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Dreamworx
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Berlin

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Insgesamt 1378 Bewertungen
Bewertung vom 30.05.2020
Landau, Grit

Die sardische Hochzeit


ausgezeichnet

Eine gefährliche Liebe
1922. Leo Lanteri, der Erbe einer Olivenplantage, wird von seinem Vater aus der Schusslinie katapultiert und ins sardische Sassari geschickt, nachdem er in seiner ligurischen Heimat Sant’Amato im Affekt den neuen Verlobten seiner Ehemaligen Silvia getötet hat. Leo, ein Kriegsveteran, der noch immer unter den Folgen seiner Erlebnisse leidet, fühlt sich von Anfang an in dem kleinen Ort unwohl, wo immer mehr Einwohner Mussolini sowie seine faschistische Politik unterstützen. Bei dem Besuch des Landgutes der Familie Soriga, wo Leo sich die Olivenstöcke der „Pecora nera“ ansehen möchte, trifft er auf die Tochter des Hauses Gioia. Schon beim ersten Blickwechsel verlieben sich Leo und Gioia Hals über Kopf ineinander. Aber Gioia ist mit dem Pferdezüchter Gavino Marras verlobt und soll diesen in einer Woche heiraten, um die Familienfehde zwischen den Sorigas und den Marras zu beenden. Wird die Hochzeit wirklich stattfinden, oder findet Leo einen Weg, mit Gioia glücklich zu sein?
Grit Landau hat mit „Die sardische Hochzeit“ einen sehr unterhaltsamen, spannenden Roman vor historischem Hintergrund vorgelegt, der von der ersten Zeile an zu fesseln weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser sofort in die Handlung eintauchen und nicht mehr hervorkommen, bis dieser absolute Pageturner beendet ist. An der Seite von Leo erlebt der Leser nicht nur seine Ankunft auf Sardinien, sondern nimmt hautnah an seinen Gedanken und inneren Kämpfen teil, die ihm das Leben zur Hölle machen. Aber ebenso darf man miterleben, wenn Leos Blick zum ersten Mal auf Gioia trifft oder seine Sympathie für Gavino Marras sich offenbart. Landau weiß geschickt mit den Emotionen zu spielen, erzählt ihre Geschichte so, dass der Leser alles wie einen Kinofilm vor dem inneren Auge mitverfolgen kann und gespannt darauf wartet, ob das Pulverfass, auf dem Leo sitzt, hochgehen wird. Auch die sardischen Gebräuche und Mythen, die jedem Kapitel voranstehen, entfalten sich innerhalb der Geschichte und machen dem Leser so manche Handlungsweise besser zugänglich. Gleichzeitig hat Landau den von ihr exzellent recherchierten politischen und gesellschaftlichen Hintergrund so gut mit ihrer Handlung verwoben, dass man als Leser auch noch eine Zeitreise in die Vergangenheit antritt in eine Gemeinschaft voller alter Werte und Traditionen, die sich durch die Machtergreifung Mussolinis in einem Spaltungsprozess befindet.
Die Charaktere sind fein nuanciert und liebevoll in Szene gesetzt worden. Sehr lebendig, glaubwürdig und vor allem authentisch nehmen sie den Leser schnell für sich ein, der so die Möglichkeit erhält, mit ihnen zu fühlen und zu fiebern. Leo ist ein gebrochener Mann, der nicht nur durch seine Kriegserlebnisse gebrochen wurde, sondern sich auch durch sein ungezähmtes Wesen in Schwierigkeiten gebracht hat. Äußerlich wirkt er zurückhaltend, jedoch brodelt es in ihm und macht ihn unberechenbar. Er liebt den Jazz und seine ligurische Heimat, die er schrecklich vermisst. Gioia ist eine sehr musikalische Frau. Sie soll eine Vernunftehe mit ihrem Schulfreund eingehen, um es der Familie recht zu machen, dabei würde sie lieber heute als morgen aus Sassari verschwinden und in die Stadt ziehen, wo mehr Leben und vor allem Musik ist. Teresina Soriga ist die Patriarchin des Hauses und wirkt wie eine alte Hexe. Boi ist ein Angestellter Sorigas, der eine schmierige undurchsichtige Art an sich hat. Gioias Verlobter Gavino hat gerade sein Jurastudium beendet. Er befindet sich wie Gioia in einer Zwickmühle. Weitere Nebendarsteller haben ebenso einen berechtigten Platz in dieser durchweg faszinierenden Geschichte.
„Die sardische Hochzeit“ ist ein fesselnder Roman vor historischem Hintergrund, der Einblick gibt in alte sardische Traditionen und gesellschaftliche Bande. Die Autorin hat politische Gegner, alte Familienfehden und –geheimnisse, Intrigen sowie die Liebe wunderbar miteinander verbunden und bietet dem Leser ein buntes und sehr packe

