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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1038 Bewertungen
Bewertung vom 07.11.2011
Gugetzer, Gabriele

Teatime


ausgezeichnet

Statt Coffee to go wird in "Teatime" gemütlich und herrlich altmodisch die schönste Stunde des Tages zelebriert.

Neben viel Wissenswertem rund um Tee, wie den Traditionen in verschiedenen Ländern, einer Übersicht über insgesamt sechzehn Teesorten und vier Motto-Ideen für eine eigene Teatime, enthält das Buch folgende Rezeptrubriken:
Süßes zum Tee
Fruchtiges zum Tee
Pikantes zum Tee
Sättigendes zum Tee

Die Köstlichkeiten zum Tee werden allesamt auf sehr verspielten Fotos präsentiert, inmitten von verkitschten Staubfängern und auf feinen, aber sehr individuell zusammengestellten, Porzellaneinzelstücken, so dass man sich beinahe ein Flohmarktgefühl beim Betrachten der Bilder einstellt.

Die gesammelten Rezepte in diesem Buch sind sehr vielfältig und reichen von kleinen Gebäckstücken in Form von Muffins oder Cookies über Kuchen bis hin zu herzhaften Genüssen wie Sandwiches oder Pies. Das Küchenrezept des Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten für Brownies ist hier ebenso vertreten wie der trationsreiche Battenbergkuchen, der 1884 anlässlich der Hochzeit von Prinzessin Victoria erfunden wurde, die original Bath Buns oder die Treacle Tart, die Lieblingstorte der Schüler von Hogwarts. Neben den wunderhübschen und appetitanregenden Fotos sind es die kleinen Anekdoten, die Gabriele Gugetzer zu den einzelnen Rezepten gesammelt und notiert hat, die das Buch neben einem Gaumen- auch zu einem Augenschmaus und Leseerlebnis werden lassen und zu einem ganz besonderen Koch- und Backbuch, das aus der Masse an Veröffentlichungen heraussticht.
Die Rezepte sind sehr detailliert aufgeführt und erklärt. Neben der ausführlichen Zubereitung findet man am Seitenrand sowohl eine Zutaten- als auch eine Hilfsmittelliste (benötigte Backform, Spritztüte, Backerbsen etc.), sowie eine Angabe über die entstehende Stückzahl. Die Zubereitung selbst wird häufig um Tipps der Autorin ergänzt, die sich mit alternativen Zutaten, der Anrichtungsweise oder einer anderen Art der Zubereitung befassen.

Ein wunderhübsches und köstliches Lese- und Genusserlebnis, mit kleinen und größeren Leckereien, die perfekt zur schönsten Stunde des Tages - aber auch zu anderen Gelegenheiten - gereicht werden können. Abgerundet wird dieses zauberhafte und sehr informative Buch noch durch einen umfangreichen Anhang mit den schönsten Adressen zum Ausgehen, einem Rezeptregister von A-Z und Bezugsquellen im Internet für britische Produkte, alles rund ums Backen, Tee und Teezubehör und Accessoires, damit man die eigene Teatime so stilvoll gestalten kann wie auf den Fotografien von Julia Hoersch nach einem Konzept von Dietlind Wolf.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2011
Carls, Claudia

Woher der Wind kommt


ausgezeichnet

Das Cover in strahlenden Gelb- und Orangetönen hatte meine Aufmerksamheit erregt: "Woher kommt der Wind?" erzählt in leuchtenden Farben und poetischen und ausdrucksstarken Bildern die Traumreise der kleinen Theresa, die erfahren möchte, woher der Wind eigentlich kommt. Sie richtet ihre Frage an einen vorbeifliegenden Frosch, der ihr von schüttelnden Bäumen, sich wiegenden Gräsern, niesenden Wölfen, segelnden Schiffen und streitenden Zwergen erzählt... bis der Nordwind selbst auf der Bildfläche erscheint.

Das zauberhafte und surreale Bilderbuch von Claudia Carls ist kein Vorlesebilderbuch. Die Texte sind nur sehr kurz gehalten und lassen den farbenprächtigen Traumbildern Platz, um sich voll zu entfalten. Die Texte sind wie vom Wind höchstpersönlich an manchen Stellen durcheinandergewirbelt oder in unterschiedlichen Schriftarten gesetzt und interpretieren mitunter durch ihr Layout das Bild. Das Wort NIESEN beispielsweise sieht wie ausgeniest aus und ATMEN wirkt, als wäre es zum Ende hin aufgeblasen oder eben ausgeatmet worden.

