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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2011
Wilke, Jutta

Holundermond


ausgezeichnet

Obwohl das Buch mit 320 Seiten für jugendliche und erwachsene Leser vergleichsweise kurz ist, so steckt doch unheimlich viel an Spannung, historischen Hintergründen und Lesefreude darin, was es zu einem richtigen Leckerbissen für Bücherwürmer werden lässt!
Man darf sich von dem lockeren und sprachlich für zehnjährige Leser angepassten Schreibstil nicht täuschen lassen, bei Neles und Flavios Abenteuer muss man auf jeder einzelen Seite hochkonzentriert bei der Sache sein, da die Autorin Jutta Wilke viele Details und Andeutungen in die Seiten gepackt hat, die stellenweise wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung führen und hier und da wieder aufblitzen. So kamen für mich manche Entwicklungen doch überraschend ebenso wie das Wiederlesen einiger Nebenfiguren.
Obwohl man von Anfang an bei den meisten agierenden Personen weiß, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, so tut das der Spannung jedoch zu keinem Zeitpunkt der Geschichte einen Abbruch. Vielmehr führen neue Charaktere immer wieder die Gedanken des Lesers von den vorgegebenen Pfaden weg oder eine neue Nebenfigur gibt weitere Rätsel auf, so dass auch die offensichtlich Bösen noch eine Überraschung aus dem Ärmel zaubern können.
Die Handlungsschauplätze werden beinahe sichtbar, so gut hat Jutta Wilke die Umgebung Mauerbachs und Wien beschrieben. Man merkt beim Lesen, dass die Autorin nicht nur einmal für die Recherche des Buches vor Ort war und darüberhinaus einen Ansprechpartner in der Kartause hat, der mit seiner fundierten Sachkenntnis das schriftstellerische Gerüst stabil untermauert hat.
Doch nicht nur die Orte des Geschehens werden greifbar, auch ihre Figuren hat die Autorin mit soviel Liebe beschrieben und Facettenreichtum ausgestattet, dass man sich selbst als Erwachsener in Nele und Flavio hineinversetzen kann und durch die Augen der Kinder auf eine große Schatzsuche geht. Nele ist mir von Anfang an ans Herz gewachsen, man kann ihre Enttäuschung förmlich spüren, dass ihr Vater trotz der gerade überstandenen Trennung von der Familie, seine Tochter direkt wieder wegen seiner Arbeit im Stich lässt und auch der lustige Flavio hat es nicht immer einfach. Er selbst kann sich zwar kaum an seine verstorbene Mutter erinnern, doch er teilt den Schmerz seines Vaters über ihren Verlust und seine finanziellen Sorgen.
Wenngleich mit dem Aspekt der Zeitreise ein magischer und fantastischer Aspekt innerhalb der Geschichte auftaucht, so wirkt auch dieser neben den existierenden Schauplätzen und den authentischen Charakteren glaubhaft. So würde ich das Buch sogar Kindern empfehlen, die normalerweise mit fantastischen Geschichten normalerweise nichts am Hut haben, da die Geschichte vielmehr ein Abenteuerroman ist, der in zwei Zeitebenen spielt und nebenbei viel historisches Wissen über die Kartause und die Kirche allgemein vermittelt.
Daneben finde ich die Symbolträchtigkeit sehr interessant. Neben den vier Kirchenschätzen in Verbindung mit den vier Erzengeln gefällt mit besonders die Einbeziehung des Holunders in die abenteuerliche Geschichte. Der Holunder kommt nicht nur als Holundersaft oder Holundertee in Neles und Flavios Abenteuer vor, sondern auch als Verkörperung von Gut und Böse und wie man es bereits auf dem Cover des Buches erahnen kann, entfaltet der Holunder in Vollmondnächten seinen größten Zauber, von dem ich mich zu gerne habe betören lassen. Am Schluss bleibt nur etwas Wehmut zurück, weil man Nele und Flavio so bald wieder verlassen musste und doch zu gerne noch weitere Abenteuer mit den beiden erleben hätte!

