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Christina P.
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Hamburg

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Insgesamt 1122 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2019
Garcia Saenz, Eva

Die Stille des Todes / Inspector Ayala ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Mysteriöse Serienmorde im Baskenland
Der Fund von zwei Toten weckt böse Erinnerungen in Inspector Unai López de Ayala. Die Opfer, Mann und Frau, liegen nackt in einer liebevollen Umarmung inmiten einer Kirche im spanischen Vitoria. Bereits vor 20 Jahren arrangierte ein Serienmörder seine Opfer auf genau dieselbe Art. Doch für diese Taten sitzt der Archäologe Tasio de Ortiz seit bereits 20 Jahren im Gefängnis und erwartet erst in Kürze seinen ersten Freigang. Ist ein Nachahmungstäter am Werk? Zieht Tasio aus dem Gefängnis heraus die Fäden? Oder war damals vielleicht jemand anderes der Täter, wie der Verurteilte seit 20 Jahren behauptet? Etwa sein Zwillingsbruder? Während die Ermittler noch im Dunkeln tappen, wird die Mordserie nach altem Schema fortgeführt…
Mit „Die Stille des Todes“ startet die Trilogie um den spanischen Ermittler Ayala, genannt „Kraken“. Bereits den Beginn fand ich schon sehr interessant: Inspector Ayala hat eine Kugel im Kopf und erzählt anschließend rückblickend, wie es dazu kam. Normalerweise bin ich bei Romanen aus der Ich-Perspektive skeptisch, oftmals sind mir diese zu subjektiv oder enthalten viele langweilige Gedankengänge. Durch den taktischen Kniff, alles rückblickend zu erzählen, kann der Inspector allerdings Unwichtiges auslassen und verschont den Leser mit irrelevanten Gedankenkarussells.
Inhaltlich ist der Fall recht anspruchsvoll, Inspector Ayala und seine Kollegin Inspectora Estíbaliz Ruiz de Gauna ermitteln in viele Richtungen, tragen nach und nach Fakten zusammen – aber der entscheidende Hinweis offenbart sich erst ziemlich spät. Zudem bietet der damalige Verurteilte seine Hilfe bei der Suche nach dem Täter an. Da weiß man auch nicht, ob es ein Trick ist, seine Weste reinzuwaschen, oder ob im Gegenzug jemand ihm oder seinem Zwillingsbruder die Morde unterschieben will. Zusätzliche Rückblicke in die 1970er Jahre erzählen ergänzend von der Vergangenheit der Mutter der Zwillinge, welche sich nach und nach in das Gesamtbild einfügt und Hinweise auf den wahren Täter der Mordserie liefert.
Die Spannung des Thrillers hält bis zum Ende an und geht über den Punkt des Kopfschusses auf den Inspector hinaus. Der Lokalkolorit ist wunderbar in die Handlung eingewoben mit diversen historischen Bauten, Volksfesten und Spezialitäten, ebenso das Private der Ermittler, was jedoch nur einen angenehm geringen Anteil im Vergleich zu den Ermittlungen ausmacht.
Mir hat dieser doch recht komplex aufgebaute Thriller sehr gut gefallen, die Folgebände werden hoffentlich ebenso spannend.

Bewertung vom 22.07.2019
Christie, Agatha

N oder M? / Ein Fall für Tommy und Tuppence Bd.3


ausgezeichnet

Ehepaar Beresford liebt die Gefahr
Mit "N oder M" habe ich ein mir bisher unbekanntes Ermittlerduo aus Agatha Christies Feder kennenlernen dürfen. Das britische Ehepaar Tuppence und Tommy Beresford hat bereits während des Ersten Weltkriegs Spionagearbeiten für ihr Land erledigt. Nun ist der Zweite Weltkrieg ausgebrochen, die Kinder sind bereits aus dem Haus, aber niemand hat Verwendung für die beiden. Da bekommt Tommy offiziell einen harmlosen Bürojob angeboten, der sich als heimlicher Geheimdienst-Einsatz entpuppt. Als Privatperson ist er als unbekanntes Gesicht ideal, um einen Maulwurf zu enttarnen. Die pfiffige Tuppence bekommt natürlich Wind davon und reist ebenfalls getarnt an, um in dem gemütlichen Seebad nach dem Landesverräter Ausschau zu halten. Doch es stellt sich die Frage, ob Mann oder Frau, N oder M?
Das Ehepaar Beresford sieht einfach nicht ein, als altes Eisen abgestempelt zu werden, statt im Krieg dem Vaterland zu dienen. Da sie keine echten Spione sind, gehen sie teilweise recht unkonventionell an die Sache heran. Dabei war es amüsant zu lesen, wie sich nach und nach alle möglichen Leute unter Verdacht hatten und sich ihre Begründungen immer entsprechend zurecht bogen, ohne jedoch passende Beweise zu haben.
Wie von der Autorin gewohnt, werden immer mal wieder Hinweise eingestreut, welche auf den oder die Verräter/in hinweisen, man als Leser aber vielleicht nicht immer als solche erkennt. Ebenso haben sowohl der Verräter als auch das Ehepaar ein paar Spionagetricks auf Lager, die selbst nach rund 80 Jahren noch für die ein oder andere Überraschung sorgen. Und am Ende gerät das Paar sogar in Lebensgefahr.
Ein in sich stimmiger und unterhaltsamer Spionage-Krimi mit einem vom Geheimdienst beauftragten Ehepaar.

