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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1123 Bewertungen
Bewertung vom 26.01.2020
Schneefuß, Elke

Die Frauen vom Alexanderplatz


sehr gut

Drei Frauen am Scheideweg
Der 1. Weltkrieg ist zu Ende. Deutschland steht vor gewaltigen politischen Umbrüchen. Und auch für drei junge Frauen stellt das Schicksal die Weichen neu. Vera Noack lebt mit ihrer Mutter in Berlin. Der Vater ist tot. Der Bruder kehrt aus dem Krieg zurück und hat sich zu Veras Entsetzen den Freicorps angeschlossen. Vera trifft auf Benno, der zuvor bei der Kriegsmarine gedient hat. Benno ist Vera nicht gleichgültig. Derweil wartet Fritzi im kleinen Rieseby auf Bennos Rückkehr. Die beiden waren vor dem Krieg ein Paar. Da sich Benno nicht bei Fritzi meldet, beschließt sie , ihn in Berlin zu suchen. Hanna, Fabrikantentochter, hat im Krieg als Hilfsschwester an der Front gearbeitet. Dort hat sie ihre große Liebe Cora gefunden. Zurück in Berlin bei ihrer Mutter, mit der sie nichts verbindet und einem Vater , der versucht die Firma zu retten, bemüht sich Hanna , eine Arbeit zu finden und dem engen Elternhaus zu entkommen. Jede der drei Frauen versucht, ihren Traum vom Lebensglück zu verwirklichen.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten. Da die Autorin die Lebenswege der drei Frauen, die aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, abwechselnd erzählt, bleibt das Geschehen unglaublich spannend. Am meisten hat mich Fritzis Geschichte berührt, die aus der Provinz in die Großstadt kommt, um ihre große Liebe zu finden und bitter enttäuscht wird. Am einfachsten hatte es in meinen Augen Hanna, die durch eine gute Schulbildung, die besten Voraussetzung mitbringt, ihren Lebenstraum zu verwirklichen. Vera verkörpert am ehesten meine Vorstellung einer emanzipierten Frau, da sie sich der Bevormundung durch ihren Bruder widersetzt und ein eigenes Geschäft eröffnen will. Ganz nebenbei habe ich einiges über die damals herrschenden politischen Verhältnisse und Gesellschaftsnormen erfahren.
Ich fand den Roman angenehm zu lesen und verbrachte einige spannende und kurzweilige Stunden im Nachkriegsberlin von 1918.

Bewertung vom 12.01.2020
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Erbarmungslose Jagd / Sadie Scott Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tod in der Wüste
Sadie und ihr Freund Matt sind tatsächlich nach Virginia gezogen. Sadie hat ihre Tätigkeit beim FBI als Profilerin aufgenommen. Der erste Fall führt nach Moab, Utah. Dort scheint ein Serienmörder junge Frauen zu entführen, um sie in der Wüste auszusetzen. Dann macht er Jagd auf sie, als ob sie Tiere wären. Die Faktenlage ist dünn und die Aussicht, dem Täter das Handwerk zu legen, erscheint wenig vielversprechend. . Parallel dazu muss Sadie die Tatsache verarbeiten, dass ihr Vater Rick Foster bei einem Gefangenentransport fliehen konnte. Foster ist ein sadistischer Serienmörder, der noch im Gerichtssaal Sadie mit dem Tod bedroht hat. Während Sadie verhindern will, dass der Wüstenjäger ein neues Opfer zur Strecke bringt, muss sie mit der Angst leben, ihr Vater könnte sie finden.
Erneut konnte ich in die spannende und manchmal verstörende Arbeitswelt einer Profilerin eintauchen. Die Autorin konfrontiert ihre Leser in jedem ihrer Thriller mit den Abgründen der menschlichen Seele. Dieses Mal gilt es einem Psychopathen das Handwerk zu legen, zu seinem Vergnügen Frauen in der Wüste aussetzt und wie wilde Tiere jagt. Die Autorin schildert diese Jagd aus der Sicht der Opfer, so dass ich nicht nur eine leichte Ahnung davon erhielt, wie grausam so etwas ist. Ich habe regelrecht Hassgefühle gegen den Täter entwickelt. Gut gefallen hat mir, dass die Autorin auch die Schönheit der Wüste beschreibt, so dass man etwas von der Faszination erahnen kann, die diese lebensbedrohende Umgebung ausstrahlt.
Bei diesem Buch hatte ich aber auch den Eindruck, der aktuelle Fall wäre eher der Rahmen für Sadies persönliche Bedrohungssituation. Diese hat mich mehr mitgenommen und beschäftigt. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich eine emotionale Bindung zu Sadie aufgebaut habe. Der Thriller endet demnach in meinen Augen folgerichtig mit einem "bösen" Cliffhanger zu Sadies Geschichte.
Mein Fazit : wieder ein spannender und emotional bewegender Thriller aus der Feder von Dania Dicken

