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S.
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Berlin

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Insgesamt 1123 Bewertungen
Bewertung vom 02.02.2021
Alderton, Dolly

Gespenster


sehr gut

Nina hat den Job als Englischlehrerin aufgegeben und schreibt einigermaßen erfolgreiche Kochbücher. Eine Eigentumswohnung in London zahlt sie ab und könnte zufrieden sein, wenn ... ja, wenn sie endlich Mann und Kinder und somit ein erfolgreiches Leben hätte. Denkt sie. Sie ist es leid, von ihren verheirateten Freundinnen mit Kind und Haus und auf unzähligen Junggesellinnenabschieden geringschätzig behandelt zu werden. Online-Dating ist jetzt angesagt. Und mit Max landet sie einen genialen Treffer!
Wir begleiten also die etwas über 30-jährige, torschlussgeplagte Nina ein Jahr lang, lernen ihre Freundinnen und den Ex-Freund sowie skurrile Nachbarn kennen, ebenso ihre Eltern und auch die Geschichte zu ihrem zweiten Vornamen.
Dolly Alderton beschreibt die vielschichtigen Sorgen und Nöte ihrer Nina, lässt den Leser an deren Gedanken zu Gleichberechtigung, Rücksichtnahme und Zusammenleben teilhaben, Prioritäten neu ordnen. Man gewinnt einen detaillierten Einblick in die Welt dieser Frau auf der Suche nach sich selbst. Unaufgeregte Lektüre, entspannend zu lesen.
Roman aus dem Englischen von Eva Bonné. Verlag Atlantik, ein Imprint von Hoffmann und Campe.

Bewertung vom 01.02.2021
Klee , Julia

Von riesengroß bis klitzeklein


weniger gut

Schön bunt kommt das Buch von Sabine Rothmund und Julia Klee aus dem Esslinger Verlag auf wertigem Papier daher. Zoom-Bilderbuch wird es genannt. Ein detailreicher Wiesenausschnitt macht Freude, schön groß sind Blumen und Insekten zu sehen. Das kann man sich gut vorstellen. Mittendrin dann eine Kuh laut Text, sie soll herangezoomt erscheinen. Erklärungsbedarf für die Kleinen! Auch sieht das Tier aus wie eine Ziege bzw. ein Schaf. Plötzlicher Ortswechsel: das Meer. Der Sinn der im Wasser treibenden Milchpackung wird zunächst nicht klar, kleine Fische / Riesenpackung? Vielleicht wäre ein Zoomkreis um die Gegenstände hilfreich. Wieder folgt ein unerklärter Ortswechsel... .
Eigentlich eine schöne Idee, Kontraste und verschiedene Betrachtungsweisen aufzuzeigen. Auch Umweltverschmutzung ist ein wichtiges Thema. Etwas mehr Text hätte uns gefallen, aber in der vorliegenden Form mochten weder meine Kindern noch ich das Buch, den versprochenen Spaß hatten wir nicht. Ausserdem riechen die Seiten unangenehm. Schade.

Bewertung vom 01.02.2021
Bagci, Tarkan

Die Erfindung des Dosenöffners


ausgezeichnet

Es beginnt wie im Song „Lemon Tree“: ein junger Mann langweilt sich im Nirgendwo, genialerweise kreiert der einen Hit. Nur dass hier ein wenig engagierter freier Lokalreporter auf der Suche nach einem spektakulären Zeitungsartikel ist. Hühnerzüchter? Kegelclub? Ernsthaft? Er ist auf der Suche nach DER Story. Um an eine vermeintlich gute zu kommen, geht er eine ungewöhnliche Allianz ein. Der magische Satz: Anette hat ein Geheimnis!“ setzt eine faszinierende Geschichte in Gang.
Gekonnt locker und leicht schreibt Tarkan Bagci Sätze über eine
Kaffeemaschine ( ...unsere fleißigste Mitarbeiterin) oder gesteht einem Kühlschrank eigene Gedanken zu. Ernsthaft wird der Ton bei einer Sache, die alles verändert.
Eine überraschende Erzählung, tiefgründiger als erwartet, aber sehr gut zu lesen.
Empfehlenswertes aus dem Ullstein Verlag.

Bewertung vom 29.01.2021
Folbigg, Zoe

Dein erster Blick für immer (eBook, ePUB)


sehr gut

In den Bahn-Mann verliebt sich Maya sofort, es ist Liebe auf den ersten Blick. Aber wie kann sie den tollen Typen auf sich aufmerksam machen? Etwas vor seiner Nase fallen lassen? Einen Kuchen verschenken? Nein ... . Dabei ist Maya sonst sehr kreativ und ideenreich. Ihren Job bei einem Modemagazin macht sie gut, stellt gekonnt „Outfits of the day“, zusammen, ist auch beliebt, nur bei der neuen fiesen Chefin nicht. Der nötige Biss und eine gewisse Kaltschnäuzigkeit fehlen ihr. Und Macarons wollen ihr zunächst auch nicht gelingen.
Bahn- Mann James hat ebenfalls so einige Probleme, vor allem aber hat er eines: eine Freundin. Er ist nicht interessiert.
Zoë Folbigg stellt verschiedenste Charaktere vor, zu den o.g. kommen betrügerische, flippige, mobbende oder verständnisvolle Figuren - wie im echten Leben eben. Mehr oder weniger sympathisch, aber gut vorstellbar.
Das Ende ist keine Überraschung, auf dem Weg dorthin wird man aber gut unterhalten.
Roman aus dem Englischen von Sabine Schilasky, verlegt von Lübbe.