Bewertung vom 22.07.2019
Funke, Cornelia;Del Toro, Guillermo

Das Labyrinth des Fauns


ausgezeichnet

Ofelias Flucht vor dem Horror des spanischen Militärs
"Das Labyrinth des Fauns" ist das Buch zum Film "Pans Labyrinth" (El Laberinto del Fauno) von Guillermo del Toro aus dem Jahr 2006, welches Cornelia Funke auf dessen Bitte hin verfasste. Entsprechend nah hält sich dieses Buch an das Original. Neu sind die von der Autorin erdachten Kapitel einer Legende, auf der Ofelias Geschichte basiert und die geschickt mit der Realität kombiniert werden.
Ofelia ist eine 13-jährige Schneiderstochter, deren verwitwete Mutter neu geheiratet hat und nun hochschwanger mit ihrer Tochter zu ihrem Gatten Capitan Vidal zu dessen aktuellen Einsatzort im Wald fährt. Dort hat es sich der Militäroffizier im franco-faschistischen Spanien des Jahres 1944 zum Ziel gemacht, die Gegner des Regimes auszurotten. Schnell erkennt Ofelia die Brutalität, welche ihrem neuen Stiefvater innewohnt. Vor dem Schrecken flüchtet Ofelia in eine Fantasiewelt, welche ihr völlig real scheint: Sie begegnet einem Faun, welcher ihr eröffnet, die lang verschollene Prinzessin der Unterwelt zu sein.

"Doch bevor Euch erlaubt wird, in sein Königreich zurückzukehren, müssen wir sicherstellen, dass Euer Wesen unverändert ist und Ihr nicht zu einer Sterblichen geworden seid." (Zitat S. 62/63)

Wie bereits erwähnt, hält sich das Buch sehr ans Original. Der Film ist ab 16, düster und brutal. Das Buch ist ab 14 und macht die Schrecken der Erwachsenen deutlich, ohne allzu übermäßig ins Detail zu gehen. Der meiste Horror geschieht im Kopf, vieles wird eher angedeutet, wobei das bekannte augenlose Monster im Buch sogar relativ harmlos wirkte.
Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines allwissenden Erzählers. Dadurch erhält man z. B. beim Lesen ein wenig Einblick in Vidals Charakter. Sehr schön ist auch die Legende des dortigen Ortes rund um das Labyrinth, welche auf mehrere Kaiptel verteilt im Buch vorkommt und durch einige Details die Erzählung wunderbar ergänzt.

"Wir alle erschaffen uns unsere eigenen Märchen." (Zitat S. 73)

Ofelias Abenteuer sind so geschickt in die Realität eingebettet, dass man nicht immer eindeutig sicher sein kann, wann sie vor dem Horror der Realität in ihre Fantasiewelt flüchtet und welche ihrer Erlebnisse real sind. Mehrere Male verschwimmen die Grenzen, um anschließend mit der gnadenlosen Brutalität der Wirklichkeit über einen hereinzufallen. Sehr schön haben mir auch die Erlebnisse der Erwachsenen gefallen, allen voran die der Widerstandkämpfer, welche in den Wäldern ums Überleben kämpfen und unter Vidals Augen verborgen heimlich Hilfe erhalten.

