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katikatharinenhof

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Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 27.04.2021
Hagemann, Bernhard

Die Pensionsspiele von Oberammergau


ausgezeichnet

Mikro-Kosmos Frühstückspension - brüllend komisch

Ja, so eine Frühstückspension inmitten der Ammergauer Alpen ist schon ein Traum und genau diesen setzen Simon und Carola mit Ahnungslosigkeit und Herzblut um, als die Tinte auf dem Kaufvertrag für das grüne Kleinod in Oberammergau noch nicht ganz trocken ist , dafür die Zimmer aber ausgebucht sind. Doch von beschaulicher Alpenidylle und netten Gästen ist ihr Alltag meilenweit entfernt...

Herzlich willkommen im Wahnsinn...und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn diese Komödie ist wahnsinnig komisch, wahnsinnig skurril und wahnsinnig unterhaltsam.

Der Autor integriert den Leser als Gast im Mikro-Kosmos Frühstückspension, die zum Theater für Selbstdarsteller, Eigenbrötler, kuriose Mitarbeitende und eine schillernd bunte Gästeschar wird.

Mit Wortwitz, einem sicheren Händchen für Szenekomik und eigenartigen Erlebnissen führt der Autor als Gastgeber durch die Leidensgeschichte von Simon und Carola, die doch so vielversprechend und mit Aussicht auf der große Geld beginnt.

Allein das Beantworten der Fragen zum sach- & ordnungsgemäßen Umgang mit der Wurstaufschnittschneidemaschine sorgt für heiteres Schenkelklopfen, aber der Schreibende kann in jedem Kapitel noch einen drauf setzen und strapaziert die Lachmuskeln bis zum Anschlag. Egal ob es die mehr als fragwürdigen Nebentätigkeiten des Reinigungspersonals oder die unglaublichen Hinterlassenschaften seiner Gäste auf dem Duschkopf sind, der horrend gestiegene Verbrauch an Toilettenpapier, als eine Jugendgruppe in der Pension weilt oder exquisite Fahrräder, deren ungeklärte Herkunft einfach totgeschwiegen und als "Ersatz" mal eben weiterverliehen werden - hier wird der Alltag mit abstrusen Szenen, Ironie und einer Prise Galgenhumor gewürzt und für den Leser in kurzweiligen Kapiteln ansprechend serviert.

Der gelungene Mix aus Absurditäten und romantischer Kulisse mit Kofel, Laber und Königsschlössern ist eine kleine Liebeserklärung an den Passionsspielort und seine Bewohner und bekommt eine absolute Leseempfehlung !!

Bewertung vom 25.04.2021
Beer, Hans de

Kleiner Eisbär. Lars und die Pandabären


ausgezeichnet

Bärenstarkes Abenteuer

Den Menschen und ihre großen Fahrzeugen möchte Lars lieber nicht begegnen, doch eine Schneeraupe weckt seine Neugier. Wohin sie wohl verschwunden ist ? Und dann ist da auch noch ein gar so verführerischer Duft, der aus aus dem Schiffsbauch zu ihm weht. Lars kann einfach nicht widerstehen und geht immer der Nase nach...direkt in sein nächstes Abenteuer...



Das neue aufregende Abenteuer von Lars setzt sich auch mit dem Klimawandel und der immer größer werdenden Flut an Kreuzfahrtschiffen am Nordpol auseinander, ohne die Kinder zu überfordern. Altersgerecht wird auf die stinkenden Riesen und die Gefahr für den Nordpol hingewiesen. Auch wird der Wissensdurst angestachelt, denn viele neue Begriffe wie Tourist, Kreuzfahrtschiff, Bambus und Große Mauer erweitern nicht nur den Wortschatz, sondern machen neugierig, was sich denn hinter diesen unbekannten Wörtern verbirgt.

Das bärenstarke Abenteuer nimmt die Kleinen vom ersten Augenblick an richtig mit, denn die liebevollen und detailreichen Zeichnungen bieten jede Menge zu entdecken und lassen die Geschichte auf die kleinen Zuhörer wirken.

