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Rebecca1120
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Oranienburg
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bin eine absolute Leseratte; besonders gerne lese ich Krimis, Thriller und historische Romane

Bewertungen

Insgesamt 950 Bewertungen
Bewertung vom 27.05.2019
Sveen, Gard

Die stille Tochter / Kommissar Tommy Bergmann Bd.4


weniger gut

Christel Heinze kommt aus der ehemaligen DDR. Ihr ist 1973 während eines im Ausland ausgetragenen Sportwettkampfes die Flucht gelungen. Erst geht sie nach nach Westdeutschland zu Verwandten und beginnt dann Studium nach Norwegen. Hier verschwindet sie im Dezember 1982 spurlos. 2016 werden in einem See bei Oslo die Überreste einer Frauenleiche gefunden. Handelt es sich dabei um die sterblichen Überreste von Christel Heinze? Tommy Bergmann, beauftragt vom norwegischen Geheimdienst beginnt die Ermittlungen. Ja und die haben es in sich…..
Dieses Buch kann man nicht mal so zwischendurch lesen. Hier ist volle Aufmerksamkeit gefragt. Denn der Autor wechselt in den Kapiteln vielfach die Zeitfenster. Gegenwart wechselt mit Rückblenden und Zwischenblenden. Außerdem ist es mir beim Lesen echt schwergefallen, die vielen handelnden Personen zu unterscheiden. Besser gesagt einzuschätzen: wer lügt, wer ist gut und wer ist böse, wer arbeitet für wen und mit wem zusammen, wer spielt ein doppeltes Spiel. Ich fand das alles recht verwirrend und darum bin ich auch nie so richtig in die Geschichte eingestiegen. Mehrmals wollte ich das Buch bereits beiseitelegen. Dieses Machtgerangel, die Intrigen, die Industriespionage, die Erpressungen und Bestechungen, da kam bei mir nicht wirklich Spannung auf. Dabei hatte mir das Buch „Der letzte Pilger“ von diesem Autor ausgesprochen gut gefallen. Von diesem bin ich enttäuscht. Darum gibt es von mir leider auch nur 2,5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 23.05.2019
Lark, Sarah

Wo der Tag beginnt


ausgezeichnet

Bäckerstocher Ruth Hellwig kennt David Mühlen seid ihrer Kindheit. Doch nun ist sie verliebt, ihn zu heiraten ist ihr einziges Lebensziel. Aber David folgt nur seinem Glauben und eröffnet ihr, als sie mit einem Heiratsantrag rechnet, dass er als Missionar in Indien, Neuseeland oder Australien Menschen zum christlichen Glauben bekehren möchte. Um ihr Ziel schlussendlich trotzdem zu erreichen, macht sie in Berlin eine Schwesternausbildung, um ihm folgen zu können und in der Ferne eine Krankenstation auszubauen. Mit vielen Tricks und Manipulationen gelingt ihr Plan und sie macht sich per Schiff auf nach Neuseeland. Nichts läuft nach Plan und damit beginnt für die bisher vom Leben verwöhnte Ruth ein wahres Abenteuer in dem Land wo der Tag beginnt ….
Ja Ruth, anfangs noch recht naiv und selbstsüchtig, wird vor viele neue, schwierige Aufgaben und Entscheidungen in ihrer neuen Wahlheimat gestellt. Im Gegensatz zu David ist bei ihr der Glaube nicht so stark ausgeprägt und je weiter Davids geistliche Entrückung fortschreitet, um so realistischer wird Ruths Sichtweise, auch was ihr Bild von David betrifft. Kritisch bildet sie sich eine eigene Meinung wie z.B., dass Glaube noch nie einen Krieg verhindert hat. In der Krankenpflege findet sie aber ihre Mission dort in der Fremde. Sie wächst mit ihren Aufgaben, wird zu einer verantwortungsbewussten, mutigen und gerechten Frau. Mochte ich sie anfangs nicht so sehr, hat sich das aber im Laufe der Geschichte stark gewendet.
Aber es gibt noch eine starke, bewundernswerte, streckenweise auch bedauernswerte Frau: Kimi de Whangaroa vom Stamme der Moriori. Sie lebt auf den Chatman-Inseln und wird im Stamm zur Heilerin ausgebildet Ihr Volk ist sehr friedliebend, bescheiden und ihren Ahnen und ihrer Tradition stark verbunden. Das wird ihnen und auch Kimi zum Verhängnis. Denn als friedliebendes, Kampf und dem Blutvergießen ablehnendes Volk haben die Maori mit der Abschlachtung, Unterwerfung und der Versklavung des Moriori-Volkes ein leichtes Spiel.
Die Autorin hat hier wieder ein wunderbar unterhaltsames und damit äußerst lesenswertes Buch geschrieben. Wieder gelingt es ihr den Leser in die damalige Zeit eintauchen zu lassen. Dabei lernt man auch viel über die Traditionen der Ureinwohner, die mir schon recht fremd und nicht immer nachvollziehbar erschienen. Aber interessant ist das allemal. Die Figuren sind so glaubhaft und lebensecht geschildert, dass ich mich selbst am liebsten in Auseinandersetzungen und Ungerechtigkeiten eingemischt hätte. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt und vergebe 5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 20.05.2019
Burton, Tara Isabella