"Doch die Menschen hören nicht, was die Bäume sagen. Sie haben vergessen, wie man den Dingen der Wildnis lauscht" (Zitat S. 118)

Ihren Schreibstil hat die Autorin wunderbar der Erzählung angepasst. Mal ein wenig märchenhaft, mal auf eventuell drohende Ereignisse anspielend. Hin und wieder Andeutungen, dass Gegenstände magische Eigenschaften aus der Legende besitzen könnten. Die Wortwahl ist angemessen gewählt, auf lange Beschreibungen hat sie verzichtet, um nicht allzu lange auf der Stelle zu treten. Auf diese Weise geht es im Roman zügig voran. Und das Ende ist entsprechend gestaltet, dass jeder Leser für sich entscheiden kann, wo für ihn die Wahrheit von Ofelias Erlebnissen liegt.

Bewertung vom 22.07.2019
Suchanek, Andreas

Schattenloge 2: In Asche und Blut / Das Erbe der Macht Bd.16-18


ausgezeichnet

Gnadenlos spannend
Die Tage der alten Ordnung sind gezählt, der neue Feind der Magier startet zum Angriff. In diesem Band, welcher die Einzelfolgen 16-18 der Urban Fantasy Serie beinhaltet, schickt der mächtige Bran seine Gehilfin Chloe auf eine Mission, um ihm ein letztes fehlendes Artefakt zu besorgen: Das Seelenmosaik. Eine gefährliche Mission - zwar nicht für Chloe, jedoch für ihre Begleiter. In der Zwischenzeit versucht Moriarty mit seinen Leuten, mehr über den magischen Pakt herauszufinden, in welchen auch Jen und Alex involviert zu sein scheinen. Und Johannas Freundin, nach langer Zeit von ihren Reisen durch die Splitterreiche zurück, zieht Erkundigungen über Bran ein, welche Böses erahnen lassen. Nebenbei taucht man in die Geheimnisse von Spiegelsaal und Opernhaus ein, erlebt mit Wechselbalg Kyra und Alex spannende Abenteuer, erlebt ein Wiedersehen mit Käptain Nemo, reist mit Alfie und Madison in ein fremdes Land... Und am Schluss, wenn die magische Welt in Trümmern liegt und Bran eine blutige Schneise seiner Macht zieht, erfährt man sein wahres Geheimnis um seine Person!
Selten hat mich ein Buch so sehr bewegt wie dieses! Klar, zur Zyklus-Halbzeit des zweiten Serienzyklus hatte ich mich bereits auf einiges gefasst gemacht - aber mit dem, was dann im Buch geschah, hatte ich nicht gerechnet. Zwar werden in diesem Band sehr viele Fragen beantwortet und die Abenteuer geben sich hier regelrecht die Hand, aber mit welcher Gnadenlosigkeit Bran letztlich zu Werke geht, hat mich doch sehr schockiert. Ebenso war ich überrascht, wer hinter Bran steckt und warum sein Hass auf die Magier so immens wurde. Das gefiel mir sehr gut. Zwischen all den lustigen, spannenden sowie schockierenden Momenten gab es aber auch wieder jede Menge kleiner Details zu endecken, von denen hoffentlich einige im Kampf gegen Bran hilfreich sein werden. Denn - ganz ehrlich - wie der Autor unsere Leute gegen DEN Feind bestehen lassen will, darauf bin ich mehr als nur gespannt!
Spannung, Action, bewegende Momente, Humor und viele neue Details machen diesen Band zum bisher besten der Serie!

Bewertung vom 18.07.2019
Pfeiffer, B. E.

Aschenglitzer


ausgezeichnet

Aschenputtel mit vertauschten Rollen
Lasst uns bei Aschenputtel doch einfach mal die Rollen tauschen: Der Prinz wird zum Stalljungen Nathaniel, der von seiner bösen Stiefmutter und ihren Töchtern ausgebeutet wird und Prinzessin Alessandra sucht beim Ball nach ihrem zukünftigen Gemahl. Dabei reitet sie lieber in bequemen Hosen durch den Wald, statt in Korsett und Glitzerkleid Tanzstunden zu nehmen. Natürlich dürfen bei einem Märchen auch Hexen, Zauberer und Wunschfeen nicht fehlen. Aber wer da jetzt wen rettet, "Prinz Nathaniel" die Prinzessin, die Prinzessin den Prinzen oder der Drache die Prinzessin - ja, es gibt auch einen Drachen - das bleibt die große Überraschung.