Die Bilder faszinieren neben der Farbgebung vor allem durch den Mix aus fein herausgearbeiteten Gesichtzügen der Personen und Tiere im Gegensatz zu den grobflächigen Hintergründen.

Ganz kleine Bilderbuchstauner könnten sich unter Umständen wegen der glubschäugigen Fische, den grimmigen Zwergen oder den schattenschaften Gespenstern erschrecken, deswegen sollte man sich dieses Buch gemeinsam mit Kindern ansehen, da die surrealen Bilder für Kinder in diesem Alter keine klare Aussage beinhalten, sondern interpretiert werden müssen. Am Ende löst sich durch das Eintreffen des Nordwindes der Schleier zwischen Schein und Sein, zwischen Traum und Wirklichkeit jedoch in Wind auf und bläst die fabulierenden und fliegenden Frösche einfach weg.

Für Kinder ab 3 Jahre nur bedingt zu empfehlen, für ältere Kinder und erwachsene Bilderbuchliebhaber allerdings ein wunderbarer Schatz zum Träumen und Staunen!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.11.2011
Gidwitz, Adam

Eine dunkle & grimmige Geschichte


sehr gut

"Eine dunkle und GRIMMige Geschichte" erzählt die wahre Geschichte von Hänsel und Gretel und zwar richtig, richtig toll: nicht abgeändert für kleine Kinder, sondern gewalttätig und blutig!

Die wahre Geschichte von Hänsel und Gretel entführt den Leser in die Welt der Grimmschen Märchen. Adam Gidwitz verspinnt Motive vom treuen Johannes, Hänsel und Gretel, den sieben Raben (im Buch: die sieben Schwalben), Brüderchen und Schwesterchen, dem Räuberbräutigam (im Buch: Ein Lächeln rot wie Blut) und dem Teufel mit den drei goldenen Haaren zu einer irrwitzigen und schaurigen Hommage an die Gebrüder Grimm.
Wer jetzt denkt "Um Gottes Willen, so etwas kann ich doch nicht meinen Kindern zu lesen geben!" sollte mal wieder zu einem Märchen greifen und nachdem er gelesen hat, wie Augen ausgepickt, Fersen abgehackt und böse Stiefmütter in den Tod geschickt werden, kann er sein Kind ruhigen Gewissens wieder die Nase in der "Dunklen und GRIMMigen Geschichte" verschwinden lassen.

Der Autor erzählt die Geschichte nicht in einem Fluss, sondern präsentiert sie dem Leser als allwissender Erzähler, der sich zwischendurch immer wieder direkt zu Wort meldet. Im Text wird dies kenntlich gemacht durch den normalen gedruckten Erzähltext im Gegensatz dazu weisen die fettgedruckten Passagen die direkte Ansprache zum Leser aus. Die Einschübe heizen die Neugierde des Lesers an und verstärken den Gruselfaktor, in dem darin ständig davor gewarnt wird, dass es im Laufe des Geschehens noch viel schlimmer kommt als man es bisher bereits ertragen musste. Der Autor fragt nach, ob noch kleine Kinder im Zimmer sind, bevor er mit der Erzählung fortfährt und es richtig furchteinflößend und blutig wird. Passend zu der märchenhaft inspirierten Handlung, sind auch die Zwischenspiele in einer etwas altmodischen und schwarzhumorigen Sprache verfasst, allerdings ein wenig zu kindlich-naiv. Die Tiefstapelei des Autors erhöht jedoch den Überraschungseffekt und Ekelfaktor für die nachfolgende Handlung. Wenn der Autor von "ein bisschen eklig" spricht, sollte man als Leser auf das Schlimmste gefasst sein!
Manchmal führt der Autor fast eine Seite lang Zwiegespräche mit dem Leser, manchmal sind es nur wenige Wörter, manchmal steht sogar nicht mehr als ein Wort auf einer Seite. Der besondere Erzählstil und das aufgelockerte Layout lassen die Seiten des Buches nur so an einem vorbeifliegen.
Obwohl sich die eingeschobenen Passagen gut in die Handlung einfügen, finde ich das Buch sprachlich trotzdem nicht immer völlig homogen, denn manchmal lesen sie sich so, als ob ein Kind angesprochen wird, teilweise fühlt man sich jedoch eher als Erwachsener angesprochen ('Es war keine echte Liebe, denkt ihr jetzt vielleicht. Nur die Vernarrtheit eines Kindes. Ihr könnt das ruhig denken. Aber das beweist nur, dass ihr schon älter seid und euch nicht mehr daran erinnern könnt, wie es sich anfühlt, ein Kind zu sein.'), diesen Wechsel der Ansprechpartner empfand ich im Lesefluss etwas störend. Vor allem, weil die Geschichte, um mich als Erwachsener voll überzeugen zu können, noch etwas komplexer und unvorhersehbarer hätte sein müssen.

