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smartie11
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Insgesamt 917 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2016
Haberstock, Meike

Ein Nilpferd macht das Rennen / Holly Hosenknopf Bd.1


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Findelkind Holly Hosenknopf wohnt mit bei den liebsten Menschen zwischen Dünensund und dem Südpol, Käthe und Hinnerk, nachts in einem rosa Holzhaus und tagsüber in einem quietschbunten Überseecontainer mitten in den Dünen, vollgestopft mit 1.000 tollen Sachen. So besonders wie Holly selbst sind auch ihre Freunde: Das steckbrieflich gesuchte Erdferkel Herbert, das aus dem Zoo geflohen ist, die Riesenratte Sheriff Ludwig, das dauer-frierende Argentinische Wasserschwein Camillo Gonzales und das knuffige Zwergnilpferd Fee.
Als Fee sich eines schönen Tages in den Kopf setzt, am großen Pferde-Schönheitswettbewerb teilzunehmen, ist es nur selbstverständlich, dass ihr die Freunde dabei helfen.

Unsere Meinung:

Autorin Meike Haberstock ist uns schon von ihren wunderbaren „Anton“-Büchern („Anton hat Zeit“ und „Nur Mut, Anton“) bekannt. Schon beim ersten Aufschlagen des rd. 60 Seiten starken Buches merk man sogleich, dass dem Leser ein wimmelig-bunter Lesespaß bevor steht. Besonders schön fanden wir es, dass gleich zu Beginn die "Personen" so liebevoll vorgestellt werden und dass es - wie schon bei Anton - auf jeder Seite so viele kleine Details zu entdecken gibt. Das macht das Umblättern jedes Mal besonders spannend und lädt zum Betrachten ein.

Wir mochten die stets gut gelaunte Holly und ihre Freunde gleich von Beginn an, wobei das Erdferkel Herbert unser aller Liebling ist. Wie er per Steckbrief gesucht wird und sich deswegen nur verkleidet hinaus traut, ist einfach zum kringelig Lachen.

Die Geschichte ist witzig und hat auch meinen beiden Söhnen (4 & 7) gefallen. In sofern ist es trotz Pferden und Schminke keine reine „Mädchen-Geschichte“. Das Schriftbild ist schön groß mit breitem Zeilenabstand. Der Textanteil pro Seite ist recht überschaubar und sollte erfahrene Erstleser (ab Klasse 2) nicht überfordern. Die Leseempfehlung ab 7 beziehe ich auf´s selber lesen. Von der Geschichte her fand ich sie für meinen Vierjährigen auch sehr passend, vielleicht sogar noch passender als für meinen siebenjährigen Sohn.

Eine besondere Stärke von Meike Haberstocks Kinderbüchern sind die vielen tollen bunten Illustrationen, die von ihr selbst stammen. Entsprechend passen hier Text und Bilder 100%ig zueinander und ergeben ein wunderbares Gesamtbild.

FAZIT:
Ein buntes Lesevergnügen, das geübte Erstleser zum (vollständigen) Selbstlesen motiviert. Ein Spaß für Klein und Groß!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.02.2016
Carol, J. S.

Fürchte dich


sehr gut

Nur dreieinhalb Stunden – ein spannender Thriller mit Gesellschaftskritik

Zum Inhalt:
Als „Spindoktor“ hilft Medienberaterin Jody „JJ“ Johnson den Reichen und Schönen Hollywoods, auch die scheinbar aussichtslosesten PR-Desaster zur Eigenwerbung zu vermarkten: Reue, Treue, Wohltätigkeit. Als sie beim Business-Lunch in Hollywoods exklusivstem Restaurant, dem Alfie´s, einen ihrer PR-Schützline, Hollywoods neuen Shootingstar Alex King, im Auge behält, stürmt auf einmal ein maskierter, schwer bewaffneter Mann mit Sprengstoffweste das Lokal und nimmt die zwei Dutzend anwesenden Personen als Geiseln. Während im Alfie´s ein grausames „Spiel“ beginnt, liefert sich die Presse einen unethischen Wettlauf um die schnellste und reißerischste Berichterstattung…

Meine Meinung:

Bestsellerautor James / J.S. Carol (das Pseudonym von Steve Jackson) ist seit „Broken Dolls“ bekannt für atemberaubende Spannung. Mit „Fürchte Dich“ (OT: „Tick Tick Boom“) legt er nun einen Stand-Alone Thriller vor, der eine fantastische Vorlage für einen Hollywoood-Thriller abgeben würde.