Egal ob süße Mäusegesichter oder niedliche Pandabären - nicht nur Lars schließt schnell Freundschaft mit den neuen Weggefährten, auch die die Kleinsten schließen die tierischen Kameraden schnell in ihr Herz.

Hans de Beer weiß die Botschaften Freundschaft und gegenseitige Hilfestellung wieder mit einer mitreißenden Geschichte zu vermitteln und sorgt für wunderschöne Lesemomente.

Bewertung vom 22.04.2021
Tschorn, Laura

Wenn Tiere träumen


ausgezeichnet

Lieblingsbuch fürs Gute-Nacht-Ritual

"Wenn Tiere träumen" ist ein herzallerliebstes Vorlesebuch für das Gute-Nacht-Ritual und wird mit den eingängigen Reimen und liebevollen Zeichnungen schnell zum Liebling aller Kinder.

Die Verse erzeugen eine harmonische, fröhliche Stimmung und die Kinder begleiten, eingekuschelt in Mamas oder Papas Arm, die Tiere auf ihrer Reise durch die Träume. Die Botschaft dahinter ist altersgerecht aufbereitet und schnell wird auch den Allerkleinsten klar, dass in der Traumwelt alles möglich ist, wenn man nur ganz fest daran glaubt. Denn im Traum kann ds Schwein ins Weltall fliegen, die Frösche träumen von Konzerten und die Vögel, die eigentlich den Winter im Süden verbringen, träumen von Eis und Schnee.

Schnell kommt die Sprache auf eigene Träume und Wünsche des Kindes und so wird die gemeinsame Kuschelzeit dazu genutzt, um die Wünsche und Bedürfnisse des Kindes zu erfahren. Die bunten Illustrationen geben noch einmal einen zusätzlichen optischen Anreiz, über das gerade Gelesene/Gehörte zu sprechen.

Ein traumhaft schönes Vorlese-Bilderbuch für die ganze Familie mit einer wundervollen Botschaft: Lebe deine Träume

Bewertung vom 13.04.2021
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen


sehr gut

Gesellschaftskritische Betrachtung einer Freundschaft

Hani, Kasih und Saya verbindet eine Freundschaft, die nichts erschüttern kann, denn sie haben gelernt, für einander da zu sein und sich gegenseitig Halt zu geben. Schon als Jugendliche müssen sie die Ellenbogen ausfahren, sich gegen Hetze, Hass und Häme wehren und das zieht sich bis ins Erwachsenenalter durch wie ein roter Faden. Aber die drei Frauen halten zusammen wie Pech und Schwefel, nichts kann ihre Verbundenheit erschüttern. Oder vielleicht doch ?


Wow, dieses Buch ist ein echter Knaller, den ich innerhalb weniger Stunden regelrecht durchgesuchtet habe und dessen Worte eindeutig Spuren hinterlassen. Shida Bazyar erzählt von gebrandmarkten Freundinnen, die sich immer wieder den gängigen Vorurteilen entgegensetzen und wehren müssen. Vom "stichprobenartigen Überprüfen der Taschen im Elektromarkt" über den unterschwellig ausgesprochenen Verdacht des Schwarzfahrens, obwohl man gerade erst in den Bus eingestiegen ist bis hin zum Verweigeern eines Arbeitsplatzes aufgrund der Herkunft, obwohl man mit Bestnoten die Ausbildung abgeschlossen hat, spricht die Autorin eine allgegenwärtige Intoleranz gegenüber anderen Kulturen an, die tatsächlich Einzug in unseren Alltag gefunden hat und sich dort hartnäckig hält.

