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easymarkt3
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Insgesamt 857 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2021
Chaplet, Anne

Schrei nach Stille (eBook, ePUB)


gut

Rückschau auf die Hippies der wilden 60-er Jahre mit zu vielen Befindlichkeiten
Ein marodes Haus im hessischen Klein-Rhoda wird Schauplatz eines dunklen, vor 40 Jahren begangenen Mordes. Sophie Winter, die in dieses besagte Haus mit ihrem wilden Geheimnis erneut einzieht, schreibt einen Bestseller über den ‚Summer of love‘ von drei Hippies, zwei Frauen und einem Mann..
In diesem Dorf wird diese Erinnerung an diese Sonderlinge wieder lebendig, die einst einen längst vergangenen Sommer lang von dieser Dorfbevölkerung heftig angefeindet wurden. Auch die Polizei holt die bereits verstaubte Akte aus 1968 über das mysteriöse, bisher unaufgeklärte Verschwinden einer dieser zwei Frauen mit vielen suspekten Lastern wie Drogen und freier Liebe wieder aus dem Archiv. Zeitgleich wird auch der 12-jährige Luca seit mehreren Tagen erneut vermisst.
In diesem leisen Krimi werden im ‚Summer of love‘ kurze Sätze verarbeitet, die Wortwahl ist treffend gewählt je nach Alters- und Berufsgruppe, ohne künstliche wortreiche ‚Verzierungen‘. Der Spannungsbogen ist durch die große Anzahl an Protagonisten mit all ihren Befindlichkeiten nicht stramm genug gezogen.

Bewertung vom 31.08.2021
Jacobsen, Steffen

Schach mit dem Tod


ausgezeichnet

Spannend geschrieben, auf jeden Fall ein lesenswerter Thriller!
David Adler, Elektroingenieur, wird 1945 von den Russen gezwungen, als Spion in den USA, Los Alamos in dem revolutionären Manhattan-Projekt um die Nuklearbombe zu wirken. Sein Onkel Niels Bohr arbeitet dort intensiv als Wissenschaftler mit, er als sein Sekretär. Die Atombombe wird in der mexikanischen Wüste erprobt, kommt sogar zweimal in Japan zum Einsatz mit erschreckend hohen Todeszahlen. David entdeckt weitere Spione im russischen Auftrag auf diesem geheimen Gelände, während er trotz starken Gewissensbissen die geforderten wichtigen Informationen für seine Auftraggeber zusammenträgt an diversen Einsatzstellen vor Ort – im Austausch gegen seine Ehefrau und Tochter.
Sämtliche Charakteren sind in ihrer Verschiedenheit brilliant herausgearbeitet, in ‚3d‘ quasi greifbar.
Der Spannungsbogen ist äusserst kreativ gehalten, mit stets neuen, sehr menschlich empfundenen Nischen. Diese Spionageentwirrung ist faszinierend im Detail beschrieben, sowohl bei der Tätigkeit in den USA als auch in Russland.

Bewertung vom 29.08.2021
Erpenbeck, Jenny

Kairos


ausgezeichnet

Erinnerungen an eine Liebesbeziehung vor und nach dem Mauerfall in Berlin

Aus dem Inhalt von zwei verstaubten Kartons entwickelt sich nach Sichtung der Erinnerungsstücke eine tiefschürfende , langjährige Liebesbeziehung zweier Ostberlinern zwischen 1986 und 1992: Katharina, 19 Jahre, in einer Schriftsetzerlehre und Hans, verheiratet, Anfang 50, Schriftsteller.
Angesiedelt ist der Beziehungsroman in einem Kulturmilieu zu DDR – Zeiten bis wenige Jahre nach der Wiedervereinigung, mit den zu großen existentiellen, zu raschen Veränderungen nach dem Mauerfall im politischen, künstlerischen und kirchlichen Bereich. In einem untergegangenen Land waren viele Ostdeutsche verloren im neuen, ihnen übergestülpten System.
Der Titel ‚KAIROS‘ geht auf einen altgriechischen Gott zurück für den günstigen Augenblick einer Entscheidung, dessen ungenutztes Verstreichen nachteilig sein könnte. Und ob die Begegnung mit Hans tatsächlich ein guter Moment war, weiß Katharina zum Schluss nicht.
Sehr genau, sehr menschlich sind Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland herausgestellt, die Welt der Ostberliner Intellektuellen-Szene ist vielschichtig beleuchtet. Die Charakteren von Katharina und Hans werden in ihrem Auf und Ab spannend dargeboten.