Bewertung vom 28.01.2021
Wiggs, Susan

Die Buchhandlung zum Glück (eBook, ePUB)


sehr gut

Natalie muss den Tod ihrer Mutter und ihres Freundes verkraften. Natürlich trauert sie, leidet unter dem Verlust. Beim Aufräumen des Medizinschrankes lernt sie ungeahnte Seiten der Verstorbenen kennen. Bei Durchsicht der Kontobücher des geliebten Buchladens ebenso. Im Job schiebt sie Frust, bekommt für Selbstaufopferung keine Anerkennung, „nur“ ein hohes Gehalt und Sicherheit, sie verbessert ständig heimlich Fehler einer miesen Kollegin - warum? Wie wäre es mit einer Aussprache gewesen?
Weiteres Problem: voranschreitende Demenz des Großvaters Andrew, der gern in der Vergangenheit versinkt und von einem im Haus versteckten Schatz redet. Logische Schlußfolgerung für Natalie: der hochverschuldete und marode Buchladen wird gehalten.
Was für ein Glück, dass der bestellte Handwerker einen „Körperbau von Michelangelos David“ aufweist. Haben meine nie. Ab jetzt wendet sich das Blatt, die Geschichte wird unterhaltsam.
Susan Wiggs beschreibt anschaulich, mit welchen Problemen Buchhändler nicht nur in anderen Ländern zu kämpfen haben, besonders die kleinen Läden haben es schwer. Glaubt man ihr sofort. Ihr romantischer Roman mit etwas zu idealistischen Figuren ist also nicht nur ein Plädoyer für „Sei du selbst“ oder „Lesen ermöglicht wunderbare Erlebnisse“, sondern auch für den Besuch einer Buchhandlung vor Ort. Wenn möglich.
Nette Unterhaltung von HarperCollins.

Bewertung vom 25.01.2021
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Erzählt wird die Geschichte von Evas Familie und ihrer Spielzeugproduktion.
Rückblick: 1910 war Sonneberg die größte Spielzeugmetropole. Viele Heimarbeiter fertigten unter härtesten Bedingungen Teile für Puppen; es gab Augeneinsetzer, Perückenmacher, Puppenfriseure, Schuhmacher, Gelenkmacher, Stimmenmacher, Drücker. Leichter wurde es 1929, es gab Elektrizität und einen Fernsprechapparat... . Die Langbeins bauten unter Schwierigkeiten eine kleine Spielzeugfabrik auf. Krieg, Zerstörung, nötige Tauschgeschäfte erschwerten die Produktion. Materialsorgen in den 70ern führten u.a. dazu, dass liegende statt stehende Tiere produziert wurden: die brauchten weniger Draht. Staaatlich eingefrorene Preise bescherten weitere Probleme. Als brutaler Tiefpunkt des Ganzen: Enteignung, Verstaatlichung... .
Eva war in den 70er Jahren in der DDR Spielzeugtesterin im Kindergarten der Spielzeugfabrik Sonneberg. Da gab es Schweinchen im Matrosenanzug, Tretautos, Puppenwaschmaschinen oder mechanische Baufahrzeuge. Die Langbeins aber wurden schikaniert, die Fabrik runtergewirtschaftet, Insolvenz war die Folge.
Jetzt, 2019, möchte eine Erbengemeinschaft Hinterlassenschaften ordnen. Cousin Jan, Iris aus dem Westen und eben Eva treffen sich, um das alte Haus auszuräumen. Sie graben in Erinnerungen und finden mehr als nur Erinnerungsstücke. Die eigentlich entfremdeten Familienmitglieder stöbern gemeinsam, reden über Vergangenes und wissen Dinge nicht oder nicht richtig zuzuordnen. Im jeweils folgenden Kapitel erfolgt der Schritt in die zurückliegende Zeit und die Erklärung für die besprochenen Stücke. Oft anders, als es scheint. Manche Irrtümer sind unglaublich. Der fremde Mann in Mamas Bett ...
Andere sich erbberechtigt Wähnende tauchen auf und melden Ansprüche an.
Kati Naumann hat ein wunderbares Buch geschrieben. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die Aufarbeitung einer interessanten Familiengeschichte ist nicht nur unterhaltsam, sondern auch ein lesenswertes, erhellendes Stück Zeitgeschichte.
Verlegt von Harper Collins und von mir sehr gern gelesen.