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2020
Beyer, Anja Saskia

Die geheimnisvollen Gärten der Toskana


ausgezeichnet

Toskanische Gartenliebe
Das Leben von Floristin Jessy läuft gerade nicht so rund. Erst lässt ihr Freund sie sitzen und dann schließt der Blumenladen, in dem sie arbeitet. Bei einem Besuch bei ihrer Mutter lässt sie sich überreden, sich auf eine Jobanzeige in der Toskana als Gartenhilfe zu bewerben. Die Zusage kommt prompt, so dass Jessy sich mitsamt ihrer Hündin Bella auf den Weg nach Italien in den Dunstkreis von Siena macht. Kaum dort angekommen, ist der Gärtner Gregorio, der sie eingestellt hat, erst einmal nicht gerade erfreut, als sich Jessy als Frau herausstellt. Doch Jessy macht ihm schnell klar, dass sie zupacken kann. Die Arbeit in der alten, etwas verwilderten Renaissance-Gartenanlage entpuppt sich zwar als Schwerstarbeit, Jessy genießt sie dennoch, denn nicht nur der Duft der Zitronenbäume lässt ihr Herz höher schlagen, sondern auch Gregorio verursacht Schmetterlinge in ihrem Magen. Wenn da nur nicht seine anspruchsvolle Mamma Rosella wäre, der Jessys Anwesenheit ein Dorn im Auge ist. Als Jessy bei Grabungsarbeiten alte Tonscherben mit mysteriösen Botschaften findet, sind sie und Gregorio bald einem alten Familiengeheimnis auf der Spur…
Anja Saskia Beyer hat mit „Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ einen sehr unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der den Leser nicht nur in eine der schönsten Gegenden Italiens entführt, sondern auch mit einer Romanze sowie der Aufdeckung eines alten Familiengeheimnisses aufwarten kann. Der flüssig-leichte und bildgewaltige Erzählstil der Autorin lässt den Leser wie von selbst in die Geschichte gleiten, sich unsichtbar an Jessys Seite stellen und mit ihr ein Abenteuer der gefühlvollen Art erleben. Schon die Beschreibungen der Landschaft und der Gärten sind so farbenfroh, dass sich dem Leser sofort ein wunderbares Kopfkino eröffnet, während die Seiten nur so durch die Finger rinnen und er den Duft von blühenden alten Rosensorten sowie reifen Zitronen in der Nase hat. Ihre Geschichte hat die Autorin nicht nur mit einer alten Familienfehde zwischen Nachbarn und einem Geheimnis versehen, sondern durch geschickt platzierte Wendungen den Leser nach und nach die Auflösung der Geschichte entdecken. Die Handlung ist durchweg abwechslungsreich gestaltet, der Einblick in die Welt der alten Gärten hochinteressant in die Geschichte mit eingebunden und liebevoll an den Leser gebracht, so dass man konstant das Gefühl hat, in einem bereichernden Kurzurlaub zu sein und dabei sogar noch eine Romanze erleben zu dürfen. Die eingestreuten Weisheiten von Jessys Oma sind ein zusätzliches Goody, die oftmals wie die Faust aufs Auge passen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie bestechen mit Individualität sowie Authentizität und lassen sich den Leser ihnen nahe fühlen, der sich gerne an ihre Fersen heftet, mit ihnen liebt und mitfühlt. Jessy ist eine patente junge Frau, die gerade nicht auf einer Glückssträhne reitet. Zudem ist ihr Vertrauen in Männer schon durch ihren Vater gebrochen, was sich durch fehlgeschlagene Liebesbeziehungen noch verstärkt hat. Doch sie kann zupacken, hat ein offenes und freundliches Wesen und liebt die Arbeit in der Natur. Mit ihrer warmherzigen und offenen Art wächst sie dem Leser regelrecht ans Herz. Gregorio ist ein attraktiver Mann, der für und um das Familienerbe kämpft. Er leidet noch immer unter der verletzenden Art seines verstorbenen Vaters. Er ist Italiener mit englischen Vorfahren, so schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Seine Mamma Rosella ist eine Frau mit Contenance, die aus einer feinen Familie stammt. Allerdings hat sie auch Haare auf den Zähnen und ist nicht gerade einfach zu handhaben. Auch Bella hat einen wichtigen Stammplatz in dieser Geschichte.
„Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist durch und durch ein Seelenschmeichler, der den Urlaub ins Haus bringt und das Herz für Romantik sowie die Nase für den Duft von Rosen und Zitronen öffnet. Ein wunderschöner Pageturner, die sich eine absolute Leseempfeh

