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dorli
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Insgesamt 893 Bewertungen
Bewertung vom 31.12.2012
Fölck, Romy

Täubchenjagd


ausgezeichnet

Dresden. Wiederholt entdecken Spaziergänger grausam verstümmelte Tauben. Als eines Morgens ein bestialisch zugerichteter Schäferhund gefunden wird, kann die Polizei den vermutlichen Täter dingfest machen: Der Obdachlose Hans Nowotny schläft stark alkoholisiert unweit des getöteten Hundes – und in Nowotnys Besitz befindet sich ein blutiges Messer, dass eindeutig als Tatwaffe identifiziert werden kann. Doch Nowotny bestreitet aber die Tat. Obwohl alle Indizien gegen ihn sprechen, wird der Obdachlose von dem jungen Strafrichter Raik Winter freigesprochen. Kurze Zeit später wird die entstellte Leiche von Anne Thalheim gefunden. Alle Spuren deuten auf den Taubenmörder hin und damit auf Hans Nowotny. Doch der ist nicht auffindbar…

Mit „Täubchenjagd“ hat Romy Fölck mir alles geboten, was für mich zu einem fesselnden Krimi dazugehört. Eine flüssig und spannend erzählte Geschichte, die mich flugs in das Geschehen hineinzieht, deren Spannungskurve durchgehend auf einem hohen Niveau bleibt, die schlüssig aufgebaut ist und die mir durch zahlreiche offene Fragen und unerwartete Wendungen viel Platz zum Miträtseln und Mitgrübeln gibt.
Außerdem gelingt es der Autorin prima, die Gedanken und Gefühle ihrer Protagonisten zu vermitteln. So konnte ich zum Beispiel Raik Winters Zweifel, ob er mit dem Freispruch Hans Nowotnys richtig gehandelt hat, gut nachvollziehen. Und auch die Unstimmigkeiten zwischen Kommissarin Conny Claudius und ihrem Vorgesetzten Manfred Bergmann werden für den Leser schnell deutlich.
Ich liebe detaillierte Schilderungen, um mich besser in Handlung und Schauplätze hineinversetzen zu können. Und auch hier kann Romy Fölck mich mit ihren ausführlichen Beschreibungen von Dresden und Umgebung durchweg begeistern.

Ein rundum fesselnder Krimi, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 30.12.2012
Schweikert, Ulrike

Engel der Verdammten / Peter von Borgo Bd.4


ausgezeichnet

Hamburg. Kriminalkommissarin Sabine Berner kehrt nach einigen Monaten Freistellung in den Polizeidienst zurück und hat es gleich mit einem brutalen Mord zu tun. Während der Ermittlungen, bei denen Sabine wieder von dem Vampir Peter von Borgo unterstützt wird, geschehen weitere Morde. Bei den Opfern handelt es sich immer um junge Frauen, die aus Osteuropa stammen und illegal als Prostituierte oder Haushaltshilfe in Hamburg leben. Schnell merkt Sabine, dass Peter mehr über die Vorfälle weiß, als er zugibt und als ihr bei der Spurensuche einige Merkwürdigkeiten auffallen, wächst ein schrecklicher Verdacht in ihr…

