Benutzer
Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
Köln
Über mich: 
https://buchmomente.blogspot.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 409 Bewertungen
Bewertung vom 17.04.2016
Schier, Petra

Tod im Beginenhaus


sehr gut

Dies ist der erste Band einer mittlerwelie 6teiligen Reihe, die im mittelalterlichen Köln spielt und bei der Adelina, die Tochter eines Apothekers, im Mittelpunkt steht. Immer wieder gerät sie unfreiwillig in düstere Machenschaften – im ersten Band sind es unheimliche Todesfälle im Beginenhaus und eine tückische Krankheit wird dafür verantwortlich gemacht. Doch Adelina glaubt nicht an diese Krankheit – sie denkt, dass die Menschen vergiftet wurden und macht sich auf, den Mörder zu finden.

Mir hat das Buch richtig gut gefallen und gerade als Einstieg in das historische Genre finde ich es sehr gelungen. Es ist kein reiner historischer Krimi, sondern eher eine Mischung aus Liebesgeschichte, Abenteuerroman und historischem Krimi. Dabei ist das Buch sehr gut lesbar durch einen einfachen, aber dennoch zur Zeit passenden Schreibstil, der durch viele Dialoge sehr lebendig wirkt, so dass die Seiten rasch dahinfliegen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Adelina, die Tochter des Apothekers Albert Merten. Ich habe ein bisschen gebraucht, um sie tatsächlich ins Herz zu schließen, da sie sich nicht immer von ihrer besten Seite zeigt. Zwar trägt sie ihr Herz am rechten Fleck, hat aber zudem auch einen ziemlich Dickkopf und schert sich nicht um die damals gültigen Konventionen. Dass sie damit immer wieder aneckt und sich auch selber in Gefahr bringt, kann man sich gut vorstellen – und manches Mal hätt ich Adelina auch am liebsten geschüttelt, wenn sie mal wieder geradewegs in eine Gefahr hineintappt. Aber gerade dieser Gerechtigkeitssinn, der sie oft antreibt, hat mich auch sehr beeindruckt, genauso wie ihr Mut, die Dinge anzupacken – denn solcher Tatendrang war im Mittelalter für eine Frau sehr ungewöhnlich. Aber auch die anderen Charaktere sind schön gezeichnet – egal ob es um den anfangs sonderbaren Medicus Burka geht, der als Untermieter bei den Mertens wohnt, der kleine, leider etwas zurückgebliebene Bruder Adelinas, der nicht ohne Aufsicht sein kann oder auch ihr Vater, der zunehmend verwirrt ist und so seinen Alltag nicht mehr zu meistern weiß.

In der Geschichte geht es nicht nur um die merkwürdigen Todesfälle im Beginenhaus, vielmehr lernt man auch einiges über das Alltagsleben im historischen Köln: was ein Apotheker alles so zu tun hat, was für Arbeiten in einem Haushalt anfallen oder man begleitet Adelina zu ihren täglichen Gängen auf den Markt oder auch ins Beginenhaus. Kurze Einblicke gibt es auch in die Heilkunst der damaligen Zeit, die sind aber wirklich nur sehr oberflächlich angeschnitten – Sorge, dass es zu viel an Beschreibungen gibt, muss man nicht haben, langweilig ist es wirklich zu keinem Zeitpunkt geworden. Dafür sorgen auch die Neckereien zwischen Adelina und Meister Burka, die ich wirklich unterhaltsam fand, auch wenn ich Adelina hier manches Mal doch sehr frech und vorlaut empfunden habe.

Der Kriminalfall selber hat mich leider nicht so gepackt – die Motive und Hintergründe fand ich nicht glaubhaft und etwas konstruiert, dafür aber fand ich die – wenn auch nur oberflächlich angeschnittenen - medizinischen Aspekte sehr interessant. Während die Kriminalgeschichte in den ersten zwei Dritteln eher nebenher läuft, ändert sich das im letzten Drittel und steuert auf ein kleines Finale zu, wo es dann auch richtig spannend ist und ich mit Adelina gefiebert habe. Aber auch die ersten zwei Drittel konnten mich fesseln, weil ich die Geschichte interessant fand und ich natürlich auch wissen wollte, wie es weitergeht.

Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten und für zwischendurch kann ich diesen historischen Roman gerne empfehlen – auch an solche Leser, die vielleicht mal in das Genre hinein schnuppern wollen. An manchen Stellen war mir die Geschichte zu locker und seicht, dennoch hatte ich schöne Lesestunden und gebe diesem Auftaktband daher knappe 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 26.03.2016
Pancol, Katherine

Tanz in den Tag / Muchachas Bd.1


weniger gut

Das Cover hat mich sofort angesprochen – frühlingshaft hat es auf mich gewirkt, und auch der Klappentext klang nach einer vielversprechenden Geschichte über verschiedene Frauen. Doch leider hatte ich da wohl ganz falsche Vorstellungen – denn das Buch ist alles andere als leicht und locker…
Es gibt in diesem Buch nicht nur eine Protagonistin, sondern gleich mehrere Frauen, deren Geschichten fast schon episodenhaft erzählt werden und wo sich nur erahnen lässt, was die einzelnen Charaktere miteinander verbindet. Der Schreibstil macht den Einstieg in das Buch sehr einfach, denn er ist locker und leicht, lässt sich flüssig lesen und vermittelt tatsächlich auch erst einmal eine positive Atmosphäre. Ganz anders aber leider die Charaktere und deren Geschichten – die sich nämlich alles andere als leicht und locker. Es gibt die selbstbewusste aber leider auch sehr egoistische Hortense, die Modedesignerin ist und nach Erfolg strebt, Josephine, die endlich ihre große Liebe gefunden hat, aber ständig ihr Licht unter den Scheffel stellt und so gut wie kein Selbstbewusstsein hat, die junge Calypso, die nur durch ihre Musik aus sich herausgehen kann und sonst zurückgezogen und unscheinbar ihr Leben lebt – und dann dreht sich ein Großteil des Buch um Stella und ihre Mutter Leonie, die beide eine ganz persönliche Hölle hinter sich haben und deren Leben von Gewalt und Missbrauch geprägt waren und zum Teil auch noch sind. Von diesen beiden erfährt man am meisten in diesem Buch – und hier ist die Autorin auch nicht zimperlich in den Beschreibungen, was sich in Stellas Kindheit und Leonies Gegenwart alles zu zugetragen hat bzw. immer noch geschieht.
Ich muss leider sagen, dass mir nur wenige Charaktere sympathisch waren und ich daher auch keinen Sog verspürt habe, in diesem Buch ständig weiterlesen zu müssen. Mir war das Ganze zu dramatisch, an vielen Stellen zu überzogen und meist auch zu breit ausgewalzt – nie hatte ich das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen, ganz im Gegenteil: ich konnte das Buch sehr gut aus der Hand legen und musste mich überwinden, es letztlich dann überhaupt zu Ende zu lesen. Mich hat die Geschichte leider gar nicht gepackt oder gefesselt, einen Spannungsbogen habe ich leider vermisst. Das Ende hat mich dann zudem noch überrascht – denn es ist irgendwie kein Ende. Das Buch hört einfach auf – ohne Cliffhanger zwar, aber auch ohne Abschluss. Einfach mitten im Kapitel – so was gefällt mir persönlich leider gar nicht.
Vielleicht hatte ich einfach die falschen Erwartungen an das Buch, denn Cover und Klappentest haben mich an eine fröhliche und lockere Geschichte denken lassen – der erste Teil dieser Sommertrilogie ist aber alles andere als leichte Kost, eher ein Melodram, in dem viele ernste Themen angesprochen werden. Meins war dieses Buch aber leider nicht, so dass ich 2 von 5 Sternen vergebe.

