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smartie11
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Insgesamt 933 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2016
Almstädt, Eva

Ostseetod / Pia Korittki Bd.11


ausgezeichnet

Meine Meinung:

„Ostseetod“ ist der mittlerweile elfte Teil der erfolgreichen „Ostsee-Reihe“ um die Ermittlerin Pia Korittki. Er lässt sich problemlos ohne die Kenntnis der zehn Vorgängerbände lesen und verstehen. Noch mehr Spaß macht es allerdings, wenn man Pias bisherigen Werdegang schon verfolgt hat.

Der Start in diesen Krimi beginnt beschaulich im Dorf Grotenhagen. Zunächst einmal lernt der Leser einige der Grotenhagener kennen. Da gibt es beispielsweise den umtriebigen Antiquitätenhändler, der mit der überambitionierten Ballettlehrerin verheiratet ist und dessen Schwager als gescheiterter Ex-Auswanderer nun in einem kleinen Wohnwagen hinten auf dem Hof lebt. Es gibt den patriarchalischen Gutsherren mit seiner graumäusigen Tochter, den schweigsamen Bauern mit seinem 30jährigen nesthockenden Sohn, das biedere Apothekerpaar mit der flippigen Schwester, den noch nicht zugezogenen Neu-Grotenhagener, der ein altes Haus von zwei Handwerkern instand setzt lässt. In dieser traditionellen Dorfgemeinschaft hat anscheinend jeder mit jedem auf irgendeine Weise mal mehr, mal weniger miteinander zu tun. Etwas verwirrt? So soll es sein!

Anfangs war es für mich ein bisschen schwierig, alle Charaktere auseinander zu halten und zueinander in Bezug zu setzten. Dafür gelingt es Eva Almstädt hierdurch aber auch brillant, einen großen bunten Strauß potenziell Verdächtiger zu präsentieren. Dabei setzt sie ihre einzelnen Charaktere sehr geschickt in Szene und deckt die Verbindungen zwischen ihnen nur in homöopathischen Dosen über den ganzen Verlauf der Story auf.

Dies hat dazu geführt, dass ich während des Lesens so einige Tatverdächtige auf meiner „Liste“ hatte. Aber über mehr als ein bloßes Bauchgefühl bin ich bis kurz vor Schluss an keiner Stelle hinausgekommen, denn eines hat mir in meinem Miträtseln gefehlt: Eine Idee für ein belastbares und nachvollziehbares Motiv! Das allein ist schon eine tolle Leistung für einen Krimiautor. Wenn dann am Ende noch eine überraschende und absolut nachvollziehbare Auflösung präsentiert wird, ist das für mich das Sahnehäubchen auf einem sehr guten Krimi. Und genau das ist Eva Almstädt hier gelungen. Am Ende fügten sich alle Puzzleteile perfekt zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen und ich musste mir leider eingestehen, dass ich einige Puzzleteile nicht als solche erkannt habe. Genau so muss ein guter Who-Dun-It-Krimi sein!

Um den wirklich gelungenen Krimi-Strang in Grotenhagen gewährt uns Eva Almstädt in bewährter Manier daneben tiefe Einblicke in Pia Korittkis Privatleben und in die internen Strukturen der Polizeiarbeit. Gerade hierdurch wirken die Protagonistin so unglaublich authentisch und die Polizeiarbeit so realistisch. Herausforderungen bei der Organisation der Kinderbetreuung, Beziehungsprobleme mit neuen und alten Partnern und nicht zuletzt Machtkämpfe im Dienst. Diese gelungene „Rahmenhandlung“ lockert die eigentliche Story auf, gibt dem Leser Zeit zum Durchatmen und Reflektieren und macht im Kontext der zehn Vorgängerbände so richtig Spaß.

Der Schreibstil Almstädts hat mir ebenfalls mal wieder sehr gut gefallen. Es gelingt ihr problemlos, die Settings eindringlich, individuell und plastisch zu beschreiben, ohne dabei auszuufern. Gleichzeitig schafft sie es durch eine treffende Wortwahl sehr gut, die entsprechende Atmosphäre zu vermitteln. Aber auch der Humor, den Eva Almstädt wohl dosiert und platziert einsetzt, gefällt mir mal wieder sehr gut (Städter auf dem Dorf: „Papa, warum sind die Kartoffeln so schmutzig?“ - „Das ist alles bio“).

FAZIT:
Ein spannender Krimi mit einer sehr sympathischen Ermittlerin, skurrilen Charaktere, einer hohen atmosphärischen Dichte und einemüberraschenden, aber sehr stimmigen Finale mit einem passenden Schuss Action und Dramatik. Ein perfekter „Who Dun It“-Krimi zum miträtseln!

Bewertung vom 10.03.2016
Hurwitz, Gregg

Orphan X / Evan Smoak Bd.1


ausgezeichnet

Zum Autor:
Bestsellerautor Gregg Hurwitz ist ein wahres Multitalent. Neben seinen mehrfach ausgezeichneten Büchern hat er bereits diverse Drehbücher (u.A. für Jerry Bruckheimer) und Comics (für Marvel und DC) geschrieben, Fernsehserien entwickelt (u.A. für Warner Bros.) und mehrere wissenschaftliche Artikel über William Shakespeare veröffentlicht.

