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Christine
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Südhessen

Bewertungen

Insgesamt 125 Bewertungen
Bewertung vom 12.10.2021
Freytag, Anne

Reality Show


sehr gut

Auf allen Sendern

Es ist der 24. Dezember – auf allen TV-Sendern ist nur ein Programm zu sehen. Die Reality Show! Die einflussreichsten und dennoch oft wenig bekannten Menschen Deutschlands, wurden in ihren Häusern als Geiseln genommen und ihnen wird nun live der Prozess gemacht. Das Strafmaß bestimmen die Zuschauer. Was für ein spannender Plot.

Erwartet habe ich einen blutigen Thriller. Tatsächlich ist es aber eher ein interessantes (und unblutiges) Gedankenspiel geworden. Was mir bei diesem Buch besonders gut gefallen hat, ist die Beschreibung und Diskussion der Zuschauer. Dabei kommt man auf jeden Fall ins Grübeln. Wie würde man selber damit umgehen? Zuschauen oder Abschalten? Abstimmen oder sich verweigern?

Das Ende war mir leider zu offen. Ich hätte schon gerne gewusst, wie Deutschland nach dieser Aktion aussieht. Hat sich tatsächlich etwas geändert?

Insgesamt ein wirklich spannender Roman, ein interessantes Gedankenspiel, mit leichten Längen.

Bewertung vom 02.10.2021
Lindemann, Clara

Der schwarze Winter


ausgezeichnet

Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Nachkriegszeit

Nachkriegszeit in Deutschland - Silke und ihre jüngere Schwester Rosemarie Bensdorf leben auf einem Bauernhof in Norddeutschland als Flüchtlinge aus dem Osten. Das Leben dort ist sehr hart und gerade für alleinstehende Frauen besonders schwierig. Um dem Hunger und den Nachstellungen des Bauern zu entgehen, schlagen sie sich nach Hamburg durch und können mit Hilfe mehrerer, ihnen wohl gesonnener Menschen dort Fuß fassen.

Ich fand die Beschreibung der damaligen Zustände und wie schwierig schon das reine Überleben war, sehr eindringlich und ich konnte mich gut in die einzelnen Personen hineinversetzen. Ich hatte mir an Hand des Klappentextes allerdings mehr Informationen über den damaligen Schwarzmarkt versprochen – dieser Aspekt kam aber eher am Rande vor und war definitiv nicht das Hauptthema des Buches. Letztendlich habe ich eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der Nachkriegszeit bekommen.

Es war ein schönes Leseerlebnis – aber nicht unbedingt das, was ich erwartet hatte. Insgesamt sind es für mich 4,5 Sterne gewesen.

Bewertung vom 26.09.2021
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild


sehr gut

Wie hätte es sein können?

Die Autorin greift hier den realen norwegischen Kriminalfall der Isdal-Frau von 1970 auf und umwebt diesen Fall mit einer fiktiven Familiengeschichte. Und das so geschickt, dass ich nach dem Ende des Buches ein bisschen enttäuscht war, dass es eben nur eine fiktive Version war und man bis heute nicht weiß, wer die Isdal-Frau nun wirklich war und warum sie zu Tote gekommen ist.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal in der heutigen Zeit mit Eva, die in der Zeitung eine Phantom-Bild der Isdal-Frau sieht und mit Schrecken erkennt, dass die Frau eine frappierende Ähnlichkeit mit ihrer Mutter hat. Dann gibt es einen Erzählstrang in der Vergangenheit, in der wird Marguerite kennenlernen, die während des zweiten Weltkriegs verloren gegangen ist und nun im Erwachsenenalter auf der Suche nach ihrer Mutter und Zwillingsschwester ist.

Gut gelöst fand ich die Trennung der beiden Zeitebenen durch leicht unterschiedliche Schrifttypen. So wusste man immer, bei welcher der beiden Frauen man sich befindet. Dazwischen gibt es noch einen kleinen dritten Erzählstrang, der im späteren Verlauf des Buches noch an Bedeutung gewinnt.

Für mich war es ein gelungenes Zusammenspiel zwischen Realität und Fiktion. Auf Grund der leichten Längen ist es am Ende dann ein vier Sterne Buch für mich geworden.

Bewertung vom 25.09.2021
Wagner, Jonas

Böse


ausgezeichnet

Lange keinen so spannenden Thriller mehr gelesen

Hussfeld, das sicherste Dort in ganz Deutschland. Hier passiert nun wirklich rein gar nichts. Die gerade mit ihrer Mutter hergezogene 17jährige Fenja kann mit der vermeidlichen Dorfidylle so gar nichts anfangen. Erst nach dem sie John kennengelernt hat, wird es besser. Bis dahin meint man als Leser fast, in einem Jugendroman gelandet zu sein. Doch dann verschwindet Fenja spurlos und der Horror beginnt.