Fazit:
Ein spannender Roman, der Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen begeistern wird! Ein Abenteuer zwischen den Zeiten, dass das 18. Jahrhundert mit der Gegenwart verbindet und zwischen den Zeilen viel Wissen über die Kirche und verbürgte historische Begebenheiten vermittelt, die mit dem Handlungsschauplatz der Kartause in Mauerbach verknüpft sind.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2011
Winter, Kim

Sternenschimmer / Sternen-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Obwohl "Sternenschimmer" in der Zukunft spielt, kann man sich auf Grund des jugendlichen und zeitgemäßen Schreibstils der Autorin hervorragend in die Geschichte und die Hauptfigur Mia hineinversetzen. Die Ich-Erzählerin Mia wächst einem beim Lesen sehr schnell ans Herz, denn mit ihren ganz normalen Problemen, mit denen sich ein Teenager ihres Alters herumschlagen muss, kommt es einem so vor, als wäre Mia ein nettes Mädchen aus der eigenen Nachbarschaft und nicht ein Charakter aus der fernen Zukunft. Außerdem hat sich Kim Winter keine völlig überzogenen oder unrealistisch wirkenden Visionen ausgedacht, sondern schildert die Welt in der Zukunft so, wie man sie sich auf Grund der heutigen Entwicklungen sehr gut vorstellen kann: der Lebensraum ist knapp, der Großteil der Menschheit lebt unter einer Kuppel, die vor schädlicher UV-Strahlung schützt und die Außengebiete können nur stundenweise besucht werden, da diese sich nur langsam regenerieren und man sich dort deshalb immer noch gesundheitsschädlichen Umwelteinflüssen aussetzt. Darüber hinaus sprechen alle Menschen nur noch eine Sprache, da es auf Grund des Zusammenschlusses der restlichen Erdbewohner und einer schnellen gegenseitigen Hilfe sinnvoll war, um sich besser verständigen zu können. Die alten Sprachen werden nur noch in der Schule unterrichtet, damit sie nicht völlig in Vergessenheit geraten.
Wenngleich in "Sternenschimmer" viele Thematiken von Integration, unterschiedlichen Kulturen über Umweltkatastrophen bis hin zu vegetarischer Ernährung angesprochen werden, schafft es die Autorin nichts oberflächlich erscheinen zu lassen oder unpassend im Zusammenhang. Die einzelnen Themen sind schlüssig in die Handlung integriert und verleihen der Geschichte Tiefe und Facettenreichtum.
Neben Mia werden auch alle anderen Figuren der Geschichte sehr echt und lebendig dargestellt. Besonders die loduunischen Kinder wachsen einem beim Lesen schnell ans Herz und mit ihren berührenden Darstellungen von Freundschaften und Liebe schafft es die Autorin dann und wann dem Leser ein Tränchen in die Augen zu treiben. Dabei gibt es aber nicht nur was fürs Herz, auch Streit und Vertrauensverlust werden zwischen Mia und ihren besten Freundin oder Mia und ihrer alleinerziehenden Mutter behandelt. Neben den gefühlvollen zwischenmenschlichen Episoden sorgen andere Handlungsstränge für atemberaubende Spannung, so dass man zu jedem Zeitpunkt der Geschichte auf die eine oder andere Weise gefesselt ist.
Ein ganz spezielles Highlight hat Kim Winter für mich mit der besonderen Eigenschaft kreiert, die sie den Loduunern auf den Leib geschrieben hat: obwohl sie sich äußerlich kaum von uns unterscheiden, so werden sie im Gegensatz zu uns mit einem Sinn geboren, nach dessen Erfüllung sie sterben. Dieser Aspekt regte mich während der Geschichte häufig zum Nachdenken an, nicht nur, weil es so aussieht, dass Iasons Sinn eine erfüllte Liebe zwischen ihm und Mia wohl nie erlauben wird und ich trotzdem die ganze Zeit die Hoffnung hegte, dass es anders kommen wird. Einerseits ist es eine wunderschöne Idee, dass das Leben von jedem Einzelnen einen ganz besonderen Sinn hat, aber andererseits stimmt es traurig, dass man nach seiner Sinnerfüllung aus dem Leben scheiden muss. Zwar gibt es Sinne, die ein Leben lang erfüllt werden können, wie andere Leute glücklich zu machen, aber einen Sinn wie Kinder auf die Welt zu bringen, fand ich eher traurig, weil der Sinn nicht aus einem selbst kommt und mir eher wie ein Zweck als wie ein Lebenssinn vorkam, anders wäre es gewesen, wenn es geheißen hätte, der Sinn wäre den Kindern immer eine gute Mutter zu sein.
Die Geschichte war für mich zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar und bot gerade in der zweiten Hälfte einige überraschende Wendungen und Entwicklungen, die einen ungeduldig auf die Fortsetzung warten lassen. Ehrlich gesagt, kann ich mir nach der Fülle von Eindrücken in "Sternenschimmer" noch nicht vorstellen, worum es im Folgeband vorrangig gehen wird.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.07.2011
Mittag, Susanne

