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Hightower667
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Bewertungen

Insgesamt 96 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2024
Malnata
Salvioni, Beatrice

Malnata


ausgezeichnet

Eine ungewöhnliche Freundschaft im faschistischen Italien

In dem Roman „Malnata“ der italienischen Autorin Beatrice Salvioni geht es um die Freundschaft von Francesca und Maddalena. Beide wohnen im selben Ort, ihre Herkunft könnte aber unterschiedlicher nicht sein. Während Francesca aus einem bürgerlichen, aber eher gefühlskalten und auf Oberflächlichkeit basierten Elternhaus kommt, so sieht es bei Maddalena gänzlich anders aus. Obwohl eher verarmt, wird in ihrer Familie immer diskutiert und und gestritten. Da Maddalena immer ihre Meinung sagt und auch ansonsten alles anders macht als von der Gesellschaft gewünscht, erhält sie von den Einwohnern den Beinamen „Die Unheilbringende“. Allen Widrigkeiten zum Trotz lernen sich die beiden Mödchen besser kennen und entwickeln langsam ein Vertrauensverhältnis. Francesca lernt eine andere Seite des Lebens kennen. Doch in einem faschistischen Land wie in Italien 1935 ist jedes aus der Norm brechen oder anecken gegen das Regime sehr gefährlich und kann weitreichenden Konsequenzen führen. Vor allem wenn man weiblich ist!

Schon das eindringliche in schwarz-weiß gehaltene Cover ist ein echter Hingucker und löst sehr unterschiedliche Gefühle in einem aus. Man merkt als Leser, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt und möchte der Ursache auf den Grund gehen.

Der Schreibstil ist packend und eindringlich. Gerade im zeitlichen Kontext mit dem faschistischen Italien unter Mussolini wird einem hier häufiger ziemlich mulmig beim Lesen, wenn ein Großteil der Bevölkerung seine Liebe und Wertschätzung ihm gegenüber äußert. Gerade das macht es so schwer für Mädchen wie Maddalena und Francesca. Sie haben keine Stimme in der Gesellschaft, sollen einfach funktionieren und ihren Platz in der Familie einnehmen. Ohne Widerworte.

Gerade deswegen ist die Figur und die Stimme der „Malnata“ so wichtig. Sie poltert scheinbar einfach so los gegen alles was ihr nicht passt und was sie nicht mag. Diese Freiheit, zu sagen was man denkt, kann der Funke sein, der eine Veränderung auslösen kann, andere zu motivieren und dazu zu führen ein selbstbestimmtes Leben zu verwirklichen.

Fazit: „Malnata“ ist ein tolles, packendes und wirklich gut zu lesendes Debüt geworden. Es behandelt ein wichtiges Thema, dass leider noch immer aktueller denn je ist. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.04.2024
Frieda, Nikki und die Grenzkuh
Marmon, Uticha

Frieda, Nikki und die Grenzkuh


gut

Lieber zusammen als gegeneinander

Das Leben in Elend könnte ein so schönes sein, wenn es nicht durch irgendeinen vergessenen Grund in Nord- und Südelend aufgeteilt worden wäre. So bekriegen sich seit jeher die Bewohner der einzelnen Seiten und machen sich das Leben gegenseitig schwer. Als dann auch noch eine Kuh aus Südelend ihr Kälbchen genau auf der Grenze zu Nordelend gebärt, ist die Katastrophe komplett und das ganze Dorf gerät aus dem Häuschen. Zeitgleich verschwindet Friedas bester Freund Nikki. Gibt es da einen Zusammenhang?

Autorin Uticha Marmon ist mit ihrem Kinder/Jugendbuch „Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ ein aufregendes und erfrischendes Buch gelungen. Zentrale Themen wie Freundschaft, Grenzen überwinden, Mut und Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe werden hier humorvoll und kindgerecht modern angesprochen. Die Bilder von Maja Bohn unterstützen die Texte auf sehr amüsante Weise und werten das Buch noch zusätzlich auf.

Schon das Cover mit der Kuh, die einem direkt ins Gesicht schaut, ist ein echter Hingucker und äußerst sympathisch. Da möchte man sofort loslegen und das Geheimnis von Elend lösen.

