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Bellis-Perennis
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Wien

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Insgesamt 1173 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2025
Allende, Isabel

Mein Name ist Emilia del Valle


gut

Wie alle Bücher von Isabel Allende ist auch dieser Roman sprachlich ein Hochgenuss, was auch an der Übersetzung liegt.

Der Inhalt hingegen hat mich ein wenig zwiegespalten zurückgelassen. Einerseits erfahre ich einiges über die Geschichte Chiles, die mir nicht so geläufig ist, andererseits finde ich die Protagonistin Emilia del Valle viel zu modern, da ihre Geschichte Ende des 19. Jahrhunderts spielt.

Trotz der Erzählung in der Ich-Perspektive bin ich Emilia del Valle nicht wirklich nahe gekommen, schade.

Fazit:

Leider konnte mich diese Geschichte einer Frau, die ihren Weg sucht und findet, nicht richtig überzeugen. Daher gibt es nur 3 Sterne.

Bewertung vom 24.08.2025
Wacker, Florian

Falsche Versprechen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem dritten Krimi von Florian Wacker steht KHK Uwe Fähndrich im Mittelpunkt. Er bekommt es nämlich mit einem eigenartigen Mordfall zu tun. Ein Georgier stellt sich der Polizei und gesteht einen Mord. Doch zunächst fehlt die Leiche. Als man dann den Frankfurter Unternehmensberater Leif Andresen tatsächlich erschossen auffindet, passt für Fähndrich einiges nicht zusammen. Wenig später wird der Georgier im Gefängnis dermaßen verprügelt, dass er an seinen Verletzungen stirbt. Ist da jemand zum Schweigen gebracht worden?

Gemeinsam mit Staatsanwältin Greta Vogelsang einer vagen Spur nach, die auf eine Firma hinweist, die mit EU-Geldern in Marokko grünen Wasserstoff herstellt. Die beiden werden stutzig, als der Konzern den Tod ihres externen Beraters als Familientragödie hinstellt, zumal Ehefrau und Kinder des Toten verschwunden sind.

Der Tod des Unternehmensberaters hat auch Auswirkungen auf Vogelsangs Privatleben, denn Juna, die Schwester von ihrem Lebenspartner Mika, die wegen einer Konferenz in Frankfurt ist, versucht vergebens Andresen zu erreichen.

Parallel dazu begleiten wir Mehdi Faras, einen Techniker des Konzern in Marokko, in weiteren Handlungsstrang, der versucht einen Bericht, der die falschen Versprechen entlarvt, an eine Umweltorganisation weiterzuleiten.


Meine Meinung:

Dieser interessante Krimi beruht auf realen Begebenheiten. Mit dem Versprechen, umweltfreundliche Energie statt fossiler Brennstoffe zu produzieren, können viele Milliarden an EU-Fördergeldern lukriert werden. Wasserstoff ist der neue "Heilige Gral" der Energie. Er gilt als Energiequelle der Zukunft. Ja, es handelt sich um einen effizienten Brennstoff, der im Vergleich zu anderen verwendeten Brennstoffen die höchste Verbrennungsenergie pro Tonne aufweist und bis zu dreimal mehr Energie für das gleiche Brennstoffvolumen bietet. Außerdem ist es ein sauber brennender Brennstoff, der keine schädlichen Nebenprodukte erzeugt. ABER, das Ganze führt ins Absurde, wenn zur Gewinnung von Wasserstoff fossile Brennstoffe eingesetzt werden oder Wasser aus Gebieten wie z. B. in Nordafrika verwendet wird, das besser zur Erzeugung von Nahrungsmitteln verwendet werden sollte. Außerdem werden die Produzenten von fossilen Brennstoffen ihr lukratives Geschäft, das mitunter an Erpressung erinnert, nicht aufgeben wollen.

Wie Florian Wacker es hier im Krimi beschreibt, sind die Konzerne da nicht unbedingt zimperlich, wenn es um die Durchsetzung ihrer Interessen geht.