Die rd. 330 Seiten starke Geschichte spielt sich komplett in nur 3 ½ Stunden ab, zwischen 13:00 – 16:30 (abgesehen von Pro- und Epilog), wodurch der Leser die Geschehnisse nahezu in Echtzeit verfolgt (á la „24“). Das Drama beginnt ohne großes Vorgeplänkel bereits auf Seite 24, als der maskierte Geiselnehmer ins Restaurant stürmt. Von dort an gibt es nur noch zwei Welten: eine im Alfie´s und eine außerhalb des Alfie´s. Und diese beiden Welten scheinen für die Geiseln auf einmal Lichtjahre voneinander entfernt zu sein. Carol erzählt seine Story i.W. aus den vier Perspektiven von Medienberaterin Jody „JJ“ Johnson und Jungschauspieler & Shootingstar Alex King (im Alfie´s) sowie vom aufstrebendem Lokalreporter Rob Taylor und seinem Boss Seth (draußen). Durch einen schnellen und stetigen Wechsel der Perspektive gelingt es Carol, das Tempo stets auf hohem Niveau zu halten. Außerdem steigert sich die Spannung durch dieses Stilmittel gerade in der zweiten Hälfte, in der man immer mehr mit den Geiseln mitgezittert, ins nahezu Unerträgliche.

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit und um das Leben der Geiseln. Auch wenn es schon viele Storys um Geiselnehmer gibt, geht der maskierte Geiselnehmer im Alfie´s doch nach einem sehr ungewöhnlichen Modus Operandi vor. Entsprechend rätseln sowohl die Geiseln als auch die Polizei und die Presse über Herkunft und Motiv des Geiselnehmers. Mir ging es beim Lesen nicht anders, und das tatsächliche Motiv des Täters bleibt bei vielen unterschiedlichsten Spekulationen bis zuletzt im Dunkeln. Die Auflösung war in gleichem Maße überraschend wie nachvollziehbar. Dies hat der Autor für meinen Geschmack wirklich sehr gut gelöst.

Neben dem für einen Thriller genreimmanenten Fokus auf die Spannung weist „Fürchte Dich“ aber durchaus auch Drama-Elemente auf, die mir gut gefallen haben. Sehr gelungen finde ich auch das Bild der sensationsgierigen Medien, das Carol detailliert zeichnet. Hierbei ergeben sich erstaunliche Parallelen zwischen dem skrupellosen Geiselnehmer und dem Medienboss Seth, den seine drei etwas klischeebehafteten Assistenten (eine junge lesbische Frau und zwei junge Männer, mit asiatischen bzw. afroamerikanischen Wurzeln) anscheinend fast genauso fürchten wie die Geiseln den Geiselnehmer. Weitgehend gefühllos und 100%ig berechnend führt Seth bei der Berichterstattung Regie und spielt dabei den Herrn über das (berufliche) Schicksal seiner Mitarbeiter. So haben beide Welten (drinnen & draußen) ihren eigenen Schurken.

FAZIT:
Ein spannender und temporeicher Thriller mit einem Schuss Drama und Gesellschaftskritik.