Melina und die vergessene Magie


gut

Nach einem Umzug muss Melina sich einer neuen Klasse vorstellen. Da ihr liebstes Hobby neben dem Lesen das Ausdenken und Schreiben von Geschichten ist, wird Melina von der Klassenzicke schnell als Streberin und Lehrerliebling abgestempelt.
In der Pause gibt Zicke Lisa ihr die Chance sich mit einer Mutprobe zu beweisen, um in die Klassengemeinschaft aufgenommen zu werden. In Wirklichkeit ist das jedoch nur ein Vorwand, um Melina in den Keller der Schule einzusperren, in dem vor Jahren ein Mädchen spurlos verschwunden ist.
Melina ist außer sich vor Angst und durch ihre große Vorstellungskraft erscheint ihr der dunkle Raum, in dem sie eingesperrt ist, noch schrecklicher und unheimlicher. Unsicher tastet sie sich durch die Dunkelheit als plötzlich ein rechteckiges Licht mitten im Raum erscheint.
Durch dieses Licht gelangt Melina in das Land Lamunee, wo Krieg zwischen Eis- und Feuerzauberern herrscht. Eine dunkle Magiern will die Macht an sich reißen und Melina muss zuerst Lamunee befreien, bevor sie selbst in die Menschenwelt zurückkehren kann.

Eigene Meinung:
Obwohl die Autorin Susanne Mittag vor fantastischen Ideen nur so übersprudelt, konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. Die Figuren - egal ob Bösewichte, Melina selbst, ihre Mitstreiter oder diverse Randfiguren - bleiben über die gesamte Geschichte flach und stereotyp. Da keiner der Charaktere wirklich vertieft wurde, konnte ich weder Antipathien noch Sympathien zu ihnen aufbauen. Ich habe zu keinem Zeitpunkt der Handlung mit Melina und ihren Freunden mitgelitten oder mitgefiebert, da viele Lösungen aus Zwangslagen einfach zu glatt und problemlos abliefen. Genau wie Melina innerhalb weniger Augenblicke eine Fluchtmöglichkeit aus ihrem Kellergefängnis zu Beginn der Geschichte vor die Nase gesetzt bekommt, so geht es im weiteren Verlauf ihres Abenteuers immer weiter. Bevor überhaupt ein Hauch von Spannung entstehen kann, sind brenzlige Situation schon ausgestanden. Susanne Mittag versucht zwar die Geschichte und das Rätsel um die vergessene Magie aus verschiedenen Blickpunkten auszuleuchten, in dem sie neben der Erzählperspektive aus Melinas Sicht einige Kapitel aus Sicht des Mädchens Lianna erzählt, die als Dienstbotin und Lehrmädchen auf Seiten der Bösen angestellt ist, aber mich hat dieses Stilmittel vielmehr aus dem Erzählfluss geworfen und leider das Gegenteil des erwünschten Effekts erzielt: statt das Geheimnis der Magie weiter zu schüren oder die Schachzüge der Bösen verdeckt zu halten, wurden einige Andeutungen zu viel in den Raum geworfen, so dass man sich schon vor dem Ende so manches über den Ausgang der Geschichte zusammenreimen konnte.
Nur einmal hat die Magie des Buches mein Herz erreichen können, als Melinas Begleiter in Lamunee ihr die Legende des Riesen Godor erzählt und von der Magie und der Kraft, die tief in jedem von uns steckt, in Lamunee jedoch vor langer Zeit verloren gegangen ist.

Fazit:
Der Erzählstil und die Länge der einzelnen Kapitel sind perfekt auf das empfohlene Lesealter zugeschnitten. Junge Leser und Leserinnen, die gerne fantasievolle Geschichten mögen, werden an "Melina und die vergessene Magie" sicher ihren Spaß haben. Allerdings ist Melinas Abenteuer zwar schnell gelesen, aber auf Grund der fehlenden Charaktertiefe der handelnden Figuren auch schnell vergessen, was mir persönlich sehr leid tut, da in den wunderschönen Ideen der Autorin Potential für eine wirklich mitreissende und zauberhafte Geschichte gesteckt hätte. Mit einem größeren Umfang zugunsten der Ausarbeitung einzelner Charaktere hätte sich die Geschichte in mein Herz stehlen können, so bleibe ich seltsam unberührt zurück.

