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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 1090 Bewertungen
Bewertung vom 14.12.2022
Nikolay, Mona

Amsel, Drossel, tot und starr / Manne Nowak ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

In diesem zweiten Krimi rund um den Ex-Polizisten Manne und Caro, die nun ganz offizielle eine Detektei betreiben, bekommen es die beiden mit einer Brandstiftung in der Schrebergartensiedlung zu tun. Während die Nachbarn versuchen das Feuer mit allen möglichen Flüssigkeiten zu löschen, entdeckt Caro im Inneren der Hütte eine Leiche. Schnell stellt sich heraus, dass dies der Eigentümer ist.

Diesmal dürfen die beiden beinahe fast ganz offiziell recherchieren, denn die verschworene Gemeinschaft der Schrebergärtner lässt die Polizei ziemlich auflaufen und beauftragt die Detektei mit zusätzlichen Ermittlungen. Das muss nun auch der verärgerte Kriminalkommissar Lohmeyer zur Kenntnis nehmen.

Meine Meinung:

Uns Leser erwartet auch diesmal wieder ein humorvoller und turbulenter Kriminalroman, der die Eigenheiten der Schrebergartenbewohner ziemlich gute beschreibt. Man ist eine eingeschworene Gemeinschaft, in der Fremde nichts verloren haben. Das gilt auch für die polizeilichen Ermittler. Den Detektiven, die ja im Auftrag des Vereins arbeiten, erzählt man da schon ein bisschen mehr.

Natürlich lebt dieser Krimi wie sein Vorgänger von den Charakteren Manne, Caro und deren Widerpart Lohmeyer.

Der Krimi lässt sich wieder leicht und locker lesen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 14.12.2022
Schleifer, Christian

Perchtoldsdorfer Punsch


gut

In seinem dritten Krimi rund um Charlotte Nöhrer nimmt uns Autor Christian Schleifer in das vorweihnachtliche Perchtoldsdorf mit.

Doch die Stimmung mit Punsch und Schnee wird jäh durch den Tod von Pfarrer Kraus gestört. Er ist vom Kirchturm gestürzt. Schnell ist klar, dass da jemand nachgeholfen hat. Als dann noch kryptische Bekennerschreiben, die auf einen möglichen weiteren Anschlag hinweisen, auftauchen, wird die Gruppe Asylwerber, die im Kulturzentrum untergebracht ist, verdächtigt.

Die stramm rechtsgerichtete Partei des Gemeinderates Adefris macht weiter Stimmung gegen alles was fremd und, ihrer Meinung nach, widernatürlich ist. Dazu zählt auch Charlotte (bitte ohne „e“), die mit ihrer Freundin Andrea zusammenlebt und kein Hehl aus ihrer lesbischen Beziehung macht, sehr zum Leidwesen ihrer Mutter, die gerne Enkelkinder hätte.

Meine Meinung:

Die Aufklärung des Mordes an Pfarrer Kraus wird über Punsch und Glühwein sowie den Auftritten der rechten Burschenschafter fast zur Nebensache. Natürlich braucht es bei einem möglicherweise politisch motivierten Mord andere Polizeieinheiten als den Dorfpolizisten. Da ist mir persönlich zu wenig Krimi.

Allerdings ist mir einiges anderes zu viel: Während der vierzehn Tage, in der dieser Fall spielt, wird sehr viel Alkohol konsumiert. Vor allem Charlotte ist auf dem besten Weg eine Schnapsdrossel zu werden. Von der (eigenen) Punschhütte in die Bar und ziemlich betrunken wieder zurück. Mit Kater und Restalkohol Auto fahren - nein das geht für mich gar nicht, zumal Charlotte früher eine Polizistin war. Das dauernde Betonen der lesbischen Liebesbeziehung zu Andrea, mehrfaches Erwähnen von deren Vorliebe für neckische Unterwäsche oder die Unschlüssigkeit der kleinen Schwester Flora in Liebesdingen. Lieber Herr Autor, wir Leser können uns solche Inhalte merken. Da braucht es keine permanenten Wiederholungen.

