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Midnight-Girl
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Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 01.01.2011
Wells, Dan

Ich bin kein Serienkiller / John Cleaver Bd.1


sehr gut

John Wayne Cleaver ist ein normaler 15jähriger Junge – könnte man meinen. Dich er selber sieht es am allerwenigsten so. Er arbeitet nach der Schule mit seiner Mutter und seiner Tante im Bestattungsunternehmen und das ist nicht der einzige Ort, an dem er mit dem Tod in Berührung kommt. Im Grunde würde sich sein gesamtes Leben darum drehen, wenn er sich nicht selber Regeln auferlegt hätte, die den Killer in ihm zurückhalten. Doch dann zwingt ihn etwas diese Regeln zu brechen. Wird er der Versuchung widerstehen?

Geschrieben ist dieser Thriller aus der Ich-Perspektive, so dass man von Beginn an schonmal einen anderen Bezug zu der Hauptperson bekommt. Man könnte sich zum einen vorstellen, dass man es persönlich von ihm erzählt bekommt, aber andererseits ist es auch gut möglich, dass die Person quasi Tagebuch geführt hat und der Leser nun in dieses abtauchen kann. Egal welche Möglichkeit der Leser für sich als wahrscheinlicher erachtet, man ist sofort hautnah in der Geschichte drin, man kann sich ihrer durch diese Perspektive einfach nicht entziehen.

Die Idee bzw. das Thema generell fand ich sehr interessant, da ich bisher noch nichts vergleichbares gelesen hatte. Daher war ich sehr gespannt wie die Umsetzung sein würde. Wie schon zuvor erwähnt, liest die Geschichte sich wie eine Art Tagebuch, man könnte sogar fast soweit gehen zu behaupten, wie eine Art Biographie (natürlich nicht des Autors, sondern von John Wayne Cleaver). Dieser Junge ist fasziniert von Serienkillern und weiß einfach jedes Detail, welches man nur wissen kann. Dadurch entdeckt er bei sich Facetten, die darauf schließen lassen, dass auch in ihm ein solches Monster steckt. Doch er weiß, dass er nicht auf der bösen Seite stehen will und versucht somit alles diesen Teil geheim zu halten, im Grunde sogar vor sich selber. Gleichzeitig hilft sein Wissen ihm aber auch, als plötzlich in der kleinen Stadt, in der er lebt, Morde geschehen. Er beginnt selber sich ein Täterprofil zusammenzubasteln und geht auf Spurensuche. Bald wird ihm klar, dass nur er den Killer ausschalten kann, doch dazu muss er den bösen Teil, der in ihm lauert, von der Leine lassen. Inwiefern die gesamte Geschichte realitätsnah ist, darüber lässt sich streiten, schon allein, weil es nicht nur unter das Genre Thriller, sondern auch Fantasy fällt, da einige fantastische Elemente enthalten sind, die keinesfalls real sind. Die Charakterisierung der Hauptperson ist, meiner Meinung nach, auf alle Fälle möglich, ich denke schon, dass die menschliche Psyche zu mehr in der Lage ist, als man sich eigentlich vorstellen kann.
Generell hat mir die Umsetzung des Themas ganz gut gefallen, jedoch habe ich einige Spannungselemente vermisst. Man kann zwar nicht alles vorhersehen, was noch geschehen wird und wie es ausgeht, aber doch einiges. Des Weiteren ist leider kein allzu großer Spannungsaufbau zu verfolgen, was ich recht schade finde. Bei einem Thriller sollte das doch eigentlich im Vordergrund stehen, für mich sieht es allerdings so aus als wäre mehr Wert auf das Erzähltechnische gefallen, was zwar schön zu lesen ist, aber nichts für jemanden, der etwas spannungsgeladenes lesen möchte.

