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melange
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Insgesamt 903 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2014
D'Urbano, Valentina

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung


gut

Trostlos, gnadenlos! Hoffnungslos?

Zum Inhalt:
Die junge Beatrice beschreibt ihr Aufwachsen in einer Armensiedlung Italiens und das Verhältnis zu Alfredo, dessen Beerdigung titelgebend für diesen Roman ist.

Zum Cover: Ein Aufbruch in ein (besseres) Leben, zwar noch in schwarz und ohne Schuhe, dafür aber mit gepackter Reisetasche und lackierten Fußnägeln. Dieses Cover trifft die Gefühle der Hauptprotagonistin sehr gut.

Mein Eindruck: Im Klappentext erfährt man, dass die junge Autorin in einem ähnlichen Viertel wie die Personen ihres Romans aufgewachsen ist. Daher verwundert nicht, dass sie Sprache und Umgebung treffend wiedergeben kann. Sie versteht es zu zeigen, dass auch unter widrigen Umständen Würde und Geborgenheit in einer Familie vorherrschen können und Ehrgefühl kein Privileg der gutbürgerlichen Schicht ist.
Leider tun sich dennoch einige Ungereimtheiten auf: Woher haben Beatrice und Alfredo das Geld, um sich das Bier und Haschisch zu leisten, welches sie dauernd konsumieren? Warum sieht Beatrice keine andere Möglichkeit als Schläge, Kratzen, Beißen und Treten, um Alfredo ihre Zuneigung zu zeigen? Schließlich sind ihre Eltern zwar arm, gehen aber zumeist liebevoll mit dem Nachwuchs um. Ganz im Gegenteil zu Alfredos Familie, - dieser jedoch bedenkt Beatrice mit vielen Schimpfworten, bleibt aber (bis auf eine sehr unrühmliche Ausnahme) gewaltfrei und bestraft sich lieber selbst. Hier zeigt sich auch das Manko einer Ich-Erzählerin: Wenn sich Beatrice so gut gegenüber den Lesenden erklären kann, warum schafft sie dieses dann nicht ein einziges Mal bei Alfredo?
Die ganze Erzählung gerät sehr trist und reiht ein unangenehmes Erlebnis an die nächste Prügelszene, eine Beschimpfung an den nächsten Entzug, einen Rückfall an die Beschreibung von Dreck; nur unterbrochen von einem kurzen Ausflug ans Meer und einiger Bastelstunden, die etwas Freude am Leben bereiten.
Glücklicherweise beschließt Beatrice zum Schluss den Abflug in ein anderes Leben, sonst hätte diese doch so dunkle Geschichte eine wahre Herausforderung für suizidgefährdete Zeitgenossen werden können.

Fazit:
Es wird Trauer sein und Schmerz. Für mich zu viel davon. Taschentücher bereithalten oder einen Eisblock ums Herz legen.

3 Sterne

Bewertung vom 08.02.2014
Sullivan, J. Courtney

Die Verlobungen


sehr gut

Ein Diamant für die Ewigkeit

Zum Inhalt:
Fünf einzelne Geschichten - um eine Werbetexterin, ein älteres Paar, dessen Sohn sich scheiden lassen will, einen Violinvirtuosen und seine französische Freundin, eine sozial engagierte Frau mit schwulen Freunden und einen desillusionierten Krankenwagenfahrer, welcher um das wirtschaftliche Überleben seiner Familie kämpft - werden über einen Zeitraum von 65 Jahren für sich erzählt, um zum Schluss ineinander verwoben zu sein. Grundthemen sind dabei Diamanten (abstrakt als Slogan und konkret als Ringbestandteil) und Beziehungen, die starten, zerbrechen, gelebt und erkämpft werden.

Zur Aufmachung:
Titel und Cover passen zwar zusammen, sind aber für die Geschichten falsch gewählt. Eigentlich dreht sich alles um den Jahrhundert-Werbeslogan "A diamond is forever" und kaum um Verlobungen. Gut gefallen jedoch das Lesebändchen und der hochwertige Druck.