Die Titel der recht kurzen Kapitel sind in der gleichen verschnörkelten Schrift ausgeführt wie Cover und Autorenname auf dem Cover des Buches. Die comicartige Szenerie ist in Lilatönen gehalten und spricht damit wohl in erster Linie Mädchen an, denen ich das Buch u.a. wegen der weiblichen Hauptfigur auch in erster Linie empfehlen würde.

7 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.07.2011
Fontane, Theodor

Ein Sommer in London


gut

1-3 Straßen, Häuser, Brücken und Paläste
4-5 Die öffentlichen Denkmäler
6-10 Ein Picknick in Hampton Court
11-12 Der verengländerte Deutsche
13-15 Parallelen

Theodor Fontane beschreibt das London des Jahres 1852 plastisch und greifbar, dass es sich beinahe so anfühlt, als würde man an seiner Seite durch die Straßen streifen, wenn man der ruhigen und vollen Stimme Charles Brauers lauscht, der Fontanes Reisebericht in Auszügen liest.
Obwohl ich ein großer Liebhaber dieser Stadt bin, der Fontane kaum mit Wohlwollen, dafür mit viel Spott und Kritik begegnet, habe ich seinen trockenen Humor genossen, denn in den Eigentümlichkeiten und Besonderheiten, die er beschreibt, steckt nicht nur Wahrheit, sondern vieles hat sich bis heute erhalten, so dass es ein Genuss ist auf seinen literarischen Reisepfaden zu wandeln, weil man so vieles wiedererkennt, was man selbst schon gesehen oder erlebt hat. Außerdem wirkt Fontanes Kritik nicht böse oder verletzend, er verleiht seinen Enttäuschungen einfach auf sehr persönliche Weise und durchaus humorvoll Ausdruck, und zwischendurch kommt es sogar vor, dass in seinen Schilderungen ein Hauch von Bewunderung für London durchblitzt.
Trotzdem habe ich Kritikpunkte an der Adaption als Lesung: ich kenne zwar leider die literarische Vorlage aus der Feder Fontanes nicht, aber ich denke, dass man statt der Personenbeschreibungen (betrifft die Kapitel 6-10 und 11-12 in Auszügen) eventuell passendere Passagen für eine gekürzte Lesung hätte wählen können, denn im Vergleich zu den Beschreibungen der Stadt, die mich beim Zuhören beinahe vor Ort des von Fontane Erlebten führten, schweiften meine Gedanken bei den Anekdoten über seine Zeitgenossen meistens ab. Ich habe eher Zugang zu der Stadt im Jahr 1852 gefunden als zu deren Einwohnern, vielleicht weil sich das London des Jahres 1852 im Vergleich zu dem London von heute weniger verändert hat als die Menschen, die es bewohnen.

Aufmachung des Hörbuchs:
Auf der Rückseite der Hülle befinden sich eine Kurzbeschreibung des Inhalts und eine kurze Vita des Sprechers Charles Brauer, innen ist die Vita des Autors Theodor Fontane abgedruckt. Eine Übersicht über die Kapitel fehlt leider, obwohl es ein Leichtes gewesen wäre diese statt der Werbung für ein weiteres Hörbuch aus dem Audiobuch Verlag auf der Innenseite unterzubringen.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2011
Hanekamp, Tino

