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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 1090 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2022
Zach, Bastian

O Tannengrauen


ausgezeichnet

In dieser historischen Krimi-Anthologie hat Sebastian Zach 12 weihnachtliche Geschichten aus Deutschland und Österreich gesammelt.

In manchen Kurzkrimis lacht unverhohlen das Böse hinter dem ach so friedvollen Weihnachtsgetue hervor. Sei es, dass Ehepartner sich zum letzten Weihnachtsfest zusammensetzen, jeder fest entschlossen, den anderen mit einem prachtvollen Geschenk umzubringen, oder sei es, dass böse Taten der Vergangenheit ausgerechnet zu Weihnachten gesühnt werden (müssen).

Mit dem für ihn eigenen schwarzen Humor zeigt uns Sebastian Zach, dass das Fest der Liebe immer wieder auch ein Fest des Mordes sein kann.

Daneben gibt es auch ein paar Geschichten, in denen griesgrämige, vom Schicksal gebeutelte Menschen auf noch ärmere treffen und denen (und damit auch sich selbst) einen Funken Herzenswärme schenken.

Jeder der zwölf Geschichten ist ein Weihnachtslied oder Gedicht vorangestellt.

Fazit:

Zwölf teils besinnliche teils bösartige Weihnachtsgeschichten, denen ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 27.11.2022
Baldini, Laura

Der strahlendste Stern von Hollywood / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.12


sehr gut

In diesem Roman aus der Reihe „Bedeutende Frauen, die die Welt veränderten“ steht die Schauspielerin Katherine Hepburn (1907-2003) im Mittelpunkt.

Allerdings ist dieser Roman keine Biografie im engeren Sinn. Die Autorin, die wie sie eingesteht, bislang sehr wenig über Katherine Hepburn wusste, schildert zwar darin einige Episoden im langen Leben der vierfachen Ocsr-Preisträgerin, lässt die Geschichte aber mehr oder weniger mit dem Tod ihres Lebensmenschen Spencer Tracy (1900-1967) enden.

Spencer Tracy ist mit einer anderen Frau verheiratet, will sich nicht scheiden lassen, hat, neben Katherine noch zahlreiche Affären mit jüngeren Schauspielerinnen und ist schwer alkoholkrank. Also, ein Stoff aus dem zahlreiche Dramen sind.

Der Schauspieler blockiert Katherine Hebpurn für mehrere Jahre, da sie zu seinen Gunsten ihre eigene, vielversprechende Karriere unterbricht. Es scheint, als wäre Tracy ziemlich manipulativ und Katherin Hepburn in einer Abhängigkeit, die für sie sehr ungesund ist. Erst nach Tracys Tod wird sie sich daraus befreien können und zahlreiche bedeutende Filme drehen, was aber leider nicht Gegenstand dieses Romans ist.

Meine Meinung:

Der Versuch, herauszufinden, warum die Hepburn diese Abhängigkeit von Spencer Tracy entwickelt hat, muss mangels authentischer Quellen scheitern und ergeht in Spekulationen. So wird der Tod ihres Bruders dafür verantwortlich gemacht.

Der Roman liest sich leicht und locker. Der geneigte Leser erfährt einiges über die Traumfabrik Hollywood und, dass dort nicht alles Gold ist, was glänzt.

Nicht ganz einverstanden bin ich mit der Einordnung in die Reihe „Bedeutende Frauen, die die Welt veränderten“. Mit welchen Errungenschaften hat Katherine Hepburn die Welt verändert? Sie hat es, ohne ihre schauspielerischen Leistungen schmälern zu wollen, nicht einmal geschafft sich selbst zu ändern. Interessant wäre es zu wissen, wieso sie in eine solche Co-Abhängigkeit zu Tracys Alkoholkrankheit gekommen ist.

Ach ja, Rezensionen sind Buchbesprechungen, im Theater/Film heißt es "Theater- oder Filmkritik".


Fazit:

Wer gerne einen Blick auf den Moloch Hollywood und seine Schauspieler*Innen wirft ohne zu sehr in die Realität einzutauchen, ist hier richtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 27.11.2022
Oetker, Alexander

Sternenmeer / Luc Verlain Bd.6


sehr gut

Commissaire Luc Verlain genießt die letzten Tage seiner gemeinsamen Elternzeit mit Anouk und der kleinen Aurélie, als ihn der Anruf erreicht, im 3-Sterne-Restaurant Villa Auguste ist Ugo Gennevilliers, der renommierte Restaurantkritiker des Guide Michelin, zusammengebrochen.

