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Piecewartenoch

Bewertungen

Insgesamt 92 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2021
Something Pure (eBook, ePUB)
Scott, Kylie

Something Pure (eBook, ePUB)


weniger gut

Der Titel „Something pure“ lässt vermuten, dass die wahre und reine Liebe Gegenstand einer tiefgründigen und -gehenden Geschichte wird. Davon ist das Buch aber leider weit entfernt.

Doch worum geht es in diesem neuen Buch der New Adult-Veteranin Kylie Scott?

Alice ist 22 Jahre alt, hat einen erfolgreichen Collegeabschluss und steht in der Blüte ihres Lebens – oder wohl eher nicht: Um nicht arbeitslos zu sein, verdient sie sich in einer schäbigen Bar ihren Lebensunterhalt als Kellnerin, nicht gerade ihr Traumjob. Lichtblick bietet der attraktive Hilfskellner Beck, der sie mit Jane Austen-Zitaten und witzigen Sprüchen verzaubert. Doch es stellt sich heraus, dass Beck gar kein armer Schlucker, sondern Milliardär ist. Alice folgt Beck nach Denver, als dessen Vater verstirbt, und stößt dort auf die Elliot-Familie, die zur Zerreißprobe ihrer Liebe wird.

Klingt spannende, oder? Ist es aber eher weniger. Aber lieber erst einmal zu den positiven Seiten dieses Buches:

Kylie Scott besitzt einen überraschend guten, humorvollen Schreibstil, der mit seinem Witz die Geschichte locker und fließend rüberbringt. Ich musste oft lachen, viel kichern und ständig schmunzeln. Außerdem gefielen mir die meisten Charaktere auch ganz gut, selbst die, die man wohl eigentlich nicht so leiden sollte, waren mir sympathisch. Alice ist eine selbstbewusste, bodenständige, junge Frau und Becks Familienmitglieder und Freunde überzeugten mich ebenfalls. Nur unser großer Schmachtherr von Reichhausen höchstpersönlich brachte mein Herz nicht zum Schlagen. Mit Beck kam ich nicht richtig klar: Er blieb für mich ziemlich gesichtslos und clean.

Apropos, Herzen zum Schlagen bringen. Das Kennenlernen zwischen Alice und Beck findet bereits auf den ersten vierzig Seiten statt und von da an entwickelt sich die Beziehung rasant weiter – zu rasant. Es wird so schnell so ernst zwischen den beiden, dass ich das gar nicht nachvollziehen konnte. Während die ersten Dialoge vor Funken nur so sprühen, lässt sich jegliche Chemie zwischen Alice und Beck im weiteren Verlauf vermissen. In meinen Augen haben die zwei zusammen nicht funktioniert. Ich konnte mich einfach nicht für ihre Beziehung begeistern, denn:

(Und das bringt uns zu meinem größten Kritikpunkt an dem ganzen Buch)

Es gibt kaum Probleme und Hindernisse, die es zu bewältigen gilt, und wenn, dann sind die mit einem Fingerschnipsen aus der Welt geschaffen. Die Geschichte besitzt keinerlei Spannung. Und ohne Konflikte, die Spannung erzeugen, ohne Konsequenzen solcher, die in den Leser*innen Gefühle und Emotionen wachkitzeln, ist eine Geschichte recht belanglos und langweilig.

So schlimm sich das jetzt anhört, so schlecht fand ich das Buch gar nicht. Kylie Scott macht vieles richtig. Aber hätte man die ersten und letzten fünfzig Seiten genommen und die restlichen dreihundert weggestrichen, würde ich wohl mehr Spaß mit der Geschichte gehabt haben. Hätte die Autorin sich mehr Mühe mit der Handlung und weniger mit der Beschreibung von Markenklamotten gegeben, hätte das ein witziger, süßer, kurzweiliger Liebesroman werden können. So bleibt er aber oberflächlich und etwas für Zwischendurch.

Leider nur 2 von 5 roten Gucci-Handtaschen.


Es handelt sich um ein Rezensionsexemplar vom Lyx-Verlag, dies hat aber (offensichtlich) nicht meine Meinung beeinflusst.