"... aber manchmal muss man an Magie glauben, auch wenn man sie nicht sieht" (Zitat S. 82)

"Aschenglitzer" ist eine Märchenadaption, die auf Aschenputtel basiert, aber auch einige weitere Märchenelemente beinhaltet. Es beginnt so, wie man das Märchen kennt, nur eben, dass diesmal Nathaniel mit Hilfe einer Wunschfee versucht, auf den Ball zu gelangen und das Herz der Prinzessin zu erobern. Wobei Wunschfee Rosalinda ein wenig "speziell" ist. Und da die Autorin eh schonmal dabei war, sämtliche Klischees über den Haufen zu werfen, hat sie vor dem Happy End einfach nochmal eine Wendung eingebaut und schickt Prinzessin Alessandra gemeinsam mit Nathaniel und einigen anderen auf ein gefährliches Abenteuer.
Mich hat das Märchen regelrecht verzaubert. Ich weiß nicht, ob da vielleicht etwas Feenstaub im Spiel war? Wobei die Autorin das gar nicht nötig hat. Alessandra ist endlich mal keine dieser verwöhnten, unselbständigen Prinzessinnen, sondern würde glatt selbst losziehen, um ihren Prinzen aus den Klauen des Bösen zu befreien. Nathaniel übernimmt perfekt die Rolle des Aschenputtel und Wunschfee Rosalinda - nunja, ist einfach erfrischend anders und bringt Humor und Abwechslung ins Märchen. Der Schreibstil ist herrlich unterhaltsam und abwechselnd aus der Sicht von Alessandra und Nathaniel geschrieben. Kleine Schmunzler und Glitzermomente inklusive.
Mit Aschenglitzer ist der Autorin eine wunderschöne, glitzertastische Märchenadaption gelungen mit Humor, Spannung, Tragik und natürlich Romantik.

Bewertung vom 16.07.2019
Ahdieh, Renée

Das Herz aus Eis und Liebe / Mariko Bd.2


sehr gut

Im Vergleich zu Band eins ging der rebellische Charme etwas verloren
"Das Herz aus Eis & Liebe" ist der zweite Teil der Samurai-Dilogie und schließt an "Das Mädchen aus Feuer & Sturm" an. Spielte der erste Teil noch schwerpunktmäßig im Wald, wo sich Mariko beim Schwarzen Clan einschlich, ist sie nun im Palast angekommen, um Prinz Raiden wie geplant zu heiraten. Während Roku, Raidens Bruder und neuer Kaiser, Okami foltert und Mariko eine Verbindung zum Schwarzen Clan nachweisen will, versucht sie, die Rolle des vertrauenswürdigen Opfers der Entführung zu spielen und Okami heimlich zur Flucht zu verhelfen. Doch auch der Schwarze Clan bleibt derweil nicht untätig, allen voran Yumi, die Schwester des Clanführers. Und im Hintergrund zieht jemand noch viel Mächtigeres seine Fäden im Spiel um die Macht.
Oh, was war ich nach Band eins neugierig auf die Fortsetzung! Endlich erfährt man, wer den Überfall auf Mariko geplant hatte und mit welchem Ziel. Leider muss Mariko jetzt meistens die Rolle der unterwürfigen Frau spielen, um im Palast nicht aufzufallen. Ihr Stärke liegt nun im Erkennen von Intrigen, Pläneschmeiden und heimlichen Aktivitäten, das Rebellische an ihr geht dadurch etwas verloren. Der starke weibliche Charakter ist diesmal Yumi, die leider nicht allzu häufig vorkommt. Bei den Männern sind vor allem Marikos Bruder Kenshin sowie die Brüder Roku und Raiden interessant, jeder von ihnen macht Charakterentwicklungen durch, welche nicht unbedingt voraussehbar sind. Und auch Magie spielt diesmal eine größere Rolle, zumal auch mehr zu den Hintergründen erzählt wird.
So spannend es auch war, vor allem, was die Hintergründe und die Magie betraf, konnte der zweite Band für meinen Geschmack nicht ganz an den ersten heran reichen. Zwar war die Atmosphäre des fernöstlichen Palastes sowie deren Bewohner wieder ausreichend bildhaft beschrieben, dass ich mir die Szenen beim Lesen vorstellen konnte. Aber die Palastintrigen selbst, die Psychospielchen des Kaisers oder die pubertären Streitereien zwischen Mariko und Okami waren einfach längst nicht so interessant wie die Abenteuer und Charakterentwicklung, welche Mariko zuvor erlebte. Auch war mir die Anlaufstrecke zur großen Entscheidung, bei der sich alles änderte, im Verhältnis zu lang, während am Schluss alles fast schon wie überstürzt wirkte und zuviele Schicksale ungeklärt blieben, wie z. B. die von Yumi und Kenshin.
Der Abschluss der Dilogie klärt viele Fragen und Hintergründe, lässt jedoch zum Schluss viele Schicksale offen und hat im Vergleich ein wenig an rebellischem Charme einbüßen müssen.