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2020
Shehadi, Muna

Die Sommertochter / Die Braddock-Schwestern Bd.1


sehr gut

Wer ist meine Mutter?
Nach dem Tod ihrer Mutter, der ehemaligen Schauspielerin Jillian Croft, machen sich die Schwestern Eve, Olivia und Rosalind gemeinsam daran, das familieneigene Ferienhaus in Maine auszuräumen, wo sie in ihrer Kindheit viel Zeit miteinander verbracht haben. Bei der Räumaktion fallen ihnen alte Arztunterlagen in die Hände, die ihnen einen Schock versetzen, denn diese Berichte besagen, dass ihre verstorbene Mutter wahrscheinlich gar nicht ihre leibliche Mutter war. Während Eve und Olivia das für unmöglich halten, lässt Rosalind diese Entdeckung keine Ruhe, denn sie hat sich innerhalb der Familie immer wie eine Außenseiterin gefühlt. Sie will der Sache unbedingt auf den Grund gehen und die Wahrheit herausfinden. Als sie in den Unterlagen ihres Vaters sucht, stößt sie auf Informationen, denen sie nachgehen will…
Muna Shehadi hat mit „Die Sommertochter“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der erst nach und nach seine Geheimnisse preisgibt. Der flüssige und emotionale Schreibstil packt den Leser von Beginn an und lädt ihn ein, gemeinsam mit Rosalind und ihren Schwestern auf die Suche nach der Wahrheit zu gehen. Schon die Entdeckung der Tatsache, dass die eigene Mutter vielleicht gar nicht die Leibliche ist, kann einen aus dem Gleichgewicht bringen. Dass zwei der drei Schwestern diese Tatsache von vornherein verleugnen, ist zum einen verständlich, andererseits aber auch merkwürdig, denn wer will nicht die Wahrheit über seine Wurzeln wissen und bei Ungereimtheiten den Dingen auf den Grund gehen. So kommt der Leser in den Genuss, Rosalind bei den Nachforschungen über die Schulter zu schauen, denn sie lässt die Dinge nicht auf sich beruhen, vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie sich schon immer wie das fünfte Rad am Wagen innerhalb der Familie gefühlt hat. Tagebucheinträge ihrer Mutter zu Beginn eines jeden Kapitels sowie die Geschichte aus Rosalinds Sicht erlauben den wechselseitigen Blick zwischen Vergangenheit und Gegenwart und klären Stück für Stück die Geschichte auf, während Rosalind dabei eine große Entwicklung durchlebt. Die Autorin geht mit dem doch recht schwierigen Thema glaubhaft und empathisch um.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich ausgestaltet und wirken mit ihren individuellen Eigenschaften lebendig und realitätsnah. Der Leser folgt ihnen gern und kann mit ihnen hoffen, bangen und fühlen. Rosalind ist eine Frau, die immer im Schatten ihrer Schwestern stand. Erst eher zurückhaltend und unscheinbar, entwickelt sich während ihrer Suche nach und nach zu einer selbstbewussten Frau, die ihre Ziele erreichen will. Das Verhältnis zu ihren Schwestern ist eher unterkühlt und wenig herzlich. Eve und Olivia wirken oftmals gleichgültig, unnahbar und vom Leben verwöhnt. Ihnen fehlt es an Herz und Seele, um mit ihnen warm werden zu können. Aber auch Jillian spielt eine gewichtige Rolle, trägt sie doch mit ihren Tagebucheinträgen maßgeblich zur Aufklärung des Rätsels bei.
„Die Sommertochter“ ist ein unterhaltsamer und anrührender Roman über die Suche nach der eigenen Identität und den damit verbundenen Schwierigkeiten, aber auch über Familienbande und alte Geheimnisse. Packend erzählt und mit verdienter Leseempfehlung ausgestattet!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2020
Konnerth, Silvia

Heidesommerträume


gut

Solider Unterhaltungsroman
Der erfolgsverwöhnten Schriftstellerin Carolin fällt für ihr neues Buch einfach nichts ein, sie leidet unter einer Schreibblockade und grämt sich über die wenig positiv ausgefallene Kritik ihrer Lektorin zum ersten Entwurf. Dem Rat ihrer Freundin Moni, die ihr einen Tapetenwechsel verordnet, folgt sie nur recht widerwillig und besucht ihre Schwester Lola, die in der Lüneburger Heide ein kleines Romantikhotel führt. Die beiden Schwestern hatten in der letzten Zeit nur sehr sporadisch Kontakt, so fällt Carolin schon bei ihrer Anreise auf, dass der Empfang wenig herzlich ist und auch das Hotel einen recht heruntergekommenen Eindruck macht. Als Lola nach einem Streit auch noch die Kurve kratzt und einfach untertaucht, steht Carolin mit Schwager Paul allein da und muss sich um die Gäste kümmern, anstatt an ihrem neuen Buch zu arbeiten. Als auch noch ein Hoteltester auf der Bildfläche erscheint, ist die Aufregung groß. Einziger Lichtblick für Carolin ist Hotelgast Till, der allerdings auch ein Geheimnis mit sich herumträgt…
Silvia Konnerth hat mit „Heidesommerträume“ einen Unterhaltungsroman vorgelegt, der zu einer Gedankenreise in die wunderschöne Lüneburger Heide einlädt. Der locker-flüssige Schreibstil macht den Einstieg in die Geschichte leicht. Gleich zu Beginn lernt der Leser Hauptprotagonistin Carolin kennen und darf sich hautnah von deren Selbstzweifeln und Ängsten ein komplettes Bild machen, die viel zu langatmig in Szene gesetzt werden und sich über die ersten 80 Seiten ziehen. Interessanter wird es erst mit der Reise von Köln in die Heide und dem Zusammentreffen der Schwestern. Der Altersunterschied zwischen Lola und Moni beträgt 5 Jahre, doch hat man als Leser schnell den Eindruck, die beiden haben sich kaum etwas zu sagen und auch gefühlsmäßig liegt da einiges im Argen. Die Autorin lässt den Leser nach und nach an einem alten Familiengeheimnis teilhaben, dass so einige Ungereimtheiten enthält und verwirrtes Kopfschütteln nach sich zieht. Auch im weiteren Handlungsverlauf gibt es den einen oder anderen Logikfehler, der Anlass zu Irritationen gibt und eigentlich nicht vorkommen dürfte. Die Beschreibungen des kleinen Heidehotels sind gelungen benso spiegeln die unterschiedlichsten Hotelgäste die Realität sehr gut wieder.
Die Charaktere sind differenziert ausgearbeitet und lebendig in Szene gesetzt. Sie wirken authentisch und glaubwürdig, so dass der Leser seine Sympathien gerecht verteilen kann. Die 38-jährige Carolin ist eine Frau voller Selbstzweifel. Einen Krebs gleich geht sie immer einen Schritt vor und dann wieder zwei zurück. Oftmals wirkt sie allerdings auch recht naiv und unbedarft für ihr Alter. Schwester Lola ist aufgrund von Hormonschwankungen gestresst, aufbrausend und wenig nahbar, während Schwager Paul schon fast zu gut für diese Welt ist. Till ist ein offener, freundlicher Mann, der mit sich selbst in Reine kommen will und ein Geheimnis hütet. Besonders gelungen ist Carolins Freundin Moni, die plappert, wie ihr der Schnabel gewachsen ist und die das Herz am rechten Fleck hat. Aber auch Hannibal, Lars, Ole, Schnitzel sowie Doris und die übrigen Hotelgäste tragen ihren Anteil an der Geschichte bei.
„Heidesommerträume“ ist ein netter Roman, in dem neben Familiengeheimnis und diversen Missverständnissen auch die Liebe einen Platz hat. Zeitweilige Langatmigkeit sowie diverse Logikfehler bringen Punktabzug. Alles in allem ein solider Unterhaltungsroman!

