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smartie11
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Insgesamt 933 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2016
Peters, Katharina

Leuchtturmmord / Romy Beccare Bd.5


sehr gut

Zum Inhalt:
Am Leuchtturm Maltzien wird die Leiche einer jungen Frau aufgefunden. Während sich Romy Beccare dieses Falls mit ihrem Team annimmt, ermittelt ihr Freund Jan Riechter in einem Mordfall in Stralsund. Wie es scheint, zwei ganz verschiedene Taten, dennoch wird die Abstimmung zwischen Romy & Jan hierbei immer enger…


Meine Meinung:

Es ist mittlerweile der fünfte Band von Katharina Peters´ „Romy Beccare-Reihe“. Obgleich ich die Vorgänger-Bände noch nicht kenne, bin ich problemlos in die Geschichte hineingekommen. Anfangs musste ich zwar die Mitglieder der beiden Ermittlungsteams um Romy Beccare und ihren Freund Jan Riechter noch „auseinandersortieren“, aber auch das war schon nach kurzer Zeit kein Problem mehr. Sehr gut gefallen hat es mir, dass Katharina Peters ihre Verdächtigen erst nach und nach in die Story einbaut und den Leser nicht gleich zu Beginn mit einer unübersichtlichen Zahl von Charakteren überfordert (Wie es ja manchmal bei klassischen englischen Krimis der Fall ist). Auch dass es in diesem Krimi gleich um zwei Fälle geht, die von Anfang an ihren Berührungspunkt über das Ermittlerpaar haben, finde ich sehr gelungen. Hierdurch bleibt die Story über ihre komplette Länge hinweg sehr abwechslungs- und temporeich und es gab für mich während des Lesens genügend Gelegenheiten, mitzurätseln, eigene Theorien zu entwickeln und diese oftmals auch wieder über Bord zu werfen. Genau so muss ein guter Krimi in meinen Augen sein! Am Ende präsentiert Katharina Peters eine Auflösung, die mich in Teilen wirklich überrascht hat. Dennoch war die Lösung der Fälle im Nachhinein plausibel und nachvollziehbar und man hätte beim Lesen tatsächlich schon auf die passenden Ideen kommen können, wenn man denn manchen – wie zufällig eingestreuten – Informationen beim Lesen mehr Beachtung geschenkt hätte. Sehr gut gemacht, Frau Peters!

Ein weiterer Pluspunkt dieses Krimis sind für mich die vielfältigen und teilweise sehr schön herausgearbeiteten Charaktere, sowohl auf Seiten der Ermittler (z.B. Olivia) als auch auf Seiten der Verdächtigen. Nicht nur bei der Story an sich, auch bei der Entwicklung, die einzelne Charaktere im Verlauf des Buches genommen haben, hat es für mich die eine oder andere Überraschung gegeben, was mir sehr gut gefallen hat.

Der Schreibstil der Autorin ist nordisch frisch und sehr angenehm und flüssig zu lesen. Lediglich die Beschreibungen der Landschaften und Orte hätte für meinen Geschmack noch etwas besser ausgebaut werden können, um mehr typisches „Rügen- oder Ostsee“-Feeling zu transportieren. Abgesehen von einigen regionalen Ortsnamen sind mir im Nachhinein tatsächlich nur der Leuchtturm Maltzien und die ganz kurze Erwähnung der Gorch Fock (liegt im Stralsunder Hafen) im Gedächtnis geblieben, die die Story lokal „verankert“ haben. So hätte dieser Krimi eigentlich fast an jedem beliebigen Küstenstrich Deutschlands spielen können.

Für Freunde von Eva Almstädts „Pia Korittki“-Reihe („Ostsee…“) und Klaus-Peter Wolfs „Ann Kathrin Klaasen“-Reihe („Ostfriesen…“) genau die richtige Lektüre!

FAZIT:
Ein Krimi, der alles hat, was ein guter Krimi braucht: Spannung, Tempo und eine überraschende Auflösung. Es hätte nur noch ein Bisschen mehr „Rügen“ sein dürfen.