Bewertung vom 23.04.2021
Golden Kamuy Bd.10
Noda, Satoru

Golden Kamuy Bd.10


sehr gut

Erst haben Sugimoto und Co. eine Hirde genommen, schon stehen sie vor der nächsten Herrausforderung: Shiraishi, unser Meisterausbrecher, wird von der 7. Division geschnappt. Nun gilt es ihn zu befreien - auch wenn man dafür unliebsame Hilfe in Anspruch nehmen muss.

Golden Kamuy von Satoru Noda ist ein recht spezieller Manga, der sicher nicht jeden anspricht. Ich würde ihn wohl eher Menschen empfehlen, die älter als sechszehn Jahre alt sind, da nicht nur gewalttätigere Szenen vorkommen, sondern auch eine gewisse Komplexität herrscht. Diese wird unteranderem durch die vielen Charaktere und Namen heraufbeschworen, die man sich erstmal merken muss. Man sollte aber auch ein gewisses Interesse am historischen Japan und der alten Kultur Hokkaidos mitbringen, die ausführlich beschrieben und dargestellt wird. Lernfaktor garantiert!

Außerdem glänzt der Manga mit detailierten Hintergründen und gut ausgearbeiteten Hauptcharakteren. Der passend verwendete Zeichenstil lädt auch zu vielen Lachern ein. Humor hat der Manga auf jeden Fall - und es macht gleich nochmal so viel Spaß durch die sympathischen, tiefgründigen Charaktere.

Leider kommt die Story in diesem Band nicht wirklich voran, weshalb ich über lange Strecken weniger interessiert gelesen habe, aber sobald die Action anfängt kann man sich nicht mehr losreißen und muss bis zum Ende lesen. Ein fieser Cliffhanger. Das Ende konnte mich auf jeden Falls wieder catchen und zum Weiterlesen überzeugen.

Wer Action, Einblicke in Kultur und ganz viel Spaß haben möchte, dem sei gesagt, dass man in Golden Kamuy fündig wird. Eine Top-Serie!

Bewertung vom 19.04.2021
Das Mädchen und der flüsternde Wald
Anderson, Sophie

Das Mädchen und der flüsternde Wald


gut

Janka wurde als Kleinkind im Wald gefunden und lebt seitdem mit ihrer Ziehmutter Mamotschka in dem südlichen Dorf umgeben von dem großen Schneewald. Schon immer hat sie gefühlt, dass sie nicht ganz dazu passt und verspürte den Drang nach ihrer Vergangenheit zu suchen. Nach einem schrecklichen Ereignis beschließt die zwölfjährige Janka fortzulaufen, in den Wald, aus dem sie gekommen ist.
Was soll ich sagen, die Beziehung zwischen mir und „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ hatte einen steinigen Anfang. Das winterliche, russisch angehauchte Setting hat gepasst. Die Charaktere sind liebenswert. Die Handlung verheißungsvoll. Und doch fiel es mir schwer in die Geschichte hineinzukommen, immer wieder nach dem Buch zugreifen. Am Schreibstil lag es nicht, denn der passt zu der angestrebten Altersgruppe wie die Faust aufs Auge und bietet sogar wunderschöne Formulierungen und Aussagekraft für die Älteren. Die Charaktere, wie bereits angeschnitten, traf auch keine Schuld. Jankas bester Freund Sascha ist ein offener, warmherzige Junge, dessen Auftritte ich genossen habe. Anatoly, der grummelige Wanderer, der sich sonst durch das Unterholz des Schneewaldes schlägt und nur ab und zu mal bei Janka und Mamotschka vorbeischaut, um Janka eine Geschichte zu erzählen, ist ein herrlich komischer Kauz. Und Janka und Mamotschka sind einfach ein Herz und eine Seele und man spürt die Liebe wirklich zwischen den beiden. Ich konnte lange Zeit das Kind nicht beim Namen nennen. Das Motto war: Einfach stur weiterlesen, vielleicht wird’s ja besser.
Und irgendwann wusste ich, was mich störte: Janka sucht nach ihrer eigenen Geschichte und zu Beginn wissen weder Janka noch wir, die Leser*innen, was sich dahinter verbirgt. Doch Seite um Seite erfahren wir mehr – so weit so gut. Aber relativ schnell löst sich diese Mystifizierung rund um Jankas Vergangenheit. Durch die märchenähnlichen Geschichten und den Hinweis, dass in Geschichten immer ein wahrer Kern liegt, wirkt ihre Vergangenheit ziemlich offensichtlich. Mir hat da einfach das Subtile gefehlt, das längere Miträtseln und Theorien aufstellen. Dieser Teil der Geschichte war doch recht vorhersehbar.
Und dann mit einem Schlag, ungefähr ab der Hälfte, hatte ich ein völlig anderes Leseerlebnis. Auf einmal machte mir die Geschichte, nach einer dramatischen Wendung, unheimlich viel Spaß! Janka lernt auf ihrer Reise durch den Schneewald die schrägsten Charaktere kennen. Und einer davon ist das Jaga-Haus, neben Mäusefänger, Jankas Hauswiesel, mein absoluter Lieblingscharakter. Um Janka schart sich eine kleine Gruppe und gemeinsam wird sich in ein gefährliches Abenteuer gestürzt, bei dem es um Leben und Tod geht. Ich habe die Dynamik und das Gemeinschaftsgefühl der zusammengewürfelten Herde geliebt! Absolut herrlich und unschlagbar.
Ich mochte auch Jankas Charakterentwicklung und die Aussagen, die am Ende stehen. Es stehen viele wahre Worte in diesem Buch und ich kann mir gut vorstellen, dass es für Kinder wichtig ist, diese zu lesen und sich zu Herzen zu nehmen.
Anmerken möchte ich ebenfalls die wunderschöne Gestaltung des Buches, sowohl die Landkarte als auch die Vignetten, die das Buch sehr aufwerten. Und das Cover, das ein wahrer Augenschmaus ist. Aber was sage ich da, das sieht ja jeder auf den ersten Blick.
Zusammengefasst kann ich sagen, dass es sich um ein gelungenes Kinderbuch handelt. Die kleinen Makel werden die Zielgruppe sicher nicht weiter stören. Das Buch lädt dazu ein, auf ein großes Abenteuer voller Schnee, Natur und Tiere zu gehen. Diese Gelegenheit sollte man auf jeden Fall ergreifen. Es lohnt sich mit Janka durch den Schneewald zu ziehen – vielleicht aber für die einen mehr, für die anderen weniger. Probiert es aus!

