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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2012
Poznanski, Ursula

Die Verratenen / Eleria Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Ria ist Studentin und lebt nach einer furchtbaren Naturkatastrophe in einer scheinbar perfekten Welt – in einer Sphäre. Gut versorgt, geschützt vor den Witterungsbedingungen außerhalb der Kuppeln, sicher vor den Überfällen der Außenbewohner. Ria hat eine großartige Zukunft vor sich, sie gehört zur Elite und wird ausgebildet, um später einmal einen wichtigen Posten im Sphärenbund zu übernehmen. Doch dann kommt alles anders. Sie hört zufällig ein Gespräch mit an und erfährt, dass sie und fünf weitere Studenten als Verräter bezeichnet werden und deshalb eliminiert werden sollen. Bevor es soweit kommt, können die Jugendlichen fliehen und müssen in der fremden Außenwelt mit all ihren Schrecken allein zurechtkommen…

Ursula Poznanski versteht es mit ihrem lockeren und angenehm zu lesenden Schreibstil hervorragend, den Leser schon mit den ersten Seiten einzufangen, indem sie ihr Geschick für einen raschen Spannungsaufbau voll ausspielt.
Die Autorin lässt den Leser gleich spüren, dass in Rias Welt irgendetwas nicht stimmt und vermittelt damit eine rätselhafte Atmosphäre, von der man augenblicklich mitgerissen wird. Ohne lange Vorrede landet man mitten im Geschehen und kann miterleben, wie Ria und ihre Freunde aus der geschützten, modernen Welt herausstolpern, ohne Hilfe in der rauen Außenwelt klarkommen müssen und dabei mit Aufgaben und Hindernissen konfrontiert werden, auf die sie nie vorbereitet wurden.

Es gelingt der Autorin fantastisch, die Gedanken und Gefühle der Studenten zu vermitteln. Der Unglaube und die Verwirrtheit, als ihre heile Welt immer mehr Risse bekommt und zu einem großen Lügengebilde zu werden scheint; die Angst, die Wut, das Misstrauen, als sie bemerken, dass es in ihrer kleinen Gruppe einen Verräter gibt.

Besondere Spannung wird durch das Auftauchen einer mysteriöse Organisation aufgebaut, die zwar in Form eines grauen Sentinel (Sphärenpolizei) in Erscheinung tritt und auch schnell als Verursacher der Verschwörung ausgemacht werden kann, deren Herkunft und eigentliches Bestreben aber zu keiner Zeit deutlich wird und sowohl die Protagonisten wie auch den Leser zu allerhand Spekulationen verleitet.

Ein toller Auftakt zu einer fesselnden Dystopie- / Thriller-Trilogie, ich bin schon sehr gespannt darauf, wie es weitergeht.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2012
Volks, Sybil

Torstraße 1


ausgezeichnet

Berlin 2009. Elsa hofft, auch ohne Einladung zur Eröffnung des Soho Houses eingelassen zu werden, denn in diesem Haus in der Torstraße 1 kam sie vor genau 80 Jahren zur Welt – auf einem Packtisch in der Poststelle während der Eröffnungsfeier des Kaufhauses Jonass. Bei der Geburt unterstützt wurde Elsas Mutter Vicky von dem zufällig vorbeikommenden Zimmermann Wilhelm, dessen Sohn Bernhard genau zur gleichen Zeit ein paar Straßen weiter das Licht der Welt erblickte. Elsa und Bernhard werden Freunde und knüpfen damit ein Band zwischen ihren Familien, das trotz aller Widrigkeiten über die Jahrzehnte hinweg bestand hat.

Gleich die ersten Seiten dieser Geschichte haben mich in ihren Bann gezogen. Das hektische Gewusel, die Aufregung vor der Eröffnung des Kaufhauses – es ist einfach klasse, wie Sybil Volks die Stimmung an diesem besonderen Tag einfängt.