Die Geschichte wird von der Schreibenden in einer sehr bildhaften Sprache wiedergegeben und projiziert so die Ereignisse auf eine Leinwand, die die stete Wiederholung von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung in bewegten und bewegenden Bildern wiedergibt. Die Freundinnen stehen hier als unumstößliches Symbol des Zusammenhaltes, den man als Rückhalt braucht, um das "Anderssein" überhaupt irgendwie durchzustehen. Durch die direkte Ansprache des Lesers von Kashi, die hier als federführende Figur durch die Erzählung führt, bekommt man den gesellschaftskritischen Spiegel immer wieder vorgehalten und hinterfragt Vieles, beginnt nachzudenken und Ereignisse aus der jüngsten Vergangenheit (NSU-Prozess, Hanau, Mord an Walter Lübcke, Anschlag auf die Synagoge in Halle) rücken wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Bis zum Schluß weiß Shida Bazyar die Leser an die Seiten zu fesseln und mit aufwühlenden Szenen, demonstrativ herbeigeführten Auseinandersetzungen und dem Verwischen von Realität und Fiktion in eine Geschichte hinein zukatapultieren, die mit hervorragend ausgearbeiteten Figuren überzeugt. Lediglich das Über den Kamm scheren, dass alle "Weißen" fremden Menschen und ihren Kulturen gegenüber feindlich eingestellt sind, stört mich. Denn nicht alle Bewohner unseres Landes sind in ihrer Denkweise so eindimensional und verblendet, dass sie immer noch den hirnverbrannten Ideologien eines Einzelnen nachrennen. Der größte Teil der Bevölkerung ist aufgeschlossen, freundlich und tolerant.

Es wäre schön, wenn dieses Buch ein Impulsgeber zum Umdenken ist, damit die braunen Phantasten keinen Nährboden mehr finden.

Bewertung vom 11.04.2021
Werkmeister, Meike

Der Wind singt unser Lied


gut

Familie: Wir haben vielleicht nicht alles, was wir wollen, aber zusammen sind wir alles, was wir brauchen

Toni hat schon oft ihren Rucksack gepackt und an vielen schönen Orten der Welt neu angefangen, aber so richtig glücklich ist sie dabei nicht geworden. Auch ihr Zuhause in St.Peter-Ording hat ihr nicht das Gefühl vermittelt, angekommen und daheim zu sein. Ein seltsamer Anruf ihres Vaters bewegt sie dazu, ihre Habseligkeiten in die Tasche zu stopfen und wieder zurück an die Nordsee zu gehen, denn irgendetwas scheint im Argen zu liegen. Als Toni auf dem elterlichen Ferienhof aushilft merkt, sie, dass ihr Familie und Heimat doch viel mehr bedeuten, als sie zugeben will...

Meike Werkmeister entführt den Leser mit vielen Nordseebildern, dem Ruf der Möwen und einer steifen Brise auf den Ferienhof von Tonis Eltern und lässt ihnrdort am sehr komplizierten Familienleben teilhaben.

Toni hat schon immer das Weite gesucht, wenn es Schwierigkeiten gegeben hat und sich in die weite Welt geflüchtet, anstatt mal den Mund aufzumachen und zu sagen, was ihr nicht passt. Dieses Phänomen des Totschweigens und Weglaufens scheint ein vorherrschendes familiäres Defizit zu sein, denn es steht so viel ungesagtes im Raum, das für einen negative und ziemlich gedrückte Grundstimmung sorgt.

Das macht sich auch im Umgang mit den Figuren untereinander bemerkbar, denn es hängt immer eine unheilschwangere Wolke über dem Ferienhof, die nichts Gutes verheißt.

Toni ist an und für sich eine ganz liebenswerte Frau in den Dreißigern, die erst noch ihren Platz im eben finden muss. Ihre unglückliche Jugendliebe hat tiefe Narben hinterlassen, die noch heute ihre Auswirkungen spürbar machen.