Bewertung vom 06.04.2016
Stronk, Cally

Die Geburtstagsparty / Die Mafflies Bd.2


sehr gut

„Die Mafflies: Die Geburtstagsparty“ ist bereits der zweite Mafflies-Band von Cally Stronk (bekannt durch die „Giraffen-Affen“), den man aber problemlos ohne die Vorkenntnis des ersten Bandes lesen kann (so wie wir). Es ist ein einfacher und unterhaltsamer Start in die 124 Seiten lange Geschichte. Man merkt sofort, dass es der kleine Mafflie Radieschen (Mafflies nennen sich immer nach ihrer Lieblingsspeise!) faustdick hinter den Ohren hat und es gibt gleich einen großen, nassen Spaß, als Max und Radieschen in der Badewanne mit vollem Einsatz Piraten spielen.

Doch das Unheil nimmt schnell seinen Lauf, als Max erfährt, dass seine zickige Stiefschwester Lara am gleichen Tag wie er Geburtstag hat wie er und die beiden auch noch eine gemeinsame Geburtstagsparty feiern sollen. Dass Radieschen Lara nun ausgerechnet noch einen sandigen Streich spielt, macht die ganze Lage natürlich nicht besser, so dass diese sich immer weiter zuspitzt (und an einer Stelle sogar ein bisschen gefährlich wird). Max hat uns schnell echt Leid getan, da er umziehen musste und außer dem kleinen Mafflie noch keinen Freund in seiner neuer Heimat hat. Lara hingegen mochten wir weniger. So haben wir eigentlich die ganze Zeit über bis zum Ende Partei für Max ergriffen.

Aber wie es sich für ein gutes Kinderbuch gehört, wendet sich die Geschichte doch noch zum Guten. Mehr möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten. Es war eine lustige und sehr unterhaltsame Geschichte, die uns gut gefallen hat. Einen großen Anteil daran hatten natürlich die beiden knuffigen Mafflies Radieschen und Papaya, die sich auch gerne mal zoffen und zusammen durchaus eine Riesentorte in Nullkommanichts verputzen können. Ein bisschen haben uns die kleinen Mafflies an Pumuckel erinnert (der ja auch stets eine „gute“ Idee parat hat).

Aufgelockert wird die Geschichte durch viele schöne Schwarz-Weiß-Illustrationen von Nina Hammerle, die stets sehr gut zum Text passen und die jeweilige Stelle schön umsetzen. Durch die vergrößerte Schrift und den höheren Zeilenabstand sollte das Buch für geübte Selbstleser kein Problem sein.


FAZIT:
Ein schönes, unterhaltsames und humorvolles Kinderbuch über Freundschaft und Familie, die man sich ja bekanntlich nicht aussuchen kann. Wir hatten unseren Spaß!

Bewertung vom 21.03.2016
Tromly, Stephanie

Tot ermittelt es sich schlecht / Digby Bd.1


ausgezeichnet

Cool, schräg, komisch und spannend – eine Leseempfehlung

Zum Inhalt:
Nach der Scheidung ihrer Eltern zieht Zoe mit ihrer Mutter von der quirligen Großstadt in das beschauliche River Heights. Doch dort soziale Kontakte zu schließen, scheint schlichtweg unmöglich. Bis es eines Tages an ihrer Haustür klingelt und ihr Mitschüler Digby davor steht, der gerne Abzüge ihrer Selfies hätte. Von da an stolpert Zoe total unvorbereitet und zumeist auch unfreiwillig von einer bizarren Situation in die nächste, wobei es durchaus äußerst brenzlig wird…

Meine Meinung:

„Digby“ (OT: „Trouble is a friend of mine“) ist der Debütroman der in Manila geboren Schriftstellerin Stephanie Tromly, die zuvor als Drehbuchautorin in Los Angeles tätig war. Das Buch wurde von Publishers Weekly (USA) zu einem der „Best Books 2015“ gekürt.