Recht schnell ist klar, dass der Mann vergiftet worden ist und hat die Fois Gras, die als Vorspeise gereicht wurde in Verdacht. Die Gänsestopfleber ist inzwischen wegen ihrer brutalen Herstellungsart in Verruf geraten, weswegen militante Tierschützer gleich einmal verdächtigt werden, die Gänseleber vergiftet zu haben. Blöderweise ist deren Lieferant ausgerechnet der Sohn des Restaurantbesitzers, der sich eigentlich nach dem dritten Stern zur Ruhe setzen wollte.

Luc Verlain glaubt nicht an die vergiftete Leber und beginnt fieberhaft nach der Substanz zu suchen. Ihm zur Seite steht natürlich auch Anouk, die es kaum erwarten kann, wieder zu arbeiten. Baby Aurélie muss mangels Babysitter auch mit.

Natürlich ist auch Lucs unsäglicher Chef mit dabei, der von einem Fettnäpfchen ins andere tritt.

Es gibt einige Verdächtige, die sich allerdings so auffällig verhalten, dass ich sie recht bald ausschließen konnte. Nach einigen Sackgassen kommt es zu einer doch etwas überraschenden Wendung. Als wahrer Täter wird jemand, der so gar nicht in das Profil gepasst hat.

Meine Meinung:

Auch in seinem 6. Fall entführt uns Autor Alexander Oetker wieder gekonnt in die kulinarische Welt des Aquitaine.

Der Einblick in die hektische Küche der gehobenen Gastronomie lässt mich einen Restaurantbesuch mit anderen Augen sehen. Dort herrscht Stress pur, vor allem dann, wenn es um Sterne oder Hauben geht.

„Sie alle liebten diesen Mann wegen seines Könnens und seines Genies – aber sie hassten ihn zugleich auch wegen seiner Detailversessenheit, seiner Härte, dafür, dass er ausschließlich für die Küche lebte.“ (S. 12)

Das Frankreich-Feeling ist Alexander Oetker wieder perfekt gelungen. Allerdings bin ich nicht damit einverstanden, ein Baby zu den Ermittlungen mitzunehmen. Das und das für mich doch etwas überraschende Ende kosten den 5. Stern.

Fazit:

Ein komplexer Fall mit einem überraschenden Ende. Diesmal gibt es nur 4 Sterne

Bewertung vom 27.11.2022
Ruhrhofer, Norbert

Mordsradau in Bad Vöslau


sehr gut

Der, im sogenannten Speckgürtel von Wien liegende Kurort Bad Vöslau, bekannt durch sein Sauerwasser und den Rotwein, ist, gemeinsam mit Baden und Perchtoldsdorf, wieder Schauplatz diverser Scharmützel zwischen dem Ehepaar Pokorny und der Chefermittlerin Ottilia Wehli.

Worum geht’s?

Vorerst geht es um zwei tödliche Unfälle, deren Opfer ausgerechnet Mitglieder eines Immobilienkonsortiums sind, das das Gelände der ehemaligen Martinek-Kaserne in Baden möglichst gewinnbringend „entwickeln“ wollen.

Willi und Toni Pokorny werden von Mochacek, einem weiteren Mitglied der illustren Immobilienmakler, engagiert, etwas über die eigenartigen Unfälle herauszufinden. Ein Tagsatz von Euro 500 sowie die Aussicht auf ein weiteres Schnüffelabenteuer lassen das Ehepaar Pokorny zusagen.

Doch es wird nicht bei den beiden Toten bleiben. Der nächste Tote ist dann auch eindeutig ermordet worden, was die Polizei in Person von Chefinspektorin und Intimfeindin Ottilia Wehli, von allen nur „Oh-Weh“ genannt, auf den Plan ruft.

Es kommt, wie es kommen muss: Die Pokornys kreuzen wieder die Pfade - oder soll man besser sagen die Klingen? - der unerbittlichen Chefinspektorin. Auch Gruppeninspektor Sprengnagel, ein Schulfreund von Willi Pokorny sowie die alte Katzinger leiden unter den Launen der Oh-Weh.