Der Krimi ist fesselnd bis zur letzten Seite und für uns Fans von Greta Vogelsang und Uwe Fähndrich stellt sich die Frage, ob sie in Zukunft ihre Kräfte in einer Behörde bündeln wollen. Fähndrich hat seit längerem von Mord und Totschlag genug.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem dritten Krimi, der sich mit Umweltthemen beschäftigt, 5 Sterne.

Bewertung vom 24.08.2025
de San Antonio, Elke

Leberwurst mit Gürkskes (eBook, ePUB)


gut

Nachdem mich einerseits das Cover, das mich an jene Tapeten erinnert hat, die bei und daheim (in Wien) an der Wand klebten, und andererseits Dortmund, das ich letztes Jahr ein paar Tage besucht habe, gereizt haben, habe ich dieses, als humorvollen Ruhrpott-Krimi beworbene Buch unbedingt lesen müssen.

Das Ambiente der 80er-Jahre und der einsame Mann mit Wellensittich sind anschaulich beschrieben, und haben mich anfangs ein wenig schmunzeln lassen. Nikotingelbe Wände in den Wohnungen, Kohlgeruch, einsame Männer, die als Ansprache nur einen Sittich oder den Fernseher haben - ja, das ist mir durchaus auch von Wien bekannt.

Im Laufe der Geschichte habe ich allerdings festgestellt, dass mir diese Art von Humor, mit dem der schüchterne und linkische Manfred stellenweise bloß gestellt wird, nicht wirklich behagt. So richtig warm bin ich mit keinem der Charakter geworden, weder mit Manfred, Grit oder Luigi. Zudem denke ich, dass zu dieser Zeit der Hund eher ein Dackel sein müsste, denn ein Mops.

Fazit:

Wahrscheinlich wird vielen Leserinnen und Lesern dieser Krimi mit Liebeskomödie gut gefallen und ich bin hier die Ausnahme. Daher gibt es nur 3 Sterne.

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Bewertung vom 22.08.2025
Brandes, Richard

Gejagt durch Brandenburg


ausgezeichnet

Dieser vierte Fall aus der Feder von Richard Brandeis lässt KHK Carla Stach den wohl ärgsten Albtraum einer Mutter und Polizistin wahr werden: Ihr Stiefsohn Toni soll ein Mädchen erdrosselt haben und ist auf der Flucht.

Carla, die mit Katharina verheiratet ist, die zwei Kinder, eben Toni und Leonie, in die Ehe mitgebracht hat, wird wegen Befangenheit und Beweismittelunterschlagung (Sie hat Tonis Halskette vom Tatort eingesteckt.) vom Dienst suspendiert. Dass ausgerechnet jener Kollege, mit dem sie an ihrer früherer Dienststelle zusammengekracht ist, nun die Leitung der Ermittlungen übernimmt, ist ihr persönliche SuperGAU.

Heimlich ermittelt sie weiter und entdeckt einen ähnlichen Fall, der sich vor einiger Zeit ereignet hat- Zu ihrem Entsetzen muss sie feststellen, dass es eine Verbindung zu Toni gibt.

Und dann erwischt sie ihre Ehefrau beim Fremdgehen mit einem Mann.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist der vierte aus der Reihe rund um Carla Stach. Nachdem mich der erste Krimi nicht so gut gefallen hat, habe ich die Serie unterbrochen. Der Klappentext hier hat mich wieder angesprochen und diesmal hat mich der Krimi nicht enttäuscht.

Der Krimi enthält zahlreiche Wendungen und lässt uns in die Abgründe der menschlichen Seele blicken. Psychologisch gut aufbereitet ist dieser vierte Fall ein fesselndes Familiendrama. Autor Richard Brandeis wirft gleich mehrere Fragen auf: Wie gut kennen Eltern ihre Kinder wirklich? Was tun, wenn das Kind straffällig wird? Eine zusätzliche dramatische Note erhält der Krimi zum einen dadurch, dass eine Kriminalbeamtin als (Stief)Mutter betroffen ist und andererseits, dass sie in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung lebt. Das Umfeld, seien es Nachbarn oder Kollegen, holen sofort die moralische Keule aus dem Abstellraum und geben natürlich den beiden Müttern die Schuld. Dem Jungen fehlt die männliche Identifikationsfigur etc. - ist so die Meinung.