Auch die jeweilige Atmosphäre der weiteren Ereignisse vermittelt die Autorin in einer ganz wunderbaren Art und Weise, man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt, begleitet Elsa und Bernhard und ihre Familien durch die Jahrzehnte, erlebt mit ihnen unter anderem die bitteren Jahre des 2. Weltkrieges, die Nachkriegsjahre mit Blockade und Luftbrücke, den Mauerbau und die Wiedervereinigung und kann dabei die schönen, heiteren Momente ebenso spüren, wie die Ängste, Sorgen, Hoffnungen der Protagonisten.

Sybil Volks malt in diesem Buch ein sehr stimmungsvolles Bild, lässt die wechselvolle Geschichte dieses Gebäudes in der Torstraße 1 Revue passieren und nimmt den Leser mit auf eine wunderbare Reise durch die Berliner Stadtgeschichte des 20.Jahrhunderts.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.11.2012
Neuhaus, Nele

Böser Wolf / Oliver von Bodenstein Bd.6


ausgezeichnet

Im Main nahe Eddersheim wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden – sie wurde aufs schlimmste missbraucht und ermordet. Doch niemand kennt ihren Namen, niemand vermisst sie. Kurz darauf wird die Fernsehmoderatorin Hanna Herzmann brutal überfallen. Trotz intensiver Spurensuche erweisen sich die Ermittlungen in beiden Fällen als zäh und es gelingt den Ermittlern des K11 zunächst nicht, Licht in das Dunkel zu bringen…

Auch der 6. Fall um das Ermittler-Duo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Wie immer eröffnet Nele Neuhaus auch diesen Roman mit anfangs überwiegend voneinander unabhängigen Handlungssträngen, deren Zusammengehörigkeit mit jedem Kapitel deutlicher wird und deren unterschiedliche Inhalte sich schließlich zu einem Ganzen zusammenfügen. Dabei habe ich die Szenenwechsel als sehr gekonnt empfunden, es ist mir nicht schwer gefallen, den Überblick zu behalten. Im Handlungsverlauf kommen Stück für Stück teils grausame, teils überraschende Tatsachen zum Vorschein, die spannend erzählt werden und an keiner Stelle Langeweile aufkommen lassen.

Sehr gut gefällt mir, dass ab und an auf das Geschehen der vorherigen Bücher eingegangen und in kurzen Sätzen nochmals in Erinnerung gerufen wird. So werden zum Beispiel die privaten Probleme der Ermittler aus den früheren Bänden gekonnt weitergeführt und auch der unliebsame Kollege und Stänkerer Frank Behnke, den man los geworden zu sein hoffte, taucht durch Zusatzqualifikationen gestärkt als interner Ermittler wieder auf und setzt gleich zu neuen Schandtaten an. Für das Verständnis dieses Krimis ist es aber nicht zwingend notwendig, die Vorgänger-Fälle zu kennen, für den Fan dieser Reihe ergibt sich aber ein ansprechendes Gesamtbild.

Eine spannende, in bekannter Neuhaus-Manier vielschichtig konstruierte Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.

13 von 24 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2012
Mey, Frida

Manchmal muss es eben Mord sein / Elfie Ruhland Bd.1


ausgezeichnet

Die sympathische Elfie Ruhland arbeitet als freiberufliche Office-Managerin. Sie bringt Ordnung in jedes Büro und macht dabei selbst vor miesen Vorgesetzten und tyrannischen Chefs nicht halt – was oder wer auch immer die Harmonie im Büro stört, wird von Elfie aussortiert.
Zuspruch für ihre mörderische Arbeitsmethode holt sich Elfie bei Ludwig, ihrer längs verstorbenen großen Liebe. Mit ihm kommuniziert Elfie via Grablicht.
Auf einem ihrer zahlreichen Friedhofsbesuche lernt Elfie Alex von Lichtenstein kennen, eine junge Frau, die unter der äußerst herrischen Tante ihres Lebensgefährten genauso leidet wie unter ihrem fiesen Chef. Alex könnte Elfies Dienste daher sicherlich gut gebrauchen, wenn sie nicht gerade die Kommissarin wäre, die mit der Aufklärung der Todesfälle aus Elfies aktuellem Projekt betraut wäre. Ein Projekt, das für Elfie nicht so reibungslos verläuft wie üblich, sie droht mit ihrem Spezialservice aufzufliegen…

Das Autorinnenduo Frida Mey wartet hier mit einer wunderbar gelungenen Mischung aus Spannung und Humor auf. Ein Krimi, in dem eine nette ältere Dame nicht als schrullige Amateurdetektivin auftritt, sondern als ganz ausgebuffte Mörderin agiert.
Es hat großen Spaß gemacht, die liebenswerten Protagonistinnen kennenzulernen – dieses Debüt ist einfach ein rundum herrliches Lesevergnügen.