Im Großen und Ganzen war das Buch ganz in Ordnung und man sollte es auf jeden Fall gelesen haben, wenn man vorhat die Folgebände zu lesen. Teil zwei wird bald erscheinen und der dritte Teil ist auch schon in Planung. Wenn man also in Erwägung zieht etwas von dieser Trilogie lesen zu wollen, dann sollte man auf alle Fälle mit dem ersten Band beginnen.

0 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.01.2011
Nesbø, Jo

Schneemann / Harry Hole Bd.7


ausgezeichnet

Ein neuer Fall für Harry Hole, den etwas anderen Ermittler. Diesmal ist er einen Serientäter auf der Spur, der junge Mütter ermordet, aber als wäre diese Tatsache alleine nicht schon dramatisch genug, tötet er sie auch immer auf extrem grausame Weise. Zunächst tappen alle im Dunkeln, denn es scheint eigentlich keine Zusammenhänge zwischen den Morden zu geben, doch nach und nach lichtet sich das Gewirr und was dort zum Vorschein kommt, ist nahezu unvorstellbar. Harry Hole muss sich beeilen, will er nicht selbst ein Opfer werden...

Bei 'Schneemann' handelt es sich wieder einmal um einen gewohnt spannungsgeladenen Krimi von Jo Nesbo. Harry Hole hat diesmal einen wirklich schwierigen Fall zu lösen, denn immer wieder verschwinden junge Mütter und tauchen auf bestialische Weise ermordet wieder auf. Harry hat wirklich alle Hände voll zu tun, denn anfangs will sich kein Zusammenhang zwischen den Frauen herstellen lassen und da auch privat nicht alles nach Plan bei ihm läuft, wirkt er hin und wieder leicht nervös. Auch die Kollegen wollen seine Theorie des Serienmörders nicht unterstützen, sondern sind eher der Meinung, dass er sich in etwas verrennt, doch Harry lässt sich nicht beirren und setzt seine Ermittlungen auf seine Weise fort und gerät damit immer tiefer in Intrigen hinein, die er sich nicht vorzustellen gewagt hätte.

Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig, so dass man dem Geschehen gut folgen kann. Des Weiteren beschreibt er die Szenarien so detailgetreu, dass man sie sich bildlich vorstellen kann, auch wenn man das manchmal lieber nicht möchte, da einige Ereignisse doch recht brutal sind. Manchmal ist man sogar nahe dran Herzrasen oder Schweißausbrüche zu bekommen, da die Spannung, die von der ersten Seite an aufgebaut wird, kaum noch aushalten kann, sondern sofort wissen möchte wie es weiter geht.

Für einige Charaktere, wie die Hauptfigur, ist dies bereits der siebte Fall, doch auch, wenn der Leser den Ermittler Harry Hole noch nicht kennt, so hat er keine Schwierigkeiten ein genaues Bild von ihm zu erlangen, da einiges aus vergangenen Fällen aufgegriffen wird und hier somit nochmals eine recht vollständige Charakterdarstellung vorgenommen wird. Doch auch die anderen Charaktere kann man sich gut vorstellen, da man von allen einiges erfährt, so dass sich präzise Bilder zusammenbauen lassen.

Einen einzigen negativen Kritikpunkt gibt es allerdings. Es ist zwar nicht schlimm, wenn man die Harry Hole Bände nicht in der eigentlichen Reihenfolge liest, man sollte allerdings darauf achten 'Leopard' unbedingt erst nach 'Schneemann' zu lesen. Hat man nämlich Harrys achten Fall ('Leopard') aufmerksam verfolgt, so weiß man schon vor der Lektüre wer der Schneemann ist, da dieser in dem achten Fall nochmals vorkommt und somit das wichtigste schon verraten wird. Hat man also die Möglichkeit, sollte man auf alle Fälle zuerst 'Schneemann' lesen.