Eine kleine Kritik muss ich am Verhalten von Carlas Vorgesetzten anbringen: Warum hat er bei der Auswahl eines externen Ermittlers dessen Vorgeschichte nicht recherchiert? Es ist doch vorhersehbar, dass ein derartiger Narzist nur Schwierigkeiten verursacht.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Fall für Carla Stach 5 Sterne.

Bewertung vom 21.08.2025
Klöckner, Hellmuth

Verrat in höchsten Kreisen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser Auftakt zu einer fesselnden historischen Krimi-Reihe ist voll von Standesdünkel, sozialen Ungerechtigkeiten und Intrigen in der Berliner Polizei von 1864.

Nach einer Verwundung im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 wird Major Dirk von Marun wie einige andere Veteranen in den Polizeidienst versetzt. Auf Grund seiner Kriegsverletzung hinkt Marun, was ihn in den Augen seiner Kollegen und des Vorgesetzten eigentlich vom Polizeidienst, bei dem man ja kriminellen Subjekten nachlaufen muss, ausschließt. Doch gehört Marun nicht zu jenen Polizisten, die rohe Gewalt ausüben, um Geständnisse zu bekommen, sondern studiert lieber die Akten und sammelt lieber stichhaltige Beweise. Damit macht er sich alles andere als beliebt.

Doch dann erhält er von Staatsanwalt von Bucher einen brisanten Auftrag: Er soll einige Herren, die in Verdacht stehen, Staatsgeheimnisse an das Zarenreich zu verraten, unauffällig beobachten und das Handwerk legen. Leider gehören diese fünf Adeligen den höchsten Kreisen des preußischen Adels an, haben Verbindungen zum Thronfolger, gelten daher als sakrosankt und dürfen nicht direkt befragt werden. Eigentlich ein Himmelfahrtskommando. Doch damit kennt sich Dirk von Marun bestens aus.

Als dann eine Kammerzofe aus dem Haus eines möglichen Spions ermordet wird, wird deren Freund zum Sündenbock, obwohl Marun, einen ganz anderen Verdacht hat. Doch sein Vorgesetzter und ein Mitarbeiter, der auf Maruns Posten scharf ist, sind nur auf einfache Lösungen aus und spinnen eine fiese Intrige. Die Frage, wie denn ein einfacher Arbeiter eine Leiche von Berlin an die Nordsee bringen kann, interessiert sie genau gar nicht, den ungeliebten Major loszuwerden, dafür brennend.

Wie Dirk von Marun den heiklen Auftrag lösen wird, könnt ihr hier lesen.

Meine Meinung:

Dieser Reihenauftakt hat mir sehr gut gefallen. Der Autor, dessen Name ein (noch nicht gelüftetes) Pseudonym ist, entführt uns in die Zeit von Otto von Bismarck. Vor kurzem hat er den Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 losgetreten, der wie man heute weiß, eine Art Generalprobe für die Kriege gegen Österreich-Ungarn (1866) und gegen Frankreich (1870/71) gewesen ist. Bismarck spielt in der preußischen und später deutschen Geschichte (s)eine nicht immer saubere Rolle. Allerdings Hochverrat kann und will er nicht dulden. Das schließt den inneren Zirkel in seiner Umgebung und die der Familie Hohenzollern mit ein.

Klöckner lässt uns an den oft prekären Lebensumständen der einfachen Bediensteten teilhaben. Besonders weibliche Dienstboten haben unter den sexuellen Übergriffen ihrer Dienstherren zu leiden, zumal ihnen nicht geglaubt wird. Das muss auch Frieda, eine 28-jährige Haushälterin leidvoll erfahren. Ich denke, Frieda wird in Zukunft noch eine größere Rolle spielen.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem historischen Krimi rund um den Polizeimajor wider Willen, Dirk von Marun, der mich bestens unterhalten hat, 5 Sterne.