Sprachlich und inhaltlich werden Kinder keine Probleme mit der Geschichte bekommen. Es ist alles sehr gut nachvollziehbar. So bleibt die Motivation weiterzulesen erhalten. Das liegt natürlich auch an den sympathischen Charakteren wie Frieda und Nikki. Sie sind laut und sagen was sie denken, müssen später aber auch die ein oder andere vorgefertigte Meinung der Erwachsen revidieren. Es sind nämlich die Erwachsenen, die hier teilweise gar nicht gut weg kommen und mal wieder überhaupt nicht zuhören.

Fazit: „Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ ist ein gutes Kinderbuch geworden, das über die Gesamtlänge zu unterhalten weiss. Am Ende hat man ein angenehmes Gefühl. Mal schauen, ob es weitere Abenteuer in Elend geben wird. Leseempfehlung!

Bewertung vom 31.03.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

Dieses Buch in Worte zu fassen ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Man muss es ganz einfach gelesen haben. Und wer es gelesen hat wird es auch so schnell nicht vergessen. Ein Buch, das nachhallt, erschüttert und wütend macht. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und für Diskussionen sorgen wird. Ein Buch, das inhaltlich und sprachlich zu den Besten dieses Jahres gehören wird.

Der Leser/in folgt dem Großwildjäger Hunter White, der in Afrika verweilt, um den letzten seiner „Big Five“ zu erlegen. Er besitzt seinen eigenen moralischen Kompass, dem er folgt und mit dem er seine Jagd rechtfertigt. Schließlich bringe er ja durch den Kauf einer Jagdlizenz Geld in das Land und unterstütze so den Artenschutz. Ansonsten mag er Afrika nämlich überhaupt nicht.
Als ihm sein jahrelanger Wegbegleiter ein sehr spezielles Angebot macht, gerät seine Welt ins Wanken. Wie weit würde er für die perfekte Trophäe gehen?

Alleine schon das wunderschöne in gelb gehaltene Cover mit dem Spitzmaulnashorn vorne drauf lädt zur näheren Beschäftigung mit dem Buch ein. Bei der Betrachtung dieses wunderbaren Geschöpfes fällt es einem wirklich schwer irgendeinen Sinn in der (Groß)Wildjagd zu sehen.
Doch genau dieses Thema ist das zentrale, das sowohl von der „westlichen“ Seite, also von den Touristen, die gegen Lizenzen die Erlaubnis erlangen Wild zu erlegen und nur an der Trophäe beziehungsweise einem Foto mit dem selbst erlegten Tier interessiert sind und der „einheimischen“ Seite, welche die Jagd als Geschenk der Götter erachten und alles vom Tier verwerten, um als Volk zu überleben.

Diese Gegensätze beschreibt die flämische Autorin Gaea Schoeters mit so einer Wortgewalt, dass man als Leser/in einfach nur überwältigt ist. Wenn man einmal angefangen hat, dann kann man das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Man wird regelrecht in den Strom der Ereignisse gezogen und es gibt absolut keine Möglichkeit diesen ohne Emotionen zu durchqueren. Es ist kein leicht zu lesendes Buch. Man muss es sich erarbeiten, aber am Ende wird man belohnt werden vom vielleicht besten Buch des Jahres.

Fazit: Man kann viel über dieses Buch schreiben, aber man sollte eine Sache auf jeden Fall tun: Es selber lesen! Vielleicht auch zweimal. Ein Buch, das den Kopf und den Verstand mal wieder auf Hochtouren arbeiten lässt. Ein Buch zum Nachdenken, Diskutieren, Streiten und genießen. Ich lehne mich jetzt weit heraus, aber wenn man dieses Jahr nur ein Buch lesen sollte, dann DIESES! Unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 31.03.2024
Nic Blake - Die Prophezeiung der leuchtenden Welt
Thomas, Angie

Nic Blake - Die Prophezeiung der leuchtenden Welt


ausgezeichnet

Ein herrliches Abenteuer!

Stellt euch mal vor, es gebe eine Welt in der gewöhnliche und ungewöhnliche Menschen zusammen leben würden. Fast unerkannt! Kennt ihr, sagt ihr! Ich glaube nicht. Zumindest nicht in der Welt, in der die zwölfjährige Nichole „Nic“ Blake mit ihren Vater lebt. Sie ist im Besitz der Gabe, dass heißt sie ist in Ausbildung zur richtigen Anwendung der Gabe. Einer Eigenschaft die mächtiger, aber kontrollierbarer als Magie ist.
Durch eine Unachtsamkeit gerät das Leben von Nic und ihren Liebsten arg aus den Fugen. Um ihre Familie retten zu können muss sie eine alte mächtige Waffe finden, damit sich eine uralte Prophezeiung endlich erfüllen kann.

