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smartie11
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Insgesamt 933 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2016
Heitz, Markus

Schweigepflicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Aufgrund akuter und ausgeprägter Klaustrophobie hat die junge Psychologin Sybille Winkler den Mittvierziger Isger Nowak in Behandlung, der nach seiner Karriere als Offizier bei der Bundeswehr nun in einer Leipziger Anwaltskanzlei arbeitet. Auf der Suche nach den Ursachen für seine Probleme berichtet Nowak wiederwillig von einem sehr langen Arbeitstag, nach dessen Ende er nichts Böses ahnend in den Fahrstuhl des Bürotowers gestiegen ist. Doch statt des wohlverdienten Feierabends begann damit für ihn das pure Grauen…

Meine Meinung:
Bestsellerautor Markus Heitz, mehrfach ausgezeichnet mit dem Deutschen Phantastik Preis, ist ein Garant für Spannung und Action. Mit „Schweigepflicht“ beweist er, dass man auf nur rd. 50 Seiten (!) eine abgeschlossene, sehr spannende und absolut fesselnde Story schreiben kann. Entsprechend kurz ist das „Vorgeplänkel“ und das Grauen beginnt bereits ab Seite 11. Was auf den folgenden 40 Seiten passiert ist absolut tempo- und actionreich und wirklich nichts für zartbesaitete Leser. Eine vorlagengetreue Verfilmung dieser Kurzgeschichte würde wohl als waschechter Splatter-Film durchgehen.
Wenn man mit dieser Geschichte beginnt und sich in ihren Bann ziehen lässt, kann man gar nicht anders, als sie in einem Rutsch durchzulesen, was (je nach Lesetempo) ca. eine Stunde dauert. Wie dabei die Zeit vergeht, wird man gar nicht merken. Eine perfekte Story für eine Leseauszeit, nur nicht unbedingt vor dem Einschlafen…
Die Geschichte ist insgesamt in sich rund, auf ihre Art auch abwechslungsreich und mit der ein oder anderen „Überraschung“ garniert. Das Ende habe ich als sehr passend und als einer guten Horrorstory würdig empfunden. Ein Bisschen hat sie mich an die alte Fernsehserie Geschichten aus der „Twilight Zone“ erinnert.
Wer anführt, dass 1,99 Euro für „nur“ 50 Seiten ganz schön viel ist, hat nicht unbedingt Unrecht. Sicherlich gibt es viele Romane, bei denen man in der TB-Ausgabe über 600 Seiten für unter 10 Euro bekommt (auch von Markus Heitz). Aus meiner ganz persönlichen Sicht sind 1,99 Euro für rd. eine Stunde wirklich gute Leseunterhaltung aber durchaus ok.

FAZIT:
Rund eine Stunde extrem fesselndes Lesevergnügen für Leser mit starken Nerven. Kurz, aber einfach nur gut! Gerne mehr davon!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2015
Parsons, Tony

Mit Zorn sie zu strafen / Detective Max Wolfe Bd.2


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
In der Silvesternacht ereignet sich ein grausames Verbrechen. Eine sehr wohlhabende Londoner Familie wird bestialisch abgeschlachtet. Nur vom jüngsten Sohn der Familie, dem vierjährigen Bradley, fehlt jede Spur. Für Detective Max Wolfe und sein Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Eines hat sich immer wieder bewahrheitet: Je länger ein Kind verschwunden bleibt, desto geringer ist Chance, es lebend zu finden…

Meine Meinung:
Eines vorweg: „Mit Zorn sie zu strafen“ ist ein sehr harter Thriller, der für zartbesaitete Leser sicherlich nicht unbedingt zu empfehlen ist. Im Verlauf der Story sind mir manche Ereignisse wirklich sehr, sehr nahe gegangen.

Der Prolog zur Geschichte widmet sich der unvorstellbar grausamen Tat in der Silvesternacht, der Leser ist bei den Schrecken der Familie Wood „live“ dabei. Ich habe selten so einen atemlosen, verstörenden und zutiefst schockierenden Prolog gelesen. In sofern zeigt Tony Parsons dem Leser schon sehr früh, was ihn in diesem Thriller erwartet.