Bewertung vom 20.08.2025
Morris, Heather

Schwestern der Freiheit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Heather Morris entführt ihre Leser mit diesem Buch in das Jahr 1942 an einen eher unbekannten Schauplatz des Zweiten Weltkriegs - nach Indonesien. Die japanische Armee okkupiert Singapur. Die Zivilbevölkerung, darunter zahlreiche Europäer versuchen an Bord der wenigen Schiffe zu fliehen. Die australische Krankenschwester Nesta James und die englische Musikerin Norah Chambers ergattern mit vielen anderen einen Platz an Bord der HMS Vyner Brooke, die kurz nach dem Auslaufen von der japanischen Luftwaffe angegriffen und versenkt wird. Es gibt nur wenige Überlebende, darunter die Schwestern Nesta und Ena sowie Norah, die sich an einen der Strände Indonesiens retten können . Wenig später werden sie von japanischen Truppen in eines ihrer berüchtigten Kriegsgefangenenlager gebracht, wo sie der Willkür des Lagerkommandanten ausgeliefert sind. Seelische und körperliche Misshandlungen. Krankheiten und die Ungewissheit, was aus ihren Liebsten sowie den anderen Passagieren geworden ist, lassen den Frauen zunächst kaum Hoffnung.

Obwohl sie den Japanern ausgeliefert sind, lassen sie sich nicht brechen. Gemeinsam versuchen Ena, Nesta und Norah den anderen Gefangenen das Leben so wenig schmerzhaft wie nur möglich zu machen. Dabei entwickeln die internierten Frauen, unter denen sich einige Krankenschwestern des Australian Army Nursing Service (AANS) sowie einige Ordensschwestern befinden, eine mentale Stärke und einen eisernen Überlebenswillen. Sie bieten den Bewachern mit subtilen Mitteln wie Gesang und der Gründung eines Stimmorchesters die Stirn. Unterstützt werden sie von ihrer Mitgefangenen, der US-Amerikanerin Mrs. Hinch, die ihren Vornamen nicht verrät.

Meine Meinung:

Ich habe von Heather Morris bereits zwei andere Bücher („Der Tätowierer von Auschwitz“ und „Die Schwestern von Auschwitz“) gelesen, die durch akribische Recherche und einfühlsamen Schreibstil bestechen. Während wir in Europa eher mehr über Konzentrationslager des NS-Regimes lesen können, sind Bücher Kriegsgefangenlager der Japaner in den von ihnen besetzten Gebieten weniger bekannt. Hier sind Trude Teiges Buch „Und Großvater atmete mit den Wellen“ sowie die Erinnerungen von Dacia Maraini „Ein halber Löffel Reis“, die ihre Kindheit in einem japanischen Internierungslager nur knapp überlebt, eine lohnende, wenn auch nicht einfache Lektüre. Anders als die deutschen Konzentrationslager sind die japanischen zwar nicht auf Massenvernichtung ausgelegt, nimmt aber den Tod von Gefangenen billigend in Kauf.

Dieser historische Roman, der die Leiden der internierten Frauen mit gebotenem Respekt und eindrucksvoll beschreibt, zeigt auf, welchen Gräueln die Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkriegs ausgesetzt war.

Das Nachwort, in dem die Autorin die weiteren Lebenswege der Überlebenden - soweit eruierbar - beschreibt, hat mir sehr gut gefallen. Erschreckend zu lesen, weil typisch männlich: Heimkehrende Soldaten werden als Helden empfangen und gefeiert, die Rückkehr der ehemals internierten Frauen mit mehr oder weniger Achselzucken.

Der Vorname von Mrs. Hinch ist übrigens Gertrude, wie sie Norah beim Abschied aus dem Internierungslager verrät.