Caro ist als große Schwester immer um das Wohlergehen von Toni besorgt, vergisst aber dabei ihre eigene Familie und vor allen Dingen den kleinen Mads, der in meine Augen als Prellball herhalten muss. Dieses Kind hat es verdient, mit in die Geschehnisse auf dem Hof und in seiner Familie einbezogen zu werden und nicht ständig mit falschen Versprechungen, Vertröstungen und fadenscheinigen Ausreden abgespeist zu werden.

Die beginnende Alzheimer-Erkrankung von Oma Petra sorgt für Aufruhr, aber auch sie macht das, was in dieser Familie gang und gäbe ist - sie packt die Taschen, läuft vor den Problemen davon und sitzt es alleine aus.

Erst auf den letzten 80 Seiten bekommt dieses Buch einen Wohlfühlfaktor und die Familie fängt endlich an, miteinander zu reden und die Sorgen und Nöte zu teilen. Und siehe da, es gibt zwar nicht für alles unbedingt sofort eine Lösung, aber wenn man zusammen an einem Strang zieht, hat man gebündelte Kräfte und muss nicht alles mit sich alleine ausmachen.

Das Buch hat unglaublich viel Potenzial, um den Leser abzuholen. aber durch die Vielzahl der Problematiken und der fehlende Kompromiss- & Redebreitschaft der Hofbewohner wird das sommerliche Nordseefeeling erdrückt. Schade , ich kann hier leider nur 2,5 Sternchen vergeben.

Bewertung vom 04.04.2021
Graf, Marc;Sonvilla, Christine

Das wilde Herz Europas


ausgezeichnet

In einem Land vor unserer Zeit ist näher, als wir denken

Wenn man dieses Buch zu Hand nimmt, begibt man sich auf eine spannende und zugleich nachdenklich stimmende Expedition, die nicht etwa tausende von Kilometern entfernt ihren Anfang nimmt, sondern in unmittelbarer Nähe zu finden ist.

Marc Graf und Christine Sonvilla sind auf den Spuren der Wildnis und ihrer Bewohner unterwegs und ermöglichen so beeindruckende Bilder für ihre Leser, die die Rückkehr von Luchs, Wolf, Bär und Biber in den heimischen Wäldern und Alpenregionen zeigen. Unbewusst werden diese Tiere zu Symbolen für die ursprüngliche, unberührte Natur, die in den letzten Jahrhunderten von Menschenhand immer mehr zerstört und regelrecht ausgeschlachtet worden ist.

Das Geschäft mit dem Tourismus, der Wald als betriebswirtschaftliche Einnahmequelle und das Begradigen von Flüssen haben die Landschaft nachhaltig verändert und einen empfindlichen Einschnitt in das Ökosystem vorgenommen.

Zum Glück hat ein Umdenken stattgefunden, damit die Natur wieder aufatmen, sich die Wildnis wieder ausbreiten kann. Auch hier steht die Frage im Raum, wie wild darf Europa wieder werden, damit der respektvolle Umgang mit der Natur und das gleichzeitige wirtschaftliche Interesse des Menschen in Einklang gebracht werden können.

Stille und unberührte Natur erleben , mit ihr zu einer Einheit verschmelzen und sich auf das Wesentliche besinnen, aber auch die aufgezeigten Lösungsansätze von Geben und Nehmen setzen Impulse, das zu erhalten und zu stärken, was sich so beeindruckend und schützenswert in unserer Heimat befindet.

"Das wilde Herz Europas" ist ein intensives und eindrucksvolles Leseerlebnis, das Naturliebhaber und Entdecker für die Schönheiten unserer Natur sensibilisiert und zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 25.03.2021
Bruns, Julia

Ostseeglut


sehr gut

Helle Aufruhr im mondänen Ostseebad Sellin - im geschlossenen Kurhotel wird der Eigentümer nach einem Brand tot im Schrank aufgefunden. Die Rätsel scheinen kein Ende zu nehmen, denn es stellt sich heraus, dass der Tote seit zwei Wochen vermisst wird, das Hotel zum Verkauf steht und warum sperrt man den Mann in den Schrank und überlässt ihn dort seinem Schicksal ? Fragen über Fragen , denen Hauptkommissarin Anne Berber nachgehen muss, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Die Recherche zu diesem Fall birgt ein interessantes Geheimnis....