Meine Meinung:

„Man spielt nicht das eigene Blatt, man spielt immer das Blatt des Gegners.“ (S. 377)

„Orphan X“ ist ein Thriller, der mich vom Start weg gleich in seinen Bann gezogen und gefesselt hat. Nach einer kurzen „Einführungsphase“ mit einer erfreulich überschaubaren Anzahl von Charakteren nimmt die Story rasant an Fahrt auf. Es entspinnt sich ein wahres Verwirrspiel mit Intrigen und Täuschungen. Der sonst so straighte und selbstsichere Evan hat schnell selbst Zweifel an seinem aktuellen Auftrag, und der Leser zweifelt mit ihm mit. Der Plot entwickelt sich sehr spannend und stellenweise extrem rasant, ja fast atemlos. Dabei sorgt der Autor gleich mehrfach für überraschende Wendungen, die ich zu keiner Zeit so vorhergesehen hätte. Dabei bleibt die Story insgesamt doch stets nachvollziehbar und nicht unrealistisch. Selbst die Auflösung – nach einem unglaublich actiongeladenen Finale – präsentiert der Autor für meinen Geschmack absolut wasserdicht, fügt alle Puzzleteilchen (die ich teilweise zuvor gar nicht als solche erkannt hatte) zu einem stimmigen und überraschenden Gesamtbild zusammen. So hatte ich stets das Gefühl, vom Wissen um die Zusammenhänge „auf Augenhöhe“ mit Evan Smoak zu sein. Dies hat sicherlich dazu beigetragen, dass ich dermaßen stark mit Evan mitgefiebert und mitgezittert habe.

Evan Smoak alias „Orphan X“ oder auch „The Nowhere Man“, ist ein Protagonist, wie ich ihn mag: Gradlinig, zuverlässig, extrem schlagkräftig und doch mit Herz. Ein Minimalist dessen einzige Leidenschaft sehr teure Vodkas sind. Eine moderne Version von Robin Hood, Zorro & Co., der seine gesamten Mittel und sein ganzes Können zum Wohle von in Not geratenen Personen einsetzt („Finde jemand, der mich braucht. Gib ihm meine Nummer.“). Eingestreute Rückblenden zeigen dem Leser sukzessive, wie Evan zu „Orphan X“ geworden ist. Hier schafft der Autor sehr gelungen sowohl eine Nähe zu seinem Protagonisten als auch eine nachvollziehbare Erklärung, wie Evan ein dermaßen außergewöhnlicher Kämpfer geworden ist. So ist Evan Smoak ein Paradebeispiel für einen extrem effektiven und unerschrockenen Mixed Martial Arts Kämpfer, der sich aus allen Selbstverteidigungstechniken stets das Beste und intuitiv das für die Situation Passendste aussucht, sei es nun Muay Thai, das indonesische Pencak Silat, die Tang-Technik oder auch Wing Tsun. Evan Smoak beherrscht sie alle!

Der Schreibstil des Autors passt sehr gut sowohl zur Story als auch zu seinem Protagonisten: Sehr flüssig, präzise und eher nüchtern als blumig. Auch das Setting, das größtenteils in L.A. platziert ist, habe ich als sehr passend empfunden. Wo könnte jemand wie Evan Smoak auch besser mitten im pulsierenden Leben untertauchen als in dieser ausufernden Flächenstadt. Dass der Autor, der auch in L.A. lebt, diese Stadt sehr gut kennt, kommt für meinen Geschmack sehr gut rüber, wodurch sich ein sehr authentisches Gesamtbild ergibt.

Auf das nächste Abenteuer von Evan Smoak freue ich mich schon jetzt!

FAZIT:
Ein waschechter Page-Turner. Wer Robert Ludlums „Jason Bourne“ und Lee Childs „Jack Reacher“ mag, wird „Evan Smoak“ lieben!

Bewertung vom 09.03.2016
Mörken, Christian

Das weiße Z und die Flucht durchs Gebirge


gut

Meine Meinung:

„Das weiße Z und die Flucht durchs Gebirge“ ist der mittlerweile dritte Teil rund um das „weiße Z“, fünf sehr unterschiedliche Freunde. Man kann dieses Buch aber problemlos (so wie ich) ohne Vorkenntnisse der beiden ersten Bände lesen, auch wenn relativ häufig auf die ersten beiden Abenteuer Bezug genommen wird.