Ansonsten ist dieser Krimi von Grund auf sehr gut aufgebaut und durchweg spannend, dem Leser bleibt kaum eine Minute um Luft zu holen, dann kommt schon wieder der nächste Knaller. Doch auch wenn alles Schlag auf Schlag kommt, so fühlt man sich dennoch nicht überrollt von den Ereignissen, es passt einfach zur gesamten Stimmung, dass es die ganze Zeit rasant zugeht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.12.2010
Strobel, Arno

Das Wesen


ausgezeichnet

Nach 15 Jahren wird ein verurteilter Mörder aus dem Gefängnis entlassen und es scheint als würde die Geschichte sich sofort wiederholen, denn wieder verschwindet ein kleines Mädchen und die Spur führt den damals ermittelnden Kommissar wieder zum selben Verdächtigen, der damals wie heute seine Unschuld beteuert. Kriminalhauptkommissar Menkhoff ist sich jedoch sicher den richtigen erwischt zu haben, wieder einmal, auch wenn er nicht alles hieb- und stichfest beweisen kann. Er ist jedoch überzeugt, ja regelrecht besessen davon, den Psychiater ein zweites Mal hinter Gitter zu bringen, seiner Meinung nach zu recht.

Dieser Psychothriller von Arno Strobel ist von Beginn an rasant und fesselnd. Der Leser ist sofort in den Bann gezogen und kommt nicht mehr aus dem Sog von Intrigen und Verwirrungen heraus bis er nicht weiß wie es ausgeht. Der Autor streut geschickt immer wieder kleine Häppchen aus, die der Leser gierig aufnimmt, die ihn aber leider nicht früher zum Ziel führen, sondern im Gegenteil, immer wieder in die falschen Richtungen denken lassen. Dennoch ist man dem Autor darüber nicht böse, man wartet eher regelrecht auf neue Wendungen und neue Ansätze, die man, höchstwahrscheinlich erfolglos, verfolgen kann.

Der Verurteilte und der Ermittler kennen sich von einem 15 Jahre zurückliegenden Fall und nun soll sich dieses Verbrechen wiederholt haben, mit den selben Darstellern, natürlich ist das Opfer ein anderes, aber wieder ist ein Mädchen verschwunden und Kommissar und Täter stehen sich erneut gegenüber. In jedem Kapitel wechselt die Perspektive, denn abwechselnd wird von der Gegenwart und von der Vergangenheit erzählt, so dass im Grunde beide Ermittlungsstränge, damals wie heute, nebeneinander aufgezeigt werden und der Leser sich so ein eigenes Bild von den Parallelen machen kann und davon, ob der Kommissar wohl recht hat, wenn er behauptet beide Male den Richtigen erwischt zu haben, oder doch der Psychiater, der nach wie vor seine Unschuld beteuert. Für jede These gibt es Hinweise, die diese bestärken, aber bei all dem gibt es dann auch wiederum Bedenken und bis zum Ende ist nicht klar was nun wirklich geschehen ist.
Die Auflösung ist dramatisch und erleichternd zugleich, denn einerseits hat der Leser sich diese zwar schon so gedacht, aber andererseits blieb immer ein kleiner Zweifel, ob man nicht doch etwas übersehen hat und dadurch komplett in die falsche Richtung gedacht hat. Somit kommt dann die Erleichterung zustande, da man schwarz auf weiß liest was passiert ist und seinem Gehirn nun wieder ein wenig Ruhe leisten kann.

Die Darstellungen der Charaktere sind sehr gut. Auch wenn man sich nicht mit ihnen identifizieren kann, oder besser gesagt möchte, so spürt man doch eine gewisse Bindung, die hergestellt wird, so dass man ihre Vorgehensweisen nachvollziehen und verstehen kann. Die Schwächen und Stärken aller Beteiligten werden herausgehoben, so dass der Leser selber als Psychiater fungieren kann und die Personen mehr oder weniger analysieren kann, um selber zu ermitteln, wer eigentlich wen hintergeht und warum.
Auch der Schreibstil ist sehr eingehend, so dass man sofort gefesselt ist und sich nicht mehr aus dem Bann befreien kann und will, so lange, bis man die Lösung kennt. Stellenweise gehen die Beschreibungen wirklich unter die Haut, denn auch, wenn es bei weitem brutalere Thriller gibt, ist dieser doch für die Psyche extrem grausam, da sich alles im Kopf abspielt und daher nicht greifbar ist, was es für einen schwerer macht wirklich zu akzeptieren und dadurch oft schlimmer ist.