Wow, was für ein Abenteuer. Hier geht es wirklich Schlag auf Schlag. Hier ist für jeden Leser/in was dabei. Es gibt viel Action, aber auch die Freunde des gepflegten Gruselns kommen voll auf ihre Kosten. Das liegt vor allem an den vielen verschiedenen Charakteren innerhalb der Welt der Ungwöhnlichen wie Vampiren, Azizas oder Rougarous. Da hat sich die Autorin wirklich viel Mühe gegeben und ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Das Ganze wird mit einer großen, teilweise schwarzen Portion Humor abgerundet.
Die Charaktere, allen voran Nic und ihr bester Freund JP, sind supersympathisch und toll beschrieben. Man kann sogleich eine Beziehung zu ihnen aufbauen und freut sich sie bei ihren Abenteuern begleiten zu dürfen.

Ebenfalls spannend ist die Herkunftsgeschichte der Gabe, die eingebunden ist in die Geschichte der Sklaverei von Afrika nach Amerika. Teilweise werden ernste Töne angeschlagen, die einen als Leser/in schon mal schlucken lassen.

Letztendlich will das Buch aber unterhalten und das schafft es auch ganz famos. Das fängt schon bei dem comichaften und sofort ins Auge springenden Cover an und endet spätestens mit dem gemeinen Cliffhanger am Ende des Buches, der einen traurig, aber hochmotiviert zurücklässt und die Vorfreude auf einen Nachfolger zusätzlich steigert.

Fazit: Die in den USA spätestens seit ihrem sogar schon verfilmten Debüt „The Hate U Give“ bekannte Autorin Angie Thomas hat mit „Nic Blake“ ein sehr erfrischendes und spannendes Jugendbuch geschrieben, welches aber auch junggebliebenen Erwachsenen auf Anhieb gefallen dürfte. Den Leser/in erwartet ein phantastisches und abwechslungsreiches Abenteuer, das sicher eine Menge Freunde finden wird. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.03.2024
The Fort
Korman, Gordon

The Fort


ausgezeichnet

Der Sommer in dem wir erwachsen wurden!

Evan, Jason, Mitchell und C.J sind die besten Freunde in der kleinen Stadt Canaan. Hier kennt jeder jeden und die Jungs verbringen die meiste Zeit miteinander. Nach einem starken Hurricane, der die Stadt und dessen Umgebung ziemlich in Mitleidenschaft gezogen hat, finden sie durch Zufall, zusammen mit dem „Neuen“ in der Gruppe, Ricky, den Eingang zu einem alten Bunker, der unter der Erde erbaut wurde. Voll ausgestattet mit allem was man vor über dreißig Jahren zum Überleben gebraucht hat, wird „das Fort“ ihr neues Domizil, ihr Rückzugsort. Doch trotz intensiver Geheimhaltung gibt es Bedrohungen von außerhalb und offen zutage tretende Konflikte der Jungs, welche die Freundschaft auf eine harte Probe stellen.

Mit „The Fort“ ist Autor Gordon Korman ein spannender Coming of Age Roman gelungen, der sowohl bei Jugendlichen als auch bei junggebliebenen Erwachsenen für Begeisterung sorgen dürfte. Gerade das Setting innerhalb des Bunkers ist eine Schatztruhe für Freunde alter Musik (ich sage nur Vinyl) und Filmklassiker der 80er Jahre (stilecht mit VHS-Rekorder abgespielt). Ein wenig erinnert die Stimmung an alte Stephen King Geschichten und das meine ich durchaus positiv.
Doch auch Jugendliche werden sich angesprochen fühlen, da Themen wie Freundschaft, erste Liebe, Scheidung, aber auch Missbrauch und Nötigung behandelt werden. Der Schreibstil ist flüssig und gut verständlich. Als besonders originell erweist sich die Idee des Autors jedes Kapitel aus der Sicht eines anderen Jungen der Gruppe zu erzählen. So kann man als Leser/in noch besser in die Gedankenwelt der einzelnen Charaktere eintauchen.

Ziemlich ungewöhnlich ist auch das Cover, welches im Stil einer Graphic Novel gestaltet ist. Leicht mysteriös und neugierig machend.