Bewertung vom 02.02.2016
Baltscheit, Martin

Nur ein Tag


ausgezeichnet

Unsere Meinung:
Autor Martin Baltscheit ist ein wahres Multi-Talent und wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet (u.a. Deutscher Jugendtheaterpreis 2010 und Deutscher Jugendliteraturpreis 2011). Die Audioproduktion von „Nur ein Tag“ wurde 2014 ebenfalls als „Kinder- und Jugendhörbuch des Jahres“ (Hörbuch-Preis der Landeshauptstadt Wiesbaden) gekürt und mehrfach als Kindertheaterstück aufgeführt. Nun ist endlich auch das Buch hierzu im Dressler-Verlag erschienen.

Auf rd. 100 Seiten, gebunden im handlichen Hardcover-Umschlag, erzählt Martin Baltscheit eine ganz außergewöhnliche Geschichte. Es geht um zwei Freunde, den „schlauen Fuchs und das fette Schwein“ (O-Ton schlauer Fuchs). Eines schönen und idyllischen Tages beobachten sie, wie ein ganz besonderes, kleines Wesen das Licht der Welt erblickt: Die Eintagsfliege, die „kleine Meisterin des großen Glücks“ und die „große Eintagsliebe“ von Wildschwein „Walter“. Vom ersten Augenblick an haben die beiden diese kleine Fliege ganz fest in ihr Herz geschlossen. Zugleich ist von Anfang an klar, was das Ende des Tages und damit auch das Ende dieser Geschichte bestimmen wird: Der unabänderliche Tod der kleinen, unschuldigen und so unglaublich unbeschwerten und lebensfrohen Eintagsfliege.

Der Tod geliebter Menschen oder auch Tiere ist immer ein ernstes und zutiefst trauriges Thema, mit dem selbst Erwachsene zumeist nur schwer umgehen können. Dieses Thema aber Kindern kindgerecht und unbeschwert nahe zu bringen, ist eine wahre Kunst, auf die sich Martin Baltscheit versteht. Er erzählt seine Geschichte mit unglaublich viel Fantasie und wunderbar poetischen Worten („Der Stundenplan des Lebens füllt sich von selbst.“ - S. 69), stets leicht und doch mit ganz viel Tiefgang, mit Humor und unendlich viel Gefühl. Stellenweise ist diese Geschichte urkomisch und herzzerreißend zugleich, ein echtes Wechselbad der Gefühle.

Garniert ist das Ganze mit vielen Lebensweisheiten, die zum Teil althergebracht (S. 17: „Das Leben ist zu kurz zum Streiten.“), aber auch deswegen einfach zeitlos und immer richtig sind, und die – für mich – zum Teil in dieser (Argumentations-)Form neu sind (S. 12: „Der Tod ist wie das Leben – unvermeidbar. Niemand weint über das Leben und deshalb sollte auch keiner über den Tod weinen.“). Andere Weisheiten sind wiederum einfach nur zum Schmunzeln („kuscheln statt killen“), aber deswegen nicht weniger wahr. So viel und so geballten Tiefgang habe ich bislang sehr, sehr selten in Kinderbüchern gefunden.

Komplettiert wird diese wirklich außergewöhnliche Geschichte durch – für meinen Geschmack – fantastische Illustrationen von Wiebke Rauers, z.B. die niesende Fliege auf S. 14 oder auch das „Zirkusplakat“ auf S. 68.

Ich weiß, dass ich hier mit vielen Superlativen um mich geschmissen habe, aber dieses Buch hat es zweifelsohne verdient! Mir und meinem Sohn (7) hat es sehr gut gefallen!


FAZIT:
Ein schweres Thema verpackt in eine bezaubernde Geschichte, die wundervoll leicht, poetisch, humorvoll und doch mit sehr viel Tiefgang erzählt wird. Ein ganz fantastisches Kinderbuch, auch für Erwachsene!