Mein Eindruck:
Mit großer Lässigkeit entwirft die Autorin ihre Geschichte um Beziehungen vieler Amerikaner und dreier Franzosen. Bewundernswert dabei die Art und Weise, wie sie sich den höchst unterschiedlichen Zeiten anpasst, in denen ihre Personen agieren: Egal ob ledige Frauen 1955 in Golfclubs unerwünscht sind, Scheidungen für die Eltern im Jahr 1972 undenkbar erscheinen oder 2012 Homoehen erlaubt sind, - J. Courtney Sullivan findet die richtigen Worte. Und obwohl sie die Leser lange im Unklaren über die Konstellationen der Figuren zueinander lässt, fügt sich zum Schluss alles ineinander wie ein gut berechnetes Uhrwerk. Das Schönste dabei ist zu merken, dass man bei sehr aufmerksamen Lesen schon früher auf einige Zusammenhänge hätte kommen könne, wenn man auf Vornamen, Eigenarten und Orte der Teilgeschichten geachtet hätte. Das Einzige, was man der Geschichte zum Vorwurf machen kann, ist ihr Dahinplätschern ohne große Dramatik...
... aber so ist das Leben ja größtenteils: Ein langer, ruhiger Fluss mit ein paar Stromschnellen.

Fazit:
Bitter, süß und strahlend, wie die Liebe und ein Diamant

4 Sterne

Bewertung vom 12.01.2014
Arendt, Judith

Unschuldslamm / Schöffin Ruth Holländer Bd.1


sehr gut

Ehrenamt und Ehrenmord

Zum Inhalt:
Die geschiedene Klein-Unternehmerin Ruth Holländerin wird kurz vor ihrem 50. Geburtstag als Schöffin berufen. Obwohl sie sich mit Tochter und Führung des Restaurants genug ausgelastet fühlt, fügt sie sich schnell in ihre neue Aufgabe ein. Ihr erster Prozess behandelt den Mord an einer 16jährigen Kurdin, die in ihrer Heimat verlobt wurde. Tatverdächtiger ist der Bruder des Mädchens.

Cover und Titel:
Leider zu nichtssagend und nicht wirklich treffend. Mit viel Phantasie lässt sich das Gebäude als Hütte in ländlicher Umgebung sehen und der Titel könnte in dem Sinne interpretiert werden, dass ein Lamm (wie das Lamm Gottes) zum Wohle aller auf die Schlachtbank geführt wird. Auch hier bleibt Spielraum: Das Mädchen mit ihrer Zwangsheirat oder der Bruder, der sich - wenigstens zu Beginn des Prozesses - nicht ernsthaft verteidigt. Selbsterklärend ist weder das eine noch das andere.

Mein Eindruck:
Abgesehen von dem unpassenden Cover liefert Frau Arendt einen sehr guten deutschen Kriminalroman mit viel Tiefe und ohne blutrünstige Phantasien. Dabei schafft sie es nicht nur, ihre Geschichte von einer möglichen Zwangsheirat einer jungen Kurdin über die Darstellung des Zusammenlebens mit pubertierenden Kindern, den alltäglichen Problemen einer kleinen Geschäftsfrau bis hin zu den Vorgängen hinter den Kulissen eines Strafprozesses glaubhaft darzustellen. Ihr gelingt das Kunststück, eine Frau in mittleren Jahren zu zeigen, die patent allen Problemen trotzt, welche sich ihr in den Weg stellen. Weder ist sie Alkoholikerin noch krank, die privaten Probleme bewegen sich im "üblichen" Rahmen, - was für eine Wohltat nach den ganzen kaputten Typen, die in der letzten Zeit die Krimilandschaft aufmischen.
Aber nicht nur die Hauptperson, auch ihr Kosmos wachsen den Leser schnell ans Herz: Familienmitglieder, Kollegin, Händler des Großmarkts und die Mitstreiter am Gericht, - alle plastisch und echt! Zusätzlich gefällt die differenzierte Darstellung der mit dem Fall verbundenen Personen. Judith Arendt vermeidet bloße Effekthascherei und springt auf keinen Zug auf. Ihre Figuren sind nicht schwarz oder weiß, sondern agieren allesamt in Graubereichen. Die Kulturkreise dienen zwar als Grenzen, werden aber nicht als feste Mauern interpretiert, sondern können aufgeweicht werden, - manchmal wider das Herz oder die Vernunft.