Julia Bruns lässt die weißen Prachtbauten an der Strandpromenade und das Postkartenmotiv mit der Seebrücke aus dem Roman steigen, um den Leser abzuholen und ihn an Annes Seite bei den Ermittelungen teilhaben zu lassen. Der Fall baut sich langsam, aber beständig auf, bietet interessante Ermittlungsansätze und ermöglicht eine Zeitreise der besonderen Art - hier wird jüngste Zeitgeschichte wieder lebendig und für den Leser erlebbar.

Was zu Beginn noch wie ein missratener Scherz unter Freunden aussieht, entpuppt sich nämlich nach und nach zu einer komplexen Thematik, die brisant und aufwühlend zugleich ist. Enteignung durch die Nazis, später durch das DDR-Regime und die Rückführung durch den Einigungsvertrag nach der Wende bilden hier den Grundstock für eine grausame Tat, die bis zum Schluss den wahren Täter fest unter Verschluss hält.

Die Figuren sind von der Schreibenden sehr lebendig angelegt und können mit ihren Wesenszügen den Leser von sich einnehmen. Hier findet man wirklich alles, was zu einem abwechslungsreichen Stellldichein an Charakteren gehört - Narzissten, Neider, Blender und liebenswerte Mitmenschen sorgen für ein belebtes Szenario im Kurort an der Ostsee.

Der Leser kann sehr gut miträsteln, da die Autorin ihm immer wieder kleine Häppchen an Informationen serviert, die sich nach und nach zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügen. Dazu eine Brise Seewind, Dünenzauber und der Hauch von Luxus mit Ostsee-Charme, wohldosierte Spannung und Dramatik und ein altes Versprechen, das eingelöst werden will - fertig ist ein ganz besonderer Küsten-Krimi, der den Leser zum Entschlüsseln der Geheimnisse animiert.

Bewertung vom 18.03.2021
Burns, John

The Kinfolk Garden


ausgezeichnet

Leben im Einklang mit der Natur

Wie man ein Leben mit und in der Natur gestalten kann, ohne dabei Ressourcen zu verschwenden und so ganz nebenbei auch noch Mensch und Umwelt zum Blühen bringen kann, das zeigt "The Kinfolk Garden" auf ganz besonders eindrucksvolle Art und Weise.

Das Buch ist ein echter Schatz wenn es darum geht, ästhetische Fotos mit kreativen und informativen Beiträgen zu verbinden. Hier zeigen die GärtnerInnen wie einfach und effektiv sie die Natur in ihr Leben geholt haben, sich mit ihr zu verbinden und so das Drinnen und Draußen mit fließenden Übergängen in ihren Alltag zu integrieren.

Camille Muller lädt dazu ein, sich seinen geheimen Garten über den Dächern von Paris anzuschauen und inmitten des hektischen Treibens der Weltmetropole ein kleines Nest der Ruhe und Entspannung zu finden.

Die Blumenarrangements von Maurice Harris dürfen sich ruhig extravagant nennen, setzen sie doch farbenfrohe Akzente, die jedes herkömmliche Gesteckt in den Schatten stellen.

Wer zu Gast in Eduardo Neiras Zuhause ist, der bekommt einen faszinierenden Einblick in die Welt der Architektur, die mit ihren natürlichen Linien und Formen zwar schon ein wenig futuristisch anmutet aber mit Ideenreichtum und Rücksicht auf die Natur einen Lebensraum geschaffen hat, der den Garten ins Haus holt. Bäume, deren Äste und Stämme in den Wohnraum integriert sind, dienen gleichzeitig als Raumschmuck.