Den Themen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus wird sehr viel Raum gegeben. Beides zieht sich seit dem ersten Band durch die Reihe. Diesmal erhalten wir auch Einblick in das Wesen der Burschen- bzw. Mädelschaften. Dazu muss aber gesagt werden, dass nicht alle Studentenverbindungen rechtsgerichtet sind, sonst könnte hier ein falscher Eindruck entstehen.

Gut gelungen ist die Beschreibung der Winzerarbeit rund um das Lesen des Eisweins. Davon haben die wenigsten Leser eine Ahnung.

Fazit:

Dieser Krimi ist leider schwächer als seine Vorgänger. Deshalb kann ich nur 3 Sterne vergeben.

Bewertung vom 14.12.2022
Götschi, Silvia

Kaltbad


ausgezeichnet

„Kaltbad“ ist der 8. Fall der Reihe rund um Oberleutnant Valérie Lehmann und ihrem Team.

Als man den Juristen Justus Maibach erfroren auf der Rigi Scheidegg findet, geht man von einem bedauerlichen Unfall unter Alkoholeinfluss aus. Doch als seine schwanger Geliebte wenig später von einem Auto angefahren und tödlich verletzt wird, glaubt Valérie Lehmann nicht an einen Zufall.

Schwebt die Familie Maibach in Gefahr? Und warum reagieren die Familienmitglieder so eigenartig? Hier ist nicht, wie es scheint.

Der Fall verlangt nicht nur Valérie Lehmann sondern auch ihrem Team alles ab, denn die Familie ist alles andere als kooperativ.


Meine Meinung:

Nach „Tod an der Goldküste“ ist dieser Krimi mein zweiter von Silvia Götschi in diesem Jahr. „Kaltbad“ finde ich sehr fesselnd.

Die Autorin hat den Brand im Hotel Kaltbad von 1961 mit elf toten Hotelgästen zum Anlass genommen, einen fesselnden Kriminalroman rundherum zu schreiben.

Der aufmerksame Leser kann bald einen Verdacht haben, dennoch ist es spannend zu lesen, ob die Polizei ähnliche Schlüsse zieht.

Die Ermittler haben alle ihre Ecken und Kanten und sind nicht immer vom bisherigen Leben verwöhnt worden.

Ich glaube, ich muss mir die Vorgänger besorgen.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi bei dem wenig so ist, wie es scheint. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Bewertung vom 14.12.2022
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter und die Schwarze Madonna / Die Henkerstochter-Saga Bd.9 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In seinem 9. Band rund um die Henkersfamilie Kuisl zieht Autor Oliver Pötzsch wieder alle Register.

Seit Beginn der Reihe hat sich die Familie von Jakob Kuisl natürlich vergrößert. So ist die aufmüpfige (und Titel gebende) Henkerstochter Magdalena nun die ehrbare Ehefrau von Medicus Fronwieser und hat drei Kinder. Peter, Paul und Sophia, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Peter studiert in INgolstadt Medizin und Paul ist Lehrling bei Onkel Georg. Nesthäkchen Sophia wegen ihres Klumpfußes gehänselt und steht ihrer Mutter in Sachen Aufmüpfigkeit nur wenig nach. Einzig Jakobs Sohn Georg lebt als Henker in Schongau.

Max Emanuel, der machtbesessene Kurfürst von Bayern, will in Altötting mit Kaiser Leopold I. eine Heilige Allianz gegen die Türken schmieden. Allerdings fürchtet der misstrauische Max Emanuel den einen oder anderen Anschlag. Um solches zu verhindern, wird Peter samt Familie inklusive Großvater - als Wallfahrer getarnt - nach Altötting beordert.

Wenig später sieht man sich einem Meuchelmörder gegenüber, der wie ein Phantom auftaucht, zuschlägt und in der Menge verschwindet. Gleichzeitig verfolgt der Kurfürst noch andere Ziele als das Bündnis mit dem Kaiser. Um diese zu erreichen, spielt er mit den Mitgliedern der Familie Kuisl-Fronwieser ein intrigantes Spiel.