Fazit:

Diesem Buch, dem eine wahre Geschichte von Frauen zu Grunde liegt, die in japanischen Kriegsgefangenenlagern über sich hinausgewachsen sind, gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 20.08.2025
Klingsieck, Ralf

Monsieur Eiffel und sein Turm (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer kennt ihn nicht, den Eiffelturm, das Wahrzeichen von Paris? Selbst wenn man diesem 300 Meter hohen Turm noch nie persönlich gesehen hat, muss man von ihm fasziniert sein. Doch wer kennt eigentlich seinen Schöpfer Gustave Eiffel (1832-1923)? Und ist dieses Bauwerk ein Solitär geblieben oder hat Eiffel noch anderes gebaut?

Die Frage nach anderen Bauwerken ist leicht zu beantworten: Ja, er hat! Vorrangig (Eisenbahn)Brücken über große und kleine Flüsse, in Frankreich, dem benachbarten und fernen Ausland bis nach Indochina, das im 19. Jahrhundert zum französischen Kolonialreich gehörte, sowie Bahnhofshallen, runde Lichtkuppeln, die auf Bürogebäude und Kaufhäuser aufgesetzt worden sind, um Licht zu spenden.

Der Erfolg seiner Metallkonstruktionen liegt darin, dass er ein international anerkanntes (und angewandtes) Verfahren zur Konstruktion für große Bauwerke aus Gusseisen und Stahl entwickelt hat. Als studierter Chemiker hatte er das nötige Fachwissen. Eiffel hat sich eine Vielzahl seiner Entwicklungen patentieren lassen. Zudem hat er für seine Brücken handliche (also, wenn man bei einer mehrere hundert Meter langen Brücke von handlich reden kann) Teilstücke herstellen lassen, die dann, wie in einem Baukastensystem, an Ort und Stelle zusammengebaut werden konnten.

Nicht alle seiner Ideen, die schon visionär zu nennen sind, kann er wirklich bauen. Schmerzhaft muss er erkennen, dass ein erfolgreicher Mann auch zahlreiche Feinde hat.

Aber, ich will dieser detaillierten Biografie, die uns in 18 Kapiteln das arbeits- und ereignisreiche Leben von Gustave Eiffel sowie von seinen Konstruktionen erzählt, nicht vorgreifen.

Autor Ralf Klingsieck zeichnet ein umfassendes Bild von Gustave Eiffel, der sicherlich kein einfacher Zeitgenosse war, wegweisend war er jedenfalls. Architekten und Bauingenieure werden ihre Freude mit diesem Buch haben. An manchen Stellen geht der Autor sehr ins technische Detail. Mir persönlich macht das als Technikerin nichts aus, manchen Leser mag diese Fülle vielleicht ein wenig zu viel sein.

Fazit:

Gerne gebe ich dieser detaillierten Biografie Gustave Eiffels, die auch seine Niederlagen nicht ausspart, 5 Sterne.

Bewertung vom 17.08.2025
Thomas, Alex

Totenbuch - Bloody Berlin (eBook, ePUB)


sehr gut

Dieser Krimi ist der zweite der Reihe um den krankheitshalber pensionierten Kriminalbeamten Magnus Böhm und seiner Nachfolgerin Annetta Niedlich. Worum geht‘s?

Im Kuppelsaal der Nofretete im Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel findet die Reinigungskraft Olga Barnick eine verstümmelte Leiche gefunden. Wenig später entdeckt man auch den Mitarbeiter der Bewachungsfirma, tot im Aufzugsschacht. Hat er etwa den Täter gesehen und musste deswegen sterben?

Weil, wie überall auch bei der Berliner Kripo Personalmangel herrscht, holt man Magnus Böhm als beratenden Unterstützung zu den Ermittlungen dazu. Der bringt seinerseits ein „Helferlein“ in Form des kleinen Rüden Isbert, den er für seinen erkrankten Freund Gunnar hütet, mit. Zunächst misstrauisch von allen Seiten beäugt, weiß man noch nicht, welche Dienste Isbert seinem Leih-Herrchen leisten wird.

In einem zweiten Handlungsstrang erfahren wir von den Ermittlungen des DCI Warren Reeves im British Museum, wo man einige Wochen zuvor in einem ägyptischen Sarkophag die in Plastikfolie eingewickelte und teilweise mumifizierte Leiche einer Frau findet. Nun sind Mumien in ägyptischen Artefakten nichts Ungewöhnliches, aber die Kunststofffolie macht doch stutzig.

