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S.
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Berlin

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Insgesamt 1137 Bewertungen
Bewertung vom 14.02.2021
Hearne, Kevin

Tinte & Siegel / Die Chronik des Siegelmagiers Bd.1


ausgezeichnet

Was für ein Lehrer ist das Bitteschön, der nacheinander sieben Lehrlinge verliert? MacBharrais beherrscht die Herstellung von vielen magischen Siegeln und Tinten, sein letzter Schüler aber beherrschte einige mehr. Wieso? Und jetzt ist er tot.
In seiner modernen Fantasy-Saga beschreibt Kevin Hearne kreativ wie gewohnt das abenteuerliche Leben eines Siegelagenten. ??? Der regelt erfolgreich Angelegenheiten von Feenwesen auf der Erde. Aber was, wenn die manipuliert werden?
Spannend wird das Ganze durch die gelungene Einbeziehung landestypischer schottischer Details, die Verbindung neuzeitlicher Technologien wie Computer und Handys mit magischen Handlungen und das Auftauchen so besonderer Geschöpfe wie Hobgoblins, Trolle, Pixies, Banshees und mehr. Sehr kreative und ausgefallene, exotische Namen gibt es für Nagellackfarben, fantasievolle Beschimpfungen erheitern, auch Anspielungen auf aktuelle Ereignisse sind zu finden. Eine gelungene Idee sind die besonderen Siegel, die MacBharrais herstellt, als da z. B. wären: das Siegel der sanften Genesung, des Erholsamen Schlafes, der Erfrischenden Stärkung, der Agilen Grazie, der Bösen Folgen. Hätte ich auch gern.
Mir gefallen zudem die kleinen Geschichten in der Geschichte.
Gut zu lesen, sehr zu empfehlen. Das sage ich dir dreimal, also ist es die Wahrheit.
Verlegt von Klett-Cotta.

Bewertung vom 11.02.2021
Stein, Hannes

Der Weltreporter (eBook, ePUB)


sehr gut

Julia ist Studentin, Taxifahrerin und lebt in näherer Zukunft. Hannes Stein prophezeit eine Seuche, die Corona ziemlich ähnlich ist. Julia also trifft Bodo von Unruh, einen älteren, charmanten Reporter. Sie beginnen eine Affäre, er kann ihr einiges bieten.
Diese Geschichte bildet den Rahmen für Bodos 12 Reisen der unglaublichen Art. Unter anderem berichtet er über eine Art Enklave im brasilianischen Dschungel, in der Verhältnisse wie im Deutschland der 20er Jahre herrschen, besucht ein Utopia in Russland, nimmt an einem exklusivenEssen mit überraschendem Menü in China teil, besichtigt eine Almhütte auf dem Mount Everest ... und würzt alles mit bösartigen Überspitzungen, beschreibt Unmögliches, Irrwitziges.
Die Geschichten zu diesen speziellen Reisen sind schön, fantasievoll, kreativ. Einige Seiten lang. Dann werden sie überdehnt, in die Länge gezogen, gewollt philosophisch. Erfreuliche Seitenhiebe auf die derzeitigen aktuellen Ereignisse finden sich aber genauso wie kleine erotische Anspielungen, lassen durchhalten.
Ein ungewöhnlicher Roman, verlegt von Galiani Berlin, einem Imprint von Kiepenheuer & Witsch.