Die 200 Seiten starke Geschichte braucht für meinen Geschmack eine ganz schöne Weile, um wirklich in Schwung zu kommen. Zwar gibt es schon bald den einen oder anderen Moment, wo ein Bisschen Spannung aufkommt, diese sind dann jeweils aber auch schnell wieder vorbei. Wirklich und nachhaltig spannend wurde es für mich erst ab ca. Seite 100, also zur Hälfte des Buches. Ab dort wurde es dann aber auch gleich richtig spannend und streckenweise sogar echt gefährlich für die Kids! Dafür erschien mir dann das Finale etwas überhetzt, so als hätte der Autor seine Geschichte nun schnell zu einem Ende bringen wollen. Nach meinem Geschmack hätte die erste Hälfte des Buches zu Gunsten der zweiten Hälfte gekürzt werden können. In der Kurzbeschreibung heißt es ja: „Als ihnen der Proviant ausgeht, machen sich die Kinder auf einen gefährlichen Weg durch die Alpen. Doch das ist erst der Beginn eines neuen Abenteuers!“ Das passiert erst auf S. 135 (von 200) und dazu muss ich sagen: Nein, darauf hin endet das Abenteuer leider schon wieder viel zu schnell! Aus diesem Part hätte man mehr machen können.

Auch ist dieser Roman für mein Empfinden eher ein Abenteuer- als ein Detektivroman. Das finde ich alles andere als schlimm, man sollte nur wissen, was man bekommt. Der Stil der Geschichte erinnert mich ein Bisschen an die fantastische „Abenteuer“-Serie von Enid Blyton (z.B. „Das Tal der Abenteuer“).

Sehr gut gefallen haben mir die Hintergrundinformationen über die Täufer (eine radikalreformatorisch-christliche Bewegung) und die historischen Persönlichkeiten (z.B. Franz von Waldeck). Hier scheint mir der Autor gut recherchiert zu haben und ich hätte mich gefreut, wenn er die Story hier ein bisschen mehr ausgedehnt hätte.

Darüber hinaus gibt es noch ein paar Stellen, die mir persönlich sehr unrealistisch erschienen sind. Wer genauer wissen möchte, was ich meine, muss dazu zwischen den Sternchenreihen den Spoiler lesen, dort nenne ich ein Beispiel. Wer sich keine Überraschung verderben will, sollte diesen gleich folgenden Part lieber auslassen!

***********************SPOILER ANFANG**************************
Am Ende stellt sich heraus, dass die Notlandung des Flugzeugs auf einem Schneefeld des Nebelhorns im Allgäu erfolgte, was ich persönlich sehr unglaubwürdig finde. Während ich noch die Szene gelesen habe, hatte ich so ein „einsames Himalaya-Feeling“ (auch wenn ich ja bereits wusste, dass es nicht der Himalaya ist), was mir sehr gut gefallen hat aber nachträglich überhaupt nicht zum Nebelhorn passt. Einerseits liegt der Gipfel nur ca. 5 Kilometer vom Wintersportort Oberstdorf entfernt (es führt sogar eine Seilbahn hinauf!), d.h. eine unbemerkte Notlandung eines Flugzeugs dürfte hier schier unmöglich sein, und zum anderen liegt der Gipfel gerade mal auf 2.224 m, d.h. deutlich unterhalb der Schneegrenze (soviel zum Schneefeld im Sommer)!
***********************SPOILER ENDE*****************************

Letztendlich hat mich die Geschichte aber gut unterhalten und stellenweise richtig gefesselt! Wen (überschaubare) Ungereimtheiten nicht stören, der wird sicherlich seinen Spaß an dieser Geschichte haben!

FAZIT:
Ein Abenteuer für Leser ab ca. 10 Jahre, das einen etwas langatmigen Start hat, ab der Hälfte dann aber wirklich sehr spannend wird und zum Finale ein wenig gehetzt wirkt. Dennoch insgesamt solide Leseunterhaltung mit gut gemeinten 3 Sternen.

Bewertung vom 02.03.2016
Scheffel, Annika

Nelli und der Nebelort


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Nelli, kurz vor 10, zieht mit ihrer Mama Ava, kurz vor 30, in einem bunten Kleinbus durch die Welt, immer in Bewegung und immer auf der Suche nach Avas großer Liebe und Nellis Seemannspapa Eric, der seinerzeit spurlos verschwand und Ava das Herz gebrochen hat.
Eines Tages fliegt ein Briefträger am Bus vorbei und der bunte Bus kommt von der Straße ab. Plötzlich finden sich Ava, Nelli und ihr Schweinchen Jupiter an einem ganz nebeligen, bedrückenden und sehr merkwürdigen Ort wieder…

Meine Meinung:

*** Von Streifenmenschen und Zwischenwo***

Das rd. 255 Seiten starke Hardcover-Buch startet mit einem wunderbaren Zitat aus Michael Endes Meisterwerk „Momo“. Tatsächlich hat Nelli mich mit ihrem unbändigen Wuschelkopf schon von der Illustration auf dem Cover ein Bisschen an Momo erinnert. Aber auch die wundervolle Geschichte von Annika Scheffel weist Parallelen zu Michael Endes „Momo“ auf. Eines vorweg: In Sachen Fantasie und Erzähldichte muss sich Annika Scheffel mit ihrem Kinderbuch-Erstlingswerk nicht hinter Michael Ende verstecken!