Aufmachung des Buches:
Das Design des Buches ist einfach wunderwunderschön und steht in seinem Design alten, geliebten Märchenklassikern in nichts nach. Natürlich bezaubert allein schon der blauschwarze Einband im Schattenrissdesign, auf dem die wenigen Farbkleckse regelrecht zu leuchten scheinen, wie der goldene Apfel, den Hänsel in die Luft streckt, und das blutgetränkte Schwert in Gretels linker Hand. Im Inneren wird das altmodische, märchenhafte Design mit Scherenschnitten an den Kapitelanfängen fortgeführt.

Fazit:
Eine blutige und schwarzhumorige Hommage an die Grimmsche Märchenwelt, welche Lust macht die alten Märchen wieder bzw. neu zu entdecken, und welche nicht nur durch viel Fantasy und den besonderen Wortwitz des Autors besticht, sondern auch durch ein auffälliges und besonders schönes Design.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2011
Carriger, Gail

Glühende Dunkelheit / Lady Alexia Bd.1


sehr gut

In der Welt von Miss Alexia Tarabotti existieren übernatürliche Geschöpfe wie Vampire und Werwölfe als mehr oder weniger akzeptierte Gesellschaftsschichten. Vampire und Werwölfe sind in Häusern beziehungsweise Rudeln organisiert und erschaffen kontrolliert Nachwuchs durch Umwandeln ihrer menschlichen Drohnen (bei den Vampiren) oder Clavigern (bei den Werwölfen). Alles unterliegt der Kontrolle des BUR (Bureau of Unnatural Registry), dessen Aufgabe die Kontrolle und die Registrierung des Unnatürlichen ist. Übernatürliche Geschöpfe verdanken ihre Existenz einem Übermaß an Seele im Gegensatz zu Miss Alexia Tarabotti die seelenlos ist und deren Art vom BUR als Außernatürliche bezeichnet wird. Außernatürliche lassen bei Berührung in sekundenschnelle jede Auswirkung des Übernatürlichen Verschwinden und könnten zur Geheimwaffe einer gefährlichen Organisation werden, die sogenannte Schwärmer - Vampire ohne Hauszugehörigkeit - verschwinden lässt und anschließend unkontrolliert neue Vampire erschafft... Miss Alexia Tarabotti gerät durch einen dummen Zufall in diese Verschwörung hinein, als ein unbelehrbarer Jungvampir sie trotz ihrer Außernatürlichkeit beißen will und sie ihn daraufhin versehentlich tötet. Durch diesen Zwischenfall wird Lord Maccon auf sie aufmerksam, Chefermittler der BUR und Alpha-Werwolf, der einerseits mit allen Mitteln verhindern will, dass Alexia ihre Nase in die Ermittlungen steckt, und andererseits nicht von ihr lassen kann, denn er findet den markanten Dickkopf der Halbitalienerin und "alten Jungfer" verdammt attraktiv...