Nur mit tatkräftiger und bisweilen nicht ungefährlicher Mithilfe der Pokornys und der Katzinger, gelingt es in einem Showdown den Täter zu entlarven.


Meine Meinung:

Der Krimi lebt von den skurrilen, manchmal sehr überzeichneten Charakteren.
Beginnen wir bei den Pokornys: er arbeitslos, den leiblichen Genüssen sehr zugetan, liebt seinen Telefonierknochen von Nokia und wirkt ein wenig rückständig. Sie, quirlig mit einem Teilzeitjob in der Stadtbibliothek, versucht ihren Liebsten zu einer gesünderen Lebensweise zu bekehren, was zu ihrem Leidwesen nur in homöopathischen Dosen gelingt. Tja, die Verlockungen von Käsespätzle, Schnitzel, Torten und Wien sind einfach stärker. Die Familie wird mangelt eigener Kinder durch Beagle-Dame Maxime ergänzt, die alles frisst, was man ihr zusteckt.

Daneben gibt es zahlreiche andere Charaktere wie die alte Frau Katzinger und Gruppeninspektor Friedrich „Sprengi“ Sprengnagel sowie die Oh-Weh, die für zahlreiche kuriose Situationen sorgen. Im echten Leben hätten Sprengi und Oh-Weh allerdings keine Chance. Der eine verrät ständig Details der Ermittlungen und die andere will zwanghaft die Karriereleiter hinaufklettern und tappt von einer Panne in die nächste.

Der Showdown ist gut gelungen. Ich hatte bald einen Verdacht, der sich dann auch wirklich bestätigt hat.

Der Schreibstil ist humorvoll und der Krimi lässt sich leicht und locker lesen. Die spritzigen Dialoge im richtigen Dialekt passen gut zum Speckgürtel südlich von Wien.

Schmunzeln musste ich über die Empfehlung von „Tod in Baden“, einem Krimi von Beate Maly. Die mehrmalige Erwähnung eines Pharmakonzerns hätte es allerdings nicht gebraucht. In meinen Augen ist das Schleichwerbung.

Fazit:

Wer einen humorvollen Regionalkrimi mit skurrilen Charakteren lesen will, darf sich diesen Lesespaß nicht entgehen lassen. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 26.11.2022
Kohn, Jörg

1799 - Die Schatten von Oldenburg


sehr gut

Das kleine Fürstentum Oldenburg ist die Kulisse dieses historischen Romans, der zehn Jahre nach der Französischen Revolution spielt. Inzwischen ist ein korsischer General namens Napoleon Bonaparte Oberbefehlshaber der Revolutionstruppen und überzieht ganz Europa mit Krieg und Verwüstung. Daneben kommt das wirtschaftliche Leben ziemlich zum Erliegen, denn die Warenein- und Ausfuhr ist durch gegenseitiges Handelsembargo empfindlich gestört. Das muss auch Johannes Friedrich von Marburg auf tragische Weise zur Kenntnis nehmen. Denn während er in Hamburg dem studentischen Leben frönt, werden seine Eltern und ihre Bediensteten in Oldenburg ermordet und das Schiff „Friederike“ im Hafen von Le Havre festgsetzt.

Leider scheint die Oldenburgische Polizei nicht gewillt zu sein, das Verbrechen aufzuklären. Es steht vielmehr Mord und Selbstmord des Handelsherrn im Raum, der in Geldschwierigkeiten steckt.

Das will Johannes Friedrich weder auf sich noch auf seinem Vater sitzen lassen und macht sich auf, um Licht in das Dunkel zu bringen und stolpert dabei nicht nur über eine russischen Presspatrouille und „darf“ einen Tag und eine Nacht dem Zaren „dienen“. Der Polizeidragoner Lürssen rettet den Kaufmannsohn aus dieser und anderen misslichen Lagen und wächst ein wenig in die Rolle eines Retters hinein.

Vor den Irrungen des Herzens kann Lürssen Johannes Friedrich allerdings nicht retten. In Hamburg hat sich Johannes Friedrich in die Schankmagd Jette verliebt und hier in Oldenburg verdreht im Claire, eine junge Französin, die auf der Suche nach einer Kiste mit dem Schmuck der geköpften Madame du Barry ist, den Kopf.