Bewertung vom 09.03.2016
Marsons, Angela

Silent Scream / Kim Stone Bd.1


sehr gut

Das Buch vermag zu fesseln, und zwar von Anfang an – der kurze Prolog ist sehr geheimnisvoll, die eigentliche Geschichte beginnt dann direkt mit dem ersten Mord. Und spannend ist es auch geblieben – über das ganze Buch hinweg. Nicht nur, weil es nicht bei dem einen Mord bleibt, sondern weil bei durch die Ermittlungen immer wieder Neues enthüllt wird, so dass in immer andere Richtungen ermittelt wird – und selbst, als die Polizei auf der Stelle zu treten scheint, schafft es die Autorin, den Spannungsbogen hoch zu halten. Immer mal wieder kommt auch der Mörder selbst auf wenigen Seiten zu Wort, auf denen er dann seine Sicht der Dinge darlegt. Das Ende hat dem ganzen Fall dann noch mal einen daraufgesetzt – zwar hatte ich im Laufe des Buches einige Vermutungen, wer der Mörder sein könnte (und letztlich habe ich da auch gar nicht so falsch gelegen), das Ende aber hat mich völlig überrumpelt und überrascht – damit habe ich nun gar nicht gerechnet.

Insgesamt hat mir der Plot sehr gut gefallen – er ist gut durchdacht, komplex und dennoch glaubhaft, dabei auch nicht zu vorhersehbar und dennoch kann man als Leser mitraten, da alle Personen von Anfang an in der Geschichte erwähnt sind. Das war zu Beginn vielleicht etwas verwirrend – die große Anzahl von Figuren, die rasch in die Geschichte eingeführt werden und bei denen es zunächst schwierig war, sie zu ordnen und sortieren. Das gibt sich aber im Laufe der Geschichte – bei mir zumindest hat es nicht lange gebraucht, um mich gut bei der Vielzahl an Menschen zurechtzufinden.

Nicht immer überzeugend fand ich die Charaktere – zumindest gibt es hier einige, die doch sehr stereotyp geraten sind. Damit meine ich vor allem die gesamte Ermittlerriege, die sich doch arg an verschiedenen Grundtypen orientiert und darin dann nur eher flach ausgearbeitet wurde. Allen voran ist da sicherlich Detective Kim Stone zu nennen, mit der ich zugegebenermaßen so meine Probleme hatte. Mir war sie zu tough, zu hart und zu unkonventionell. Bei ihr gibt es keine Regel, gegen die sie nicht verstößt, zu ihrer Verteidigung muss man aber sagen, dass sie sich stets vor ihre Kollegen stellt. In ihrer Kindheit hat sie einige schreckliche Dinge durchgemacht, als Erwachsene zeigt sie fast ausschließlich ihre harte Schale – der durchaus vorhandene weiche Kern kommt nur an wenigen Stellen tatsächlich zutage. Mir war Kim zwar nicht unsympathisch, aber manche ihrer Charakterzüge, vor allem dieses verbissene und vorgeschobene Harte, waren mir einfach zu überzogen. Viel besser fand ich da die Charaktere außerhalb des Polizeistabes – sie waren längst nicht so klischeehaft, boten Tiefe und wirkten in ihrer Gestaltung glaubhaft und authentisch.

Der Schreibstil ist leicht zu lesen, passt zu der rasanten Handlung und wirkt durch die vielen Dialoge lebendig und flott. Er hat das Buch wirklich leicht lesbar gemacht und die Seiten rasch dahinfliegen lassen.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen, wären manche Charaktere nicht gar so überzogen gezeichnet gewesen – allen voran Detective Kim Stone – hätte das Buch von mir sogar fünf Sterne erhalten. So aber ziehe ich einen ab und hoffe, dass in den nächsten Fällen Kim Stone etwas menschlicher und weicher wird – denn eigentlich braucht sie diese harte Hülle nicht, um ihre Frau zu stehen.

