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Insgesamt 149 Bewertungen
Bewertung vom 09.12.2019
Trabert, Gerhard

Der Straßen-Doc


ausgezeichnet

Gerhard Trabert hat sich in einem früheren Selbstversuch in die Lage von sozial benachteiligten Menschen versetzt. Dabei war ihm von Anfang an wichtig, wieder zu sich selbst zurück zu finden und mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse etwas bewirken zu können. Im ersten Kapitel wird durch den Autor klar aber auch ergreifend dargestellt, wie sehr ein erlebtes Trauma auf das weitere Leben einwirken kann. So werden aus berufstätigen Familienmenschen, Menschen ohne Wohnsitz und von Perspektivlosigkeit gequälte Existenzen, die von der Gesellschaft pauschal geächtet und ausgegrenzt werden.
Mich hat dieses Buch sehr bewegt und der Autor verdient aus meiner Sicht unser aller Respekt. Jedoch auch all die Helfer in und außerhalb der Institutionen, sowie alle Betroffenen.

Bewertung vom 06.12.2019
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1


ausgezeichnet

Norwegen 1987. Eine junge Frau verschwindet spurlos. Kurze Zeit später wird eine weitere Person als vermisst gemeldet, ihr Name ist Katharina Haugen. Katharina Haugen hinterlässt rätselhafte Spuren welche noch nach über 24 Jahren den Kriminalbeamten William Wisting beschäftigen. Jährlich besucht er den Mann der verschwundenen Frau. Zwischen den beiden Männern hat sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt. Doch reicht das Vertrauen um Sicherheit und Klarheit in den Cold Case zu bringen, oder verbirgt Martin Haugen ein dunkles Geheimnis?

Beim wieder aufrollen des ersten Falles, ermittelt Wisting gemeinsam mit seinen Kollegen Adrian Stiller und Nils Hammer. Bald stellt sich die Frage: Haben beide Fälle miteinander zu tun? Eine nicht ungefährliche Ermittlungsstrategie soll den oder die Täter dazu bringen ihr Schweigen zu brechen.

Wisting zeigt sich dem Leser als Familienmensch, welcher sich um seine Lieben sorgt. Seine analytischen Fähigkeiten lassen immer wieder neue Erkenntnisse in ihm aufkeimen. Mir hat gefallen wie reflektiert diese Figur mit ihrer Umgebung umgeht ohne überheblich zu wirken. Jedoch, was er wirklich tief in sich fühlt bleibt mir beim Lesen verborgen. Sein nicht unsympathisches Pendant stellt sein ehrgeiziger und etwas kauziger Kollege Kommissar Stiller da.

Ein interessanter Zug des Autors ist, Line, Wistings Tochter, als Journalistin in den Fall mit zu involvieren. Die Art und weise wie dies geschieht, hat die Geschichte für mich noch spannender gemacht.

Von mir eine klare Leseempfehlung, insbesondere an alle Krimi-Fans, welche einen langsamen Spannungsaufbau mögen.

Bewertung vom 14.11.2019
Meyer-Burckhardt, Hubertus

Diese ganze Scheiße mit der Zeit


sehr gut

"Diese ganze Scheiße mit der Zeit" ist der provokativ klingende Titel einer stark autobiografisch gefärbten Reflexion zum Thema Zeit und wie wir mit dieser (am besten) umgehen. Den Autor Hubertus Meyer-Burckhard kannte ich bis dato "nur" als Gastgeber der NDR Talk Show. In diesem 192 Seiten starken Buch aus dem Gräfe und Unzer Verlag, nimmt der Autor die LeserInnen mit auf eine Zeitreise durch einen Teil seines persönlichen Lebens. Hierbei habe ich erfahren, dass Meyer-Burckhard schon in jungen Jahren Verantwortung für sich und sein Leben übernommen hat und ihn dies bis jetzt prägt. Die verschiedenen Lebensstationen waren für ihn nicht nur durch seinen beruflichen Erfolg, sondern auch von Musik geprägt, die ihn bis heute begleitet. Sein großes Idol ist dabei Rod Steward.
1956 geboren, hat mir, als Leserin, der Autor einiges an Lebenserfahrung voraus, so dass ich bei der Lektüre für mich den Eindruck hatte, einer Art väterlichem Freund "zu lauschen." Sicherlich hat das Buch seine Längen in denen es mir schwer fiel dranzubleiben, jedoch überraschte mich immer wieder der neu aufkeimende Wissensdrang und (Über)lebenswille von Hubertus M.B.
Eine Krebserkrankung warf ihn aus der gewohnten Bahn. Seine Tumore bekamen die Namen Kafka und Shaw und begleiten ihn nun durch sein Leben.
Der Autor schreibt: "Das Navi in meinem Auto empfiehlt automatisch die schnellste Verbindung zwischen zwei Orten. Die schönste Route muss man händisch einstellen. Warum ist es nicht umgekehrt?" Diese Fragestellung beschäftigt mit Sicherheit nicht nur Menschen mit einer erschütternden Diagnose.
Empfehlen möchte ich das mit vielen Zitaten berühmter Denker und Lebemenschen angereicherte Buch, allen die sich mit der Zeit, dem Leben und der Vergänglichkeit auseinandersetzen möchten und natürlich besonders allen Hubertus Meyer-Burckhard Fans.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2019
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Doppelband Helikopter-Eltern