Bewertung vom 01.02.2016
Habersack, Charlotte

Der schaurige Schusch


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Auf dem höchsten Berg im Simmerlgebirge, dem Dogglspitz, wohnen das scheue Huhn, der bockige Hirsch, die garstige Gams, das maulige Murmeltier und der Party-Hase. Doch mit der ruhigen Bergidylle ist es schnell vorbei, als die fünf Freunde erfahren, dass ein neuer Nachbar zu ihnen auf die Bergspitze ziehen möchte: Der Schusch! Auch wenn keiner von ihnen den Schusch jemals zuvor selbst gesehen hat, so wissen sie doch ganz genau, was sie von dem Schusch zu halten haben: Er ist so groß wie ein Cola-Automat, zottelig wie eine alte Zahnbürste, stinkt nach nassem Hund, klaut Eier und verspeist Hasenbraten. Während die fünf freunde noch beraten, wie man den Schusch fernhalten könnte (einen Zaun bauen!) merken sie, dass der Schusch schon längst in seine Höhle eingezogen ist. Zu seiner Einweihungsparty traut sich nur der Party-Hase, der daraufhin für Stunden verschwindet…


Unsere Meinung:

„Der schaurige Schusch“ ist ein wunderbares, rd. 30 seitiges Kinderbuch (Hardcover) aus dem Ravensburger Verlag von Autorin Charlotte Habersack (u.a. „Pippa Pepperkorn“; „Kalle gegen alle“) mit wirklich tollen, ganzseitigen Illustrationen von Sabine Büchner (u.a. „Petronella Apfelmus“; „Superhugo“).

Schon auf der ersten Doppelseite gibt es wimmelig viel zu entdecken, von der wandernden Kuh bis zum Helikopter fliegenden Hund. Hier lädt das Buch bereits zum ausgiebigen, gemeinsamen betrachten ein, was ein schöner Einstieg in die Geschichte ist. Mit den Gerüchten, die sich die fünf tierischen Bergbewohner schon bald über den Schusch bange erzählen, kuschelt sich mein Sohn (4) beim Vorlesen gleich ein bisschen enger an mich an. Es hört sich ja tatsächlich ganz schön furchteinflößend an, was die Tiere da so alles vermuten. Doch als der Party-Hase dann todesmutig - oder vielleicht auch einfach nur unvoreingenommen (!) – an die Tür des Schusch klopft, gibt es auf dem Bild schon eine wichtige Kleinigkeit zu entdecken. Als ich meinen Sohn dann frage, ob er auch glaubt, dass der Schusch böse und ganz furchtbar ist, antwortet er mit einem bestimmten „Nein!“. Auch wir lassen uns also unerschrocken auf den Schusch ein…

Nach dem Ende der Geschichte hab´ ich sie gleich nochmal vorlesen dürfen, so gut hat sie meinem Sohn gefallen. Auch am Folgetag haben wir die Geschichte vom Schusch nochmal gelesen. Dabei ist diese Geschichte keine „einfache“ Geschichte für Kinder, sondern eine wirklich sehr schöne, kindgerecht erzählte Fabel / Parabel. Sie lehrt die Kinder nebenbei und unaufdringlich, unvoreingenommen und vorurteilsfrei auf Andere zuzugehen, sich nicht auf Hörensagen zu verlassen und „Anders sein“ nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu betrachten. Gerade in der heutigen Zeit ist dies ein immer wichtiger werdendes Thema, welches ja auch vielen Kindern schon im Kindergarten und / oder der Grundschule begegnet.

FAZIT:
Eine „einfache“, kindgerecht erzählte und wunderbare Parabel mit tollen Bildern zu den Themen Vorurteile und Toleranz. Neben „Irgendwie Anders“ (Kathryn Cave / Chris Riddell) meiner Meinung nach eines der besten Bücher für Kinder ab dem Kindergartenalter zu diesem Thema.