So was von da


ausgezeichnet

In Tino Hanekamps autobiographisch angehauchtem Roman wacht Oskar Frobel am Morgen des 31. Dezembers völlig verkatert neben einer schönen, aber ihm völlig unbekannten, Dame auf. Verschuldet bis über beide Ohren, steigt an diesem Abend die letzte Party in seinem Club, bevor dieser von den städtischen Abrissbaggern dem Erdboden gleich gemacht wird. Doch Zeit zum Grübeln und für Sentimentalitäten bleibt Oskar in den letzten Stunden des alten Jahres und seines Clubs nicht: verschrobene, verzweifelte, schrullige und liebenswerte Charaktere geben sich an diesem Abend die Klinke in die Hand. Ex-Zuhälter Kiezkalle stürmt Oskars Wohnung und fordert auf Grund eines früheren Gefallens von ihm 10.000€, sein bester Freund und gefeierter Rockstar Andreas "Rocky" Rockmann bricht gemeinsam mit ihm in das Haus seiner Mutter - der verhassten Hamburger Innensenatorin - ein, um seinen totkranken Vater - den "toten Elvis" - zu befreien. Der melancholische russische Türsteher Leo zählt alles, was ihm vor die Nase kommt (in der Vertonung mit Florian von Manteuffel ein genialer Runninggag!), Oskars beste Freundin Nina sucht nach neuen Lebensinhalten, ein polnischer Stripper und Arzt leistet erste Hilfe bei diversen Dancefloor-Unfällen, ein Fahrstuhl bleibt stecken, eine wertvolle Gitarre wird zerstört, ein Herz erleidet einen Infarkt... und dann ist da noch Mathilda, Mathilda, M-A-T-H-I-L-D-A... Oskars große Liebe, die vor Jahren seit Leben verlassen hat, aber immer noch das Herzstück all seiner Gedanken ist.

Die Personen und die Lokationen wechseln wie ein Blitzlichtgewitter, die Sätze sind kurz, schnell und sprudeln heraus, wie Oskar der Schnabel gewachsen ist. Bei dem Hörbuch ist man nicht nur Gast(-hörer), man ist im wahrsten Sinne "so was von da" auf der irrsten Party des Jahres!
Doch Oskars Geschichte ist nicht nur eine Liebeserklärung an den Hamburger Kiez, sondern an wahre Freundschaft, die Liebe und das Leben an sich und ganz sicher wird nicht nur auf Oskars Grabstein eines Tages stehen, dass er es wenigstens versucht hat! Mit gerade mal 23 Jahren hat Oskar schon so viel erlebt und erzählt seine Geschichte dank Unterstützung seiner Scheißhauslektüre "Marc Aurel" mit einer viel größeren Weisheit als mancher Greis, dass einem beim Zuhören leichte Wehmut packt und man anfängt von seiner eigenen Party zu träumen... Aber wenn einem eine Sache klar geworden ist nachdem man Oskar Frobels Geschichte gehört hat, dann ist es, dass es für eine Party nie zu spät ist, auch dann nicht, wenn der Tod schon vor der Tür steht.
Florian von Manteuffels Stärke liegt sicher nicht in der unterschiedlichen Intonation verschiedener Charaktere. Um ehrlich zu sein, kann ich ihn mir nach dieser Lesung nicht als Sprecher für einen dialoglastigen Roman vorstellen, allerdings ist ihm die Rolle von Oskar Frobel wie auf den Leib geschrieben und ich bin mir sicher: keiner hätte ihn besser verkörpern können als Florian von Manteuffel! Seine Sprache ist schnoddrig und er schießt Oskars ungefilterte Gedankenströme stakkatoartig heraus, Tino Hanekamps Textvorlage ist ehrlich und authentisch, seine Figuren überspitzt gezeichnet und ein Spiel mit Klischees. Der Hörer wird von einem immer stärker werdenden Sog erfasst, so dass er sich der wilden Partynacht nicht entziehen kann, bis das letzte alkoholische Getränk über den Tresen gegangen ist und die letzten Besucher den Club verlassen haben. Neben traurigen und melancholischen Einlagen sorgen viele bizarre und überdrehte Momente für Lacher. Hier ist nichts gestellt, hier ist nichts vorhersehbar, das ist das wahre Leben und das sollte man nicht einfach an sich vorbeiziehen lassen! Und wer nach dem Hören nicht von der verrücktesten Party des Jahres berauscht ist, weiß danach zumindest, wie man eine solche stemmt ;)

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2011
Göhr, Stephanie; Sturm, Melanie; Wilder, Barbara

