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Hightower667
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Insgesamt 177 Bewertungen
Bewertung vom 09.06.2024
Kaul, Niklas;Dreis, Achim

Die Magie des Zehnkampfs


gut

Spannender Einblick in die Königsdisziplin der Leichtathletik

Zehn Wettkämpfe in zwei Tagen. Seit jeher immer in der gleichen Reihenfolge. Hier wechseln sich Lauf-, Wurf- und Sprungdisziplinen ab, um am Ende des zweiten Tages den König der Leichtathletik zu krönen.

Autor und Sportjournalist Achim Dreis hat sich zusammen mit dem derzeit besten deutschen Zehnkämpfer Niklas Kaul zusammengetan und erzählt dabei von seiner Karriere im Zehnkampf. Von den Anfängen im Sportverein, den ersten sportlichen Erfolgen bis hin zum Gewinn der Welt- und Europameistertitel werden hier alle Stationen seiner Karriere beleuchtet. Dabei stehen vor allem die familiären Verbindungen, gerade auch die starke Einbindung der Eltern, im Vordergrund.

Ebenfalls beleuchtet werden Training und Wertung der einzelnen Disziplinen. Die Punktevergabe ist immens wichtig, da sich hier im Laufe der zwei Tage immer mal wieder was ändern kann, da jeder Zehnkämpfer verschiedene Disziplinen bestreitet, in denen er eher stark oder nicht so stark ist. Unter welchen Bedingungen sich diese Punktzahl errechnet ist sehr interessant und vielen Menschen bestimmt unbekannt. Da ist viel Mathematik und Taktik im Spiel.

Neben den aktuellen deutschen Athleten gibt es auch ein Kapitel, dass sich mit den erfolgreichsten deutschen Zehnkämpfern der Vergangenheit beschäftigt. Hier ist vor allem der Wettstreit zwischen dem deutschen Jürgen Hingsen und dem Briten Daley Thompson zu nennen, der durch die Medien damals zu einem Kampf der Titaten aufgebauscht wurde. Auf jeden Fall ist dieses Kapitel sehr aufschlussreich und spannend zu lesen.

Ebenfalls sehr eindrucksvoll geschildert wird, wie nahe Sieg und Niederlage beieinander liegen können. Manchmal entscheiden wirklich nur ein paar Punkte wer gewinnt oder ein Athlet verletzt sich bei einer Disziplin und muss den Wettkampf daraufhin abbrechen.

Fazit: Wer sich für Zehnkampf interessiert, kommt an diesem Buch nicht vorbei. „Die Magie des Zehnkampfs“ rückt einen tollen und intensiven Sport in den Fokus, der das Publikum in Stadion zurecht immer wieder begeistert. Ein paar mehr Bilder wären toll gewesen und auch einige Wiederholungen im Text hätten nicht sein müssen, aber der Gesamteindruck stimmt.
Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.06.2024
Helmig, Alexandra

Beat vor der Eins


sehr gut

Gedanken eines Teenagers

Ina ist ein Teenanger. Und orientierungslos! So ziemlich alles in ihrem Leben läuft im Moment anders als sie es sich vorgestellt hätte. Unzufrieden mit ihrem Körper, Probleme in der Schule und die ewigen Streitereien ihrer Eltern sorgen für eine Menge Frust in ihrem Leben. Und dann tritt auch noch Phil in ihr Leben, der süßeste Typ der Gegend. Wie soll sie sich bloß ihm gegenüber verhalten wenn doch der Rest schon so blöde ist?

Autorin Alexandra Helmig trifft mit ihrem Buch „Beat vor der eins“ genau den richtigen Ton, wenn es um die Gefühlswelt eines Teenagers geht. Der Schreibstil erinnert dabei sehr an Tagebucheinträge, die mal kürzer und mal länger sind. Gerade so wie der Tag nun mal verlaufen ist. Mal sind diese Texte mit mehr oder weniger Inhalt versehen, aber dabei trotzdem immer packend geschrieben. Als Leser/in möchte man einfach, wissen wie es Ina geht und vor allem, wie es weitergeht mit ihrem Gefühlschaos. Erwachsen werden und seinen eigenen Weg zu finden ist eine ziemlich anspruchsvolle und nicht gerade leichte Angelegenheit.