Der Start in diese außergewöhnlich fantasievolle Geschichte gelingt wunderbar leicht und der Kreis der Hauptcharaktere ist mit Nelli, Ava und dem Schweinchen Jupiter sehr übersichtlich. Die drei mochte ich vom Start weg sehr gerne. Nelli ist ein Mädchen, das den Kopf voller Ideen und Fragen hat. Schnell nimmt die Geschichte an Fahrt auf und führt den Leser an den unheimlichen Nebelort. Ab hier geht es sehr geheimnisvoll zu. Es ist ein Ort, an dem die Gesetze von Raum und Zeit anscheinend nicht gelten… oder einfach andere zu sein scheinen. Die Uniformität der Tage dehnt die Zeit wie einen Kaugummi. Stunden, Tage oder auch Wochen vergehen, wer weiß das schon so genau? Diese melancholische, latent bedrohliche Stimmung zieht sich wie ein roter Faden bis zum Finale der Geschichte durch. Dabei rätselt der Leser die ganze Zeit mit Nelli mit, was es mit diesem Ort auf sich hat, welches Geheimnis es zu lösen gilt. Entsprechend spannend und immer wieder überraschend habe ich diese Geschichte empfunden.

Die Geschichte ist aber nicht „nur“ geheimnisvoll! Nein, sie ist auch unglaublich fantasievoll, stellenweise komisch (z.B. „Jupiters Onkel war ein sehr großer Schinken“) und – ja – auch durchaus unheimlich. Es ist eine Geschichte, die lehrt, niemals aufzugeben, egal wie ausweglos die Situation auch erscheint; Eine Geschichte über Verlustängste, überbordende Sorgen, aber auch über das mutig sein.


Auch der Schreibstil gefällt mir sehr gut, ist stellenweise richtig poetisch („Der Ort, den Großeltern „Früher“ nennen…“ – oder auch S. 45: „Das Lächeln rutsch dem Briefträger aus den Mundwinkeln, gleitet sein Kinn entlang und tropft hinab in den Nebel.“). Die Beschreibungen der Orte und Charaktere finde ich stellenweise wunderbar plastisch, dann wieder - sehr passend - irgendwie „nebelig verschwommen“. Hier passt alles perfekt zusammen.

Last but not least: Die Illustrationen von Joelle Tourlonias sind wirklich wunderbar, fast schon kleine Kunstwerke für sich! Der kleine Jupiter mit seiner Fliegermütze oder auch Einhorn & Giraffe im Wald… toll! Sie erinnern mich ein bisschen an die fantastischen Werke von Régis Loisel.

Diese Geschichte würde eine wunderbare Vorlage für einen Tim Burton Film (u.a. „Nightmare before Christmas“) liefern.

FAZIT:
Annika Scheffel hat mich wie ein sanft, aber unaufhaltsam dahin fließender Fluss auf diese literarische Traumreise mitgenommen, geheimnisvoll, surreal und immer wieder überraschend.

Bewertung vom 23.02.2016
Bertram, Rüdiger

Die Jagd nach dem Geisterdieb


ausgezeichnet

Ein schaurig-schöner Detektivspaß

Zum Inhalt:
Große Aufregung in der Geister-Community von Ottershausen: Ein Geist nach dem anderen verschwindet spurlos! Wer könnte ihnen da besser helfen als der berühmte Sherlock Holmes und sein getreuer Kompagnon Dr. Watson?
Doch da gibt es leider ein Problem: Die Beiden, die die Geister kurzerhand entführen, sind gar nicht die zwei Meisterermittler, sondern die Schüler Lale und Henry, die kurz vor ihrem großen Auftritt im Schultheater stehen…

Meine Meinung:

Rüdiger Bertram (Text) und Heribert Schulmeyer (Illustrationen) sind ein inzwischen schon eingeschworenes Kinderbuchteam und dürften Einigen schon von der „Coolman und ich“-Reihe oder auch den „S.W.A.P.“-Büchern bekannt sein. Auch mit „Mo und die Krümel“ haben die beiden schon mehrfach bewiesen, dass sie wirklich tolle Kinderbücher schreiben / illustrieren können.

Auf 175 Seiten, aufgeteilt in spukige 13 Kapitel, entführt Rüdiger Bertram seine Leser in das beschauliche Ottershausen und direkt zur kleinen, aber feinen Geistergemeinde, deren Vorsitz die durchsichtige Gräfin Cecilia hat. In sofern gelingt der Start in die Geschichte sehr schnell und macht die kleinen wie großen Leser gleich neugierig auf das Geheimnis der verschwundenen Geister. Mit dem schusseligen kopflosen Alfons, der als „Running Gag“ ständig seinen Kopf (auf dem Cover zu sehen) irgendwo liegen lässt, der Knochenklapperkatze Chang Miau Sing (die schon auf dem Schoß Marco Polos geschnurrt hat und nie um eine chinesische Weisheit verlegen ist) oder auch dem kleinen Heulgeist (siehe auch Umschlagrückseite) sind die Spukgestalten von Ottershausen eher knuffig als gruselig. Das man die Geister vom Start weg mag, liegt sicherlich nicht zuletzt an den liebevollen Illustrationen von Heribert Schulmeyer.