Eigene Meinung:
Nachdem ich durch viele überschwenglich positive Rezensionen auf die "The Parasol Protectorate"-Reihe aufmerksam geworden bin, habe ich persönlich einige Kapitel gebraucht, um mit dem Serienauftakt "Glühende Dunkelheit (OT "Soulless") richtig warm zu werden. Zu Beginn stand mir das Geplänkel zwischen Alexia und Lord Maccon etwas zu sehr im Vordergrund, richtig gepackt hat mich das Buch erst, als der Kriminalfall als gleichwertiger Handlungsstrang in Erscheinung tritt.
Das Buch lebt von der authentischen Sprache und Atmosphäre, mit der Gail Carriger ihrer alternativen Vergangenheit des victorianischen Londons Leben einhaucht. Alles ist "very british" und am liebsten hätte ich während dem Lesen genau wie Alexia Teatime mit Assam Tee, Battenbergkuchen oder Brunnenkressesandwiches gemacht.
Neben den Hauptcharakteren Alexia und Lord Maccon legt Gail Carriger auch viel Augenmerk auf abwechslungsreiche und detailliert gezeichnete Nebenfiguren. Sei es der tuckenhafte Vampir Lord Akeldama, Professor Lyall, der Beta in Lord Maccons Rudel, oder Alexias Familie, die zwar mit ihrem Aussehen punkten im Gegensatz zu Alexia, die von ihrem Vater nicht nur die Seelenlosigkeit, sondern auch ihren dunklen Teint und ihre markante Nase geerbt hat, dafür aber nichts im Kopf haben. Die Autorin legt viel Wert auf ausgefeilte witzige Dialoge und Situationskomik, so dass die Handlungen neben dem eigentlichen Fall viel Spaß machen und den späteren etwas düsteren Verlauf der Geschichte immer wieder mit humorigen Momenten auflockern.
Der Kriminalfall selbst beinhaltet einige Züge aus dem Steampunkgenre und wartet neben Vampiren und Werwölfen noch mit einer anderen klassischen Figur der fantastischen Literatur auf, die sehr gut zum Steampunk und den Maschinenelementen passt, außerdem war sie für einen kleinen Überraschungsmoment gut, da ich sie zwar aus anderen Büchern kenne, aber man sie normalerweise einer anderen Stadt zuordnet und ihr Auftreten deshalb eher unerwartet war.

Fazit:
"Glühende Dunkelheit" bietet einen kurzweiligen Mix aus Steampunkelementen, historischem Kriminalfall und einer sehr witzigen und dialoglastigen Romanze, die sogar mir als Nicht-Liebesroman-Leserin sehr viel Spaß gemacht hat. Mal davon abgesehen, dass Gail Carriger dieses Genre nicht nur bedient, sondern auch gehörig auf die Schippe nimmt mit dem Lord Maccon anschmachtenden Lord Akeldama ;)

4 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2011
Simsek, Kamuran

100 bezaubernde Häkel-Minis


ausgezeichnet

"100 bezaubernde Häkelminis" sind kleine Häkelarbeiten, die sich sehr schnell und einfach nacharbeiten lassen und vielseitig einsetzbar sind. Nebenbei eignen sie sich wunderbar zur Resteverwertung.

Inhalt:
Vorwort
Zauberhafte Blümchen
Überall unterwegs
Auf dem Lande
Kleine Leckereien
Spiel & Spaß
Lustige Unterwasserwelt
Wildes Tierleben
Fröhliche Weihnachtszeit
So wird's gemacht / Abkürzungen
Autorin / Impressum

Jedes Mini kann man auf einem Foto sehr gut im Detail erkennen, die schriftliche Erklärung der Handarbeit umfasst eine Materialliste (Wolle, Stärke der Häkelnadel) und eine Anleitung, die ggfs. in Einzelteile unterteilt ist (Blüte und Stiel einer Blume oder Gehäuse und Lichter einer Ampel) und zusätzlich den Punkt Fertigstellen beinhaltet (z.B. Zusammennähen der Einzelteile, Umhäkeln der Arbeit, Knöpfe aufnähen, besticken).

Obwohl das Nacharbeiten der Minis nach den Anleitungen schon kinderleicht ist, finden Anfänger unter "So wird's gemacht" noch einige hilfreiche Erklärungen und zusätzliche Informationen. Neben den Abkürzungen für Häkelmaschen, vermittelt die Autorin noch folgendes Grundwissen auf drei bebilderten Seiten:
In Runden häkeln
In Spiralrunden häkeln
In Reihen häkeln
Zusammenfügen der Einzelteile
Maschen zunehmen
Maschen abnehmen
Farbwechsel
Teile zusammenhäkeln
Häkel-Minis besticken (Stiel-, Platt-, Margeriten-, Knötchen- und Spannstich)

Da die Häkelarbeiten absolut für Anfänger und Wiedereinsteiger geeignet sind, empfinde ich den Anhang mit Grundlagen als sehr nützlich und sinnvoll, da man in der Regel Grundwissen nicht immer parat hat bzw. dankbar über eine schnelle Auffrischung ist. Zudem kann man innerhalb des Buches die wichtigsten Dinge nachgucken ohne ein Zweitwerk zu Rate ziehen zu müssen.