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.05.2020
Forst, Johanna

Weinbergsommer


sehr gut

Vom Suchen und Finden
Eigentlich mag Altenpflegerin Annika ihren Job im Seniorenheim, allerdings fehlte ihr etwas Abwechslung im täglichen Allerlei, an denen auch die Pokerrunden mit ihrem Pflegeschützling Herrmann, einem etwas mürrischen Senior, nichts ändern können. Als Hermann erfährt, dass sein Leben aufgrund einer schweren Krankheit bald zuende gehen wird, möchte er noch einmal seine Tochter sehen, zu der er seit Jahrzehnten keinen Kontakt hat. Da er diese in Paris vermutet, ist Annikas Unterstützung gefragt, denn sie soll ihn begleiten und bei der Suche unterstützen. So entfernen sie sich unbemerkt und unerlaubt aus dem Seniorenheim und reisen Richtung Frankreich. Im elsässischen Ribeauville stranden sie in der von Olivier geführten Pension und versacken dort, freunden sich mit den Einheimischen an und genießen die französische Lebensart inmitten der Weinberge und vergessen fast den Grund ihrer eigentlichen Reise…
Johnna Frost hat mit „Weinbergsommer“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der zwar etwas realitätsfern ist, aber mit humorigen Einlagen und anrührenden Szenen überzeugen kann. Der Erzählstil ist flüssig-leicht, bildhaft und mit einigem Witz gespickt, so dass sich der Leser alsbald mit Annika und Hermann auf Reisen begibt, um mit ihnen einige Abenteuer zu erleben. Empathisch offenbart die Autorin dem Leser sowohl Annikas als auch Hermanns Sicht über das Leben im Seniorenheim. Die Situation ist für Pflegekräfte nicht einfach, allen Bewohnern die gleiche Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen. Aber auch die Bewohner fühlen sich manchmal vernachlässigt oder behandelt wie kleine Kinder, die aufgrund ihres Alters eines vernünftigen Gedankens nicht mehr fähig sind. Die Reise nach Frankreich wird bildreich geschildert und lässt mit ihren ansässigen Köstlichkeiten dem Leser schon bald das Wasser im Mund zusammenlaufen, während er vor dem inneren Auge die Weinberge im Blick hat. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sowie das Zusammentreffen mit Zufallsbekanntschaften werden menschlich und überzeugend dargestellt. Die Autorin räumt in ihrer Handlung einer Vielzahl an Themen Raum ein, allerdings werden diese oftmals nur gestreift und nicht weiter ausgeführt, was der eigentlichen Geschichte aber nicht schadet.
Die Charaktere sind sympathisch und lebensecht gestrickt, wirken glaubwürdig und der Realität entsprungen, so dass der Leser sich gut mit ihnen identifizieren kann und sie gern begleitet. Annika ist eine junge Frau, die ihren eigenen Platz im Leben noch nicht gefunden hat. Sie stellt vieles in Frage, wünscht sich Veränderung, doch wie genau diese aussehen soll, davon hat sie noch keine genaue Vorstellung. Für sie ist Offenheit und Ehrlichkeit wichtig, Oberflächlichkeit ist ihr ein Gräuel. Sie ist spontan, hilfsbereit und verantwortungsbewusst. Hermann befindet sich in seinem Lebensabend, was allerdings nicht heißen soll, dass er nicht mehr selbständig denken kann. Er möchte noch einmal etwas erleben, möchte versuchen, Vergangenes zu bereinigen. Er wirkt recht kauzig und nörglerisch, doch eigentlich hat er das Herz am rechten Fleck. Aber auch Protagonisten wie Olivier spielen glaubwürdige Rollen in dieser Geschichte und geben ihr das gewisse Etwas.
„Weinbergsommer“ beschreibt eine ungewöhnliche Reise zweier völlig verschiedener Charaktere, die beide auf der Suche sind, nach sich selbst, nach einer vermissten Person, nach etwas Aufregung in ihrem Leben, um sich selbst wieder zu fühlen. Auch die Liebe kommt dabei nicht zu kurz. Rundum kurzweilig und gelungen. Verdiente Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.05.2020
Simon, Teresa