Häkelideen mit Granny Squares


ausgezeichnet

Der Inhalt des Buches setzt sich aus drei verschiedenen Teilen zusammen:
In "Granny Squares im Fokus" stellt das Autorinnen-Trio insgesamt 23 verschiedene Muster zum Häkeln von Granny Squares vor. Allein diese auf dem deutschsprachigen Büchermarkt einmalige Sammlung an Granny-Mustern lohnt den Kauf dieses günstiges Hardcoverbuches. Zudem die Anleitungen leicht verständlich und gut strukturiert aufgebaut sind. Zu Beginn werden die in den Anleitungen verwendeten Zeichen und Abkürzungen erklärt. Jedes der 23 Muster wird sowohl in Wort als auch in Häkelschrift (graphisch) erläutert. Diese Erklärungen in doppelter Ausführung finde ich nicht nur insofern hilfreich, dass hier jeder nach eigenem Gusto nacharbeiten kann, sondern sie helfen auch Häkelschriften lesen und verstehen zu lernen, um es im Anschluss auf andere Anleitungen anzuwenden. Zahlreiche Tipps der Autorinnen verleihen diesem sowieso rundum gelungenen Kapitel noch das I-Tüpfelchen!
Wen die Muse nach diesen vielfältigen und ausführlichen Anleitungen noch nicht geküsst hat, was er jetzt mit den vielen bunten Quadraten anstellen soll, kann sich Inspiration in der folgenden Rubrik "Zauberhaftes aus Granny Squares" holen, in der man Ideen zu "stilvollem Wohnen", "süßen Träume", "Accessoires mit Pfiff" und "modischen Akzenten" findet. Natürlich ist nicht jedes Design nach jedermanns Geschmack. Beispielsweise würde ich mir keine Puschen aus Granny Squares anziehen und auch meine Badehandtücher werden in Zukunft frei von Granny-Applikationen bleiben, aber die Vielfalt an Designideen - u.a. Brillenetui, Beanie, Wandbespannung, Shopper oder Tischset - überzeugt und nach dem Durchblättern und Betrachten des breiten Spektrums an Einsatzmöglichkeiten, schießen einem recht schnell eigene Ideen in den Kopf, zu was man seine Granny Squares alles verarbeiten kann.
Genau wie im Anleitungsteil der Granny-Muster legen die Autorinnen auch bei ihren Designideen großen Wert auf eine detaillierte Vermittlung der Arbeitsschritte. Jedem Design ist eine Doppelseite gewidmet, wovon ein großformatiges und anschauliches Foto des fertigen Produktes allein eine Seite einnimmt. Die Anleitung setzt sich wie folgt zusammen:
* Schwierigkeiten-Einstufung von 1-3 Händen
* Titel bzw. Produktname
* Größe des fertigen Produkts
* verwendetes Material (Wolle, Häkelnadel und weiteres Zubehör)
* Maschenprobe
* schriftliche Anleitung (z.T. mit unterstützenden Graphiken)
* Fertigstellung
Im Gegensatz zu vielen anderen Handarbeitsbüchern, wird hier jedoch nicht nur an erfahrene Häkler gedacht, sondern auch an diejenigen, die sich voller Tatendrang in ein neues Hobby stürzen und dann allzu oft demotiviert vor einem Buch sitzen, weil die farbenprächtigen Fotos zwar locken, jedoch die Kenntnis der Grundlagen fehlt. Neben der umfangreichen Mustersammlung und den zahlreichen Designideen widmet sich ein abschließendes, vier Seiten umfassendes Kapitel den Grundlagen des Häkelns. Hier wird in Schrift und Bild erklärt, wie die Abkürzungen für die Maschenarten lauten, wie man in Runden häkelt (Luftmaschenring oder Magic-Ring), verschiedene Stäbchen häkelt (einfaches, halbes, Relief- und Doppelstäbchen) und wie man zwei Stäbchen zusammen abmascht. Um ein reibungsloses fertigstellen der Häkelarbeiten zu gewährleisten wird außerdem noch kurz auf das Spannen und Dämpfen von Häkelteilen eingegangen und wie man Einzelteile zusammenhäkelt oder -näht.
Auf der letzten Seite befinden sich Kurzportraits der drei Autorinnen mit Angaben ihres Werdegangs und ihrer Internetpräsenz, bei denen es sich auf jeden Fall lohnt vorbeizuschauen!

Ein rundum gelungenes Häkelbuch, dass keine Wünsche offen lässt und bei dem ich nur eine abschließende Warnung mit auf den Weg geben muss:
Die kunterbunten und schnell gehäkelten Quadrate haben einen erhöhten Suchtfaktor, einmal angefangen, werden Sie so schnell nicht von der Nadel loskommen, und sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2011
Brewer, Heather