Fazit: Lebensnah geschildert, gerne mehr davon.
4 Sterne

Bewertung vom 12.01.2014
Glaesener, Helga

Die Hexe und der Leichendieb


sehr gut

Liebe und Intrigen im Mittelalter

Zum Inhalt:
Sophie, unglückliche Ehefrau des Burgherren Marsilius, verhilft einem verurteilten Mörder kurz vor dessen Hinrichtung zur Fluch und gerät daraufhin in einen Strudel von Intrigen um Geld, Liebe, Hexenglauben und Politik.

Zum Cover:
Es wird zwar klar, dass der Roman im Mittelalter spielt, leider sind aber weder "Hexe" noch "Leichendieb abgebildet, welche beide als blond und - im Falle des Leichendiebs durch die Folter schwer mitgenommen geschildert werden. Das ist ein Problem, das sich immer wieder an Einbänden kritisieren lässt: Warum macht sich niemand die Mühe, sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen und diesen im Cover widerzuspiegeln?

Mein Eindruck:
Besonders gut gefällt, dass sämtliches "Hexenwerk" entlarvt und aufgeklärt wird, die Prozesse jedoch stattfinden und die Urteile vollstreckt werden. So kombiniert sich damaliger Aberglaube perfekt mit heutigem Wissen. Die Geschichte um Sophie ist spannend und vielfältig gesponnen: Ein bisschen Kriminalroman, etwas Erotik, viel Geschichte und noch mehr Liebe, dazu ein guter Schuss Humor und Entsetzen, wenn Folter, Söldnerleben und Hexenmissetaten geschildert werden. Durch diese Vermischung der Genres kommt keinerlei Langeweile auf und die Story bleibt immer im Fluss.
Glücklicherweise stattet Frau Glaesener alle Charaktere mit unterschiedlichen Eigenschaften aus, so dass selbst "die Bösen" etwas Verständnis beim Leser erwarten dürfen und "die Guten" nicht unfehlbar sind. Ein Aspekt ihrer Hauptperson hat mich jedoch gestört: Das dauernde Gejammer "wie kann er mich lieben, so wenig hübsch wie ich doch bin", - das erinnert fatal an "er ist so wundervoll und ich nichts wert" und bringt mich immer wieder auf die Palme. Vor allem deshalb, weil sich sogar zwei Männer fast um Kopf und Kragen bringen, um die Gunst der holden Maid zu erlangen und diese sich sonst höchst emanzipiert und mit eigenem Willen ausgestattet zeigt.

Fazit:
Eine spannende und farbenfrohe Sicht auf das Leben im 30jährigen Krieg mit Aspekten von Schlacht und Frieden.
4 Sterne

Bewertung vom 02.01.2014
Hill, Antonio

Der einzige Ausweg / Héctor-Salgado-Trilogie Bd.2


sehr gut

Der Fluch der bösen Tat

Zum Inhalt:
Nach dem Selbstmord einer Angestellten stellt Hector, der ermittelnde Kommissar, Zusammenhänge zu dem erweiterten Selbstmord eines Kollegen der Frau her. Bei seinen Recherchen bemerkt er, dass der Grund für die Todesfälle in der Firma zu finden ist. Neben dieser Hauptgeschichte thematisiert Antonio Hill das spurlose Verschwinden von Hectors Frau, welches eine schwangere Kollegin Hectors zu ergründen sucht.