Bewertung vom 18.04.2021
Isola
Fletcher, Brenden

Isola


sehr gut

Rook, eine Soldatin, zieht mit ihrer Königin durch weite Lande auf der Suche nach Isola, dem einzigen Ort, an dem es scheinbar möglich ist der Königins Fluch zu brechen. Denn diese hat sich in einen blauen Tiger verwandelt. Doch ohne der Königin auf dem Thron droht Rooks Heimatland Krieg.

"Isola" ist eine kanadische Fantasy-Comicreihe von Brenden Fletcher, Karl Kerschl und Msassyk. Der erste Band wurde erstmals Herbst 2019 auf deutsch veröffentlicht. Lange musste die Leserschaft auf die Fortsetzung warten, aber sie ist gekommen, mit noch eindrücklicheren Bildern als schon der erste Teil.

Rook und Olwyn sind immer noch auf der Reise nach Isola, dem Land der Toten. Dabei durchkreuzen sie unwirkliche Landschaften und begegnen düsteren Gestalten.

Mit klaren Zeichnungen und wunderschön koloriert schafft der Comic die passende Atmosphäre. Das Setting wirkt fantasievoll und frisch. Doch gerade die düstere Handlung gibt dem Comic die richtige Note - Isola richtet sich auf jeden Fall an ältere Jugendliche und Erwachsene, das merkt man dadurch.

Es handelt sich um einen untypischen Comic mit einer Welt, die aus einer ihr eigen Umwelt und Wesen besteht, die ihren ganz eigenen Regeln folgt. Und doch ist es mir nicht leicht gefallen, in die Welt von "Isola" einzutauchen. Zum einen ist es die kurze Lesedauer, zum anderen aber vor allem sind es die fehlenden Erklärungen. Es passiert unheimlich viel und man hat unheimlich viele Fragen, die aber nicht geklärt werden. Ich mag es, Welten nach und nach zu erkunden und verstehen zu lernen. Aber wir erfahren als Leser*in sowohl über die Charaktere als auch die Lebewesen, deren Kultur und Lebensraum extrem wenig. Viel muss man einfach als gegeben hinnehmen. Dadurch bleibt für mich die Welt immer distanziert, so fantastisch sie auch ist. Ich möchte ungedingt mehr von der atmosphärischen Geschichte, den rätselhaften Charakteren und dieser unvergleichbaren Fantasiewelt. Hoffentlich wird sich im nächsten Band mehr Zeit zum Erzählen gelassen.