Vladimir Tod beisst sich durch / Vladimir Tod Bd.2


gut

Nachdem Vladimir Tod im ersten Band der Reihe "Vladimir Tod hat Blut geleckt" nur knapp dem Tod durch die Hand D'Ablos entkommen ist, geht sein zweites Jahr in der Highschool genauso turbulent und gefährlich weiter wie das alte zu Ende gegangen ist. Sein Onkel Otis unterrichtet ihn aus der Ferne in vampirischen Fähigkeiten, des Weiteren führt ihn eine Reise ins ferne Sibirien, wo ihm einer der mächtigsten Vampire Elysias - Vikas - persönlich Unterricht erteilt. Da sowohl Otis als auch Vikas eng mit Vlads Vater verbunden waren, erfährt Vlad und somit auch der Leser, weitere Details aus der Vergangenheit von Tomas Tod. Als ob die Probleme, die das Vampirleben mit sich bringt und die in diesem Teil in Form eines hartnäckigen Reporters der Schülerzeitung und einem waschechten Vampirjäger daherkommen, nicht genug wären, sind da immer noch seine pubertierenden Schwärmereien für seine Mitschülerin Meredith. Vlad steht in Mädchenfragen noch immer im Schatten seines heißumschwärmten Freundes Henry und ist daher sehr froh, in dessen Cousin Joss einen weiteren Freund zu finden. Doch die Freude wird sehr schnell getrübt. Zum einen bricht Joss den Ehrenkodex zwischen Freunden, dass man kein Interesse am Schwarm des besten Freundes zeigen soll (und um ein Date bitten schonmal gar nicht!!!) und zum zweiten scheint auch Joss genau wie Vlad ein Geheimnis zu hüten...

Eigene Meinung:
Leider hat mich dieser Teil nicht von der ersten Seite an fesseln können. Bevor sich wenigstens ansatzweise Spannung aufbaute, hatte ich das Gefühl, mich durch einige Seiten Wiedergekäutes lesen zu müssen (Who's who).
Im Gegensatz zu "Vladimir Tod hat Blut geleckt" fällt die Handlung der Fortsetzung zwar ungleich düsterer aus, aber obwohl die Geschichte mehr Gruselpotential als der erste Band hat, hätte die Autorin so viel mehr aus der Story herausholen können! Die Entwicklung ist leider sehr vorhersehbar, im Gegensatz zum Vorgängerteil, der für mich mehrere Überraschungen bereithielt, gab es hier eigentlich nur eine einzige spannende und unerwartete Wendung für mich. Der Witz des ersten Bandes hat mir stellenweise gefehlt, allerdings hätte er bei dem ernsteren Inhalt auch irgendwie fehl am Platz gewirkt, und so wurde er in wesentlich homöopathischeren Dosierungen eingestreut als im ersten Teil. Aber auch hier liest man viel bekanntes und leider nur wenig neues.
Im Mittelteil, der im sibirischen Elysia spielt, erfährt der Leser zwar einige Neuigkeiten über Vlads Vater und die Welt der Vampire, trotzdem sind für mich der Spannungsbogen und der Unterhaltungswert der Geschichte an dieser Stelle abgesackt, da ich den Erzählstrang in Bathory inklusive der Protagonisten, die dort in die Handlung eingreifen, einfach lieber mochte und für mich greifbarer waren als die Handlung und die Darsteller in Sibirien.
Mein größter Kritikpunkt am zweiten Band bezieht sich jedoch auf den Klappentext: so kurz und doch verrät er beinahe die gesamte Handlung! Von daher war es eigentlich nicht weiter verwunderlich, dass "Vladimir Tod beisst sich durch" kaum Überraschungen für mich bereithalten konnte :/

Fazit:
Obwohl ich mich immer noch gut unterhalten gefühlt habe, zeigt "Vladimir Tod beisst sich durch" im Vergleich zum Serienauftakt doch einige Schwächen in der Dramaturgie. Dennoch ist und bleibt "Vladimir Tod" eine frische Vampirreihe, die es lohnt weiterzuverfolgen, da einige Fragen am Schluss offenbleiben und man natürlich erfahren will, wie es mit Vladimir und seiner großen Liebe Meredith weitergeht ;) Ein absoluter Lesetipp für Jungs im empfohlenen Lesealter! Der zweite Band fordert mit fast 100 Seiten mehr, zwar ein größeres Durchhaltevermögen als der Vorgänger, aber die Kapitel sind sehr kurz gehalten und durch realitätsbezogene Themen wie erste Liebe und Computerspiele bieten die Protagonisten der Reihe trotz der fantastischen Grundthematik einiges an Identifikationspotential für die jugendlichen Leser.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.06.2011
Hansen, Eric T.