Nach 'Der Trakt' ist Arno Strobel mit 'Das Wesen' ein würdevoller Nachfolger gelungen, der den Leser beinahe verrückt macht.
Die kurze Leseprobe am Schluss, zu seinem neuen Thriller, der bald erscheinen wird, zeigt dem Leser bereits, dass dies noch lange nicht alles war und man sich noch auf einiges gefasst machen darf. Wer glaubt nach 'Das Wesen' abgehärtet zu sein, wird sich mit Sicherheit noch mehr als einmal wundern.

Bewertung vom 20.10.2010
Jones, Carrie

Flüsterndes Gold / Zara Bd.1


sehr gut

Zara wird von ihrer Mutter nach Maine geschickt, wo sie vorerst bei ihrer Großmutter wohnen soll. Die Frauen sind sich einig, dass dies das beste für Zara ist, die nicht mehr ganz sie selbst zu sein scheint, seit sie mit ansehen musste, wie ihr Vater starb. Zunächst ist Zara alles andere als begeistert, doch schneller als sie denkt findet sie Anschluss und verliebt sich sogar. Doch ist Nick der, der er vorgibt zu sein? Was hat er für ein Geheimnis?

Zara kommt in Maine an, wo sie vorübergehend bei ihrer Großmutter wohnen soll, damit sie zum einen Abstand von allem bekommt und zum anderen, so erhofft es sich ihre Mutter, wieder normal wird. Denn Zara musste mit ansehen, wie ihr Vater an einem Herzanfall auf dem Küchenboden starb und seitdem hat sie sich in sich zurück gezogen und niemanden mehr an sich heran gelassen, dies soll sich nun ändern. Natürlich ist Zara nicht begeistert und würde am liebsten gar nicht erst zur Schule gehen, doch es führt kein Weg daran vorbei und schon bald findet sie neue Freunde.
Zunächst einmal lernt man Zara und ihre Großmutter kennen und auch teile des Hintergrundes wieso Zara in Maine ist. Die Darstellungen sind sehr genau, so dass man sofort ein Bild der Personen vor sich hat und sie sich sehr gut vorstellen kann. Generell die Beschreibungen, sowohl der Personen, als auch der Handlungen, sind unheimlich detaillert, so dass man sich schnell in die Situationen hinein versetzen kann und das Gefühl hat live dabei zu sein.

Zunächst gibt es nichts ungewöhnliches an der Geschichte zu erkennen. Zara fühlt sich bald verfolgt, doch auch das ließe sich normal erklären. Nach und nach geschehen allerdings immer merkwürdigere Dinge und werden später sogar klar definiert, so dass spätestens zu dem Zeitpunkt klar ist, dass man es mit etwas Fantastischem zu tun hat, das die Grenzen des Realen klar übersteigt. Dennoch sind die Beschreibungen nach wie vor so genau, dass es dem Leser nicht vorkommt als wäre es nicht real.

Bei Zara verstärkt sich das Gefühl, dass irgendetwas vor sich geht was nicht mit rechten Dingen zugeht, aber ihre Freunde verheimlichen ihr einiges, so dass sie auf eigene Faust versucht herauszufinden was los ist. Bald jedoch ist allen klar, dass sie eingeweiht werden muss und dass alle zusammen arbeiten müssen, damit alles gut ausgeht, denn nicht nur Zaras Leben ist in Gefahr.
Auch wenn der Leser mehr weiß als die Protagonisten, so geschehen doch immer wieder unvorhersehbare Dinge, so dass das Geschehen weiterhin spannend bleibt und man bis zur letzten Seite mitfiebert, ob die Freunde alles zu einem positiven Ende führen können.