Inzwischen sind die Mitglieder der Familien Kuisl und Fronwieser in die Jahre gekommen. Besonders Jakob geht es gesundheitlich nicht wirklich gut, was er aber geflissentlich zu verbergen versucht. Selbst sein Scharfsinn leidet ein wenig und so weiß man nicht genau, wer Freund oder Feind ist.

Meine Meinung:

Wie gewohnt ist dieser historische Roman penibel recherchiert und opulent erzählt. Natürlich gibt es jede Menge bekannte Charaktere und einige neue, die nur hier eine Rolle spielen und getrost ermordet werden oder im Kampf sterben. Um den Überblick zu behalten gibt es zu Beginn eine Übersicht der dramatis personae.

Oliver Pötzsch gelingt es wieder, seine Leser durch mehrfache Perspektivenwechsel in den Bann zu ziehen. Die Spannung steigt langsam aber stetig, um ab der Hälfte des Buches die Leser nicht mehr loszulassen. Immer wieder tauchen neue Gestalten auf, die durchaus Potenzial zum Attentäter haben. Doch dieser ist gerissen und kann regelmäßig entwischen. Doch dann kommt Hilfe von gänzlich unerwarteter Seite.

Wie schon in den Vorgängern enthält das Nachwort interessante Informationen zu den realen historischen Ereignissen. Dort, wo Oliver Pötzsch das eine oder andere zu Gunsten der Dramaturgie geglättet hat, wird dies erwähnt.

Fazit:

Ein penibel recherchierter historischer Roman, der opulent erzählt wird. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung. Allerdings sollte bei Band 1 begonnen werden.

Bewertung vom 14.12.2022
Elfrath, Lena

Leicht wie Blei


sehr gut

Dieses Buch ist nicht einfach zu lesen. Manche Abschnitte wiegen schwer wie Blei.

„Die letzte Kugel höre ich immer noch. Und nur ich. Das meine ich, wenn ich denke, dass ich Blei hören kann.“

Worum geht’s?

Die jugendliche Emma hat ihren Vater mit acht Kugeln aus einer Pistole getötet, um dem jahrelangen sexuellen Missbrauch an ihr zu beenden. Das Gericht billigt ihr keine Notwehr zu, das sie eben acht Mal geschossen und zudem noch einmal nachgeladen hat. Emma erhält auf Grund ihres jugendlichen Alters drei Jahre Haft.

Im Gefängnis erfährt sie zum ersten Mal, was es heißt, beschützt und sicher zu sein. Sie fügt sich in den Gefängnisalltag ein. Doch als ihre Tat im Gefängnis bekannt wird, wird sie zu einer Ikone der Emanzipation von sexueller Gewalt. Diese „Berühmtheit“, die in der Außenwelt unter #Emmanismnow ein kontrovers diskutiertes Thema ist, lässt sie ihre Tat Revue passieren und hat Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns.

Das Buch endet mit der vorzeitigen Entlassung aus der Haft an der auch die Internetkampagne einen großen Anteil hat.

Meine Meinung:

Wir begleiten Emma rund 300 Tage ihrer Haft und erleben den Gefängnisalltag, in dem Gewalt und Sehnsucht nach Liebe eine Rolle spielen.

Der Roman, dem eine wahre Begebenheit zu Grunde liegt, beleuchtet die Frage nach Täter und Opfer. Ist Emma eine eiskalte Täterin? Oder ist sie ein Opfer, das endlich seine Ruhe haben will? Die Details zu Emmas Martyrium werden so nach und nach in kursiver Schrift eingeflochten.