Bewertung vom 06.01.2016
Heitz, Markus

Schweigepflicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Aufgrund akuter und ausgeprägter Klaustrophobie hat die junge Psychologin Sybille Winkler den Mittvierziger Isger Nowak in Behandlung, der nach seiner Karriere als Offizier bei der Bundeswehr nun in einer Leipziger Anwaltskanzlei arbeitet. Auf der Suche nach den Ursachen für seine Probleme berichtet Nowak wiederwillig von einem sehr langen Arbeitstag, nach dessen Ende er nichts Böses ahnend in den Fahrstuhl des Bürotowers gestiegen ist. Doch statt des wohlverdienten Feierabends begann damit für ihn das pure Grauen…

Meine Meinung:
Bestsellerautor Markus Heitz, mehrfach ausgezeichnet mit dem Deutschen Phantastik Preis, ist ein Garant für Spannung und Action. Mit „Schweigepflicht“ beweist er, dass man auf nur rd. 50 Seiten (!) eine abgeschlossene, sehr spannende und absolut fesselnde Story schreiben kann. Entsprechend kurz ist das „Vorgeplänkel“ und das Grauen beginnt bereits ab Seite 11. Was auf den folgenden 40 Seiten passiert ist absolut tempo- und actionreich und wirklich nichts für zartbesaitete Leser. Eine vorlagengetreue Verfilmung dieser Kurzgeschichte würde wohl als waschechter Splatter-Film durchgehen.
Wenn man mit dieser Geschichte beginnt und sich in ihren Bann ziehen lässt, kann man gar nicht anders, als sie in einem Rutsch durchzulesen, was (je nach Lesetempo) ca. eine Stunde dauert. Wie dabei die Zeit vergeht, wird man gar nicht merken. Eine perfekte Story für eine Leseauszeit, nur nicht unbedingt vor dem Einschlafen…
Die Geschichte ist insgesamt in sich rund, auf ihre Art auch abwechslungsreich und mit der ein oder anderen „Überraschung“ garniert. Das Ende habe ich als sehr passend und als einer guten Horrorstory würdig empfunden. Ein Bisschen hat sie mich an die alte Fernsehserie Geschichten aus der „Twilight Zone“ erinnert.
Wer anführt, dass 1,99 Euro für „nur“ 50 Seiten ganz schön viel ist, hat nicht unbedingt Unrecht. Sicherlich gibt es viele Romane, bei denen man in der TB-Ausgabe über 600 Seiten für unter 10 Euro bekommt (auch von Markus Heitz). Aus meiner ganz persönlichen Sicht sind 1,99 Euro für rd. eine Stunde wirklich gute Leseunterhaltung aber durchaus ok.

FAZIT:
Rund eine Stunde extrem fesselndes Lesevergnügen für Leser mit starken Nerven. Kurz, aber einfach nur gut! Gerne mehr davon!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2015
Parsons, Tony

Mit Zorn sie zu strafen / Detective Max Wolfe Bd.2


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
In der Silvesternacht ereignet sich ein grausames Verbrechen. Eine sehr wohlhabende Londoner Familie wird bestialisch abgeschlachtet. Nur vom jüngsten Sohn der Familie, dem vierjährigen Bradley, fehlt jede Spur. Für Detective Max Wolfe und sein Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn Eines hat sich immer wieder bewahrheitet: Je länger ein Kind verschwunden bleibt, desto geringer ist Chance, es lebend zu finden…

Meine Meinung:
Eines vorweg: „Mit Zorn sie zu strafen“ ist ein sehr harter Thriller, der für zartbesaitete Leser sicherlich nicht unbedingt zu empfehlen ist. Im Verlauf der Story sind mir manche Ereignisse wirklich sehr, sehr nahe gegangen.

Der Prolog zur Geschichte widmet sich der unvorstellbar grausamen Tat in der Silvesternacht, der Leser ist bei den Schrecken der Familie Wood „live“ dabei. Ich habe selten so einen atemlosen, verstörenden und zutiefst schockierenden Prolog gelesen. In sofern zeigt Tony Parsons dem Leser schon sehr früh, was ihn in diesem Thriller erwartet.