Bewertung vom 12.01.2020
Cooper, Ellison

Knochengrab / Sayer Altair Bd.2


ausgezeichnet

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite
FBI-Agent Maxwell Cho findet auf einer Wanderung zusammen mit seinem Spürhund zufällig in einer Grube einen Haufen Knochen. FBI-Agentin Sayer Altair wird mit dem Fall beauftragt. Zuerst scheint es sich um einen wenig aufregenden Cold Case zu handeln. Das ändert sich schnell als zwei weitere Leichen, die erst vor kurzem ermordet wurden, gefunden werden. Der Fall entwickelt sich immer mehr zum Alptraum. Eine Frau und ihre kleine Tochter werden vermisst. Hat der Mörder sie entführt ? Dieser schreckt auch nicht vor Mordanschlägen auf die ermittelnden Beamten zurück. Der Täter scheint jeden ihrer Schritte zu kennen. Gibt es einen Maulwurf in den eigenen Reihen ? Wem kann Sayer noch trauen ?
Ich war schon vom 1. Band der Autorin "Todeskäfig" begeistert. Ihr zweites Buch hat mich ebenso gefesselt. Alle Beteiligten haben ihre Macken und Kanten. Sayer selbst war mir nicht immer sympathisch. Sie hatte in der Vergangenheit einige psychischen Verletzungen zu verarbeiten und ist deshalb eine eher misstrauische und einzelgängerische Persönlichkeit. Ich bewundere aber ihre Hingabe an ihre Arbeit. Der Fall selbst nimmt immer wieder neue Wendungen, so dass man die weitere Entwicklung nicht vorhersehen kann. Besonders eindrücklich fand ich die Szenen, in denen die Autorin die Situation der Opfer beschreibt. Beim Lesen kam ich eins ums andere Mal emotional an meine Grenzen. Zusätzliche Spannung erhält der Thriller durch politische Intrigen, die Sayers Arbeitsplatz bedrohen. Auch hier konnte ich herrlich mit rätseln, wer oder was dahinter steckt.
Die Lösung des Falles ist logisch und hat mein Gerechtigkeitsempfinden voll zufrieden gestellt.
In meinen Augen ist der Thriller ein tolles und durchgängig spannendes Lesevergnügen.

Bewertung vom 05.01.2020
Oppenlander, Annette

Vaterland, wo bist du?


ausgezeichnet

Ein bewegendes Stück deutscher Geschichte
Der Roman beginnt im Mai 1940. Unabhängig von einander werden die Lebensläufe der siebenjährigen Lilly und des elfjährigen Günter erzählt. Beide leben in Solingen. Beider Väter ziehen in den Krieg. Damit enden die Gemeinsamkeiten. Günters Vater zieht nicht freiwillig in den Krieg und lässt eine funktionierende Familie zurück, die fest zusammen steht. Lillys Vater meldet sich freiwillig. Lilly bleibt bei einer Mutter zurück, die ihr e Tochter nicht lieben kann und stattdessen den jüngeren Sohn verhätschelt. Lilly und Günter werden im Krieg erwachsen, lernen den Hunger und den Bombenterror kennen. Eine normale Kindheit bleibt ihnen verwehrt. Nach dem Krieg ist der Hunger weiterhin ständiger Begleiter und erst Jahre später kehrt allmählich wieder so etwas wie Normalität in den Alltag zurück.
Die Autorin erzählt in dem Buch die Lebensgeschichte ihrer Großeltern und Eltern. Dankenswerterweise beschönigt sie weder die herrschenden Verhältnisse noch die die Charaktere ihrer Familienangehörigen. Dadurch entsteht ein bewegendes Zeitdokument, das den Leser die Schrecken des Krieges durch die Augen von Kindern erleben lässt. Lilly und Günter stehen für all die Kinder und Jugendliche, denen der Krieg die Jahre, die die unbeschwertesten im Leben sein sollten, zu den schrecklichsten gemacht hat. Beeindruckend wie die beiden dennoch ihre Mitmenschlichkeit und Sinn für Gerechtigkeit nicht verloren haben.
Für mich war das Buch eine sehr bewegende Lektüre, auch weil ich mir gut vorstellen kann, dass meine Großeltern und Eltern zum Teil ähnliche Erlebnisse hatten. Leider haben wir nie darüber gesprochen.
5 Sterne für ein tolles und wichtiges Buch !