Die Geschichte ist aus der Sicht der 15jährigen Zoe geschrieben, die nach dem Umzug große Probleme hat, in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen und am liebsten gleich auf eine Privatschule wechseln würde. Ich mochte Zoe von Anfang an sehr gerne, da sie sehr authentisch und sympathisch rüber kommt. Der zweite Protagonist ist der Namensgeber Digby, und Digby ist… echt speziell. Er ist absolut cool & lässig, immer wieder überraschend und kommt auf die aberwitzigsten Ideen. Dabei vertraut er oft auf sein Glück und seine Spontanität, die ihn tatsächlich auch selten im Stich lassen. Doch wenn, dann kann es durchaus auch mal sehr schnell sehr gefährlich werden. Ein bisschen hat Digby mich von seiner Art an „Ferris Bueller“ („Ferris macht blau“; 1986) erinnert, nur einen Tick moderner.

Aber auch die Nebencharaktere sind Stephanie Tromly sehr gut gelungen, wie beispielsweise die mysteriöse Zilla und ihr „Gefolge“ von Gegenüber, der Mädchenschwarm und Quarterback der Schulmannschaft Henry oder auch Zoes viel zu junger, aber sehr gewitzter und mutiger Verehrer Felix.

In die Geschichte selbst bin ich schnell und ohne Probleme hineingekommen. Stephanie Tromlys Schreibstil ist locker und sehr erfrischend zu lesen. Er passt sehr gut sowohl zur Story als auch zum Setting. Auch die Spannung stellt sich dank Digbys erstem wahnwitzigen Vorhaben schnell ein und reißt über die gesamten 320 Seiten (aufgeteilt in 30 „handliche“ Kapitel) nicht wieder ab. Zwar gibt es durchaus einige Passagen, in denen der Spannungslevel ein wenig absinkt, aber das sind in der Regel nur wohldosierte Pausen bis zur nächsten spannenden Passage, die Stephanie Tromly problemlos durch viel Witz und absolut schräge Situationen auflockert. Da liefert sich Zoe z.B. schon mal einem Spontan-Kampf mit einem Bären-Maskottchen im Einkaufscenter oder fungiert der junge Felix als V-Mann bei einer zweifelhaften Drogen-Aktion. Letztendlich gelingt es der Autorin problemlos, die Fäden ihrer Geschichte zum Ende hin alle zusammenzubringen und in einem furiosen und explosiven Finale münden zu lassen. Die wesentlichen Fragen werden weitestgehend beantwortet. Eine zentrale Frage bleibt allerdings (ich denke mal bewusst) offen, was ich als Versprechen auf eine Fortsetzung werte. So fehlte mir am Ende „nur“ eine nachvollziehbare Erklärung, die ich hier aber nicht genauer thematisieren kann, ohne deutlich zu spoilern. Dennoch war es für mich insgesamt ein stimmiges und rundes Ende.

Mich hat dieses Buch vom Anfang bis zum Ende sehr gut unterhalten, stellenweise regelrecht gefesselt und mehr als einmal überrascht. Digby und Zoe sind ein wirklich herrlich skurriles Paar, fast ein kleines Bisschen wie Miss Marple und Mr Stringer oder auch Sherlock Holmes und Dr. Watson. Ich würde mich sehr freuen, mehr von den beiden zu lesen.

FAZIT:
Digby & Zoe – schräg, frisch, witzig und unkonventionell. Bitte mehr von diesem neuen tollen Ermittlerpaar!