Auch im Folgenden gelingt es Tony Parsons, Tempo und Spannung stets auf einem hohen Niveau zu halten. Gleich an mehreren Stellen des Buches kommt es zu „brenzligen Situationen“, die manch anderem Thriller problemlos schon als „Grande Finale“ dienen würden. In sofern lässt der Autor seinen Lesern kaum Zeit, zwischendurch einmal durchzuatmen. Selbst in Szenen, in denen die Handlung nicht von Action und / oder Spannung dominiert wird, tickt im Hintergrund doch immer die Uhr für die Suche und Rettung des kleinen Bradley.

Wer jetzt versucht ist zu denken, Parsons würde die Charakterentwicklung zu Gunsten von Spannung und Tempo vernachlässigt, der irrt. Obgleich ich seinen Ermittler, den alleinerziehenden Detective Max Wolfe, noch nicht aus dem Vorgängerband kannte, habe ich schnell Zugang zu ihm gefunden und ihn als sehr menschlich und sympathisch empfunden. Erfrischend abwechslungsreich ist es, dass beim Ermittlungsteam viele weibliche Charaktere mit dabei sind, insbesondere in den leitenden Positionen. Lediglich die Figur des Prof. Dr. Joe Stephen (der „Lieblings-Rechtspsychologe“) ist mir insgesamt zu blass geblieben. Von diesem Charakter hatte ich mir deutlich mehr erhofft.

Überhaupt kommen Parsons Ermittler sehr menschlich und individuell rüber. Nur das manchmal von leicht naiv bis fahrlässig überhastet erscheinende Vorgehen der Ermittler hat mich an manchen Stellen doch stark verwundert und durchaus gestört. Hierdurch ist es auch wenig verwunderlich, dass das Team im Verlauf des Buches tatsächlich ordentlich „was einstecken“ muss.

Sehr gut gefallen hat mir, dass „Mit Zorn sie zu strafen“ einen ausgebprägten „whodunit“-Charakter hat, d.h. Miträtseln und eigene Theorien entwickeln und wieder verwerfen klappt bei diesem Thriller wirklich gut. Letztendlich gingen meine Theorien - durch einen klitzekleinen Hinweis nach ca. 2/3 des Buchs – in die Richtige Richtung, auch wenn mich die komplette Auflösung dann doch überrascht hat. Bei aller Überraschung hat es Tony Parsons aber geschafft, die Handlungsfäden trotz aller Finten und Täuschungen am Ende überzeugend zusammen zu bringen und eine plausible Auflösung zu präsentieren.

Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass Tony Parsons in seinem spannenden Thriller auch Sozialkritik übt. Zum einen arbeitet er deutlich heraus, wie schwer es für ethnische Minderheiten sein kann, aus ihrem „vorbestimmten Leben“ auszubrechen. Zum anderen hält Parsons den Medien, die nur zu gerne über die Schicksale der Reichen und Schönen berichten, die „Underdogs“ dabei aber gerne vernachlässigen, einen Spiegel vor.

FAZIT:
Ein überaus spannender, temporeicher, teilweise schockierender und am Ende sehr überzeugender Thriller, bei dem auch „whodunit“-Fans auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 09.12.2015
Baumeister, Jens

Jonas' großes Comic-Chaos


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Jonas gehört in der Schule eher zu den Außenseitern als zu den „coolen Kids“. Daher flüchtet er sich in den Pausen oft an seinen geheimen Platz auf der Schultreppe und zeichnet lieber Comic-Figuren in sein Heft. Doch eines Tages verschwinden Captain Flint, Sir Iron und Galactic Man aus seinem Heft und tauchen plötzlich in anderen Büchern, auf Tapeten und sogar auf der Schultafel wieder auf. Dass sie dabei auch noch von einer etwas widerspenstigen Prinzessin begleitet werden, macht die Sache nicht einfacher…

Meine Meinung:
Der Titel hält, was er verspricht: Ein unglaublich lustiges und quirliges Comic-Chaos, das garantiert keinen Lachmuskel verschont! Die Geschichte selbst fußt auf einer sehr kreativen Grundidee und ist wirklich toll umgesetzt. Ich hab´ mich beim Lesen ständig gefragt, was die ausgebüxten Comic-Helden wohl als nächstes anstellen bzw. wo sie als nächstes überraschend auftauchen. Dabei schaffen es die Comic-Helden sogar, den Leser ganz direkt anzusprechen und mit in die Handlung einzubeziehen (siehe S. 108), das ist echt toll gemacht.