Bewertung vom 22.01.2021
Johannson, Lena

Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung / Jungfernstieg-Saga Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die blauen Dosen mit der weißen Schrift sind wohl in fast jedem Drogeriemarkt zu finden, und das nicht nur hierzulande. Die Firma Beiersdorf, die dahinter steht, gibt es schon lange. Einen großen Aufschwung und breiten Bekanntheitsgrad erreichte sie durch Oscar Toplowitz, der sich 1890 erst in das Unternehmen einkaufte, es dann wenig später übernahm. Er erneuerte die Produktion, setzte produktive Maschinen ein, erbaute ein weiteres Fabrikgebäude und schaffte für seine Angestellten bessere Arbeitsbedingungen. Damit machte er sich rasch unbeliebt bei einigen eingesessenen Unternehmern. Anfeindungen, Verleumdungen und Sabotage blieben nicht aus. Hier kommt seine Frau Gertrud Troplowitz, genannt Gerda, Apothekerstochter aus Posen, ins Spiel. Sie erkämpft nicht nur die Anerkennung des Hauses bei den Bürgern Hamburgs, sondern schmiedet eine ungewöhnliche, aber hilfreiche Allianz mit zwei anderen Frauen. Wie? Das ist nachzulesen in dem abwechslungsreichen Roman von Lena Johannson. In Anlehnung an historische Gegebenheiten begleiten wir die Troplowitzˋ durch Höhen und Tiefen, erfahren ein wenig über die Cholera 1892 und die Rechtlosigkeit der Frauen, auch über Bürgerrechte, Werbestrategien und mehr. Fakten und Erfundenes werden zu einer kurzweiligen Geschichte verwoben.
Unterhaltsames aus dem Aufbau Verlag.

Bewertung vom 19.01.2021
Bennett, S J

Das Windsor-Komplott / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.1


sehr gut

Eine Geschichte über eine ganz andere Seite der allseits bewunderten Queen. Was man nicht ahnte: Sie kennt Flugzeugtypen, sorgt sich herzerwärmend um ihre Bediensteten, tanzt. Ein tolles Gedankenspiel von S. J. Benett, die unbekannten Eigenschaften von Lilibet auszuplaudern. Sie wandelt nämlich auf kriminalistischen Spuren! Das darf aber nicht zum MI5 oder 6 vordringen, die Herren könnten gekränkt sein. Alle anderen sind ihrer Majestät jedoch unglaublich ergeben, sind so loyal, respektvoll und opferwillig wie z. B. Sir Simon (mit Freuden gäbe er sein Leben, um sie zu retten ... ). Akribisch werden Spuren untersucht, Fakten zusammengepuzzelt. War es wirklich ein Oligarch, Diktator oder gar ??? All das beschäftigt die Queen neben ihren vielfältigen und umfangreichen Pflichten.
Die Auflösung des Rätsels muss gelingen, immerhin ist ihre Hoheit klug, aufmerksam, bescheiden, rücksichtsvoll, einfach ... genial.
Nicht ganz ernst zu nehmender Kriminalroman, aus dem Englischen übertragen von W. Löcher-Lawrence, Knaur Verlag.

Bewertung vom 18.01.2021
Flanaghan, Molly

Der Tag beginnt mit Mord / Fiona O'Connor Bd.1


sehr gut

Fiona O'Connor hat es sich mit einigen der Dorfbewohner des hübschen Örtchens Ballinwroe an der irischen Westküste verscherzt.
Als sie nach dem Tod der Eltern deren Haus zu einem B&B umbaut, statt wieder nach Dublin zurückzufahren, sieht sie sich vielen Anfeindungen ausgesetzt. Und dann wird auch noch einer ihrer Gäste ermordet aufgefunden! Das ruft die Dubliner Polizei in Gestalt des sympathischen und attraktiven Inspektors Aidan Connolly auf den Plan.
Molly Flanaghan lässt ihren Inspektor mitsamt zu erziehendem Assistenten auf Mörderjagd gehen. Er verdächtigt den Pfarrer mit Geheimnis, die Besitzerin der Pension, auch mit Geheimnis,suspekt ist natürlich auch der unsympathische Bürgermeister; erfolgversprechende Spuren sind zunächst rar. Dann ergibt sich Unerwartetes. Wirklich spannend wird es nun aber immer noch nicht. Auch wenn es zwischendurch menschelt, ein süßer Hundewelpe immer gut ankommt, eine künstlerische Freundin einen fälligen Anschubser gibt, schlussendlich überzeugen konnten mich weder der Weg zur noch die Auflösung des Mordes selbst. Da Conolly noch andere Sachen am Laufen hat, ist eine Fortsetzung zu erwarten.
Kriminalroman aus dem Aufbau Verlag.