Ich habe schon lange keinen so spannenden Thriller mehr gelesen. Ob sich allerdings Dorfbewohner so verhalten würden, wie es in dem Buch beschrieben wurde? Aber das ist eben die künstlerische Freiheit und für die Spannung des Romans auf jeden Fall von Vorteil gewesen. Am Ende hätte ich mir etwas mehr Aufklärung gewünscht – das war mir etwas zu offen.

Für mich insgesamt aber eine klare Leseempfehlung an alle Thriller-Liebhaber!

Bewertung vom 15.09.2021
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


sehr gut

Man möchte ihn schütteln

Als Walter Schmidt seine Frau Barbara auf dem Fußboden im Badezimmer findet, denkt Walter noch an einen kleinen Schwächeanfall. Der völlig unselbstständige Ehemann muss also selber versuchen ein Frühstück auf den Tisch zu bekommen. Damit ist er bereits völlig überfordert. Als Barbara auch am nächsten Tag das Bett nicht verlässt, muss sich Walter wohl oder übel auf die neue Situation einstellen und herausfinden, wie man eigentlich einen Haushalt schmeißt.

Ich habe bereits zwei andere Bücher von Alina Bronsky gelesen und geliebt. Mit diesem Buch habe ich mich schwerer getan. Weit über die Hälfte des Buches hätte ich Walter am Liebsten geschüttelt und ihn gefragt, ob ihm eigentlich klar ist, welch Unsympath und Egoist er ist. Die Autorin versucht den holprigen Tagesablauf von Walter humorig rüberzubringen – so ganz hat das nicht immer geklappt.

Gegen Ende des Buches, hat es mich dann aber doch noch gepackt. Ich bekam beim Lesen einen richtigen Klos im Hals. Wirklich sympathischer wurde mir Walter dabei zwar nicht, aber zumindest hat mich die Geschichte berührt. Nur das Ende hat mich etwas ratlos zurück gelassen. Ich dachte zuerst, im Buch würden Seiten fehlen. Dem war aber nicht so.

Aus meiner Sicht ein schönes Buch – vor allem im letzten Drittel. Es kommt aber nicht an die beiden vorherigen Bücher von Alina Bronsky heran.

Bewertung vom 05.09.2021
Mank, Ute

Wildtriebe


ausgezeichnet

Ein Buch zum verlieben

Drei Frauengenerationen unter dem Dach eines Bauernhofes. Wie war das damals vor 50 Jahren, wie vor 30 Jahren und wie heute? Jede der drei Frauen hat ihre eigene Beziehung zu diesem Leben, zu diesem Ort. Die einen sind dort glücklich und zu Hause, die anderen sind nie wirklich angekommen.

Schon auf den ersten Seiten hatte ich mich in das Buch verliebt. Mir gefiel der Schreibstil unheimlich gut und auch die ständig wechselnden Perspektiven zwischen Marlies und Lisbeth (Joanna spielt erst gegen Ende des Buches eine größere Rolle). Beides starke und beeindruckende Frauen, die es miteinander wirklich nicht leicht haben. Und eigentlich macht keine etwas falsch – es sind eben zwei Generationen von Frauen. Und gerade für Frauen, hat sich in dem Erzählzeitraum so viel verändert, dass die eine Generation die andere oft nicht mehr versteht.

Ich habe mich in dem Buch durchweg wohlgefühlt und fand das Ende sehr passend und stimmig. Für mich eine klare Leseempfehlung für Leser, die auch mal gerne ruhige Geschichten mögen.

Ganz besonders beeindruckend fand ich hier die Covergestaltung. Motiv, Farbe und Haptik – hier stimmt einfach alles. Und bei mir lag sogar noch ein ganz besonderes Lesezeichen bei. Man kann es einpflanzen und dann wachsen Blumen daraus.

Bewertung vom 01.09.2021
Neumann, Constanze

Wellenflug


ausgezeichnet

Absolut ergreifend und großartig geschrieben

Constanze Neumann lässt in ihrem Buch „Wellenflug“ die Geschichte ihrer eigenen deutsch-jüdischen Familie wieder aufleben. Es beginnt mit Anna im Jahre 1864. Sie wächst als zweitälteste Tochter eines erfolgreichen Tuchhändlers in Leipzig auf und wird als erwachsene Frau in die gerade entstehende Weltstadt Berlin ziehen. Dort wird sie gut verheiratet und gründet eine kinderreiche Familie. Einer der Söhne allerdings schlägt aus der Art. Er verspielt Unsummen und heiratet am Ende die nicht standesgemäße Marie. Die beiden wandern nach Amerika aus und versuchen dort ihr Glück. Um Marie und ihr Leben bis 1957 geht es dann im zweiten Teil des Buches.