„Jonas´ großes Comic-Chaos“ bietet aber nicht „nur“ Spaß und Unterhaltung, nein auch für Spannung ist durchaus gesorgt, denn Jonas ist mit seinen ausgebüxten Comic-Helden stärker verbunden als er das zuvor gedacht hätte! Darüber hinaus bringt die Geschichte auch noch Tiefgang mit, denn es geht z.B. auch um Themen wie „Außenseiter“ und „Freundschaft“. Und dass die Schule in der Geschichte auch noch ein paar augenzwinkernde Seitenhiebe abbekommt, dürfte bei den jungen Lesern (Altersempfehlung ab 10 Jahre) auch gut ankommen.

Aber nicht „nur“ Jens Baumeisters Story weiß auf ganzer Linie zu überzeugen, auch Mareikje Kerstings Illustrationen sind einfach wunderbar! Die Story und die zahlreichen, sehr abwechslungsreichen Illustrationen gehen eine ganz wunderbare Symbiose ein und passen wirklich perfekt zueinander. Man hat zwischendurch das Gefühl, dass Text und Illustrationen schon fast miteinander „verschmelzen“. Das ist wirklich ein ganz tolles „Gesamtpaket“!

Aber auch die Charaktere möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Mit Jonas und Tülay gibt Jens Baumeister sowohl den Jungs als auch den Mädchen jeweils eine wunderbare Identifikationsfigur. Ich mochte sie beide von Anfang an sehr gerne und konnte mich in ihre Lage und Gefühlswelt sehr gut hineinversetzen. Insbesondere Tülay hat mich durch ihre taffe Art sehr überrascht und überzeugt. Die beiden sind ein tolles Team, das zusammen problemlos durch Dick und Dünn gehen kann. Sehr gut gefallen hat mir aber auch Tülays Oma, auch wenn ich wirklich kein Wort von dem verstanden habe, was sie „gesagt“ hat, da sie ja nur Türkisch „spricht“. Selbst „Klassenrüpel“ Tom ist mir zum Ende hin fast sympathisch geworden. Nur die olle Lehrerin Frau Gmeiner (Der Name ist Programm!) wird sich wohl nicht mehr ändern… Aber jede gute Story braucht ja auch einen „Bad Guy“, oder?

FAZIT:
Ein unglaublich lustiges und quirliges Comic-Chaos, das garantiert keinen Lachmuskel verschont! Unbedingt lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2015
Seltmann, Christian

Kleiner Ritter Kurz von Knapp. Ungeheuer große Abenteuer!


sehr gut

Unsere Meinung:
Auf 83 Seiten, handlich verpackt in ein Hardcover mit dem Maßen 17 x 23 cm, berichtet Autor Christian Seltmann in 11 Kapiteln (jeweils zwischen 4 und 9 Seiten lang) von den spannenden Abenteuern des kleinen Ritters Kurz von Knapp. Auch wenn das Buch explizit als „Geschichten zum Vorlesen“ be(unter)titelt wurde, eignet es sich m.E. durchaus auch für fortgeschrittene Leseanfänger ca. ab der zweiten Klasse. Dies deckt sich auch mit der Leseempfehlung von 5 bis 7 Jahre, die ich als passend empfinde, auch wenn sicherlich auch etwas ältere Kinder ihren Spaß an Ritter Kurz von Knapps Abenteuern haben werden!

Sehr gut gefallen hat uns, dass es gleich zu Beginn eine Vorstellung der Personen gibt. Hier wurde uns sehr schnell klar, dass der kleine Ritter Kurz von Knapp in seiner Ritter-Klasse so ziemlich alleine da steht. Nicht umsonst heißen seine – erwachsenen! – Mitschüler Ritter Motz, Herr von Wichtig, Ritter Brett vorm Kopf, Ritter Gross von Kotz. Zu dieser illustren Runde gesellt sich noch die Klassenlehrerin Gundula von Ganz-Genau. Diese schickt ihre Schüler dann sogleich auch hinaus in die Welt, um Abenteuer zu bestehen und ein ritterliches Lied darüber zu dichten.