Zum Cover:
Im ersten Moment wirkt das Cover wie ein stilisierter, geöffneter Mund, der alles zu verschlingen sucht. Beim zweiten Hinsehen entpuppt es sich als Blick in die Nacht, - hinauf aus dem Innenhof eines hohen Hauses. Diese Hintergründigkeit findet sich ebenfalls in dem Krimi wieder.

Mein Eindruck:
Antonio Hill gelingt das Kunststück, seine Polizisten menschlich und problembehaftet darzustellen, ohne mit dieser Darstellung zu nerven. Besonders gefällt dabei, dass zum Schluss des Buches zwar die Hauptgeschichte aufgeklärt ist, einige Nebenkriegsschauplätze jedoch der weiteren Bearbeitung bedürfen. Das Ende des Buchs ist dabei ein gigantischer und genialer Cliffhanger, der bestimmt zum Kauf des nächsten Buches animiert.
Die Einteilung der Kapitel in die grobe Struktur von handelnden bzw. behandelten Personen mit zusätzlicher Unterteilung in üblicher Nummerierung verführt zum Weiterlesen, um wenigstens einen Gesichtspunkt abschließen zu können.
Der flüssige Schreib- und Erzählstil tut sein Übriges zu dem Umstand, dass man das Buch - einmal angefangen - ungern aus der Hand legt. Das Einzige, was es zu bemängeln gibt, ist, dass Barcelona so gut wie keine Erwähnung im Roman findet, ganz im Gegensatz zum Umland und den wirtschaftlichen Problemen Spaniens, die ungeschminkt und ehrlich thematisiert werden. Dieses führt zu Verständnis für die Gefühle und Handlungen sämtlicher Figuren, - Haupt- wie Nebendarstellern.

Fazit: Eine Charakterstudie eingebunden in Spaniens Vergangenheit und Gegenwart, in der fast jeder den Preis für sein Verhalten zahlen muss.

4 Sterne

Bewertung vom 15.12.2013
Szrama, Bettina

Horrormüll (eBook, ePUB)


gut

Zwischen meisterhaft und nicht ganz gelungen

Zum Inhalt: Zehn Kurzgeschichten handeln - manchmal mehr, manchmal weniger gelungen - vom Miteinander der Menschen mit der Natur und ihresgleichen und den Folgen, die schlechtes Verhalten haben kann.

Zum Cover: Zuerst wirkt die Szenerie friedlich mit einem Vogelschwarm auf einem Baum. Sieht man jedoch genauer hin, erkennt man, dass der Baum nur noch ein Gerippe ohne Blätter ist.

Mein Eindruck: Zehn Geschichten, die durch einen flüssigen und erzählgewaltigen Schreibstil sehr schnell und gut lesbar sind. An einigen Stellen hätte das Lektorat genauer hinsehen sollen: "Gerecht" hat beispielsweise nichts mit Rache zu tun. Die Kurzgeschichten selbst sind von unterschiedlicher Güte: Am besten haben mir die Stories gefallen, die in den Bereich der gedanklichen oder lebendigen Fantasy fallen, also sich mit Mensch, Tier oder göttlichen und teuflischen Wesen befassen. Hier werden oft die Herzen der Lesenden berührt und der Fantasie der Autorin gebührt dafür höchstes Lob. Leider fallen dahingegen die Geschichten, bei denen sich Frau Szrama an technischen Spielzeugen versucht, dagegen stark ab. Diese sind nicht bis zum Ende durchdacht (Stichwort: der verrückte Verleger) und beinhalten logische Fehler: (Achtung, inhaltlicher Spoiler!): Beispielsweise bewirkt ein Auto - nach Aussage des Verkäufers - viel Unglück im Autohaus und bei sämtlichen Käufern, später soll es seinen Unmut ausschließlich an der Familie eines bestimmten Menschen ausgelassen haben und im Grunde seines Motors ein ganz sympathisches Gefährt sein. (Spoiler Ende). Doch glücklicherweise sind die Erzählungen eindeutig in der Überzahl, die nicht nur für angenehme (wenn auch nicht vergnügliche) Lesestunden sorgen, sondern immer auch eine Moral von der Geschichte beinhalten, und sei es nur die, dass jeder aus seinem Leben das Beste machen sollte, ohne das Glück der Umgebung aufs Spiel zu setzen, - egal, ob menschlich, tierisch oder natürlich.