Bewertung vom 21.03.2016
Läckberg, Camilla

Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9


sehr gut

Das Haus des Schreckens – ein spannender Krimi mit überzeugender Auflösung

Zum Inhalt:
Wie ein Gespenst taucht ein entführtes Mädchen verstümmelt aus einem verschneiten Wald auf, taumelt auf die Straße – und wird überfahren. Unter Hochdruck arbeitet Kommissar Patrik Hedström mit seinem Team an der Auflösung dieses Falls, auch weil noch weitere Mädchen vermisst werden. Währenddessen führt Patriks Frau Erica Falck Gespräche mit Laila Kowalska, die für den viele Jahre zurück liegenden Mord an ihrem Ehemann Vladek im Gefängnis sitzt, um für ein Buch über häusliche Gewalt zu recherchieren. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Meine Meinung:

„Die Schneelöwin“ ist der mittlerweile neunte Teil der um das Ermittlerpaar Erica Falck und Patrik Hedström der schwedischen Bestseller-Autorin Camilla Läckberg und gleichzeitig „mein erster Camilla Läckberg“. Der Einstieg in die Geschichte gelang mir auch ohne Vorkenntnisse der vorangegangenen Geschehnisse recht problemlos. Nur die vielen Charaktere, die „Skandinavien typisch“ meistens nur mit ihren Vornamen benannt werden, haben mir auf den ersten rd. 100 Seiten durchaus meine Schwierigkeiten bereitet. Stellenweise musste ich immer wieder Überlegungen anstellen á la „Wer war denn nochmal Anna?“. Eingefleischte Camilla Läckberg-Fans dürften hier aber keinerlei Probleme bekommen.

Die Story an sich beginnt mit einem kurzen Auftakt, der an Dramatik kaum noch zu überbieten ist. Im Folgenden nimmt die Autorin erstmal ein wenig Tempo raus und entwickelt ihre beiden Handlungsstränge, zum einen die – zunächst etwas hilflos erscheinende – Ermittlungsarbeit von Patrik und seinem Team und zum andern die Recherchearbeit von Erica, die geschickt mit immer wieder eingestreuten Blicken in die Vergangenheit von Laila garniert ist. Breiten Raum nehmen hierbei – insbesondere in der ca. ersten Hälfte - die Beziehungs-und Charakterstudien ein, bei denen Camilla Läckberg ihren Lesern tiefe Einblicke in gleich mehrere Familienleben gewährt. Hier hätten es für meinen Geschmack ein Bisschen mehr Spannung und ein paar „Ereignisse“ mehr sein dürfen!

Die Spannung nimmt dann im letzten Drittel wieder deutlich zu und steigert sich auf den rd. letzten 100 Seiten immer weiter. Es ist unglaublich, wie viele kleine „Cliffhganger“ Camilla Läckberg auf diesen rd. letzten 100 Seiten eingebaut hat. An vielen Stellen heißt es dann in etwa „…und dann fiel ihr endlich der Zusammenhang auf“… und prompt wechselt die Erzählung zu einem der anderen Charaktere. Hier hat mich die Autorin oftmals richtig neugierig gemacht, so dass ich das Buch zuletzt regelrecht verschlungen habe und nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Die Auflösung, die Camilla Läckberg am Ende ihres Krimis präsentiert, ist insgesamt rund und nachvollziehbar. Alles, aber auch wirklich alles fügt sich im Nachhinein zu einem passenden Bild zusammen. Das meiste davon war für mich durchaus überraschend, und bei einer zentralen Auflösung hat mich die Autorin wirklich sehr, sehr lange an der Nasenspitze herumgeführt und ganz zum Schluss ein besonderes Detail mit einem großen Tusch enthüllt. Sehr gut gemacht! Einziger Wermutstropfen ist für mich, dass sich Camilla Läckberg hier für meinen Geschmack an einer neuralgischen Stelle der Auflösung sehr stark der Hilfe des Zufalls bedient hat („wer trifft wann auf wen“), um ihre Fäden zusammenzuknüpfen. Mehr kann ich an dieser Stelle leider nicht sagen, ohne zu viel zu spoilern.

Alles in allem hat mich „Die Schneelöwin“ wirklich gut unterhalten und zum Schluss regelrecht gefesselt. Für Läckberg-Fans sicherlich ein „Muss“ aber auch für alle quereinsteigenden Läckberg-Neulinge auch „stand alone“ ein guter Krimi. Ich werde auf jeden Fall auch noch die früheren Fälle von Erica und Patrik lesen.