Fazit:

Ein Roman, der nachdenklich macht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Bewertung vom 14.12.2022
Saint, Jennifer

Ich, Ariadne (eBook, ePUB)


sehr gut

Wer kennt sie nicht, die Geschichte der Ariadne, Tochter von König Minos, Schwester des Minotaurus und der Phädra? Ariadne, die sich in Theseus verliebt und ihm das Wollknäuel in die Hand drückt, damit er, nachdem er den Minotauraus unschädlich gemacht hat, aus dem Labyrinth fliehen kann? Ariadne, die eine Entscheidung zwischen Gewissen und Liebe treffen muss? Die von Theseus verlassen, einsam auf der Insel Naxos lebt?

Meine Meinung:

Anders als in den griechischen Sagen wird der Minotaurus nicht ausschließlich als Monster dargestellt, sondern als bedauernswertes Produkt des rachsüchtigen Gottes Poseidon und somit Spielball der Götter. Sein eigentlicher Name Asterion wird nur von Ariadne und ihrer Schwester genannt.

Die Autorin hat die Geschichte rund um die kretischen Königskinder in eine moderne Fassung gebracht. Das gelingt mit der feministischen Betrachtungsweise durch Ariadne und Phädra. Wie so häufig in der griechischen Mythologie, müssen auch hier sterbliche Frauen (und Göttinen) die intriganten Allmachts- und Rachefantasien der Männer/Götter ausbaden.

Theseus, der Retter, erweist sich als ebenso machtgierig, kocht sein eigenes Süppchen und überlässt Ariadne, nachdem er sie in vielerlei Hinsicht benutzt hat, ihrem Schicksal auf Naxos.

Der Schreibstil ist - auch wegen der guten Übersetzung - leicht und locker.

Fazit:

Eine interessante Modernisierung des alten Stoffes, der mir gut gefallen hat und 4 Sterne erhält.

Bewertung vom 14.12.2022
Rath, Jürgen

Das Land am anderen Ende des Meeres


ausgezeichnet

Der von der Edition Karo herausgegebene, biografische Roman über den Seemann Hans S., der wenig in seinem Leben ausgelassen hat, basiert auf einem Interview, das Autor Jürgen Rath im Jahr 1981 mit dem damals über 90 Jahre alten Seemann geführt hat.

Worum geht’s?

Hans, eine Junge aus Papenburg soll, nach dem Willen seiner Mutter, zur See fahren und nicht wie der Vater in der Fabrik schuften. Dummerweise ist er zu klein, zu schmächtig und muss - bevor sich sein (?) Traum erfüllen kann, als „Nietjunge“ in der Werft arbeiten. Hier lernt er einiges fürs Leben, das ihm später auf See helfen wird, zu überleben. Als es denn endlich mit der Seefahrt klappt, ist Hans 13 Jahre alt und zu seinem Glück hat er einen Kapitän, der zwar streng, aber keine Leuteschinder ist. Lange Zeit fährt Hans als Matrose, dann als Steuermann über die Weltmeere. Um nicht, wie so viele seiner Zeit in die Mühlen des Ersten Weltkrieges zu geraten, gibt er sich als Holländer aus, mustert in Kalifornien ab, kauft Grund und Boden und versucht sich als Farmer. Dann muss er, nun amerikanischer Staatsbürger, doch noch zur Armee, desertiert und wird zu lebenslanger Zwangsarbeit in den Quecksilberminen verurteilt. Er überlebt, seine Farm ist futsch und Hans fährt wieder zur See. Auf den Philippinen findet er ein kurzes Zuhause, um dann wieder nach Europa zurückzukehren und im Altenheim für Seemänner in Hamburg die letzten Jahrzehnte seines Lebens zu verbringen.

Dort trifft er 1981 auf den Autor dieses Romans, der für die Uni Hamburg, alte Seeleute interviewt. Autor Jürgen Rath ist Historiker und Kapitän und interessiert sich für das Leben der Seemannschaften auf Segelschiffen um 1900. Ob der spannenden Lebensgeschichte von Hans S. ist Jürgen Rath so beeindruckt, dass rund 40 Jahre nach dem Interview, dieser Roman entstanden ist.