Unter den Motiven finden sich sowohl Dinge die Mädchen begeistern als auch zahlreiche Motive für Jungs, Motive für besondere Anlässe (Weihnachten, Einschulung) und neutrale und universell einsetzbare Minis wie Blümchen, die sich wunderbar dafür eignen langweilige Taschen oder Jacken aufzupeppen. Wer Anregungen sucht, wie und wo sich Häkel-Minis einsetzen lassen, findet zahlreiche Ideen auf den Abbildungen im Buch: hier schmücken die kleinen Wollkreationen nicht nur Kleidungsstücke wie eine Schirmmütze, Sockenbündchen oder ein Jackenrevers, sondern auch Kissenbezüge, Lesezeichen, Stofftaschen, Bilder im Materialmix, ein Mobile oder Serviettenringe. Bei dem Einfallreichtum, den allein dieses Buch birgt, entwickelt man schnell weitere Ideen und so wurden bei uns schon Minis zusammen mit dem entsprechenden Zubehör zu Broschen im Materialmix oder Haarspangen verarbeitet.

5 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.11.2011
Belitz, Bettina

Verblüffend stürmisch / Luzie & Leander Bd.4


ausgezeichnet

In "Verblüffend stürmisch" muss Luzie an Leanders Seite ihr bislang verrücktestes Abenteuer bestehen. Nicht ohne Hintergedanken setzt Leander Luzies Eltern durch geschickte Manipulation den Floh ins Ohr, Familienurlaub in Frankreich zu machen, schließlich hat Leander dort seine schönste Zeit als Körperwächter erlebt, als er Johnny Depps Kinder bewacht hat. Doch wartet auf Luzie nun ein luxuriöser Urlaub in Südfrankreich? Pustekuchen! Wer im dritten Band bereits meinte, dass eine Klassenfahrt mit einem unsichtbaren Wächter an der Seite der Horrortrip schlechthin ist, wird hier eines besseren belehrt: Luzie muss sich in den Ferien eine winzigkleine Koje in einem Zigeunerkarren mit Leander teilen, der von einem dicken, faulen Pferd mehr schlecht als recht durch Frankreich gezogen wird. Ungeplante Aufenthalte fernab der angepeilten Bauernhöfe, Stechmücken und ein pupsender Leander verblassen zur Nichtigkeit im Vergleich zu einem wirklichen Problem, das Luzie in echte Lebensgefahr bringt: durch den engen Körperkontakt zu Leander färben einige seiner Eigenschaften auf sie ab und nun braucht sie dringend die Hilfe eines guten Freundes...