Der Comic besticht aber am meisten mit dem umwerfenden Zeichenstil und dem Einfallsreichtum. Ich kann allen, die mal was außergewöhnlich anderes ab vom Mainstream lesen möchten, "Isola" allerwärmstens ans Herz legen.

Bewertung vom 07.04.2021
Spiele-Comic Abenteuer: Mystery (Hardcover)

Spiele-Comic Abenteuer: Mystery (Hardcover)


sehr gut

„Mystery“ ist ein Comic der besonderen Art. Wer bereits mit Pen and Paper-Rollenspiele vertraut ist, kann hier auch mal ganz allein und auf eigene Faust sich in ein Abenteuer stürzen. Für alle, die PnP nicht kennen, kein Problem, für die gilt dasselbe.

Das Konzept des Spielecomics kann man dank der klaren Aufmachung schnell durchschauen und die Einleitung und die Spielregeln schaffen ebenfalls einen guten Spielkomfort. Geeignet für Kinder und Jugendlich, wie auch für alle anderen, die etwas anderes ausprobieren möchten oder schon immer mal ein Superheld in Ausbildung werden wollte, denn…

In Chicago sind die Superschurken los. Die Verbrechensrate steigt unaufhaltbar. Und der einzige Weg für Mystery und seine Superheldenliga dem entgegenzuwirken, ist das Einstellen von angehenden Helden. Aber natürlich wird nicht jeder dahergelaufene Laie genommen. Somit begibt sich der Spieler auf den Pfad der Tugend, um den Kriminellen Kräften Einhalt zu bieten.

Der Spielecomic steckt voller lustiger Anspielungen, charmanter Dialoge und schräger Charaktere. Durch mehrere, im Comic verteilte QR-Codes, die man mit dem Smartphone einscannen kann, wird die Geschichte noch interaktiver. Die Zeichnungen der Charaktere und Umgebungen sind sehr schön. Wirklich ein kleiner Augenschmaus.

Wenn man sich richtig auf die Geschichte und die Spielmechaniken einlässt, macht der Comic super viel Spaß und beschäftigt einen für mehrere Stunden. Auch ist der Wiederspielwert sehr hoch, da es immer wieder neues zu entdecken gibt, was man vielleicht beim ersten Durchgang noch nicht gesehen hat.

Durch den Cliffhanger am Ende der Geschichte bekommt man gleich Lust weiterzuspielen und noch länger in dieser herrlich verrückten Welt zu verweilen. Eine absolute Empfehlung, wenn man seinen Alltag ein wenig aufpeppen möchte.

Bewertung vom 29.03.2021
Das Geschenk eines Regentages
Shinkai, Makoto;Nagakawa, Naruki

Das Geschenk eines Regentages


gut

Eines grauen Regentages wird Chobi von der jungen Frau Miyu in einem Karton am Straßenrand gefunden. Seither lebt der Kater bei seiner „Geliebten“ und genießt das Katzenleben, streift durch sein Territorium, hört sich Miyus Sorgen an und trifft viele andere tierische Seelen auf den Straßen der Stadt.
Diese und drei weitere Kurzgeschichten warten auf den Schöne-Literatur-Liebhaber, die durch die tierischen und menschlichen Figuren alle miteinander verbunden sind, sodass ein Gesamtbild in Harmonie entsteht. Makoto Shinkai und Naruki Nagakawa schaffen mit ihrem Buch „Das Geschenk eines Regentages“ ein interessantes Werk, das sowohl die Tiere als auch die Menschen zu Wort kommen lässt. Die anfänglich ruhige, entspannte Atmosphäre trügt – auch wenn sie den Großteil das Buch begleitet, spielen ernste Themen genauso eine Rolle und bringen Tiefe in die Momentaufnahmen der Leben der Lebewesen: Verlust oder das Einschlagen eines Irrweges, Kummer oder Aufopferung ohne Gegenleistung. Die Geschichten laden ein, sich genau über diese Dinge, die jeden beschäftigen, auszutauschen und nachzudenken.
Der Schreibstil umschließt diesen Mikrokosmos, den die Geschichten gesamtheitlich bilden, perfekt. Manche Zitate könnte man sich einrahmen und an die Wand hängen – einfach ausgedrückt. Es findet ein flüssiger Übergang von Katze zu Mensch und zurück statt.
Insbesondere die letzten zwei Kurzgeschichten konnten mich besonders emotional berühren und in ihren Bann ziehen. Und trotzdem lässt die Kürze der Geschichten nicht zu, dass man sich völlig fallen lassen kann. Mit gerade einmal zweihundertfünfzig Seiten und einer extrem großen Schrift gibt der Roman leider nicht viel her, außer ein paar weniger Stunden japanischer Kultur mit vielen Katzen. Leider blieb aufgrund der kurzen Zeit ein guter, aber doch relativ farbloser Eindruck zurück. Kurzweilig, ja. Aber nicht von langer Dauer.
Es ist ohne Zweifel ein besonderes Buch, das zeigen möchte, dass die Menschen die Tiere genauso in ihrem Leben nötig haben, das mit seiner Unaufgeregtheit den Leser entspannen und in ein anderes Land abschweifen lässt. Und doch konnte es mich nicht ganz überzeugen. Es wird sicherlich jedem Katzenliebhaber, der ich eindeutig nicht bin, gefallen, aber leider hat das das Buch bei mir nicht geschafft.