Die Lilienbraut


ausgezeichnet

"Ein Duft muss die besten Augenblicke des Lebens wieder wachrufen." (K. Lagerfeld)
2019 Köln. Die Holländerin Liv hat mit ihrem Sohn Thijs in Köln-Ehrenfeld eine neue Heimat gefunden, nachdem sie von ihrem Verlobten Hendrik sitzengelassen wurde. Dort eröffnet sie als gelernte Parfümeurin ihre eigene Duftboutique, in der sie neben ausgewählten Individualdüften auch Seminare anbietet. Als Liv dann erst einen recht unerfreulichen Zusammenstoß mit einer älteren Dame hat, die sie böse beschimpft, und auch noch ihre Parfümerie verwüstet wird, macht sie sich daran, den Dingen auf den Grund zu gehen und stößt dabei auf ein altes Familiengeheimnis…
40er Jahre Köln. Obwohl Nellie Voss ein gutes Näschen für Gerüche hat, arbeitet sie nur im Büro von 4711, um ihre Familie zu unterstützen, weil die Kneipe ihrer Mutter Ilka nicht so viel abwirft. Während das Naziregime und der Krieg das Leben immer schwerer macht, bekommt die streng katholisch erzogene Nellie die Chance, vom Chefparfümeur Luuk van Geeren gefördert zu werden. Der sympathische Mann ist nicht nur von ihrem Talent überzeugt, sondern hat auch ein Auge auf sie geworfen. Doch Nellie hat nur Augen für einen, doch der wird niemals ihr gehören…
Teresa Simon hat mit „Die Lilienbraut“ einen wunderschönen und gefühlvollen historischen Roman vorgelegt, der diesmal nicht nur ein wahres Herz-, sondern vor allem auch ein gedankliches Dufterlebnis ist. Der flüssige, gefühlvolle und bildgewaltige Erzählstil katapultiert den Leser direkt in die Geschichte hinein, wo er zwischen zwei Handlungssträngen auf unterschiedlichen Zeitebenen wandelt. Mal findet man sich in der Gegenwart an Livs Seite wieder, schnuppert sich mit ihrer Hilfe durch das schöne Sortiment ihrer Parfümerie, während man die Kunden ein- und ausgehen sieht und Livs Gedanken- und Seelenwelt ausgiebig studieren kann. Zum anderen taucht man in die Zeit des Zweiten Weltkrieges ab, um Nellie aufgrund ihrer unglücklichen Liebe zur Seite zu stehen und mit ihr zu leiden. Dabei lässt Simon durch ihre akribische Recherche nicht nur Bilder des zerbombten Kölns vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, sondern bringt auch die Widerstandsgruppe der Edelweisspiraten wieder in Erinnerung. Durch die wechselnden Perspektiven schraubt sich der Spannungslevel immer weiter in die Höhe bis zum finalen Schluss. Der Leser ist dauerhaft angehalten, den eingebrachten Wendungen zu folgen, um dem alten Familiengeheimnis nach und nach auf die Spur zu kommen. Zudem gibt die Autorin einen interessanten Einblick in die Welt der Düfte, die dem Leser alle Sinne vibrieren lassen während der Lektüre.
Die Charaktere sind ausgesprochen lebendig entworfen und liebevoll in Szene gesetzt. Sie schleichen sich mit ihrem glaubwürdigen und authentischen Agieren schnell ins Herz des Lesers, der während der Lektüre das Gefühl hat, ihnen gegenüber zu sitzen und ihrer Geschichte zu lauschen. Mitfiebern und Mitfühlen ist hier auf jeden Fall Programm. Nellie ist eine warmherzige und freundliche Frau mit einem ausgeprägten Geruchssinn, die sich für andere engagiert und für diejenigen kämpft, die ihr am Herzen liegen. Freundin Greta wird immer wieder vom Schicksal gebeutelt, beweist aber einen Mut, der einem nur Respekt abverlangt. Liv hat ihr Leben selbst in die Hand genommen und sich einen Traum erfüllt. Doch muss sie erst einige Rätsel lösen, um endlich bei sich anzukommen. Söhnchen Thijs ist ihr ganzes Glück, aber in ihrem Herzen ist auch noch Platz für eine neue Liebe. Protagonisten wie Nouria, Martin, Jan und Lise spielen ebenfalls nicht unerhebliche Rollen in dieser Geschichte.
„Die Lilienbraut“ verbindet auf wunderschöne Weise Vergangenheit mit Gegenwart und wird mit einem Festival an Düften untermalt. Sowohl alte Familiengeheimnisse, als auch der Krieg und die Liebe kommen in diesem Pageturner nicht zu kurz und lassen den Leser an den Seiten kleben, während sämtliche Sinne aufs Höchste angespannt sind. Simons Duftgeschichte ist einmalig, absolute Leseempfehlung – Ch