Eigene Meinung:
Luzie und Leander erleben in "Verblüffend stürmisch" bereits ihr viertes Abenteuer und Bettina Belitz hat nichts von der Frische und dem Ideenreichtum der Vorgängerbände eingebüßt, ganz im Gegenteil steigert sich die Reihe von Band zu Band, was auf jeden Fall auch mit der Weiterentwicklung der Charaktere zu tun hat. Freundschaft und Familie stehen hier noch weit mehr im Vordergrund als in den Vorgängerbänden. Luzies Eltern nehmen in diesem Abenteuer ihre bisher größte Rolle ein und die rosa Luzie-Mama ist wie immer zum Quietschen schräg, so dass man auf jeden Fall auch in den zukünftigen Bänden mehr von ihr lesen will. Am liebsten möchte man sie und den Vater in den Arm nehmen und trösten, wenn sie vor Sorge um Luzie fast vergehen. Mein absoluter Lieblingscharakter ist seit diesem Buch aber endgültig Serdan geworden. Er kommt zwar nicht wie ein Märchenprinz auf einem weißen Hengst dahergeritten, um Luzie aus der Misere zu befreien, aber... ach - das müsst ihr einfach selbst lesen ;) Die Geschichte ist so schräg, witzig, spannend und trotz der unglaublichen Situation so wunderbar romantisch, hach... Da braucht es den Auftritt von Johnny Depp höchstpersönlich eigentlich gar nicht mehr, um das Herz beim Lesen schneller schlagen zu lassen ;D Und andere Szenen widerum treiben einem mit ihrer herrlichen Situationskomik die Lachtränen in die Augen.
Ich bin sehr gespannt auf die nächsten Abenteuer von Luzie und Leander, denn mittlerweile bin ich mir ganz sicher, dass Bettina Belitz in Bezug auf die weitere Handlung und die agierenden Personen noch viele Überraschungen auf Lager hat. Sie gestaltet die Geschichten immer sehr abwechslungsreich und legt den Fokus abwechselnd auf verschiedene Personen, so dass man auch im vierten Abenteuer um Luzie und Leander immer wieder aufs Neue überrascht wird.
"Luzie und Leander" ist eine Serie, die einerseits mit dem gefühlvollen Schreibstil von Bettina Belitz und den facettenreichen und liebenswerten Charakteren punktet, andererseits macht sie einfach einen Heidenspaß und ich freue mich unbändig auf die nächsten Geschichten!

Aufmachung des Buches:
Rosarot, zartes Grün, Gelborange und nun in Blau- und Lilatönen: so fröhlich-bunt wie der Inhalt sind auch die Cover im Regal und Verströmen allein schon beim Ansehen gute Laune.

Fazit:
Verblüffend, dass der vierte Band den Vorgänger der Reihe noch übertrumpfen konnte, der von mir bereits die höchste Bewertung erhalten hat. Mehr davon!!!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2011
Kuschnarowa, Anna

Junkgirl


sehr gut

Durch den Schauplatz Berlin und das Abhängigkeitssyndrom, an dem Alissa nach ihrem Absturz leidet, erinnert "Junkgirl" an den Klassiker "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo". Einerseits dachte ich nach Beenden der Lektüre, dass ich mir mit Kenntnis des Romans von Christiane F. die Geschichte von Tara und Alissa hätte sparen können, andererseits ist das Thema natürlich immer noch so aktuell wie vor 30 Jahren und Jugendliche greifen sicherlich lieber zu einem aktuellen Roman als zu einem "alten Schinken".
Obwohl mich das Cover in der Buchhandlung nicht angesprochen hätte, muss ich zugeben, dass es perfekt zum Inhalt passt. Die ineinanderverlaufenen Farben suggerieren den Rausch und geben andererseits ein Bild davon, wie planlos Alissas Leben verläuft, nachdem sie suchtkrank geworden ist. Sie geht keinem geregelten Tagesablauf nach, sie lebt nur noch von der Hand in den Mund beziehungsweise bis zum nächsten Schuss.
Im Falle von Alissa hat die Suchterkrankung zu beinahe so etwas wie einer Persönlichkeitsspaltung geführt. Neben Alissa existiert die schillernde, wilde Alice im Drogen-Wonderland, die in Tara verliebt ist und die im Drogenrausch Höhenflüge erlebt. Anna Kuschnarowa hat diese zwiegespaltene Persönlichkeit sehr gut herausgearbeitet, in dem jedem Kapitel ein Zwiegespräch vorangestellt wird, in dem sich Alissa und Alice bekämpfen. In der Jetztzeit sitzt Alissa in einem Internat in Brandenburg und ist clean, sie ist wieder Alissa, wenigstens ein bisschen, aber der Rest ist immer noch Alice. Die beiden reflektieren Alissas Leben und Alices Leben bis zu diesem Punkt und entlassen den Leser am Ende in eine ungewisse Zukunft, an deren Scheideweg Alissa steht oder vielleicht doch Alice? Es gibt sicherlich Leser, denen das eher offen gehaltene Ende missfallen wird, aber gerade das Ende hat sehr stark bei mir gepunktet, da ich denke, dass ein Leben mit Drogensucht und anschließendem Entzug selten bis gar nicht mit Ende und PUNKT endet. Allerdings habe ich einen anderen Kritikpunkt an Alissas Geschichte. Mir persönlich kam ihr Umfeld zu kurz. Sie ist zu schnell aus ihrem alten Leben herausgetreten und im Anschluss gab es nicht mehr als ein oder zwei kleine Berührungspunkte in ihrem neuen Leben und ihrer Familie, bevor die spätere Entwicklung in der Geschichte dazu führt, dass alle wieder aufeinandertreffen. Selbst wenn Alissa ein Unfall einer natürlichen Verhütung war und eigentlich nicht geplant, so kann ich mir nicht vorstellen, dass sie ihren Eltern so gleichgültig sein soll, dass diese nach ihrem Verschwinden nicht intensiver nach ihr gesucht haben. Der Roman wäre für mich authentischer und vor allen Dingen nahegehender gewesen, wenn ich mehr vom Kummer und den Sorgen Außenstehender erfahren hätte. Tara und Alissa sind in ihrem Drogenrausch sehr egoistisch und denken nur an sich selbst, mir haben Charaktere gefehlt, die Sympathie oder Mitleid beim Leser erwecken, so dass man noch tiefer in die Geschichte eingetaucht wäre. Im Ansatz vermitteln tiefer gehende Gefühle nur Taras Oma und Taras Kumpel Leander. Tara und Alissa selbst bleiben zu fremd und unnahbar als das mich ihre Geschichte völlig hätte berühren können.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.10.2011
Endres, Brigitte