So ganz allein steht der kleine Ritter zum Glück dann doch nicht da, denn einerseits hat er sein treues sprechendes Pferd und andererseits helfen ihm seine Freunde, die „fabelhaften Kreaturen“. Dies ist ein bunt zusammen gewürfelter Haufen, zu dem unter anderem der Dreiköpfige Drache Karl-Heinz-Otto, das Monster-Mädchen Monbijou oder auch das Einhorn Horst gehören. Wann immer der kleine Ritter nicht weiter weiß, stehen sie ihm mit Taten oder guten Ratschlägen zur Seite. Hier sind die Themen Freundschaft und Zusammenhalt für meinen Geschmack sehr schön umgesetzt.

Die Geschichte – also die Abenteuer des kleinen Ritters - ist wirklich spannend und vielfältig, da verschlägt es den kleinen Prinzen zum Beispiel auf die Insel der Elfen (auf der er sich tierisch langweilt) oder er findet tatsächlich eine Tarnkappe und den Stein der Weisen. In Kapitel 8 erlebt der kleine Prinz schon fast rekordverdächtig viele Abenteuer in kürzester Zeit. Insgesamt sind alle Abenteuer sehr altersgerecht und für die Zielgruppe passend beschrieben. Nur dass der kleine Prinz einem Gegner das Schwert ins Herz bohrt, hat meinen kleinen Sohn (4) doch sehr beschäftigt. Hier hätte es für meinen Geschmack eine „gewaltfreiere“ Lösung geben können. Auch dass der kleine Ritter gleich auf den „Schwa Pi“ losstürmt, als dieser lediglich etwas „nass forsch“ agiert, fand ich ein bisschen überzogen. Zugegeben, gegen die Märchen der Gebrüder Grimm ist das aber noch immer eher harmlos…

Besonders lustig fanden meine beiden Söhne die fantastischen Kreaturen (die auch schon mal mit „Dafür-“ und „Dagegen“-Schildern abstimmen) und die vielen lustigen (Fantasie)Namen (z.B. "Ritter Fett im Topf" & Co.). Auch die Idee mit dem Lied „Ein Mann, der sich Kolumbus nannt…“ (Dessen Noten sich auf S. 80 finden – man findet es auch auf Youtube!), das der kleine Ritter zu seinem Abenteuerlied umgedichtet hat, hat mir sehr gefallen.

Last but not least möchte ich an dieser Stelle die zahlreichen, wirklich sehr schönen Illustrationen von Pina Gertenbach loben. Sie hat den Text stets perfekt in Bilder umgesetzt, deren Betrachtung einfach Spaß macht! Zuhörende Kinder können beim Vorlesen so sehr viel entdecken und für selbst lesende Kinder sind diese Bilder eine wunderbare Unterstützung, sich den Inhalt des Textes selbst zu erarbeiten. Hier merkt man sehr positiv die „Verwandtschaft“ zu den anderen drei „Ritter Kurz von Knapp“-Büchern, die in der Reihe „Allererstes Lesen“ für Leseanfänger konzipiert und erschienen sind.

FAZIT:
Tolle Abenteuer, tolle Charaktere und fantastische Illustrationen. Ein prima Gesamtpaket für kleine und größere Leser!

Bewertung vom 02.11.2015
Kliebenstein, Juma

Die magischen Augen von Stonehill


ausgezeichnet

Super spannend und schaurig-gruselig: Ein „Page-Turner“ nicht nur für Kinder!