Dem Hans Schnieders aus dem Roman stellt der Autor Jutta, eine junge Studentin, als Interviewerin gegenüber. Sie wirkt genervt, ungeduldig und wenig empathisch. Doch der alte Seebär, Hans ist ja schon über 90 Jahre alt, schafft es, die junge Frau ein wenig aus der Reserve zu locken. Einen Oscar für Empathie erhält sie dennoch nicht.

Meine Meinung:

Obwohl das eigentliche Interview nur rund 2,5 Stunden gedauert hat, ist Jürgen Rath ein fesselnder Roman gelungen. Die Lücken zwischen den Eckdaten hat der Autor, der ja auch Bücher über die (historische) Seefahrt geschrieben hat, mit aufwändig recherchierten Berichten anderer Seeleute, gefüllt.

Ein interessantes Detail ist die Hypothese, dass Juttas Großmutter das Kind aus einer Beziehung von Hans sein könnte. Schade, dass das hier nicht weiter verfolgt wird.

Wir Leser lernen einiges über die Seefahrt abseits von shanghaien und Leuteschindern. Disziplin und Kommandos, die im Schlaf beherrscht werden müssen, sind im Kampf gegen Naturgewalten zum Überleben absolut notwendig.

Schmunzeln musste ich, als Hans sich über das Einweihungsfest seines Hauses auf den Philippinen freut, ohne mitzubekommen, dass es eigentlich seine Hochzeitsfeier mit der Tochter des Häuptling ist. Das Thema Frauen und Seemann wird ziemlich ausgespart. Viel Glück hat Hans hier ohnehin nicht.

Ein ungewöhnlicher biografischer Roman, der sich von der Vielzahl solcher Bücher wohltuend abhebt, da fundierte Kenntnisse der Materie und ein echtes Interview Basis sind.


Fazit:

Wer an historischen Romanen und Oral History interessiert ist, findet hier eine fesselnd erzählte Lebensgeschichte. Gerne gebe ich diesem fesselnden Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.12.2022
Hurst, Heidrun

Die Kräutersammlerin und der junge Flößer


sehr gut

In dieser Fortsetzung der Geschichte rund um die Kräutersammlerin Johanna und den Flößer Lukas im 14. Jahrhundert, bekommen wir es mit einem historischen Krimi zu tun.

Johanna lebt in einer Hütte nicht nur am Rande des Städtles sonders auch am Rande der Gesellschaft. Man holt sich Kräuter und so manchen medizinischen Rat, sieht aber die junge Frau, die ohne Mann, aber dafür mit einem Waisenmädchen zusammenlebt, scheel an.

Als die schwangere Schankmagd des Wirtshauses ermordet aufgefunden wird und der Wirt über seltsame Geräusche im Haus klagt, kann es Johanna nicht lassen, ihre Erkundigungen einzuziehen. Unterstützt wird sie dabei von Lukas, einem jungen Flößer, der Johanna gerne heiraten möchte, aber von Johanna doch etwas hingehalten wird.
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Meine Meinung:

Bei diesem Roman bin ich ein wenig zwiegespalten. Auf der einen Seite sind die Lebensbedingungen der Menschen von anno 1344 gut recherchiert. Aber auf der anderen Seite wird Johanna viel zu modern und selbstbewusst dargestellt.
Dass sie beim Hirsch-Wirt ein „Nervenleiden“ diagnostiziert, erscheint unwahrscheinlich. Den Begriff „Nerven“ gibt es im Mittelalter nicht. Es herrscht noch die Säftelehre. Gut gefällt mir, dass sie überlegt, welches Kraut gegen welches Leiden helfen könnte.

Gut herausgearbeitet ist auch die tiefe Gottgläubigkeit und die Abhängigkeit von Pfarrern, die uns Lesern der Gegenwart doch seltsam anmutet.

Der Schreibstil ist angenehm ruhig, aber trotzdem kommt Spannung auf. Als geübte Krimileserin hatte ich natürlich recht bald einen Verdacht, der sich bestätigt hat. Man muss nur dem „Cui bono?“ folgen.