Fazit: „The Fort“ ist ein tolles Buch geworden, welches durchgehend unterhält. Es zeigt wie wichtig Freundschaft ist und dass alle Probleme zumindest entschärft werden können wenn man sie mit jemandem bespricht. Ganz nach dem Motto: Gute Geheimnisse behalte ich für mich, schlechte Geheimnisse sag ich weiter! Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 17.03.2024
Blaues Gold
Laub, Uwe

Blaues Gold


sehr gut

Der Kampf ums Wasser hat begonnen!

Was wäre, wenn sich Trinkwasser auf dem Planeten, auch unter dem Aspekt des Klimawandels, zu einem raren und damit extrem teuren Produkt entwickeln würde? Und den daraus resultierenden weitreichenden Folgen für die Menschheit?

Diesen Fragen geht Autor Uwe Laub in seinem neuen Thriller „Blaues Gold“ nach.

Zum Inhalt: 2026 in Deutschland. Der Trinkwassermangel hat neue Dimensionen erreicht. Rationalisierungen des Wasserverbrauchs führen zu Engpässen bei der Bevölkerung. Der Unmut steigt.
Gleichzeitig soll vor der deutschen Ostseeküste die neue Süßwasserförderplattform „Greifswald“ ihren Betrieb aufnehmen. Sie soll die Trinkwasserprobleme deutlich entschärfen und natürlich auch Geld einbringen. Während der Feierlichkeiten, bei der sich auch die führende Wissenschaftlerin Leonie Vargas auf der Plattform aufhält, kommt es zur Katastrophe, als unbekannte Terroristen die „Greifswald“ kapern und unter Androhung der Sprengung ihre Forderungen stellen.

Uwe Laub hat einen spannenden Thriller geschrieben, der ab der ersten Seite packend unterhält. Das Szenario ist erschreckend real, wenn man weiß, dass es in manchen Regionen der Welt heute schon zu verheerendem Trinkwassermangel kommt. Durch den Klimawandel wird diese Problematik noch weiter verschärft werden.
Als Leser/in erfährt man so einiges über aktuelle Techniken und Theorien zur Trinkwassergewinnung und den damit verbundenen Konsequenzen. Das ist gut nachvollziehbar geschildert und stört den Lesefluss nicht im Geringsten.

Auf der anderen Seite soll das Buch nämlich auch unterhalten. Und das tut es wirklich sehr gut. Man ist als Leser/in mittendrin im Geschehen. Gerade bei den Actionszenen fühlt man diese Nähe sehr intensiv. Bei Explosionen oder im Kugelhagel duckt man den Kopf ab und zuckt regelrecht zusammen.
Obwohl die Geschichte zu Beginn mehrere Handlungsstränge aufweist, bei denen man zunächst nicht weiß, wohin sie einen führen werden, schafft es der Autor sehr geschickt sie später sinnvoll miteinander zu verbinden.
Der Schreibstil ist flüssig und das Tempo ziemlich hoch. Zum Durchatmen kommt man bei den vereinzelten Rückblenden, die zum Verständnis der Ereignisse gut in die Geschichte eingebunden wurden.

Fazit: Wer einen Thriller mit aktuellem Thema und viel Action sucht, wird bei „Blaues Gold“ fündig. Hier wird man bestens unterhalten und kann selbst noch eine Menge zum Thema Trinkwasser lernen. Das Buch lockt mit einem neugierig machenden Cover. Man wird definitiv nicht enttäuscht werden beim Lesen. Klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.03.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


gut

Rosalind Franklin, das unbekannte Genie


Der Roman „Das verborgene Genie“ der amerikanischen Autorin Marie Benedict erzählt die Lebensgeschichte der britischen Wissenschaftlerin Rosalind Franklin, die maßgeblich an der Entschlüsselung der DNA, wie wir sie heute kennen, beteiligt war. Wir erfahren von den Widerständen, der sie in der damals hauptsächlich von Männern dominierten Welt der Wissenschaft ausgesetzt war. Es geht um Diskriminierung, Geringschätzung und Mobbing, obwohl es diesen Begriff Mitte des 20. Jahrhunderts noch gar nicht gab.

Es gibt aber auch Einblicke in das private Leben von Rosalind Franklin. Da bei ihr die Forschung stets an erster Stelle kam, sehr zum Unmut ihrer Familie übrigens, musste zwangsläufig das Privatleben darunter leiden. Auch als sie später krank wurde, entwickelten sich ihre akribischen Forschungen zu einer für sie ruhigen Insel inmitten von Stürmen, die ihr Leben und ihre Arbeit bedrohen sollten.