Zum Inhalt:
In der eher verschlafenen Möchtegern-Stadt Stonehill (es fehlen leider fünf Einwohner, um als Stadt anerkannt zu werden) zieht überraschend die etwas merkwürdige Familie Burrow hinzu, passenderweise in das älteste Haus der Stadt. Kurz darauf verhindert Victroia Burrow auf einem Schulausflug ans Meer in letzter Sekunde eine Katastrophe. Dass ihre Augen dabei in allen Farben gefunkelt und sich rasend schnell gedreht haben, ist aber nur Lucy aufgefallen, die daraufhin mit Unterstützung ihres Goldfisches Dr. Watson die Ermittlungen aufnimmt…

Meine Meinung:

Mystisch, geheimnisvoll und richtig spannend geht´s im neuesten Buch der erfolgreichen Kinderbuchautorin Juma Kliebenstein zu (u.a. „Anton und Antonia“, „Tausche Schwester gegen Zimmer“). Schon das wirklich gelungene Cover gibt eine gute Vorstellung davon, was den Leser erwartet. In die 270 Seiten starke Geschichte selbst (aufgeteilt in 30 Kapitel) bin ich sehr schnell und problemlos hineingekommen. Lediglich mit den ganzen Namen der Schüler hatte ich am Anfang so meine Probleme, aber das hat sich schnell gebessert.

Sehr gut gefallen hat mir, dass das Geheimnisvolle am Anfang der Geschichte noch sehr unterschwellig, hauptsächlich in Form der stets präsenten Katze Cleopatra, daher kommt. Aber spätestens nach dem ersten Drittel der Geschichte greift das Mysteriöse immer mehr um sich und es wird von Kapitel zu Kapitel spannender und auch noch richtig schön schaurig-gruselig! Dabei hat mich die Geschichte immer mehr in ihren Bann gezogen, so dass ich sie kaum noch auch der Hand legen konnte. Dennoch überspannt es die Autorin für meinen Geschmack mit der Spannung und dem Grusel nicht, so dass ich mich der offiziellen Leseempfehlung (ab 10 Jahren) durchaus anschließen kann. Für mich ist es eine perfekte Geschichte für dunkle, stürmische Herbst- und Winterabende. Optimaler Weise an einem prasselnden Kamin mit einer Tasse heißen Tee.

Juma Kliebensteins Charaktere, mit denen sie ihrer Geschichte Leben einhaucht, haben mir sehr gut gefallen, allen voran die mutige Lucy und ihr treuer Berater, der Goldfisch „Dr. Watson“. Die „Gespräche“, die sie regelmäßig mit ihm führt waren für mich ein kleines Highlight dieses Buches. Wer jetzt vom – wirklich tollen! - Cover und den beiden Protagonisten Lucy und Viola her denken könnte, „Stonehill“ sein ein reines „Mädchenbuch“, dem muss ich wiedersprechen. Aus meiner Sicht ist „Stonehill“ auch für Jungs eine tolle und spannende Lektüre.

Juma Kliebensteins Geschichte wird von zahlreichen wunderbaren, teilweise ganzseitigen Illustrationen von Monika Parciak (u.a. „Das Geheimnis von Ashton Place“-Reihe und „Der Zauberer Barbeutzebutz“) perfekt abgerundet, die hervorragend zur Geschichte passen und die Atmosphäre richtig gut rüberbringen. Ein ganz tolles Gesamtpaket!

Last but not least möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass Juma Kliebenstein die Geschichte für meinen Geschmack wirklich sehr schön eingeleitet hat. Denn sie berichtet zu Beginn, dass dies eine Geschichte ist, die die Kinder „erlebt und erzählt“ haben und dass Erwachsene Geschichten manchmal ganz anders erleben als Kinder bzw. den Schilderungen der Kinder nicht wirklich Glauben schenken wollen. Vielleicht sollte man sich dies als Erwachsener im Alltag viel öfter mal in Erinnerung rufen…

FAZIT:
Mystisch, geheimnisvoll und richtig spannend: Dieses Buch kann man nur noch ganz schwer wieder aus der Hand legen!

Bewertung vom 22.10.2015
Jaud, Tommy

Sean Brummel: Einen Scheiß muss ich


sehr gut

Wenn Dich mal wieder das schlechte Gewissen plagt: ESMI!

