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easymarkt3
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Insgesamt 850 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2021
Chambers, Clare

Kleine Freuden


sehr gut

Eine lesenswerte Romanze, ein Roman über viel Pflichtgefühl und stillem Begehren.

Jean Swinney , fast 40 Jahre alt , ledig, Redakteurin bei einer lokalen Tageszeitung im Südwesten Londons, wird beauftragt, der Meldung von Gretchen Tilbury nachzugehen, dass ihre Tochter Margaret, bereits 10 Jahre alt, das Ergebnis einer unbefleckten Empfängnis sei. Mehrere Bluttests und Hauttransplantation bei Mutter und Tochter sollen Klarheit bringen, ob Gretchen eine Betrügerin ist. Jean lebt ein bisher ruhiges, tristes Leben zusammen mit ihrer sperrigen, soziopathischen Mutter. Während ihrer diversen Nachforschungen 1957 entwickelt sie ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu dieser Familie. Besonders Herrn Tilbury vertraut sie ihre tiefsten Geheimnisse an. Doch während Jean Hoffnung auf ein wenig verspätetem Liebesglück in ihrer Vertrautheit mit Herrn Tilbury hegt, gerät sie in großen Gewissenskonflikt gegenüber Gretchen bei ihren Ermittlungen über teils mysteriöse Vorgänge vor zehn Jahren. Der endgültige Leitartikel soll in dieser Tageszeitung in einer Weihnachtsausgabe erscheinen, wird jedoch verdrängt durch ein unerwartetes, dramatisches Ereignis.
Der Titel ‚Kleine Freuden‘ lässt den Leser an den kleinen Annehmlichkeiten im ansonsten jahrelang tristen Alltag teilnehmen im unscheinbaren Leben eines Menschen wie Jean. Sehr einfühlsam werden besonders täglich wiederkehrende, häusliche Rituale in Haus und Garten dieser Periode beschrieben, auch den kräftezehrenden Umgang mit älteren Familienmitgliedern. Die verschiedenen, meist angenehmen Charakteren werden sehr detailliert herausgearbeitet in ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, sehr überlegt und verantwortungsbewusst In ihren jeweiligen Entscheidungen – jedoch ohne ‚Happy End‘. Die Lebensweise und Ansichten dieser Zeit in Großbritannien erschöpft sich hier nicht nur im Backen von Spitzbuben und Tee trinken.

Bewertung vom 06.09.2021
Avallone, Silvia

Bilder meiner besten Freundin (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine Freundschaft zweier sehr unterschiedlicher Menschen über Jahrzehnte festgehalten.

Beatrice Rossetti und Elisa Cerruti freunden sich in der 9. Klasse ihres altsprachlichen Gymnasiums in der Hafenstadt T an, genießen ihre Fahrten auf ihren Rollern entlang den Sandstränden mit Blick auf Elba. Während Eli Bücher, die Literatur liebt seit frühester Kindheit, sucht Bea den Flitter, liebt Kleider, Mode, Kosmetik und die digitalen Medien. In einem ersten gemeinsamem Blog im Internet, ‚Bea & Eli’ genannt, posiert Bea als Schönste in toller Pose entsprechend herausgeputzt, stets fotografiert von Eli, der Streberin, der Unsichtbaren, die sich immer als Loser sieht. Über weitere Jahrzehnte wird deren Entwicklung verfolgt.
Während Bea als Egoistin, als schönes Miststück glänzt, Beziehungen zerstört und nur an Erfolg und Kleider denkt, sinniert Eli darüber, dass es interessanter und bewegender ist, wer wir sind, als das, was wir um jeden Preis scheinen wollen. Nie sollte jemand nach seinem Äußeren beurteilt werden.
Während Bea schließlich die Diva, die Reichste, Schönste, Berühmteste, die Siegerin, nur Schein ist, bleibt Eli die Unsichtbare, die Universitätsassistentin mit Sohn, ein Niemand, aber mit einer Familie, bei der das Gute zählt, das man sich gegeben hat.
Und pötzlich verschwindet die berühmte Influencerin Bea von der digitalen Bühne. Die ganze Welt glaubt, sie hinter den vielen Photos zu kennen.
Ein Plädoyer für die Literatur, die das Leben festhält in Worten, die eine Bedeutung in sich tragen.