„Engel der Verdammten“ ist der erste Roman, den ich aus dieser Reihe gelesen habe, und es ist mir auch ohne Kenntnis der ersten beiden Bände leicht gefallen, in das Geschehen einzutauchen.
Die Mischung aus fesselndem Krimi und ein bisschen Fantasy ist Ulrike Schweikert hervorragend gelungen. Mir gefällt das Zusammenspiel von Mensch und Vampir hier besonders gut, weil Sabine sehr willensstark ist und obwohl man die Macht des Vampirs spürt, gibt sie seinem Drängen, seine Gefährtin zu werden, nicht nach. Der immer geheimnisvoll wirkende Peter von Borgo würfelt nicht nur Sabines Privatleben durcheinander, auch sein Mitwirken an den polizeilichen Ermittlungen bringt Sabine gegenüber ihren Vorgesetzten in Erklärungsnot. Ich musste schmunzeln, wenn Sabine sich aus eigentlich unerklärlichen Situationen herauswindet oder versucht, Peters übernatürlich gewonnene Erkenntnisse an Kollegen und Vorgesetzte weiterzureichen.
Von den Nebenfiguren hat mir Sabines Kollege Sönke Lodering sehr gut gefallen. Er hat so eine offene, herzliche Art. Und dass ihm der ein oder andere plattdeutsche Ausdruck über die Lippen kommt, passt prima zu ihm und unterstützt außerdem die norddeutsche Atmosphäre in dem Buch.
Dieser Krimi hat mir nicht nur durch die spannende Handlung eine Gänsehaut verursacht. Der dritte Fall für Sabine Berner und Peter von Borgo rückt ein schwieriges Thema in den Fokus: Zwangsprostitution, Menschenhandel und Sklaverei im 21. Jahrhundert. Es ist erschreckend und traurig zugleich, zu welchen Abscheulichkeiten manche Menschen um uns herum fähig sind. Ulrike Schweikert hat dieses Thema gründlich recherchiert und gibt die Informationen ganz geschickt an den Leser weiter, indem sie dem Journalisten Felix Leonhardt und der Sozialarbeiterin Corinna Huttner entsprechende Worte in den Mund legt. Sabine wird durch diese Hinweise und Erklärungen bei den Ermittlungen unterstützt, der Leser erhält einen Blick auf die grausame Realität.

Ein rundum gelungener Hamburg-Krimi, der durchweg spannende Unterhaltung bietet.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.12.2012
Dobson, Melanie

Das Haus auf Crescent Hill


ausgezeichnet

Als die Fotojournalistin Sarah von ihrem Arbeitgeber nicht bezahlt wird, steht sich völlig mittellos da und beschließt, zunächst einmal bei ihrer Großmutter Rosalie in Etherton unterzukommen. Dort angekommen muss sie erfahren, dass Rosalie vor kurzem verstorben ist und ihr das baufällige Herrenhaus hinterlassen hat. Sarah zieht dort ein, doch mysteriöse Geschehnisse lassen sie vermuten, dass sie in der riesigen Villa nicht alleine ist. Ihr kommen alte Geschichten über Geheimgänge in den Sinn und gemeinsam mit Alex Yates von der Stadtverwaltung versucht Sarah den Dingen auf den Grund zu gehen…
Stephanie will im Zuge ihres Studiums eine Arbeit über ein Familiengeheimnis, in dem verschwundene Schmückstücke eine Rolle spielen, schreiben und landet bei ihren Nachforschungen ebenfalls in Etherton…

Melanie Dobson entführt den Leser in ihrem Roman „Das Haus auf Crescent Hill“ in eine idyllische amerikanische Kleinstadt.
Der fesselnde Schreibstil und die bildhaften Beschreibungen der Autorin haben mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Den Leser erwartet eine geheimnisvolle Familiengeschichte mit interessanten Charakteren, rätselhaften Verstrickungen und plötzlichen Wendungen.
Mit Bezug auf den amerikanischen Bürgerkrieg erzählt die Autorin von der interessanten Vergangenheit des Hauses und seiner Bewohner. Sie schickt ihre Protagonisten auf spannende Entdeckungsreise und Schatzsuche und lässt dabei jeden ein anderes Ziel verfolgen. Während Sarah nach einer Möglichkeit sucht, das alte Haus wieder instand zu setzen, gilt es für Alex, eine dringend benötigte Einkommensquelle für die Stadt zu finden und Stephanie möchte eigentlich nur das Rätsel um ihre Familie lösen. Außerdem gibt es natürlich noch Leute wie Edward und Jake, die ihren ganz persönlichen Reichtum im Visier haben.
Auch der christliche Glaube spielt in diesem Buch eine Rolle, besonders Alex versucht durch Gebete sein ganz persönliches Leid zu verarbeiten.