Mit Henry und der zunächst etwas ungestümen Lale gibt es aber auch zwei Protagonisten aus „Fleisch und Blut“, die im Fortgang der Geschichte durchaus über sich selbst hinauswachsen und mir ans Herz gewachsen sind. Sehr gut hat es mir dabei gefallen, dass die beiden zu Beginn recht unterschiedlich erscheinen, dann aber doch merken, dass sie mehr gemeinsam haben als zunächst gedacht und sich zu einem wirklich tollen Team entwickeln.

Die Geschichte selbst ist unterhaltsam, spannend, lustig und stellenweise auch ein bisschen gruselig, aber eher auf eine schaurig-schöne Art und Weise. Ich habe mit Henry, Lale und den Geistern mitgefiebert, mitgeraten und mitgezittert. Dass dieses Buch zum Finale kindgerecht mit einem schönen Happy End aufwartet, darf hier - denke ich - an dieser Stelle schon vorweg genommen werden (alles andere würde zumindest meinen Kindern so gar nicht gefallen). Der Leseempfehlung (8 – 10 Jahre) kann ich mich uneingeschränkt anschließen. Für geübte Selbstleser sollte das Buch mit seinem etwas vergrößertem Schriftbild und größerem Zeilenabstand problemlos zu meistern sein.

FAZIT:
Spannung, Spaß und auch ein Bisschen wohliger Grusel. Wer braucht schon Sherlock Holmes und Dr. Watson wenn er Henry & Lale haben kann?

Bewertung vom 18.02.2016
Ruebenstrunk, Gerd

Blutring


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Der 14jährige Daniel ist – sehr zu seinem Leidwesen - mit seinen Eltern von Deutschland nach Barcelona gezogen. Beim Stromern durch die Gassen der fremden Stadt lernt er den alten Bettler Juan kennen. Als dieser eines Tages plötzlich verstirbt, lernt Daniel Juans Familie kennen und erfährt, dass Juan ein gefährliches Geheimnis gehütet hat…

Meine Meinung:
Auf rund 300 Seiten entspinnt Autor Gerd Ruebenstrunk (u. A. „Arthur und die Vergessenen Bücher“) eine spannende Abenteuerstory, die zunächst erstmal ganz harmlos und vergleichsweise unaufgeregt beginnt. Zusammen mit Daniel lernt der Leser Barcelona im Allgemeinen und die Kalé, das Volk der Roma, im Speziellen kennen. Als nach Juans Tod der zwielichtige Morales bei Daniel zu Hause auftaucht (S. 38) und sich als Polizist ausgibt, nimmt das Abenteuer unaufhaltsam seinen Lauf. Zusammen mit seinen beiden neuen Freunden Lola, dem taffen und unerschrockenen Kalé-Mädchen, und Jakob, dem verkannten Streber und kleinen Universalgenie, sowie Antonio, dem Enkel des alten Juan, begibt sich Daniel auf eine gefährliche Spurensuche quer durch Barcelona auf der Jagd nach einem alten, angeblich sehr mächtigen Artefakt, dem Blutring des Tamerlan.

Diese Suche führt die vier jungen Abenteurer an viele ungewöhnliche, geschichtsträchtige und durchaus leicht gruselige Orte in und um Barcelona, die teilweise weitab der bekannten Touristenpfade liegen. Es geht zu einem alten Wasserturm, in ein Kloster, einen düsteren Keller mit Filmarchiv, verfallene Häuser und in ein finsteres Höhlensystem. Darüber hinaus begegnen ihnen diverse skurrile Gestalten, wie z.B. der stoffelige Antiquar Arnulfo Robles, der smarte aber undurchschaubare Josep Fons Serra oder auch die unheimliche Historikerin Pilar Fernández, die ihnen von alten Legenden erzählen. Hierin geht es um den Ring des Tamerlan, den Vampir des Raval (hier hätte ich gerne mehr gelesen) oder auch den Geheimbund der Xinos. Auch historische Persönlichkeiten Barcelonas, wie Gaudi und Güell, nehmen hierbei ihren Platz ein.

Es ist eine abenteuerliche, temporeiche und überaus spannende Story, die sich Gerd Ruebenstrunk erdacht hat. Dabei hat er m. E. teilweise einige Anleihen bei J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“ genommen, was mich persönlich aber nicht gestört hat. Ich habe es eher als kleine Hommage an das große Werk der Fantasy gesehen. „Blutring“ ist allerdings kein Fantasy-Buch, hat aber eindeutige Mystery-Elemente, was man für einen Genuss dieses Buches mögen sollte.

Besonders gut gefallen hat mit die atmosphärisch sehr dichte Beschreibung Barcelonas. In seinem Nachwort lädt der Autor darüber hinaus zu einem virtuellen Rundgang durch das Kloster Poblat und die Höhlen von L`Esplugat de Francoli ein und empfiehlt, die Schauplätze des Buches per Google Street View zu betrachten. Dieser Empfehlung kann ich mich nur anschließen.

FAZIT:
Eine abenteuerliche, temporeiche und überaus spannende Jagd quer durch Barcelona mit einem Schuss Mystery und historischen Elementen.