Bewertung vom 03.09.2021
Chaplet, Anne

Schrei nach Stille (eBook, ePUB)


gut

Rückschau auf die Hippies der wilden 60-er Jahre mit zu vielen Befindlichkeiten
Ein marodes Haus im hessischen Klein-Rhoda wird Schauplatz eines dunklen, vor 40 Jahren begangenen Mordes. Sophie Winter, die in dieses besagte Haus mit ihrem wilden Geheimnis erneut einzieht, schreibt einen Bestseller über den ‚Summer of love‘ von drei Hippies, zwei Frauen und einem Mann..
In diesem Dorf wird diese Erinnerung an diese Sonderlinge wieder lebendig, die einst einen längst vergangenen Sommer lang von dieser Dorfbevölkerung heftig angefeindet wurden. Auch die Polizei holt die bereits verstaubte Akte aus 1968 über das mysteriöse, bisher unaufgeklärte Verschwinden einer dieser zwei Frauen mit vielen suspekten Lastern wie Drogen und freier Liebe wieder aus dem Archiv. Zeitgleich wird auch der 12-jährige Luca seit mehreren Tagen erneut vermisst.
In diesem leisen Krimi werden im ‚Summer of love‘ kurze Sätze verarbeitet, die Wortwahl ist treffend gewählt je nach Alters- und Berufsgruppe, ohne künstliche wortreiche ‚Verzierungen‘. Der Spannungsbogen ist durch die große Anzahl an Protagonisten mit all ihren Befindlichkeiten nicht stramm genug gezogen.

Bewertung vom 31.08.2021
Jacobsen, Steffen

Schach mit dem Tod


ausgezeichnet

Spannend geschrieben, auf jeden Fall ein lesenswerter Thriller!
David Adler, Elektroingenieur, wird 1945 von den Russen gezwungen, als Spion in den USA, Los Alamos in dem revolutionären Manhattan-Projekt um die Nuklearbombe zu wirken. Sein Onkel Niels Bohr arbeitet dort intensiv als Wissenschaftler mit, er als sein Sekretär. Die Atombombe wird in der mexikanischen Wüste erprobt, kommt sogar zweimal in Japan zum Einsatz mit erschreckend hohen Todeszahlen. David entdeckt weitere Spione im russischen Auftrag auf diesem geheimen Gelände, während er trotz starken Gewissensbissen die geforderten wichtigen Informationen für seine Auftraggeber zusammenträgt an diversen Einsatzstellen vor Ort – im Austausch gegen seine Ehefrau und Tochter.
Sämtliche Charakteren sind in ihrer Verschiedenheit brilliant herausgearbeitet, in ‚3d‘ quasi greifbar.
Der Spannungsbogen ist äusserst kreativ gehalten, mit stets neuen, sehr menschlich empfundenen Nischen. Diese Spionageentwirrung ist faszinierend im Detail beschrieben, sowohl bei der Tätigkeit in den USA als auch in Russland.

Bewertung vom 29.08.2021
Erpenbeck, Jenny

Kairos


ausgezeichnet

Erinnerungen an eine Liebesbeziehung vor und nach dem Mauerfall in Berlin

Aus dem Inhalt von zwei verstaubten Kartons entwickelt sich nach Sichtung der Erinnerungsstücke eine tiefschürfende , langjährige Liebesbeziehung zweier Ostberlinern zwischen 1986 und 1992: Katharina, 19 Jahre, in einer Schriftsetzerlehre und Hans, verheiratet, Anfang 50, Schriftsteller.
Angesiedelt ist der Beziehungsroman in einem Kulturmilieu zu DDR – Zeiten bis wenige Jahre nach der Wiedervereinigung, mit den zu großen existentiellen, zu raschen Veränderungen nach dem Mauerfall im politischen, künstlerischen und kirchlichen Bereich. In einem untergegangenen Land waren viele Ostdeutsche verloren im neuen, ihnen übergestülpten System.
Der Titel ‚KAIROS‘ geht auf einen altgriechischen Gott zurück für den günstigen Augenblick einer Entscheidung, dessen ungenutztes Verstreichen nachteilig sein könnte. Und ob die Begegnung mit Hans tatsächlich ein guter Moment war, weiß Katharina zum Schluss nicht.
Sehr genau, sehr menschlich sind Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland herausgestellt, die Welt der Ostberliner Intellektuellen-Szene ist vielschichtig beleuchtet. Die Charakteren von Katharina und Hans werden in ihrem Auf und Ab spannend dargeboten.