Ob und wie die beiden Kriminalfälle zusammenhängen, könnt ihr in diesem Krimi selbst lesen.

Meine Meinung:

Dieses Buch als Thriller zu beschreiben, dem kann ich mich nicht wirklich anschließen. Ich habe recht schnell, schon ohne die Querverbindung nach London, einen Verdächtigen ausgemacht und Recht behalten. Die Ermittlungen sowie die Auflösung selbst entsprechen meiner Meinung auch nicht unbedingt einem Thriller.

Star des Krimis ist natürlich Isbert, der mit seiner kleinen Nase wichtige Details zu Aufklärung des Berliner Verbrechens leistet.

Niedlich und Böhm arbeiten recht gut zusammen, auch wenn Magnus ein kleines Problem mit Annettas Fahrweise hat. Die Andeutung über Niedlichs Bruder lässt ebenso auf eine Fortsetzung hoffen, wie die traurige Information, dass Isberts Herrchen, Gunnar, an seiner Krankheit verstorben ist. Es ist also anzunehmen, dass Isbert weiterhin, gemeinsam mit Magnus als beratendes Duo bei der Berliner Kripo arbeiten darf.

Das Umfeld der Museumsinsel, die ich leider bei meinem Berlinbesuch vor ein paar Jahren nicht besichtigen konnte, hat mir gut gefallen. Vielleicht sind die beschriebenen Bauarbeiten schon fertig, wenn ich wieder nach Berlin komme. Der neue Flughafen hat es ja nach einigen Verzögerungen auch geschafft.

Der Schreibstil ist klar, nüchtern und stellenweise durchaus humorvoll. Gut gefallen hat mir, dass der Autor seine Kenntnisse über das Neue Museum in die Handlung verpackt.

Das Cover passt zu Titel und Inhalt.

Fazit:

Gerne gebe ich diesem Krimi aus dem Umfeld des Neuen Museum in Berlin 4 Sterne.

Bewertung vom 17.08.2025
Wind, Jennifer B.

Die Maske des Zorns (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem dritten Thriller der Reihe um Richard Schwarz, dem Kriminalbeamten vom LKA Wien, tauchen wir wieder mittels mehrerer Handlungsstränge tief in die Abgründe der menschlichen Seele ein.

Richard und sein Freund und Kollege Paul Marek werden zu einem bizarren Fund im Lainzer Tiergarten gerufen: Dort hängt eine Leiche von einem Baum, an der statt des eigenen Schädels ein Schrumpfkopf chirurgisch sauber angenäht ist, was auf eine Person mit ärztlichen Hintergrund deutet. Dieser Tote ist nur der erste einer Reihe ähnlicher Morde, die, wie wir und die beiden Ermittler, nachdem ihren Körpern die richtigen Köpfe zugeordnet werden können, entdecken, eine gemeinsame Vergangenheit haben.

Beinahe gleichzeitig wird, im zweiten Handlungsstrang, auf Richards Schwester Sarah, die mit ihrem Zirkus ein Gastspiel in München gibt, ein Mordanschlag verübt, der glücklicherweise fehlschlägt.

Und auch Theres Lend, die Psychiaterin, die Richard mehr erzählt als ihrem Verlobten Sebastian, befindet sich abermals in Lebensgefahr. Zwar erholt sie sich derzeit im Donauspital, nachdem man versucht hat, sie mit vergifteten Pralinen zu töten, doch jemand scheint sie weiterhin zu bedrohen.

Zielen die drei Handlungsstränge auf Richard Schwarz ab, der sich von Selbstzweifeln geplagt, die Frage stellt, ob man als Mörder geboren wird? Immerhin hat er einmal beinahe die Kontrolle über sich verloren.

Meine Meinung:

Jennifer B. Wind ist hier ein bis zur letzten Seite fesselnder Abschluss dieser Trilogie gelungen. Die Spannung ist kaum auszuhalten, so dass ich diesen Thriller in einem Rutsch gelesen habe, nicht ohne danach ein wenig schlechter zu schlafen.