Bewertung vom 16.07.2019
Spark, Anna Smith

Das Reich der zerbrochenen Klingen / Empires of Dust Bd.1


gut

Fängt stark an und lässt stark nach
Diese Dark Fantasy beginnt mit mehreren Handlungssträngen, welche sich zunächst kreuzen, um sich anschließend wieder voneinander zu entfernen. Da ist zum Einen Sorlost, die Goldene Hauptstadt des Kaiserreichs Sekemleth. Hier herrschen Intrigen, Prunk und Dekadenz, der Adel ruht sich auf Jahrzehnten des Friedens aus, verweichlicht zusehends und rangelt mit nicht immer fairen Mitteln um Macht. Und die Hohepriesterin des Tempels bedient währenddessen in ihrer eigenen kleinen Welt den Aberglauben des Volkes durch Menschenopfer. Unter den Söldnern, von einem Adligen zum Sturz des Kaisers angeheuert, befindet sich der junge Marith, welcher seine wohlbetuchte Familie zu verheimlichen versucht und noch so ein paar andere unrühmliche Geheimnisse und Eigenschaften mit sich bringt.
Bis hierhin klingt soweit auch alles noch ganz spannend und vielversprechend, die Handlungen kreuzen sich beim Angriff auf den Palast, es kommt alles anders als gedacht und Marith flieht unter anderem mit der Hohepriesterin aus der Stadt. Anschließend wurde es leider ziemlich langweilig. Während die Handlungen in der Hauptstadt regelrecht ausplätscherten, wurden auch die Charaktere um Marith immer blasser und er selbst geriet dabei zusehends in der Fokus, ohne ausreichend Charisma zu besitzen, welches ihn hätte interessant machen können.
Der Stil der Autorin ist gewöhnungsbedürftig, sehr beschreibend, teilweise regelrecht aufzählend. Durch diese vielen Details und stellenweise sogar Wiederholungen geht es recht langsam voran. Unnötige Szenen, welche die Handlungen eher ausbremsen als vorantreiben, machen es nicht besser. Als interessantes Stilmittel hat die Autorin wie wörtliche Rede verfasste Gedanken verwendet, was ich an sich sehr interessant finde, doch auch hier nimmt es stellenweise Überhand.
Die Atmosphäre wiederum passt wunderbar zur Dark Fantasy. Blutig, skrupellos und stellenweise sehr direkt geht es zur Sache. Sowohl im Tempel als auch im Kampf. Magie wird verwendet, aber nicht schwerpunktmäßig. Und auch Drachen kommen vereinzelt vor.
Positiv zu nennen sind bei diesem Roman auf jeden Fall die düstere Atmosphäre, blutige Action, Intrigen und Verrat sowie der ein oder andere Plottwist. Für meinen Geschmack steht die Autorin sich mit ihrem ausladenden, zu Wiederholungen und Füllszenen neigenden Stil jedoch selbst im Weg, der Story eine durchgehende Spannung zu verleihen. Ebenso verblassten mir die anfänglich noch interessanten Charaktere zu sehr, ihr Handeln wurde immer weniger nachvollziehbar und Marith eine Hauptfigur, die mich mit keinerlei Charakterzug faszinieren konnte.

