollins Germany GmbH gelüftet.

Bewertung vom 25.10.2020
Shepherd, Catherine

Artiges Mädchen: Thriller


ausgezeichnet

Makaber: auf einem Spielplatz wird die Leiche einer jungen Frau, zurechtgemacht wie eine Barbiepuppe mit langen Zöpfen, gefunden. Getötet durch einen Pfeil. Es stellt sich heraus, dass die Frau drogenabhängig war. Die Spurensuche könnte sofort beginnen, nur: es gibt keine. Dann wird eine zweite, genauso drapierte Frauenleiche gefunden. Wieder auf einem Spielplatz. Wieder waren Drogen im Spiel.
Wo gibt es Gemeinsamkeiten? Welche Bedeutung hat die Jagdhütte hinter dem Klinikgelände?
Catherine Shepherd lässt die engagierte Rechtsmedizinerin Julia Schwarz mit ihrem Kollegen Kommissar Florian Kessler nicht nur beruflich ein erfolgreiches Team bilden. Unterstützt werden sie von den nicht minder sympathischen Mitarbeitern Lenja und Martin. Alle wirken sehr authentisch. Man fiebert mit ihnen mit, zumal die Situation sich weiter zuspitzt, es verschwinden weitere Frauen.
Sehr spannend, super zu lesen. Schönes Gimmik: ein originelles, semidurchsichtiges Lesezeichen.
Empfehlenswerter Thriller aus dem Kafel Verlag.

Bewertung vom 19.10.2020
Kolakowski, Nick

Love & Bullets


gut

Gibt es schlechte Tage für Bill? Nein, nur sauschlechte. Meint er. Besonders mies wird es für ihn, als er seinem Auftraggeber eine Menge Geld stiehlt. Auf ihn, den Killer, werden mehrere Killer angesetzt. Darunter auch Fiona. Die liebt ihn und er liebt sie. Er: ein Faible für Protzerei, Verschwendung, Luxus; sie: Killerin ohne moralische Bedenken, in allen möglichen Kampftechniken bewandert, schießwütig und ausgesprochen rabiat. Das perfekte Duo. Auf ihrer Flucht hinterlässt dieses Pärchen eine Spur aus Blut, Gewalt und Leichen. Und miesen Sprüchen zuhauf.
Nick Kolakowski versucht sich an Gangstersprache, gewollt komisch und bemüht cool. So wird aus einer guten Vorlage eine nur anfänglich unterhaltsame, später jedoch langweilige und von Wiederholungen geprägte kopflose Flucht durch Städte und Länder. Brutale Morde, Geldgier und abenteuerliche Stunts bestimmen Bills und Fionas Leben. Konnte mich nicht wirklich begeistern.
Verlegt von Suhrkamp, aus dem Amerikanischen von Stefan Lux.

Bewertung vom 16.10.2020
Lebbon, Tim

Eden (eBook, ePUB)


sehr gut

Man kann es als Hobby ansehen oder als Extremsport: das Eindringen in verbotene Zonen. Ist es aber nicht, abgegrenzte Gebiete sollen als Schutzraum fungieren, sollen der Natur die Möglichkeit geben, die vom Menschen verursachten Umweltschäden zu reparieren, sich erholen. Dort gibt es Wälder und Berge, verlassene Städte, Täler, Flüsse und Seen, wunderschöne Orte ohne Menschen. Die einstigen Bewohner wurden in Lager umgesiedelt.
Eine siebenköpfige Gruppe, die schon andere Sperrzonen durchquert hat, möchte auch eine besonders gefährliche, Eden, bezwingen. Eden ist die älteste und wildeste der dreizehn unberührbaren Zonen der Welt, wird stren bewacht. Dort sind schon viele Menschen verschwunden.
Die Motive der Gruppe sind unterschiedlich, Jenn beispielsweise sucht ihre Mutter, die dort vermutet wird. Andere reizt das Abenteuer oder die Suche nach einer bestimmten Pflanze. Sie wollen der Natur nicht schaden, aber Irgendetwas sieht das anders. Mysteriöse Tiere, die sich untypisch verhalten, tauchen auf. Tote werden gefunden. Man könnte glauben, die Natur selbst wehrt sich. Und irgendwo ist dort auch Kat, Jenns Mutter.
Tim Lebbon hat einen phantasievollen Thriller mit einigen Längen geschrieben. Im Mittelpunkt dieser abenteuerlichen Story steht die Frage, ob der Mensch sich weiterhin derart respekt- und rücksichtslos gegenüber Natur und Umwelt verhalten kann. Sehr kreativ wird ein unheimliches Szenario kreiert.
Spannendes herausgegeben von CrossCult, ins Deutsche übersetzt von Stephanie Pannen.