Bewertung vom 08.02.2021
Weger, Nina Rosa

Der schlimme Zahn / Der kleine Räuber Rapido Bd.3


sehr gut

Wir mochten die ersten Kapitel sehr. Die Bilder: kindgerecht, in schönen Farben, lustig anzusehen. Der Text: zunächst ein Thema, das Kinder anspricht, Zahnschmerzen sind gräßlich, das versteht jeder. Namen wie Schurkan oder Unhold begeistern, Räuber-Sprüche bringen zum Kichern. Gefühle werden angesprochen ( Hilfsbereitschaft, Freundschaft, Gemeinheit) und rufen Emotionen hervor. Und spannend ist es! Es kann viel gelacht, geschmunzelt und gestaunt werden. Besonders Vergleiche wie: „Opa auf dem Nachttopf“ sorgen für Stimmung, leckere Räuberwurst macht Appetit, rollende „Rrrrrrs“ werden freudig nachgemacht. Erfinderisch wird probiert, dem Räuberhauptmann zu helfen. Mehrfach ohne Erfolg.
Aber: besonders ein Versuch ist schrecklich, furchteinflößend und kann Kindern Angst vor einer bestimmten Berufsgruppe und deren Tätigkeit vermitteln. Hier muss man beim Vorlesen kreativ sein. Auch die Manipulation des Vaters ist fragwürdig. Deshalb von mir Punktabzug für ein eigentlich ansprechendes, wunderschön von Anna-Lena Kühler illustriertes Buch.
Positiv anzumerken sind Rezepte und Bastelanleitungen im Anhang.
Text von Nina Weger, verlegt von Oetinger.

Bewertung vom 02.02.2021
Nolte, Dorothee

Fürst Pückler


ausgezeichnet

Pücklereis kennt man. Den Namen dahinter auch? Vielleicht weiß man auch noch, dass der entsprechende Herr einen Park gestaltet hat, aber sonst? Dabei war er so viel mehr: Abenteurer, Draufgänger, Casanova, Dandy, Freigeist, Lebenskünstler, Sonderling und und und. Er spannte weiße Hirsche vor seine Kutsche, duellierte sich zwölfmal, log und betrog, reiste viel und hatte ein überaus turbulentes Leben. Ja, er suchte Inspiration in englischen Parks und Gärten, setzte sie auch nach eigenem Geschmack um und schuf in Muskau einen wunderschönen Landschaftspark. Mit geschwungenen Wegen, exotischen Pflanzen und naturnahen Anlagen. Ein unzuverlässiger Verschwender und Blender war er, fast immer in Geldnöten. Trotz aller interessanter und abwechslungsreicher Erlebnisse bleibt mir der eitle Herr von Herzen unsympathisch. Sein Park in Muskau aber gleicht einem wunderbarem Naturgemälde.
Dorothee Nolte hat ein unterhaltsames und gut zu lesendes Büchlein verfasst. Fakten sind gründlich recherchiert, originale Äußerungen geschickt eingearbeitet, geordnet und in angenehm kurzen Abschnitten zusammengefasst.
Herausgegeben vom Eulenspiegel Verlag, eine Lektüre, die mehr über den Fürsten erfahren lässt als dass er Namensgeber für o.g. Halbgefrorenes ist.

Bewertung vom 02.02.2021
Alderton, Dolly

Gespenster


sehr gut

Nina hat den Job als Englischlehrerin aufgegeben und schreibt einigermaßen erfolgreiche Kochbücher. Eine Eigentumswohnung in London zahlt sie ab und könnte zufrieden sein, wenn ... ja, wenn sie endlich Mann und Kinder und somit ein erfolgreiches Leben hätte. Denkt sie. Sie ist es leid, von ihren verheirateten Freundinnen mit Kind und Haus und auf unzähligen Junggesellinnenabschieden geringschätzig behandelt zu werden. Online-Dating ist jetzt angesagt. Und mit Max landet sie einen genialen Treffer!
Wir begleiten also die etwas über 30-jährige, torschlussgeplagte Nina ein Jahr lang, lernen ihre Freundinnen und den Ex-Freund sowie skurrile Nachbarn kennen, ebenso ihre Eltern und auch die Geschichte zu ihrem zweiten Vornamen.
Dolly Alderton beschreibt die vielschichtigen Sorgen und Nöte ihrer Nina, lässt den Leser an deren Gedanken zu Gleichberechtigung, Rücksichtnahme und Zusammenleben teilhaben, Prioritäten neu ordnen. Man gewinnt einen detaillierten Einblick in die Welt dieser Frau auf der Suche nach sich selbst. Unaufgeregte Lektüre, entspannend zu lesen.
Roman aus dem Englischen von Eva Bonné. Verlag Atlantik, ein Imprint von Hoffmann und Campe.