Bewertung vom 16.07.2019
Sigurdardóttir, Yrsa

R.I.P. / Kommissar Huldar Bd.3


sehr gut

Interessanter Fall, brisantes Thema, unsouveräne Ermittler
Über Snapchat müssen Freunde und Bekannte entsetzt mitverfolgen, wie die Jugendliche Stella nach ihrem Job im Kino von einem Fremden brutal misshandelt und getötet wird. War sie ein zufälliges Opfer? Oder hatte der Täter sie gezielt gewählt? Die Freunde sind geschockt, die Polizei ratlos. Kommissar Huldar bittet die befreundete Psychologin Freyia um Mithilfe, die auch schnell einen Verdacht hat, was das Motiv betrifft. Dann verschwindet der nächste Jugendliche, und eine weitere Welle brutaler Nachrichten breitet sich im Social Media aus...
R.I.P. ist der dritte Roman der Reihe um Psychologin Freyia und Kommissar Huldar, kann jedoch auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Die Verbrechen im Roman sind brutal und schockierend, ebenso jedoch auch, was dahinter steckt und was Freyja bei ihren Recherchen nach und nach herausfindet.
Thematisch fand ich den Roman sehr gut, ein brisantes Thema, welches ich hier nicht verrate, um die Überraschung nicht vorweg zu nehmen. Auch wenn ich Selbstjustiz nicht billige waren die Auslöser, welche zu den Taten führten, erschreckend und vor allem sehr überzeugend dargestellt. Wer letztendlich für die Verbrechen verantwortlich war blieb bis zum Schluss undurchsichtig, entsprechend konnte sich die Spannung recht lange halten.
Was mich am Roman sehr störte waren die zwischenmenschlichen Verhältnisse der Ermittler untereinander. Obwohl Menschenleben auf dem Spiel stehen schaffen es ein paar erwachsene Personen nicht, ihre privaten Zankereien und ihren Stolz hintenan zu stellen und bremsen die Ermittlungen dadurch regelrecht aus. Mir unverständlich. Die Gründe hierfür sind zumeist typbedingt und wurden auch in den Vorgängerbänden bereits thematisiert, sind aber ausreichend verständlich dargestellt. Dennoch ging mir bei dem wiederholt unsouveränen Verhalten auf Kosten der Ermittlungen mehr als einmal die Hutschnur hoch.
Ein solider Thriller mit einem brisantem Thema, brutalen Verbrechen und leider zuviel unsouveränem Profilierungsgehabe seitens der Ermittler.

Bewertung vom 15.07.2019
Schreiter, Daniela

Die Abenteuer von Autistic Hero-Girl


ausgezeichnet

Superkräfte für den Alltag
"Fuchskind" Daniela Schreiter beschreibt hervorragend unterhaltsam, wie es für einen Asperger-Autisten ist, für viele Alltagssituationen Superheldenkräfte zu benötigen, welche für andere Menschen meist harmlos scheinen, wie z. B. Telefonate, Einkäufe oder Small-Talks. In ihrem Comic wird sie zu "Autistic Hero Girl", die mit ihrem Sidekick "Superfox" die Hürden des Alltags versucht zu bewältigen. Als Comic- und Gamer-Nerd fallen die über ein bis zwei Seiten gehenden Comics entspechend auch mal mit diversen Anspielung in diese Richtung aus.
Sehr interessant sowohl für Menschen, die sich in ihren Beispielen wiederfinden als auch für Neugierige, die wissen wollen, wie eine Asperger-Autistin (wohlgemerkt nur beispielhaft) ihren Alltag erlebt. Der Stil ist klar und abwechslungsreich, die Abenteuer unterhaltsam und das Buch durchgehend coloriert.

Bewertung vom 15.07.2019
Parr, Esa

Ermafrodito - Harlows Begehren


sehr gut

Schöner Einteiler, stellenweise recht unrealistisch
Venedig, 1549: Giorgio beobachtet mit Neid, wie andere ihre anatomischen Erkenntnisse veröffentlichen, während er auf der Stelle tritt. Selbst seine Forschungen am Lebendobjekt, seinem Günstling und Lustknaben Belfore, erbrachten nicht die gewünschten Resultate. Da kommt ihm Harlow gerade recht, ein Hermaphrodit, der sich seinen Unterhalt mit Liebesdiensten finanziert.
Der Manga ist eine Komposition aus Renaissance, anatomischen Studien und Boys Love. Von den Bildern her schön anzusehen, auch wenn ich zu Beginn mehrfach Probleme hatte, Giorgio und Belfore zu unterscheiden, da sie teilweise recht ähnlich ausfielen. Was u.a. auch daran lag, dass Giorgio zu jung aussah. Die anatomischen Studien am offenen Körper waren mir etwas zu unrealistisch, insbesondere, da die Betroffenen anschließend relativ fit wirkten. Muss jeder für sich entscheiden, mir war das zu fiktiv, auch wenn es dramaturgisch passte. Zudem hätt ich mir mehr zwischenmenschliche Konflikte gewünscht, bevor es zum Ende des verhängnisvollen Beziehungsdreiecks kam. Das ging mir am Schluss einfach zu schnell.
Der Zeichenstil ist überwiegend klar und fällt mal mehr, mal weniger detailliert aus. Inhaltlich ein vielleicht stellenweise etwas fiktiver Einteiler, unterhaltsam erzählt und mit einem zu abrupten Ende.