Bewertung vom 01.01.2020
Boyd, Lyl

Stille (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Warum spricht der Junge nicht ?
Ein Junge kommuniziert mit seiner Umwelt nur über technische Hilfsmittel. Seine Stimme ertönt nur, wenn er Songs mit singt. Hat er einen genetischen Defekt ? Ist er zurückgeblieben ? Haben die Eltern versagt ?
Erneut hat der Autor auf wenigen Seiten eine Geschichte erzählt, die zur Diskussion anregt. Zwei Punkte haben mich besonders angesprochen. Zum einen fand ich es erschreckend, wie die verschiedenen Spezialisten ihre Urteile abgeben, dabei aber im Grunde nur raten, es aber als unumstößliche Tatsache darstellen. Zum anderen ließe sich auch gut darüber diskutieren, was ist Kommunikation ?Nur der mündliche Austausch ? Oder bedeutet Kommunikation nicht eher Austausch - egal in welcher Form ?
Die Geschichte bietet eindeutig nicht nur guten Lesestoff, sondern auch nachhaltiges Futter fürs Gehirn und müsste deshalb eigentlich 2X 5 Sterne bekommen.

Bewertung vom 26.12.2019
Bachmeier, Walter

Gauner, Glühwein, Geigenklänge


gut

Chefinspektor Egger und die gestohlene Geige
Bei einem vorweihnachtlichen Konzert, das Eggers Frau und sein Sohn Max bestreiten kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall. Die wertvolle Geige, auf der Eggers Frau spielen durfte, wird geraubt und ein Polizist kommt zu Tode. Egger betrachtet es als persönliche Herausforderung, den Fall zu lösen und arbeitet zusammen mit seinem Team mit Hochdruck an der Aufklärung. Im Umfeld der Ermittlungen kommt es zu weiteren Todesfällen. Die Sachlage wird immer verworrener.
Dies ist bereits der 6. Fall, den Chefinspektor Egger und sein Team lösen müssen. Dank des ausführlichen Personenregisters zu Beginn des Buches, konnte ich mich, obwohl ich Egger bisher nicht kannte, sehr gut zurecht finden. Egger und sein Team waren mir sehr sympathisch und ihre Arbeitsweise ist unaufgeregt. Ich denke, die Schilderungen kommen der realen Polizeiarbeit sehr nahe. Der Fall selbst ist sehr verworren und zeitweise habe ich wegen der zahlreichen Toten und Beteiligten etwas den Überblick verloren. Das Motiv hat mich dann sehr überrascht, weil ich solche Verwicklungen in der österreichischen Provinz nicht erwartet habe. Insgesamt war der Krimi spannend und sehr abwechslungsreich. Die Lösung des Falles wurde am Ende nochmals detailliert hergeleitet - was für mich sehr hilfreich war - und war in sich logisch. Was mich etwas gestört hat, waren immer wieder eingestreute Dialoge in Dialekt, die für mich sprachlich eine Herausforderung darstellten.
Der Krimi ist gut geschrieben und spannend, da sich die Beweislage im Laufe des Buches immer wieder ändert. fast bin ich versucht zu sagen, es war etwas zu viel des guten.