Der letzte Werwolf


sehr gut

In der Heimatstadt der beiden Geschwister Valentina und Phil erzählt man sich eine uralte Sage, dass in den Johannisnächten manchmal eine schwarz gekleidete Frau mit einem großen weißen Hund an ihrer Seite erscheint. Der Sage nach soll es sich bei dieser Frau um Amalia von Treuenstein handeln, deren Tod unter mysteriösen Umständen eintrat und deren Gebeine, statt wie die aller anderen von Treuensteins in der Stadtkirche, in einem kleinen Säulenbau auf einem Hügel nahe der Stadt ruhen. Als Valentina und Phil eines Abends Herrn Bozzi - den Hund ihrer Großmutter - ausführen, verschwindet dieser plötzlich in einem Loch und gerät in das Grabmal. In der Gruft steht ein weißer Sarkophag, auf dem die lebensgroße Marmorskulptur eines Hundes ruht. Als Valentina die in die Grabplatte eingemeißelte Inschrift übersetzt und laut vorliest, verwandelt sich der Marmor plötzlich in einen leibhaftigen Hund. Die Kinder nehmen den Hund mit nach Hause, um am nächsten Tag einer noch größeren und unglaublicheren Überraschung gegenüber zu stehen: der Hund ist verschwunden und ein Junge namens Dorian hat seinen Platz eingenommen, der die Hilfe der beiden Geschwister braucht, um einen jahrhundertealten Fluch zu brechen, der auf ihm und seiner Familie liegt.