Fazit: Was Du nicht willst, dass man Dir tu.... in sehr passabler Ausführung

3 Sterne

Bewertung vom 11.12.2013
Stein, Jesper

Unruhe / Kommissar Steen Bd.1


sehr gut

Nacht in Kopenhagen

Zum Inhalt: Während der Unruhen wegen des Abrisses eines Jugendzentrums in Kopenhagen wird ein Mann ermordet. Da dieses Verbrechen politische Dimensionen annehmen könnte, wird dem erfahrenen, aber unkonventionellen Ermittler Axel Steen ein korrekter Beamter zur Seite gestellt. Zusammen mit Personal einer Spezialabteilung der dänischen Polizei ermitteln sie Zusammenhänge, die Tat klärt Axel jedoch ohne die Kollegen auf.

Zum Cover: Eine schäbig leuchtende Straßenlaterne gibt ein dämmriges Licht ab. Diese diffuse Stimmung und die schlechte Sicht finden sich gut im Krimi wieder.

Mein Eindruck: Ich würde mir wirklich einen skandinavischen Ermittler wünschen, der gesund in intakten Familienverhältnissen lebt, - aber auch in "Unruhe" bleibt dieser Wunsch unerfüllt. Die Hormone Axels führen zu diversen Verwicklungen in Beruf und Privatleben: Er hatte eine sexuelle Beziehung zur Ehefrau des Opfers und würde diese gerne wieder aufleben lassen. Zusätzlich ist der Chef der beteiligten Polizeigruppe mit Axels Frau liiert, - viel Zündstoff für leicht erregbare Beamtenseelen. Diese vielen privaten Fallstricke und die daraus resultierenden Alleingänge lassen auch den Leser spüren, wie sehr Axel seine Mitmenschen und Kollegen nervt. Der Kriminalfall kommt nur langsam in Schwung, - den komplizierten Charakteren und dem Umstand "erster Band einer Serie" geschuldet. Personen werden eingeführt, Konflikte dargestellt und die ersten 100 Seiten ziehen sich wie Kaugummi. Wenn der Boden jedoch bereitet ist, vergeht der Rest der Story wie im Flug. Besonders gefällt dabei die differenzierte Darstellung der Personen auch außerhalb der Polizei, die während der Geschichte nicht nur Charakter zeigen, sondern sogar eine Wandlung durchmachen dürfen und damit für einige Überraschungen sorgen. Dadurch bietet sich ein interessanter Ausblick auf die kommenden Fälle.

Fazit: Der erste Fall sollte nicht der letzte sein.

4 Sterne

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2013
Kristný, Gerður

Die grüne Bluse meiner Schwester


weniger gut

Familienleben auf isländisch

Zum Inhalt: Die junge Isländerin Frida beschreibt ihr Familienleben und die Klippen, die es im Zusammensein mit Eltern, Schwester und Neffen zu Umschiffen gilt. Besonders traurig wird das Fehlen des Familienzusammenhalts, als der Vater stirbt.

Zum Cover: Ein fröhliches Grün dominiert und gaukelt Wärme und Zufriedenheit vor, die sich innerhalb der Buchdeckel nicht finden lassen.