Auch das Ende ist unvorhersehbar und in gewisser Weise offen gehalten. Man erfährt zwar alle relevanten Dinge und es bleiben keine Fragen offen, andererseits ist es nicht in sofern abgeschlossen, als dass nicht noch etwas Folgendes geschehen könnte.

Alles in allem lässt sich das Buch gut und flüssig lesen. Man kommt schnell in die Geschichte hinein und merkt kaum wie schnell die Zeit vergeht. Die fantastischen und spannenden Anteile sind gut gemischt, so dass sie ein Mix ergibt, der von allem den richtigen Inhalt besitzt. Trotz einem Übernatürlichen Thema kommt dem Leser die Geschichte real vor und man kann sich gut hineinversetzen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2010
Pope, Barbara

Jakobsblut


sehr gut

Es ist das Jahr 1894 und die Dreyfus-Affäre ist in aller Munde. Als ein verstümmelter Säugling gefunden wird und die Eltern dazu vernommen werden, wird ganz schnell von jüdischem Ritualmord gesprochen, woraufhin die Situation noch mehr eskaliert, denn nun werden einige wichtige jüdische Bürger umgebracht. Untersuchungsrichter Bernard Martin will nicht glauben, dass des Rätsels Lösung so einfach ist und verfolgt seine ganz eigenen Annahmen.

In diesem Buch liegt ein Genremix von Krimi und historischem Roman vor. Die Elemente der beiden Gattungen sind ganz klar zu erkennen. Der historische Hintergrund wird sehr detailliert und auf wahren Fakten basierend dargestellt, hierzu gibt es auch noch ein paar Ausführungen am Ende des Buches. Die Autorin schafft es, die Geschichte lebendig erscheinen zu lassen, so dass man nicht das Gefühl hat nur langweilige Theorie aneinander gereiht vorzufinden. Gleichzeitig sind immer wieder Spannungskurven eingebaut, die den kriminalistischen Hintergrund ausfüllen. Auch wenn diese nicht überwiegen, so sind sie doch ganz klar zu erkennen.

Die Schreibweise der Autorin ist flüssig, so dass man dem Geschehen gut folgen kann. An manchen Stellen jedoch scheint die Handlung still zu stehen, so dass sich die Passagen in die Länge ziehen. Diese sind zwar nicht überwiegend zu finden, dennoch ist es schade, dass es zwischenzeitlich langweilig wirkt.

Die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet, so dass man von Beginn an eine gewisse Verbindung zu ihnen spürt. Vor allem das Privatleben des Untersuchungsrichters wird ausführlich und sehr detailliert beschrieben, so dass man oft das Gefühl hat selber im Wohnzimmer dabei zu sitzen. Hin und wieder erscheinen auch diese Beschreibungen zu viel, aber im Nachhinein muss man sagen, dass sie doch allesamt hilfreich waren, um einen richtigen Gesamteindruck zu erlangen. Obwohl dies schon der zweite Band der Serie um den Untersuchungsrichter Martin ist, hat man nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben oder etwas nicht zu wissen, denn es wird alles ausreichend erläutert und am Ende bleiben keine Fragen offen.

Die Lektüre ist auf alle Fälle zu empfehlen, auch wenn das Ende doch recht vorhersehbar ist. Aber der historische Hintergrund ist so lebendig dargestellt, dass man sich fast in dieser Zeit verlieren kann, auch wenn sie nicht eine der besten war. Die Autorin schafft es aber dem heutigen Leser diese Fakten nahe zu bringen, so dass man sich auch im Nachhinein noch Gedanken darüber macht. Alles in allem auf alle Fälle ein schönes Buch, welches absolut lesenswert ist und nicht nur historischer Roman, sondern auch Krimi ist.