Ein spannender Roman, der mich durchweg gut unterhalten hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.12.2012
Prange, Peter

Der Kinderpapst


ausgezeichnet

Rom, 1032. Der 12-jährige Teofilo hat seine Zukunft genau vor Augen: Er liebt Chiara, er will sie heiraten und mit ihr ein glückliches, beschauliches Leben führen. Doch dann kommt alles anders. Teofilos Onkel, Papst Johannes XIX. stirbt und Teofilos Familie setzt alle Hebel in Bewegung, um die päpstliche Macht in der Familie Tusculum zu halten. Sie drängen das Kind in das Amt des Kirchenoberhaupts und als Benedikt IX. wird Teofilo der jüngste Papst aller Zeiten – und seine große Liebe Chiara für ihn unerreichbar.
Benedikt wird zum Spielball von Kirchenleuten und Adel, er versinkt in einem Strudel aus Intrigen, Machthunger und Geldgier und zerbricht im Laufe der Zeit unter der ihm aufgebürdeten Last. Aus ihm wird ein grausamer Herrscher. Hunger, Elend und Krieg sind die Folgen, das römische Volk leidet.

Schon der Einstieg zu dieser spannend erzählten Geschichte ist Peter Prange ausgezeichnet gelungen. Im Prolog steht die Seligsprechung von Benedikt IX. zur Diskussion und mit Hilfe alter Akten soll geprüft werden, ob die Vorraussetzungen hierfür gegeben sind.
Im Handlungsverlauf zeichnet Peter Prange Teofilos Leben interessant und fesselnd nach und webt um dessen Entwicklung eine ergreifende Liebesgeschichte. Das Zusammenspiel der historischen und fiktiven Figuren ist hervorragend ausgearbeitet und durchweg glaubhaft. Man ist als Leser ständig mitten im Geschehen und lebt und leidet mit Teofilo und Chiara.
Trotz der ganzen Wirren in und um Rom habe ich in dieser Geschichte nicht einmal den Faden verloren. Das stetige Hin- und Her um den amtierenden Papst, das ewige Gerangel um Geld und Macht und auch das Auf- und Ab in der Beziehung zwischen Benedikt und Chiara wird von Peter Prange verständlich und mit wunderbarer Klarheit erzählt.
Der Autor verschafft dem Leser ein interessantes Bild des mittelalterlichen Roms und sorgt gleichzeitig für spannende Lesesunden und gute Unterhaltung.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2012
Henneberg, Marion

Die Entscheidung der Magd


ausgezeichnet

Eilika und ihr kleiner Bruder Ingulf kommen nach dem Unfalltod ihres Vaters als Magd bzw. Stalljunge auf der Bernburg bei Albrecht von Ballenstedt unter. Um den Zudringlichkeiten von Albrechts Neffen Reinmar zu entfliehen, will Eilika die Burg schnellstmöglich allein verlassen und bittet daher den Ritter Robert von Harsefeld ihren Bruder als Knappen aufzunehmen. Eilika macht sich heimlich auf den Weg und wird gleich in der ersten Nacht überfallen. Gerade noch rechtzeitig kommt Robert ihr zur Hilfe und bringt Eilika zu seiner früheren Amme Alda. Er selbst ist durch Heinrich den Löwe mit Aufgaben zur Vorbereitung des Wendenkreuzzeuges betraut.
Bei Alda erlernt Eilika die Heilkunst und die Äbtissin des nahegelegenen Stifts lehrt sie das Lesen und Schreiben. Als Alda stirbt, macht Eilika sich auf nach Braunschweig, eine Kette und einen Brief für Robert im Gepäck…

Marion Henneberg wartet in ihrem ersten historischen Roman mit einer tollen Mischung aus geschichtlichen Ereignissen und fiktiver Handlung auf.
Die Beschreibungen der Charaktere sowie der Ereignisse und Handlungsorte sind so gut gelungen, dass man von der ersten Seite an mitten im Geschehen ist. Sowohl das Burgleben, Eilikas Lehrzeit bei Alda als auch die Schauplätze rund um den Kreuzzug werden anschaulich und lebendig beschrieben und man bekommt als Leser gute Einblicke in das politische Geschehen und auch in die Begebenheiten des täglichen Lebens.
Es hat mir großen Spaß gemacht, Eilika auf ihrem Weg zu einer selbstbewussten jungen Frau zu begleiten. Sie hat es nicht immer leicht, trifft aber mutige, manchmal auch übermütige Entscheidungen, die sie letztendlich an ihr Ziel bringen.