Es gibt so unglaublich viel in diesem Buch zu entdecken, dass jede Seite einem kleinen Abenteuer gleicht - Sehnsuchtsvolle Momente werden mit der Kamera eingefangen, üppige Blüten , Orte der Stille und kunstvoll drapierte Gestecke bieten Abwechslung und optische Highlights.

Zwischendrin gibt es immer noch gute Tipps für den Gartenliebhaber zur Pflege der Pflanzen drinnen und draußen, Vermehrung und benötigtem Werkzeug, um dauerhaft Spaß und Freude im eigenen Garten zu haben.

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, denn die Natur bietet unglaublich viele Möglichkeiten, eigene Ideen in die Tat umzusetzen, sich von ihr inspirieren zu lassen und so mit ihr bewusster und rücksichtsvoller zu leben.

Gerne folgt man der Einladung der im Buch portätierten GärtnerInnen und Künstlerinnen, um in ihrem ganz persönlichen Traum von Gartenkunst hinein zuschnuppern.

Bewertung vom 12.03.2021
Koock, Ulrike

»Frau Doktor, wo ich Sie gerade treffe...«


ausgezeichnet

Der Mangel an Landärzten (m/w/d) ist mir nur allzu gut bekannt, denn auch ich lebe auf dem Land, bin beruflich im Gesundheitswesen unterwegs und kenne die andere Seite des Landarztlebens daher ziemlich gut.

Und dann kommt Dr. Ulrike Koock mit einem Lächeln um die Ecke, schenkt dem Leser einen erfrischenden und zugleich ernsten Blick in ihr Leben als Landärztin und macht möglich, was eigentlich unmöglich ist - nämlich den Ablauf einer Praxiswoche kennenzulernen, der es in sich hat.

Sie räumt mit Vorurteilen auf, legt den Finger in die sprichwörtliche Wunde und zeigt dem Leser, wo das Gesundheitssystem selbst kränkelt. Doch bei all dem schwingt eines mit- ihre unglaubliche Sympathie für ihre Patienten, ihre große Leidenschaft für den Beruf und eine große Portion an Einfühlungsvermögen, um mit offenem Ohr und einem großen Herzen für ihre Kranken da zu sein.

Da gibt es Anekdoten, die einem die Lachtränen in die Augen treiben (ich sage nur reifer Pfirsich, ), die für unglaubliches Staunen sorgen (Verträglichkeit der Medikamente wird ausgependelt) oder einfach nur Fassungslosigkeit hervorrufen, wenn der Egoismus des Menschen über Einsatz- & Hilfsbereitschaft der Ärztin noch negativ urteilen will (Ja, ihr reanimiert. Aber kann ich meine Spritze haben ?).

Die geschilderten Szenen sind wirklich mitten aus dem Leben gegriffen, kommen mir auf die eine oder andere Weise so unglaublich bekannt vor und wenn dann auch noch der heißgeliebte hessische Dialekt (Mir kloppt's im Kopp) mit in die Erzählungen einfließt, geht mir das Herz auf.

Das Fachwissen wird alltagstauglich für den Leser aufbereitet und bietet so den einen oder anderen Aha-Effekt und ich mag diese außergewöhnliche Sprechstunde mit der äußert sympathischen Landärztin. Man merkt, dass sie mit Herz und Seele ihren Beruf ausübt, gerne für ihre Patienten da ist und sich auf dem Land pudelwohl fühlt. Sie mag ihr Leben zwischen kleinen und großen Wundern, schrulligen Eigenarten und der Gewissheit, immer und überall als die Frau Doktor erkannt und angesprochen zu werden. Sie ist mittendrin im Leben und für viele ein Fels in der Brandung. Für mich ist sie eine Frau mit Herz, unschlagbar in dem, was sie tut und ein Vorbild, wenn es mal wieder nicht so richtig läuft, wie es laufen soll.