Mit Sean „Brummel – Einen Scheiß muss ich“ wagt sich Erfolgs-Autor Tommy Jaud (u.a. „Hummeldumm“, „Millionär“, „Resturlaub“) auf ein neues Terrain. Zwar bleibt er dem und seinem Humor 100%ig treu, aber diesmal nicht in reiner Roman-Form. Sein neues Buch ist viel mehr ein triefend-ironischer, stellenweise völlig überspitzer Lebens-Ratgeber, der mit einer Vielzahl von gesellschaftlichen Vorgaben und Trends sowie Erwartungshaltungen (egal ob von anderen oder von einem selbst) radikal aufräumt. Natürlich wäre Tommy Jaud nicht Tommy Jaud, wenn er um diesen Anti-Ratgeber nicht doch auch einen kleinen Roman herumgeschrieben hätte: Den kometenhaften Aufstieg des fiktiven Amerikaners Sean Brummel. Genau, dem Erfinder des Brummel-Bock, einem der stärksten Biere Amerikas, gebraut in der original Brau-Hummel aus Deutschland!

Zentraler Dreh- und Angelpunkt von Jauds „Ratgeber“ ist das von ihm erfundene „Muss-Monster“ („Du musst noch…“), das einem ständig im Nacken sitzt und gebetsmühlenartig zu ungeliebten aber (angeblich!) notwendigen Tätigkeiten auffordert. Diesem fiesen „Muss-Monster“ hat Jaud alias Brummel seine neue Zauberformel entgegengestellt: „Einen Scheiß muss ich!“ oder kurz: „ESMI!“ (englisch „Do Whatever the Fuck You Want!“).

Auf rd. 320 Seiten zieht Jaud hemmungslos diverse Ratgeber und angebliche Verhaltenszwänge querbeet aus allen Bereichen des Lebens durch den Kakao. Beispiele gefällig?
-> Ich muss aufräumen? ESMI, denn Ordnung ist wider die Natur!
-> Ich muss mehr Fisch essen? ESMI, auf Quecksilber und Nano-Plastikpartikel kann ich verzichten!
-> Ich muss mehr Sport machen? ESMI, viel zu viel Stress (Wo ist der MP3-Player? Ist der Akku geladen? Die Playlist aktualisiert? Und wo ist mein Funktionsshirt?)!

So oder so ähnlich arbeitet Jaud einen „Zwang“ nach dem anderen auf wunderbar unterhaltsame Weise ab. Im Ergebnis: Ich MUSS gar nichts! Auch wenn vieles bewusst vollkommen überzeichnet dargestellt wird, erkennt man sich beim Lesen doch an der ein oder anderen Stelle durchaus wider und man reflektiert das eigene Verhalten. Denn manches, was Brummel-Jaud behauptet, hat ja durchaus auch Hand- und Fuß, wie z.B. „Je dogmatischer sich jemand ernährt, desto größer die Gefahr der Unterversorgung.“

Dennoch steht der Humor und der Spaß an der Sache bei Jaud wie immer an erster Stelle, so dass bei mir vom Schmunzeln bis zum lauten Auflachen alles dabei war, gerade wenn Jaud mit seinen schonungslosen Wort-Neukreationen um die Ecke gekommen ist, wie beispielsweise „Wochenend-ADHS“, „Freizeit-Taliban“ oder auch „kultur- und antriebslosen Wochenendamöbe“.

Einen Stern Abzug gibt es von mir, da das Thema über die Gesamtheit der rd. 320 Seiten gegen Ende durchaus ein paar „Abnutzungserscheinungen“ gezeigt hat und auch die ein oder andere schwächere Strecke zwischendrin hatte.

FAZIT:
Schluss mit dem Müssen! Jaud beweist auf sehr humorvolle Art und Weise, dass man eben NICHT immer alles muss!

Bewertung vom 22.10.2015
Hegarty, Shane

Die andere Seite / Darkmouth Bd.2


ausgezeichnet

Eine fantastische Fortsetzung: Super-Spannend, ein wohl dosierter Grusel und ein toller Humor!