ausgezeichnet

Das aus zwei Bänden zusammengefasste Sachbuch zum Thema Helikopter-Eltern, offenbart durch die von den Autorinnen zusammengetragenen Erlebnisse und Anekdoten, den alltäglichen Wahnsinn, welcher durch überbehütende und egozentrische Eltern ausgelöst wird.
Mit Sicherheit findet sich nahezu jeder Leser in einer der vielen Aufzählungen wieder, sei es als Elternteil, Großeltern, Betreuer, Ärzte etc., oder als (ehemals) Betroffener. Denn ich denke, das Thema ist nicht erst seit kurzem aktuell., löst nun aber mehr Aufmerksamkeit über die Medien aus, was aus meiner Sicht auch unbedingt notwendig ist.
Da gibt es Eltern, die bereit sind sich nahezu selbst aufzugeben, um dem Sprössling den vermeintlich besten Platz in der Gesellschaft zu verschaffen. Dabei werden die Ellenbogen ausgefahren. Wie es dem Umfeld damit geht und ob das Kind darunter (zum Teil massiv) leidet, wird von den Heli-Eltern ausgeblendet. Dabei sollen Betreuer, Lehrer Kassierer und Ärzte, als Dienstleister für das eigene Kind herhalten, Gruppenzusammenhalt und das notwendige unterordnen, damit das Zusammenleben- und Lernen funktionieren kann, wird so abtrainiert. Manche Sprösslinge werden dabei derart verhätschelt, dass sie selbst im Berufsleben oder Studium, ohne die vermeintlich unabdingbare Unterstützung ihrer Eltern, sich nicht mehr zurecht finden und so an einer gesunden Entwicklung, vom Kind zum Erwachsenen, gehindert werden. Man kann sich vorstellen, was es für eine Gesellschaft bedeutet, wenn "Verlierer" und "Gewinner" von den Erziehungsberechtigten geformt und in die gesellschaftlichen Abläufe gepresst werden. Das eigene Gefühl für Sicherheit kann sich so nicht auf gesunde Art und Weise entwickeln und der aus eigens erarbeiteten Erfolgen resultierende Selbstwert, wird durch die überhöhten Anforderungen der immerfort über den Kindern kreisenen Eltern untergraben.
Obwohl alle in dem Buch vorkommenden Geschichten wahr sind, konnte ich einige kaum fassen und kam stellenweise aus dem Kopfschütteln nicht heraus. Natürlich gibt es auch viel zum Lachen und Schmunzeln.
Das hat mir an der Lektüre besonders gut gefallen, ein erstes Thema wird in kurzen Kapiteln so aufbereitet, dass der Fun-Faktor nicht auf der Strecke bleibt.
Von mir eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Eltern.

Bewertung vom 07.11.2019
Hannes, Julian

Der Mensch ist böse


sehr gut

Warum bewegen uns diese Themen und warum wollen wir lesen wie andere zu Tode gekommen sind? Zum einen beschäftigt es den Leser, was man tun könnte um kein Opfer von Verbrechen zu werden. Das Nachwort des Autors drückt dieses Bedürfnis aus wenn er schreibt: "Passt auf euch auf!" Aber ist es so einfach? Ich denke nicht. Alle im Buch vorgestellten Opfer hatten so gut wie keine Chance ihrem Schicksal oder dem Zufall, wie mann es auch nennen möchte, zu entgehen. Interessant ist jedoch, wie nach solch einer Tat sich das Blatt wenden kann und eventuell alle Spuren verwischt werden, so dass eine Aufklärung seitens der Kriminalisten und Gerichtsmediziner erschwert oder unmöglich gemacht wird. Zu was das führen kann, wird in einem eindringlichen Fall, welcher sich in Island zugetragen hat beschrieben. Die überforderte Polizei in Verbindung mit der öffentlichen Meinung und Erwartungshaltung der Bevölkerung schreibt in den 1970er Jahren eine traurige Kriminalgeschichte. Bestimmt wird jeder Leser eine andere Stelle im Buch bzw einen speziellen Fall als besonders und bewegend empfinden. Mir gefiel, dass der junge Autor nach jedem Kapitel einen Kriminal- und Geheimdienstanalysten zu Wort kommen lässt und sich das Buch daher aus meiner Sicht nicht reißerisch sondern informativ liest. Auch betont Julian Hannes immer wieder, wie sehr ihn die Fälle beschäftigen und erschüttern. Daher resümiere ich: Der Mensch ist (auch) gut.