14 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2020
Thomas, Jo

Ein Sommer voller Schmetterlinge


schlecht

Lockt keine Fliege hinterm Ofen hervor
Das Leben der 30-jährigen Beti ist ein einziges Desaster, denn ihren Traum von einer Strandbar in Andalusien kann sie abhaken, da ihr Verlobter Will sie wegen einer anderen hat sitzenlassen, aber nicht ohne vorher noch ihr Konto leer zu plündern. Nun steht sie da in Spanien, ohne Geld, ohne Bar und ohne Mann. Da heißt es „Ärmel hochkrempeln und da Chaos beseitigen“. Deshalb nimmt Beti einen Job auf der Kirschfarm des recht eigenwilligen Antonio an. Wegen einer Wette muss Beti auch noch Flamencotanzen lernen, was ausgerechnet Antonio ihr beibringen soll. Aber unter der heißen Sonne Andalusiens sollte das doch nicht so schwierig sein, oder stellen die Gefühle Beti ein Bein?
Jo Thomas hat mit „Ein Sommer voller Schmetterlinge“ einen recht seichten Liebesroman vorgelegt, der sämtliche Klischees bedient, die man sich nur vorstellen kann, aber leider auch mit 08/15-Charakteren, mit denen man als Leser so gar nicht warm wird und die Lektüre deshalb zu einer echten Qualveranstaltung werden lassen. Der zwar recht flüssige und eingängige Erzählstil kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier eine Geschichte regelrecht zusammengeschustert wurde, die weder Hand noch Fuß besitzt. Die recht farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen Andalusiens lassen ein wenig Urlaubsstimmung aufkommen, doch reicht ein buntes Setting nicht aus, um gute Unterhaltung zu bieten, denn die Protagonisten machen mit ihrem Verhalten alles wieder zunichte. Eine Protagonistin, die im Alter von 30 noch so blauäugig durchs Leben geht und nichts auf die Reihe bekommt, grenzt schon fast an Körperverletzung. Noch schlimmer ist nur der spanische Kirschbauer, der sich von seiner Ex-Frau ausnehmen und von seiner Geliebten unter Druck setzen lässt, während er mit einer dritten feurig Flamenco tanzen will. Warum ausgerechnet Flamenco, ach ja richtig, die Handlung ist ja in Andalusien angesiedelt. Doch der gefühlsbetonte, von Zigeunern stammende Tanz dient hier wohl eher als Notnagel, um die Geschichte halbwegs zu retten, was aber leider auch nicht gelingt, denn auch der Flamenco ist nur ein ganz lahmer Eiertanz.
Die Charaktere wurden oberflächlich auf einem Reißbrett entworfen, ihnen fehlt es an Seele und Wärme. Der Leser kann sich ein dauerhaftes Kopfschütteln bis hin zur Nackenstarre nicht verkneifen, so surreal und nahezu lebensuntüchtig wirken die Darsteller. Beti scheint das Pech an den Händen zu kleben, denn die Männer kann sie mit ihrer naiven Art nicht halten, sondern lässt sich sogar von ihnen ausnehmen wie eine Weihnachtsgans. Sie hat keine Ausbildung, kann sich nur mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten und träumt sich realitätsfern nach Wolkenkuckucksheim. Antonio ist auch so eine Witznummer, die man einem waschechten Spanier besser nicht präsentiert, denn das sind Machos, die sich von einer Frau nicht an der Nase herumführen lassen, wie es der arme Antonio tagtäglich erlebt. Anstatt mal mit der Faust auf den Tisch zu hauen, grämt er sich und leidet unter schlechter Laune, weil er sein Leben nicht im Griff hat.
„Ein Sommer voller Schmetterlinge“ ist eine unglaubwürdige und sehr seichte Urlaubslektüre. Mit einem Groschenroman wäre man wahrscheinlich besser bedient. Auf der ganzen Linie durchgefallen!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.05.2020