Bewertung vom 14.10.2020
McDermid, Val

Das Grab im Moor / Karen Pirie Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

DCI Karen Pirie von der Historic Cases Unit muss sich durchbeißen: gegenüber einer missgünstigen Chefin, einem intriganten Kollegen und ungelösten Cold Cases sowieso. Privat hat sie einen großen Verlust erlitten, aber gute Freunde unterstützen sie nach Kräften.
Was auf sie zukommt: eine bestens erhaltene Moorleiche, die nicht, wie die eigentlich gesuchten Motorräder 1945, vergraben wurde, sondern viel später. Dann hört Detective Pirie unerwünschterweise die Mordabsicht einer erzürnten Ehefrau und ein sympathisch scheinender Highlander bringt ihre Gefühle durcheinander.
Genug Stoff für einen spannenden Krimi von Val MCDermid, ihren 32. übrigens. Karen ist sehr sympathisch, ehrgeizig und direkt, das macht sie nahbar. Auch ihr Kollege Minzdrops, zunächst nicht die hellste Kerze auf der Torte, ist ein angenehmer Charakter. Im Gegensatz zu Chefin Markie, Hundekuchen genannt. Akribische Ermittlungsarbeit, oft unbeliebt und langwierig, soll zu Ergebnissen führen. Interessant, wie und welche Spuren dazu aufgegriffen werden. Allerdings könnten sich hochrangige Personen auf den Fuß getreten fühlen. Ob das DCI Pirie stoppen kann?
Ein gut zu lesender Krimi, ein Imprint der Verlagsgruppe Droemer Knaur GmbH & Co., aus dem Englischen übersetzt von Ute Brammertz.

Bewertung vom 11.10.2020
Danninger, Johanna

Blue Sky Black. Ohne Dunkelheit keine Sterne


gut

Mila steht nach einem gewaltigen Erdbeben ziemlich allein da, bis ihr Großvater ihr ein bescheidenes, aber sicheres Häuschen bietet. Kein Strom, kein Internet, zugeteilte Lebensmittelrationen, Selbstversorgung bestimmen den neuen Alltag. Es gibt zwar geschützte staatliche Safetowns mit viel Komfort, jedoch nur für geeignete junge Menschen. Kurz nach dem Tod des Großvaters hilft sie dem verwundeten Logan Moore, der ein Geheimnis hütet. Als er fliehen muss, möchte sie ihn unbedingt begleiten. Eigentlich ist er nämlich der Supermann, in den man sich verlieben muss und der für seine Liebe alles tut.
Logan hat ein großes Ziel: die Regierung stürzen und die weitere Manipulation der Überlebenden verhindern. Hilfe wird ihm von der cleveren und mit Hackerfähigkeiten ausgestatteten Doris, einer ehemaligen Regierungssoldatin und einem toughen Freund zuteil.
Eine Liebesgeschichte in einer düsteren Zukunft, schnell und leicht zu lesen. Eine schöne Grundidee, nicht immer logisch, nicht immer glaubhaft, aber dennoch lesenswert für bedingungslose Romantiker.
Geschrieben von Johanna Danninger, verlegt und mit einem wunderschönen Cover umhüllt von der Carlsen Verlag GmbH.