Beim Lesen des Buches, welches eher ungewöhnlich aus der Ich-Perspektive erzählt wird, fragt man sich schon des Öfteren, was wirklich so geschehen ist und was der künstlerischen Freiheit der Autorin entspringt. Stören tut dieser Handlungsablauf aber nicht wirklich. So hat man es hier eher mit einem Roman als mit einer genauen Autobiografie zu tun.

Der Schreibstil ist flüssig und das Tempo angenehm. Auch die zahlreichen naturwissenschaftlichen Erklärungen sind nachvollziehbar geschildert, so dass man selbst als Laie der Physik beziehungsweise der Chemie stets im Bilde bleibt.

Fazit: Mit „Das verborgene Genie“ hat Marie Benedict den Namen einer der Menschheit eher unbekannten und zu wenig geehrten Frau und Wissenschaftlerin zurück ins Bewusstsein geholt. Das liest sich gut und ist sogar teilweise ziemlich spannend. Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.03.2024
König von Albanien
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

Ein Highlight des noch jungen Jahres!

Von einem der auszog, um König zu werden!

So könnte man den Inhalt des neuen Buches von Autor Andreas Izquierdo mit einem Satz auf den Punkt bringen. Das würde allerdings viel zu kurz greifen und dem Werk überhaupt nicht gerecht werden. Doch wovon handelt der „König von Albanien“ denn überhaupt?

Im Jahr 1912, das Osmanische Reich ist kurz vor dem Zusammenbruch und die Zeiten unruhig, lernen wir den (Über)-Lebemann Otto Witte kennen. Ohne feste Arbeit und immer am Rande der Legalität versucht der sprachbegabte Gauner ein für sich angenehmes Leben in der „besseren“ Gesellschaft zu führen. Unterstützung erhält er dabei von seinem Freund Max, der gleichzeitig als so etwas wie sein schlechtes Gewissen fungiert.
Als Albanien seine Unabhängigkeit erklärt und Führung sucht, ergibt sich für Otto eine Chance, die sein Leben und das seiner Freunde für immer verändern soll.

Andreas Izquierdo ist mit seinem auf historischen Tatsachen beruhenden Roman „König von Albanien“ ein wahnsinnig packendes Buch gelungen. Der Schreibstil des Autors ist intensiv und zeitgleich so wunderbar leicht und witzig. Die Charaktere sind einfach herrlich gezeichnet. Allen voran Otto, der als sympathischer Ganove die Herzen der Leser/innen im Nu gewinnen wird. Man kann ihm, zumindest am Anfang, fast gar nicht böse sein bei seinen Schwindeleien.
Aber auch die anderen Personen sind toll ausgearbeitet. Einige von ihnen basieren auf real existierenden Menschen, die hier noch mal ins Bewusstsein gebracht werden.

Ebenfalls sehr gut geschildert ist die politische Situation, die damals im osmanischen Reich und den umliegenden Ländern wie Serbien und Montenegro Spannungen verursacht haben. So eine Gaunerei wie hier passiert, konnte auch nur stattfinden, weil es eben noch keine Mobiltelefone oder das Internet gegeben hat. Dieser „analoge“ Erzählstil ist ebenfalls eine große Stärke des Buches. Man wird richtig reingezogen in die Zeit und genießt das Abenteuer, welchem man hier beiwohnen darf.

Fazit: Wer Lust hat auf einen toll geschrieben Abenteuerroman mit einem liebenswerten Gauner, der auch noch wirklich gelebt hat, der muss hier einfach zuschlagen. Das Buch ist einfach nur der Hammer. Eine Verfilmung gut vorstellbar. Die besten Geschichten schreibt nun mal das Leben. Vielen Dank an den Autor. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 07.03.2024
Wiedersehen in Stockholm
Lönnqvist, Anna

Wiedersehen in Stockholm


gut

Unterhaltsam, aber vorhersehbar!

Lust auf eine gefühlvolle Geschichte rund um die Liebe mit allen Höhen und Tiefen?
Dann seid ihr beim neuen Roman „Wiedersehen in Stockholm“ von der schwedischen Autorin Anna Lönnqvist an der richtigen Adresse.

Worum es geht? Für ein paar Stunden treffen sich die Lebenswege von Ella und Ben. Obwohl sie sich noch nie über den Weg gelaufen sind,
erleben sie einen magischen Abend, der beiden noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Doch es wird lange dauern bis sie wieder voneinander hören werden.
Zwölf Jahre später arbeitet Ella als freie Lektorin und soll die Biografie der erfolgreichen Unternehmerin Fredrika Bergh niederschreiben. In diesem Zusammenhang läuft sie auch Ben wieder über den Weg. Wird es eine zweite Chance für sie geben?