So schöne Lügen


weniger gut

Luise, fast 30, versucht sich in New York ein neues Leben aufzubauen. Doch trotz dreier Jobs kommt sie nur knapp über die Runden. Doch dann lernt sie Lavinia kennen, die in Luises Augen auf der Sonnenseite des Lebens steht. Tut was ihr Spaß macht, kennt keine Geldsorgen, nimmt hemmungslos Alkohol und Drogen zu sich. Luise ist begeistert von Lavinia und möchte gerne zu ihrem Freundeskreis dazugehören.
Die Geschichte ist recht gut ausgedacht. Aber: der Schreibstil der Autorin ist so was von gewöhnungsbedürftig für mich gewesen. Ich habe mich regelrecht durch das Buch gequält. Lesevergnügen sieht anders aus.
Selbst mit der Hauptfigur, Luise, konnte ich mich nicht anfreunden. War sie doch eher wie eine graue Maus geschildert. Hat sich von Lavinias Glamour und Verrücktheit anstecken lassen. Ansatzweise erkennt sie zwar die Falschheit in den übertriebenen Gesten, der exzentrischen Lebensweise, schaltet aber ihren Verstand aus. Sie will einfach dazugehören. Um Lavinia zu gefallen redet sie ihr zu Munde, lügt und betrügt, passt sich dieser Lügenwelt an. Ich frage mich, warum Luise, die ja etliche Jahre älter ist, sich so von Lavinia beeinflussen lässt. Mit fast 30 und von Leben bisher nicht verwöhnt, sollte der Mensch doch schon etwas mehr gefestigt sein.
Keine der Figuren und Handlungen konnte mich einfangen. Die 334 Seiten dieses Buchs bis zu Ende zu lesen, ist mir sehr schwergefallen. Darum möchte ich keine Leseempfehlung aussprechen und vergebe auch nur 2 Lese-Sterne.

Bewertung vom 14.05.2019
Haller, Elias

Der Seelenhirte / Klara Frost Bd.3


ausgezeichnet

Die gesamte Familie des Schafzüchters Rodenberg wird brutal ermordet, die Opfer vom Täter akribisch platziert, ja eigentlich auch dekoriert. Als die Ermittler in das Haus kommen, sind sie von dem Grauen, das sie dort sehen, traumatisiert. Aber Rodenbergs werden nicht die einzigen Opfer bleiben, denn der Seelenhirte muss noch viele „unwürdige“ Menschen einer Prüfung unterziehen und zur Rechenschaft ziehen….
Auch in diesem Krimi ist Klara Frost wieder als Ermittlerin tätig. Sie hat schon eine sehr gewöhnungsbedürftige Art beim Umgang mit ihren Mitmenschen. Nicht umsonst wird sie von ihrem Kollegen „die Exorzistin“ genannt. Liebenswert kommt in ihrem Zusammenhang eher nicht als Beschreibung zum Einsatz. Überhaupt entspricht ihr ganzes Erscheinungsbild nicht unbedingt der üblichen Vorstellung einer Kriminalkommissarin: dunkle Klamotten, dunkel geschminkte Augen, die Haut mit unzähligen Tattoos verziert. Trotzdem mag ich diese Ermittlerin. Sie ist hochintelligent, zielstrebig bei den Ermittlungen, kann umfangreiche Zusammenhänge erkennen. An Tatorten blendet sie jegliche Gefühle aus. Geht in den Analysemodus über. So kann sie selbst an grausigsten Tatorten nach Spuren suchen. Die Kollegen nennen sie deshalb gefühlskalt. Für mich ist das eher Selbstbeherrschung. Aber Klara besitzt auch Humor – trockenen Humor. Z.B als sie ihrem Ärger und ihre Abneigung gegenüber dem ihr zugewiesenen Praktikanten Oliver Paulsen Luft macht, indem sie ihm den Spitznamen Oli P. verpasste, fand ich super. Mir hat diese Ermittlerin wesentlich besser als im ersten Teil gefallen.
Dieser Krimi bleibt bis zum Ende spannend und diesen Täter hätte ich nie erwartet. Hoffentlich gibt es noch weitere Krimis bei denen Klara Frost ermitteln darf. Ich kann das Buch guten Gewissens 100%ig allen Krimi-Fans weiterempfehlen und vergebe 5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 08.05.2019
Slimani, Leïla