Auch im Folgenden gelingt es Tony Parsons, Tempo und Spannung stets auf einem hohen Niveau zu halten. Gleich an mehreren Stellen des Buches kommt es zu „brenzligen Situationen“, die manch anderem Thriller problemlos schon als „Grande Finale“ dienen würden. In sofern lässt der Autor seinen Lesern kaum Zeit, zwischendurch einmal durchzuatmen. Selbst in Szenen, in denen die Handlung nicht von Action und / oder Spannung dominiert wird, tickt im Hintergrund doch immer die Uhr für die Suche und Rettung des kleinen Bradley.

Wer jetzt versucht ist zu denken, Parsons würde die Charakterentwicklung zu Gunsten von Spannung und Tempo vernachlässigt, der irrt. Obgleich ich seinen Ermittler, den alleinerziehenden Detective Max Wolfe, noch nicht aus dem Vorgängerband kannte, habe ich schnell Zugang zu ihm gefunden und ihn als sehr menschlich und sympathisch empfunden. Erfrischend abwechslungsreich ist es, dass beim Ermittlungsteam viele weibliche Charaktere mit dabei sind, insbesondere in den leitenden Positionen. Lediglich die Figur des Prof. Dr. Joe Stephen (der „Lieblings-Rechtspsychologe“) ist mir insgesamt zu blass geblieben. Von diesem Charakter hatte ich mir deutlich mehr erhofft.

Überhaupt kommen Parsons Ermittler sehr menschlich und individuell rüber. Nur das manchmal von leicht naiv bis fahrlässig überhastet erscheinende Vorgehen der Ermittler hat mich an manchen Stellen doch stark verwundert und durchaus gestört. Hierdurch ist es auch wenig verwunderlich, dass das Team im Verlauf des Buches tatsächlich ordentlich „was einstecken“ muss.

Sehr gut gefallen hat mir, dass „Mit Zorn sie zu strafen“ einen ausgebprägten „whodunit“-Charakter hat, d.h. Miträtseln und eigene Theorien entwickeln und wieder verwerfen klappt bei diesem Thriller wirklich gut. Letztendlich gingen meine Theorien - durch einen klitzekleinen Hinweis nach ca. 2/3 des Buchs – in die Richtige Richtung, auch wenn mich die komplette Auflösung dann doch überrascht hat. Bei aller Überraschung hat es Tony Parsons aber geschafft, die Handlungsfäden trotz aller Finten und Täuschungen am Ende überzeugend zusammen zu bringen und eine plausible Auflösung zu präsentieren.

Ebenfalls gut gefallen hat mir, dass Tony Parsons in seinem spannenden Thriller auch Sozialkritik übt. Zum einen arbeitet er deutlich heraus, wie schwer es für ethnische Minderheiten sein kann, aus ihrem „vorbestimmten Leben“ auszubrechen. Zum anderen hält Parsons den Medien, die nur zu gerne über die Schicksale der Reichen und Schönen berichten, die „Underdogs“ dabei aber gerne vernachlässigen, einen Spiegel vor.

FAZIT:
Ein überaus spannender, temporeicher, teilweise schockierender und am Ende sehr überzeugender Thriller, bei dem auch „whodunit“-Fans auf ihre Kosten kommen.

Bewertung vom 09.12.2015
Baumeister, Jens

Jonas' großes Comic-Chaos


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Jonas gehört in der Schule eher zu den Außenseitern als zu den „coolen Kids“. Daher flüchtet er sich in den Pausen oft an seinen geheimen Platz auf der Schultreppe und zeichnet lieber Comic-Figuren in sein Heft. Doch eines Tages verschwinden Captain Flint, Sir Iron und Galactic Man aus seinem Heft und tauchen plötzlich in anderen Büchern, auf Tapeten und sogar auf der Schultafel wieder auf. Dass sie dabei auch noch von einer etwas widerspenstigen Prinzessin begleitet werden, macht die Sache nicht einfacher…

Meine Meinung:
Der Titel hält, was er verspricht: Ein unglaublich lustiges und quirliges Comic-Chaos, das garantiert keinen Lachmuskel verschont! Die Geschichte selbst fußt auf einer sehr kreativen Grundidee und ist wirklich toll umgesetzt. Ich hab´ mich beim Lesen ständig gefragt, was die ausgebüxten Comic-Helden wohl als nächstes anstellen bzw. wo sie als nächstes überraschend auftauchen. Dabei schaffen es die Comic-Helden sogar, den Leser ganz direkt anzusprechen und mit in die Handlung einzubeziehen (siehe S. 108), das ist echt toll gemacht.