Mein Fazit
Spannend von der ersten Seite an, schafft es die Autorin durch viele überraschende Wendungen den Spannungsbogen auch sehr hoch zu halten – bis zum Schluss, der mich nochmal völlig kalt erwischt hat. Der Plot ist komplex und gut durchdacht, der Schreibstil einfach und flott zu lesen. Nicht so gefallen haben mir manche Charaktere, die doch etwas klischeehaft geraten sind – dies bezieht sich vor allem auf die Ermittler, hier allen voran die Protagonistin Kim Stone. Sicherlich ist ihr burschikoser und alle Regeln überschreitende Charakter nicht jedermanns Fall, ich bin gespannt, wie sie sich in den weiteren Fällen entwickeln wird und gebe diesem Buch 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 20.02.2016
Binchy, Maeve

Ein Cottage am Meer


sehr gut

Maeve Binchy kann einfach Geschichten schreiben, und das hat sie mit diesem Roman erneut bewiesen. Im Mittelpunkt des Buches steht eine gerade neu eröffnete Pension im Westen Irlands – das Stone Haus. Hierum ranken sich Geschichten und Schicksale verschiedener Personen, und jeder Figur ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Letztlich laufen dann die Fäden dieser verschiedenen Erzählstränge im Stone House zusammen – und jeder scheint nach einem Besuch sein Leben wieder mit neuen Augen zu betrachten.

Dabei sind die Figuren alle wunderbar gezeichnet und können unterschiedlicher gar nicht sein. Es gibt ein Ärzteehepaar, das vor einem schrecklichen Erlebnis davonläuft und einfach nicht zur Ruhe kommt, einen alternden Schauspieler, der seinen Flieger verpasst und so die Chance nutzt, einfach noch mal das Leben zu leben und genießen, es gibt Chicky, die nach einer persönlichen Tragödie das Stone House eröffnet und damit einen wohligen Ort schafft, der die Besucher zur Ruhe kommen lässt und noch einige andere Figuren, die nicht alle immer sympathisch sind, dafür aber wie aus dem Leben gegriffen scheinen. Trotz der Ecken und Kanten habe ich sie irgendwie in mein Herz geschlossen, einfach weil ich mit ihnen gefühlt habe, auch wenn ich sie oft nicht verstehen konnte.

Geschickt hat Maeve Binchy die Fäden dieser unterschiedlichen Geschichten zusammenlaufen lassen, so dass am Ende doch ein großes Ganzes herauskommt. Dabei ist ihr Schreibstil zwar einfach, schafft dabei aber eine wunderbare wohlige Stimmung und kann die Atmosphäre im Stone House sehr gut einfangen. Manchmal wirkt der Stil ein wenig blumig, ich aber habe ich vielen Beschreibungen Irlands einfach gemocht – vielleicht auch, weil ich das Land schon mal besucht habe und es einfach liebe.

Auch wenn es in dieser Geschichte eher ruhig zugeht, hat es mich doch gefesselt und in einem Rutsch durchlesen lassen. Einfach weil mich die Menschen so interessiert haben und ich mich als Teil dieser schon fast illustren Gemeinschaft gefühlt habe, die zufällig in Stone House zusammentrifft, dann aber zu einer Gruppe zusammenwächst, um freundschaftlich miteinander umzugehen.

Eigentlich habe ich nur Kleinigkeiten zu bemängeln – zum einen fand ich manchmal in den einzelnen Kapiteln die Zeitspanne, über die berichtet wird, sehr groß, so dass in nur wenigen Sätzen ganze Jahre „abgehandelt“ wurden. Zum andern hatte ich beim Lesen das Gefühl, mich irgendwie in den 60er Jahren zu befinden – eingestreute Dinge aber wie zum Beispiel das Nutzen von Smartphones und Laptops oder das Internet haben mich eines Besseren belehrt, die Geschichte spielt nämlich im 21. Jahrhundert. Das hat der Schreibstil aber irgendwie nicht einfangen können, und darüber bin ich beim Lesen mehrfach drüber gestolpert.

Ich gebe diesem Wohlfühlbuch aber dennoch sehr gute 4 von 5 Sternen und freue mich einerseits, noch viele ungelesene Bücher von Maeve Binchy vor mir zu haben, bin andererseits aber auch traurig, dass von dieser wunderbaren Geschichtenerzählerin nichts mehr nachkommen wird, da sie ja 2012 verstorben ist.