Liebe, Verlust, Sehnsucht, Krankheit, Versöhnung und Tod. Dies sind die Zutaten dieses Romans, der hauptsächlich aus der Sicht von Ella erzählt wird. Die Ich-Erzählung passt sehr gut zur Ausrichtung des Buches. Ella ist sympathisch, scheint alles zu haben und merkt trotzdem, dass da noch etwas fehlt im Leben.
Später gibt es dann noch einen Perspektivwechsel, der eine andere Geschichte erzählt. Und diese Geschichte, die in der Vergangenheit spielt, ist die eigentlich spannendere, da sie unvorhergesehen verläuft. Hier fiebert man mit und erlebt auch die ein oder andere Überraschung.
Die Geschichte von Ella und Ben hingegen verläuft fast so wie man es als Fan dieses Genres erwarten dürfte. Ein paar Ausreißer nach oben, aber ansonsten solide Kost, die sich nicht besonders von anderen Büchern dieses Genres abgrenzt.
Besonders schön ist dagegen das Cover geworden. Diese comicartige Ansicht von Stockholm sieht wunderbar aus und macht richtig Lust auf das Buch.

Fazit: Der ganz große Wurf ist „Wiedersehen in Stockholm“ nicht geworden. Genrekenner werden sich daran nicht stören und trotzdem Gefallen an dem Buch finden. Alle anderen sollten vorher reinlesen!

Bewertung vom 01.03.2024
Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
Kvensler, Ulf

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück


ausgezeichnet

Ein Trip an die Grenzen!

Anna, ihr Freund Henrik und die gemeinsame Freundin Milena wollen ihren alljährlichen Wanderausflug im Norden Schwedens unternehmen. Neu bei dieser Unternehmung ist dieses Jahr der neue Freund von Milena, Jakob. Und dieser bringt die Reisepläne der Gruppe gehörig durcheinander. Er schlägt nämlich vor von der zuvor geplanten Route abzuweichen und die deutlich schwierigere Strecke im Nationalpark Sarek zu nehmen. Obwohl alle geübte Bergwanderer sind, kommt die Gruppe an ihre Grenzen. Zusätzlich verschärft wird die Situation durch Anschuldigungen und Vorbehalte. Die Stimmung kippt und die Katastrophe ist vorherbestimmt!

Zunächst einmal wird man als Leser/in vom Grün des Buchcovers und dessen Seiten angezogen. Ein schlaue Idee, denn so gewinnt man definitiv Aufmerksamkeit. Das Cover ist ebenfalls sehr gut gelungen und erinnert an ein Kinoplakat.

Die Geschichte selbst baut sich allmählich auf. Zu Beginn lernt man einzelne Charaktere kennen und ihr Verhältnis zueinander. Gerade diese kleine Gruppe sorgt für intensive und intime Momente. Beim Lesen selbst bemerkt man, dass es Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe gibt. Hierzu passt die vom Autor gewählte Ich-Perspektive von Anna sehr, da man so nahe am Geschehen ist.

Richtig spannend wird es dann im Nationalpark. Das ist so packend beschrieben, dass man selber sofort den Rucksack packen möchte und losziehen will. Diese Weite und doch gleichzeitige Enge im Gebirge. Die Macht der Natur über den Menschen. Jeder Fehler hat hier knallharte Konsequenzen. Hier zählt Teamwork und bedachtes Handeln. Hier kann man hautnah erfahren was passiert wenn diese Dinge nicht mehr im Fokus stehen.

Das Spannungslevel ist permanent am Anschlag, da man immer wieder auf eine falsche Fährte geführt wird und sich nie sicher sein kann, ob das bisher Erlebte wirklich so passiert ist. So bleibt man als Leser/in bis kurz vor Schluss im Unwissen darüber, was hier wirklich passiert ist.

Fazit: Der in Schweden bekannte Drehbuchautor und Showrunner Ulf Kvensler hat mit „Der Ausflug“ ein tolles Debüt veröffentlicht. Hier hat man es mit einem echten Pageturner zu tun, der einem den Schweiß auf die Stirn treiben wird. Die Mischung aus Naturbeschreibungen und Überlebenskampf ist packend beschrieben und mitreißend bis zum Schluss. Klare Leseempfehlung!