Bewertung vom 07.11.2019
Sáenz, Eva García

Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2 (MP3-Download)


sehr gut

Teilweise hat sich dieser Kriminalroman für mich wie eine Telenovela gelesen, da viel Gefühl und Leidenschaft des Kommissars in Bezug auf Frauen thematisiert werden. Er, der eigentlich Inspector Ayala heißt, aber von allen wegen seiner unnatürlich langen Arme Kraken genannt wird, hat in dem vorigen Thriller einen Kopfschuss erlitten und ist seit dem nicht mehr in der Lage zusammenhängend zu sprechen. Dies wird einem Trauma zugeschrieben und er behilft sich mit Logopädie und seinem Smartphone. Über SMS und E-Mail verständig sich der tapfere Kommissar mit seinen Kollegen und Freunden. Sein Widersacher, der ihm das antat ist tot, jedoch erwartet Krakens große Liebe ein Kind und es ist nicht klar ob das Ungeborene von Ihm oder dem Verbrecher ist. Kraken ist mir mit seinem gefühlvollen Verhalten und seiner unkapriziösen Art zu ermitteln sympathisch. Ich fühle mit ihm wenn er Verluste erleidet und bin gespannt, wenn er sich beharrlich dem Fall widmet auch wenn er vorerst im Dunkeln tappt.

Eine schwangere Frau wird auf grausame Weise ermordet aufgefunden und die Ermittler geraten gleich zu Anfang in eine gefährliche Situation aus der nicht alle lebend entkommen können. Gerade zum Schluss hin gibt es einige interessante Wendungen und mich hat das Ende durchaus überrascht. Sehr gefallen hat mir die Stimme des Sprechers der Hörbuchausgabe. Uve Teschner verleiht allen Protagonisten ihre ganz besondere Eigenheit und lässt die Geschichte dadurch noch lebendiger wirken.

Bewertung vom 26.10.2019
Barth, Rüdiger

Das Haifischhaus


ausgezeichnet

Das Haifischhaus ist ein aus meiner Sicht ungewöhnliches Buch. Ich versetzte mich als Leser in die Sicht eines gescheiterten Tennisprofis, der es noch einmal wissen will. Er muss alles aus sich herausholen um die Herausforderung nicht nur zu bestehen, sondern zu siegen. Denn das ist es, was Toto seit seiner Kindheit prägt. Voranschreiten, Tunnelblick, Sieger sein, koste es, was es wolle. Und Toto hat mehr als einen hohen Preis gezahlt. Sein Körper, durch Aufputsch- und Beruhigungsmittel gebeutelt und durch die massive Überanstrengung ausgelaugt, soll nun Jahre nach seiner letzten Niederlage dem Druck des Erfolges die letzten Reserven mobilisieren. Der 17-jährige Nils, Totos Sohn, welcher nie wirklich etwas von seinem Vater hatte, tritt ausgerechnet jetzt in sein Leben – um zu bleiben…?
Das Buch ist in 16 Abschnitte unterteilt, sowie in eher kurz gehaltenen Kapiteln, so dass man im wahrsten Sinne des Wortes beim Lesen immer wieder aufs Neue den Ball aufnimmt.
Mir hat der Schreibstil sehr zugesagt, da ich mir alle Schauplätze, wie auch die Romanfiguren, lebendig vorstellen konnte.