„Jonas´ großes Comic-Chaos“ bietet aber nicht „nur“ Spaß und Unterhaltung, nein auch für Spannung ist durchaus gesorgt, denn Jonas ist mit seinen ausgebüxten Comic-Helden stärker verbunden als er das zuvor gedacht hätte! Darüber hinaus bringt die Geschichte auch noch Tiefgang mit, denn es geht z.B. auch um Themen wie „Außenseiter“ und „Freundschaft“. Und dass die Schule in der Geschichte auch noch ein paar augenzwinkernde Seitenhiebe abbekommt, dürfte bei den jungen Lesern (Altersempfehlung ab 10 Jahre) auch gut ankommen.

Aber nicht „nur“ Jens Baumeisters Story weiß auf ganzer Linie zu überzeugen, auch Mareikje Kerstings Illustrationen sind einfach wunderbar! Die Story und die zahlreichen, sehr abwechslungsreichen Illustrationen gehen eine ganz wunderbare Symbiose ein und passen wirklich perfekt zueinander. Man hat zwischendurch das Gefühl, dass Text und Illustrationen schon fast miteinander „verschmelzen“. Das ist wirklich ein ganz tolles „Gesamtpaket“!

Aber auch die Charaktere möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Mit Jonas und Tülay gibt Jens Baumeister sowohl den Jungs als auch den Mädchen jeweils eine wunderbare Identifikationsfigur. Ich mochte sie beide von Anfang an sehr gerne und konnte mich in ihre Lage und Gefühlswelt sehr gut hineinversetzen. Insbesondere Tülay hat mich durch ihre taffe Art sehr überrascht und überzeugt. Die beiden sind ein tolles Team, das zusammen problemlos durch Dick und Dünn gehen kann. Sehr gut gefallen hat mir aber auch Tülays Oma, auch wenn ich wirklich kein Wort von dem verstanden habe, was sie „gesagt“ hat, da sie ja nur Türkisch „spricht“. Selbst „Klassenrüpel“ Tom ist mir zum Ende hin fast sympathisch geworden. Nur die olle Lehrerin Frau Gmeiner (Der Name ist Programm!) wird sich wohl nicht mehr ändern… Aber jede gute Story braucht ja auch einen „Bad Guy“, oder?

FAZIT:
Ein unglaublich lustiges und quirliges Comic-Chaos, das garantiert keinen Lachmuskel verschont! Unbedingt lesen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.12.2015
Seltmann, Christian

Kleiner Ritter Kurz von Knapp. Ungeheuer große Abenteuer!


sehr gut

Unsere Meinung:
Auf 83 Seiten, handlich verpackt in ein Hardcover mit dem Maßen 17 x 23 cm, berichtet Autor Christian Seltmann in 11 Kapiteln (jeweils zwischen 4 und 9 Seiten lang) von den spannenden Abenteuern des kleinen Ritters Kurz von Knapp. Auch wenn das Buch explizit als „Geschichten zum Vorlesen“ be(unter)titelt wurde, eignet es sich m.E. durchaus auch für fortgeschrittene Leseanfänger ca. ab der zweiten Klasse. Dies deckt sich auch mit der Leseempfehlung von 5 bis 7 Jahre, die ich als passend empfinde, auch wenn sicherlich auch etwas ältere Kinder ihren Spaß an Ritter Kurz von Knapps Abenteuern haben werden!