Bewertung vom 14.10.2010
Falk, Rita

Winterkartoffelknödel / Franz Eberhofer Bd.1


sehr gut

Der Eberhofer Franz ist Polizist in Niederkaltenkirchen, besser gesagt, er ist der einzige Polizist in diesem Dorf, wurde quasi zwangsversetzt in sein Heimatstädtchen, wegen einer ganz dummen Sache, die aber nun nichts zur Sache tut und auch überhaupt nichts mit dem eigentlichen Geschehen zu tun hat. Denn in Niederkaltenkirchen ereignen sich ein paar seltsame Dinge oder besser gesagt seltsame Unfälle und die auch noch alle in ein und derselben Familie. Da kann doch etwas nicht mit rechten Dingen zugehen, denkt sich der Eberhofer Franz, doch er wird nicht ernst genommen von den Oberen und so bleibt ihm nichts anderes übrig als auf eigene Faust zu ermitteln und zu hoffen, dass ihn seine Intuition nicht im Stich gelassen hat.

Zunächst bekommt man einen Einblick geboten wie es beim Eberhofer Franz an einem normalen Tag so zugeht. Gleichzeitig lernt man ihn und sein Umfeld, sowohl Umgebung als auch Personen besser kennen, denn alles wird recht bildreich beschrieben, so dass man sich eine genaue Vorstellung machen kann. Somit passiert zu Beginn noch gar nicht allzu viel, aber dennoch wirkt das Geschehen nicht langweilig, sondern eher erfrischend, was auf alle Fälle mit an dem großartigen Schreibstil liegt. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive, somit sieht man quasi alles mit den Augen vom Eberhofer Franz und auch seine Gedanken bleiben dem Leser alles andere als verborgen. Doch nicht nur seine Sichtweise wird einem näher gebracht, sondern auch seine Sprache, der Leser lernt nämlich die feinste Mundart kennen (und lieben). Wirkt dieser Schreibstil zu Anfang noch ein wenig befremdlich und ungewohnt, hat man sich aber schnell eingelesen und versteht alles auf Anhieb, auch wenn es von Zeit zu Zeit ein wenig irritiert.

Der Schreibstil ist es auch, der den Leser nur so durch die Erlebnisse hindurchfliegen lässt und man gar nicht merkt wieviel Zeit schon vergangen ist bzw. wie viele Seiten man schon hinter sich gelassen hat. Man wird sozusagen ins Geschehen hinein gezogen und erlebt alles hautnah.

Trotz allem Spaß, den die Autorin augenscheinlich beim Schreiben dieses Provinz-Krimis hatte, hat sie den Krimi-Aspekt nicht gänzlich aus den Augen verloren. Einige unglaubliche Unfälle geschehen und sowohl der Eberhofer Franz, als auch der Leser kann sich einfach nicht vorstellen, dass es sich dabei um ganz gewöhnliche Unfälle handeln soll. Somit beginnt dann nun für den Franz das Ermitteln und für den Leser das mitfiebern was denn nun wirklich geschehen ist und wer ein Motiv gehabt haben könnte. Wenn auch sehr nett und amüsant geschrieben, so hat der Leser allerdings schon bald des Rätsels Lösung gefunden, während der Franz noch immer ermittelt. Am liebsten würde man ihm dann auf die Schulter klopfen und ihn mit der Nase auf das Ergebnis stoßen, aber so nah ist man ihm dann leider nicht, als dass das klappen könnte.