Bewertung vom 27.08.2021
Herrmann, Markus

Wie ein Gewitter gegen den Wind - Etappen auf Sören Kierkegaards Lebensweg - Sein Sekretär Israel Levin erzählt - Histor


gut

Zu langatmig und schwermütig geschildert. Markus Herrmann
Israel Levin, der Sekretär des dänischen Philosophen und Theologen Sören Kierkegaard, erzählt in Monologen über Episoden aus dem Leben seines Arbeitgebers. Seine Bücher wie z.B. ‚Entweder-Oder‘, Begriff ‚Angst‘ oder ‚Die Krankheit zum Tode‘ mitunter mit schweren philosophischen Thesen gegen die dänische Staatskirche habe ich nicht gelesen, vermag aber die ablehnende Haltung der damaligen Leserschaft zu seinen Werken verstehen.
Besonders zwei Kapitel geben Erlebnisse Kierkegaards wieder, die mich überraschen:
Kap. 1: Erotische Verwicklungen:
Kierkegaard führt mit der verheirateten Schauspielerin Johanna Heiberg eine Beziehung auf geistiger Ebene, unternimmt eine gemeinsame Kutschfahrt mit Übernachtung und wird vom Ehemann zum Duell herausgefordert.
Kap. 2: Katholische Anwandlungen:
Er freundet sich mit dem katholischen Jesuitenpater, Pater Raphael, an und lädt ihn in ein Varieté in Kopenhagen ein.
Beide Episoden passen für mich nicht in das Bild eines ehrenwerten protestantischen Pastors, der sich erfolglos um eine solche Anstellung bemüht. Überhaupt sorgt er unermüdlich dafür, Stadtgespräch zu sein.
Der Autor schreibt, dass etliche Zitate und Fakten eingestreut sind (ohne Quellenangabe) in eine in weiten Teilen erfundene Geschichte, die bisweilen zu langatmig dargeboten wird. Als historischen Roman würde ich dieses Buch nicht kategorisieren.

Bewertung vom 20.08.2021
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

Ein spannender Kriminalroman maritimer Art aus dem 17. Jahrhundert
in Ostindienfahrer, die Saardam, ist auf der 10 Monate dauernden Reise von Batavia, Indonesien nach Amsterdam, beladen mit Gewürzen wie Pfeffer und Paprika nebst heimlicher, wertvoller Fracht, begleitet von dunkler Phrophezeiung. Die Hauptprotagonisten Samuel Pipps, Detektiv und sein Assistent Arent Hayes, ehemaliger Söldner mit all seiner Körpergröße und Kraft, sehen sich Aberglauben, Hexenfindern und Dämonen ausgesetzt.
Der Generalgouverneur von Batavia Jan Haan, mit Frau Sara und Tochter bereit zu dieser abschließenden Schiffsreise, hält Samuel Pipps in Ketten, obwohl dieser einen kostbaren Schatz der Kolonie Batavia wiederbeschafft hat. Nun soll er zur Hinrichtung nach Amsterdam auf der Saardam und ohne bisher bekannte Anklage in einem dunklen, engen Verlies im Unterdeck dahinvegetieren, während an Bord unerklärliche Phänomene auftreten: Morde, verführerisches Flüstern nach dunkelsten Wünschen der Matrosen, Musketiere und weiterer Passagiere.
Drei unheilige Wunder durch den Teufel, den Alten Tom, geschehen: die ‚Phantasterei‘ ist verschwunden, Tiere an Bord werden geschlachtet und der Generalgouverneur wird in seiner Kajüte ermordet – besiegelt durch sein Logo des Auges mit dem Teufelsschwanz, angebracht auf Segel, Kisten und Holzbalken.
Nach einem üblen Sturm und einer Meuterei an Bord zerschellt das Schiff an einer felsigen Insel.
Und dann wird der ganze rätselhafte Spuk um Aberglauben, Dämonen, Daemonologie, Hexenfindern und ihrer zerstörerischen Wirkung in der Vergangenheit durch Sara und Arent aufgedeckt mit sehr überraschendem Ende.
Äusserst spannender Roman – mitreißend bis zum Schluss!

Bewertung vom 16.08.2021
Widmark, Martin

Die verflixte Erfindung


ausgezeichnet

Eine lustige, kreative Geschichte über eine Erfindung, genannt ‚das Dingsda‘, gepaart mit Anwendung neuer Technologie und deren unerwartet negativen Auswirkungen auf den Menschen, unseren Wünschen und Erwartungen. Dieses Bilderbuch ist in warm abgestimmten Farben koloriert mit den Brüdern Rüdiger und Walter in origineller, stämmiger Darstellung.