Bewertung vom 25.10.2012
Fölck, Romy

Blutspur


ausgezeichnet

Lissy Santhen findet die Leiche ihrer brutal ermordeten Freundin Anne. Die Polizei findet keinerlei Hinweise, die auf den Täter schließen lassen, ein Motiv ist nicht erkennbar. Verzweifelt beginnt Lissy auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und stolpert dabei über Ungereimtheiten in ihrem Umfeld und Geheimnisse, die Anne vor ihr hatte.

„Blutspur“ ist ein Krimi, bei dem die polizeilichen Ermittler größtenteils im Hintergrund bleiben. Es sind auch nicht die Ermittlungen selbst, die bei Lissys Suche nach dem Mörder in Mittelpunkt stehen, sondern eher das Gefühlschaos, das Lissy nach dem Tod ihrer Freundin erlebt. Dabei lässt Romy Fölck ihre Protagonistin durch einen wahren Strudel aus verwirrenden Emotionen, rätselhaften Geschehnissen und unüberlegten Handlungen rauschen.
Der Autorin gelingt es hervorragend, Lissys Stimmungen in Worte zu fassen, so dass man als Leser sehr intensiv am Geschehen teilnimmt.
Die Handlung hat mich von Anfang an gefesselt, Spannung wird schnell aufgebaut und bleibt durchgehend hoch. Geschickt eingestreute Informationen und die von Lissy gesammelten Erkenntnisse bringen im Verlauf der Geschichte einige Wendungen mit sich und haben mich bis zum Schluss über Täter und Tathergang grübeln lassen.
Ein spannender Krimi, der mich rundum begeistert hat.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.10.2012
Barth, Markus

Mettwurst ist kein Smoothie


ausgezeichnet

In „Mettwurst ist kein Smoothie“ schildert Markus Barth in 46 kurzen Kapiteln wie witzig und unterhaltend der ganz normale Alltag sein kann, wenn man nur genau hinschaut.
Er vereint eigene Erkenntnisse und Situationen, wie sie eigentlich jeder schon einmal genau so oder zumindest ähnlich erlebt hat, herrliche Begebenheiten und lustige Zwischenfälle in diesem Buch – allesamt gut beobachtet und mit viel Witz erzählt.
„Mettwurst ist kein Smoothie“ hat mir ein paar sehr vergnügliche Lesestunden beschert, ich habe mich über jede einzelne dieser kleinen Episoden köstlich amüsiert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.10.2012
Kolbrück, Olaf

Keine feine Gesellschaft


ausgezeichnet

Die ehemalige Kriminaloberkommissarin Eva Ritter „stolpert“ im Kleingarten von Wim Voss zufällig über die Leiche des Bankers Jens Lücker. Sofort erwacht ihr Ermittlerherz und Eva beginnt zu recherchieren, auch wenn ihre Nachforschungen ihrem mit diesem Fall betrauten Ex-Kollegen Kerner mächtig gegen den Strich gehen…

„Keine feine Gesellschaft“ liest sich flüssig und ist ein Krimi, wie ich ihn mag. Ich konnte von Anfang an ordentlich miträtseln, wer denn nun wirklich der Mörder ist. Die Geschichte ist bis zu der nachvollziehbaren Auflösung spannend, kurzweilig und unterhaltsam.
Mit Eva Ritter hat Olaf Kolbrück eine sympathische Ermittlerin geschaffen, die besonders durch ihre Menschenkenntnis und ihre äußerliche Gelassenheit besticht. Neben den Recherchen zu dem Mordfall nimmt man auch an ihrem Privatleben teil, sorgt sich mit ihr um die noch ausstehende Diagnose für ihre rätselhafte Muskelerkrankung und lernt ihre 17-jährige Tochter Corinna und deren eigenwillige Lebensplanung kennen.
Tatkräftige Unterstützung bei den Ermittlungen erhält Eva von ihren Freunden Wim Voss, einem ehemaligen Betrüger und Doris Unbehaun, einer reichen Witwe. Beide kennen sich in der Finanzwelt bzw. in der gehobenen Gesellschaft Frankfurts recht gut aus und sind mit ihren weitreichenden Kenntnissen und Verbindungen immer wieder eine große Hilfe für Eva.
Ein herrliches Ermittlergespann, mit dem ich mir noch viele weitere spannende Fälle wünsche.