Bewertung vom 08.02.2016
Haberstock, Meike

Ein Nilpferd macht das Rennen / Holly Hosenknopf Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Findelkind Holly Hosenknopf wohnt mit bei den liebsten Menschen zwischen Dünensund und dem Südpol, Käthe und Hinnerk, nachts in einem rosa Holzhaus und tagsüber in einem quietschbunten Überseecontainer mitten in den Dünen, vollgestopft mit 1.000 tollen Sachen. So besonders wie Holly selbst sind auch ihre Freunde: Das steckbrieflich gesuchte Erdferkel Herbert, das aus dem Zoo geflohen ist, die Riesenratte Sheriff Ludwig, das dauer-frierende Argentinische Wasserschwein Camillo Gonzales und das knuffige Zwergnilpferd Fee.
Als Fee sich eines schönen Tages in den Kopf setzt, am großen Pferde-Schönheitswettbewerb teilzunehmen, ist es nur selbstverständlich, dass ihr die Freunde dabei helfen.

Unsere Meinung:

Autorin Meike Haberstock ist uns schon von ihren wunderbaren „Anton“-Büchern („Anton hat Zeit“ und „Nur Mut, Anton“) bekannt. Schon beim ersten Aufschlagen des rd. 60 Seiten starken Buches merk man sogleich, dass dem Leser ein wimmelig-bunter Lesespaß bevor steht. Besonders schön fanden wir es, dass gleich zu Beginn die "Personen" so liebevoll vorgestellt werden und dass es - wie schon bei Anton - auf jeder Seite so viele kleine Details zu entdecken gibt. Das macht das Umblättern jedes Mal besonders spannend und lädt zum Betrachten ein.

Wir mochten die stets gut gelaunte Holly und ihre Freunde gleich von Beginn an, wobei das Erdferkel Herbert unser aller Liebling ist. Wie er per Steckbrief gesucht wird und sich deswegen nur verkleidet hinaus traut, ist einfach zum kringelig Lachen.

Die Geschichte ist witzig und hat auch meinen beiden Söhnen (4 & 7) gefallen. In sofern ist es trotz Pferden und Schminke keine reine „Mädchen-Geschichte“. Das Schriftbild ist schön groß mit breitem Zeilenabstand. Der Textanteil pro Seite ist recht überschaubar und sollte erfahrene Erstleser (ab Klasse 2) nicht überfordern. Die Leseempfehlung ab 7 beziehe ich auf´s selber lesen. Von der Geschichte her fand ich sie für meinen Vierjährigen auch sehr passend, vielleicht sogar noch passender als für meinen siebenjährigen Sohn.

Eine besondere Stärke von Meike Haberstocks Kinderbüchern sind die vielen tollen bunten Illustrationen, die von ihr selbst stammen. Entsprechend passen hier Text und Bilder 100%ig zueinander und ergeben ein wunderbares Gesamtbild.

FAZIT:
Ein buntes Lesevergnügen, das geübte Erstleser zum (vollständigen) Selbstlesen motiviert. Ein Spaß für Klein und Groß!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2016
Carol, J. S.

Fürchte dich


sehr gut

Nur dreieinhalb Stunden – ein spannender Thriller mit Gesellschaftskritik

Zum Inhalt:
Als „Spindoktor“ hilft Medienberaterin Jody „JJ“ Johnson den Reichen und Schönen Hollywoods, auch die scheinbar aussichtslosesten PR-Desaster zur Eigenwerbung zu vermarkten: Reue, Treue, Wohltätigkeit. Als sie beim Business-Lunch in Hollywoods exklusivstem Restaurant, dem Alfie´s, einen ihrer PR-Schützline, Hollywoods neuen Shootingstar Alex King, im Auge behält, stürmt auf einmal ein maskierter, schwer bewaffneter Mann mit Sprengstoffweste das Lokal und nimmt die zwei Dutzend anwesenden Personen als Geiseln. Während im Alfie´s ein grausames „Spiel“ beginnt, liefert sich die Presse einen unethischen Wettlauf um die schnellste und reißerischste Berichterstattung…

Meine Meinung:

Bestsellerautor James / J.S. Carol (das Pseudonym von Steve Jackson) ist seit „Broken Dolls“ bekannt für atemberaubende Spannung. Mit „Fürchte Dich“ (OT: „Tick Tick Boom“) legt er nun einen Stand-Alone Thriller vor, der eine fantastische Vorlage für einen Hollywoood-Thriller abgeben würde.