Die Autorin spannt hier einen großen zeitlichen Bogen von fast hundert Jahren und beschreibt hier wirklich großartig die Lebenswege zweier Frauen. Zweier Frauen, die zwar zu einer Familie gehören, sich aber nie persönlich begegnen.

Die Autorin hat es mir ihrer bildhaften Sprache geschafft, mich in die damalige Zeit zu versetzen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und es ist für mich am Ende tatsächlich ein Jahreshighlight geworden. Ich habe parallel immer wieder Bilder im Internet dazu recherchiert, um noch tiefer in die Geschichte eintauchen zu können. Ein großartiges und ergreifendes Buch.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2021
Conklin, Tara

Die letzten Romantiker (eBook, ePUB)


sehr gut

Vier Geschwister

Dieses wunderschön gestaltete Buch hat mich direkt auf der ersten Seite gefangen genommen. Der Familienroman beginnt recht ungewöhnlich. Wir befinden uns auf einer Lesung der über hundertjährigen Fiona im Jahr 2079. Nach dem Fiona eineinhalb Stunden aus ihrem Werk gelesen hatte, beginnt die Fragerunde. Und die Frage einer jungen Frau zu Fionas bekanntestem Liebesgedicht, versetzt die alte Dame wieder zurück in ihre Kindheit. Von dem Leben Fionas und ihren älteren Geschwistern Renee, Caroline und Joe handelt dieses Buch.

Eine Familiengeschichte mit vielen Höhen und Tiefen. Interessant fand ich, wie unterschiedlich die Lebenswege der Geschwister und ihr Umgang mit der teilweise etwas schwierigen Kindheit war.

Das Buch hatte aus meiner Sicht einen sehr starken Anfang, war mir dann aber etwas zu langatmig. Ein sehr gutes Buch, dass ich mit 4 Sternen bewerte.

Bewertung vom 01.08.2021
Harlander, Wolf

Systemfehler


sehr gut

Spannend aber nicht zu 100% überzeugend

Wolf Harlander hat – nach 42 Grad - wieder ein aktuelles Thema in einem spannenden Thriller verarbeitet.

In naher Zukunft finden immer wieder lokale Internetausfälle statt, die zu Verletzten und gar Toten führen. Flugzeuge können nicht mehr kontrolliert landen, Fern-OPs werden abrupt unterbrochen, Bahnen fahren nicht mehr. Schlimm genug – aber es kommt noch schlimmer. Ein europaweiter Internetzusammenbruch. Wer sind die Hintermänner? Wer profitiert davon? Schnell finden sich Menschengruppen, die dieses Chaos für sich und ihre Ziele nutzen wollen.

Ich fand den Thriller wieder sehr spannend, hätte mir aber mehr über die Auswirkungen auf Deutschland und Europa gewünscht. Mir war es zu sehr beschränkt auf den BND-Ermittler und sein Umfeld bzw. seine Familie.

Man kommt aber auf jeden Fall ins Grübeln und macht sich bewusst, wie sehr das Internet im wahrsten Sinne unser Leben in Händen hält.

Bewertung vom 31.07.2021
Hecht, Janina

In diesen Sommern


ausgezeichnet

Überraschend anders

Bei dem Titel und dem Cover hatte ich an schöne Kindheitserinnerungen in den langen Sommern von damals gedacht. Und anfänglich war es auch so. Beim Lesen schweiften meine Gedanken ab und ich erinnerte mich an eigene kleine schöne Begebenheiten in den endlos scheinenden Sommerferien. Das tat richtig gut.

Doch so unbeschwert ist die Kindheit von Teresa bei weitem nicht. Stück für Stück merkt man, dass hier einiges im Argen liegt. Immer wieder kommt es an die Oberfläche und der eben noch schöne Moment, kehrt sich ins Gegenteil.

Beeindruckend, wie die Autorin in diesem doch recht dünnem Büchlein eine solche stimmungsvolle Atmosphäre schafft – mal richtig zum Wohlfühlen und dann wieder erschreckend.

Für mich war das Buch überraschend, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Aber gerade deswegen eine klare Leseempfehlung.