Eine kurzweilige und flüssig zu lesende Geschichte, die durchweg gute Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 02.12.2012

Stammtischmorde


sehr gut

Herausgeber Hartwig Hochstein präsentiert den Mordsplan von 9 Leipziger Autoren. In diesem Buch wird aus den unterschiedlichsten Motiven leidenschaftlich gemordet und geraubt. Die Krimis sind bissig, dramatisch oder humorvoll und mancher lässt den Leser auch nachdenklich werden. Eine abwechslungsreiche Mischung - alle Autoren tragen mit interessanten Ideen dazu bei, dass aus dieser kriminellen Sammlung fesselnde, spannende Unterhaltung wird.
Am besten gefallen hat mir „Alles oder nichts“ von Erich Loest. Die mit 50 Seiten längste Geschichte in dieser Anthologie ist klasse aufgebaut – hier kann man prima miträtseln, wird ein ums andere Mal auf eine falsche Fährte gelockt und am Ende mit der Identität des Täters überrascht – ein Krimi rundum so, wie ich ihn mir wünsche. Auch Romy Fölck und Sophie Sumburane konnten mich mit ihren Beiträgen begeistern. Es gibt aber auch Geschichten, die zwar gut erzählt werden, die mich aber durch ihr offenes Ende („Dezemberabend“; „Kinder der Stadt“) oder durch das frühe Wissen um den Täter („Ich weiß, wer es getan hat“) nicht restlos überzeugt haben.

Insgesamt eine spannende und kurzweilige Lektüre – bitte mehr davon.

Bewertung vom 22.11.2012
Zinßmeister, Deana

Das Pestzeichen / Pest-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Saarland 1652. Als die 17-jährige Susanna nach einem Besuch bei Verwandten auf den elterlichen Hof zurückkehrt, findet sie ihre Familie ermordet vor – nur ihr Vater kann ihr noch das Versteck von geheimnisvollen Schriften verraten, bevor er stirbt. Susanna nimmt diese für das Finden eines Schatzes wichtigen Schriften an sich und gerät damit in das Visier der Mörderbande – zu der auch Jeremias gehört, der Mann, dem Susannas Vater vertraut hat und an den Susanna sich wenden soll. Entgegen dem Rat ihres Vaters flieht Susanna. Eine gute Idee, wie sich sehr schnell zeigt. Auf ihrer Flucht bekommt sie Hilfe von Urs, einen jungen Schweizer, dessen größter Wunsch es ist, Heiler zu werden. Urs ist mit seiner Familie eigentlich auf dem Weg nach Trier, wo er auf Anweisung seines Vaters Soldat werden soll…

In ihrem Roman „Das Pestzeichen“ nimmt Deana Zinßmeister den Leser mit auf eine fesselnde Reise durch das Land an der Saar. Sie beschreibt eine spannende Jagd nach einem Schatz, schildert dabei die unterschiedlichen Beweggründe aller Beteiligten sowie deren Hoffnung, mit dem Fund des Schatzes zu Reichtum zu gelangen und sich ein besseres, sichereres Leben in dem durch den 30-jährigen Krieg zerstörten Land leisten zu können.

Es gelingt der Autorin hervorragend, die Geschehnisse und Handlungsorte rund um Susannas Flucht und ihren Weg zur Pestkirche in Aschbach zu beschreiben. Susanna lernt die unterschiedlichsten Menschen kennen, die von der Autorin alle sehr detailliert beschrieben werden, so dass jeder einzelne von ihnen rasch Sympathie oder Abneigung weckt. Man leidet mit Susanna, als sie von ihrer mürrischen Tante und deren ständig betrunkenen Mann nur ausgenutzt und beschimpft wird, spürt ihre Angst, als sie auf die Mörder ihrer Familie trifft und freut sich für sie, dass sie bei ihrem Halt in Eppelborn im (auch heute noch existierenden) Bachmichel-Haus auf die Familie Sonntag trifft, die es sehr gut mit ihr meint und sie bei ihrem Vorhaben unterstützt.

Der zu damaliger Zeit große Aberglaube in der Bevölkerung wird besonders hervorgehoben. Sowohl bei der Schatzsuche wie auch bei der Vorsorge vor der Ansteckung mit der Pest bediente man sich allerhand magischer Hilfsmittel, von denen die Autorin in dieser Geschichte sehr interessant erzählt.