Sehr gut gefallen hat uns, dass es gleich zu Beginn eine Vorstellung der Personen gibt. Hier wurde uns sehr schnell klar, dass der kleine Ritter Kurz von Knapp in seiner Ritter-Klasse so ziemlich alleine da steht. Nicht umsonst heißen seine – erwachsenen! – Mitschüler Ritter Motz, Herr von Wichtig, Ritter Brett vorm Kopf, Ritter Gross von Kotz. Zu dieser illustren Runde gesellt sich noch die Klassenlehrerin Gundula von Ganz-Genau. Diese schickt ihre Schüler dann sogleich auch hinaus in die Welt, um Abenteuer zu bestehen und ein ritterliches Lied darüber zu dichten.

So ganz allein steht der kleine Ritter zum Glück dann doch nicht da, denn einerseits hat er sein treues sprechendes Pferd und andererseits helfen ihm seine Freunde, die „fabelhaften Kreaturen“. Dies ist ein bunt zusammen gewürfelter Haufen, zu dem unter anderem der Dreiköpfige Drache Karl-Heinz-Otto, das Monster-Mädchen Monbijou oder auch das Einhorn Horst gehören. Wann immer der kleine Ritter nicht weiter weiß, stehen sie ihm mit Taten oder guten Ratschlägen zur Seite. Hier sind die Themen Freundschaft und Zusammenhalt für meinen Geschmack sehr schön umgesetzt.

Die Geschichte – also die Abenteuer des kleinen Ritters - ist wirklich spannend und vielfältig, da verschlägt es den kleinen Prinzen zum Beispiel auf die Insel der Elfen (auf der er sich tierisch langweilt) oder er findet tatsächlich eine Tarnkappe und den Stein der Weisen. In Kapitel 8 erlebt der kleine Prinz schon fast rekordverdächtig viele Abenteuer in kürzester Zeit. Insgesamt sind alle Abenteuer sehr altersgerecht und für die Zielgruppe passend beschrieben. Nur dass der kleine Prinz einem Gegner das Schwert ins Herz bohrt, hat meinen kleinen Sohn (4) doch sehr beschäftigt. Hier hätte es für meinen Geschmack eine „gewaltfreiere“ Lösung geben können. Auch dass der kleine Ritter gleich auf den „Schwa Pi“ losstürmt, als dieser lediglich etwas „nass forsch“ agiert, fand ich ein bisschen überzogen. Zugegeben, gegen die Märchen der Gebrüder Grimm ist das aber noch immer eher harmlos…

Besonders lustig fanden meine beiden Söhne die fantastischen Kreaturen (die auch schon mal mit „Dafür-“ und „Dagegen“-Schildern abstimmen) und die vielen lustigen (Fantasie)Namen (z.B. "Ritter Fett im Topf" & Co.). Auch die Idee mit dem Lied „Ein Mann, der sich Kolumbus nannt…“ (Dessen Noten sich auf S. 80 finden – man findet es auch auf Youtube!), das der kleine Ritter zu seinem Abenteuerlied umgedichtet hat, hat mir sehr gefallen.

Last but not least möchte ich an dieser Stelle die zahlreichen, wirklich sehr schönen Illustrationen von Pina Gertenbach loben. Sie hat den Text stets perfekt in Bilder umgesetzt, deren Betrachtung einfach Spaß macht! Zuhörende Kinder können beim Vorlesen so sehr viel entdecken und für selbst lesende Kinder sind diese Bilder eine wunderbare Unterstützung, sich den Inhalt des Textes selbst zu erarbeiten. Hier merkt man sehr positiv die „Verwandtschaft“ zu den anderen drei „Ritter Kurz von Knapp“-Büchern, die in der Reihe „Allererstes Lesen“ für Leseanfänger konzipiert und erschienen sind.

FAZIT:
Tolle Abenteuer, tolle Charaktere und fantastische Illustrationen. Ein prima Gesamtpaket für kleine und größere Leser!