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seschat
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Insgesamt 938 Bewertungen
Bewertung vom 30.04.2016
Riedl, Doris

Gib's mir, Karma!


gut

INHALT
Diplombiologin Andrea ist 40 und schon mitten in der Midlife-Crisis. Von ihrem Schmarotzerfreund, den Gelegenheitsmaler Leo, hat sie sich gerade getrennt und auch ihren Job ist sie los. In dieser deprimierenden Lebenssituation entdeckt sie Yoga für sich und kann gar nicht mehr damit aufhören...

MEINUNG
Die Autorin Doris Riedl hat mit "Gib's mir Karma" eine heitere, aber auch etwas monotone Komödie geschrieben.

Hauptprotagonistin Andrea will einen Neubeginn in ihrem eintönigen Leben und schafft dies durch Yoga auch. Trotzdem wirkt ihr Handeln oft naiv und wenig altersgemäß. So geht sie ihrem Künstlerfreund, der sie finanziell ausnimmt, immer und immer wieder auf dem Leim. Doch nicht nur Leo, sondern auch die überfreundliche Yoga-Lehrerin Paula mit ihren Heilsversprechen und Universumsvisionen beeinflusst sie stark. Bis Andrea zu ihrem eigenen Willen und Lebensplan zurückfindet, vergeht viel, mir zu viel Zeit. Erst gegen Ende nimmt sie ihr Leben in die Hand, wenngleich ihre Methoden wenig alltagstauglich sind. Insgesamt konnte ich wenig bis gar nichts mit ihr als Charakter anfangen. Auch für die Nebendarsteller, wie Freundin Coco oder Yoga-Lehrerin Paula, konnte ich mich bis auf Yoga-Freund Hans nicht wirklich erwärmen. Mit Hans, der so gar nicht ihr Typ ist, findet sie einen passenden Lebenspartner, obschon der Weg dorthin mit allerlei Missverständnissen und Unsicherheiten gesät ist. Eine romantische Liebesgeschichte ist es aber nicht.

Handlungstechnisch geriet mir vieles zu skurril und weltfremd. Vor allem Andreas Yoga-Sucht , die ca. drei viertel des Buchs einnahm, ging mir auf die Nerven. Sprachlich bot Riedl ein solides Mittelmaß auf. So ließ sich die Geschichte flüssig und ohne Verständnisprobleme lesen und ab und an blitzten heitere Szenen auf.

FAZIT
Ein solider Frauenroman, dem das gewissen Etwas gefehlt hat, der aber nicht wehtut und bestens für Yogajunkies geeignet ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.04.2016
Mackintosh, Anneliese;Schröder, Gesine

So bin ich nicht


schlecht

INHALT
Gretas Leben ist alles andere außer gewöhnlich. Sie leidet an Borderline und versucht ihre innere Leere täglich mit Alkohol und Sex zu bekämpfen. Es ist ein hektisches Leben auf der Überholspur.

MEINUNG
Anneliese Mackintoshs Buch ist eine schockierende, schonungslos offene und zugleich unchronologische Lektüre. Leider konnten mich Gretas oberflächliche und ungeordnete Sammlung aus Kurzgeschichten bzw. Tagebucheinträgen nicht berühren bzw. von sich überzeugen.

Greta als Person geriet mir zu kaputt und zu zerstörerisch. Ihr Leben ist exzessiv und Momente zum Luftholen kommen darin nicht vor. Ihr Scheitern ist auch das Scheitern ihrer eigenen Familie. Der Vater stirbt an Krebs, die Mutter trinkt und die Schwester ist schwer depressiv. Persönliche Lichtblicke, wie z.B. der brillante Uniabschluss, nehmen nur eine Randnotiz ein. Die dunkle, selbstzerstörerische Endlosspirale von Gretas Leben war mir ehrlich gesagt zu viel des Guten. Hinzu kam die oft ins schroffe und vulgäre abrutschende Sprache, die mich am Ende nur noch nervte.
Fragt sich bloß noch: Wie viel Anneliese Mackintosh steckt in Greta?