Mein Fazit
Ein wundervolles Buch, das den Leser nach Irland entführt und verschiedene Schicksale unterschiedlicher Figuren erzählt, die alle in der kleinen Pension Stone House zusammentreffen. Der warme, manchmal etwas blumige Schreibstil schaffte eine tolle Atmosphäre und hat mich als Leser Teil des Buches werden lassen. Die Charaktere sind zwar nicht alle sympathisch, dafür aber sind sie wunderbar gezeichnet und wirken wie aus dem Leben gegriffen. Für mich war „Ein Cottage am Meer“ ein richtiges Wohlfühlbuch und ich gebe gerne sehr gute 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 14.02.2016
Eichhorst, Sabine

Die Liebe meines Vaters


sehr gut

Das Cover hat mich sofort angezogen und auch der Klappentext hat mich angesprochen – doch wer denkt, einfach nur eine schöne Liebesgeschichte aus Vorkriegszeiten zu erhalten, wird enttäuscht sein. Denn dieses Buch bietet mehr, nämlich tiefe Einblicke in menschliche Seelen.
Die Autorin versteht es, Atmosphäre zu schaffen und Stimmungen einzufangen. Das Buch beginnt in Ungarn, als Loris Schorb die Stadt Budapest für sich entdeckt – ich war selber schon mal in der Stadt und kann diese magische Anziehung, die auch Loris verspürt, sehr gut nachvollziehen, aber die Autorin kann auch mit ihren Worten den Charme und die Magie dieser Metropole wunderbar einfangen. Ich habe mich mit einem Lächeln auf den Lippen ertappt, so sehr haben mich ihre Beschreibungen berührt. Als Lori dann auch noch die wunderschöne Éva kennen und lieben lernt, scheint das Glück perfekt. Doch es liegt eine merkwürdige Melancholie in der Luft, die auch vor ihrer Beziehung nicht haltmacht.
Doch das Buch spielt nicht nur in Ungarn, denn Lori wird eingezogen und muss an vorderster Front für sein Land kämpfen. Hunderte von Feldpostbriefen hat er seiner Frau geschrieben, und diese Briefe sind nicht erdacht, sondern sie gibt es tatsächlich. Einige davon sind in diese Geschichte eingesponnen – und sie haben mich sehr berührt. Man bekommt Einblicke in Loris Wünsche und Hoffnungen, aber auch in seine Enttäuschungen und in seine Verzweiflung. Gerade diesen Teil des Buches fand ich sehr emotional und bedrückend, vor allem weil er so authentisch ist und man Loris Gefühle nahezu packen kann. Mich hat vor allem dieser Teil sehr berührt, weil er einfach sehr intensiv und reich an Gefühlen ist und man viel Einblicke in menschliche Beziehungen in dieser schwierigen Zeit bekommt.
Lori hat eine Tochter, Marie, die er jedoch nur bei den seltenen Heimatlauben sieht. Sie hat ihn am Leben gehalten bei den unglaublichen Erlebnissen im Krieg an der Front. Marie dagegen hat kaum Erinnerungen an ihren Vater, Jahre später aber macht sie sich auf die Suche nach dem Mann, der ihr Vater war.
Mich hat vor allem der Schreibstil Sabine Eichhorsts beeindruckt, den ich sehr eindringlich fand, so dass ich mich ihm kaum entziehen konnte. Sie hat so viele Emotionen und Stimmungen erzeugt, die mal freudig und wohlig, oft aber auch schmerzhaft und melancholisch waren. Dabei bleibt das Buch aber immer leicht zu lesen und die Seiten fliegen nur so dahin – wenn man nicht, so wie ich, das Buch immer wieder auf Seite legen muss wegen des unglaublichen Schreckens zur Zeit des Krieges.
Sicher geht es in diesem Buch auch um eine Liebesgeschichte, für mich aber standen vielmehr die unterschiedlichen Beziehungen und was die Zeit mit ihnen machte im Vordergrund. Es geht um Liebe und Hass, um Freiheit und Gefangenschaft, um Freundschaft und Loyalität. Gerade der Mittelteil hat mich sehr gepackt und berührt, Anfang und Ende der Geschichte waren zwar passend, haben mich aber einfach nicht so packen können.
Vor allem Loris als Charakter ist sehr gut gezeichnet, ich konnte ihn mir nicht nur gut vorstellen, sondern ihn in vielen Dingen einfach verstehen. Er war kein „Gutmensch“, sondern hatte Ecken und Kanten, die ihn nicht nur sympathisch, sondern vor allem glaubhaft gemacht haben. Aber auch andere Charaktere waren sehr gut gelungen, wie zum Beispiel Éva oder Elsa, beides sehr unterschiedliche Frauen, dafür aber dennoch typische Beispiele für Frauen ihrer Zeit.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, auch wenn die Geschichte ganz anders war als erwartet. Da mich aber nicht alle Erzählstränge komplett fesseln konnten, ziehe ich einen Stern ab und gebe gute 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 20.01.2016
Laurain, Antoine