Am meisten erfährt man über den Hauptcharakter Ina, da man direkt an ihrem Gefühlsleben beteiligt ist. Die anderen Charaktere sind eher Mittel zum Zweck und werden eher oberflächlich behandelt, obwohl man auch etwas über sie erfährt.

Schön ist die Idee mit der Playlist als Begleitung zum Buch, die man sich über Spotify anhören kann und wirklich zu begeistern weiß. Fast alle dort ausgespielten Songs sind Klassiker, die zumindest auch bei meiner Entwicklung zum Erwachsen werden eine große Rolle gespielt haben. Wobei die heutige Jugend diese Lieder wahrscheinlich gar nicht kennen wird, was wirklich schade ist.

Fazit: „Beat vor der eins“ ist ein tolles Buch geworden, welches über die ganze Länge zu unterhalten weiß. Die Autorin hat einen tollen Weg gefunden, um dem Leser die innere Gefühls- und Gedankenwelt eines Teenagers authentisch näher zu bringen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.06.2024
Majendie, Matt

Nazaré. Leben und Tod der Big Wave Surfer


gut

Faszinierender Einblick in die Big Wave Szene Portugals

Nazaré, das kleine Dorf an der portugiesischen Westküste lockt jedes Jahr die besten Big-Wave Surfer der Welt an. Autor Matt Majendie hat verschiedene Surfgrößen über einen längeren Zeitraum begleitet, darunter den deutschen Weltrekordhalter Sebastian Steudtner oder die Brasilianerin Maya Gabeira, die zu den weiblichen Topstars der Szene gehört. Als Leser/innen begleiten wir die Sportler bei den Vorbereitungen auf die Saison, lernen die Abläufe auf die Wettbewerbe kennen und und werden mit der Gedankenwelt der jeweiligen Surfer konfrontiert. Licht und Schatten liegen hierbei näher zusammen als man zunächst denkt.

Die Angst vor Verletzungen oder die verpasste rekordverdächtige Mega-Welle sind dabei immer in den Gedanken dabei. Der Sport verlangt seine Opfer. Es gibt kaum einen Athleten in der Szene, der sich noch nicht schon schwerwiegend verletzt hat und eine längere Pause einlegen musste. Aber wie bei vielen Sportlern im Profibereich kann man auch unter den Surfern von einer Sucht nach der perfekten riesengroß zu surfenden Riesenwelle reden, die jegliche Sicherheit beiseite stellt und zu lebensgefährlichen Situationen führen kann. Diese Berichte gehen einem als Leser schon ziemlich nah und man fragt sich ernsthaft , warum sie immer weiter machen und wofür, da viele Surfer gar nicht mal soviel verdienen, wenn sie nicht gerade wohldotierte Sponsoringverträge haben.

Spannend sind die Portraits der Spotter und Jetskifahrer, die immens wichtig sind und ohne die die Stars vermutlich kein Land sehen würden. Auch hier haben viele Schicksalsschläge ihre Spuren hinterlassen.

Dafür, dass Nazaré erst ein paar Jahre auf der Landkarte der internationalen Wettbewerbe ist, übt der Ort, der aufgrund seiner geologischen Besonderheiten extrem hohe Wellen entstehen lassen kann eine große Faszination aus. Wenn man sich das Buchcover ansieht, dann möchte man sofort seine Koffer packen und diesem Spektakel der Natur gegen Mensch
beiwohnen.

Fazit: Mit „Nazaré - Leben und Tod der Big Wave Surfer“ zeigt Autor Matt Majendie einen interessanten Einblick in diesen Extremsport. Immer höher, immer weiter ist das Motto der Surfer, die kein Risiko scheuen, um die höchsten Wellen zu reiten. Der Preis wenn es schiefgeht ist die Gesundheit. Die Gedanken der Sportler dazu sind ziemlich spannend und regen zum Nachdenken an. Leseempfehlung!

Bewertung vom 31.05.2024
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


sehr gut

Spannend bis zum Schluss

Das neugegründete Ermittlerteam der Gruppe 4 bekommt es schon gleich zu Beginn mit einem außergewöhnlichen Fall zu tun. Kurz hintereinander werden die Leichen von zwei Personen gefunden, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemeinsam haben. Außer, dass sie nach ihrem Tod noch von anderen Personen „lebendig“ gesehen wurden. Wie kann das sein? Die leitenden Ermittler Jakob Krogh und Mila Weiss tappen im Dunkeln. Und welche Botschaft haben die Krähen, die der Täter, sehr zum Leidwesen seiner Opfer, dort hinterlassen hat?