Bewertung vom 20.08.2021
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

Ein spannender Kriminalroman maritimer Art aus dem 17. Jahrhundert
in Ostindienfahrer, die Saardam, ist auf der 10 Monate dauernden Reise von Batavia, Indonesien nach Amsterdam, beladen mit Gewürzen wie Pfeffer und Paprika nebst heimlicher, wertvoller Fracht, begleitet von dunkler Phrophezeiung. Die Hauptprotagonisten Samuel Pipps, Detektiv und sein Assistent Arent Hayes, ehemaliger Söldner mit all seiner Körpergröße und Kraft, sehen sich Aberglauben, Hexenfindern und Dämonen ausgesetzt.
Der Generalgouverneur von Batavia Jan Haan, mit Frau Sara und Tochter bereit zu dieser abschließenden Schiffsreise, hält Samuel Pipps in Ketten, obwohl dieser einen kostbaren Schatz der Kolonie Batavia wiederbeschafft hat. Nun soll er zur Hinrichtung nach Amsterdam auf der Saardam und ohne bisher bekannte Anklage in einem dunklen, engen Verlies im Unterdeck dahinvegetieren, während an Bord unerklärliche Phänomene auftreten: Morde, verführerisches Flüstern nach dunkelsten Wünschen der Matrosen, Musketiere und weiterer Passagiere.
Drei unheilige Wunder durch den Teufel, den Alten Tom, geschehen: die ‚Phantasterei‘ ist verschwunden, Tiere an Bord werden geschlachtet und der Generalgouverneur wird in seiner Kajüte ermordet – besiegelt durch sein Logo des Auges mit dem Teufelsschwanz, angebracht auf Segel, Kisten und Holzbalken.
Nach einem üblen Sturm und einer Meuterei an Bord zerschellt das Schiff an einer felsigen Insel.
Und dann wird der ganze rätselhafte Spuk um Aberglauben, Dämonen, Daemonologie, Hexenfindern und ihrer zerstörerischen Wirkung in der Vergangenheit durch Sara und Arent aufgedeckt mit sehr überraschendem Ende.
Äusserst spannender Roman – mitreißend bis zum Schluss!

Bewertung vom 16.08.2021
Widmark, Martin

Die verflixte Erfindung


ausgezeichnet

Eine lustige, kreative Geschichte über eine Erfindung, genannt ‚das Dingsda‘, gepaart mit Anwendung neuer Technologie und deren unerwartet negativen Auswirkungen auf den Menschen, unseren Wünschen und Erwartungen. Dieses Bilderbuch ist in warm abgestimmten Farben koloriert mit den Brüdern Rüdiger und Walter in origineller, stämmiger Darstellung.

Bewertung vom 15.08.2021
Le Tellier, Hervé

Kein Wort mehr über Liebe


ausgezeichnet

Paris und die Liebe zwischen Intellektuellen – schöne Sommerlektüre!
Zwei Familien, 2 Liebhaber, alle um die vierzig, in Paris als Psychologe, Schriftsteller, Anwalt, Arzt tätig , genießen ein scheinbar perfektes Leben. Doch als die zwei Ehefrauen sich neu verlieben, bröckelt die Familienharmonie. Mit den ersten Zweifeln an der neuen Liebe verfliegt jedoch auch der angenehme Rausch dieser Gefühle wieder.
Im Text sind teils melancholisch untermalt auch Gedanken zum Schreiben an sich verflochten mit Fakten zur Psychoanalyse, Mikrochirurgie des Auges, zur Intellektuellenszene. Der Schreibstil ist leicht, locker, virtuos und angenehm.