FAZIT:
Ein überzeugender Krimi, der mich insbesondere im letzten Viertel gefesselt und auch schockiert hat. Für (Skandinavien-)Krimifans eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 21.03.2016
Pratt, Tim; Deemer, Andy

Stormglass


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Nachdem alle seine Freunde sich in die Ferien verabschiedet haben, langweilt sich der 14jährige Jake zu Tode. Zumindest so lange, bis ihn die beiden Teenager-Agenten Lizzie und Filby vollkommen unvorbereitet als Agent für die mysteriöse Organisation Stormglass rekrutieren wollen. Ehe Jake sich richtig versieht ist er weit weg von zu Hause und wird gejagt…

Meine Meinung:

„Stromglass – Angriff der Killerbienen“ ist der rd. 280 Seiten starke, in 41 Kapitel unterteile Auftakt für eine neue Jugendbuchserie der beiden Autoren Tim Pratt & Andy Deemer. So gefährlich, wie die auf dem Cover erhoben abgebildete Killerbiene aussieht, so gefährlich wird auch die Story für ihren Protagonisten Jake…

(Fast) genauso ahnungslos wie Jake, stolpert auch der Leser in ein Abenteuer, von dem er anfangs überhaupt nicht weiß, was noch so alles auf ihn zukommt. Während Jake noch gar nicht richtig rekrutiert – geschweige denn ausgebildet – ist, gibt es für ihn schon kaum noch einen Weg zurück. Dafür nimmt die Story wirklich schnell an Fahrt auf und steuert schon bald auf die erste richtig brenzlige Situation zu. Von da an kennen Spannung und Tempo nur noch eine Richtung: aufwärts! Ich finde, man merkt dem Buch richtig an, wieviel Spaß die beiden Autoren dabei hatten, das Tempo immer weiter anzuziehen und ihre Helden von einer Action-Szene zur nächsten zu jagen. Dabei führt diese rasante Verfolgungs-Achterbahn die drei Jung-Agenten rund um den Globus: Ausgehend von Jakes behütetem Heim in den USA findet er sich in kürzester Zeit auf einem beschaulichen Landsitz in Großbritannien, im Hochland Argentiniens, in der transsibirischen Eisenbahn oder auch im Dschungel Tansanias wieder. Mehr Tempo geht nicht, oder?

Dabei haben die Autoren ein tolles Agententrio entworfen, das sich mit seinen Eigenschaften perfekt ergänzt und für die ein oder andere Überraschung gut ist: Jake, der bodenständige Frisch-Agent mit der guten Beobachtungsgabe, der etwas pummelige Filby, der nie um eine Lösung verlegen ist und die quirlige und draufgängerische Lizzy, die mutig jeder noch so großen Gefahr unerschrocken ins Auge sieht. Hier ist für jeden Leser die passende Identifikationsfigur zum Mitfiebern dabei! Die Erwachsenen haben in diesem Buch mehr oder minder den Charakter von Nebencharakteren, was mich an einem Jugendbuch aber alles andere als stört. Dennoch sind auch diese Charaktere sehr individuell gezeichnet, allen voran Colonel Cyrus Rex (vom Schlage Nick Furys) und dessen Widersacher Dr. Host (ja sorry, der heißt wirklich so – ein nicht wirklich furchteinflößender Name).

Neben Spannung, Action und Tempo hat dieses Buch alles, was zu einem guten Agententhriller dazugehört: Vom Fallschirmsprung über selbstlenkende Fahrzeuge, Blendgranaten, zu dechiffrierende Geheimbotschaften bis hin zu diversen Spionage-Gadgets, bei denen selbst Bonds guten alten Q vor Neid erblassen lassen dürfte. Darüber hinaus gibt es auch noch ein anderes, klassisches & sehr bestimmendes „Spionage-Detail“, über das ich hier aber nichts verraten möchte.

Wer „Die Spione von Meyers Holt“ oder auch „Sturmbändiger“ mochte, wird „Stromglass“ lieben!


FAZIT:
Nervenzerreißende Action und ein atemberaubendes Tempo – ein toller Agententhriller für junge und junggebliebene Leser ab ca. 12 Jahre.