Und dann kamst du


ausgezeichnet

Die Macht der Liebe
Seit ihrer geplatzten Hochzeit vor 3 Jahren liest sich die 29-jährige Nora Bradford lieber durch sämtliche Werke der Bibliothek von Merryweather oder widmet sich ihrem Steckenpferd, der Ahnenforschung, als sich nochmals von der Liebe einwickeln zu lassen. Als sie gemeinsam mit ihrer Schwester Britt an einem Notfalltraining teilnimmt, trifft sie auf den ehemaligen Navy Seal John Truman Lawson, der sie schon bald um Hilfe bittet, ihm bei der Suche nach seiner leiblichen Mutter zu helfen. Je mehr Zeit Nora mit dem attraktiven John verbringt, umso mehr verfällt sie dem Mann. Doch leider ist dieser mit der sehr sympathischen Allie liiert. Auch wenn sich Nora nicht allzu große Hoffnungen macht, John für sich zu gewinnen, stellen sich auch bei ihm schon bald immer stärkere Gefühle für die Ahnenforscherin ein…
Becky Wade hat mit „Und dann kamst du“ einen wunderschönen und tiefgründigen Liebesroman vorgelegt, der sich nach und nach wie ein Puzzle entfaltet und sich ganz unauffällig in das Leserherz schleicht. Der flüssige, etwas altbacken wirkende Erzählstil lädt den Leser mit viel Wärme und Witz ein, in die Handlung einzutauchen, um Nora, ihre Schwestern sowie John und Allie sowie deren Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen. Mit unterschiedlichen Stilmitteln wie E-Mails, SMS. Briefen oder Chatprotokollen gewährt die Autorin dem Leser einen guten Einblick in das Leben ihrer Protagonisten und Teile ihrer Vergangenheit. Aber auch geschickt positionierte Überraschungsmomente und Wendungen halten den Spannungslevel innerhalb der Geschichte gleichbleibend hoch. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind sehr natürlich und glaubwürdig dargestellt, so dass sich der Leser als Teil der Handlung fühlt und gespannt mitverfolgt, in welche Richtung sich alles entwickelt. Themen wie Identitätssuche, Adoption, Ahnenforschung oder eine unheilbare Krankheit werden innerhalb der Geschichte plausibel eingebunden und verhelfen dieser zu Abwechslungsreichtum. Auch der christliche Glaube spielt innerhalb der Handlung eine große Rolle, denn Werte wie Vertrauen, Hoffnung und Vergeben nehmen einen nicht unerheblichen Raum innerhalb der Geschichte ein.
Die Charaktere sind mit ihren individuellen Eigenschaften sehr liebevoll in Szene gesetzt und wirken realistisch und authentisch. Der Leser fühlt sich ihnen schnell verbunden, kann mit ihnen hoffen, bangen und mitfühlen. Nora wirkt zwar etwas unscheinbar und altbacken, ist aber eine freundliche und offene Frau, die mit einem besonderen Witz gesegnet ist. Äußerlichkeiten sind ihr nicht wichtig, lieber bleibt sie im Hintergrund. Zu ihren Schwestern Willow und Britt hat sie ein herzliches Verhältnis, steckt ihre Nase aber lieber in Bücher als unter Menschen zu gehen. John ist ein sportlicher, ruhiger Mann, der schon durch seine Laufbahn als Ex-Navy-Seal ein gewisses Selbstbewusstsein innehat und sehr erfolgreich ist. Eine einschneidende Diagnose bringt ihn dazu, seiner Vergangenheit nachzuspüren und mehr über sich und seine Familie zu erfahren. Allie ist eine sympathische und liebenswerte Frau, die Herzlichkeit und Wärme ausstrahlt.
„Und dann kamst du“ ist ein wunderschöner und facettenreicher Liebesroman mit Tiefgang, der eine breite Variation an Themen in sich vereint und auch mit einer guten Prise Humor punkten kann, so dass der Leser von der ersten bis zur letzten Seite durchgehend gefesselt ist. Absolute Leseempfehlung für eine Lektüre, die ans Herz geht.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2020
Hannah, Kristin

Die Mädchen aus der Firefly Lane


ausgezeichnet

"Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern." (Aristoteles)
1974. Schon von jeher war Kate aufgrund ihrer zurückhaltenden Art eine Außenseiterin, der es schwer viel, Freundschaften zu schmieden. Doch dann ändert die Begegnung zur quirligen Tully von einem Moment auf den anderen Kates Leben. Mit Tully hat sie jemanden gefunden, dem sie sich verbunden fühlt, und auch Tully scheint etwas in ihr zu sehen, das anderen bisher verborgen geblieben ist. Trotz ihrer Gegensätze ziehen sich die beiden an und werden schnell die engsten Freundinnen. Tully erhofft sich für ihr Leben eine erfolgreiche Berufskarriere als Reporterin, während Kate von Familie und Kindern träumt. Über Jahre hält ihre enge Freundschaft vielen Stürmen stand, aber dann kommt es zu einem Vertrauensbruch, der alles aufs Spiel setzt…
Kristin Hannah hat mit „Das Mädchen aus der Firefly Lane“ einen wunderschönen und anrührenden Roman vorgelegt, der sich schnell ins Leserherz schleicht. Der flüssige, emotionale und farbenfrohe Schreibstil lässt den Leser schon bald gefesselt die Seiten umblättern und in die Welt von Tully und Kate eintauchen, um ihre Freundschaft von der ersten Begegnung an mitzuerleben und ihnen über Jahre ihres Lebens zu folgen, während in seinem Kopf der Soundtrack der Siebziger als musikalische Untermalung mitschwingt. Das Miterleben der jahrzehntelangen Freundschaft zwischen den beiden Frauen, die so viel miteinander teilen, aber doch so gegensätzlich sind, wie es nur möglich ist, macht beim Lesen nicht nur Spaß, sondern weckt auch alte Erinnerungen, die man mit eigenen Freunden teilt. Wechselnde Perspektiven ermöglichen einen guten Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistinnen, die einem schnell ans Herz wachsen. Die Autorin versteht es hervorragend, ihre Charaktere trotz ihrer Unterschiede aneinander zu binden und aufzuzeigen, dass wie wichtig Freundschaft ist und was sie aus macht, denn man kann zusammen eine Menge stemmen, sei es Freud oder Leid. Auch die Höhen und Tiefen sowie Meinungsverschiedenheiten aufgrund unterschiedlicher Ansichten sind glaubhaft dargestellt, so dass man sich als Leser gut in den diversen Situationen wiederfinden kann.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und mit glaubhaften Ecken und Kanten ausgestattet, was sie lebendig und realistisch wirken lässt und so dem Leser die Möglichkeit geben, sich ihnen verbunden zu fühlen. Das macht das Mitfühlen, Mitleiden und Mitfiebern leichter und die Lektüre zum Erlebnis. Kate ist eine zurückhaltende und eher scheue Person, die lieber im Hintergrund bleibt und nicht auffallen will. Sie lässt sich vieles gefallen und setzt sich oftmals nicht zur Wehr. Tully dagegen ist eine offene und extrovertierte Frau, immer ein Strahlen im Gesicht. Mit ihrer sonnigen Art weiß sie die Menschen zu bezaubern. Doch im Inneren kämpft Tully einen eigenen Kampf aus, lässt niemanden zu nahe an sich herankommen und ist sich nie sicher, ob sie wirklich ihrer selbst willen geliebt wird. Die Entwicklung und Veränderung von Kate und Tully über mehrere Jahrzehnte ist wunderbar intensiv mitzuerleben.
„Das Mädchen aus der Firefly Lane“ ist ein emotionaler Roman über eine langjährig gewachsene Freundschaft, über tiefe Gefühle und eine schwere Prüfung, die Entscheidungen fordert. Absolute Leseempfehlung für eine wunderbar erzählte Geschichte.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.05.2020
Múñez, Fernando J.