Bewertung vom 08.03.2021
Silberhorn, Sonja

Höllbachtal


ausgezeichnet

Eigentlich erwecken die Geschehnisse auf dem Einödhof den Eindruck, als wäre es ein ganz "normaler" Fall, bei dem es um die Ermittlung der Todesursache einer Frau geht, die auf dem Hof gelebt hat. Doch der Anfangsverdacht, dass es hierbei um Raubmord gehandelt hat, zerschlägt sich immer mehr und Lene Wagenbach von der Kripo Regensburg sieht sich Geheimnissen gegenübergestellt, die die Tote mit akribischer Recherche herausgefunden hat. Doch wer hat heute noch ein Interesse daran, dass das Versteckspiel der Vergangenheit weiter andauert ?


Mit "Höllbachtal" hat präsentiert Sonja Silberhorn ihren Lesern einen außergewöhnlichen Krimi, der auf den ersten Blick nicht offenbart, was für eine ungewöhnliche und interessante Geschichte sich hinter den Ermittlungen verbirgt.

Von allen als Sonderling verschrien, hat Amanda Heinz eher ein Leben in Abgeschiedenheit geführt, sich für die unterdrückten Minderheiten eingesetzt und ihnen eine Stimme gegeben. Doch als sie am Sterbebett ihrer Mutter erfährt, dass nichts so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint, ist ihre Neugier angestachelt und sie beginnt mit den Nachforschungen ihrer eigene Familiengeschichte. Dass sie dabei auf ein unglaubliches
Geheimnis stößt, das sie das Leben kosten wird, ahnt sie nicht.

Die Eindrücke von Einödhof überträgt die Autorin hier in sehr plastischen Bildern auf den Leser und lässt die vermeintliche Idylle vor dem inneren Auge entstehen. Doch je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto mehr verzerrt sich das harmonische Bild und offenbart eine faszinierende und zugleich erschütternde Geschichte, die weit in das dunkelste Kapitel der deutschen Vergangenheit zurück reicht. Was bei den Recherchen zum Vorschein kommt, hält den Leser in atemloser Spannung und man reist zurück, als die Welt von der hirnverbrannten Ideologie eines Einzelnen und seinen Anhängern in Schach gehalten worden ist. Durch die akribischen Nachforschungen der Schreibenden werden die schrecklichen Fakten hier ein Teil der bewegten Bilder und diese spulen sich wie ein Film vor dem geistigen Auge ab. Man ist hautnah mit dabei wenn nicht nur die Verbrechen gegen die Menschlichkeit geschehen, sondern auch die Ungerechtigkeit und die Falschheit in der Oberpfalz Einzug halten.

Der Leser nimmt angsterfüllt und atemlos die Ereignisse, die sich auf dem Hof zugetragen habe in sich auf und folgt den Figuren auf Schritt und Tritt, um ihrer Lebensgeschichte habhaft zu werden. Die Figuren sind von Sonja Silberhorn sehr real ausgestaltet und ziehen den Leser sofort in ihren Bann. Die liebenswerte, warmherzige Franzi und ihr herzensguter Mann Max, der mit seiner Meinung gegen das Regime nicht hinterm Berg hält, der verblendete Georg, der vor lauter falschen Idealen ein verzerrtes Weltbild hat, oder Ermittlerin Lene und ihr Kompagnon Henning in der Gegenwart, die mit Herz und Köpfchen die Ermittlungen vorantreiben und dabei Ungeheuerliches zum Vorschein bringen - all diese Charaktere hauchen der aufregenden und bewegenden Geschichte Leben ein und ziehen den Leer immer tiefer in die Seiten. Man vergisst Zeit und Raum und wird komplett eins mit dem Roman.

Die Spurensuche gleicht einem kleinteiligen Mosaik, bei dem erst alle Scherben der Vergangenheit aufgesammelt und in einem Netz aus Lügen und Intrigen zusammengefügt werden müssen, um schließlich ein spektakuläres Gesamtbild zu ergeben.

Dieser eindrucksvolle Roman ist geschrieben um zu erinnern, damit sich Geschichte nicht wiederholt.