Die rd. 330 Seiten starke Geschichte spielt sich komplett in nur 3 ½ Stunden ab, zwischen 13:00 – 16:30 (abgesehen von Pro- und Epilog), wodurch der Leser die Geschehnisse nahezu in Echtzeit verfolgt (á la „24“). Das Drama beginnt ohne großes Vorgeplänkel bereits auf Seite 24, als der maskierte Geiselnehmer ins Restaurant stürmt. Von dort an gibt es nur noch zwei Welten: eine im Alfie´s und eine außerhalb des Alfie´s. Und diese beiden Welten scheinen für die Geiseln auf einmal Lichtjahre voneinander entfernt zu sein. Carol erzählt seine Story i.W. aus den vier Perspektiven von Medienberaterin Jody „JJ“ Johnson und Jungschauspieler & Shootingstar Alex King (im Alfie´s) sowie vom aufstrebendem Lokalreporter Rob Taylor und seinem Boss Seth (draußen). Durch einen schnellen und stetigen Wechsel der Perspektive gelingt es Carol, das Tempo stets auf hohem Niveau zu halten. Außerdem steigert sich die Spannung durch dieses Stilmittel gerade in der zweiten Hälfte, in der man immer mehr mit den Geiseln mitgezittert, ins nahezu Unerträgliche.

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit und um das Leben der Geiseln. Auch wenn es schon viele Storys um Geiselnehmer gibt, geht der maskierte Geiselnehmer im Alfie´s doch nach einem sehr ungewöhnlichen Modus Operandi vor. Entsprechend rätseln sowohl die Geiseln als auch die Polizei und die Presse über Herkunft und Motiv des Geiselnehmers. Mir ging es beim Lesen nicht anders, und das tatsächliche Motiv des Täters bleibt bei vielen unterschiedlichsten Spekulationen bis zuletzt im Dunkeln. Die Auflösung war in gleichem Maße überraschend wie nachvollziehbar. Dies hat der Autor für meinen Geschmack wirklich sehr gut gelöst.

Neben dem für einen Thriller genreimmanenten Fokus auf die Spannung weist „Fürchte Dich“ aber durchaus auch Drama-Elemente auf, die mir gut gefallen haben. Sehr gelungen finde ich auch das Bild der sensationsgierigen Medien, das Carol detailliert zeichnet. Hierbei ergeben sich erstaunliche Parallelen zwischen dem skrupellosen Geiselnehmer und dem Medienboss Seth, den seine drei etwas klischeebehafteten Assistenten (eine junge lesbische Frau und zwei junge Männer, mit asiatischen bzw. afroamerikanischen Wurzeln) anscheinend fast genauso fürchten wie die Geiseln den Geiselnehmer. Weitgehend gefühllos und 100%ig berechnend führt Seth bei der Berichterstattung Regie und spielt dabei den Herrn über das (berufliche) Schicksal seiner Mitarbeiter. So haben beide Welten (drinnen & draußen) ihren eigenen Schurken.

FAZIT:
Ein spannender und temporeicher Thriller mit einem Schuss Drama und Gesellschaftskritik.

Bewertung vom 02.02.2016
Baltscheit, Martin

Nur ein Tag


ausgezeichnet

Unsere Meinung:
Autor Martin Baltscheit ist ein wahres Multi-Talent und wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet (u.a. Deutscher Jugendtheaterpreis 2010 und Deutscher Jugendliteraturpreis 2011). Die Audioproduktion von „Nur ein Tag“ wurde 2014 ebenfalls als „Kinder- und Jugendhörbuch des Jahres“ (Hörbuch-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden) gekürt und mehrfach als Kindertheaterstück aufgeführt. Nun ist endlich auch das Buch hierzu im Dressler-Verlag erschienen.

Auf rd. 100 Seiten, gebunden im handlichen Hardcover-Umschlag, erzählt Martin Baltscheit eine ganz außergewöhnliche Geschichte. Es geht um zwei Freunde, den „schlauen Fuchs und das fette Schwein“ (O-Ton schlauer Fuchs). Eines schönen und idyllischen Tages beobachten sie, wie ein ganz besonderes, kleines Wesen das Licht der Welt erblickt: Die Eintagsfliege, die „kleine Meisterin des großen Glücks“ und die „große Eintagsliebe“ von Wildschwein „Walter“. Vom ersten Augenblick an haben die beiden diese kleine Fliege ganz fest in ihr Herz geschlossen. Zugleich ist von Anfang an klar, was das Ende des Tages und damit auch das Ende dieser Geschichte bestimmen wird: Der unabänderliche Tod der kleinen, unschuldigen und so unglaublich unbeschwerten und lebensfrohen Eintagsfliege.

Der Tod geliebter Menschen oder auch Tiere ist immer ein ernstes und zutiefst trauriges Thema, mit dem selbst Erwachsene zumeist nur schwer umgehen können. Dieses Thema aber Kindern kindgerecht und unbeschwert nahe zu bringen, ist eine wahre Kunst, auf die sich Martin Baltscheit versteht. Er erzählt seine Geschichte mit unglaublich viel Fantasie und wunderbar poetischen Worten („Der Stundenplan des Lebens füllt sich von selbst.“ - S. 69), stets leicht und doch mit ganz viel Tiefgang, mit Humor und unendlich viel Gefühl. Stellenweise ist diese Geschichte urkomisch und herzzerreißend zugleich, ein echtes Wechselbad der Gefühle.