Meine Meinung:

Jörg Kohn ist mit diesem historischen Roman eine interessante Geschichte gelungen. Mir persönlich macht es wenig aus, dass der Krimi eher in den Hintergrund gedrängt wird wird. Die Ermittlungsmethoden sind ja längst nicht ausgereift. Ich mag es, wenn historische Romane penibel recherchiert sind. Und das ist hier der Fall. Hintergrund ist eben das postrevolutionäre Jahrzehnt, das, nachdem der gewalttätige Umsturz Abertausenden von Royalisten den sprichwörtlichen Kopf gekostet hat, durch Napoleon Bonaparte seinen Fokus auf Weiterverbreitung dieses Gedankengutes hat. Kein Land in Europa bleibt von den Expansionsbestrebungen verschont und jede noch so kleine Monarchie will ihren status quo behalten. Das muss auch das kleine Fürstentum Oldenburg erkennen, das noch (?) nicht verschluckt worden ist, aber für zahlreiche ausländische Truppen Durchgangsland ist.

Aber, zurück zu diesem Buch ...

Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet.

Johannes Friedrich ist stellenweise ziemlich naiv, was aber seiner bislang unbeschwerten Jugend geschuldet ist. Nie hat er es mit Existenzsorgen zu tun bekommen, nun, da die Eltern tot sind, das Vermögen (vermutlich) futsch ist, beginnt für ihn der Ernst des Lebens.

Claire, die ehemalige Kammerzofe von Madame du Barry, ist ihm an Gewitztheit haushoch überlegen. Ist ja klar, immerhin hat sie das Köpfe rollen überlebt, die Juwelen in Sicherheit gebracht, auch wenn die nun ebenfalls verloren sind. Ich glaube ja nicht, dass es für die beiden ein Happy End geben wird. Dem stehen mehrere Gründe entgegen: der Standesunterschied, auch wenn beide nun verarmt sind, sie ist Französin, vermutlich einiges älter als er, und selbst wenn sie ihre Zeit am Französischen Hof unbeschadet überstanden hat, ist sie ja von Guérin und seinen Männern geschändet worden. Und das kann kein Mann der damaligen Zeit unvergessen machen, zumal er ja dazu gekommen ist.

Dass Jette jetzt so plötzlich vor der Türe steht, ist interessant. Auch hier ist der Standesunterschied bestehen geblieben.

Nun ja, wir wird sehen und lesen. Ich würde mich sehr über eine Fortsetzung freuen, da das Napoleonische Zeitalter noch rund fünf Jahre andauern wird.

Gut gefallen hat mir, Heinrich Sartorius, der nun gemeinsam mit Johannes Friedrich von Marburg als Polizeiagent arbeiten darf.

Fazit:

Wer gerne penibel recherchierte historische Romane liest, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 26.11.2022
Kutscher, Volker

Transatlantik / Kommissar Gereon Rath Bd.9


ausgezeichnet

In diesem 9. Band spitzt sich die Lage in Deutschland weiter zu. Man schreibt das Jahr 1937. Vorbei sind die Olympischen Spiele, die der Welt ein weltoffenes Deutschland vorgegaukelt haben. Jetzt werden Andersdenkende und Juden wieder verfolgt.

Anders als in den Bänden zuvor rückt Autor Volker Kutscher diesmal Charlotte „Charly“ Rath in den Fokus, nachdem Gereon nach seinem fingierten Tod ausgerechnet mit der „Hindenburg“ nach Amerika geflüchtet ist.

Natürlich bekommt es Charly, die ursprünglich mit Gereon und Ziehsohn Fritze, nach Prag fliehen wollte, mit dem alltäglichen Mord und Totschlag zu tun. Diesmal findet man den Ex-Lover ihrer besten Freundin und Wohnungsgenossin Greta tot in einer Garage und Greta ist nicht aufzufinden. Auf der Suche nach ihrer Freundin gerät Charly in die Ermittlungen der Polizei, die ausgerechnet von Tornow geleitet werden, jenem strammen SS-Mann, der noch dazu Zweifel an Gereons Tod hat und nichts unversucht lässt, seinen Widersacher ausfindig zu machen.

Meine Meinung:

Auch der 9. Fall der Reihe ist fesselnd erzählt, die historischen Details penibel recherchiert und durch den Blick über den großen Teich erhält die Reihe gleich noch einmal eine Beschleunigung.