Claras Geheimnis / Die Köchin von Castamar Bd.1


ausgezeichnet

„Widme dich der Liebe und dem Kochen mit ganzem Herzen.“ (Dalai Lama)
1720 Spanien. Da ihre Familie veramt ist, arbeitet die aus gutem Hause stammende Clara als Küchenhilfe im Haus des Herzogs von Castamar, wo sich aufgrund ihres Talents schon bald zur ersten Köchin aufsteigt. Den Gaumen des verwitweten Herzogs Don Diego verwöhnt sie mit ihren kulinarisch raffinierten Speisen und weckt in ihm die Neugier, Clara näher kennenzulernen. Aber da Clara und Don Diego aus verschiedenen Gesellschaftsschichten stammen, ist ein Kontakt untereinander unmöglich. Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, so wandern schon bald kleine Nachrichten und Notizen versteckt in Kochbüchern hin und her, um miteinander zu kommunizieren, ohne Aufsehen zu erregen. Allerdings bleibt ihr Geheimnis nicht lange unbemerkt und ist einigen ein Dorn im Auge, da sie um ihren eigenen Einfluss fürchten…
Fernando J. Múnez hat mit „Die Köchin von Castamar“ einen wunderbaren historischen Roman vorgelegt, der zudem den Auftakt für seine Castamar-Dilogie bildet. Der flüssig-leichte, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser sofort in die Geschichte eintauchen, um sich als unsichtbarer Beobachter an Claras Fersen zu heften. Schon die Arbeit im Claras Küchenbereich als auch die Beschreibungen der einzelnen Speisen sowie die detaillierten Rezepte kitzeln die Sinne des Lesers und lassen ihn während der Lektüre wünschen, diese kosten zu dürfen. Gleichzeitig gibt der Autor dem Leser einen guten Einblick in das gesellschaftliche Leben und zeigt die Standesunterschiede auf, die es Clara und Don Diego unmöglich machen, miteinander zu verkehren. Die Handlung lebt zudem von den eingefädelten Intrigen, Lügen und der Boshaftigkeit einiger, die neidisch und eifersüchtig sind auf den Einfluss, den Clara gegenüber Don Diego zu gewinnen scheint und sie zu allerlei Dingen anstiftet, um dies zu unterbinden. Auch die Einbindung eines zweiten Handlungsstrangs ist interessant gestaltet, der zu allerlei Spekulationen über den Tod der Ehefrau von Don Diego führt. Der Spannungsbogen ist dauerhaft hoch angelegt und lässt den Leser regelrecht an den Seiten kleben bis zum offenen Schluss, so dass man den Nachfolgeband kaum erwarten kann.
Die Charaktere wurden sehr detailliert ausgestaltet und lebendig in Szene gesetzt. Mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie menschlich und glaubwürdig, so dass der Leser sich gern an ihrer Seite aufhält. Clara ist eine sympathische Protagonistin, die sich sofort ins Leserherz schleicht mit ihren klaren Wertvorstellungen. Sie ist offen, ehrlich, fleißig und ein Improvisationstalent, das ihr Handwerk versteht und mit Liebe ausführt. Das schlägt sich auch in ihren Speisen wieder. Don Diego trauert noch immer um seine Ehefrau, während er sich um Normalität bemüht, um nicht als schwach zu gelten. Liebe geht bekanntlich durch den Magen und bei ihm wirken Claras Kochkünste sofort. Er ist standesmäßig zwar über Clara angesiedelt, hegt aber wohl weniger Standesdünkel als sein Umfeld. Don Enrique ist ein Mann mit verschiedenen Gesichtern, der zwar als enger Freund Don Diegos gilt, aber oftmals recht undurchsichtig wirkt, was seine Beweggründe angeht.
„Die Köchin von Castamar“ ist ein sehr unterhaltsamer und spannender historischer Roman, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß. Auf die Fortsetzung darf man gespannt sein. Absolute Leseempfehlung!

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