Der Hut des Präsidenten


sehr gut

„Liebe mit zwei Unbekannten“ fand ich ja total schön, daher war ich neugierig auf das neue Buch von Antoine Laurain und hatte hohe Erwartungen. Und auch „Der Hut des Präsidenten“ hat mir sehr gut gefallen und mich nach Paris, in die 80er Jahre, entführt.

Die Geschichte ist bezaubernd und voller Atmosphäre, charmant erzählt mit feinsinnigem Humor – vielleicht sollte man französische Geschichten mögen, um sich auch in dieser richtig wohl fühlen zu können. Zunächst hatte ich den Eindruck, drei Kurzgeschichten zu lesen, die jeweils durch den von Besitzer zu Besitzer wandernden schwarzen Filzhut Mitterrands verbunden sind, dann jedoch fügen sich die Geschichten wieder zusammen und ergeben am Ende ein großes Ganzes – und nicht nur das: Mich hat der Autor am Ende des Buches doch noch mal überraschen können, nämlich als sich der Kreis schließt und Mitterrand wieder auf der Bildfläche erscheint.

Auf den ersten Blick scheint der Hut eine große Macht zu haben, denn augenblicklich verändert er das Leben der Menschen, die ihn auf den Kopf setzen. Sie werden mutiger, entschlossener und wagen Dinge, die sie zuvor niemals angegangen wären. Auf den zweiten Blick gefällt mir aber der Idee, dass schon der Gedanke, ein unbelebtes Objekt könne solchen Einfluss auf das Leben nehmen, tatsächlich eine Änderung bewirken kann – und vielleicht ist es auch das, was Antoine Laurain beschreiben will, denn jeder träumt doch davon, irgendwas in seinem Leben zu ändern, und jeder trägt auch die Kraft dazu in sich – man muss es nur tun.

Der Schreibstil in dieser Geschichte ist einfach wunderbar – charmant und humorvoll, feinfühlig und pointiert. Und obwohl das Buch mit seinen gut 200 Seiten ja eher zu den dünneren zählt, schafft der Autor es, seine Charaktere gut zu zeichnen und ihnen Tiefe zu verleihen. Dabei hat er gut recherchiert, denn man bekommt Einblicke in die Welt der Parfumeure und in die der Kunstmäzene. Atmosphäre schafft der Autor durch dezidierte Beschreibungen, die aber nie langweilen, sondern vielmehr Bilder vor den Augen beziehungsweise Gerüche in der Nase entstehen lassen - wer das Buch kennt, weiß sicherlich, was ich meine. Ich mochte die Charaktere, ganz besonders die leidenschaftliche Fanny Marquant und den eigentümlichen Parfümeur Pierre Aslan – allen voran aber Präsident Mitterrand, der zwar nur selten in dem Buch auftritt, dann aber stets mit einem Zwinkern in den Augen.