Gelungen ist die Darstellung von Reinhold Gräf, der sich vom Saulus zum Paulus entwickelt und von der Wandlung der NSDAP zum Terrorregime immer mehr abgestoßen wird. Werden seine Auswanderpläne in einem nächsten Band gelingen? Oder wird er von seinen eigenen Leuten gefressen?

Wie wird es mit Fritze weitergehen, der nach seinem traumatischen Aufenthalt in der Irrenanstalt zwar durch Charlys Eingreifen wieder frei kommt, aber zur verhassten Pflegefamilie Rademann zurück muss.

Die kurzen Kapitel und die ständig wechselnden Schauplätze erhöhen die ohnehin hohe Spannung weiter, sodass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mag.

Die Cliffhanger lassen auf eine weitere Fortsetzung hoffen.

Fazit:

Gerne gebe ich auch dem 9. Band dieser Serie 5 Sterne.

Bewertung vom 23.11.2022
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser erste Krimi der isländischen Autorin Eva Björg Ægisdóttir führt uns in die Kleinstadt Akranes in der das Leben der Bewohner ziemlich ereignislos dahinplätschert. Bis, ja bis in der Nähe des Leuchtfeuers die Leiche einer zunächst unbekannten jungen Frau gefunden wird.

Schnell stellt sich heraus, dass sie ebenso wie die Polizistin Elma aus Akranes stammt und nach langen Jahren in der Hauptstadt wieder nach Akranes zurückgekehrt ist.

Je tiefer Elma und ihre Kollegen in die Geheimnisse der Toten eindringen, desto gespenstischer wird die Sichtweise auf Akranes, denn die kleinstädtische Beschaulichkeit ist nur Fassade.

Meine Meinung:

Dieser Krimi, der lange die isländischen Bestsellerlisten angeführt hat, kratzt an der Grenze zum Thriller.

Die Ermittler müssen sich durch die Geheimnisse der Toten und der Lebenden durcharbeiten und werden dabei mit ihren eigenen Dämonen konfrontiert. Bruchstückhaft erfährt der Leser, was so alles in der Vergangenheit in Akranes passiert ist.

Die Stimmung ist kalt und düster, und passt zur Landschaft. Die Charaktere sind allesamt keine einfachen Menschen. Jeder hat so seine eigenen Probleme.

Der Schreibstil ist fesselnd, der Leser tappt recht lange im Dunkeln und kann sich der psychologischen Dramen kaum entziehen.

Fazit:

Ein spannender, psychologischer Krimi einer Autorin, die zu Recht als aufstrebender Stern der nordischen Krimiszene gilt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 21.11.2022
Hetz, Siegfried

Wandern mit Weitblick im Lungau


ausgezeichnet

Ein gelungener Weitblick ins Salzburger Land

Dieser Wanderführer ist das zweite Buch der fünfteiligen Reihe aus dem Verlag Pustet, die das schöne Bundesland Salzburg unter die Lupe nimmt.

Diesmal führt uns Autor Siegfried Hetz in eine geografisch etwas exponierte Landschaft: Er präsentiert den Lungau, im Winter oft die kälteste Ecke Österreichs. In 45 Routen zeigt Hetz das Wanderparadies, das auch mit familientauglichen Routen aufwarten kann.

Dazu gibt es Ausschnitte aus den entsprechenden Wanderkarten, Beschreibung der Routen und Zusatzinformationen über Sehenswürdigkeiten, denen der aufmerksame Wanderer begegnen kann. Seien es archaische Täler der Niederen Tauern oder die sanften Höhenzüge der Nockberge - hier ist für jeden etwas dabei.

Wie wir es vom Autor gewöhnt sind, weist er auf die richtige Ausrüstung hin, dann so mancher Wanderer hat schon bei einem Wetterumschwung eine böse Überraschung erlebt. Diesmal empfiehlt er den wasserdichten Rucksack.

Im Vorsatzblatt findet man die Übersicht über alle Touren, fein säuberlich mit Nummern versehen.

(M)eine persönliche Anmerkung: Ich empfehle eine Einkehr bzw. Übernachtung im Tamsweger Hotel/Restaurant Gambswirt, das nach einem verheerenden Brand im Juli 2014 zerstört und nach nur 14 Monaten Bauzeit neu errichtet worden ist. Nicht zu vergessen die köstlichen Torten, Pralinen und Schokoladen, die man in der Konditorei „Hochleitner“ genießen kann.