Bewertung vom 25.10.2019
Opoczynski, Michael

Geisterfahrer / Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen Bd.2


sehr gut

Der Autor Michael Opoczynski hat als Journalist Einblicke in die Welt des organisierten Verbrechens erhalten und es ist ihm gelungen einen weitgehend unblutigen Kriminalroman zu schreiben, in dem die Empathie sowohl für die Opfer als auch die Täter spürbar ist. In seiner Geschichte erfahren wir nichts über Knochenbrecher und Maschinengewehr-Geballer. Auf noch leiseren Sohlen durchkreuzt die sogenannte Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen die Pläne der Mafiosis. Wir erfahren nicht viel über diese mutigen Protagonisten, außer vielleicht dass sie ganz normale Bürger sind, die in ihrem gesellschaftlichen Ramen und ihren Fähigkeiten versuchen die Welt ein klein bisschen besser zu machen.

Leider ziehen sich manche Passagen in die Länge, in denen ich als Leser viel Fantasie aufbringen muss um mir ein vollständiges Bild machen zu können, was den Lesefluss leider etwas hemmt. Dabei werden Äußerlichkeiten, wie Kleidung oder Fahrzeuge oder auch Gewohnheiten der einzelnen Gesellschafter in den Raum geworfen, ohne dass ich als Leserin die das erste Buch nicht kennt, Bezug nehmen kann.

Jedoch kann man gespant sein, ob und in welchem Umfang die Unkonventionellen weiter agieren und ob sich noch mehr der Gesellschaft anschließen werden.

Bewertung vom 25.10.2019
Brandstetter, Maja;Brandstetter, Wolfgang

Perchtenjagd


sehr gut

Der Teufel geht um. Besser gesagt ein Percht. Überall wo er auftaucht hinterlässt er Tote.

Wir befinden uns zeitlich in der Weihnachtszeit und bei einem Auftritt der Perchten auf dem Weihnachtsmarkt, verschwindet ein kleines Mädchen namens Marie. Ihre Mutter ist verzweifelt und die Lage kann nur noch von einem gerettet werden, dem Gerichtspsychologen Meiberger.

Meiberger ist der eigentliche Held in dieser Geschichte. Er hat, wie auch die anderen Protagonisten mindestens ein Trauma zu verarbeiten. Dieses Trauma macht ihn aber zusammen mit seiner Beobachtungsgabe zu einem scharfsinnigen Ermittler.

Den Autoren ist es gelungen, Witz und Aberwitz mit Tragik und Spannung zu verquicken. Die psychischen Abgründe wurden jedoch gerade zum Schluss hin zu sehr und sich wiederholend ausgewalzt. Auch haben mich einige Szenen, in denen sich normale Menschen in Not zu regelrechten Superhelden entwickeln, und dem Tod auf eher unglaubwürdige Weise von der Schippe springen, nicht ganz überzeugt.

Nichtsdestotrotz kann man sich gerade in der Vorweihnachtszeit mit diesem Buch in eine kurzweilige und teilweise düstere Salzburger-Krimi-Welt switchen und den morbiden literarischen Anstrich der in Wien lebenden Autoren genießen.

Durchaus interessant und als Vervollständigung des Plots gestaltet sich das Nachwort des psychologischen Sachverständigen Alexander Gappmaier.

Bewertung vom 22.10.2019
Hanauer, Michaela

Die verborgene Insel / Rulantica Bd.1


ausgezeichnet

Ein sagenumwobener Ort der Unsterblichkeit, bewacht von einem Meerungeheuer, umgeben von dichtem Nebel, erschaffen von Gott Locki - aus der germanischen Mythologie - soll denjenigen verborgen bleiben, welche voller Gier und bereit sind gewalttätig zu werden um nach dem Geheimnis des ewigen Lebens zu trachten.
Vivika, eine Wissenschaftlerin kann das Geheimnis jedoch lüften und verliebt sich in einen Meermann. Mit ihm bekommt sie Zwillinge. Jedoch können sie nicht als Familie in Frieden leben. Bei einem Angriff stirbt Vivika. Eines ihrer Kinder wird bei den Menschen aufwachsen, Mats. Das andere in der Meereswelt, Aquina. Noch immer wollen Wissenschaftler diese ferne Welt ergründen und Rulantica gerät in Gefahr, denn die Forscher sind ohne Skrupel und bereit alles zu tun um an das Geheimnis dieser zauberhaften Welt zu kommen.
Aquina ist eine eigensinnige und mir von Anfang an sympathische Figur, welche auf der Suche nach ihrer Herkunft einiges an Abenteuern zu bestehen hat. Das sie anders ist als die Wesen in ihrer vertrauten Umgebung, fällt gleich zu Beginn der Geschichte auf.
Die Autorin bedient sich einer klaren Sprache und holt durch ihre Erzählweise junge (und auch ältere) LeserInnen ab, in eine Traumwelt, wunderbar illustriert von Helge Vogt.

Fortsetzung folgt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.