Bewertung vom 05.03.2021
Die Welt ist voller Wunder / Die Unausstehlichen & ich Bd.3
Walder, Vanessa

Die Welt ist voller Wunder / Die Unausstehlichen & ich Bd.3


ausgezeichnet

„Die Unausstehlichen und Ich – Die Welt ist voller Wunder“ ist der krönende Abschluss zu einer fantastischen Kinderbuchreihe, die man jedem Kind und allen Eltern ans Herz legen muss. Neben viel Spaß geht es auch um ernste Themen, die gefühlvoll behandelt werden.
Enni ist ein Pflegekind und wird zwischen Heim und Pflegefamilie hin und her geschoben – bis sie glaubt, endlich angekommen zu sein: Bei den Haagens und ihrem Sohn Noah. Doch die Familie zieht in die Schweiz und Enni wird an das Saakser Internat irgendwo tief in den Bergen gebracht. Was dahinter steckt und viele andere Rätsel und Geheimnisse um sie und die anderen Bewohner des Internats werden in diesem dritten und letzten Band endlich gelüftet.
Es ist unbedingt notwendig die Vorgängerbände zu lesen, da sich bei Enni und Co. Nicht ein Abenteuer an das nächste reiht, sondern es um eine zusammenhängende Geschichte geht. Es geht um Ennis Selbstfindungsreise. Man sieht, wie sie Freunde fürs Leben findet und sich Herausforderungen stellt, an denen sie wächst und die sie mit Dante, Mattis, Karan und Lucky, aber auch Lilith und Alba enger zusammenschweißen.
Sie und auch wir Leser lernen, was Familie und ein echtes Zuhause zu finden bedeutet. Und schwer es sein kann, wichtige Entscheidungen zu treffen.
Und das wird mit so viel Charme und Herz von Vanessa Walder erzählt, wie man es selten von Kinderbüchern erlebt. Die Wärme und Freunde an den Charakteren, die wundervolle Dynamik – wie eine Wohlfühlkur mit etwas Nervenkitzel und ganz viel Liebe.
Der authentische Schreibstil passt perfekt zu Ennis Charakter und lässt sie selbst sprechen. Man fühlt mit ihr und versteht sie.
Auch Erwähnung sollten die süßen Illustrationen finden, die das Gesamtbild komplementieren.
Persönlich hatte ich meine helle Freude an diesem Buch. Ich habe mich enorm auf das Wiedersehen mit Enni und Co. gefreut und wurde mit dem Abschluss nicht enttäuscht – Turbulenzen und ein typischer Enni-Plan – was kann es Besseres geben?! Wirklich eine rundum gelungene Reihe für Klein und Groß.

Bewertung vom 25.02.2021
Booklove
Mahr, Daphne

Booklove


ausgezeichnet

Ein fantastisches Debüt bestreitet die Autorin Daphne Mahr mit ihrem romantischen Roman für Jung und Alt.