Fazit:

Wandern mit Weitblick heißt auch wertschätzende Begegnung mit der Natur zu ihrem Schutz und unserem Wohl. Gerne gebe ich diesem Wanderführer durch den Lungau 5 Sterne.

Bewertung vom 21.11.2022
Bergmann, Harry;Biermann, Wolf;Engelmayer, Jaron

Israel. Was geht mich das an?


ausgezeichnet

Zu Israel, der einzigen Demokratie im Nahen Osten, hat so ziemlich jeder/jede eine Meinung. Allerdings handelt es sich fast immer um eine Meinung, die durch Meldungen aus dritter oder vierter Hand entstanden ist. Die wenigsten, die sich über Israel äußern, haben dort gelebt. Ich gehöre auch dazu, weshalb ich dieses Buch, in dem 15 Personen, die eng mit Israel verbunden sind, interessiert gelesen habe und eine Leseempfehlung ausspreche.

15 renommierte Autorinnen und Autoren haben hier ihre sehr persönliche Sicht auf Israel dargelegt.

Ben Segenreich
Ahmad Mansour
Danielle Spera
Doron Rabinovici
Julya Rabinowich
Joshua Sobol
Peter Huemer
Esther Schapira
Wolf Biermann
Robert Schindel
Mirna Funk
Jaron Engelmayer
Christian Ultsch
Charles Lewinsky,

Ich möchte Ahmad Mansour, einen in Deutschland lebenden arabischen Israeli, der aus einer palästinensisch-islamischen Familie stammt, zitieren, der zum Abschluss seiner Betrachtungen auf S. 91 folgendes schreibt:

„Die Gegenwart befindet sich nicht in einem Kampf zwischen Religionen und „Kulturen“.Es ist kein Wettstreit zwischen Juden, Muslimen und Christen. Es ist ein Kampf zwischen Demokraten und Antidemokraten. Auf der einen Seite stehen Rechtsradikale, Neonazis, Antisemiten, Islamisten, Linksradikale, patriarchalische Autoritäten und Ultranationalisten. Auf der anderen Seite stehen Demokraten, Grundgesetzpatriarchen - Menschen, die für Frieden, Menschenwürde und Freiheit einstehen. Wo stehen Sie?“

Dem ist wohl wenig hinzuzufügen.

Fazit:

Diesem Buch, das eine gefühlvolle Annäherung an ein widersprüchliches Land ist, gebe ich gerne 5 Sterne.

Bewertung vom 13.11.2022
Pangerl, Walter

Car Stills


ausgezeichnet

Beim Betrachten dieses Buches sehe ich zahlreiche Augen von großen Buben glänzen: Modellautos vorwiegend aus der Zeit des Wirtschaftswunders, grandios und liebevoll in Szene gesetzt, lassen viele Männerherzen höher und lauter schlagen.

Was bietet das Buch noch, außer diesen liebevollen, detailgetreuen Inszenierungen? Es bietet zahlreiche Informationen zu Modell, Baujahr, Marke und Maßstab der Modellautos. Dabei dürfen wir Automarken von A wie Alfa Romeo bis hin zu W wie Wartburg bewundern.

Meine persönliche Highlights sind:

Alfa Romeo Giulia Super (1970) am liebsten in rot (oder besonders schnittig als blau-weißen Ausführung für die Polizia di Stato)
Austin-Healey 3000 (1960) - Inbegriff eleganter britischer Sportwagen
Peugeot 404 Berline Grand Tourisme (1961) - mit so einem Auto durfte ich in echt auch fahren

Die körnigen Schwarzweiß-Aufnahmen lassen den Betrachter leicht vergessen, dass er es mit Modellautos zu tun hat. Einige davon sind bewegte Bilder, denen man die Bewegung auch ansieht. Genial gemacht!

Neben den vielen Fotos, die schon für sich alleine sprechen, erhalten wir Hintergrundinformationen von Andrea Traxler, Hermann Schlösser und Walter Titz zu Walter Pangerl, einem passionierten Sammler und Fotografen.

Fazit:

Ein tolles Geschenk für jeden, dem elegante, (oder verrückte) alte Autos auf dem Regal lieber sind, als der aktuelle Einheitsbrei der Karosserien auf dem Parkplatz. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.