Zum Inhalt:
Finns Vater Hugo, der letzte der Legendenjäger, ist noch immer auf der Verseuchten Seite verschollen. Nun taucht auch noch Estravon auf, ein konfuser Gutachter des Rats der Zwölf, der Finn eine Frist von gerade mal 48 Stunden setzt, um zu beweisen, dass sein Vater doch noch lebt. Verzweifelt suchen Finn und Emmie, den letzten Hinweis, den Finns Vater ihm gegeben hatte, zu entschlüsseln und gelangen dabei tatsächlich zusammen mit Estravon durch ein merkwürdiges Tor auf die Verseuchte Seite…

Meine Meinung:
Mit „Darkmouth – Die andere Seite“ legt Shane Hegarty, der sich auch schon mal selbst als „schlechtester Stand-up-Komiker der irischen Comedyszene“ bezeichnet hat, nun die Fortsetzung seines erfolgreichen Debutromans vor. Diesen muss man nicht zwingend gelesen haben, um „Darkmouth – Die andere Seite“ zu verstehen (Hegarty hat seiner neuen Geschichte ein kurzes, aber sehr gutes „Was bisher geschah“-Kapitel vorangestellt), es macht mit Sicherheit aber noch mehr Spaß, wenn man den ersten Teil kennt!

Die Geschichte knüpft relativ nahtlos an die Geschehnisse des ersten Bandes an, entsprechend schnell ist man auch wieder „drin“. Die meisten Hauptcharaktere sind bereits bekannt, lediglich mit dem schlaksigen Paragrafenreiter Estravon kommt ein neuer Protagonist hinzu, dessen Motive man sich zu Beginn nicht so wirklich sicher sein kann. Durch seine alltags-untaugliche Beamtenmentalität sorgt er aber durchaus für den ein oder anderen Lacher. Auch auf Seiten der Legenden gibt es im weiteren Verlauf der Story einen Neuzugang bei den Protagonisten, den Orthross Cornelius-Hiss, welcher mir durchaus ans Herz gewachsen ist (ähnlich wie Broonie im ersten Band).

Die Geschichte selbst ist mal wieder äußerst spannend, actionreich, sehr humorvoll und wieder mit wohl dosiertem Grusel „gewürzt“, allein schon durch die merkwürdigsten Legenden und surreale Szenerien (z.B. ein Turm als alten, verblichenen Knochen… brrrr!). Da die Geschichte diesmal über weite Strecken auf der Verseuchten Seite spielt, ist Band zwei für mein Empfinden sogar noch spannender und phantastischer als der erste Band, so dass es mir wirklich schwer gefallen ist, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen. Shane Hegarty nutzt die unendlichen Möglichkeiten der Verseuchten Seite perfekt, um ihr sehr fantasievoll und kreativ seine ganz eigenen Regel zu bescheren, so dass mich der Verlauf der Handlung immer wieder überrascht hat, ohne dass es unpassend oder gar zu konstruiert gewirkt hätte.

Separat erwähnen möchte ich – ohne freilich zu viel zu verraten - gerne noch das große Finale, den Showdown am Ende dieses zweiten Bandes. Dies ist ganz großes Kopf-Kino, das sich vor keinem Action-Blockbuster aus Hollywood zu verstecken braucht. Und auch hierbei gelingt es Hegarty, dem Schrecken eines großen Kampfes die Schärfe durch wunderbar humorvolle Einlagen zu nehmen, sodass ich mich der offiziellen Leseempfehlung ab ca. 10 Jahren gut anschließen kann. Überhaupt ist der Humor („nur“) eine der ganz großen Stärken von Hegartys Büchern. Hier merkt man deutlich, dass der Autor ein Fan von Douglas Adams („Per Anhalter durch die Galaxis“) ist.

Last but not least wird auch der zweite Band durch eine tolle Aufmachung komplettiert: bedrohlich-rotes Cover, schwarzer Seitenschnitt und zahlreiche sehr schöne Illustrationen von Moritz Schaaf. So ergibt sich - alles zusammen genommen – wieder ein echt rundes Komplettpaket, das aus meiner Sicht keine Wünsche offen lässt!


FAZIT:
Eine im wahrsten Sinne des Wortes phantastische Fortsetzung: Wieder eine tolle Story, schaurig-schräge Charaktere und ein klasse Humor gepaart mit ganz viel Spannung, Action und angenehmer Grusel-Atmosphäre. Ich freu´ mich auf Band 3!

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