Bewertung vom 21.03.2016
Pflüger, Andreas

Endgültig / Jenny Aaron Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung:

Autor Andreas Pflüger („Operation Rubikon“) ist ein kreatives Multitalent, er schreibt Hörspiele, Theaterstücke, Drehbücher (seit 2012 als Co-Autor für den »Tatort Weimar« verantwortlich) und Romane und inszenierte zwei Dokumentarfilme.

Sein zweiter Thriller, „Endgültig“, startet sehr spannend und rasant, einem Action-Thriller Hollywoods gleich, mit der Schlüsselszene in Barcelona, die Jenny Aarons Leben für immer und unwiderruflich verändert hat. Hierdurch hat es der Autor geschickt geschafft, mich vom Start weg an seinen Plot zu fesseln. Hinzu kommt eine wirklich außergewöhnliche Protagonistin. Jenny Aaron, Mitte 30, hochgewachsen und hoch intelligent, attraktiv, ist eine besondere Frau. Eine Frau, die ihre Gefühle in Zahlen von 1 bis 10 kategorisiert hat, eine Frau, die alles mag, was geometrisch ist, die Stilettos als Sonar benutzt und über die der Leser im Verlauf des Buches sehr viel erfährt. Andreas Pflüger gewährt seinen Lesern einen unglaublich tiefen und detaillierten Blick in die Psyche seiner Protagonisten. Dabei ist es schon erstaunlich, wie eindringlich der Autor die Welt aus der Wahrnehmung seiner blinden Protagonistin schildert.

Entsprechend blumig und bildgewaltig ist der Schreibstil Pflügers, mit dem er den Leser an der Gefühls- und Sinneswelt Jenny Aarons teilhaben lässt. Stellenweise sind seine Beschreibungen und Bildnisse schon thrilleruntypisch lyrisch, wie beispielsweise:

S. 11: „Sie waren Traumtänzer in der Gluthitze der Tage und der Kälte der Nächte.“ oder auch

S. 396: „Ein Triebwerk zündet in ihrem Kopf und katapultiert sie mit Hyperlichtgeschwindigkeit durch ein Wurmloch aus Myriaden von Farben. Sie sieht Galaxien, die ein Wimpernschlag sind, Sonnen, die aus dem Staub sterbender Sterne entstehen und wieder verglühen, stürzt in die Gewitter von Spiralnebeln, in einen Schmerz, der ihre Augen aufsprengt.“

Der Schreibstil Pflügers ist aber nicht nur dank seiner Wortwahl und Ausdrucksweise besonders, sondern auch aufgrund des Spiels mit den verschiedenen Zeiten. An vielen Stellen verwischen die Grenzen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wenn die Charaktere sich mitten in seiner Szene an längst Vergangenes erinnern und dort für ein paar Seiten gedanklich verweilen. Dies macht diesen Thriller zu einem ganz besonderen Leseerlebnis, das dem Leser allerdings „erhöhte Aufmerksamkeit“ abverlangt. „Endgültig“ ist damit kein Buch, das sich mal so eben „nebenbei“ weglesen lässt! Dafür gibt es seichtere Thrillerkost.

Die Story an sich hat alles, was ein wirklich guter Thriller braucht: Ungewöhnliche Charaktere, glaubwürdige Verhaltensweisen, wechselnde und plastische Settings und selbstverständlich einen fesselnden, temporeichen und in sich konsistenten Plot mit überraschender, aber nachvollziehbarer Auflösung. Ein richtig gutes Gesamtpaket also!

Im Nachwort des Autors bekommt man – neben dem Versprechen, dass Jenny Aarons Geschichte noch nicht zu Ende ist (was mich persönlich sehr freut) - einen leisen Eindruck davon, wie viel Recherchearbeit in diesem Buch steckt. Sehr viel Lektüre (u.a. das Hagakure) und mit Sicherheit nahezu unzählige Gespräche mit Blinden, Medizinern und Experten diverser Fachrichtungen. Diese aufwendige Hintergrundarbeit merkt man „Endgültig“ dann auch sehr positiv an.