All das zu verlieren


ausgezeichnet

Adèle arbeitet für eine Pariser Tageszeitung, hat einen fleißigen Ehemann, einen kleinen Sohn. Alles könnte bestens sein – wenn Adèle damit zufrieden wäre. Aber das ist sie nicht. Immer wieder muss sie sich sexuell neu erfinden, neu empfinden, stärker empfinden und schreckt dabei auch vor Selbstzerstörung nicht zurück.
Das Buch habe ich in einem Rutsch durchgelesen. Meine Empfindungen dabei waren sehr wiegespalten gegenüber Adèle. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum macht sie das? Warum tut sie sich und ihrer Familie das alles an? Bis ich akzeptiert habe, dass sie krank, besser gesagt süchtig ist. Nicht nach Drogen, sondern nach der Befriedigung durch Sex in allen nur denkbaren Ausprägungen. War ich anfangs über Adèle noch entsetzt, tat sie mir später irgendwie auch leid. Besonders als ihr Mann hinter ihr Geheimnis gekommen ist und sie auf den neu erworbenen Anwesen isoliert, versucht hat heile Familie zu spielen. Der gehörnte Ehemann, Richard Robinson, hat mir nicht wirklich leidgetan. Denn in meinen Augen hat er seiner Frau und seiner Familie viel zu wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht. Sonst hätte es nicht so weit kommen können. Geld ist halt nicht alles. Der Arzt Richard empfindet seine Frau als Kranke ohne Symptome. Ich denke, das trifft es ziemlich genau.
Der Erzählstil der Autorin lag mir sehr. Es wechselten in den Kapiteln Rückblenden mit Gegenwart sprunghaft hin und her, was ich als äußerst passend zu dem sprunghaften (im wahrsten Sinne des Wortes) Leben von Adèle fand. Wer dieses Buch liest, sollte allerdings nicht allzu prüde sein. Denn Begriffe wie gekaufter Stecher bringen im Buch die Vulgarität Adèles gepaart mit Einzelheiten zu ihren Ausschweifungen sehr anschaulich und treffend zum Ausdruck. Ich habe mich mit diesem Buch wunderbar unterhalten gefühlt und somit gibt’s von mir 5 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.05.2019
Eyssen, Remy

Mörderisches Lavandou / Leon Ritter Bd.5


sehr gut

Der Trubel der Sommermonate ist vorbei, kaum verirrt sich mehr ein Tourist in diese malerische Gegend. Jetzt genießen die Einwohner von Lavandou ihre Ruhe – bis: auf dem Trottoire ein abgetrennter Fuß gefunden wird. Wenig später wird dann auch die dazugehörige Leiche gefunden wird. Wieder ermitteln Isabelle als stellvertretende Polizeichefin und Leon Ritter als Pathologe gemeinsam und bald stellt sich heraus, dass es sich um einen Serientäter handelt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt….
Auch dieser Krimi von Remy Eyssen ist wieder sehr unterhaltsam. Er lebt von der lebendigen Beschreibung der Charaktere wie auch der Gegend um Lavandou. Da gibt es den selbstherrlichen Polizeichef Zerna. Der sich stets vor unangenehmen Dingen drückt, dann lieber Isabelle vorschickt, aber die Lorbeeren immer sich an den Kragen heftet. Oder der etwas tollpatschige Didier, der stets mit der Tür ins Haus fällt, bei dem Intelligenz und Einfallsreichtum nicht zu seinen Stärken zählen. Ja wer solche Kollegen hat, der braucht sich um die Aufklärungsquote keine Sorgen mehr zu machen