Mit „Krähentage“ hat Autor Benjamin Cors einen spannenden Thriller geschrieben, der den Leser/in von Beginn an packt und mitnimmt. Der Schreibstil ist flüssig und mit hohem Tempo versehen, der einem kaum die Zeit zum Durchatmen lässt. Das Setting ist erfrischend und durchaus glaubwürdig.
Anders als bei anderen Thrillern ist hier, dass man die Persönlichkeit des Täters schon sehr früh im Buch kennenlernt und sich so Stück für Stück mit seinen Beweggründen auseinandersetzen kann und muss.
Die Bedrohung, die vom Täter, aber auch von den Krähen ausgeht, fühlt sich sehr real an. Viele der Beschreibungen spielen sich im Kopf des Lesers ab, teilweise werden einige Tatorte aber auch explizit beschrieben, was einigen Lesern vielleicht etwas zu hart erscheinen mag.

Aber auch die Ermittler haben Geheimnisse, die sich im Laufe der Geschichte offenbaren und so manche Dinge ans Licht befördern mit denen man ganz bestimmt nicht so gerechnet hätte. Da hat der Autor wirklich kreative Einfälle gehabt, die zusätzlich unterhalten und den Charakteren eine zusätzliche Tiefe verleihen. Gerade diese Tiefe sorgt für die Glaubwürdigkeit der Protagonisten und es entsteht ziemlich schnell eine Verbundenheit, als ob man die Ermittler schon seit Jahren kenne. Dass der Schluss noch nicht das Ende der Geschichte ist, wird durch einen feinen Epilog angedeutet,
der die Vorfreude auf weitere Abenteuer von Gruppe 4 steigern lässt.

Fazit: Schon das bedrohlich wirkende Cover im Zusammenhang mit dem prägnanten Titel lassen die Vorfreude auf einen aufregenden und mitreißenden Thriller steigen. Glücklicherweise erfüllt das Buch die Erwartungen vollends und unterhält über die gesamte Buchlänge. Hier könnte eine tolle, neue Serie entstehen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 23.05.2024
Scharf, Claudia

Nice to miez you / Cat Girls Bd.1


gut

Herzlichen Willkommen Cat Girls!

„Cat Girls - Nice to miez you“ ist der Start einer neuen Fantasy-Roman-Manga Serie der deutschen Autorin Claudia Scharf und der Manga-Künstlerin Clara D‘Amico, die hier für alles Grafische zuständig ist.

Hauptperson des Buches ist Minou, die mit ihrer großen Familie nach diversen Umzügen in der Stadt Pike landet. Also wieder alles von vorne: neue Schule, neue Menschen und neue Probleme. Doch irgendetwas ist diesmal anders. Sie erkennt neue Fähigkeiten an sich, welche der einer Katze sehr ähneln. Besseres hören, höheres Springen und schärferes Sehen. Minou erfährt, dass sie ein CAT GiRL ist, was ihr Leben noch zusätzlich verkomplizieren könnte. Denn neben den neu gewonnenen Fähigkeiten liegt noch ein uralter Fluch auf ihr und den anderen CAT Girls. Als wäre der Alltag nicht schon aufregend genug!

Roman und Manga in einem Buch? Kann das funktionieren? Klar, und zwar sehr gut. Die Mischung der beiden Stile passt wirklich sehr gut zusammen und harmoniert bestens. Durch die Manga Zeichnungen werden die Gefühle der Protagonisten noch besser auf den Punkt gebracht und verstärkt. Aber auch die Texte sind sehr angenehm zu lesen. Flüssig erzählt und leicht zu verstehen sind sie allemal. Inhaltlich geht es um Themen, die junge Menschen interessant finden, wie Freundschaft, Familie, Mobbing und die Suche nach einer eigenen Identität. Schließlich kommt noch die Fantasy Komponente rein, die eine zusätzliche Ebene erschafft, die aber zunächst mal mehr Fragen aufwirft als sie beantwortet. In den folgenden Bänden wird aber bestimmt das ein oder andere Geheimnis gelüftet.

Fazit: Freunde von Coming of Age Geschichten mit einer Fantasy Komponente werden von „Cat Girls“ begeistert sein. Die Kombination von Manga und Text ist erfrischend und sollte die Zielgruppe begeistern. Es muss aber auch gesagt werden, dass sich das Buch vorrangig an eine jüngere Leserschaft wendet. Alle anderen bitte vorher reinlesen.