Bewertung vom 01.02.2021
Klee , Julia

Von riesengroß bis klitzeklein


weniger gut

Schön bunt kommt das Buch von Sabine Rothmund und Julia Klee aus dem Esslinger Verlag auf wertigem Papier daher. Zoom-Bilderbuch wird es genannt. Ein detailreicher Wiesenausschnitt macht Freude, schön groß sind Blumen und Insekten zu sehen. Das kann man sich gut vorstellen. Mittendrin dann eine Kuh laut Text, sie soll herangezoomt erscheinen. Erklärungsbedarf für die Kleinen! Auch sieht das Tier aus wie eine Ziege bzw. ein Schaf. Plötzlicher Ortswechsel: das Meer. Der Sinn der im Wasser treibenden Milchpackung wird zunächst nicht klar, kleine Fische / Riesenpackung? Vielleicht wäre ein Zoomkreis um die Gegenstände hilfreich. Wieder folgt ein unerklärter Ortswechsel... .
Eigentlich eine schöne Idee, Kontraste und verschiedene Betrachtungsweisen aufzuzeigen. Auch Umweltverschmutzung ist ein wichtiges Thema. Etwas mehr Text hätte uns gefallen, aber in der vorliegenden Form mochten weder meine Kindern noch ich das Buch, den versprochenen Spaß hatten wir nicht. Ausserdem riechen die Seiten unangenehm. Schade.

Bewertung vom 01.02.2021
Bagci, Tarkan

Die Erfindung des Dosenöffners


ausgezeichnet

Es beginnt wie im Song „Lemon Tree“: ein junger Mann langweilt sich im Nirgendwo, genialerweise kreiert der einen Hit. Nur dass hier ein wenig engagierter freier Lokalreporter auf der Suche nach einem spektakulären Zeitungsartikel ist. Hühnerzüchter? Kegelclub? Ernsthaft? Er ist auf der Suche nach DER Story. Um an eine vermeintlich gute zu kommen, geht er eine ungewöhnliche Allianz ein. Der magische Satz: Anette hat ein Geheimnis!“ setzt eine faszinierende Geschichte in Gang.
Gekonnt locker und leicht schreibt Tarkan Bagci Sätze über eine
Kaffeemaschine ( ...unsere fleißigste Mitarbeiterin) oder gesteht einem Kühlschrank eigene Gedanken zu. Ernsthaft wird der Ton bei einer Sache, die alles verändert.
Eine überraschende Erzählung, tiefgründiger als erwartet, aber sehr gut zu lesen.
Empfehlenswertes aus dem Ullstein Verlag.

Bewertung vom 29.01.2021
Folbigg, Zoe

Dein erster Blick für immer (eBook, ePUB)


sehr gut

In den Bahn-Mann verliebt sich Maya sofort, es ist Liebe auf den ersten Blick. Aber wie kann sie den tollen Typen auf sich aufmerksam machen? Etwas vor seiner Nase fallen lassen? Einen Kuchen verschenken? Nein ... . Dabei ist Maya sonst sehr kreativ und ideenreich. Ihren Job bei einem Modemagazin macht sie gut, stellt gekonnt „Outfits of the day“, zusammen, ist auch beliebt, nur bei der neuen fiesen Chefin nicht. Der nötige Biss und eine gewisse Kaltschnäuzigkeit fehlen ihr. Und Macarons wollen ihr zunächst auch nicht gelingen.
Bahn- Mann James hat ebenfalls so einige Probleme, vor allem aber hat er eines: eine Freundin. Er ist nicht interessiert.
Zoë Folbigg stellt verschiedenste Charaktere vor, zu den o.g. kommen betrügerische, flippige, mobbende oder verständnisvolle Figuren - wie im echten Leben eben. Mehr oder weniger sympathisch, aber gut vorstellbar.
Das Ende ist keine Überraschung, auf dem Weg dorthin wird man aber gut unterhalten.
Roman aus dem Englischen von Sabine Schilasky, verlegt von Lübbe.