Bewertung vom 02.05.2019
Baldvinsson, Karin

Das Versprechen der Islandschwestern


sehr gut

Pia kommt der Bitte ihrer Oma Margarete nach und reist mit ihr nach Island zu deren Schwester Helga. Die beiden Schwestern Helga und Margarete hatten sich 1949, um dem zerstörten Deutschland und dem Hunger zu entgehen, für 1 Jahr als Landarbeiterinnen in Island verpflichtet. Helga blieb dort, während Margarete wieder nah Lübeck zurückkehrte. Zwischen den beiden Schwestern herrschte Funkstille über 60 Jahre. Doch nun möchte Margarete sich noch einmal mit ihrer Schwester treffen, die bald ihren 90. Geburtstag feiert.
Pia, die noch immer Auseinandersetzungen mit ihrem Exmann wegen der Erziehung ihrer gemeinsamen Tochter Leonie austragen muss und auch mit Leonie so einige Probleme hat, sieht diese Reise als Change mit Leonie und auch sich selbst wieder ins Reine zu kommen….
Der Schreibstil der Autorin ist sehr einfühlsam. Es gelingt ihr auch sehr gut die Natur Islands, die Wetterwenden, die Dunkelheit in der langen Winterzeit, wie auch die Gastfreundschaft der einheimischen Bevölkerung zum Ausdruck zu bringen. Wenn ich ehrlich bin, hat mich das Buch neugierig auf dieses Land gemacht.
Was mich nicht so überzeugt hat, waren die Beschreibungen zu den Charakteren der Hauptfiguren. Ich denke da z.B. an Pia, die ewig zweifelnde, alles wertende und unschlüssige junge Frau. Klar ist sie durch die Scheidung und den nachfolgenden Ärger mit ihrem Ex schon arg gebeutelt. Aber muss man sich davon abhalten lassen wieder Freude und neues Glück zu finden. Da kam mir ihre Tochter Leonie wesentlich fester im Leben stehend vor.
In meinen Augen ist bei diesem Generationsroman der Streit zwischen den Helga und Margarete, der jahrzehntelange Groll Margaretes, etwas zu kurz gekommen. Wobei ich sagen muss, dass der Grund der alleinigen Rückreise von Margarete schon vorhersehbar war. Von den beiden war mir Helga ans Herz gewachsen. Freundlich, auf die Menschen zugehend, mitten im Leben stehend und mit fast 90 voller Tatendrang. Gerne hätte ich Helga persönlich kennengelernt. Auch wenn sie vom Leben gebeutelt wurde, hat sie so viel Herzwärme, so viel Liebe zu geben, dass man sie einfach gernhaben muss. Ich habe mich mit dem Buch gut unterhalten gefühlt und vergebe daher 4 Lese-Sterne.

Bewertung vom 01.05.2019
Dicker, Joël

Das Verschwinden der Stephanie Mailer


gut

In Orphea, einer amerikanischen Kleinstadt werden 4 Menschen ermordet. Jetzt, nach 20 Jahren, stellen sich Zweifel ein, ob der damals Verurteilte wirklich der Täter war. Denn Stephanie Mailer, die Fragen zu den damaligen Morden und eigene Nachforschungen dazu anstellt, verschwindet spurlos. Schnell wird der Polizei klar, dass ihr Verschwinden in direktem Zusammenhang zu ihren Recherchen steht. Und so beginnen 20 Jahre danach die gleichen Ermittler Stephanie zu finden und ihre damaligen Ermittlungsergebnisse im Vierfachmord zu hinterfragen…
Anfangs (das erste Drittel) habe ich mich mit dem Buch spannend unterhalten gefühlt. Da wechseln sich Schilderungen aus der Ermittlung in der Gegenwart mit Schilderungen zu den damaligen Ermittlungen ab. Dabei wird gegen Ende der Kapitel immer eine Frage offengelassen oder Zweifel gesät, so dass es spannend ist weiterzulesen. Aber mit steigendem Lesefortschritt, treten immer mehr Personen in die Handlung ein, immer neue Fälle werden im Buch aufgezeigt, so dass das Ganze ausufernd wird und sehr konstruiert wirkt. Da geht es schlussendlich nicht mehr nur um die Aufklärung der Morde, nein da kommen auch noch Korruption, Waffenschieberei, Ehebruch, Erpressung … zum Tragen. Meine Lesefreude kam fast zum Erliegen, als dieser ehemalige Polizist aus Orphea, Kirk Harway, ins Spiel kam. Ein intellektuell nicht sehr hoch ausgestatteter Ex-Polizist, der als verkappter Autor und Regieführer nun unbedingt sein „Meisterwerk“ aufführen will. Oder dieser selbstherrliche Kritiker, Meta Ostrowski. Das war mir dann irgendwann alles zu viel. Da habe ich dem Autor die Geschichte nicht mehr abgenommen und fand sie nur noch konstruiert und zäh zu lesen. Somit gibt’s von mir auch nur 3 Lese-Sterne.