FAZIT:
Fesselnd, überraschend und sprachgewaltig - ein ganz besonderer Thriller, der die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lesers fordert und auch verdient.

Bewertung vom 21.03.2016
Cavallaro, Brittany

Die Morde von Sherringford / Holmes & ich Bd.1


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Bücher, Filme & Serien rund um die Figur des Sherlock Holmes sind aktueller denn je. Da gibt es Kinofilme mit Robert Downey Jr., die großartige BBC-Serie mit einem herausragenden Benedict Cumberbatch und eine ganze Reihe von Krimis, wie z.B. die sehr gelungene „Anna Kronberg“-Reihe von Annelie Wendeberg oder etwa die „Young Sherlock Holmes“-Reihe von Andrew Lane.

Mit „Holmes & Ich“ (original Titel: „A STUDY IN CHARLOTTE“ – sehr treffend!) hat die US-amerikanische Schriftstellerin Brittany Cavallaro ihren ersten Jugendroman vorgelegt. Sie verlegt die klassische Geschichte von Sherlock Holmes und Dr. Watson drei Generationen weiter und an ein Elite-Internat in den USA. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von James „Jamie“ Watson, dem Ur-Ur-Urenkel des berühmten Dr. Watson. Als guter Rugby-Spieler kommt Jamie durch ein Stipendium an das Sherringford-Internat, an dem auch Charlotte Holmes, eine direkte Nachfahrin des Meisterdetektivs, studiert.


Der besondere Reiz dieses Kriminalromans liegt für mich in der sehr detaillierten und liebevollen Entwicklung der beiden Charaktere von Jamie und Charlotte. Während Jamie eher der ungestüme Underdog ist, hat Charlotte Einiges mit ihrem berühmten Vorfahren gemein, wie beispielswese den messerscharfen Verstand („Ihr Gehirn funktionierte mit der Präzision einer Bärenfalle: ihr entging nichts.“ - S. 126), die Liebe zum Violinen Spiel, den verhängnisvollen Hang zu Drogen oder last but not least deutliche Probleme mit dem zwischenmenschlichen Miteinander. Es ist faszinierend zu lesen, wie diese beiden sich kennenlernen, sich immer besser aufeinander einlassen und schließlich zu einem perfekten Team werden. Das stets vorhandene Spannungsfeld zwischen den beiden ist an vielen Stellen schon fast greifbar. Eine tolle Studie zweier wirklich interessanter Charaktere, die ihren beiden Vorbildern in nichts nachstehen.

„Holmes & Ich“ wäre allerdings kein „Sherlock“ Holmes Roman, wenn es nicht auch einen sehr kniffeligen und gefährlichen Kriminalfall zu lösen gäbe. Und dieser nimmt rasant an Fahrt auf: Schon auf Seite 26 taucht die erste Leiche auf, die von Mitschüler Lee Dobson! Dadurch, dass Dobson Charlotte Holmes aufs übelste Nachgestellt hat, und Jamie sich erst vor kurzem mit ihm geprügelt hat, stehen ganz schnell zwei Personen im Fokus aller Verdächtigungen: Holmes & Watson! Es entspinnt sich ein Fall, der durchaus komplex ist und sehr gut zum Miträtseln einlädt. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Autorin hierbei Anleihen an den klassischen Fällen von Sherlock Holmes genommen hat: „Das gefleckte Band“, „Der blaue Karfunkel“ sowie „Der Detektiv auf dem Sterbebett“. So fügt sich „Holmes & Ich“ nahtlos in die Tradition der klassischen Detektivgeschichten, allerdings in einem zeitgemäßen Gewand, ein. Ich bin gespannt auf die kommenden Fälle von Charlotte & Jamie!

FAZIT:
Ein spannender Kriminalfall für alle Sherlock Holmes-Fans, innovativ und doch ganz in der Tradition von Sir Arthur Conan Doyle.