Bewertung vom 14.05.2024
O'Connor, Elizabeth

Die Tage des Wals


sehr gut

Ungeschönter Blick auf das Inselleben

Leben auf einer abgeschiedenen Insel. Was für viele Menschen heutzutage wie ein Traum vom Glück klingt, war für die BewohnerInnen solch einer Insel in der Mitte des letzten Jahrhunderts alles andere als leicht. Neben der harten körperlichen Arbeit, hauptsächlich Fischfang und Landwirtschaft, führten aber auch Perspektivlosigkeit und das unbeständige Wetter zu einer regelrechten Landflucht auf’s Festland und damit in die größeren Städte!

Mit dieser Art von Problemen muss sich auch die achtzehnjährige Manod herumschlagen, die vom Leben und einer Zukunft auf dem Festland träumt. Sie lebt auf einer abgelegen Insel vor der walisischen Küsten mit ihrem Vater und ihrer jüngeren Schwester. Gleichzeitig mit der Strandung eines Wals vor der Küste tauchen auch zwei Wissenschaftler aus Oxford auf, die das Leben von Manod und den anderen Inselbewohnern kräftig aufmischen werden.

Autorin Elizabeth O‘Connor hat mit ihrem Debütroman „ Die Tage des Wals“ ein ruhiges, aber trotzdem sehr intensives Buch geschrieben. Die Stimmung der Inselbewohner, eher ruppig und schweigend, geradezu verschlossen, wird hier sehr gut wiedergegeben. Der Schreibstil kann für manche LeserInnen langweilig und zäh wirken, da sich die Tage auf der Insel doch in ihrem Ablauf sehr ähneln. Mir hat dieser Stil jedoch gut gefallen. Gerade die eingestreuten und von Dorfbewohnern erzählten Volksmärchen- und Lieder lockern die Geschichte immer wieder auf. Auch das Eindringen der Wissenschaftler in den Alltag der Inselbewohner zeigt wie zerbrechlich dieses Gefüge ist und das Gefühle sehr wohl verletzt werden können.

Fazit: „Die Tage des Wals“ ist die Coming of Age Geschichte einer jungen Frau, die mehr vom Leben erwartet als auf einer abgelegenen Insel zu existieren. Sie hat Träume und Sehnsüchte und als sich ihr die Möglichkeit bietet sich aus ihrem sie einengenden Leben zu befreien, versucht sie diese zu nutzen. Ein ruhiges und sehr angenehm zu lesendes Buch. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.05.2024
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


ausgezeichnet

Von Tälern und Reisen durch die Zeit

Zeitreisen! Ein Thema, welches Alt und Jung schon seit ewigen Zeiten fasziniert. Unzählige AutorInnen haben Bücher veröffentlicht, die sich diesem Thema widmen.
Der kanadische Autor Scott Alexander Howard wählt bei seinem ersten Roman „Das andere Tal“ einen völlig neuen und erfrischenden Weg zu dieser Thematik.
Was würde jeder Einzelne von uns wohl machen, wenn man in einem Tal leben würde und es würde die Möglichkeit geben in der Zeit nach vorne beziehungsweise nach hinten zu reisen? Und zwar immer zwanzig Jahre. Alles wäre gleich, aber die Zeit wäre eben um diese Zeit vor oder zurückgedreht. Und man müsste nur in das nöchste Tal im Osten oder Westen gehen.

Genau diesem Problem sieht sich die junge Odile ausgesetzt. Es ist strengstens verboten die Grenzen zu den angrenzenden Tälern zu überschreiten. Ausnahmen sind Trauerfälle, bei denen engste Familienmitglieder die Demarkationslinie überschreiten dürfen. Odile ist gerade dabei sich zu entscheiden welche berufliche Zukunft die Beste für sie ist. Da sie eher eine Außenseiterin ist, die nicht viele Kontakte hat, nimmt die Freundschaft zu Edme einen ganz besonderen Platz in ihrem Leben ein.
Doch dann wird sie Zeuge einer seltenen Begegnung, die das Leben von Edme, aber auch von Odile für immer verändern wird.