Bewertung vom 11.10.2012
Bergren, Lisa T.

Waterfall


ausgezeichnet

Italien in der Gegenwart. Die 17-jährige Gabi und ihre 15 Jahre alte Schwester Lia verbringen die Ferien in der Toskana. Ihre Mutter ist Archäologin und erforscht etruskische Grabstätten. Aus Langeweile sehen die Mädchen sich verbotenerweise in einer Grabhöhle um. Dabei entdecken sie neben Malereien auch zwei Handabdrücke an einer Wand, die der Größe ihrer eigenen Hände entspricht. Als beide gleichzeitig jeweils eine Hand auf einen Abdruck legen, werden sie plötzlich in die Vergangenheit katapultiert und landen getrennt voneinander im Jahr 1332 …

In diesem Buch hat mich die Sprache ganz besonders begeistert – da ist so viel Witz drin.
Hinzukommt, dass Lisa T. Bergren der stetige Wechsel zwischen moderner und historischer Sprache hervorragend gelungen ist. Gabis Gedanken und ihre (wenigen) Gebete erlebt der Leser durchweg in einer jungen, frischen und frechen Ausdrucksweise, während die Dialoge in der Vergangenheit mit Formulierungen daherkommen, die für das 14. Jahrhundert angemessenen sind. Nicht nur diese fremde Sprechweise, auch die Bewältigung des Alltags in der damaligen Zeit macht Gabi anfangs erhebliche Probleme – Situationen, die beim Leser immer wieder für amüsante Unterhaltung sorgen.
Die Autorin zeichnet ein schönes Bild von dem alten Siena und der Gegend rundherum – ihre Beschreibungen schaffen eine herrliche mittelalterliche Atmosphäre, so dass es großen Spaß gemacht hat, Gabi bei der abenteuerlichen Suche nach ihrer Schwester zu begleiten. Dabei wird sie in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen, hat mit Intrigen und Verrat zu kämpfen und Marcello, ein äußerst attraktiver Ritter, lässt ihr Herz schneller schlagen. Diese Romanze hat die Geschichte aber nicht im Griff, sondern nimmt nur einen kleinen Teil ein.

„Waterfall – Im Fluss der Zeit“ ist eine mitreißende, turbulente Geschichte, die sich zum Ende hin dramatisch zuspitzt und mich gespannt den zweiten Teil erwarten lässt.

Bewertung vom 11.10.2012
Asher, Jay; Mackler, Carolyn

Wir beide, irgendwann


sehr gut

Pennsylvania 1996. Die 16-jährige Emma hat ihren ersten Computer bekommen. Josh, ein Nachbarsjunge, mit dem Emma aufgewachsen und gut befreundet ist, schenkt ihr eine CD-Rom mit 100 Internet-Freistunden bei AOL. Emma meldet sich an und nach erfolgreicher Installation kommt sie auf eine für sie mysteriöse Webseite: Eine „Facebook“-Seite offenbart ihr die Sicht auf ihr und Joshs Leben in 15 Jahren…

Nach dem Lesen von Klappentext und Leseprobe war ich äußerst gespannt auf diesen Roman. Auch wenn ich mir die Geschichte insgesamt etwas spektakulärer vorgestellt hatte, fand ich es doch recht interessant und faszinierend, was da auf Emma und Josh einstürmt, wie die beiden mit ihrem Wissen umgehen und wie sich ihr Verhalten ändert.