Abermals erleben wir die Albträume des Richard Schwarz hautnah mit - jene, aus seiner Kindheit. in der er miterleben muss, dass seine Mutter von ihrem letzten Freier getötet wird und er sich selbst mit kochend heißem Wasser verbrüht, was ihm Narben auf Kopf, Gesicht und Oberkörper einträgt, sowie die aktuellen Sorgen um seine Schwester Sarah und Theres.

Theres Lend kämpft seit Jahren mit den Gedanken eine falsche Einschätzung für einen damals jugendlichen Mörder abgegeben zu haben, der nun wieder auf freiem Fuß ist. Zudem leidet sie an einer unheilbaren Augenkrankheit und droht langsam zu erblinden.

Zudem führt uns die Autorin in das »Haus des Bösen«, wo wir einem fanatischen »Bastler«, der mit menschlichen Präparaten experimentiert, Schrumpfköpfe herstellt und sogar Innereien verspeist, kennenlernen. Obwohl Richard und Paul »nur« die Ergebnisse dieser Experimente sehen, ist Paul fest entschlossen, den Dienst als Kriminalbeamter zu quittieren. Man kann es ihm nicht verdenken.

Die Figuren sind vielschichtig, lebendig und facettenreich. Alle Charaktere haben so ihre Ecken und Kanten.

Dieser Thriller ist nichts für schwache Nerven. Jennifer B. Wind hat diesen Abschluss der Trilogie mit seinen zahlreichen spannenden Handlungssträngen und Wendungen beeindruckend am Schluss zusammengeführt.

Fazit:

Wer vielschichtige Thriller mag, die in Wien spielen, ist hier genau richtig. Gerne gebe ich für diesen letzten Teil der Reihe rund um Richard Schwarz 5 Sterne und für die ganze Serie eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 16.08.2025
Haffner, Sebastian

Abschied (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Ich-Erzähler Raimund ist ein junger deutscher Jurist, der für zwei Wochen nach Paris reist, um Teddy, seine kurze Sommerliebe aus dem Jahr zuvor wieder zu treffen. Doch schon bei seiner Ankunft ist klar, dass es einen Abschied geben wird, denn die quirlige Teddy wird von anderen Männern umschwärmt, zum Beispiel von Franz, der groß und blauäugig, davon träumt, Paris mit dem Flammenwerfer zu zerstören oder von Andrews, dem Engländer.

Wie ein Ertrinkender sich an einem Stück Holz festhält, versucht Raimund sich an diesen Tagen in Paris festzuhalten. Vergebens! Er kehrt zurück in das Deutschland von 1931, über das sich die dunklen Wolken der kommenden Nazi-Herrschaft langsam senken.

Sebastian Haffner, der damals noch Raimund Pretzel hieß, hat das knapp 170 Seiten dünne Manuskript zwischen 18. Oktober und 23. November 1932 verfasst. Es wurde bislang nicht veröffentlicht und von Haffners Sohn Oliver im Nachlass des Vaters gefunden. Haffner selbst hat, nach dem er die NS-Politik seinen Ansichten widersprochen hat, Deutschland 1938 verlassen, um mit seiner als Jüdin geltenden Frau in Großbritannien zu leben. Auch für Teddy gibt es eine reale Figur als Vorbild: Gertrude Joseph, Tochter eines jüdischen Ehepaares, das zuvor in Wien lebte, nach dem Tod des Vaters ab 1920 in Berlin wohnte und im Jahr 1930 nach Paris ging, bevor sie zunächst mit einem Briten und später mit einem Schweden verheiratet war. Der Kontakt zwischen den beiden ist bis zu Gertrudes Tod 1989 nicht abgerissen, wovon zahlreiche Briefe zeugen, die sich erhalten haben.

Fazit:

Diesem leicht melancholischen Roman, der das aufkommende Unheil schon anklingen lässt, gebe ich gerne 4 Sterne.