Eigene Meinung:
Der Einstieg in die Geschichte erfolgt in Balladenform, um die längere Vorgeschichte anzudeuten, wie der Fluch auf die Dorians Familie gefallen ist, da die eigentliche Geschichte in der Jetztzeit spielt. Durch diesen Einstieg beschwört Brigitte Endres gleich zu Beginn ein altertümliches Flair auf, dass während der Geschichte weiterhin durchgehend von Dorian verkörpert wird, der sich mit seiner altmodischen Sprache, und seiner ausgesuchten Höflichkeit, aber auch durch einen gewissen Snobismus so völlig von Valentina und Phil unterscheidet. Seine Art macht es für Valentina und Phil nicht gerade einfach seine Anwesenheit gegenüber ihrer Großmutter Isolde zu erklären und sorgt zudem häufig für Lacher, nicht nur durch seine unpassenden und veralteten Redewendungen und weil er hochtrabend von sich in der dritten Person spricht, sondern vor allen Dingen durch sein Verhalten gegenüber der Großmutter, die von dem "Austauschschüler" genau wie von ihren Enkeln Mithilfe im Haushalt erwartet, und nicht immer weiß, wie sie auf Dorians Entgegnungen reagieren soll.
Da die an sich schon recht kurzen Kapitel noch in Abschnitte hinterteilt sind in denen häufig Szenenwechsel vollzogen werden, kam mir der Erzählstil manchmal etwas abgehackt und kantig vor, ansonsten ist "Der letzte Werwolf" aber eine sehr schöne und kurzweilige Geschichte über wahre Freundschaft und erste Liebe, die ich sehr gerne an Mädchen, aber auch an Jungs, der entsprechenden Altersgruppe weiterempfehle, da es sich durch sowohl weibliche als auch männliche Hauptprotagonisten wunderbar für beide Gruppen eignet. Jungs müssen keine Panik schieben, dass sie wegen der zarten Anbandelei zwischen Valentina und Dorian das Buch angeekelt in die Ecke schleudern müssen - die Liebesgeschichte deutet sich fast ausschließlich in Dialogen und Andeutungen an und kommt meistens witzig daher, weil Phil sich natürlich bestens auf Kosten seiner Schwester amüsiert ;) Außerdem ist sie nur eine Facette einer sehr abwechslungsreichen Geschichte, das Ergründen von Dorians Familiengeheimnis steht im Vordergrund.
Der Handlungsfaden über den Familienfluch von Dorians Familie ist sehr stimmungs- und geheimnisvoll aufgebaut. Besonders gelungen ist der balladenförmige Prolog zu Beginn der Geschichte und die rätselhaften Personen, die im Laufe der Handlung auftauchen, und das Liliensymbol, dem die Kinder immer wieder begegnen, sorgen für einen andauernden Spannungsbogen.
Das Cover wirkt ein wenig trist, davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, denn die Geschichte ist wirklich äußerst spannend und dazu noch witzig!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2011
Heinrich, Finn-Ole; Flygenring, Rán

Frerk, du Zwerg!


sehr gut

Frerk ist weder besonders groß, noch besonders stark und sieht mit seiner üblichen Kleidung - Pullunder oder Strickjacke, immer aus feinster Wolle - aus wie eine kleine Ausgabe seines Vaters, aber all das sind doch keine Gründe ihn "Zwerg" zu rufen, nur weil sich das auf seinen Namen reimt? In seinen Träumen besitzt Frerk einen Hund, und zwar einen RIESENGROSSEN! In der Realität hat seine überkandidelte Mutter Tierhaarallergie, er wird in beim Völkerball in die Mädchenmannschaft gewählt, Andi Kolumpeck isst sein Pausenbrot und... er findet ein Ei!

Aber nicht irgendein Ei... in diesem Ei steckt etwas ganz drin, dass Frerk zeigt, dass auch Zwerge groß und stark sein und ihre Interessen durchboxen können und das Anderssein nichts Schlechtes ist.

Pullunder, Strickjacke und kleingeschnibbelte Obst-Müsli-Kacke ade! Kommando brät!

In "Frerk, du Zwerg" erzählt Finn-Ole Heinrich eine irrwitzige und doch so wahre Geschichte von in der Schule unterdrückten Außenseitern, von übervorsichtigen Müttern, die einen Traum auf den gewünschten Hund zerplatzen lassen, ihr Kind mit gesundem Essen, abgekochten Schlüsseln und Münzen - die Schädlinge, die SCHÄDLINGE, wo die schon überall gelegen haben können - und dem warmen Strickpullunder bemuttern, bis es einem an den Ohren rauskommt und einfach nur noch nervt, und einem gelangweilten, wortkargen Vater, der für Gespräche keine Zeit oder keine gemeinsamen Interessen findet.
Insgesamt eine kurzweilige und schalkhafte Eulenspiegelei, die nicht nur Kindern zeigt, was in ihnen steckt, wenn sie es sich nur zutrauen, sondern auch den Eltern einen Spiegel vorhält, dass man Kinder manchmal einfach machen lassen muss. Lernen kommt von Selbermachen und Kinder wachsen zu eigenen Persönlichkeiten heran und nicht zu Mama- oder Papa-Klonen.

An einigen Stellen war mir die Geschichte ein bisschen zu albern, besonders hinsichtlich der Zwergensprache, aber allein die formatfüllenden und farbig hinterlegten Schwarzweiß-Illustrationen von Rán Flygenring - die skurril und witzig Finn-Ole Heinrichs Geschichte aufgreifen - machen dieses Buch zu einem außergewöhnlichem Leseerlebnis.

11 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.