Etwas, dass normalerweise jedem verborgen ist, offenbart sich den beiden: die Zukunft. Während Emma total schockiert ist, über das, was sie in 15 Jahren erwartet, sieht Joshs Zukunft ganz rosig aus und er ist selbstverständlich zufrieden mit diesen Aussichten.
Logischerweise möchte Emma ihrem Schicksal entfliehen und versucht durch kleine Änderungen in der Gegenwart ihre künftige Situation zu verbessern.

Die Autoren lassen Emma und Josh in einen Strudel von Emotionen versinken. Neugierde, Unglaube, Angst, Freude, Bestürzung werden durch die verwirrenden Informationen aus „Facebook“ ausgelöst, Kabbeleien bleiben nicht aus, die gewonnenen Erkenntnisse würfeln die Gegenwart der Teenager durcheinander.

Die Geschichte hat mich zum Nachdenken angeregt. Ich habe mich des Öfteren gefragt, wie ich auf derartige Informationen reagiert hätte. Wohl ganz ähnlich wie Emma und Josh. Solche Einblicke und zudem die Möglichkeit, bei Bedarf etwas zu ändern, hätten wahrscheinlich die meistens Menschen gerne einmal.
Die eigentliche Botschaft dieser Geschichte, dass das Wissen um die Zukunft jede Handlung und Entscheidung in der Gegenwart beeinflussen und damit zu einer großen Belastung für das tägliche Leben werden würde, wurde von Jay Asher und Carolyn Mackler hervorragend vermittelt.

Etwas gewöhnungsbedürftig empfand ich das stetige Wechseln des Erzählers, während die Geschichte kontinuierlich voranschreitet, wechseln Emma und Josh sich kapitelweise mit dem Erzählen ab.

Das Buch hat mir ein paar angenehme Lesestunden beschert.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.09.2012
Neeb, Ursula

Die Hurenkönigin / Frankfurter Hurenkönigin Bd.1


sehr gut

Frankfurt 1511. Ursel Zimmer leitet ein Frauenhaus und ist die Vorsteherin der städtischen Hurengilde. Als mit Rosi eine ihrer Huren auf grausamste Weise ermordet wird, der vermeintliche Täter aber beharrlich seine Unschuld beteuert, beginnt Ursel auf eigene Faust zu ermitteln. Eine schwierige Aufgabe, denn einziger Hinweis ist ein geheimnisvoller Ring. Eine weitere Hure verschwindet und auch die Hurenkönigin selbst begibt sich bei ihren Ermittlungen in größte Gefahr…

Der Schreibstil von Ursula Neeb ist gradlinig, angenehm flüssig zu lesen und hat mich ruckzuck in die Geschichte reingezogen. Die Autorin verzichtet auf Abschweifungen und überladene Darstellungen, sondern konzentriert sich auf die Geschehnisse rund um das Frauenhaus und das Verschwinden der Huren. Die Vorkommnisse selbst werden umfassend und genau geschildert, so dass man die Furcht der Frauen vor dem Mörder spüren kann. Aber auch die Angst vor der „Lustseuche“ und der damit eventuell einhergehende Verlust ihrer Lebensgrundlage wird ausführlich dargestellt.
Die Krimihandlung ist fesselnd und spannend, der Blick des Lesers wird auf unterschiedliche Verdächtige gelenkt und man kann bis zum Schluss über die Identität des Täters grübeln.
Die Charaktere sind durchweg gut gelungen. Sie werden bunt und detailliert beschrieben und bekommen schnell ein Gesicht, selbst Nebenfiguren wie die schlaue Grid wirken in ihrem Handeln überzeugend. Besonders die Unvollkommenheiten machen die Protagonisten sympathisch und glaubwürdig. So kann die meist sehr couragierte Ursel die grausamen Taten des Mörders nicht so einfach verkraften und gibt sich ihrer eigentlich längs überstandenen Theriaksucht hin. Auch Josef, eine anfangs sehr fragwürdige Gestalt, an deren guten Absichten man zunächst zweifelt, wird im Verlauf der Handlung durchaus liebenswürdig.

Ein rundum gelungener, gut recherchierter historischer Roman, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.