Bewertung vom 23.04.2019
Carsta, Ellin

Das bedrohte Glück / Die Hansen-Saga Bd.3


gut

Auch wenn das Lesen der ersten beiden Teile schon etwas länger her ist, so ist es mir dich leichtgefallen mich bei der Familie Hansen „einzuleben“. Ja diese Familie hat es in sich. Jeder hat seine Geheimnisse und Sehnsüchte….
Den Anfang dieses dritten Teils der Hansen-Saga habe ich als langsames Dahinplätschern von Schilderungen und Ereignissen empfunden. Doch mit der Anzahl der gelesenen Seiten steigt auch die Dramatik in diesem Buch. Allerdings fehlt mir bei den Figuren die intensive Beschreibung ihrer Gefühle, ihrer Empfindungen. Auch wenn Luise ihren Tatendrang was ihre Arbeit im Kontor betrifft, kaum bremsen kann, hat sie privat schere Entscheidungen zu treffen. Dabei erscheint sie mir anhand der Beschreibungen aber eher unglaubhaft. So ganz nehme ich Luise ihre Gewissenbisse/Zweifel nicht ab. Auf der einen Seite ihre hingebungsvolle Arbeit im Kontor zum Wohle des Familienunternehmens und auf der anderen ihre Fluchtpläne nach Kamerun in eine ungesicherte Zukunft. Das passt nicht wirklich zusammen.
Die beiden vorherigen Teile fand ich wesentlich besser – weil glaubhafter geschildert. Da aber noch so viele Fragen offenbleiben (z.B. wie Elisabeths und Richards Rache aussieht) bleibt abzuwarten, ob mich der 4. Teil wieder mehr überzeugen kann. Von mir gibt es für den 3. Teil 3,5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 23.04.2019
Zeiss, Ella

Von Hoffnung getragen / Tage des Sturms Bd.2


ausgezeichnet

Nachdem ich den ersten Teil „Wie Gräser im Wind“ verschlungen habe und äußerst begeistert war, hat sich dieses Gefühl bei dieser Fortsetzung wiederholt. Denn die tragische Geschichte der Familien Pfeiffer und Scholz, die als Russlanddeutsche den Schikanen und der Willkür der Sowjetregierung und deren Vertretungen ausgeliefert sind, wird auch im zweiten Teil eindrucksvoll geschildert. Bespitzelungen stehen noch immer an der Tagesordnung, Wahrheitssuche bei Verleumdungen sucht man vergeblich. Wenn ein Leichnam nur noch als Körper bezeichnet wird, dann bringt dies sehr deutlich die Menschenverachtung in der Gesellschaft zum Ausdruck.
All das schildert Ellen Zeiss so glaubhaft und einfühlsam, dass meine Emotionen beim Lesen immer höher stiegen. Herbert war für mich ein Graus. Man merkt beim Lesen, wie stark die Autorin von dieser, ihrer Familiengeschichte, selbst berührt ist.
Auch mich hat im zweiten Teil wieder beeindruckt und stark berührt, wie duldsam diese Menschen ihr ungerechtes Schicksal getragen haben. Herausragend aus allen war in meinen Augen Anna, die ich für eine unglaublich starke Frau halte. Trotz der körperlich harten Arbeit verzagt sie nicht, sieht immer noch etwas Positives in der eigentlich trostlosen Situation und versucht Yvo Zuversicht zu vermitteln und auch unter den kärgsten Bedingungen so etwas wie Heimeligkeit entstehen zu lassen. Aber auch Harry ist ein bewundernswert gradliniger, ehrlicher Mensch.
Im Nachwort schreibt Ellen Zeiss, dass sie Stolz ist innerhalb von zwei Jahren dieses Buch geschrieben zu haben. Da gibt’s von meiner Seite nur eine Antwort: zu Recht!
Auch wenn dieser zweite Teil mich streckenweise wieder sehr traurig gemacht, hat er mich dennoch wunderbar unterhalten. Darum gibt’s von mir 5 Lese-Sterne und eine 100%ige Leseempfehlung.
TIPP: beide Bücher unbedingt in Reihenfolge lesen.