Bewertung vom 15.08.2021
Le Tellier, Hervé

Kein Wort mehr über Liebe


ausgezeichnet

Paris und die Liebe zwischen Intellektuellen – schöne Sommerlektüre!
Zwei Familien, 2 Liebhaber, alle um die vierzig, in Paris als Psychologe, Schriftsteller, Anwalt, Arzt tätig , genießen ein scheinbar perfektes Leben. Doch als die zwei Ehefrauen sich neu verlieben, bröckelt die Familienharmonie. Mit den ersten Zweifeln an der neuen Liebe verfliegt jedoch auch der angenehme Rausch dieser Gefühle wieder.
Im Text sind teils melancholisch untermalt auch Gedanken zum Schreiben an sich verflochten mit Fakten zur Psychoanalyse, Mikrochirurgie des Auges, zur Intellektuellenszene. Der Schreibstil ist leicht, locker, virtuos und angenehm.

Bewertung vom 14.08.2021
Bakopoulos, Natalie

Zikadensommer


weniger gut

Athen und Miras frühere Freunde – ein nicht überzeugendes Romangeschehen.

"....ich hatte zwei Leben geführt: mein Leben in den Staaten und mein Leben hier, aber irgendwie war meine Wurzellosigkeit zu einer Art Falle geworden." (S. 130)
Wie im Fall von Mira stelle ich mir das Leben in zwei verschiedenen Welten sehr gespalten vor, ob notgedrungen durch Exilaufenthalt oder durch freiwillig gewählte Emigration: Das Ich, das Selbst scheint gespalten zu sein, verloren in beiden Welten. Eine solche Lebenssituation kann man nicht so leicht nachempfinden, wenn der Leser nie in einer solchen Lebenskonstellation versetzt wurde, ‚gelebt‘ hat.
Die Beziehung zum ‚Kapitän‘ plätschert ohne eigentlichen Spannungsbogen dahin, ohne roten Faden. Das Leben incl. dem Tod der Künstlerin Nefeli nimmt insgesamt einen größeren Raum im Buch ein, aber auch etwas zu farblos eingefädelt.

Bewertung vom 12.08.2021
Sweeney, Cynthia D'Aprix

Unter Freunden


ausgezeichnet

Auch für mich ein erstklassiges, großes Lesevernügen!

Die feinfühligen Beschreibungen von 2 Paaren vom Beginn ihrer tiefen Freundschaften bis mindestens 2 Jahrzehnten später mit all ihren beruflichen und menschlichen Höhen und Tiefen geben auch einen üppigen Einblick in die Unterhaltungsindustrie (Bühne und Fernsehen) von New York und Los Angeles. Das Zusammenleben scheint perfekt zu harmonieren, doch auch hier macht sich eine Leere, Lüge und Verrat breit, auch fotografisch in der Endsequenz festgehalten durch die nun erwachsene Tochter Ruby von Flora und Julian (FLORIAN).
Der Spannungsbogen am Schluss gipfelt im Fällen eines Nadelbaums, den Julian für Ruby während eines Aufenthalts in Stoneham gepflanzt hatte – sinnbildlich für einen Neuanfang nach einem heftigen Durcheinander von Gefühlen aller Beteiligten.
Eine mitreißende Geschichte über tiefgehende, langjährige Freundschaften und Ehen.

Bewertung vom 11.08.2021
Berger, P. J.

Der Rattenfänger von Hameln (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Märchen in neuer Ummantelung – spannend geschrieben

Richard von Calenstein, wegen Trunksucht und Gewalttaten in Ungnade gefallen, verliert seine Lehen und seine Ritterehre. Um all dies zurück zu gewinnen, zieht er in Abstimmung mit seinem Herzog von Braunschweig nach Hameln, um die verschwundenen Kinder zu finden, seine Söldner Odulf und Ado als Verstärkung. Nach mehreren Tagen erreichen sie diese Stadt, erhalten aber kaum weiterhelfende Informationen. Stattdessen wird Richard von Wahnerscheinungen und üblen Alpträumen geplagt. Ihre eigentliche Suche führt sie in einen endlos erscheinenden, dichten Wald mit einem Eingang zu einer Höhle, immer geplagt von seltsamen Geräuschen und dunklen, teils nebelhaften Gestalten. Geht es hier mit rechten Dingen zu?
Ohne Zweifel spannend geschrieben für Science Fiction und Fantasy Fans.