Was für ein intensives Erstlingswerk. Ein Buch, nach dessen Lektüre man noch eine Zeit lang braucht, um es zu verarbeiten und zu verstehen. Ein Buch, welches Diskussionen auslösen wird, da nicht jeder LeserIn von dem Schreibstil des Autors begeistert sein wird. Vielen wird es zu langatmig, ja regelrecht langweilig vorkommen. Andere, so wie ich, finden diesen Stil einfach nur bedrückend realistisch. Man möchte den Hauptcharakter manchmal einfach nur schütteln ind ihn in die vermeintlich richtige Richtung schubsen, aber dies lässt der Autor nicht zu. Und somit müssen wir einfach stark sein, mitleiden und hoffen, dass Odile den für sie „besten“ und zur Erlösung führenden Weg findet. Denn letztlich ist der Mensch auf der Suche nach seiner persönlichen Freiheit, die es in der Welt von Odile wohl eher nicht gibt. Die Konsequenzen sind verheerend.

Das Cover ist im typischen Diogenes-Stil gehalten und lässt keine Rückschlüsse auf die Geschichte zu.

Fazit: Wer das Thema Zeitreise mal aus einer völlig anderen Perspektive erleben möchte und sich auch nicht scheut mal etwas Geduld beim Lesen aufzubringen, der wird bei „Das andere Tal“ definitiv nicht enttäuscht werden. Am Ende wird man belohnt. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 05.05.2024
Nagatoshi, Yasunari

ZoZo Zombie Bd.1


ausgezeichnet

Irrwitziger Zombiemanga

Das ist mit Abstand der verrückteste Manga, der mir in letzter Zeit über den Weg gelaufen ist. Hier ist absolut gar nichts politisch korrekt, wie man so schön sagt. Doch worum geht es eigentlich bei ZoZo Zombie! des japanischen Zeichners Yasunari Nagatoshi?

Grundschüler Isamu lernt durch einen Zufall den Zombie ZoZo kennen. Nach überstandener Angst einfach von ihm gefressen zu werden (immer diese Vorurteile!) lernt Isamu die erstaunlichen Fähigkeiten des Untoten kennen. Dieser kann so ziemlich alles mit seinem nicht mehr lebendigen Körper anfangen. Die Extremitäten und Innereien spielen dabei immer eine tragende Rolle. Vieles davon kann jungen Leser/innen befremdlich und auch ziemlich brutal vorkommen. Vor allem ist es aber einfach nur einfallsreich und unglaublich lustig. Die zumeist kurzen Comicstrips sind in schwarz-weiß gehalten und werden wie im japanischen Original von rechts nach links gelesen. Dies ist zu Beginn leicht gewöhnungsbedürftig, stellt sich mit der Zeit aber ein.

Die Zeichnungen sind ziemlich übertrieben und explizit dargestellt, unterhalten aber durch ihren Einfallsreichtum. Die Kürze der Geschichten sorgen für einen erfrischenden Lesefluss. Apropos Geschichten: Die sind fast nicht vorhanden und dienen nur als Aufhänger für die Spezialfähigkeiten von Zombie ZoZo.

Die Zeichnungen sind typisch Manga-Stil und erfüllen somit die Erwartungen. Wobei ZoZo wie eine richtig gut gelungene Mischung aus guter und böser Zombie geworden ist.

Fazit: Wer es gerne abgedreht und lustig mag, der ist mit dem Manga „ZoZo Zombie!“ gut bedient. Hier stimmt eigentlich alles um gut unterhalten zu werden. Obwohl ZoZo ein Zombie ist, schließt man ihn doch ein wenig ins Herz. Hoffentlich folgen noch weitere Abenteuer! Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.05.2024
Schilp, Tina

Der große Schleimassel / Schwapp, der Geheimschleim Bd.1


sehr gut

Ein schleimiger Spaß

Wer hat als Kind nicht schon immer davon geträumt glibberigen Schleim in allen Farben und Formen herzustellen und damit zu spielen. Die Geschwister Lou und Lukas sind regelrechte Schleimexperten. Sie können jeden Schleim produzieren den man sich nur vorstellen kann. Als eins dieser Experimente gehörig schief geht, bekommen die Kinder Schleimverbot auf Lebenszeit.
Als sich die Gelegenheit bietet noch einen allerletzten Schleim herzustellen, wird diese genutzt. Und als wäre dies nicht schon Abenteuer genug, ist der produzierte Schleim jetzt auch noch lebendig und dabei ziemlich vorlaut.
Von nun an schliddern die Kinder von einem Abenteuer ins nächste und jedesmal wird es schwieriger die Identität ihres neuen Freundes geheim zu halten.