Mein Eindruck: Kurz vor Schluss schreibt die Autorin einen perfekten Satz: "Die Geschichte zog sich ganz schön in die Länge." Treffender lässt sich dieses Buch fast nicht beschreiben. Wenn das "typisch isländisch" sein soll, ist "typisch isländisch" nichts für meinen literarischen Gaumen. Humor, Lebensfreude und Menschen, die einem ans Herz wachsen oder deren Lebensweg interessieren könnte, - all das fehlte mir bei diesem Roman.
Gerdur Kristny lässt die Ich-Erzählerin Frida mit der Beerdigung ihres Vaters beginnen. Frida beschließt, ihren Job zu kündigen, um "irgendetwas" anzufangen und dieses Gefühl lässt einem bei dem ganzen Buch nicht los. Es wirkt "irgendwie" dahingeschrieben, abwechselnd in der Gegenwart, in der sich Frida als Journalistin versucht und der Vergangenheit, die einige unzusammenhängende, nicht in chronologischer Reihenfolge und eher weniger als mehr spektakuläre Szenen aus dem Familienleben enthält. Die Figuren sind dabei so farblos, langweilig und unsympathisch dargestellt, dass ich mir bei keiner die Mühe machte, sie mir ernsthaft vorstellen zu wollen. Die fremdklingenden Namen führten zusätzlich zu einem Stocken im Lesefluss, was jedoch für die aufkommende Langeweile unerheblich war. Es reihten sich einfach zu viele Belanglosigkeiten an unangenehme Vorfälle und erst zum Schluss kam etwas Schwung in die Geschichte, - für meinen Geschmack eindeutig zu spät.

Fazit: Die grüne Bluse spielt genauso wenig eine Rolle in dem Buch wie dieses für mich.

2 Sterne für das gelungene Ende

Bewertung vom 17.11.2013
Föhr, Andreas

Schafkopf / Kreuthner und Wallner Bd.2


ausgezeichnet

Liebe?

Zum Inhalt: Polizeimeister Kreuthner ist Zeuge des Mordes an Stanislaus Kummeder und deckt daraufhin mit seinen Kollegen nicht nur diese, sondern einige zum Teil in der Vergangenheit liegende Straftaten auf.

Zum Cover: Ein tränendes Herz, - in diesem Buch geht es viel um Liebe und die traurigen Aspekte, die sie mit sich bringen kann. Vor allem dann, wenn sie falsch interpretiert und gelebt wird. Daher ist dieses symbolhafte Cover sehr passend gewählt.

Mein Eindruck: Andreas Föhr springt - wie schon im Prinzessinnenmörder - zwischen zwei groben Zeitebenen: Der des Mordes an Kummeder und der des titelgebenden Schafkopfspiels, welches zwei Jahre zuvor letztendlich die Ursache für eine Reihe von Verbrechen bildet. Dabei gibt der Autor seinen Figuren so differenzierte Züge, dass nicht nur die Beweggründe seiner Opfer nachzuvollziehen sind, sondern auch für die Taten teilweise Verständnis aufgebracht werden kann. Besonders gelungen sind die Beschreibungen der männlichen Hinterwäldler, die die Frauen in ihrer Umgebung mehr als Besitz denn als Lebenspartnerin oder Familienmitglied sehen und dementsprechend mit ihnen verfahren.
Zum Glück besteht der Krimi aber nicht nur aus dieser deprimierenden Form der "Liebe", sondern beleuchtet auch eine Seite, bei der der Humor nicht zu kurz kommt. Garanten dafür sind - neben Kreuthner - Kommissar Wallner und dessen Großvater. Die Herren sind nicht nur pfiffig im Privatleben und Beruf, sondern im Umgang mit dem anderen Geschlecht zwar nicht immer sattelfest, dafür umso liebenswerter.
Die gesunde Ausgewogenheit von Milieustudie, dunklen Seiten der besitzergreifenden Liebe, eigenwillige Auslegung von Recht und Gesetz, (Ganoven)ehre und polizeilicher Arbeit führt dazu, dass diese Geschichte gerne ohne Unterbrechung verfolgt wird und man sich ausgezeichnet unterhalten fühlt.

Fazit: Uneingeschränkt gelungen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.