Wie schon erwähnt, ist die Aufklärung nicht mehr allzu überraschend, trotzdem verfolgt man gerne auch das Ende der Ermittlungen, einfach weil man sich noch nicht von der Atmosphäre losreißen möchte und kann, sondern bis zum letzten Buchstaben genießen will. Erwähnenswert ist auch noch, dass die Autorin eine ganz eigene Vita verfasst hat, die sich am Ende des Buches befindet und somit einen kleinen Einblick in ihr Leben gibt. Zusätzlich sind noch einige Rezepte im Anhang zu finden, die nachzukochen sich mit Sicherheit lohnt. Zu guter letzt befindet sich noch ein Glossar am Ende, so dass man noch einmal nachschlagen kann, wenn man doch noch nicht alle Worte verstanden hat.

Alles in allem ist die Lektüre auf alle Fälle sehr amüsant und mit Sarkasmus durchzogen, der noch mehr Erheiterung in die ganze Sache bringt. Gleichzeitig gibt es aber auch spannende Aspekte, die zwar nicht überwiegen, aber das Buch dennoch als Krimi durchgehen lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.07.2010
Korte, Lea

Die Nonne mit dem Schwert


ausgezeichnet

Catalina de Erauso ist alles andere als glücklich in dem Kloster, in das ihre Eltern sie gesteckt haben, da auch ihre Schwestern schon dort sind und es ihnen so gut gefällt. Doch Catalina ist anders und möchte nicht dort bleiben. Im 17. Jahrhundert ist jedoch nicht alles so einfach, daher sieht sie keine andere Wahl als zu fliehen, was ihr durch einen glücklichen Zufall auch bald gelingt, und sich als Mann zu verkleiden, um wenigstens über die Runden zu kommen, denn als Frau wäre dies nicht möglich. So zieht Catalina aus in ein ihr fremdes Leben und muss mehr als nur eine Hürde überwinden, um das zu erreichen, was sie sich vorgenommen hat – frei zu sein.

Das war wirklich wieder ein Abenteuer, welches Lea Korte uns dort beschert hat. Wie im Nachwort zu lesen ist, ist das meiste in diesem Buch wirklich passiert, da die Autorin sich sehr an der Biographie Catalinas gehalten hat. Gerade das macht das Buch auch einzigartig, da man sich in vielen Situationen gar nicht vorstellen kann, dass das wirklich geschehen sein soll, aber wohl gerade die unglaubwürdigsten Dinge haben sich genau so ereignet wie es beschrieben wird. Es macht wirklich unheimlichen Spaß dem Leben dieser ungewöhnlichen Frau zu folgen und mitzuerleben wie sie sich in einer Welt durchschlägt, die so ganz anders ist als wir es uns heutzutage vorstellen können.

Durch den flüssigen Schreibstil kommt man sehr gut in das Geschehen hinein und ist von Anfang an gefesselt. Die Wortwahl sowie die detaillierten Beschreibungen bringen einem sofort ein klares Bild der Situationen vor Auge und man fühlt sich ins 17. Jahrhundert zurückversetzt. Je mehr man in die Geschichte eintaucht, desto glücklicher ist man, wenn man sich wieder in Erinnerung ruft, dass man zwar in diese Welt und in dieses Leben eintaucht, dass man aber nicht wirklich in dieser Zeit lebt. Nicht selten denkt man, dass es doch gar nicht möglich ist, dass Menschen sich so verhalten können, doch anscheinend kann das sehr wohl sein, auch wenn es nicht mehr unbedingt nachvollziehbar ist.

Die Geschichte selber hat mir sehr gut gefallen, wobei es ja mehr Fakten als Geschichten sind. Catalinas Leben scheint extrem spannend gewesen zu sein und anscheinend liebte sie den Nervenkitzel, denn jeder andere hätte schon nach den ersten haarigen Situationen klein beigegeben und wäre zurück ins Kloster gegangen. Doch Catalina war eine sehr starke Persönlichkeit, eine sehr starke Frau, die es, mit Hilfe einiger Freunde, geschafft hat sich durchzuschlagen und ihr Leben zumindest annähernd so zu leben wie sie es sich gewünscht hat.