FAZIT
Nicht mein Fall und nur bedingt zu empfehlen.

Bewertung vom 22.04.2016
Nicolai, April

Rescue me


ausgezeichnet

INHALT
Kaja beginnt in Freiburg ein Journalismusstudium unter dem Namen Alice, denn niemand soll ihre wahre Identität und ihren Aufenthaltsort kennen. Seit dem tödlichen Autounfall ihres besten Freundes Lukas, ist Kajas Leben nicht mehr dasselbe. Ein krankhafter Stalker hatte damals mutwillig Lukas' Auto gerammt und lässt sie bis zum heutigen Tag nicht ruhig schlafen.
Doch in Freiburg scheint sie endlich die Vergangenheit hinter sich lassen zu können, was auch am smarten und äußerst attraktiven Selbstverteidigungstrainer Noah liegen mag. Oder ist es die Ruhe vor dem Sturm?

MEINUNG
April Nicolais Debütroman nimmt den Leser durch seine spannende und prickelnde Handlung ab der erste Zeile gefangen. Die aparte Mischung aus Liebesgeschichte und Psychothriller ist der Autorin sehr vortrefflich gelungen.

Kajas bzw. Alices Geschichte rührt an und bewegt. Durch diesen einen Stalker scheint sie an Lebenswillen- und -freude eingebüßt zu haben, kann niemanden mehr vertrauen. Bis Noah in ihr Leben tritt und dort auch nicht mehr weg will. Er wird ihr Fels gegen alles alltägliche Unbill, doch auch seine Vergangenheit verfügt über Risse. Denn auch er gibt sich die Schuld am Tod eines guten Freundes. Daher kann man sagen, dass mit Kaja und Noah zwei Schicksalsgenossen aufeinandertreffen. Ihre höchst emotionale Liebesgeschichte wird authentisch, ohne jegliche Schönfärberei erzählt.

Auch die Stalkingkomponente mit all ihren perfiden psychologischen Spielereien wurde überzeugend dargeboten. Bis zum Ende bleibt die Suche nach dem Stalker spannend und deren Auflösung verblüfft auf der ganzen Linie.

Nicolai ist eine versierte Erzählerin, die es versteht, den Leser zu fesseln. Ihre pointierte und moderne Sprache passt perfekt zur Story.

FAZIT
Ein in sich stimmiger Debütroman, der inhaltlich aufhorchen lässt. Von dieser Autorin kann man in Zukunft noch einiges erwarten.

Bewertung vom 17.04.2016
Marsh, Katie

Die Liebe ist ein schlechter Verlierer


ausgezeichnet

INHALT
Hannah, Mitte Dreißig und Lehrerin, will sich von ihrem Workaholic-Ehemann, dem Londoner Anwalt Tom, trennen und künftig in Tansania Kinder unterrichten. Doch dann kommt plötzlich alles anders. Tom erleidet einen Schlaganfall und Hannah muss sich zwischen altem und neuem Leben entscheiden...

MEINUNG
Katie Marshs Debütroman überzeugt durch seinen zutiefst menschlichen Plot. Ein junges Ehepaar, das sich offensichtlich auseinander gelebt hat, wird durch eine unvorhersehbare Erkrankung auf die Probe gestellt. Es geht um Vertrauen, Verantwortung, verletzte Gefühle und die Verwirklichung eigener Lebensträume.