Eines Abends ist die Buchhandlung ihres Vaters überfüllt mit lesehungrigen Menschen, die alle bei der Lesung des finalen Bandes der „Zwanzig Minuten vor Mitternacht“-Reihe dabei sein wollen. Der 14-jährigen Emma gefällt das gar nicht, denn mit Schnulz und Schmalz triefende Liebesgeschichten kann man sie jagen. Doch ihre beste Freundin Leona liebt nichts mehr als eben diese. Als die beiden durch mysteriöse Umstände auf einmal allein in der dunklen Buchhandlung stehen, springt plötzlich der ausgemachte Schurke der Mitternacht-Reihe Vinzenz aus seinem Buch. Und Emmas Leben steht ab sofort Kopf!

Der Schreibstil in „Booklove – Aus Versehen buchverliebt“ spiegelt die Grundstimmung der Geschichte erstaunlich präzise wider: Er ist unheimlich heiter und lustig – oft sitzt man seitenlang einfach nur schmunzelnd dar, lediglich unterbrochen von ein paar großen Lachern. Sehr erfrischend und kreativ. Auch die Authentizität fehlt nicht: Die Geschichte wirkt, als wäre sie tatsächlich von einem 14-jährigen Mädchen geschrieben, mit genau denselben Gedankengängen und Gesprächen, die man von der gegenwärtigen Jugend erwarten würde. Stichwort: Hoffentlich wird das Netflix-Abo nicht beendet. Sehr witzig! Auch kann man des Schreibstils wegen die Altersgruppe für dieses Buch nicht genau festlegen – es eignet sich für Klein, aber genauso für Groß.

Die Charaktere sind liebevoll und detailliert ausgearbeitet. Emma, Leona und Vinzenz, aber auch die Nebencharaktere sind total interessant und sympathisch. Man spürt förmlich, wie viel Mühe sich die Autorin gegeben hat. Emma ist eine Protagonistin, mit der man sich unheimlich gut identifizieren kann. Leona ist einfach die beste Beste Freundin, die man haben kann. Und Vinzenz ist zum Haare raufen und gleichzeitig dahinschmelzen.

Bei gewissen Elementen habe ich mich etwas an „Tintenherz“ von Cornelia Funke erinnert gefühlt, aber es ist doch eine ganz eigene Handlung voller Aufs und Abs, mit Wendungen und Drehungen, die Spaß und Lust auf mehr machen. Trotz der anfänglich fehlenden Dynamik nimmt die Geschichte richtig an Fahrt auf, sobald es zwischen Emma und Vinzenz funkt. Hach, wunderschöne, gefühlvolle Szenen, die überhaupt nicht kitschig wirken, laden zum Schmachten ein. Besonders mit dem großen Finale rechnet man in der Form, wie es ist, gar nicht. Es wird packend!

„Booklove“ ist purer Zucker für die Seele! Eine ganz warme Empfehlung an alle, die sich sofort wohlfühlen möchten – denn das wird man – und viele schöne, erfüllt Stunden mit einem lustigen Schmöker verbringen wollen.

Bewertung vom 16.02.2021
Verbotene Worte / Hush Bd.1
Farrow, Dylan

Verbotene Worte / Hush Bd.1


ausgezeichnet

Der blaue Tod gefährdet das Land Montane, eine Krankheit, die durch Tinte und Bücher verursacht wird. Auch Shae verliert ihren Bruder dadurch. Seitdem wird alles, was sie stickt, Wirklichkeit. Ein Fluch? Nach einem schrecklichen Ereignis versucht sie, Antworten bei den Barden zu finden, die über das Land herrschen. Sie begibt sich auf den Weg zum Hohen Haus. Und was sie dort erwartet, könnte tödlich enden.

"Hush – Verbotene Worte" ist nicht nur der Debütroman von Dylan Farrow, sondern auch der Auftakt einer Dilogie. Und ich kann vorwegnehmen, dass es sich lohnt.

Montane, ein Land, das stirbt, und von Barden regiert wird, ist ein wundervolles Setting für eine spannende Fantasygeschichte. Deinen Nachbarn musst du misstrauen, bestimmte Worte darfst du nicht in den Mund nehmen und schon gar nicht über das sagenumwobene Land Gondal sprechen, wenn du nicht möchtest, dass du für immer zum Schweigen verurteilt wirst. In so einer herzlosen Welt lebt Shae, die mit ihrer Geschichte und ihrem authentischen Charakter einem ans Herz wächst und wichtig ist. Auch die Nebencharaktere sind individuell und verzaubern. Besonders durch den jungen Barden Ravod bekommt nicht nur Shae Herzklopfen.