Forbetter your English


sehr gut

Eric T. Hansen ist Sprachwissenschaftler und war lange Jahre als Englischlehrer und Übersetzer tätig. Vor vielen Jahren lernte er die angeblich schwerste Sprache aller Zeiten - Deutsch, und löcherte seine damalige Lehrerin mit unzähligen Fragen: Wieso haben Wörter Geschlechter, wie viele Buchstaben hat das Alphabet? 26! Und wo bleiben da die Umlaute und das Eszett?... Jahre später drehte sich der Spieß um, und Eric Hansen bemerkte bei seinen Schülern, dass auch beim Englischlernen immer wieder dieselben Fragen auftauchten und ständig die gleichen Fehler gemacht wurden. So beschloss er eines Tages sich die häufigsten Standardfehler zu notieren und ein Englischbuch nur für Deutsche herauszubringen, das ihnen ermöglichen sollte, ständige Stolperfallen und Fettnäpfchen zu vermeiden.

Eigene Meinung:
"Forbetter your English" ist weder ein staubtrockenes Lehrbuch der englischen Sprache, noch ein rein humoristisches Buch. Der Autor hat vielmehr ein kleines praktisches Lehrwerk geschaffen, das anhand realer und größtenteils sehr lustiger Episoden die gängigsten Fehler englischsprechender Deutscher in einem handlichen Büchlein vereint. Gerade durch die Vermittlung unter Zuhilfenahme von witzigen Erfahrungen, die Eric Hansen am eigenen Leib erlebt hat, prägen sich die Fehler nachhaltig ein, warum ich denke, dass mir "Forbetter your English" nicht nur einige Stunden lockeren Lesespaß beschert hat, sondern auch einige Fettnäpfchen weniger, in die ich in Zukunft hereintreten werde.
Doch nicht nur die Deutschen und die Amerikaner haben zeitweise Verständigungsprobleme, auch in Gesprächen zwischen Engländern und Amerikanern sind Fehler nicht immer zu vermeiden. So kann es zu seltsamen Missverständnissen kommen, wenn einer nach einer Kippe (engl. fag) fragt, und das Gegenüber versteht, ob man einen Schwulen (amerik. fag) hat... ?!
Besonders interessant fand ich auch das Kapitel "Ein 'Häh?'", in dem der Autor aufzeigt, dass die schlimmsten Verständigungsfehler entstehen, wo sprachlich und grammatikalisch korrekte Sätze gesprochen werden, die durch die Verwendung von falschen Vokabeln (die ähnlich klingen, aber eine gänzlich andere Bedeutung haben) jedoch völlig anders verstanden werden als es die Intention des Gesprächseröffners war. Dadurch können viel schlimmere oder größere Missgeschicke geschehen, als wenn der Angesprochene mit einem "Häh?" deutlich machen würde, dass er sein Gegenüber nicht verstanden hat. So versteht jeder etwas anderes und die Gesprächspartner reden aneinander vorbei, dass kann durchaus in einem verpassten Date oder mit einem Rauswurf aus einem Restaurant enden.
Das einzige Minuspunkt in meinen Augen waren einige zu gewollt witzige Beispielsätze, die mit dem lockeren Humor des restlichen Buches partout nicht mithalten konnten und mir deshalb eher negativ ins Auge gestochen sind. Das Buch macht für ein Sachbuch dank des witzigen Erzähltalents des Autors bereits unheimlich viel Spaß, da muss man nicht mit aller Gewalt noch einen darauf setzen wollen!
Da in so gut wie allen von Erics Anekdoten neben seiner eigenen Person seine Freundin Charlotte oder sein Freund Jochen eine Rolle spielen, zieht sich so etwas wie ein roter Faden durch die Ansammlung von sprachlichen Fauxpas, dadurch lässt sich dieses Buch fast wie ein Roman wegschmökern.

Fazit:
Selbst wer denkt, die meisten der sprachlichen Standardfehler bereits zu kennen (und zu vermeiden), wird in diesem Buch sicherlich noch die eine oder andere vermeidbare Stolperfalle entdecken, und wenn nicht, hat man auf jeden Fall Vergnügen beim Lesen von Eric T. Hansens kurzweiligen Anekdoten. Ich hatte viel Spaß mit diesem kleinen Buch und werde in Zukunft sicherlich nicht mehr nach gestohlenen Toiletten fragen ;)

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.