Durch den ständigen Wechsel von gegenwärtiger und vergangener Handlung wird der Leser sofort in das komplizierte Beziehungsgeflecht von Hannah und Tom hineinkatapultiert.Tom wurde von seinem eigenen Job regelrecht aufgefressen und auch Hannah hatte berufliche Differenzen. Doch noch schwerer wogen die privaten Probleme zwischen beiden. In dieser angespannten Zeit ereignet sich das Unfassbare, Tom erleidet mit gerade einmal 32 Jahren einen Schlaganfall. Infolge hadert Hannah mit sich und ihrer Entscheidung, ihn zu verlassen. Letztendlich opfert sie ihre Neuanfangspläne der Genesung ihres Ehemanns und wird dabei immer heftiger in einem Strudel aus Selbstvorwürfen, Traurigkeit und neu aufflammender Gefühle hineingezogen. Die Autorin schildert Hannas emotionales Chaos sehr nachvollziehbar und authentisch. Schonungslos offen lässt sie den Leser in die Seelenzustände der beiden Protagonisten blicken; wobei das zwischenmenschliche Drama nicht auf der Strecke bleibt. Denn es geht um nichts anderes als die wahre Liebe. Insgesamt konnte mich Katie Marshs Geschichte bis zum Ende fesseln, so dass sich die 411 Buchseiten wie von selbst lasen.

Ein Kompliment möchte ich noch für das äußerst gelungene Cover aussprechen. Es hat einen starken Wiedererkennungswert und drückt auf einfache Weise den Inhalt des Romans aus. Denn die gelbe Sonne im Bildzentrum samt der blauen Regentropfen darum symbolisieren die Vielschichtigkeit menschlicher Emotionen, hier: Freude/Glück und Trauer.

FAZIT
Ein mitreißender Gegenwartsroman über eine schicksalhafte zweite Chance, der keinen Leser ungerührt lassen wird. Ich bin begeistert und gleichzeitig etwas nachdenklich gestimmt.

Bewertung vom 15.04.2016
Meier, Urs;Pander, Jürgen

Urs Meier


ausgezeichnet

Der sympathische Schweizer Urs Meier war 27 Jahre mit Leib und Seele Schiedsrichter und hat dabei alle Facetten des Fußball- und vor allem des Schiedsrichtergeschäfts kennen gelernt.

Mit 18 Jahren entschied sich der gebürtige Züricher gegen eine Fußballkarriere und für den Beruf des Schiedsrichters. Peu à peu setzte er sich in der Altherrenriege durch und pfiff nach zahlreichen regionalen Partien 1998 sein erstes WM-Spiel. Während seiner aktiven Zeit galt er als Perfektionist und Gerechtigkeitsfanatiker. Er hinterließ nichts dem Zufall, suchte sich seine Assistenten und seine Berufskleidung stets selbst aus und war nie parteiisch oder bestechlich. Man kann mit Bestimmtheit sagen, er war seiner Zeit weit voraus und ist es mit seinen innovativen Ideen bis heute. So ist er beispielsweise ein großer Sympathisant der Torkamera und des Profischiedsrichtertums. Letzteres hat sich bis heute weder in der Schweiz noch in Deutschland etablieren können.

Meiers 245 Seiten starke Rückschau empfinde ich als überaus gut gelungen, weil sie authentisch und schonungslos offen geschrieben ist. Sowohl der Laie als auch der Kenner wird dieses biografische Sachbuch mögen. Es gibt nicht nur viel Biografisches über Urs Meier preis, sondern vor allem über König Fußball und das harte Los der Schiedsrichter. Denn als Referee wird man durch eine strittige Entscheidung schnell zum Buhmann der Nation. Meiers Anekdoten und Einblicke ins Schiedsrichterregelwerk sind ungemein unterhaltsam und erhellend. Zudem enthält Meiers auch ein Stück deutsche und auch internationale Fußballgeschichte (1977-2004). Ob Luis Figo, Oliver Kahn oder Zinedine Zidane, Meiers individuelle Geschichten mit den Fußballgiganten sind einfach nur lesenswert.

Und was macht der umtriebige Ex-Referee heute? Er hält Vorträge und gehört seit 2005 dem sog. ZDF-Fußballexpertenteam an. Darüber hinaus engagiert er sich mit Herzblut für seine Zunft.