Es geht viel um Wahrheit, Wirklichkeit und Vertrauen. Farrow stellt dies mit ihrem fantasievollen Schreibstil wunderbar dar. Schärfe und Unschärfe der Geschehnisse vermag sie mit ihrem Wortspiel außergewöhnlich gut zu erzeugen und so mit der Psyche der Protagonistin und auch der des Lesers zu spielen. Was ist real? Kann man dem trauen, was man selbst miterlebt hat, oder sind die Worte des anderen wahr und die eigenen reine Illusion? Subtil, ohne es zu merken, zeichnen die Sätze Bilder und lassen den Lesenden in der Welt versinken.

Auch wenn es sich um einen qualitätvollen Fantasy-Jugendroman handelt, gibt es trotzdem auch einen kleinen Kritikpunkt: Ein paar Szenen wurden zu schnell oder gar nicht zu Ende erzählt, was den Lesefluss etwas gestört hat. Glücklicherweise beschränkt sich das auf wenige Stellen.

Trotzdem kann ich aufrichtig verkünden, dass ich verliebt bin. In diese Welt, die Charaktere, in das Buch. Es ist definitiv jetzt schon ein Jahreshighlight. Ich hatte so viel Spaß und Freude beim Lesen, wie ich es selten in solch einem Ausmaß erlebe. Es mag kein revolutionärer Fantasyroman sein, aber einer mit einer großartigen Aussage und vielen versteckten Nachrichten, die aktuell und gesellschaftskritisch sind.

Ich bin diesem Buch verfallen und kann es kaum erwarten, den zweiten Band zu lesen.

Bewertung vom 29.11.2020
Auf silberner Fährte / Reckless Bd.4
Funke, Cornelia

Auf silberner Fährte / Reckless Bd.4


ausgezeichnet

Monate lang hatten Jacob und Fuchs nach Will, Jacobs Bruder, in den Tiefen des Ostens der Spiegelwelt gesucht. Erfolglos, aber nie fühlten sie sich glücklicher. Doch als Fuchs eine Spur findet und die beiden kurze Zeit später auf die verschollene Gruppe um Will treffen, führt sie der Weg nach Nihon und auf die Fährte der Erlelfen, denen Jacob und Fuchs nicht entkommen können.

"Reckless 4 - Auf silberner Fährte" von Cornelia Funke ist wohl eins der meistersehnten Neuerscheinungen des Jahres - zurecht. Fünf Jahre mussten die Leser auf eine Fortsetzung der Märchenadaption aller Märchenadaptionen warten. Und man wird nicht enttäuscht: Wie eh und je schreibt Cornelia Funke wohlklingend und fordernd zur selben Zeit. Zeit ist das Stichwort: Ihr dichter Erzählstil lässt den Leser abtauchen, sich entschleunigt der Handlung, der Welt und ihrer Gestalt hingeben. Die Geschichte lässt sich nur genießen, wenn man sich Zeit nimmt - das ist essentiell und wohltuend. So spürt man die Bänder zwischen den Figuren, die sich so schön lebendig anfühlen, förmlich und leidet mit ihnen mit. Denn Leid gibt es viel, als auch tiefgreifende Wendungen und Offenbarungen in der Handlung, die überraschen und überwältigen. Im Gegensatz zu dem Vorgänger "Das Goldene Garn", der viele Parallelhandlungen aufwies, lässt sich in diesen Band leichter einsteigen. Auch waren die Geschehnisse plausibel.

Die bereits bekannten Charaktere kamen wieder charmant um die Ecke, doch auch Hideo und weitere neue Bekannte konnten mich bezaubern. Mit dem Fremdenführer gewinnt man einen Freund, der voller eigener Geheimnisse steckt und trotzdem nahbar wirkt. Auch die Idee seiner Fähigkeit finde ich faszinierend und sehr fantasievoll gelöst.

Einziger Kritikpunkt: Die Märchenkomponente, die diese Welt eigentlich auszeichnet, kommt viel zu kurz. Nihon wird schön und authentisch geschildert. Aber die japanische Mythologie und Japans Märchen hätte man noch mehr miteinbauen können. Ebenso verhält es sich mit den persichen Märchen.

Gepaart mit intensiven, hochemotionalen, packenden Szenen und dem fesselnden Schreibstil Funkes konnte mich dieser vierte Band überzeugen. Und mit Sehnsucht erwarte ich den fünften Band!