Auch mit „Der Hut des Präsidenten“ hat mich Antoine Laurain begeistern können, und auch wenn Atmosphäre und Stimmung wirklich schlüssig waren, habe ich nicht so mitgefühlt mit den Charakteren und war emotional einfach nicht so gefangen wie in seinem ersten Buch. Trotzdem hat mir dieses charmante und geistreiche Büchlein sehr gut gefallen, daher gebe ich gerne 4 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Charmant, humorvoll und geistreich ist die Geschichte um einen Hut, der von Träger zu Träger wandert und dabei unglaubliche Macht zu haben scheint. Wieder schafft Antoine Laurain eine wunderbare Atmosphäre und entführt den Leser ins Paris der 80er Jahre. Auch diese Geschichte hat mir wieder sehr gut gefallen – ich liebe einfach französische Romane und gebe diesem gerne 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 18.11.2015
Coben, Harlan

Kein Sterbenswort


ausgezeichnet

Mich konnte das Buch von der ersten Seite an packen. Die Geschichte um David Beck, dessen Frau 8 Jahre zuvor durch einen Serienkiller getötet worden ist und der nun geheimnisvolle Mails erhält, die andeuten, dass sie noch lebt, hat mich wirklich mitgerissen. Ist David zuerst noch der über den Verlust nicht hinwegkommende Witwer, wird er bald selber zum Verdächtigen, und befindet sich auf einer dramatischen und spektakulären Flucht. Es gibt viele überraschende Wendungen und selbst, als alles geklärt zu sein scheint, hat der Autor noch einen Joker in der Hand, der alles in ein neues Licht rückt.
Gefesselt war ich von Anfang an von der Geschichte, und der Autor konnte die Spannung über das gesamte Buch wirklich halten – sogar noch steigern bis zu dem spektakulären Finale, das zunächst alle Fragen zu beantworten scheint. Die ganze Zeit habe ich mit David gefiebert und auch gelitten, dabei wechseln sich Phasen ab, in denen es wirklich sehr actionreich ist und der Autor auch an zum Teil sehr blutigen Details nicht spart, dann aber gibt es auch wieder Kapitel im Buch, in denen die Gedanken Davids im Vordergrund stehen – und selbst diese Abschnitte waren zu keinem Zeitpunkt langweilig oder langatmig.
Die Charaktere sind zum Teil ein wenig klischeehaft geraten, gerade wenn ich an die Figuren des FBI denke oder auch an den Drogenboss Tyrese, trotzdem aber fand ich sie gut gestaltet. Gerade David mochte ich von Anfang an, auch wenn seine Entwicklung vom unschuldigen Kinderarzt zum flüchtenden Kriminellen nicht ganz glaubhaft war. Dafür aber hat der Autor wunderbar seine Verzweiflung und Not einfangen können, die ihn letztlich in die gefährliche Lage gebracht haben, auch Davids Gedankenwelt und –karussell waren sehr interessant und vor allem nachvollziehbar – kurzum: ich habe mich gut in seine Situation hineinversetzen können und ihn in vielen Dingen wirklich verstanden.
Das Buch ist in 46, zum Teil sehr kurze Kapitel, eingeteilt, die mal aus Sicht Davids in Ich-Form geschrieben sind, mal aber auch aus Sicht eines allwissenden Erzählers. Den Schreibstil habe ich sehr gerne gemocht, er ist eindringlich und fesselnd und schafft eine unglaubliche Atmosphäre, lässt sich aber dennoch gut und flüssig lesen. Ich zumindest konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich so gepackt war und habe es in kürzester Zeit beendet. Einziger Kritikpunkt ist für mich die nicht glaubhafte Entwicklung Davids und das vielleicht etwas überzogene und sehr amerikanische Finale – dafür ziehe ich einen halben Stern ab, gebe aber gerne 4,5 von 5 Sternen.

Mein Fazit
Ein rasanter und spannender Thriller, der mich von der ersten Seite an gepackt hat und den ich kaum aus der Hand legen konnte. Ein sympathischer Protagonist, ein interessanter Plot mit vielen Überraschungen und Wendungen sowie das spektakuläre Finale haben mir spannende Lesestunden geschenkt. Ich gebe diesem Buch 4,5 von 5 Sternen und bin neugierig auf weitere Bücher des Autors.