Garniert ist das Ganze mit vielen Lebensweisheiten, die zum Teil althergebracht (S. 17: „Das Leben ist zu kurz zum Streiten.“), aber auch deswegen einfach zeitlos und immer richtig sind, und die – für mich – zum Teil in dieser (Argumentations-)Form neu sind (S. 12: „Der Tod ist wie das Leben – unvermeidbar. Niemand weint über das Leben und deshalb sollte auch keiner über den Tod weinen.“). Andere Weisheiten sind wiederum einfach nur zum Schmunzeln („kuscheln statt killen“), aber deswegen nicht weniger wahr. So viel und so geballten Tiefgang habe ich bislang sehr, sehr selten in Kinderbüchern gefunden.

Komplettiert wird diese wirklich außergewöhnliche Geschichte durch – für meinen Geschmack – fantastische Illustrationen von Wiebke Rauers, z.B. die niesende Fliege auf S. 14 oder auch das „Zirkusplakat“ auf S. 68.

Ich weiß, dass ich hier mit vielen Superlativen um mich geschmissen habe, aber dieses Buch hat es zweifelsohne verdient! Mir und meinem Sohn (7) hat es sehr gut gefallen!


FAZIT:
Ein schweres Thema verpackt in eine bezaubernde Geschichte, die wundervoll leicht, poetisch, humorvoll und doch mit sehr viel Tiefgang erzählt wird. Ein ganz fantastisches Kinderbuch, auch für Erwachsene!

Bewertung vom 01.02.2016
Habersack, Charlotte

Der schaurige Schusch


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Auf dem höchsten Berg im Simmerlgebirge, dem Dogglspitz, wohnen das scheue Huhn, der bockige Hirsch, die garstige Gams, das maulige Murmeltier und der Party-Hase. Doch mit der ruhigen Bergidylle ist es schnell vorbei, als die fünf Freunde erfahren, dass ein neuer Nachbar zu ihnen auf die Bergspitze ziehen möchte: Der Schusch! Auch wenn keiner von ihnen den Schusch jemals zuvor selbst gesehen hat, so wissen sie doch ganz genau, was sie von dem Schusch zu halten haben: Er ist so groß wie ein Cola-Automat, zottelig wie eine alte Zahnbürste, stinkt nach nassem Hund, klaut Eier und verspeist Hasenbraten. Während die fünf freunde noch beraten, wie man den Schusch fernhalten könnte (einen Zaun bauen!) merken sie, dass der Schusch schon längst in seine Höhle eingezogen ist. Zu seiner Einweihungsparty traut sich nur der Party-Hase, der daraufhin für Stunden verschwindet…


Unsere Meinung:

„Der schaurige Schusch“ ist ein wunderbares, rd. 30 seitiges Kinderbuch (Hardcover) aus dem Ravensburger Verlag von Autorin Charlotte Habersack (u.a. „Pippa Pepperkorn“; „Kalle gegen alle“) mit wirklich tollen, ganzseitigen Illustrationen von Sabine Büchner (u.a. „Petronella Apfelmus“; „Superhugo“).

Schon auf der ersten Doppelseite gibt es wimmelig viel zu entdecken, von der wandernden Kuh bis zum Helikopter fliegenden Hund. Hier lädt das Buch bereits zum ausgiebigen, gemeinsamen betrachten ein, was ein schöner Einstieg in die Geschichte ist. Mit den Gerüchten, die sich die fünf tierischen Bergbewohner schon bald über den Schusch bange erzählen, kuschelt sich mein Sohn (4) beim Vorlesen gleich ein bisschen enger an mich an. Es hört sich ja tatsächlich ganz schön furchteinflößend an, was die Tiere da so alles vermuten. Doch als der Party-Hase dann todesmutig - oder vielleicht auch einfach nur unvoreingenommen (!) – an die Tür des Schusch klopft, gibt es auf dem Bild schon eine wichtige Kleinigkeit zu entdecken. Als ich meinen Sohn dann frage, ob er auch glaubt, dass der Schusch böse und ganz furchtbar ist, antwortet er mit einem bestimmten „Nein!“. Auch wir lassen uns also unerschrocken auf den Schusch ein…

Nach dem Ende der Geschichte hab´ ich sie gleich nochmal vorlesen dürfen, so gut hat sie meinem Sohn gefallen. Auch am Folgetag haben wir die Geschichte vom Schusch nochmal gelesen. Dabei ist diese Geschichte keine „einfache“ Geschichte für Kinder, sondern eine wirklich sehr schöne, kindgerecht erzählte Fabel / Parabel. Sie lehrt die Kinder nebenbei und unaufdringlich, unvoreingenommen und vorurteilsfrei auf Andere zuzugehen, sich nicht auf Hörensagen zu verlassen und „Anders sein“ nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu betrachten. Gerade in der heutigen Zeit ist dies ein immer wichtiger werdendes Thema, welches ja auch vielen Kindern schon im Kindergarten und / oder der Grundschule begegnet.

FAZIT:
Eine „einfache“, kindgerecht erzählte und wunderbare Parabel mit tollen Bildern zu den Themen Vorurteile und Toleranz. Neben „Irgendwie Anders“ (Kathryn Cave / Chris Riddell) meiner Meinung nach eines der besten Bücher für Kinder ab dem Kindergartenalter zu diesem Thema.