Ein rundum gelungener, gut recherchierter historischer Roman, der mir ein paar spannende Lesestunden beschert hat.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.11.2012
Ellison, Kate

Schmetterlingsjagd


sehr gut

Vor einem Jahr starb der Bruder der 17-jährigen Penelope (Lo). Sie und ihre Eltern leiden sehr unter dem Verlust und sind nicht in der Lage, einander Halt zu geben. Lo hat sich in ihre eigene Welt zurückgezogen, in der sie stets alle Dinge in eine bestimmte Ordnung bringen muss. Als sie auf einem ihrer Streifzüge durch die Stadt Zeugin eines Mordes wird und wenig später einige Sachen der ermordeten Sapphire auf einem Flohmarkt entdeckt, ist Lo wie besessen von dem Drang, den Mörder zu finden und damit die Dinge wieder in Ordnung zu bringen…

Kate Ellison hat mich mit ihrem Roman um die neurotische Lo sehr schnell eingefangen.
Die Autorin lässt ihre Protagonistin gleich auf den ersten Seiten Zeugin eines Mordes werden, die Hintergründe und Zusammenhänge erfährt der Leser erst nach und nach. Die Mordgeschichte ist für mich schnell zur Nebensache geworden, denn viel interessanter war für mich Penelopes Entwicklung und ob es ihr gelingen würde, sich von den Neurosen zu befreien oder diese zumindest zu reduzieren.

Lo leidet unter dem Verlust ihres Bruders und entwickelt aus diesem Leiden heraus eine Verhaltensstörung: sie setzt sich selbst dem Zwang aus, bestimmte, für den Außenstehenden völlig sinnlose Handlungen, ständig zu wiederholen. Auch auf mich haben diese Neurosen, an die Kate Ellison den Leser sehr intensiv teilhaben lässt, anfangs sehr befremdlich gewirkt. Doch mit jeder Seite lernt man Penelope besser kennen und entwickelt Verständnis für ihre Rituale – sogar ihr ständiges „tip tip tip, Banane“ hätte mir gefehlt, wenn sie es plötzlich nicht mehr gesagt hätte.
Die eigentliche Ursache der Verhaltensstörung sehe ich darin, dass Lo keinen Halt findet, nicht bei ihren Eltern, nicht in der Schule; und auch Flynt bringt Lo mit seinen Geheimnissen eher durcheinander, als dass er sie unterstützt – sie empfindet die Welt um sich herum als Chaos und versucht dieses Durcheinander in eine bestimmte Ordnung zu bringen, um sich selbst zu helfen und sich sicher zu fühlen.

Die Autorin hat ein sehr gutes Gespür für die Dosierung dieser Zwangshandlungen und Rituale. Lo durchläuft während der Suche nach Sapphires Mörder einige Höhen und Tiefen - war sie ängstlich, aufgeregt oder gestresst, dann verstärkte sich auch ihr Drang zu zählen, Dinge zu stehlen (sie nennt es „retten“) und Sachen zu ordnen.
Besonders interessant fand ich, dass Lo weiß, dass diese Zwänge nicht normal sind, sie schämt sich sogar teilweise für ihr Verhalten, kann sich den selbst auferlegten Ritualen aber nicht entziehen.
In der Mördersuche sieht Lo für sich eine Möglichkeit, vorherige Geschehnisse wieder gerade zu rücken und sie setzt alles daran, dieses Ziel zu erreichen. Das sie dabei selbst in Lebensgefahr gerät, ängstigt sie zwar, hält sie aber nicht vom Handeln ab.

Was die Sternchenvergabe betrifft, war ich bei diesem Buch ein wenig zwiegespalten. Für die Thrillerhandlung allein würde ich 3 Sterne vergeben, weil das Geschehen für mich über weite Strecken vorhersehbar war und dadurch einiges an Spannung vermissen ließ. Aber die Art und Weise, wie Kate Ellison Penelopes Neurosen darstellt und dem Leser diese Zwänge vermittelt, hat mich unheimlich beeindruckt, so dass hier 5 Sterne absolut verdient sind. Daher insgesamt 4 Sterne für dieses Buch von mir.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.