FAZIT
Ein ehrliches und unverstelltes Buch, das vor allem Fußballfans schätzen werden.

Bewertung vom 08.04.2016
Salchow, Nancy

Das Sonnenblumenhaus (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

INHALT
Die 28-jährige Autorin Nora Fendt hat eine Schreibblockade und ist alles als erbaut, als ihre Mutter Miriam ihr vorschlägt, sich endlich mit ihrem Vater Oskar auszusprechen. Dieser hatte Gattin und Tochter vor 15 Jahren für seine Arbeitskollegin und heutige Frau Alex verlassen. Zudem hat er damals seinen wenig erfüllenden Bürojob gegen einen Hundetherapiehof mit Hotel für Kinder und Jugendliche - das sog. "Sonnenblumenhaus" - getauscht. Nun ist es an Nora, ihrem Herzen einen Ruck zu geben und Oskars Einladung für 2 Wochen Hofurlaub anzunehmen. Werden Tochter und Vater wieder zu einander finden können?

MEINUNG
Nancy Salchows Roman "Das Sonnenblumenhaus" ist ein sehr emotionaler Familienroman, in dem um verletzte Eitelkeiten, Lebenslügen und eine ausgebrannte Autorin geht.

Protagonistin Nora, die auf dem Sonnenblumenhof in Mecklenburg-Vorpommern eine Auszeit vom bisherigen hektischen Leben nimmt, ist eine sturköpfige und starke Persönlichkeit. Sie es hat ihrem Vater immer noch nicht vergeben, dass er damals sie und ihre Mutter im Stich gelassen hat. Aber kennt sie wirklich beide Seiten der Medaille? Hatte etwa auch Mutter Miriam schuld an der Trennung? So viel darf verraten werden, Noras Blick auf ihre Eltern und ihr Leben wird sich nach ihrem Hofaufenthalt entscheidend ändern. Man kann sagen, dass auch sie auf dem Sonnenhof eine Art Therapie durchläuft, an deren Ende sie das fröhliche und lebensbejahende Mädchen von einst sein wird. An Noras positiver Entwicklung hat auch der stille Hofangestellte Yannik seinen Anteil, der mehr als nur ein guter Zuhörer ist...

Salchow ist eine versierte Erzählerin, die gern zwischen unterschiedlichen Erzählperspektiven und -zeiten hin und her wechselt. Auf diese Weise hält sie den Leser gekonnt bei der Stange, indem sie diesen mit Einblicken in Noras Kindheit und die Gedanken der Nebencharaktere versorgt. Darüber hinaus steckt einiges von Salchow in der Hauptfigur Nora. So schreibt diese zufälligerweise während ihrer Auszeit an dem Roman "Luftblumenhaus", welcher bereits unter dem Titel "Das Haus der Luftblumen" käuflich zu erwerben ist. In Bezug auf die abgedruckten Auszüge aus dem angesprochenen Werk möchte ich nur anmerken, dass weniger mehr gewesen wäre. Denn mit Blick auf die gesamte Handlung sagen diese mehrseitigen Romanexzerpte nur wenig aus. Aber wie immer ist auch das Geschmackssache.

Neben den detailliert und mit viel Herzblut beschriebenen Nebencharakteren, sind es in diesem Roman vor allem die putzigen Vierbeiner, die als Figuren überzeugen konnten. Mary, Ronja, Max & Co sind putzige, aber auch wilde Zeitgenossen mit viel Einfühlungsvermögen. Salchow versteht es, Mensch und Tier gleichermaßen realistisch abzubilden, ohne dabei ins Märchenhafte oder Theatralische abzudriften. Echte Gefühle bekommen an passender Stelle ihren Platz und wirken dadurch umso effektvoller.

FAZIT
Ein emotional mitreißender Familienroman, der es lohnt, gelesen zu werden.