Was für ein Riesenspaß! „Schwapp-Der Geheimschleim“ von Autorin Tina Schilp bietet von Anfang bis Ende jede Menge Action und skurrile Situationen, die unglaublich witzig sind. Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Das Tempo ist hoch und die Charaktere, allen voran Lou und Lukas, sehr sympathisch. Schwapp ist auf den ersten Blick das genaue Gegenteil. Er ist eher vorlaut und und weiß immer alles besser. Man kann ihm aber nie wirklich böse sein, da er einfach unglaublich lustig ist und die Kinder in turbulente Situationen bringt, die sie sonst wohl nie so erlebt hätten. So ein klein wenig erinnert der kleine Schleim an den Pumuckl. Von der Stimmung her sind Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen.

Martina Schachenhubers zauberhafte Illustrationen sind dann noch ein zusätzliches Highlight, da sie mit ihren Zeichnungen eine weitere tolle Facette in das Buch einbringt. Damit ergänzen sich Bild und Worte perfekt. Wem das bunte Buchcover gefällt, der wird auch die Geschichte mögen.

Fazit: „Schwapp“ gefällt auf Anhieb und punktet auf ganzer Linie. Hier geht es Schlag auf Schlag und es bleibt kein Auge trocken. Zum Vorlesen, aber auch für Lesebeginner ein Heidenspaß. Bitte mehr davon. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.04.2024
Kopka, Franzi

Was die Wahrheit verbirgt / Honesty Bd.1


gut

Jugendbuch-Dystopie mit kleinen Längen

„Honesty - Was die Wahrheit verbirgt“ ist der Beginn einer neuen Trilogie von der deutschen Autorin Franzi Kopka. Als Leser/in folgen wir der Jugendlichen Mae, die nach Pandemie und Kriegen in einer überwiegend von einer KI geführten Welt namens Sestiby lebt. Diese KI sorgt dafür, dass es nur noch positive Gefühle und die Wahrheit gibt. Negative Emotionen wie Wut oder Eifersucht und das Lügen gehören der Vergangenheit an und sind strengstens verboten. Menschen, die dennoch diese Art von Gefühlen verspüren, werden gnadenlos gejagt. Auch Mae kennt diese Gefühle. Als sie zu einem Programm der Regierung geschickt wird, lernt sie Menschen kennen, deren Gefühlslage der ihren ähneln. Sie säen Zweifel und bringen damit alles woran sie je geglaubt hat ins Wanken.

Jugenddystopien sind ja nach wie vor voll im Trend. Unzählige Bücher und Filme sind bislang mit sehr großem Erfolg erschienen und viele werden wohl noch folgen.

Das hier vorliegende Buch wartet mit einer sehr interessanten Grundidee auf. Wie würden wir uns fühlen, wenn wir keine sogenannten negativen oder umgangssprachlich schlechten Gefühle mehr haben dürften, da sie durch Medikamente unterdrückt würden um in der Gesellschaft zu funktionieren. Und wenn wir sie doch fühlen würden, würden sie uns innerlich auffressen, wenn wir ihnen kein Ventil zum ablassen geben würden?

Der Schreibstil ist flüssig und leicht verständlich. Mae als Identifikationsfigur ist glaubhaft und man folgt ihr als Leser/in gerne in ihr Abenteuer. Auch um mehr über ihre Welt und das Regime, dass an der Macht sitzt, kennenzulernen.

Wird die Geschichte zu Beginn des Buches noch ziemlich gemächlich erzählt, so nimmt sie ab der Hälfte doch ziemlich an Fahrt auf und weiß durch einen guten Spannungsaufbau zu fesseln. Leider wird die Spannung immer mal wieder durch eine ziemlich langweilige Liebesgeschichte unterbrochen, die junge Leser/innen vielleicht toll finden, mir aber definitiv zu schmalzig war.

Fazit: Das Buch hat durchaus Potential und wird zum Ende hin richtig packend. Der Cliffhanger lässt die Vorfreude auf den zweiten Teil steigen. Trotz einiger kleiner Längen im erzählerischen Bereich wird das Buch bei der Zielgruppe erfolgreich sein. Alle anderen sollten vielleicht erstmal die Leseprobe lesen. Leseempfehlung!