Bewertung vom 25.12.2019
Hofelich, Julia

Nebeljagd


ausgezeichnet

Wahrheitssuche im Nebel von Hass und Vorurteilen
Linn Geller betreibt zusammen mit ihrem Kollegen Götz eine Rechtsanwaltskanzlei in Stuttgart. Unverhofft wird sie als Pflichtverteidigerin bestellt. Sie soll Jo Haug vertreten, dem vorgeworfen wird, seine Pflegemutter Ines Schneider in dem kleinen Dorf Ochsenwang auf der Schwäbischen Alb ermordet zu haben. Zudem wirft im die Staatsanwaltschaft den Mord an einem jungen Mädchen vor, den er vor vielen Jahren begangen haben soll. Von Anfang an stößt Linn auf eine Mauer des Hasses und der Vorurteile. Alle ,einschließlich des Staatsanwaltes, sind von Jos Schuld überzeugt. Auch Linn hat ihre Zweifel an der Unschuld ihres Mandanten, stellt diese aber hintenan, denn sie ist von dem Grundsatz überzeugt, dass jeder Anspruch auf ein ordentliches Gerichtsverfahren hat. Mit dieser Haltung zieht sie sich den Hass und die Ablehnung der Dorfgemeinschaft zu und gerät nicht nur einmal in gefährliche Situationen..
Meiner Meinung nach gehört das Buch mit dem Warnhinweis "Vorsicht Suchtgefahr " versehen. Linn und Götz sind beide sehr sympathisch und ergänzen sich perfekt bei der Arbeit. Die beiden sind die positiven Leuchttürme in einem Meer von Intrigen, Verdächtigungen und Halbwahrheiten. Ständig musste ich meine Einschätzungen gegenüber dem Verdächtigen und den anderen Beteiligten ändern. Vermeintliche Tatsachen neu bewerten. Selbst als der Fall geklärt ist, gibt es auf den letzten Seiten nochmals eine überraschende Wendung. Die Spannung wird dadurch ständig hochgehalten . Ein weitere, nicht unerheblicher Pluspunkt ist für mich der sprachliche Ausdruck. So gelingt es der Autorin mit wenigen Sätzen eine Atmosphäre der Angst und Bilder des Schreckens zu erschaffen.
Der Krimi bekommt von mir 5 Sterne für seinen tollen Schreibstil, den hohen Spannungsfaktor und eine überzeugende Geschichte.

Bewertung vom 25.12.2019
Börgdahl, Ole R.

Unter Musketenfeuer (eBook, ePUB)


sehr gut

Mit dem Meldereiter Falk das Ende der Napoleon-Ära erleben
Der Schwede Falk Martin Hanson, junger Ingenieur aus wohlhabendem Hause, meldet sich 1813 freiwillig zur Armee, erscheint ihm doch das Soldatenleben weit aufregender als die Tätigkeit eines Direktors einer Ziegelfabrik. Durch glückliche Umstände wird Falk zu den Meldereitern versetzt. Er erlebt die großen Schlachten mit und muss einige gefährliche Situationen überstehen.
Der Autor erzählt die Geschichte aus der Sicht von Falk. Dabei bedient er sich einer manchmal etwas antiquiert wirkenden Erzählweise, die mich an Romane wie Moby Dick und Die Schatzinsel erinnert hat. Das Buch bietet eine unterhaltsame Mischung von Wissensvermittlung und Abenteuer. So weiß ich nun dank der anschaulichen Beschreibungen, wie man eine Muskete und eine Congreve`sche Rakete lädt und bin mit den Anfängen des Degenfechtens vertraut. Auch war ich Augenzeuge, wie Falk mit einem Bären kämpfen musste. Ganz nebenbei habe ich die Bekanntschaft verschiedener historischer Persönlichkeiten gemacht.
Die Erzählung liest sich abwechslungsreich und hat mich, da ich mich für Geschichte interessiere - und das sollte man für diese Lektüre unbedingt - gut unterhalten und die eine oder andere Wissenslücke gefüllt. Das Buch ist der 1. Band einer Reihe rund um Falks Erlebnisse und endet dementsprechend mit einem Cliffhanger, der mich auf eine baldige Fortsetzung hoffen lässt.