Die zwischendurch eingestreuten Hinweise auf die Vorgeschichte machen neugierig.

Fazit:

Für Fans von historischen Krimis, die im Mittelalter spielen, eine gute Lektüre. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 05.12.2022
Henning, Greta

Halligzorn / Minke-van-Hoorn Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem zweiten Krimi bekommt es Kommissarin Minke van Hoorn mit dem Diebstahl eines historischen Artefakts und dem Mord an der 17-jährigen Leonie zu tun.

Gibt es hier einen Zusammenhang? Gemeinsam mit ihrer neuen Kollegin, der Schwäbin Lisa, ermittelt Minke van Hoorn in alle Richtungen.

Obwohl man über Tote nichts Schlechtes sagen soll, gibt es kaum jemand, der Gutes über Leonie zu berichten weiß. Daher gibt es eine Reihe von Verdächtigen, die es zu befragen gilt.

Meine Meinung:

Gut gefallen hat mir, wie Minke van Hoorn akribisch allen Spuren nachgeht und analytisch vorgeht. Lisa, die Schwäbin wird immer eingebunden.

Ich habe den Täter recht bald ausfindig gemacht. Doch es ist immer wieder spannend zu erfahren, ob ich mit meinem Verdacht richtig liege.

Der Schreibstil ist flüssig. Die schwäbischen Dialektpassagen lockern den Krimi zusätzlich auf.

Ein geschickter Schachzug ist die historische Handlungsstrang von 1362, die eine Hochzeit in Everbeck beschreibt, das ebenso wie das berühmte Rungholt in der Zweiten Marcellusflut, besser bekannt als Grote Mandrenke, untergegangen sein soll.

Die Auflösung beider Kriminalfälle ist schlüssig.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich gerne 5 Sterne gebe.

Bewertung vom 05.12.2022
Spratte, Annette

Die Tochter der Hungergräfin


sehr gut

Dieser historische Roman basiert auf der wahren Geschichte der Gräfin Louise Juliane von Sayn und Wittgenstein, die zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges gelebt hat. Als ihr Sohn, der Erbgraf, im Alter von nur 7 Jahren stirbt, erlischt die männliche Linie. Die Gräfin und ihre beiden Töchter Ernestine und Johannette sehen sich vielen Feinden gegenüber. Alle, egal ob Verwandtschaft oder die Kurfürsten, strecken gierig ihre Hände nach der Grafschaft aus.

Selbst ein Bischof versucht, um die Grafschaft unter seine Regentschaft zu bringen, die Gräfin und ihre Töchter auf deren Schloss zu belagern und auszuhungern.

Die Flucht gelingt und dann beginnt ein zermürbender juristischer Kampf umd das Erbe ihrer Töchter.

Ein Bischof versucht sogar sie auf ihrem Schloss auszuhungern und bald befindet sich die Gräfin mit ihren Töchtern auf der Flucht. Als sie endlich einen sicheren Ort gefunden haben, beginnt die Gräfin einen beispiellosen Kampf um das Erbe ihrer Töchter.

Meine Meinung:

Das Buch wird aus der Sicht von Ernestine, der ältesten Tochter der Gräfin, erzählt.

In vier Teilen wird die Geschichte, die zwischen 1636 und 1652 spielt, erzählt. Der Roman zeigt deutlich, wie gering Frauen und Töchter geschätzt wurden und wie leicht es in dieser von Männern dominierten Männer war, rechtmäßige Ansprüche durch Waffengewalt zu unterlaufen. Auch die Kirche hat da ihre Finger im Spiel und ist um kein Jota besser als die anderen Herrscher.

Autorin Annette Spratte hat penibel recherchiert und zahlreich Dokumenten aus diversen Staats- und Landesarchiven eingesehen.

Im Epilog werden die nachfolgenden Lebensjahre der drei Frauen kurz angerissen.

Fazit:

Eine gelungener historischer Roman rund um eine kämpferische Frau. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.