Bewertung vom 28.01.2021
Wiggs, Susan

Die Buchhandlung zum Glück (eBook, ePUB)


sehr gut

Natalie muss den Tod ihrer Mutter und ihres Freundes verkraften. Natürlich trauert sie, leidet unter dem Verlust. Beim Aufräumen des Medizinschrankes lernt sie ungeahnte Seiten der Verstorbenen kennen. Bei Durchsicht der Kontobücher des geliebten Buchladens ebenso. Im Job schiebt sie Frust, bekommt für Selbstaufopferung keine Anerkennung, „nur“ ein hohes Gehalt und Sicherheit, sie verbessert ständig heimlich Fehler einer miesen Kollegin - warum? Wie wäre es mit einer Aussprache gewesen?
Weiteres Problem: voranschreitende Demenz des Großvaters Andrew, der gern in der Vergangenheit versinkt und von einem im Haus versteckten Schatz redet. Logische Schlußfolgerung für Natalie: der hochverschuldete und marode Buchladen wird gehalten.
Was für ein Glück, dass der bestellte Handwerker einen „Körperbau von Michelangelos David“ aufweist. Haben meine nie. Ab jetzt wendet sich das Blatt, die Geschichte wird unterhaltsam.
Susan Wiggs beschreibt anschaulich, mit welchen Problemen Buchhändler nicht nur in anderen Ländern zu kämpfen haben, besonders die kleinen Läden haben es schwer. Glaubt man ihr sofort. Ihr romantischer Roman mit etwas zu idealistischen Figuren ist also nicht nur ein Plädoyer für „Sei du selbst“ oder „Lesen ermöglicht wunderbare Erlebnisse“, sondern auch für den Besuch einer Buchhandlung vor Ort. Wenn möglich.
Nette Unterhaltung von HarperCollins.

Bewertung vom 25.01.2021
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Erzählt wird die Geschichte von Evas Familie und ihrer Spielzeugproduktion.
Rückblick: 1910 war Sonneberg die größte Spielzeugmetropole. Viele Heimarbeiter fertigten unter härtesten Bedingungen Teile für Puppen; es gab Augeneinsetzer, Perückenmacher, Puppenfriseure, Schuhmacher, Gelenkmacher, Stimmenmacher, Drücker. Leichter wurde es 1929, es gab Elektrizität und einen Fernsprechapparat... . Die Langbeins bauten unter Schwierigkeiten eine kleine Spielzeugfabrik auf. Krieg, Zerstörung, nötige Tauschgeschäfte erschwerten die Produktion. Materialsorgen in den 70ern führten u.a. dazu, dass liegende statt stehende Tiere produziert wurden: die brauchten weniger Draht. Staaatlich eingefrorene Preise bescherten weitere Probleme. Als brutaler Tiefpunkt des Ganzen: Enteignung, Verstaatlichung... .
Eva war in den 70er Jahren in der DDR Spielzeugtesterin im Kindergarten der Spielzeugfabrik Sonneberg. Da gab es Schweinchen im Matrosenanzug, Tretautos, Puppenwaschmaschinen oder mechanische Baufahrzeuge. Die Langbeins aber wurden schikaniert, die Fabrik runtergewirtschaftet, Insolvenz war die Folge.
Jetzt, 2019, möchte eine Erbengemeinschaft Hinterlassenschaften ordnen. Cousin Jan, Iris aus dem Westen und eben Eva treffen sich, um das alte Haus auszuräumen. Sie graben in Erinnerungen und finden mehr als nur Erinnerungsstücke. Die eigentlich entfremdeten Familienmitglieder stöbern gemeinsam, reden über Vergangenes und wissen Dinge nicht oder nicht richtig zuzuordnen. Im jeweils folgenden Kapitel erfolgt der Schritt in die zurückliegende Zeit und die Erklärung für die besprochenen Stücke. Oft anders, als es scheint. Manche Irrtümer sind unglaublich. Der fremde Mann in Mamas Bett ...
Andere sich erbberechtigt Wähnende tauchen auf und melden Ansprüche an.
Kati Naumann hat ein wunderbares Buch geschrieben. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die Aufarbeitung einer interessanten Familiengeschichte ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch ein lesenswertes, erhellendes Stück Zeitgeschichte.
Verlegt von Harper Collins und von mir sehr gern gelesen.